SITZUNGSBERICHTE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE.
SECHSUNDZWANZIGSTEH BAND.
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
TN COMMISSION BEI KARL GEROLD’S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
1858.
SITZUNGSBERICHTE
DER
MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN
CLASSE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
SECHSUNDZWANZIGSTER BAND.
Jahrgang 1857.
(Äit 3 lartBn n. 26 ®oftlu.)
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD’S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
1858.
300000
C A
I N II A L T.
Seite
Sitzung vom 8. October 1857.
Stricker, Untersuchungen über die Papillen in der Mundhöhle der
Froschlarven. (Mit 1 Tafel.) 3
\f Oppel, Weitere Nachweise der Kössener Schichten in Schwaben und in
Luxemburg 7
\/ Rolle, Über einige an der Grenze von Keuper und Lias in Schwaben
auftretende Versteinerungen. (Mit 1 Tafel.) 13
/ Petzval, Bericht über dioptrische Untersuchungen. (Fortsetzung.) . . 33
Sitzung vom 15. October 1857.
\| Lorenz, Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung der
Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach, der
Enns und der Mur, oder im Pinzgau, Pongau und Lungau.
(Mit 3 Karten.) 91
Oeltzen, Argelander’s Zonen-Beobachtungen vom 15. bis 31. Grade
südlicher Declination in mittleren Positionen für 1850 0. (Erste
Abtheilung von 0 h bis 4 1 ') 151
^ Pohl, Über den Gebrauch des Thermo-Hypsometers zu chemischen und
phvsicalischen Untersuchungen. (Mit 1 Tafel.) 229
• Wcdl, Anatomische Beobachtungen über Trematoden. (Mit 4 Tafeln.) . 241
y Ditscheiner, Über die graphische Kreis-Methode. (Mit G Tafeln.) . . 279
Sitzung vom 22. October 1857.
VHeller, Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna. (Mit 1 Tafel.) . 313
\j Sachs, Über eine Methode, die Quantitäten der vegetabilischen Eigen
wärme zu bestimmen 32G
— Über die gesetzmässige Stellung der Nebenwurzeln der ersten
und zweiten Ordnung bei verschiedenen Dicotyledonen-Gattungen.
(Mit 2 Tafeln.) 331
* Rohm, Über Pendel mit Quecksilber-Compensation 345
\jUyrtl, Anatomische Untersuchung des Clarotes Heuglini 371
V Kner, Ichthvologische Beiträge. (Mit 9 Tafeln.) 373
\f Spitzer, Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen . . 449
^ — Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen
S
mit Coefficienten, die bezüglich der unabhängig Variablen von
der ersten Potenz sind
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften
Tabellarische Übersicht der Witterung in Österreich im Monate Juni 1857.
(Mit 1 Tafel.)
479
513
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE.
XXVI. BAND. I. HEFT.
JAHRGANG 1857. — OCTOBER.
i
SITZUNG VOM 8. OCTOBER 18S7.
Fiiiigcsendctc Abhandlungen.
Untersuchungen über die Papillen in der Mundhöhle der
Froschlarven.
Angestellt im physiologischen Institute der Wiener Universität
von Salomou Stricker.
(Mit 1 Tafel.)
Die Froschlarven tragen in ihrer Mundhöhle eine ziemlich con-
stante Zahl von Papillen, welche an bestimmten Standorten einzeln
oder zu Paaren aufsitzen. Man braucht nur die Spitze einer feinen
Scheere in die Mundhöhle einzuführen, durch einen Schnitt die ganze
Schleimhaut derselben blosszulegen, und letztere mit einer Nadel ab
zustreifen , um sich zu überzeugen , dass die genannten Gebilde
Schleimhautfortsätze seien. Sie erheben sich mit einem cylindrischen
oder etwas plattgedrückten Körper, um dann mit einer oder mehreren
abgerundeten Spitzen zu endigen.
Der durchscheinende und homogene Körper ist an seinem
unteren grösseren Abschnitte von einer einfachen Zellenlage beklei
det , an einem oberen Abschnitte werden diese Zellen gewöhnlich
massenhaft und pigmenthaltig. Weder durch Zusatz von Reagentien
noch durch Druck konnte ich dieselben ablösen. (Fig. t.)
Der untere Tlieil des Körpers ist der Untersuchung leicht zu
gänglich. Man findet in ihm eine Menge länglicher Kerne, welche
mit zwei fadenförmigen Fortsätzen und einem körnigen Inhalte ver
sehen sind , quer eingelagert, ausserdem zwei bis drei helle und
dünne Fäden von der Basis gegen die Spitze verlaufen.
1*
4
Stricker.
Die Form und das constante Vorkommen dieser Fäden, so wie
die an ihnen beobachtete Theilung machen es schon wahrscheinlich,
dass sie Nervenfasern seien. Zur Gewissheit wurde mir aber diese
Annahme dadurch, dass ich an einer unter der vordersten Hirnzelle
aufsitzenden Papille einen solchen Faden bis zu einem grösseren
Nervenbündel, welches längs eines Rathke’schen Balkens 1 ) verlief,
verfolgen konnte. Um mich über den Verlauf dieser Nervenfasern
durch die pigmentirten Stellen der Papille, und über deren Verhalten
an der Spitze aufzuklären, fand ich es am zweckmässigsten die
Präparate erst mit acidum acet. glaciale, und bald darauf mit Gly
cerin, dem etwas Natron beigemengt ist, zu behandeln.
Es zeigte sich alsdann, dass die Fäden an den genannten Stellen
sich vielfach theilen, und dann die einzelnen Ästchen theils bis hart
an die Spitze, theils nach den Seiten hinschicken. An diesen Stellen
angelangt hören sie mit ganz leichten Anschwellungen auf, nachdem
sie sich noch gewöhnlich in eine Endgabel aufgelöst haben. Die
zwei Zinken einer solchen Gabel pflegen so nahe an einander zu
liegen, dass sie mit den zwischen ihnen liegenden Körnchen einen
grösseren Kern täuschend nachahmen können. Ich kann übrigens
nicht leugnen, dass ich an manchen Stellen selbst nach den genaue
sten Beobachtungen solche Endkerne zu sehen glaubte.
i ) Ich habe mich des Ausdruckes Ra thke'sche Balken aus dem Grunde bedient, weil
ich mich von der Existenz derselben, ganz in dem Sinne wie sie Rathk e in seiner
Entwicklungsgeschichte der Natter schildert, auf das Bestimmteste überzeugen konnte,
und zwar mittelst einer Präparationsmethode, welche es mir nebst der Leitung des
Herrn Prof. Brücke möglich machten, die Entwicklungsgeschichte der Frosehlarven
mit viel grösserer Sicherheit zu studiren, als dieses bei der schwierigen Präparation
unter der Loupe möglich ist. Nachdem ich nämlich die Froschlarven durch einige
Tage in absolutem Alkohol aufbewahrt hatte, konnte ich dieselben in beliebig dünne
Scheibchen schneiden, welche schon nach Zusatz vom Wasser für die stärksten Ver-
grösserungen geeignet waren. Die weitere Behandlung mit Glycerin machte es aber
möglich, die einzelnen Organe oder deren Anlagen in Bezug auf Topographie lind
Structur gleichzeitig zu untersuchen.
Solche Schnitte, in drei auf einander senkrechten Ebenen am Kopftheile der
Larven geführt, waren es, welche mich überzeugten, dass die Schädelbasis derselben
von der Gegend der Gehörorgane bis nahe zum vorderen Ende des centralen Nerven
systems, mit Ausnahme zweier seitlicher, knorpeliger Balken, nur aus zwei Membranen
bestehe, deren untere die Schleimhaut der Mundhöhle, deren obere aber eine sehr
diinne, bindegewebige Anlage ist. Letztere setzt sich über die innere Seite des drei
kantigen , seitlichen oder Rathke’schen Balkens nach oben fort, um dann mit den
weichen Schädeldecken zu verschmelzen.
Untersuchungen über die Papillen in der Mundhöhle der Froschlarven.
Wer viele Froschlarven auf die beschriebenen Gebilde unter
sucht, wird gewiss auch solche finden, denen die pigmentirten Stel
len am oberen Abschnitte ganz fehlen, und sich nach Zusatz von Gly
cerin sehr leicht von dem Verhalten der Nervenendigung überzeugen
können. (Fig. 3.)
Ich habe ferner Beobachtungen über ein ähnliches Verhalten
der Hautnerven gemacht, und zwar an der Unterlippe der Frosch
larven. Diese besitzt nämlich an ihrem freien Rande eine einfache
Reihe von Papillen, welche über die Mundwinkel hinauf bis an die
Hornzähne der Oberlippe reichen.
Im Baue unterscheiden sich diese Papillen nicht wesentlich von
den in der Mundhöhle befindlichen. Sie besitzen einen den Haut
papillen des Menschen ähnlichen Körper, in welchen längliche Kerne
quer eingelagert sind, und ein darüber liegendes mehrschichtiges
Epithel. NachZusatz von acid.acet. glaciale und Glycerin konnte ich
beobachten, dass mehrere helleFädchen gegen die Spitze hinziehen,
wo sie gewöhnlich nach einmaliger Theilung in der schon beschrie
benen Weise ihr Ende erreichen. (Fig. 2.)
In Bezug auf B i 11 r o t h’s neueste Entdeckung über den Zusammen
hang der Nerven mit dem Epithel an den breiten Papillen der Frosch
zungen muss ich bemerken, dass sich mir durch die beschriebenen
Gebilde eine ähnliche Ansicht aufdrängte. Die Veranlassung dazu
gaben folgende Umstände: 1. dass die Endanschwellungen gewöhn
lich sehr oberflächlich liegen; 2. dass man nach leichtem Drucke
mit dem Deckgläschen nicht selten einen oder den andern Faden an
der Spitze frei in die sich abstreifenden Zellen herausragen sieht;
endlich 3. dass die Ästchen, welche nach der Seite hinzielen, in
dem das Gebilde umgrenzenden Saume ihr Ende erreichen. Dieser
Saum, der bei jeder seitlichen Ansicht zur Anschauung kommt, ist
aber offenbar nur der Ausdruck der sich deckenden Epithelialzellen.
Es erübrigt mir nur noch von der Function der beschriebenen
Gebilde zu sprechen.
Der Standort und der Nervenreichthum der Papillen an der
Unterlippe, so wie deren Zusammenhang mit der Cutis sprechen
klar dafür, dass wir es mit Tastpapillen zu thun haben. Sic müssen
die Nahrung vor ihrem Eintritte durch die Mundöffnung betasten, und
können bei der Beweglichkeit der Unterlippe selbst bei ihrer Auf
suchung behilflich sein.
ß Stricker. Unters, über die Papillen in der Mundhöhle d. Froschlarven.
Der Nervenreichthum der Schleimliautpapillen stellt es eben
falls ausser Zweifel, dass sie einer Empfindung vorstehen. Der Um
stand jedoch, dass zur Zeit ihrer höchsten Ausbildung noch kein
eigentliches Geschmacksorgan ausgehildet ist, und dass an der Stelle,
wo später die Zunge erscheint, zu jener Zeit breite mit den Papillen
gleichgebaute Schleimhautfortsätze vorhanden sind, legen den Ge
danken nahe, dass wir es hier mit einem provisorischen Geschmacks
organe zu thun haben. Mit dem Erscheinen der hintern Extremiläten
verkümmern sie allmählich und sind endlich im ausgebildeten Thiere
gar nicht mehr zu finden.
Erklärung der Abbildungen.
Figur i stellt eine Papille aus dem Boden der Mundhöhle hei 300 maliger
Vergrösserung dar.
a Nervenfaden,
b quergelagerte Kerne,
c Grenze zwischen dem pigmentirten und durchscheinenden Theile •
der Papille.
Figur 2 stellt eine Papille dar, welcher das pigmenthaltige Epithel gänzlich
fehlt. Vergrösserung 400 Mal.
a und b wie in Fig. 1,
d dunkler Saum durch das Epithel gebildet.
Figur 3. Zwei Papillen vom freien Rande der Unterlippe nach Behandlung
mit acid. acet. glaciale und Glycerin. Vergrösserung 330.
a und b wie früher.
rf Epithelialsaum der sich von einer Papille auf die andere ununter
brochen fortsetzt.
Stricker Untersuchungen über die Papillen in der Mundhöhle der Froscharten
Fiff. /.
0 |* p c I. Weitere Nachweise der Kössener Schichten in Schwaben etc.
7
Weitere Nachweise der Kössener Schichten in Schwaben und
in Luxemburg.
Von Dr. Albert Oppcl.
Der im letzten Jahre gemeinschaftlich von Hrn. E. Suess und
mir geschriebene Aufsatz hatte zum Zwecke, den Synchronismus
zweier entfernt liegender und unter verschiedenen Namen angeführter
Ablagerungen durch paläontologische Untersuchungen nachzuweisen.
Es wurde darin gezeigt, dass der im südwestlichen Deutschland an
der Grenze zwischen Keuper und Lias auftretende Sandstein (Bone-
bed-S andstein) dasselbe geognostische Alter besitzt, wie die in
Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg entwickelte Formations-
Abtheilung, welcher von den Geologen dieser Länder die Bezeichnung
„Kössener Schichten“ beigelegt wurde.
Diese beiden Entwickelungen bilden gleichsam zwei verschie
dene Typen, indem die eine als oberste Lage des Keupers sich von
Schwaben in westlicher Richtung durch Frankreich und England
ausbreitet, die andere dagegen in südöstlicher Richtung an einer
Reihe von Localitäten, meist enge verschmolzen mit den Bänken des
untern Lias, sich geltend macht.
Die Geologen Österreichs und der Schweiz haben ihre Kössener
Schichten nicht alleinan zahlreichen Punkten nachgewiesen, sondern
zugleich auch die paläontologischen Verhältnisse dieser Bildung
mit ausdauerndem Fleisse verfolgt, so dass diese noch vor Kurzem
wenig gekannte Ablagerung uns den Schlüssel für die Deutung der
organischen Reste gehen musste, weichein demBonebed-
Sandsteine Württembergs neuerdings aufgefunden wurden.
Die Geologen Österreichs und der Schweiz haben uns in diesem
Falle durch ihre paläontologischen Untersuchungen ausgeholfen und
Über die muthmassliehen Äquivalente der Kössener Schichten in Schwaben. Sit/.unjjs-
■ berichte der mathem. - naturw. Classe der kniserl. Akademie der Wissenschaften.
Btl. XXI, S. i»35, Juli 1856.
8
0 p p e 1.
uns durch ihre vorhergegangenen Beobachtungen die alsbaldige Bestim
mung der in Schwaben aufgefundenen Muschelfauna des Bonebed-
sandsteines ermöglicht.
