183 Das wirkliche Mitglied, Herr Professor Brücke, machte hierauf noch folgende Mittheilung: Bekanntlich nahm man früher allgemein an, dass sich die Primitivncrvenröhrcn niemals verzweigen, und auf diese Annah me gründeten sich verschiedene Theorien, welche man sich über die Wirkungsweise des Nervenagens gebildet hatte. Indes sen sind in neuerer Zeit Verzweigungen der Primitivnervenröhren mit Entschiedenheit nachgewiesen worden. Die betreffenden Be obachtungen beziehen sich theils auf solche Nerven, deren Na tur man nicht mit Bestimmtheit ermitteln konnte, wie die von Sch w a n n am Mesenterium der Frösche und am Schwänze von Krötenlarven, und die von II e n 1 e und Kö 11 i k e r an den pacinischen Körperchen gemachten, theils auf motorische wie die von Joh. Müller und mir, theils auf elektromotorische wie die von Savi und von Rud. Wagner. Angaben über Theilungen an Primitiv nervenröhren, die man mit einiger Sicherheit als centripetal leitende ansprechen kann, besitzen wir nur von A. Hannover, welcher in der Nickhaut junger Vögel Nervenfasern sich in Aeste theilen und diese frei endigen sah. Es scheint mir desslialb folgende Beobachtung von Interesse, welche Herr Franz Rafael Molin aus Zara, der sich unter mei ner Leitung mit mikroskopischen Untersuchungen beschäftigt, neuerdings gemacht hat: In jede der grossen Papillae fungifor- mes der Froschzunge tritt ein starkes Bündel von Nervenfa sern ein, welche in ihr sehr regelmässig geschlängelt von der Basis nachdem Gipfel hin verlaufen; oben angelangt, weichen sie plötzlich in Form eines Sternes auseinander und verzweigen sich in dichotomischen Theilungen sehr nahe unter dem die Pa pille bedeckenden Epitlielium. Es schien in einigen Fällen als ob jene Aeste nach sehr kurzem Verlaufe mit einer knopfförmi gen Anschwellung frei endigten; wer aber die Schwierigkeiten kennt, welche sich dem sicheren Aulfinden von Nervenenden in den meisten Fällen entgegenstellen, wird es begreiflich finden, dass sich über diesen Punct nicht alle Zweifel heben Hessen. Dass die sich hier verzweigenden Nervenröhren centripetal leitende sind, lässt sich aus dem Orte ihrer Endvcrtheilung schlies- sen, ob sie aber den Tast- oder den Geschmacksnerven ange- hören, bleibt zweifelhaft, da das in die Papille tretende Nerven-