433 Das w. M., Hr. Prof, Rochledcr in Prag-, übersendet nachstehende Abhandlung: ,,U n t e r s u c h u n g der W u r z e 1 der Rubia tinctorum.” I. Abtheilung. Wenige Pflanzen sind so oft Gegenstand der Untersuchung gewesen, wie die Färberröthe. Bei meiner Arbeit über die Familie der Rubiaceen glaubte ich nichts desto weniger, die Untersuchung wieder aufnehmen zu müssen. Es waren noch hie und da Lücken auszufüllen und einige Wiedersprüche in den Angaben Anderer zu erklären. In dieser ersten Abtheilung will ich die .Stoffe abhandeln, welche keine eigentlichen Farbstoffe, das heisst, in der Färberei ohne Anwendung sind. Auf die Farbstoffe selbst komme ich in einer eigenen Abhandlung später zurück. Mein Augenmerk war hauptsächlich darauf gerichtet, bei der Abscheidung der verschiedenen Stoffe die Anwendung kräf tiger Agentien ganz zu vermeiden, durch die eine Zersetzung der ursprünglichen in der Pflanze enthaltenen Stoffe herbeigeführt werden konnte. Bevor ich zur Beschreibung der gemachten Versuche über gehe, bemerke ich nur, dass die Wurzel, die ich in Arbeit nahm, aus dem Orient stammte, aus Smyrna über Wien bezogen war. Sie bestand aus mehrere Zoll langen Stücken, deren Aussehen zeigte, dass sie keiner wie immer gearteten künstlichen Behand lung unterworfen worden war, die Veränderungen der Bestandteile hätte bewirken können. In einem Kessel wurde Wasser zum Sieden erhitzt und die zerschnittene Wurzel in kleinen Mengen nach und nach einge tragen. Dadurch war man gesichert, dass keine Art jener Zer setzungen vor sich gehen konnte, die unter dem Namen von Gäh- rung begriffen werden. Man erhält auf diese Weise eine rothgelbe Flüssigkeit, die durch ein feines »Sieb von den Wurzelstücken getrennt wurde. Mit einer Lösung von neutralem essigsauren Bleioxyd in Wasser versetzt, gibt dieses Decoct einen violetten Niederschlag, der sich aus der heissen Flüssigkeit schnell absetzt, die über-