Im südwestlichen Deutschland, in Frankreich und in England
ist zwar die geographische Verbreitung dieser Zone vielleicht mit
derselben Ausdauer verfolgt und zum Theile auch in die geognosti-
schen Karten eingetragen worden, allein die Kenntniss der organi
schen Einschlüsse beschränkt sich immernoch auf wenige locale Vor
kommnisse. Wir haben es uns desshalb zur Aufgabe zu machen, hier
einen Schritt weiter zu gehen und auf unserem, durch seine Gcsteins-
beschalfenheit weniger günstigen Terrain dieselben Aufschlüsse zu
erzwingen, durch welche die unermüdlichen Geologen Österreichs
und der Schweiz die Wissenschaft bereichert haben. Da wir das
Niveau dieser Zone im westlichen Deutschland, in Frankreich und in
England beinahe überall kennen, so ist die Aufgabe gelöst, sobald
wir die entsprechenden Versteinerungen aufgefunden haben werden.
Es handelt sich desshalb nur darum, das was in Württemberg in den
letzten Jahren bereits geschehen ist, auch in anderen Gegenden des
Westens auszuführen und hier die in Verbindung mit dem Bonebed
auftretenden Schichten zu untersuchen und die darin ausgesprochene
Zone der „Kössener Schichten“ paläontologiseh nachzuweisen.
Ich habe diese Aufgabe mehreren meiner geologischen Freunde
nahegelegt und habe auch in den letzten Wochen die erfreuliche
Nachricht erhalten, dass es einem derselben gelungen ist, in dem
Grossherzogthume Luxemburg, nicht allein das Bonebed zwischen
Lias und Keuper nachzuweisen, sondern auch in den unmittelbar
darunter liegenden Sandsteinen mehrere der bezeichnendsten Species
aufzufinden, welche die Muschelfauna unseres schwäbischen Bone-
bed-Sandsteines und somit auch der „Kössener Schichten“ charak-
terisiren.
Die Angaben, welche ich im Nachfolgenden über den Bonebed-
Sandstein Luxemburgs mache, sind die Resultate der Untersuchungen
meines Freundes R. v. Hövel, welcher im Juni dieses Jahres das
Grossherzogthum Luxemburg zum Zwecke geognostischer und palä-
ontologischer Forschungen bereiste und mir die gesammelten Notizen
sammt den mitgebrachten Belegstücken mittheilte. Es liess sich dar
aus das Folgende zusammenstellen. Die Bildung, welche im Grossher
zogthume Luxemburg zwischen den untersten blauen Kalkbänken des
Weitere Nachweise der Kössener Schichten in Schwaben etc.
9
Lias und den rothen Mergeln des Keupers entwickelt ist, besteht aus
weissen kieseligen und grauen kalkigen Sandsteinen, in deren oberen
Lagen häufig eine Arkose überhand nimmt, in welche dunkle Quarz-
körner, abgerollt und von verschiedener Grösse, eingebacken sind.
Diese obere Schichte schliesst bei Dahlheim zwei Stunden südöst
lich von der Stadt Luxe m b urg, die Knochenreste des Bonebeds
ein, welche zwar nicht so zahlreich als z. B. in Württemberg oder
an der Küste von Lyme Regis darin enthalten sind, sich aber den
noch leicht auffinden lassen. Unter dem von R. v. Hövel gesammel
ten Material konnte ich Sargodon tomicus Plien. Spliaerodus mini-
mus und Saurichthys ncuminatus Ag. (Zähne), und Gyrolepis teiiui-
striatus Ag. (Schuppe) erkennen. Unter dieser Knochenschichte,
welche wir als das hier ausgesprochene Bonebed zu betrachten
haben, finden sich in den kalkreichen,grauen,äusserst hartenBänken
von der Wolfsmühle bei EHin gen (% Stunde südlich von Dahl
heim) einzelne mit Versteinerungen ganz angefüllte Platten. Die
Schalen der Muscheln sind zwar erhalten, zum Theil aber sehr zer
drückt und dahei schwierig aus dem harten Gestein zu befreien.
R. v. Hövel erkannte diese Muscheln an Ort und Stelle schon als
die Species der Kössener Schichten. Die Richtigkeit dieser Ansicht
bewies sich mir bei der Einzeluntersuchung der Erfunde, indem ich
folgende Arten bestimmen konnte:
Schizodus cloacinuft Quenst. sp.
Cardium Rhneticum M e r.
Avicula contorta Porti.
Mytilus minutus Gold f.
Pecten Valonicnsis D e f r.
Anomia sp. ind.
Mactra? sp. ind.
Natica sp. ind. (mit erhaltener Farbenzeichnung).
Ich halte diesen Fund des Bonebeds mit der darunter liegenden
Muschelfauna der Kössener Schichten in den Umgebungen von Lu
xemburg (Eil in gen und Dahlheim bei Mondorf) aus doppel
ten Gründen für wichtig. Einerseits wurde diese Zone als solche
von den Geologen Luxemburgs noch nicht nachgewiesen, denn die
charakteristischen Fossil-Einschlüsse findet man nirgends erwähnt.
Das nunmehrige Auffinden derselben bildet desshalb einen Beitrag
für die Paläontologie jenes Landes und wird auch zur Deutung des
10
0 p p e 1.
bis jetzt noch wenig gekannten, aber wahrscheinlich mit diesen Lagen
identischen Sandsteines („Gres de Martinsart“ D e wa 1 q n e) <) dienen.
Andererseits haben wir aber wieder einen neuen Boden gewonnen,
auf welchem eine höchst beachtenswerthe Zone in regelmässiger Rei
henfolge auftritt und wiederum durch dieselben organischen Reste
charakterisirt wird, welche wir in anderen entfernten Gegenden aus
den Schichten gleichen Alters kennen gelernt haben.
Ich füge hier noch einige Ergänzungen bei, welche sich durch
die Untersuchungen des ßonebed- Sandsteines in Württemberg
seit der Veröffentlichung der mit E. Suess gemeinschaftlich ge
schriebenen Notiz ergeben haben.
Diese Bildung war während des verflossenen Jahres stets ein
Gegenstand geologischer und paläontologischer Forschungen. Die
Zahl der darin aufgefundenen Arten von Mollusken beträgt nunmehr
schon 25, worunter verschiedene neue und interessante Species, von
welchen ich wenigstens eine hier erwähne, um spätere Verwechs
lungen zu verhüten. Wir haben in unserer Arbeit die Abbildung von
Anatina praecursor Quenst. sp. gegeben. Damals hatten wir nur
wenige Exemplare zur Verfügung, während ich seither 70—80 wei
tere Stücke untersuchte. Hier zeigte es sich nun, dass die in Bezie
hung auf ihre Dimensionen im Allgemeinen übereinstimmenden Ana-
finen des Bonebed-Sandsteines in zwei Species zerfallen, deren eine
durch unsere frühere Beschreibung (und Figuren) dargestellt wird,
während eine zweite Art durch constante Unterschiede davon abweicht.
Ich nenne letztere Anatina Suessi. Sie ist nicht weniger häufig als
An.praecursor und findet sichmit derselben in den Sandsteinen unge
fähr 8 Fuss unter dem Bonebed zu Nürtingen, sowie in den ange
schwemmten Blöcken von Oberensingen. Die Unterschiede beider
Species bestehen bei gleicher Grösse der Exemplare in Folgendem:
Die Schalen von An. Suessi sind gewölbter, der Hauptkörper grösser,
die hintere Verlängerung aber verhältnissmässig um ein Gutes kürzer
als bei An. praecursor. An. Suessi trägt eine von den Wirbeln
gegen den Unterrand sich erstreckende deutliche Einbuchtung der
Schalen, dagegen läuft von den Wirbeln aus schräg rückwärts gegen
unten eine abgerundete Kante, welche den Hauptkörper der Schalen
von der Verlängerung abtrennt. Hinter dieser Erhöhung biegen sich
l ) Vergl. meine Arbeit „Die Jura-Formation“ S. 384 und 387.
Weitere Nachweise der Kössener Schichten in Schwaben etc.
11
die coneentrischen Falten um und wenden sich plötzlich gegen oben, in
dem sie mit ihrer seitherigen Richtung einen rechten bis spitzen Win
kel bilden. Der hintere Rand derMuschel klafft stark, was noch durch
eine schwache Umstülpung der Schalen gegen aussen vermehrt wird.
Muskeleindrücke und Manteleinschlag Hessen sich auf den san
digen Steinkernen nicht wieder erkennen, auch kann über das Schloss
nichts angegeben werden. Die Muschel gehört vielleicht zu dem
Genus Panopaea, da sie in verschiedenen Beziehungen Übereinstim
mung mit Panopaea dilatata Phil 1. sp. zeigt.
Unter den Wirbelthierresten des Sandsteines verdienen die lan
gen dünnen Knochen besondere Aufmerksamkeit, welche in neuerer
Zeit in mehreren Exemplaren gefunden wurden und welche sehr wahr
scheinlich einer Species von Pterodactylus angehören. Ich fand einige
dieserKnochen in den oberenLagen des Sandsteines zu Birkengehren.
Sie scheinen nicht selten zu sein und es lässt sich bei einiger Aus
beute jener Schichten wohl bald Bestimmteres über das Auftreten
dieses Genus im Bonebed-Sandstein erwarten.
Im verflossenen Jahre wurden noch einige weitere Localitäten
in Württemberg bekannt, an welchen die Äquivalente der Kössener
Schichten mit ihrer eigenthümlichen Fauna entwickelt sind. So tritt
derßonebed-Sandstein an der Halde vonKemnath, gegenüberder land-
wirthschaftlichen Akademie Hohenheim, unter den Schichten des Lias
auf. Das Bonebed ist deutlich vorhanden, mit demselben fand Herr Pro-
fessor Fleischer schon in früheren Jahren die muschelführenden
oberen Bänke des Sandsteines. Von ihm erhielt ich im letzten Winter
zahlreiche Exemplare, welche schon längere Zeit in der Sammlung
der k. Akademie aufbewahrt wurden und welche er mir gütigst zur
Einsicht übersandte. Schizodus cloacinus Quenst. sp., Mytilus
minutus Gold f., Cardium cloacinum Quenst., Cardium Rhaeticum
Mer., Avicula contorta Porti, und Pecten Valoniensis Defr.
kamen hier mit den Knochen und Zähnen des ßonebeds in derselben
Bank zahlreich vor.
Von den unteren Lagen des Sandsteines finden sich zu Ober
ensingen am linken Ufer des Neekar zahlreiche Blöcke angeschwemmt
auf secundärer Lagerstätte. Der Punkt, an welchem sie von dem
anstehenden Fels losgerissen wurden, Hess sich noch nicht genau
ermitteln. Die Stücke enthalten viele Versteinerungen, welche mit
den von Nürtingen beschriebenen völlig übereinstimmen.
12
0 pp el. Weitere Nachweise der Kössener Schichten in Schwaben etc.
Herr Bergrath von Alberti hatte die Freundlichkeit, mir einige
von ihm gesammelte Stücke aus dem Bonebed-Sandstein von Tübin
gen zur Besichtigung mitzutheilen. Das Gestein ist an dieser Loca-
lität sehr kalkhaltig, braust mit Säuren, besitzt eine weisse Farbe und
besteht zum Theil aus späthigen Partien. Neben den Zähnen,
Schuppen und Koprolithen des Bonebeds schliessen die Exemplare
auch die Reste von Mollusken ein, unter welchen Mytilus minutus
Goldf. und Cardium cloacinum zu erkennen waren. Doch enthielten
dieselben Gesteinsstücke noch zwei weitere Genera, von welchen
das eine an den übrigen Localitäten Württembergs im Bonebed-Sand
stein noch nicht aufgefunden wurde. Es waren mehrere Exemplare
einer der Cardinia Listeri nahestehenden Species, sowie die meh
rere Zoll grosse Schale einer Lima.
Ohne Zweifel lassen sich in den Tübinger Sandsteinen auch die
übrigen Species dieser Zone später noch nachweisen. Während schon
diese vereinzelten Thatsachen Grund genug geben, jene Localität
künftig genauen und weiteren Untersuchungen zu unterziehen, so
wird uns diese Aufgabe durch den Umstand noch näher gerückt,
dass dies derjenige Punkt ist, an welchem im südwestlichen Deutsch
land der Bonebed-Sandstein zuerst unterschieden und unter der Be
zeichnung „Versteinerungsreicher Sandstein von Tübin
gen“ zuerst in die Literatur aufgenommen wurde. (Vgl. v. Alberti,
1834, Monogr. des bunten Sandsteins , Muschelkalkes und Keupers,
S. 1S3.)
Fig. 1. Fig. 2.
Schliesslich mögen noch einige Bemerkungen über das Auftre
ten des Bonebeds im Eisasse folgen. Nach den Beobachtungen von
R. v. Hövel liegt zu Oberbronn (Bas Rhin) über den rothen Keuper
mergeln ein gelber Sandstein in einer Mächtigkeit von circa lOFuss.
Die oberste Lage des Sandsteines ist von den Zähnen und Knochen
des Bonebeds angefüllt. Mit denselben finden sich zahlreiche Abdrücke
von Muscheln, welche wohl Arten der Kössener Schichten entsprechen,
Holle. Über einige an (1er Grenze von Keuper und Lias auftr. Versteinerungen. \ 3
deren Bestimmung uns aber noch fehlt, da die Muscheln hier nicht
in der nöthigen Anzahl gesammelt wurden. Die Zahne und sonsti
gen Reste von Fischen aus dem Oberbronner Bonebed sind (klein
und schlecht. Hybodus minor, Saurichthys acuminatus, letzterer nur
in Form kleiner abgebrochener Zahnspitzen, Gyrolepis tenuistriatus
letzterer sehr häufig, ist Alles, was ich entdecken konnte. Ziemlich
in der Nähe über dem Bonebed folgen die untersten Kalkschichten
des Lias.
Über einige an der Grenze von Keuper und Lias in
Schwaben auftretende Versteinerungen.
Von Dr. Friedrich Rolle,
Assistent am k. k. Ilof-Mineralien - Cabinete.
Als einen der lohnendsten Punkte der heutigen paläontologi-
schen Forschung kann man jedenfalls die Untersuchung der zur Zeit
noch sehr wenigen Fossilien bezeichnen, welche die Fossilfauna der
Trias-, Lias- und Jura-Gebilde des nördlichen und mittleren Europa’s
mit den so abweichend von diesen entwickelten gleichalten Ablage
rungen der Alpen und der Mittelmeer-Gegenden verknüpfen. Die im
Julihefte 1856 der Sitzungsberichte erschienene Abhandlung „Über
die muthmasslichen Äquivalente der Kössener Schichten in Schwa
ben von Dr. Albert Oppel und EduardSuess“ eröffnete in dieser
Hinsicht einen neuen Weg zur Ermittlung der wahren Altersverhält
nisse unserer überhaupt in so vielen Punkten noch immer räthsel-
haften Alpenkalk-Gebilde. Die schwäbischen Fossilien, über welche
ich der geehrten Classe meine Beobachtungen vorzulegen mir erlaube,
schliessen sich unmittelbar jenen an, welche von den Herren Oppel
und Suess beschrieben wurden; sie gehören gleich diesen der schwer
zu deutenden Grenzregion zwischen oberem Keuper und unterem Lias
an, und versprechen mit ihnen zusammen einer späteren monographi
schen Bearbeitung der Kössener Fossilien wesentlich vorzuarbeiten.
