Farbcnwechsel bei den CVephalöpdden und bei den Chamäleonen. 197 zwar niclit lebend im gewöhnlichen Sinne des Wortes, aber doch noch in reizbarem Zustande zu senden. Dieses Thier hatte den Weg vom Postamte in Triest bis in meine Wohnung in vier und dreissig Stunden zurückgelegt,' und, obgleich ich noch zwei Stunden auf hin reichendes Tageslicht warten musste, so konnte ich selbst nach dieser Zeit mittelst des Magnet-Elektromotors nicht nur die Muskeln zur Zusammenziehung bewegen, sondern auch einen localen Farben wechsel hervorbringen, indem sich hellere Stellen, wenn sie mit den Elektroden berührt wurden, dunkler färbten. Rudolf Wagner 1 ) zeigte zuerst, wie dieser Wechsel durch eine Ausdehnung der rotlibraunen Chromatophoren der Thiere hervorge bracht wird, und Emil Harless 3 ) erläuterte dies auf Untersuchun gen an Loligo getiitzt dahin, dass die Chromatophoren durch eigene contractile Fasern, welche an ihre Wand angeheftet sind, auseinander gezerrt werden. Ich habe diese Fasern an meinem Thiere nicht wahr genommen, zweifle aber desshalb nicht, dass sie auch hier vorhanden waren, indem die Art, wie die Chromatophoren ihre Form veränder ten, dies sehr wahrscheinlich macht. Im passiven Zustande 'waren sie kleine schwarze sphäroidische Massen, im activen flache Schollen von bedeutender Ausdehnung, in welchen das nur in dünner Schichte ausgebreitete Pigment im durchfallenden Lichte mit schönpurpurbrau ner Farbe erschien. Der Umriss der von oben gesehenen Schollen war polygonal und die Ecken des Polygons oft in Spitzen ausgezogen, während die Seiten desselben concav waren. Wenn man ausserdem sah, dass sich an die cöncave'n Seiten auch concave Flächen anlegten, so musste man es für sehr wahrscheinlich halten, dass an den Ecken des Polygons Kräfte wirkten, welche es nach verschiedenen Richtungen aus einander zerrten. Wahrscheinlich zeichnen sich die contractilen Fasern hei Oetopus weniger vor dem übrigen Gewebe aus als bei Loligo, so dass man nur durch ihre Bewegungen aufmerksam auf sie wird, die ich nicht beobachten konnte, da die Reizbarkeit des Thieres nicht mehr so gross war, dass die Chromatophoren sich noch an ausgeschnittenen Haut- *) Ueber das Farbenspiel, (len Bau der Chontatophoren und das Athmen der Ceplialopodon. Isis 1833 , S. 159. — Ueber die merkwürdige Bewegung der Farbenzellen der Cepkalopoden und über eine muthmasslich neue Reihe von Bewegungsphänomenen in der organischen Natur. Wiegmann’s Archiv 1841. I, S. 35. ~) Erichson’s Archiv für Naturgeschichte. XII. Jahrg. (1846.) 1. Hft. S. 34.