Eine zweite Frage von hohem allgemeinen Interesse knüpft sich
ebenfalls an unsern Gegenstand, die Frage, wohin haben wir nach
dem jetzigen Stande unsererKenntnisse die Grenze zwischen Keuper
und Lias zu legen?" Die Gesichtspunkte, die man bei Beantwortung
einer solchen Frage einhielt, waren zu verschiedenen Zeiten unserer
Wissenschaft verschiedene. Eine ältere Schule, jetzt hauptsächlich
14
II o 1 1 e. Über einige an der Grenze von
durch Prof. Quenstedt zu Tübingen vertreten, bestimmte die
obere Grenze des schwäbischen Keupers vor allem nach rein petro-
graphischen und in Folge dessen auch orographischen Momenten.
Das plötzliche Auflagern einer Gesteinsart über einer andern, das
plötzliche Auftreten einer gewissen Färbung statt einer andern
bisher herrschend gewesenen, das massenhafte Erscheinen orga
nischer Reste an Stellen, unterhalb deren Mangel an solchen
gewesen , eine Veränderung in der heutigen Oberflächengestaltung
des Landes in Folge des Erscheinens einer festen, Boden-Terrassen
und Wasserfälle erzeugenden festen Gesteinsschichte in einer sonst
aus vorwiegend lockeren und leicht zerstörbaren Gebilden bestehenden
Schichtenfolge; dies alles betrachtet Quenstedt als wesentliche
Ausgangspunkte für Feststellung der Formationsgrenzen. Jeder, dem
es vergönnt war, unter Quenstedt's Führung die so ungemein
wechselvollen und fossilreichen Flötzgebilde Württembergs studiren
zu können und seiner vielfachen und zuvorkommenden Unterweisung
sich zu erfreuen, wird anerkennen, von welchem hohen Werthe jene
rein geognostischen Momente für die klare Auffassung der in Würt
temberg entwickelten Verhältnisse sind und bleiben müssen. Aber
man muss auch anerkennen, dass ihre Bedeutung eine vorwiegend
örtliche, zunächst nur für Württemberg und die angrenzenden Ge
genden massgebende ist, und dass die von den örtlichen und Gesteins
verhältnissen absehende Deutung und Abwägung des stratigraphi
schen Werthes der organischen Einschlüsse ein weit wichtigeres
und für die Vergleichung der Formationen verschiedener Länder —
namentlich wenn man die alpine Facies unserer Flötzgebirge mit
hereinzieht — allein entscheidendes Moment ist. In dieser Hinsicht
muss man den Verdiensten Plieninger’s um Feststellung des rein
paläontologischen Werthes der einzelnen Schichten des schwäbischen
Keupers, zumal in Bezug auf die Zeit ihres Erscheinens (1843) alle
Anerkennung zollen 1 )- Durch Verfolgung dieses Weges allein ist
man im Stande, die durch Beobachtungen in dem geognostisch so
reich ausgestattetenSüdwesttheile Deutschlands gewonnenen Kennt
nisse fruchtbringend auf die Lösung der mancherlei unsere Alpen
kalk-Gebilde betreffenden Fragen anzuwenden.
Herrn, v. Meyer und Th. P I i e n i n g e r, Beitrüge zur Paläontologie Württembergs.
Stuttgart 1844.
Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen.
15
Die beiden an der Grenze von Keuper und Lias gelegenen
Schichten, in welchen die Herren Oppel und Suess Fossilien des
Kössener Alpenkalkes entdeckten und diejenige, deren Einschlüsse
mich zu dieser Mittheilung veranlassten, liegen der verticalen Folge
nach nahe beisammen und können daher nur wenig im Alter von ein
ander abweichen. Jene beiden treten in einem festen Sandsteine auf
(Quenstedt's „gelbem Keupersandstein“) *); sie schliessen sich
also, wenn man nach rein geognostischem Gesichtspunkte urtheilt, —
d.h. auf die hlosse petrographischeNatur hin, abgesehen von paläon-
tologischen Charakteren — zunächst dem oberen Keuper an; jene
dritte aber, von der weiter unten die nähere Beschreibung folgen
wird, ist kalkig und schliesst sich ihrerseits als pefrographisch dem
darauf folgenden untersten Liaskalk, nämlich der Psilonoten-Bank
(Schichte des Ammonites planorbis S o w.) schon enge an. Die
fossilen Mollusken beider Regionen sind — wie das bei zwei im
Alter nahe stehenden, aber petrographisch abweichenden Schichten
oft genug beobachtet wird — verschieden. Die Fischreste dagegen
scheinen beiden gemeinsam zu sein und während erstere in beiden
Regionen ausgezeichnet Basischen Charakter bieten, weisen letztere,
wie zuerst Agassiz an den anfänglich nur aus England bekannt
gewordenen Resten nachwies, mehr auf die Trias hin.
Es ist schon aus Quenstedt’s und Pli eninger’s Arbeiten hin
reichend bekannt, dass in Württemberg bereits mit dem Erscheinen
des weissen Keupersandsteines (Stubensandstein) ein merklicher
Gegensatz gegen die tieferen Glieder der Trias beginnt, noch mehr
aber mit dem auf die oberste Schichte von rothem Keupermergel
folgenden „gelben Keupersandstein,“ wo selbst schon wesentliche
petrographische Gegensätze im Vergleich zu den tieferen Schichten
sich geltend machen, Unterschiede, die indessen doch nicht bedeutend
genug waren, um nach rein geognostischem Gesichtspunkte zu einer
Abtrennung der betreffenden oberen Glieder von den übrigen Trias
gebilden führen zu können. Bringen wir nun den Charakter der
in jenen oberen Schichten enthaltenen Fossilien auch in Rechnung,
so werden die angedeuteten Gegensätze dadurch noch bedeutend
gehoben. Die Labyrinthodonten-Reste, die vom bunten Sandstein an
bis zu den untern Keuperschichten — bis zum grünen Sandstein von
) Que ns teilt, Das Flötzgebirge Württembergs. Tübingen 1853, Seite 109—113.
16
Rolle. Über einige an der Grenze von
Stuttgart — bezeichnend auftreten, die Mollusken des Muschelkalkes
und der Lettenkohle, die reiche Flora der Lettenkohle und des Stutt
garter Sandsteines sind bereits mit dem ersten Beginne des weissen
oder Stubensandsteines verschwunden und nur spärlich durch andere,
fast ohne Ausnahme der tieferen Trias fremde Thier- und Pflanzen
formen ersetzt, deren Auffindung und Erforschung nur sehr langsam
und allmählich vorschreitet. Namentlich erscheinen denn nun im Gebiete
des sogenannten gelben Sandsteins jene, erst neuerlich durch die
Arbeiten von Quenstedt 1 ), Oppel und Suess bekannt gewor
denen, zum Theile mit den Kössener Schichten der Alpen gemeinsamen,
zum Theile der Keuper- und Lias-Grenze verschiedener Länderange
hörenden Schalthier-Arten Ccirdium rhaeticum Mer., Peden valo-
niensis Defr., Avicula contorta Porti, u. s. w. und zugleich mit
ihnen die merkwürdige von Fischresten erfüllte, hauptsächlich von
Prof. Plieninger untersuchte Liasgrenzbreccie, das Bonebed der
Engländer 3 ) und hierauf erst, mit der sogenannten Psilonoten-Bank
beginnend, der untere Lias mit seinem bekannten und für die geolo
gische Orientirung vollkommen ausreichenden Petrefacten-Reichthum.
Jene neuen Schalthierarten des obersten oder gelben Keuper
sandsteins, deren Beschreibung das Juliheft des Jahres 18S6 brachte,
liegen nach Dr. 0 p p e l’s Untersuchung theils 7—8 Fuss tief unter dem
Bonebed — so bei Nürtingen unweit Stuttgart — theils nahe
damit zusammen und zwar dicht über demselben ■— Nellingen,
Birkengehren u. a. 0.— Von zwölf der beiden schalthierführen
den Bänken eigenen Arten sind nur drei, höchstens vier gemeinsam.
Diesen beiden Vorkommen schliesst sich nun noch ein drittes an und in
ihm erscheinen abermals andere Fossilien, die hinreichend viel Inter
esse bieten, um die Vorlage dieser besonderen Mittheilung rechtfer
tigen zu können. Das fischführende Bonebed erscheint, wie schon
oben gelegentlich erwähnt wurde, hier nämlich als eine mehr oder
minder sandhaltige Kalkmasse; es führt neben zahlreichen Fisch
resten noch eine Anzahl Mollusken, die von denen der beiden andern
in Sandstein gelegenen Bänke vollkommen abweichen. Von neun
x ) Quenstedt: Der Jura. Tübingen 1856, S. 25—32.
2 ) Über das Vorkommen des Bone-bed zu Axinouth an der Küste von Dorsetshire
(England) bat Dr. Oppel ausführliche Nachrichten mitgetheilt (A. Oppel, die
Juraformation Englands, Frankreichs u. s. w. Stuttgart 1856, S. 20—22).
Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen.
17
dieser Mollusken-Arten des kalkigen Bonebeds sind drei oder vier
mit solchen anderer Schieliten des unteren Lias identisch, die übrigen
neu. — Ich glaube der erste gewesen zu sein, der unter Nachwei
sung sicherer Lias-Mollusken im Bonebed dieses zuerst mit Bestimmt
heit als eine Schichte des unteren Lias beanspruchte. Die Engländer
hatten allerdings ihr Bonebed von Aust-Cliff, Axmouth u. a. 0. von
jeher dem Lias beigerechnet, aber ohne den paläontologischen
Beweis dafür zu liefern und ohne die zuerst von Agassiz dagegen
gemachten Ein würfe widerlegen zu können. Ich kann mich in dieser
Hinsicht auf meine im Sommer 1852 gearbeitete und im August des
selben Jahres der philosophischen Facultät der Universität Tübingen
unter dem Referat von Herrn Prof. Dr. Quenstedt vorgelegte Inau-
gural-Dissertation „Versuch einer Vergleichung des norddeutschen
Lias mit dem schwäbischen. Homburg vor der Höhe, 1853“ bezie
hen (Seite 7 bis 8).
Es wurden nämlich im Sommer 1852 am sogenannten „Ely
sium“ auf der Waldhäuser Höhe unweit von Tübingen beim
Umroden eines Stück Landes grosse Mengen von Bonebed-Blöcken
zugleich mit solchen von gelbem Keupersandstein und grauem Psilo-
notenkalk zu Tag gefördert und ich hatte Gelegenheit von den Fossi
lien des Bonebeds hier eine ziemlich reiche Auslese zu halten. Anste
hend sah man an der betreffenden Stelle allein nur den rothen
Keuper-Letten; auf ihm lagert der gelbe Sandstein, welcher nach
Dr. 0 p p e l’s Beobachtung auf der Waldhäuser Höhe überhaupt 8 Fuss
Mächtigkeit erreicht. Über diesem Sandstein, der von Fossilien hier
nichts als einige Spuren undeutlicher PHanzenreste urnschliesst und
unter der Psilonotenbank dürften nun jene beim Anroden zu Tage ge
kommenen Blöcke des Bonebeds zwischeneingelagert gewesen sein;
die Mächtigkeit der letzteren Schichte scheint nicht mehr als höch
stens 4—5 Zoll betragen zu haben.
Das Bonebed erscheint hier als eine feste gröbliche, dunkel
graue Conglomerat-Masse von grauem kalkigem Bindemittel; es ent
hält hirse- bis pfefferkorngrosse, grauliclnveisse, abgerundete Quarz
körner, stellenweise vielen hellgrauen Kalkspath, dann zahllose, theils
wohlerhaltene, theils bis zur völligen Unkenntlichkeit abgerollte
schwarze, glänzende Fischzähne und Fischschuppen, so wie auch
häufig Koprolithen; endlich einzelne wohlerhaltene, y a bis 1 Zoll
Grösse erreichende Mollusken- und Anneliden-Schalen. Die Mollusken
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. ßd. I. Hft.
2
18
Rolle. Über einige an der Grenze von
scheinen um so häufiger aufzutreten, je mehr im Gestein der kal
kige Teig vorherrschend wird; werden statt dessen aber die Sand
körner häufiger, so pflegen gewöhnlich nur Fischreste sich zu
zeigen.
Unter den Mollusken erkannte ich schon 1852 den seltenen
und interessanten Am. Hagenowi Dunk er (Am. psilonotus laevis
nach Quenstedt), eine sonst nur aus dem untersten Lias von
Norddeutschland bekannte und hier allein nur mit echt liasischen
Schalthierarten vorkommende Form, welche jeden Gedanken an eine
Beiziehung des Bonebed’s zur Trias ausschliesst. Auf diesen Fund
gestützt sprach ich mich schon 1852 in meiner Dissertation mit Be
stimmtheit dafür aus, dass, wenn auch die Fischreste des Tübinger
ßonebed’s noch sehr an solche der Trias erinnern mögen oder selbst
zum Theile nicht einmal von solchen der Trias specifisch zu unter
scheiden sind, doch die Mollusken derselben Schichte auf unteren
Lias deuten und dass man hiernach nicht mehr Anstand nehmen könne,
das Bonebed entschieden dem Lias als unterste Bank zuzuzählen. Ich
war um so mehr zu dieser Folgerung berechtigt, als eine Verglei
chung von Schichten auf Grundlage von Mollusken, zumal Ammoni
ten, in der Regel weit sicherere Schlüsse gewährt, als eine solche nach
blossen Fischzähnen oder Schuppen, und als auch im untersten Lias
von Halberstadt Prof. Dunker Fischzähne fand, zwei Hybodus-
Arten, die er nur mit solchen des Bonebeds und der oberen Trias ver
gleichen konnte und die aus höheren Liasschichten bis jetzt noch
nicht bekannt sind. Die 1856 von den Herren Oppel und Suess ver
öffentlichte Arbeit hat inzwischen noch weiter beigetragen, den soge
nannten obersten oder gelben Keupersandstein nebst dem Bonebed
in paläontologischer Hinsicht dem unteren Lias mehr als dem oberen
Keuper zu nähern.
Ich wende mich nun zu der Aufzählung und Beschreibung der
von mir im Bonebed der Waldhäuser Höhe gesammelten Schalthiere
und bemerke, dass unter den mir vorliegenden Exemplaren keines
ist, welches nicht mit Fischresten zusammen in ein und demselben
GesteinsstUcke eingeschlossen wäre. Manche dieser Fischreste aber
sind, wie gezeigt werden soll, bestimmbar und solchen gleich, die
man sonst als bezeichnend für das von Agassiz als eine obere
Triasschicht erklärte und auch von den württembergischen Paläonto
logen bisher meist als solche festgehaltene Bonebed ansieht.
Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen.
19
1. Ammonites Hagenowi Dunk.
1847. Ammonites Hagenowi Dunk, in Dunk, und H. v. Mey. Paläonto-
graphica. I. Band, Cassel 1846—1851, S. 115, Taf. XIII, Fig. 22,
Taf. XVII, Fig. 2.
1853. Id. R o 11 e, Versuch einer Vergleichung des norddeutschen Lias mit dem
schwäbischen. Homburg 1853; S. 7 und 15.
Prof. D u n k e r hat aus dem untersten Lias *) von Halber stadt
und Quedlinburg, so wie auch von Exten bei Rinteln einen
flachseheibenförmigen und ziemlich,hochmündigen Ammoniten, der all
gemeinen Form nach dem Am. hecticus Rein, nicht unähnlich, aber
von einer auffallenden, einigermassen an die der Ceratiten erinnern
den Lohen- und Sattel-Bildung abgebildet. Die Herren Prof. Quen-
stedt und Dr. Oppel haben diesselbe ohne weitere Bemerkung dem
Am. planorbis Sow. (Am. psilonotus laevis Quenstedt) gleich-
gesetzt. Ich muss gestehen, dass es mir schwer wird, über diesen
Punkt eine feste Meinung zu behaupten, jedenfalls aber halte ich dafür,
dass man den Am. Hagenowi Dunk er, abgesehen von theoretischer
Deutung jedenfalls vorläufig vom echten Am. psilonotus Quenstedt
getrennt halten soll.
Im Jahre 1852 fand ich ein einzelnes Exemplar des Am. Hage
nowi, sehr nahe mit den beiden von Dunker ahgehildeten Halber
städter Exemplaren (namentlich mit Taf. XVII, Fig. 21) überein
stimmend, in der kalkigen Partie des Lias-Bonebeds der Wald
häuser Höhe bei Tübingen. Ich bemerkte in meiner Dissertation
darüber: „Es ist wahrscheinlich nichts anderes als Am. psilonotus
laevis Quenstedt. Diese drei Exemplare, die zwei von Halber
stadt und andern Orten in Norddeutschland abgebildeten und das
Tübinger Exemplar, zeichnen sich in ganz eigentlnimlicher Weise
durch eine auffallende, an die der Ceratiten erinernde Loben- und
Sattelbildung aus. Sie haben gleich den Ceratiten und der jugend-
lichenEntwickelungsstufe der Ammoniten ganzrandige Sättel und auch
noch sehr einfach gebildete Loben. Man könnte in ihnen auf embryo
naler Stufe stehen gebliebene Individuen des Am. psilonotus sehen.
*) Concinnen-Schichten, unterer Lias a, in Schwaben die Psilonoten- und Angulatenbank
zusammen begreifend.
2
20
Rolle. Über einige an der Grenze von
Ohnehin sind, wie es bis jetzt sich gezeigt hat, solche ceratitenartige
Individuen nie so gross, als die Psilonoten mit der normalen Loben-
und Sattelbildung zu werden pflegen.“ Gleichviel, wie dem nun auch
sei, man wird jedenfalls vor der Hand den Am. Hagenowi mit dem
psilonotus noch nicht zusammenwerfen dürfen.
Die beiden von Prof. Dunker abgebildeten Exemplare zeigen
einige Verschiedenheiten in der Höhe und Breite der Windungen und
der Form der Lobenlinie. Das Exemplar auf Taf. XIII ist sehr flach
zusammengedrückt, flacher als irgend ein anderer Ammonit des unteren
Lias; die Höhe der Windungen beträgt etwa das Dreifache der Breite
und die Sättel zeichnen sich durch besondere Breite aus; für die
Loben bleibt zwischen ihnen nur ein ganz ungemein enger Raum. Das
andere Exemplar (Taf. XVII) ist minder hochmündig, die Höhe der
Mündung beträgt nur das Doppelte der Breite; die Sättel sind bei
dieser Form schmäler, ihre Breite beträgt nur noch das Doppelte von
der der Loben. Bei beiden Exemplaren ist die ausserordentlich
geringe Zähnelung der Lobenlinie auffallend; die Loben zeigen nur
je 2—4 kleine Zähnchen, die Sättel sind auf ihrer Höhe vollkommen
ganzrandig.
Das von mir in der Fische führenden tiefsten Kalkbank des
schwäbischen Lias gefundene Exemplar ist gegen einen Zoll gross,
flach-scheibenförmig, an der äussersten Windung drei Wiener Linien
breit und vier Linien hoch, also noch weniger hochmündig als
Dunker’s Exemplar auf Taf. XVII. Es zeigt eine Reihe ziemlich
wohlerhaltener Lobenlinieri und einen halben, noch theilweise mit
erhaltener Schale versehenen Umgang der Wohnkammer. Der Sipho
liegt deutlich unsymmetrisch; die letzte Lobenlinie der vorletzten
dicht genähert, was man gewöhnlich als Merkmal eines ganz aus
gewachsenen Individuums ansiebt.
Die Windungen sind wenig involut, flach und wie von aussen abge
plattet, der Rücken gerundet. Die grösste Breite liegt etwas über der
Nath, die Windung fällt hier steil treppenförmig nach innen ab. Die
Schale ist verhältnissmässig dick, an den älteren Windungen ist sie
ziemlich stark gefaltet, so dass die Falten noch am Steinkern sicht
bar bleiben. Auf den späteren Windungen zeigen sich feine, an den
flachen Seiten der Schale schwach rückwärtsgebogene, am Rücken aber
nach vorn sich wendende Streifen; man erkennt sie auf dem Stein
kern nur über den Rücken hin.
Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen.
21
Die Anheftungslinie der Kammerwände erscheint als eine sanft
wellig gebogene, mit nur sehr geringen Zacken versehene, stellen
weise auch ganz einfach gebogene Linie. Die Sättel nehmen nicht viel
mehr Raum als die Lohen ein. Der Unterschied in der Breite beider
ist entschieden geringer als bei beiden Dunker’schen Exemplaren.
Der Riickenlobus ist etwas breiter als tief und durch einen ziemlich
grossen, einfach zugespitzten Siphonal- Sattel getheilt. Der erste
Seitenlobus ist auch ziemlich breit und etwa eben so tief gelegen als
der Riickenlobus. Der zweite Seitenlobus reicht weit weniger zurück
als beide vorigen. Der Rückensattel ist breit und zeigt einige sehr
geringe Einkerbungen. Der erste Lateralsattel ist etwas schlanker als
der vorige, tritt weiter gegen vorn vor und steht schief; er ist mit
der Oberseite nach vorn und innen geneigt. Er ist an einzelnen
Lobenlinien des Exemplars mit ein oder zwei Einkerbungen ver
sehen, an andern ganzrandig. Der zweite Lateralsattel ist breit und
nieder, er zeigt wieder einige geringe Einkerbungen.
Die Lobenbildung im Ganzen genommen erinnert theils an die
der Arieten, so namentlich die Höhe des ersten Lateralsattels. Be
kanntlich stellt auch Quenstedtdie Psilonoten als nächste Ver
wandte neben die Arieten und nennt sie „ungekielte Arieten.“ Ande
rerseits erinnert die Lobenbildung des Am. Hagenowi auch und
zwar durch die geringe Einkerbung oder selbst völlige Ganzrandig-
keit der Sättel an gewisse andere Ammoniten, welche Übergänge zu
Ceratiten darstellen, wie namentlich zu dem im alpinen Lias von Ad-
net'n in Österreich vorkommenden Am. ceras Gieb. (A. ceratitoides
Quenstedt, nicht B u c h), doch ist der eigentliche Typus der Loben-
linie des letzteren ein ganz anderer, die Verwandtschaft des Am.
Hagenowi zu den Arieten ist jedenfalls eine grössere.
Die drei, theils von Dunker, theils von mir beschriebenen
Exemplare des^/w. Hagenowi schliessen sich zu einer und derselben
Reihe zusammen, bei der im gleichen Grade, wie die Hochmündigkeit
wächst, auch die Breite der Sättel zunimmt und die Kerbung der
Sättel und Loben vermindert erscheint. Es schliessen sich dieselben
in folgender Weise an einander:
22
Rolle. Über einige an (1er Grenze von
1. Exemplar von
Halbe r stad t.
Dunk. Taf. XIII.
2. Exemplar von
Halber stadt.
Dunk. Taf. XVII.
3. Exemplar von
Tübingen.
Höhe der Mündung zur Breite
= 2:1 bis 3:1.
Höhe der Mündung zur Breite
= 2:1.
Höhe der Mündung zurBreite
= 1-3:1.
Sättel sehr breit.
4—8mal breiter als die Lohen.
Sättel minder breit, nur noch
2mal breiter als die Loben.
Sättel noch mehr im Abneh
men, nur noch um ein geringes
breiter als die Loben.
Diese Reihe würde denn Am. planorbis Sow. (Am. psilo
notus laevis Quenstedt) fortsetzen. Ich habe von dieser sehr
vielgestaltigen Form eine Reihe von Exemplaren aus der Psiionoten-
Bank des Lias a von Tübingen vor mir liegen. Sie sind alle breiter
wie Am. Ragenowi, und auch wenn sie (was selten ist) schmal und
hochmündig werden, doch immer an den Seiten gerundeter. Bei allen
Exemplaren, sobald sie nur erst die Grösse von einem halben Zoll
oder mehr erreicht haben, ist die Kerbung der Loben und Sättel
beträchtlicher. Einen wirklichen und sicheren Übergang des Am.
Ragenowi in den glatten psilonotus kann ich aus ihnen nicht ent
nehmen.
Immerhin lässt sich vermuthen, dass Am. Ragenowi nur eine
ungewöhnliche Form des Am. psilonotus laevis ist, beider aus
nahmsweise die bei den jungen (erst ein paar Linien grossen)
Individuen der Psilonoten, wie der Ammoniten überhaupt, herrschende
ceratitenartige Lobenbildung auch im erwachsenen Zustande ver
blieben ist.
Was am meisten sich zur Rechtfertigung einer solchen Hypo
these Vorbringen lässt, ist die grosse Veränderlichkeit der Lobenbil
dung bei den Psilonoten überhaupt. Wären hei dieser Gruppe die
Loben- und Sattelformen so specifische Merkmale, wie sie bei so
manchen anderen Ammoniten-Arten es sind, so müsste man aus den
drei Exemplaren des Am. Ragenowi jedenfalls drei Arten, aus den
übrigen Psilonoten aber auch nicht drei Arten, wie d’Orbigny,
sondern gewiss noch viel mehr machen. Es scheint vielmehr, dass
überhaupt hei den Psilonoten allen die Lobenbildung in sehr weiten
Grenzen variiren kann und dass hierauf vor allem die bald höhere,
bald breitere Form der Windungen von Einfluss ist.
Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen.
23
Will man mit Quenstedt und Oppel den Am. Hagenowi
Dunker mit dem Am. planorbis Sow. (Am. psilonotus laevis
Quenstedt) vereinigen, so muss man jedenfalls auch den Am.
Saessi v. Hauer dazunehmen. Bergrath von Hauer hat in den
Sitzungsberichten der k. Akademie, XIII. Band, 18S4, S. 401,
Taf. I, Fig. 1—6 aus den Hierlatz-Schichten der nordöstlichen Alpen
einen flachscheibenförmigen, unsymmetrischen Ammoniten unter dem
Namen Am. Süessi dargestellt, der dem Am. Hagenowi jedenfalls
äusserst nahe steht. Er ist etwas hochmündiger als das Exemplar aus
dem Tübinger Bonebed (Höhe zur Breite = 1‘8:1), die Oberflächen-
zeichnting ist ziemlich ähnlich, aber nach den einzelnen Individuen
sehr veränderlich, die Lobenlinie zeigt grosse Übereinstimmung mit
der des Am. Hagenowi, die Loben sind wiederum schwach gekerbt, die
Sättel ganzrandig, der obere Seitensattel ebenfalls wieder stark ent
wickelt, höher als der Bückensattel und etwas schief gestellt.
Im Ganzen genommen bewegt sich jedenfalls Am. Suessi noch
sehr innerhalb des Yarietäten-Cyklus des Am. Hagenowi, indessen
gehört er einer jüngeren Epoche, nämlich dem mittleren Lias, an.
Vorläufig wird man wohlthun, ihn ebenso von Am. Hagenowi getrennt
zu lassen, als diesen vom Am. psilonotus.
2. l'leuroinya suevica Rolle.
Eine der Gattung nach nicht sicher zu bestimmende Art, die in
ihrer äusseren Form mit einem Theile der Pleuromya-Xvten von
Agassiz, namentlich mitPleuromya elongata Münst. sp., P.tenui-
stria Münst. sp., P. tellina Agas, und anderen ober- oder mittel
jurassischen Myaciten nahe übereinstimmt. D’Orbigny bringt alle
diese Pleuromyen zu Panopaea, was indessen Deshayes als
unrichtig bezeichnet hat. In der That haben die lebenden und ter
tiären Panopäen eine ganz andere Form und sind namentlich auf der
Hinterseite viel stärker abgestutzt.
Unter den Pleuromyen des unteren Lias ist keine, die ich mit
dem Exemplar aus der fischführenden Schichte von Tübingen iden-
tificiren könnte. Dieses zeigt folgende Charaktere.
Ganz oder doch beinahe gleichschalig, ungleichseitig, nicht oder
nur sehr wenig klaffend, dünnschalig, länglich-eiförmig, doppelt so
lang als breit, massig stark gewölbt, vom Wirbel aus nach vorn und
unten abgestutzt, Hinterseite und Stirnrand sanft zugeschärft.
24
Rolle. Über einige an (1er Grenze von
Wirbel nach innen und vorn eingekrümmt, weit nach vorn
gerückt. Vom Wirbel zur Unterseite verläuft eine breite seichte Ein
bucht der Schale; Oberfläche bedeckt mit einer feinen und dicht
stehenden, aber ziemlich unregelmässigen Anwachsstreifung und mit
entfernter stehenden, flachen Runzeln, welche letztere allein auf dem
Steinkern sich ausdrücken.
3. Cardium Philippinnum Dunk.
1847. Cardium Philippianum Dunk, in Dunk, und IIey. Paläontographica.
I. Band, S. 116, Taf. XVII, Fig. 6.
1833. Id. Rolle. Versuch einer Vergleichung der norddeutschen Lias mit dem
schwäbischen. S. 14.
1834. Id. Terquem. Mem. de la soc. geol. de France. Deuxieme Serie.
Tome cinquieme. 1 partie. Paris 1834. S. 288, Taf. XVIII, Fig. 16.
1836. Cardium des Malmsteins von Göppingen, Quenstedt, der Jura,
S. 62, Taf. VI, Fig. 10 (nicht C. Philippianum Quenst. der Jura.
S. 30, Taf. I, Fig. 38).
Eine kleine dünnschalige Art von dickgewölbter, dreiseitig
gerundeter Form, zu den sogenannten Protocardien (C. hillanum
Sow., C. striatulum Sow. u. s. w.) gehörend. Die hintere Seite
steil abgestutzt und mit feinen Längslinien bedeckt. Diese Linien
sind nur gegen unten zu stark ausgesprochen, höher oben, gegen
den Wirbel zu sind sie sehr fein und nur für das bewaffnete Auge
erkennbar. Die übrige Schale zeigt sehr feine concentrische An
wachsstreifen.
Prof. Dunker hat diese Art aus dem unteren Lias « von Hal
berstadt beschrieben. Die von ihm gegebene Zeichnung stimmt
sehr gut mit meinem Exemplar aus dem Bonebed der Waldhäuser
Höhe. Nur reicht bei Dunker’s Zeichnung die Streifung auf der
Oberfläche der Hinterseite gleichmässig vom Wirbel zur Unterseite
und fehlt auf der Innenseite der Schale. An meinem Exemplar ist auf
der abgestutzten Hinterseite die äussere Schale nicht erhalten, die
Streifung gehört dem Steinkern an. Indessen scheint mir dasselbe
doch mit der Dunker’schen Species identisch zu sein und nur
einem jüngeren Individuum angehört zu haben, bei welchem die Schale
noch dünn genug war, um auch innen die Zeichnung der Aussenseite
ausgedrückt zu zeigen. C. rhaeticum Merian (C. Philippianum
Quenstedt nicht Dunker), aus dem Sandstein der Bonebed-
Region von Nellingen und Birkengehren, ist ganz ähnlich,
Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen.
25
jedoch von rundlicherem Umriss und flacher, dabei auch auf der
abgestutzten Hinterseite stärker gestreift.
4. Astarte Suessi Rolle.
Eine kleine, ziemlich dickschalige, quer-ovale Form mit etwa
5—6 starken concentrischenRunzeln nächst dem Wirbel; diese Run
zeln , sowie auch den unteren Schalentheil — die Stirn-Gegend —
bedecken feine, sehr regelmässige, dicht stehende Anwachslinien.
Diese kleine Art ist häufig im Bonebed der Waldhäuser Höhe.
5. Astarte sp. ?
Eine kleine sehr flache, vierseitig gerundete Muschel mit einigen
— mindestens vier — starken concentrisehen Falten, die vom Wirbel
gegen den Stirnrand zu an Stärke wachsen.
Es liegt mir nur die Innenseite einer Schale und der dazu gehö
rige Steinkern vor. Die Schale scheint ziemlich dünn zu sein, die
Falten treten stark auf dem Steinkern noch hervor. Der letztere zeigt
zugleich um den Wirbel herum ziemlich starkeEindrücke von schwie
ligen, vom Wirbel her ausstrahlenden Verdickungen der Schale, wie
man sie sonst nicht bei Astarte, wohl aber z. B. bei Crnssatella-krten
häufig stark entwickelt sieht. Die generische Stellung dieser Form
ist sehr unsicher, eine Astarte kann es nicht wohl sein, aber auch
nicht leicht eine Crassatella, da letztere Gattung auch nur dick
schalige Arten zeigt und mit Sicherheit wohl nur in viel späteren
Schichten nachgewiesen ist.
0. heda Oppeli Rolle.
Eine flache längliche Form, wie sie im mittleren Lias, besonders
iin Lias d Schwabens häufig ist; querlanzettförmig, Hinterseite mit
langem geradem Schlossrande, der fast dreimal so lang ist als die
Vorderseite.
Das Exemplar zeigt eine wohlerhaltene Schalenoberfläche; sie
ist bedeckt von feinen entfernt stehenden Anwachslinien. Diese wer
den unter sehr spitzem Winkel von andern Linien durchkreuzt, die von
vorn schräg gegen hinten verlaufen, eine Zeichnung, die auch bei
Leda-Arten jüngerer Formation wiederkehrt.
26
Rolle. Über einige an der Grenze von
Da die ovalen Leda-Arten des mittleren Lias gewöhnlich nur in
verkiestem Zustande und ohne erhaltene Selialenoberfläche Vorkom
men, die des Bonebeds mir aber nur in einem einzigen Exemplare,
welches seine Schale noch besitzt, vorliegt, so ist es schwer, zu ent
scheiden, ob die so viel ältere Form aus demBonebed von den bekann
ten jüngeren ovalen Arten wirklich sicher verschieden ist. Die ganz
ähnliche länglich-ovale Art des mittleren Lias bezeichnet Quenstedt
und mit ihm Oppel als Nucula inflexa Rom. Indess ist dies falsch;
die N. inflexa Rom. (Norddeutsch. Oolith. S. 100, Taf. VI, Fig. IS)
hat andere Form und Grösse und gehört dem mittleren braunen Jura
an. N. inflexa Quenstedt (Handb. S. S28,Taf.XXXXlV,Fig. 10).
Oppel. (der mittl. Jura. S. 8S, Taf. IV, Fig. 21) ist gleich IV. striata
Röm. (Norddeutsch. Oolith. S. 99, Taf. VI, Fig. 11) aus den oberen
Liasmergeln (Lias o) von Quedlinburg, wie ich schon 18S2 in
meiner Dissertation (S. 36) nachwies. Doch ist der Name striata
bereits anderweitig in derselben Gattung schon vergeben und d’Or-
bigny hat die Art des mittleren Lias daher Le da Rosalia genannt
(Prodr. Et. toarcien. Nr. 176).
Wir haben darnach also von ovalen Leda-Arten:
im untersten Lias Leda Oppeli Rolle,
„ mittleren „ (ß, 7, 0) Leda Rosalia d’Orb. (= L. inflexa Quenst. id.
Oppel. nicht Röm.; — Nucula striata Röm. nicht L am.),
„ „ braunen Jura Leda inflexa Röm. sp.
7. Lima tecticosta Rolle.
Eine kleine länglich dreiseitige Art aus der Abtheilung der soge
nannten duplicaten Limen; flach gewölbt, mit zwanzig oder mehr
starken, dachförmigen scharfen Rippen und noch einigen schmäleren,
feineren und dichter stehenden Streifen auf den Seiten. Die Haupt
rippen stehen entfernt und werden durch ziemlich breite und gerun
dete Furchen getrennt, auf deren Grund man mit der Loupe 2—3
oder mehr sehr feine, aber scharf ausgesprochene Längslinien
bemerkt. Die ganze Schale bedeckt ausserdem eine sehr feine con-
centrische Anwachsstreifung, die in den Furchen sich etwas vor, auf
den Rippen etwas zurückbiegt.
L. pectinoides So w. aus dem unteren Lias von England, Schwa
ben, Eisass, der Harz-Gegend u. s. w. ist ähnlich , hat aber stets
eine ausgezeichnete Zwischenrippe in der Furche zwischen je zwei
Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen. 27
Hauptrippen, wovon meine Exemplare aus dem Bonebed der Wald
häuser Höhe nichts wahrnehmen lassen.
Eine der häufigeren Schalthier-Arten des Bonebeds. Plie-
ninger (Seite 106) erwähnt des Vorkommens von Lima (Plag io-
stomaj pectinoides So w. im Bonebed von Degerloch bei Stutt
gart, es dürfte dies wohl dieselbe Form sein, die ich von der Wald
häuser Höhe als neu beschrieb.
8. Pecten Ilelili d’Orb.
1830. Pecten glaber Hehl in Zieten’s Petref. Würt., Taf. LI1I, Fig. 1 (non
Montagu); id. Quenstedt.
1849. P. Hehli d’Orb. Prodr. Et sincmur. Nr. 130.
1856. Id. Oppel, die Juraformation. S. 103.
Eine glatte Pecten-Art des unteren Lias, die unter der Loupe
eine feine concentrische Anwachsstreifung zeigt.
In der Arietenbank des Lias «Schwabens hat man sie besonders
häufig; Vaihingen und Degerloch bei Stuttgart, Tübingen,
Gmünd u. a. 0., auch in Norddeutschland (P. Unsinns [Nyst.]
Dunk.) zu Halberstadt u. a. 0.
9. Ostrca sp.
Eine kleine unregelmässig runzelige Auster mit seitlich gewen
detem Wirbel.
Ähnlich sind besonders die Abbildungen der Ostrect irregularis
bei Goldfuss (Petref. Taf. LXXIX, Fig 8 c und Quenstedt (Der
Jura, Taf. III, Fig. 18). Man hat solche mehr oder minder unregelmässig
verzogene, concentrisch-runzelige Austern auch in der Psilonoten-
Bank und den höheren Bänken des Lias, wo sie dann mit Gryphäen
zusammen Vorkommen und oft nicht leicht von Abänderungen solcher
zu unterscheiden sind. Diese Austern des unteren Lias bedürfen noch
sehr einer kritischen Bearbeitung.
10. Serpula exigna Bolle.
Eine kleine, entweder gerade oder schwach gebogene, walzen
förmige Art mit schwachen, aber ziemlich groben und gerundeten
Anwachsrunzeln. Eines der beiden aus dem Bonebed der Waldhäuser
Höhe vorliegenden Exemplare zeigt vorübergehend um eine einzelne
Stelle der Schale herum einen schwielig verdickten Bing.
28
Rolle. Über einige an der Grenze von
Alle hier beschriebenen zehn Species kommen, wie schon
bemerkt wurde, in einem und demselben Gestein zugleich mit zahl
reichen Fischresten vor. Es sind dies theils Schuppen (Gyrolepis
tenuistriatus Ag.) theils Zähne, wie Saurichthys acuminatus Ag.,
Acrodus minimus A g., Thectodus spp. P1 i e n i n g e r, Sargodon
tomicus Plien., Ceratodus u. s. w.
Als Belege dafür wurden auf der Tafel neben obigen Mollusken
noch folgende Fischreste abgebildet:
Acrodus minimus Ag., eine der bezeichnendsten Arten desLias-
Bonebed’s im Gegensatz zu jenen der tieferen Schichten des Keupers
und Muschelkalks (vergl. Mey. und Plien. Taf. X, Fig. 23,26), ferner
Hybodus sublaevis Ag. und
Hybodus minor Ag.
Alle diese Versteinerungen aus der kalkigen Partie des Lias-
Bonebed’s von Tübingen befinden sich in der paläontologischen
Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets zu Wien.
Es sei mir vergönnt, die Endergebnisse der Arbeit und meine
Deutung der in Arbeiten anderer dargestellten Verhältnisse noch
einmal in Kürze zusammen zu fassen.
Während, wie Plieninger f ) zuerst hervorhob, mit dem weis-
sen Keupersandstein die echt triasischen, mit denen von Muschelkalk
und Lettenkohle entweder ganz identischen oder ihnen doch äusserst
nahe stehenden Fossilien entschieden zurücktreten, um einer neuen,
nicht mehr echt triasischen, aber auch vorerst noch nicht sicher Basi
schen Flora und Fauna Raum zu geben; während, wie Quenstedt von
jeher besonders betonte, mit dem Beginne der ersten untersten Schichte
des „gelben Keupersandsteins“ auch in petrographischer Hinsicht, —
nämlich durch das Verschwinden der bis dahin herrschend gewesenen
rothen und das Erscheinen der grauen Mergel als Zwischenschich
ten des Sandsteines — wieder ein nachweisbarer Gegensatz gegen
tiefere Keuperschichten und eine gewisse Annäherung an den unter
sten Lias gegeben ist, stellt sich mit dem gelben Sandstein und dem
Bonebed eine aus Fischen und Mollusken bestehende Fauna ein,
welche bereits als eine entschieden liasische zu bezeichnen ist.
Die im Sandstein gelegenen Schalthier-Arten, welche die Herren
Oppel undSuess beschrieben und in denen sie Arten derKössener
*) H. v. Meyer u. Th. P1 ienin g er, ßeitr. z. Paläont. Wiii't. Stuttgart 1844, S. 91.
Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen.
29
Schichten des Alpenkalks erkannten, ebenso die im kalkigen Bonebed
von mir nachgewiesenen, lassen nur eine Beziehung auf unteren
Lias zu *)• Die Fischreste deuten, wie besonders Prof. Plieninger
und neuerdings auch Dr. Opp el (die Juraformation Englands, Frank
reichs u. s.w. Stuttgart 1856, S.23) hervorgehoben haben, allerdings
mehr auf eine obere Triasschichte, besitzen indessen durchaus nicht
den gleichen stratigraphischen Werth, wie die betreffenden Mollusken,
da erstlich Fischzähne überhaupt als unsichere, weder generisch
noch specifisch mit Bestimmtheit festzustellende Überreste dastehen
und nur aushilfsweise als Leitfossilien benutzt werden können und
zweitens auch, wie Prof. Dunker nachwies, im unteren Lias von
Halberstadt Fischzähne Vorkommen, wie man sie sonst nur aus
der oberen Trias kennt. Ja Dr. Oppel seihst (S. 23) gibt an, dass
Hybodus-Zähne, die er in der Mittelregion des unteren Lias von Lyme
Regis in England sammelte, mit einzelnen der im Bonebed vorkom
menden Formen nahe übereinstimmen, was gewiss ein Grund mehr
dafür ist, auf den triasischen Charakter einiger Zähne des Lias-
Bonebeds keinen zu grossen Werth zu legen.
Gelber Keupersandstein und Bonebed sind also Schichten des
unteren Lias.
Die Veränderung der Fauna an der Grenzregion von Keuper
und Lias ist, wie wir deutlich zu erkennen vermögen, kein plötzli
ches und rein momentanes Ereigniss gewesen. Vielmehr scheinen in
den Gewässern, aus welchen jene Schichten Schwabens sich abla
gerten, nur solche (durch irgend welche, einen grösseren Tlieil der
Erdoberfläche betreffende Katastrophe hervorgerufenen) Änderungen
der äusseren Existenzverhältnisse der Meeresbevölkerung vor sich
gegangen zu sein, welche von Schichte zu Schichte eine andere Mol
luskenfauna zur fossilen Erhaltunggelangen Hessen, während die Wir
belthier-Fauna keine oder nur sehr allmähliche Veränderungen erlitt
und vielleicht selbst in einzelnen Arten noch bis in die Kalk-Region
des eigentlichen unteren Lias hereinreichte.
1 ) Nur die Myophoria postcra Quenst. sp. (Triyonia postera Quenst.^ scheint allein
von den Mollusken dieser Region einem Typus tieferer Schichten (M. curvirostris
Alberti) zu entsprechen und damit einen gewissen Gegensatz zur liasischen Fauna
darzustellen.
30
Rolle. Über einige an der Grenze von
Ich schliesse mit einer übersichtlichen Zusammenstellung der
soeben beschriebenen Arten und ihres Vorkommens.
Es geht aus dieser Zusammenstellung hervor, dass das kalkige
Bonebed der Waldhäuser Höhe keine einzige Mollusken-Art mit den
von Oppel und Suess beschriebenen Schichten von Nürtingen,
Birkengehren u. s. w. gemeinsam hat, aber auch mit der unmit
telbar darauf folgenden Psilonotenbank des schwäbischen Lias sind
nur höchstens eine oder zwei Arten gemeinsam. Die eigentlichen
Leitfossilien der Psilonoten-Region fehlen im Bonebed der Waldhäu
ser Höhe. Diese Verschiedenheiten sind um so auffallender, da alle
jene Schichten in der fraglichen Grenzregion von Keuper und Lias
eine vorwiegende Acephalen-Facies darstellen, also unter sehr ana
logen Verhältnissen abgelagert worden sein mögen. Gastropoden-
reiche Schichten zeigt bekanntlich erst die Angulaten - Bank des
unteren Lias Schwabens.
Dagegen stellt sich eine gewisse Annäherung an die Fauna der
Angulaten - Schichten von Schwaben, an den Gre's de Hettange
(Luxemburger Sandstein pro parte) der Mosel-Gegenden und an
den untern Lias oder die Concinnen-Schichten von Halberstadt u. a.
Orten Norddeutschlands heraus.
Es wird wohl nicht zu sehr gewagt sein, den Schluss daraus zu
ziehen, dass die Psilonotenbank weit mehr nach ihrer Facies als durch
grösseres Alter von den Angulaten-Schichten abweicht. Im Jahre 1852
wies ich schon darauf hin, wie in Norddeutschland und ebenso im
Eisass die beiden in Schwaben gesondert entwickelten Schichten zu
einer einzigen grossen Ablagerung zusammenfallen, welche durch
wesentlich dieselben organischen Reste, wie in Schwaben bezeich
net erscheint, und sich von der darüber gelagerten oberen Hälfte des
Lias a. mit ziemlich derselben Schärfe wie dort sondert.
Es scheint, dass eine solche Abgrenzung auch im alpinen Lias
vorhanden ist. Nach den Angaben des Herrn Suess, der neuerdings
die Arieten-Schichten (Region des Ammonites bisulcatus Brug.,
Buklandi So w.) zu Enzesfeld bei Wien, dem östlichsten Punkte,
an welchem bisher diese Schichten nachgewiesen sind, untersucht
hat, sind dieselben nämlich hier scharf, und zwar, wie es scheint,
ohne Zwischenlagerung einer andern Petrefaetenbank von den dar
unter liegenden ßrachiopoden führenden Kössener Schichten ge
trennt.
Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen.
31
Arten des Bonebeds der Wald
häuser Höhe hei Tübingen
Anderwärtiges Vorkommen
A. Fische.
1. Hybodus sublaevis
Ag-
2. Hybodus minor
Ag-
3. Acrodus minimus
Ag.
Saurichthys acu-
minatus A g.
5. Sargodon tomicus
Plien.
6. Gyrolepis fenui-
striatus Ag.
0. Anneliden.
7. Serpula exinua
Rolle.
Taf. I,
Fig. 16.
Fig. 17.
Fig. 18
Fig. 14 u
15.
Lias-Bonebed von Degerloch u. a. 0.
und Sandstein von Tübingen in
Schwaben.
Lias-Bonebed von Degerloch u. a. 0.
in Schwaben (Plieninger).
Unterer Liasa (Concinnen-Schichten) von
Halberstadt (Dunker).
Bonebed von Aust - Cliff in England
(Agassiz).
Lias-Bonebed von Degerloch u. a. 0.
Sandstein von Tübingen, Bonebed
von Aust-Cliff in England (Agas
siz) u. L i s n a g r i b in Irland (P o r t-
1 ock).
Lias-Bonebed von Degerloch, Sand
stein von Tübingen, Aust-Cliff
in England. Reptilienbreccie des un
teren Keuper zu Gölsdorf bei
Rottweil. Lettenkohle-Bonebed von
Crailsheim.
Lias-Bonebed von Steinenbronn, De
gerloch, Tübingen u. a. 0. in
Schwaben.
Lias-Bonebed von Degerloch u. Sand
stein von Tübingen in Württem
berg.
Lias-Bonebed von England. Li s n a gr i b
in Irland. Reptilienbreccie des un
teren Keuper zu Gölsdorf bei
R o tt w ei 1.
Lettenkohle-Bonebed von Crailsheim.
32
Rolle. Über einige an der Grenze von Keuper und Rias etc.
Arten des Bonebeds der Wald
häuser Höhe bei Tübingen
Anderweitiges Vorkommen
C. Mollusken.
8. Ammonites Hage-
nowi Dunk.
9. Pleuromya sue-
vica Rolle.
10. CardiumPhilippi-
anum D un k.
11. Astarte
Rolle.
Suessi
12. Astarte sp.?
13. Leda Oppeli Rol.
14. Lima tecticosta
Rolle.
IS.Pectenllehlid'O r b.
16. Ostrea sp.
Fig. 1.
Fig. 2 u.
3.
Fig. 4.
Fig. S, 6.
Fig. 7.
Fig. 8.
Fig. 9 u.
10.
Fig. 11
u. 12.
Fig. 13.
Unterer Lias a von Norddeutschland (H al-
berstadt, Quedlinburg, Exten
bei Rinteln).
Unterer Lias a von Halberstadt, die
selbe Schichte (sogenannter Malm-
stein) von Göppingen in Schwa
ben; ferner dieselbe Schichte zu
Hettange bei Thionville (Dept.
Moselle).
Vielleicht noch im Lias-Ronebed von De
gerloch bei Stuttgart (Plagiostoma
pectinoides bei Plieninger).
Allenthalben in den Arieten-Schichten
von Schwaben, Eisass u. a. 0. Aber
auch in höheren Liasschichten. Nach
F. v. Hauer auch in den Kössener
Schichten von Österreich.
Rolle. Ander Grenze von Lias und Keuper au II r etemle Vers te in er irrigen.
Aus 1. k. k. }fof:u. Staats kucXn* ei
/. a. d. Atnttionite-v2ltfffcno/oi DnnJfe.r.
'2.n,./). J*/ritromi/(t, .ruevica. Dolle.
>i. id ^
Cardin m Philippiaruun Duv.
S.6.a-c. Ast arte- .Pue.rsi H o Ile.
7. A.rlfirte, &
Le da, Oppeli Holdr.
Aff - i. //?. Lima tecticosta- Polle,
//- /2. Per teer- /ichLi d'Orb.
/•>. O.rtre/o.
/4 -iS. Ser/> ui ft eJriffUfi Holle-,
/ 6'. Hf/öodas ■vnb/fffoi.f Ap.
17. // rni/for Aff.
/rV. Aerodur rniftimu.v Aff.
SitznmjSsb.d.k.Akal. l.W! malh.na.turw. CI. XXVI. Bd.I.JIei't 1857.
Petzval. Bericht über dioptrische Untersuchungen.
33
V o r t r a g.
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
Von dem w. M. Prof. J. Pctzval.
(Fortsetzung.)
(Vorgetragen in der Sitzung vom 23. Juli 1837.)
Ich habe in den Sitzungen vom 12., 19. und 26. März 1857 der
kais. Akademie der Wissenschaften einen kurzen Bericht über die
Ergebnisse meiner langjährigen dioptrisehen Untersuchungen vorge-
legt und glaube von dem theoretischen Theile ein genügend klares
Bild in Bezug auf Ausdehnung und Zweck, so wie auf die hervor
ragendsten wissenschaftlichen Resultate, die in Gestalt von optischen
Naturgesetzen mit einfachem analytischen Ausdrucke der Forschung
entgegen getreten sind, gegeben zu haben. Es fehlte jedoch dieser
Arbeit auch nicht an praktischen Resultaten; ja sie konnte schon
desshalb nicht ohne solchen bleiben, weil sie im Grunde von einer
praktischen Leistung, dem gegenwärtig allgemein im Gebrauche ste
henden Caraeraobscura-Objective ihren Ausgang nahm, was ihre wesent
lich praktische Sendung so zu sagen begründete. leb habe jedoeb
nie auf dem Wege der Fresse zu dem Publicum davon gesprochen,
habe somit diese meine Erzeugnisse stets den Wechselfällen des
Lebens preisgegeben; halte daher gegenwärtig, wo ich zugleich ein
Cameraobscura-Objectiv neuer Construction der kaiserl. Akademie
vorlege, eine etwas ausführlichere Besprechung für meine Obliegen
heit, der sich um so leichter naehkommen lässt, als eine langjährige
Erfahrung, die hinter uns liegt, nicht nur dieNothwendigkeit begründet
hat, dass die Wissenschaft von Zeit zu Zeit in einfacher und gründ
licher Sprache zu denjenigen rede, die von ihren Erzeugnissen
Gebrauch machen, sondern auch den Inhalt und die Art und Weise
wie dies zu geschehen bat, für den aufmerksamen Beobachter bloss
gelegt hat.
Sitzb. d. matliem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft.
3
34
P e t z v a 1.
Es dürfte wohl kaum ein optisches Instrument gehen, selbst
wenn wir an das Fernrohr denken, welches ein grösseres in ernster
Weise damit beschäftigtes Publicum hesässe, als gegenwärtig die
Camera obscura. Eine grosse Anzahl von Photographen, theils vom
Fache, theils von Liebhaberei, arbeitet an der Ausbildung einer Kunst,
die des Wunderbaren und Reizenden mehr haben dürfte, als irgend
eine andere. Die viele Übung schärft die Sinne und erzeugt eine
Menge von Kennern, die bereits vielfältig und mit Recht bemerkt
haben, dass es jetzt schon weit mehr schlechte Ohjective gibt, als
gute, die daher ein vorzügliches Erzeugnis dieser Art zu schätzen
wissen und auch wirklich keine Opfer scheuen, um sich ein solches,
falls es zu haben ist, zu verschaffen. Bei einem Artikel nicht optischer
Natur wären hiemit die Bedingungen der successiven Veredlung
erfüllt. Dass dies hei der Camera obscura nicht der Fall ist, beruht
auf mehreren Gründen, nämlich e rste n s auf dem Umstande, dass
dieses Erzeugnis schon hei seinem Entstehen misslicher Weise der
Wissenschaft so zu sagen aus der Hand gerissen wurde und einem
optischen Künstlerpublicum zugeschleudert war, dem tiefere wissen
schaftliche Einsicht in der Regel als etwas sehr Überflüssiges erscheint;
zweitens auf der einseitigen Kennerschaft der Photographen, die
nur höchstens so weit, als sie reell ist, ein gutes Objectiv von einem
schlechten zu unterscheiden weiss, übrigens aber kaum wissen dürfte,
was sie will, oder was sie vernünftigerweise wollen kann, und, um
die Verwirrung der Begriffe zu vervollständigen, Eigenschaften von
einem Apparate verlangt und gelegentlich auch zuschreibt, die er
gar nicht haben kann, oder die mindestens unter dem Eindrücke einer
ersten Wahrnehmung auf sehr ungeeignete Weise ausgedrückt wur
den. Z. B. dieser Apparat arbeitet plastisch heraus, jener nicht;
dieser Apparat arbeitet tief hinein ins dunkle Grün, jener nicht;
dieser hat einen chemischen Focus, jener nicht u. s. w. Alle diese
Redensarten, einem wirklich wahrgenommenen Ühelstande entspros
sen, aber sämmtlieh unrichtig im Ausdrucke, dienen nur, die Begriffe
zu verwirren und die Aufmerksamkeit des Beurtheilers von dem
Umstande abzulenken, der an solcher Unzukömmlichkeit die Schuld
trägt und dürften endlich zu einem Handwerks-Jargon führen, der
seiner Zeit nicht ohne Einfluss bleiben könnte auf die Versteinerung
der Zunft. Hier kann wohl nur die Wissenschaft abhclfen durch
gründlichen und dermassen populären Unterricht, dass ihm in den
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
35
elementaren Lehrbüchern der Physik alsogleich eine Stelle ange
wiesen werden kann. Ich halte es für zweckmässig, einen solchen
hei gegenwärtiger Gelegenheit, wo ich mein neues Objectiv vorlege,
einzuleiten, und wenn ich auch dabei Gefahr laufe, etwas zu sagen
was einige schon wissen, so strebe ich doch nach dem Verdienste,
diesen Wenigen ein Gesammtbild vorzuführen, welches sie noch nicht
besassen.und zugleich ein grösseres photographisches Publicum über
die Natur des Instrumentes, von dem sie Gebrauch machen, gründ
licher zu belehren. Ich glaube den Zweck am aller besten dadurch
zu erreichen, dass ich mir hier diejenigen Fragen vorlege, die auch
der rationell vorgehende Erfinder eines solchen Apparates sich vor
legen muss, sie beantworte, und die Ergebnisse der Untersuchung an
dem allgemein bekannten Gegenstände dieser Art beispielsweise
erläutere. Diese Fragen sind: Was ist ein Cameraobscura-Objectiv,
zu welchen Zwecken wird es gebraucht; welche sind die zur Errei
chung derselben dienlichen Eigenschaften; endlich in welchem Masse
und mit welchen Mitteln lassen sie sich in einem solchen Instrumente
vereinigen ?
Eine Schrift, die den Zweck hat, gründliche Einsicht in die
Natur eines optischen Instrumentes mit wesentlich mathematischer
Grundlage denjenigen zu verschaffen, die davon Gebrauch machen
und nur zum geringsten Theile mathematische Bildung besitzen, kann
sich nicht im Sinne anderer populärer Schriften dadurch als populär
gestalten, dass sie sich lediglich in unbestimmten Redensarten ergeht
über die Wirkungen eines solchen Geräthes, die denjenigen, der sie
vernimmt,um nichts klüger machen, als er war. Sic hat vielmehr das
Recht von Jedermann nicht ein leichtes Lesen, oberflächliches, sondern
vielmehr ein angestrengtes gründlichesStudium zu verlangen, dagegen
aber auch die Verpflichtung, dem Bildungsgrade eines sehr gemischten
Publicums sich dadurch anzupassen, dass sie für jeden einen ent
sprechenden Grad klarer Einsicht in die Natur des entsprechenden
Gegenstandes bringt. Eine solche klare Einsicht gewinnt man aber
erstens dadurch, dass man das Gesetz oder die Gesetze der verschie
denen Wirkungen kennt, die erwünscht oder unliebsam einem solchen
optischen Apparate angehören, Gesetze, die am allerzweckmässigsten
in einer mathematischen Formel ihren Ausdruck finden und die frei
lich wohl nur für denjenigen ihren vollen Werth haben, der der
mathematischen Sprache im gewissen Grade mächtig ist; es lässt
3*
36
P e t z v a 1.
sich aber auch zweitens ein beschränkterer Grad von Einsicht dadurch
erzielen, dass man diese Wirkungen der Grösse nach in den Fällen,
die die Praxis angelien, in bestimmten Zahlen angibt. Aus der Ver
bindung dieser beiden Hebel der Einsicht, der mathematischen Formel
nämlich, die man für eine gewisse Anzahl specieller Fälle in Zahlen
umgesetzt hat, entspringt die klare Einsicht eines gründlichen Ken
ners, der seinürtheil nicht erst mühsam aus den verborgensten Falten
des Gedächtnisses zu holen hat, sondern der es wie mit einem
Schlage vor Augen legt. Es können daher in dieser Abhandlung die
einfachsten optischen Formeln nicht fehlen und auch der Gebrauch der
ersten Anfangsgründe der Infinitesimal-Analysis kann nicht umgangen
werden, weil er für den mathematisch Gebildeten wahrhaft populär
ist. Für diejenigen aber, die vor einer Formel erschrecken, sind die
aus ihr abgeleiteten numerischen Daten in runden Zahlen, und es
wird gewiss nicht schaden, wenn auch der Laie sieht, wie die Mathe
matik mit leichter Mühe zu Resultaten gelangt, die seihst das ange
strengteste Nachdenken des verständigen, aber mathematisch unge
bildeten Kopfes schwer oder gar nicht herausgebracht hätte. Hiemit
kehren wir zurück zum Gegenstände unserer Untersuchungen.
Eine Camera obscura ist eine Vorrichtung, vermittelst welcher
in endlicher Entfernung ein Bild gemacht wird von einem fernen oder
nahen Gegenstände.
Es wird wohl schon nach dieser Erklärung Niemandem schwer
fallen, der Camera obsenra Eigenschaften anzuwünschen, und die
Wünsche werden sich desto kühner gestalten, je lebhafter die Phan
tasie und je geringer die Einsicht des Wünschenden ist. Es ist. auch
erspriesslich, alles dasjenige, was sich vernünftigerweise wünschen
lässt, aufzuzählen, um dann später überlegen zu können, in wie ferne
demselben zu willfahren ist. Wir wünschen also: das Bild soll scharf,
lichtstark, naturgetreu, eben sein, die Camera obscura soll dienen zur
Abbildung entfernter und naher Gegenstände, wo möglich zu gleicher
Zeit; soll grosses Gesichtsfeld besitzen, das Bild soll gross oder
klein sein, wie man nur immer will, auch soll der Apparat möglichst
wenig kosten und bequem sein zum Handhaben.
Einer grossen Mehrzahl dieser Anforderungen lässt sich Genüge
leisten durch eine Vorrichtung, zu der der Optiker nicht den gering
sten Bestandtheil liefert und ganz überflüssig ist und die auch nichts
weiter kostet, als einen Nadelstich in ein Kartenblatf. Man versieht
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
37
nämlich den Fensterladen eines sorgfältig verfinsterten Gemaches mit
solch’ einer kleinen Öffnung und stellt vor dieselbe einen Schirm, so
fällt darauf ein Bild der aussen sich befindlichen Gegenstände, welches
die Mehrzahl der oben angegebenen Eigenschaften besitzt in idealer
Vollkommenheit: absoluteNaturtreue, Abbildung entfernter und naher
Gegenstände zu gleicher Zeit, grosses Gesichtsfeld, so nahe an 180°,
als man nur will, eben oder gekrümmt, nach Belieben, geringe Kosten
und eine Handhabung, die sich nicht bequemer denken lässt, sind die
Eigenschaften, die ihm aus dem Inbegriffe der oben aufgezählten
zukommen und es fehlt nur an Schärfe und Lichtstärke. Dieser Ab
gang genügt aber auch vollkommen, um die Vorrichtung zu ernsteren
Zwecken unbrauchbar zu machen. Es könnte daher auch hier von
derselben nicht die Bede sein, wenn sie nicht ein im hohen Masse
geeignetes Beispiel darböte, um zu zeigen, was die Natur bereit
willig bietet und was durch mehr oder minder schwere Opfer erkauft
werden muss, ferner, wie oft eines der bereitwillig Gebotenen ver
loren geht, wenn man durch die Mittel, welche die Kunst und Wis
senschaft angibt, die edleren Eigenschaften: Schärfe und Lichtstärke
erhöhen will, und endlich von welcher Art und von welchem Ein
flüsse die verschiedenen, theilweise noch übrig bleibenden Unvoll
kommenheiten seien, denn das absolut Vollkommene erscheint auf
dem Erdenrunde nicht.
Wer in die Natur irgend einer Sache tiefere Einsicht gewinnen
will, thut beinahe immer am besten, wenn er sein Studium vom
Ursprünge derselben, oder von der allereinfachsten Form beginnt.
Dies ist Regel in allen Kunst-und Wissenschaftszweigen. Der Sänger
darf nicht aufhören, die Tonleiter zu singen, der Tänzer muss fort
während seine Pliees und Battements üben. Der gelehrte Schulmann
vom Fache verdankt seine Überlegenheit über den Dilettanten grossen-
theils der steten Beschäftigung mit den Elementen. Wer die Segnun
gen der Civilisation gehörig würdigen will, muss sich mit Robinson
Crusoe im Geiste auf eine wüste Insel versetzen u. s. w. Wer einen
andern Weg einschlägt, lauft gar oft Gefahr, gerade das Werthvollste
und Einflussreichste zu übersehen. Er gelangt nie zu einer gerechten
Würdigung der Leistungen der Kunst und Wissenschaft, schätzt hoch,
was keinen Werth hat, und oft gar nicht da ist, missachtet hingegen
das wahrhaft Werthvolle, verlangt das Unmögliche und ist mit einem
Worte ein sehr unerspriesslicher Kenner. Wir heben daher das
38
P e t z v a 1.
Studium derCamera obscura an mit einer sorgfältigen Discussion ihrer
allereinfachsten Form, nämlich einer kleinen Öffnung im Fensterladen
und wollen annehmen, dass die abgehildeten Gegenstände in sehr
grosser Entfernung von demselben liegen, dass daher ein jeder Punkt
einen äusserst spitzen Strahlenkegel der kleinen Öffnung zusende,
den man für einen dünnen Strahlencylinder nehmen kann.
Wäre nun die Fortpflanzung des Lichtes eine geradlinige, so
würde ein jeder solcher Strahlencylinder mit der ihm eigenen Farbe
und Lichtintensität durch die Öffnung des finsteren Gemaches dringen
bis zum Schirm, der das Bild auflangt. Auf diesem würde er dann
einen kreisrunden Fleck nahezu von der Grösse der Öffnung und von
der ihm eigenen Farbe und Lichtstärke erzeugen. Der Inbegriff aller
dieser verschieden gefärbten Flecke würde sich dann zu einem Bilde
gestalten, welches, gegen das Object betrachtet, in der Richtung von
oben nach unten sowohl, wie in jener von rechts nach links, umge
kehrt erschiene, geradeso, wie dies auch bei der gewöhnlichen Camera
obscura der Fall ist. Die Schärfe des Bildes liesse sich erhöhen,und
zwar nach Belieben, durch Verkleinerung der Öffnung. Dies gilt aber,
wie gesagt, nur in der Voraussetzung der geradlinigeh Fortpflanzung
des Lichtes.
Da sich aber das Licht nicht geradlinig forlpflanzt, so ist hier
der Sachverhalt ein ganz anderer. Macht man nämlich die Öffnung
am Fensterladen zuvörderst entsprechend gross und denkt sieh der
einfacheren Betrachtung wegen nur einen einzigen leuchtenden Punkt,
etwa einen Stern, abgebildet, verkleinert ferner die Öffnung, um ein
stets schärferes, einem leuchtenden Punkte näher kommendes, also
immer kleineres Bild dieses leuchtenden Punktes am Schirme zu
gewinnen, so sieht man allerdings dieses Bild sich mit der Öffnung
bis zu einem gewissen Masse verkleinern; überschreitet man dieses
Mass, die Öffnung noch mehr verringernd, so wird das Bild des leuch
tenden Punktes wieder grösser und lichtschwächer zugleich, über
schreitet aber an Grösse jeder Zeit die Öffnung selbst, der es unter
der Voraussetzung der geradlinigen Fortpflanzung des Lichtes immer
gleich bleiben sollte. Diese Wirkung, dieses Ausweichen der Licht
strahlen nach derSeite, bildet nun eine Sorte sogenannter Abweichung,
nämlich die Abweichung, welche der Beugung des Lichtes entspricht.
Ihre Kenntniss ist einem jeden nothwendig, der von irgend einem
optischen Instrumente, oh Fernrohr, Mikroskop, oderCamera obscura
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
39
Gebrauch macht; es genügt jedoch nicht, nur zu wissen, dass diese
Wirkung überhaupt vorhanden ist, sondern man muss sie auch wenig
stens ungefähr ihrer Gestalt und Grösse nach anzugeben wissen, weil
sonst die Kenntniss keinen praktischen Nutzen hat. Auch der Pho
tograph hat mit dieser Abweichungssorte zu kämpfen, wenn er ein
scharfes Bild durch ein enges Diaphragma erzielen will. Es ist daher
nothwendig, näher einzugehen in dieBeschaffenheit der besprochenen
Beugungserscheinung.
Vermöge der Beugung des Lichtes ist das Bild eines leuchtenden
Punktes bei noch so sehr verminderter kreisrunder Öffnung doch
niemals ein Punkt, sondern ein sogenanntes Beugungsspeetrum, das
aus einem lichten kreisrunden Flecke besteht, der mit dunklen und
lichten concentrischen Kreisen abwechslungsweise umgehen ist. Die
grösste Lichtstärke hat der kreisrunde lichte Fleck in der Mitte, die
umgebenden lichten Ringe aber sind unter den eben besprochenen
Umständen so lichtschwach, dass man sie kaum wahrnimmt und dass
sie nur durch die künstlicheren, von der Wissenschaft in Anwendung
gesetzten Mittel wahrnehmbar gemacht werden können. Insofern als
also die Beugung als störende Wirkung auftritt, kann man sie ihrer
Grösse nach durch den Durchmesser des innersten lichten Fleckes,
gemessen ungefähr bis zu dem ersten umgehenden dunklen Ringe, als
bestimmt ansehen. Diesen Durchmesser erhält man aber durch fol
gende geometrische Construction: Man denke sich durch den Mittel
punkt der Öffnung am Fensterladen senkrecht auf die Ebene dessel
ben eine Linie gezogen, trage von diesem Mittelpunkte aus gegen
den Schirm zu eine Strecke auf, gleich dem Durchmesser der Öffnung
und im Endpunkte derselben eine darauf Senkrechte, auf der man
nach oben und nach unten die Wellenlänge aufträgt, die für rothes
Licht 1 / 50 . 000 eines Zolles, für violetes ungefähr y i0 o-ooo beträgt;
nun ziehe man durch den Mittelpunkt der Öffnung zwei gerade
Linien durch die zwei Endpunkte dieser Senkrechten, so werden
diese, bis zu dem Schirm fortgesetzt, auf demselben die zwei
Endpunkte des in Rede stehenden Durchmessers markiren und die sie
verbindende Linie wird der Durchmesser seihst sein. Heisst die
Wellenlänge ), und der Halbmesser der Öffnung p, die Durchmesser
des Ahweichungskreises D, die Entfernung des Schirmes aber A,
so wäre:
(U
40
P e t z v a I.
Dies gilt jedoch nur, wenn p bereits sehr klein geworden ist. Wäre
dem nicht so, d. h. wäre die Öffnung eine grössere, so müsste man
ihren Durchmesser zum Werthe von D noch hinzuzählen und hätte
dann:
Z) = 2p + ^.
Dieser Gleichung lässt sich der vortheilhafteste Werth p d.h. der
jenige, dem das kleinste mögliche D und somit das schärfste Bild
entspricht, entringen. Differenzirt man nämlich, um D zu einem Mini
mum zu machen, dasselbe nach p und setzt den Differentialquotienten
der Nulle gleich, so gewinnt man:
und:
D = 2 V~2äI.
Ist z. ß. A = 11 Zoll, so ergibt sich für rothes Licht, d. h. für
1
X = 'gQ-QQo Zoll, nahezu : D = 0-042 Zoll und p = 0-01 Zoll; für vio-
letes Licht hingegen, d. h. für \ — - Zoll hat man D — 0-030
b 100.000
und p = 0-007 Zoll = 0-07 Linien. Man kann also sagen: es wird
im Allgemeinen nichts mehr nützen, wenn man die Öffnung unter */,„
Linie im Halbmesser und y 5 Linie im Durchmesser verkleinert, und
es wird im günstigsten Falle das Bild eines leuchtenden Punktes ein
kreisrunder Fleck sein von etwa y a Linie im Durchmesser. Es wird
sich daher das Bild nur aus einer solchen Entfernung allenfalls gut
ansehen lassen, aus welcher ein solcher kreisrunderFleckvon i/ a Linie
Durchmesser noch als Punkt erscheint, d.h. aus einer Entfernung,aus
welcher derselbe unter einem Gesichtswinkel von 1 Minute wahr
genommen wird, d. h. aus einer Entfernung von beiläufig 2 Klaftern.
Vergrösserung wird es natürlich gar keine vertragen. Es kommt also
dem Bilde nur ein sehr geringer Grad von Schärfe zu und auch die
Lichtstärke ist sehr unbedeutend. Um von beiden eine genauere
numerische Kenntniss zu gewinnen, möge man erwägen, dass ein
gewöhnliches photographisches Cameraobscura - Objectiv von 3 Zoll
Öffnung und 11 Zoll Brennweite, bestimmt zum Porträtiren, wenn es
nur halbwegs gut ist, ein Bild liefere, welches mindestens in der Mitte
des Gesichtsfeldes zehnmalige Vergrösserung verträgt. Es ist also
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
41
an Schärfe der Camera obscura ohne Glas beiläufig 180mal über
legen. Bessere Instrumente sind es natürlich noch in weit höherem
Grade. In Bezug auf die Lichtstärke beachte man, dass bei gleicher
Brennweite, nämlich von 11 Zoll, also derselben Bildgrösse, d. h. der
selben Grösse der Abbildung eines bestimmten Gegenstandes die
Öffnungen, die einerseits y 5 Linie, anderseits 36 Linien betragen, in
dem Verhältnisse wie 1 : 180 sind; die Lichtstärken verhalten sich
aber wie die Quadrate der Öffnungen, stehen somit im Verhältnisse wie
1:32400. Eine photographische Abbildung wird man mit dieser
Lichtstärke schwerlich erzielen.
Hieraus folgt nun zweierlei, was der Aufmerksamkeit werth ist:
Man siebt nämlich erstens, wie Kunst und Wissenschaft dabin gelangt
sind, Mittel zu erzeugen, Linsen nämlich mit den gehörigen Krüm
mungen und in passender Anordnung, die geeignet sind, gewisse
vorzüglich schätzbare Eigenschaften einer Vorrichtung, Bildschärfe
nämlich und Lichtstärke zu erhöhen im Verhältnisse wie 1 : 180 und
letztere gar wie 1 : 32400; zweitens lernt man eine Art Abweichung
kennen, welche dem massloseu Diaphragmiren des Objeetives Grenzen
setzt. Wer nämlich sein 3zölliges photographisches Objectiv, vielleicht
um scharfe Abbildungen verschieden entfernter Gegenstände gleich
zeitig zu erzielen, z. B. bis auf 6 Linien Öffnung abblendet, der erzeugt
sich selbst eine die Schärfe beeinträchtigende Abweichung im Bilde
und bewirkt namentlich, dass das Bild eines leuchtenden Punktes kein
Punkt ist, sondern ein runder Fleck, dessen Durchmesser gegeben
ist durch die einfache Formel (1), in welcher X durch die Wellen
länge gleich Zoll, A durch die Brennweite gleich 11 Zoll, pal)er
ou.uuu
durch die halbe Öffnung gleich 3 Linien ersetzt werden muss. Mit
diesen Daten ergibt sich nahezu der Durchmesser des Abweichungs
kreises D = 0 01 Linie. Da in feinen Zeichnungen und Schriften
Linien Vorkommen, deren Breite selbst geringer ist, als l / i0 Linie, so
werden solche mit einem derart diaphragmirten Objective photogra
phisch copirt., von Abweichungskreisen der angrenzenden lichten
Punkte theilweise überdeckt, schmäler noch und feiner erscheinen,
und es wird sich diese missliebige Wirkung steigern, wenn zur Ab
weichung wegen der Beugung noch irgend eine andere hinzutritt,
z. B. die aus der Krümmung des Bildes hervorgehende, bis endlich
bei vollständiger Überdeckung diese im Originale schwarzen Linien
42
P e i z v a I.
im Bilde nur entweder als blasse Schatten oder gar nicht wahrnehmbar
sind, so dass ein solches Bild, wenn es auch mit freiem Auge anzu
sehen ist, doch keine Vergrösserung mehr verträgt.
Kehren wir jetzt, um mit der möglichsten Klarheit stufenweise
fortzufahren, zur natürlichen Camera obscura ohne Glas zurück und
suchen wir sie dadurch zu veredeln, dass wir in die Öffnung eine
kleine einfache, folglich unachromatische Glaslinse hineinfügen, die,
damit man den Vergleich mit dem gebräuchlichen Cameraobscura-
Ohjective fortsetzen könne,! 1 Zoll Brennweite haben und ausCrown-
glas bestehen mag; und untersuchen wir sodann, was durch diese
wenig kostspielige Veränderung an den guten Eigenschaften der Vor
richtung gewonnen und was verloren ist.
So lange die Öffnung dieser Linse gegen die Brennweite klein
genug ist, kann man ohne wesentlichen Fehler annebmen, dass die
Strahlen von einerlei Brechbarkeit von ihr vereinigt werden in einem
und demselben Punkte. Das Bild also eines im homogenen Lichte
strahlenden Punktes würde dann, abgesehen von der Beugung, auch
wieder ein Punkt sein, wenn man nur den Schirm an die rechte Stelle
setzt. Es kann hier alsogleich bemerkt werden, wie mit der erzielten
Verbesserung alsogleich auch eine minder bequeme Handhabung ver
knüpft ist. Bei der natürlichen Camera obscura ohne Glas nämlich
stellt man den Schirm wohin man will, und bekommt überall ein gleich
gutes und bei gleichzeitiger Modification der Öffnung nach den For
meln (2) auch das beste mögliche Bild. Wie man eine Linse anwen
det, muss man aber den Schirm aufstellen in einem bestimmten
Punkte. Dieser Punkt, in welchem das Bild zu Stande kommt, heisst
Focus oder Brennpunkt des Objectives. Weil aber Glas die ver
schiedenfarbigen Strahlen anders und anders bricht, so haben auch
die äussersten rothen, mittleren gelben und äussersten viöleten des
Spectrums je ihren eigenen Focus. Da aber die Entfernung derselben
Yom Linsenmittelpunkte, den wir durch^bezeichnen wollen,gegeben
ist durch die bekannte Formel:
in welcher r und r' Krümmungshalbmesser sind der Vorder- und
Hintertläche der Linse, n aber der Brechungsindex, und nachdem
sich die verschiedenfarbigen Strahlen eben durch ihre Brechungs-
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
43
indices unterscheiden; so wird man Brecliungsindex und Brennweite
für rothes Licht mit n und p, für violetes Licht hingegen mit n + dn
und p -j- dp bezeichnen können und, die Formel nach n und p diffe-
renzirend, erhalten:
dp t i 1 \ , dn
= rl dn = —
V r r') (n—1 ) p
also
Für Crownglas ist
dp
dn
n—\
p d n
(1—'
= 0 036, folglich hat man
dp = —0‘036|) (4)
und da wir endlich die Brennweite p gleich 11 Zoll des gewöhnlichen
Cameraobscura-Objectives zu Grunde gelegt haben, so wird für eine
solche:
dp = — 0396
sein, d.h.die äussersten violeten Strahlen, die brechbareren, besitzen
eine um beiläufig 0-4 Zoll kleinere Brennweite als die äussersten
rothen. Die er-
steren vereini
gen sich in V, die
anderen weiter
entfernt von der
Linse in R. Zwi
schen V und R
liegen dieBrenn-
punkte aller
übrigen im sola
ren Spectrum erscheinenden Strahlen. Diejenigen unter ihnen,
welche vorzüglich auf das Sehorgan des Menschen einwirken, sei es
durch ihre Menge oder Farbe, eoncentriren sich um einen Punkt
0 herum, der näher an R als an Fliegt und streng genommen kein
absolut bestimmter sein kann, schon aus dem Grunde, weil die
Empfindlichkeit für verschiedenfarbiges Licht nicht für alle Augen
dieselbe ist. Auf diesen Punkt Owird das Bild gewöhnlich eingestellt,
von jedem Beobachter in der Regel auf eine andere, etwas verschie
dene Weise. Weiter in C befindet sich ein anderer Punkt näher an V
als an R, indessen Nähe diejenigen Strahlen zur Vereinigung kommen,
denen vorzugsweise chemische Wirkung zukommt. Auch dieser
44
P e t z v a 1.
Punkt scheint ein absolut bestimmter zu sein und dürfte abhängen
von dem Stoffe, auf den der Lichteindruck erfolgt. Hier kommt das
beste photographische Bild zu Stande. Endlich ist zwischen Fund R,
beinahe genau in der Mitte gelegen, noch ein dritter Punkt zu merken,
der P, allwo der durch den Schirm abgeschnittene Strahlenkegel
den allergeringstenQuerschnitt hat.Nennt man den Durchmesser dieses
Querschnittes D, die halbe Öffnung der Linse wie zuvor p, die
Brennweite /?undrfp,die sogenannte chromatische Längenabweichung
gleich R V, so ist
D = = 0-036 P ,
P
der Durchmesser also des kleinsten chromatischen Abweichungs
kreises ist lediglich abhängig von der Linsenötfnung und nicht von
der Brennweite, ein sowohl in der Theorie der Fernröhre, wie auch
der Camera obscura importanter Satz.
Zu dieser chromatischen Abweichung tritt nun noch diejenige,
die wir früher kennen gelernt haben, nämlich die aus der Beugung
des Lichtes entspringende, hinzu und vergrössert den Durchmesser
des Abweichungskreises um ihren Betrag, um p X nämlich, so dass
also die Gesammtabweichung
D = 0-036 p + —
P
ausfällt. Sucht man auch hier auf eben dieselbe Weise wie früher
denjenigen Werth der Linsenöffnung p, für welchen D ein Kleinstes
wird, so hat man abermals, den nach p genommenen Ditferential-
quotienten von D der Nulle gleich setzend:
p = V-7und D = 0-072 V
1 T 0-036 ’ 0-036
also für rothes und violetes Licht beziehlich
p = 0-08 D = 0-006
p = 0-06 D = 0 004.
Die zulässige Ötfnung, die das schärfste Bild gibt, kann also beiläufig
gleich 1 y 2 Linien angenommen werden, erscheint mithin mehr als
7mal so gross, als bei der natürlichen Camera obscura ohne Glas,
wodurch sich die Lichtstärke auf die öOfache erhöht, jedoch noch
immer ein sehr geringer Bruchtheil, nämlich i/ 848 von derjenigen
bleibt, die das gebräuchliche Cameraobscura-Objectiv besitzt. Hiebei
Bericht über dioptrische üntersucliungen.
45
hat aber auch die Schärfe bedeutend zugenommen, denn der Durch
messer D des Abweichungskreises ist im Mitte] auf O'OOä Zoll oder
beiläufig auf 0-06 Linien herabgesunken, erscheint also beiläufig
12mal kleiner, als bei der Dunkelkammer ohne Glas, was ein Bild
gibt, das von demjenigen der üblichen Camera obscura nur noch im
Verhältnisse von 1 : IS an Schärfe übertroffen wird.
Diese nicht sehr bedeutende Steigerung zweier der wichtigsten
Eigenschaften: Schärfe und Lichtstärke nämlich wird durch theil-
weise Aufopferung aller übrigen theuer genug erkauft. Die Natur
treue ist zwar nicht wesentlich verloren gegangen, der mehrseitigen
Verwendbarkeit jedoch zu grossen und kleinen Abbildungen in ver
schiedenen Entfernungen ist Eintrag gethan, denn das beste Bild
befindet sich an einer gewissen Stelle, im Focus nämlich, der ein
anderer ist für die optischen und für die chemischen Strahlen. Nach
dem herrschenden Sprachgebrauche würde man sagen, dieser Appa
rat habe einen chemischen Focus. So unrichtig und unlogisch auch
dieser Ausdruck ist und so sehr er auch dazu dient, die Begriffe zu
verwirren und den chemischen Focus als eine Art bösen Geist darzu
stellen, der das Bild verschiebt, so wird es doch schwerlich mehr
gelingen, denselben abzuscbaffen und durch etwas Richtigeres zu
ersetzen. Vernünftigerweise kann man den chemischen und optischen
Focus nur bezeichnen als jene zwei Punkte in der Axe des Instru
mentes, in welchem das beste Bild photographisch erzeugt wird, und
im welchem es dem Auge am schärfsten erscheint. Was ist also ein
Apparat mit einem chemischenFocus ? Offenbar ein solcher, der einen
Punkt in der Axe besitzt, in welchem ein gutes Bild photographisch
zu Stande kommt. Und was ist ein Objectiv ohne chemischen Focus?
Offenbar ein solches, welches nirgends ein gutes Bild macht. Der
gangbare Ausdruck bezeichnet gerade das Gegentheil von demjenigen,
was man sagen will. Ebenso leicht und richtiger wäre es, zu sagen:
das Objectiv habe getrennte Brennpunkte. Im gegenwärtigen Falle
zum Beispiele einer kleinen unachromatischen Linse stehen dieselben
in einem Abstande von etwa drei Linien, was das Erzielen eines
scharfen Bildes in der photographischen Praxis wesentlich erschwert.
Wenn die chromatische Längenabweichung dp, welche durch
die Formel (4) gegeben ist, stets eine und dieselbe wäre, somit auch
der Abstand, der die beiden Brennpunkte trennt, stets ein und derselbe,
so wäre hier sehr leicht abzuhelfen: man brauchte nämlich dann nur
46
P e t z v a 1.
das matte Glas der Camera obscura an eine andere Stelle zu setzen,
als diejenige Fläche, auf welcher photographisch das Bild gemacht
wird, in die Entfernung von drei Linien nämlich. Die Sache verhält
sich jedoch anders: Die Formeln (3) und (4) geben nämlich nur die
Vereinigungsweite paralleler Strahlen und gelten daher nur für
solche und sind anwendbar für den Fall, dass man sehr entfernte
Gegenstände abbildet. Für nähere in mässiger Entfernung a vom
Objective stehende Gegenstände nämlich tritt eine andere Formel auf;
denn diese werden nicht mehr im Brennpunkte, also in der Entfer
nung p abgebildet, sondern in einer andern u, welche gegeben ist
durch die Formel:
Differenzirt man diese nach dem Brechungsindex, der sich in p vor
findet, so erhält man:
Nun stellt du die chromatische Längenabweichung vor und
kann von dem dp, welches die Formel (4) gibt, wesentlich ver
schieden ausfajlen. Setzt man beispielweise, um einen extremen Fall
vor Augen zu haben, u = 2 p voraus, also den abzubildenden Gegen
stand dem Objective der Camera bis auf den doppelten Betrag der
Brennweite nahe gerückt, so ergibt sich aus der (5) a = 2 p und
aus der (6) da = 4 dp. Die chromatische Längenabweichung ist
also viermal so gross geworden, folglich auch der Abstand der beiden
getrennten Brennpunkte, der hiemit auf einen ganzen Zoll angewachsen
ist. Da sohin die Trennung dieser beiden Punkte sich als eine mit
der Entfernung des abzubildenden Gegenstandes im namhaften Masse
veränderliche Grösse darstellt, so entspringt daraus ein wesentlicher
mit unachromatischen Linsen verbundener Übelstand bei photogra
phischen Dunkelkammern, dessen Wegschaffung durch möglichst voll
kommenen Achromatismus hier noch wichtiger erscheint, als bei
Fernrohren.
Die Formel (5) belehrt uns noch über einen anderen Vorzug,
den die natürliche Camera obscura ohne Glas vor der veredelten hat,
der somit bei dem Übergange von der ersteren zur letzteren aufge
geben werden muss. Es ist nämlich hier gleichgiltig, ob die Gegen
stände nahe oder fern sind. Die durch eine Glaslinse veredelte hin-
Bericht über dioptrisehe Untersuchungen.
47
gegen wirft das Bild sehr entfernter Gegenstände in den Abstand p,
dasjenige der in der Entfernung a stehenden hingegen in die Entfer
nung a, und hat man die einen scharf, so sind es die andern nicht.
Dies zwingt den Photographen zu mancherlei künstlichen Anordnun
gen in der Aufstellung des Apparates, Gruppirung der abzubildenden
Gegenstände und Einrichtung der Camera obscura, über die Einiges
später zur Sprache gebracht werden soll.
Das Bild ist ein gekrümmtes geworden, das schärfste fällt nicht
mehr auf eine Ebene, sondern in eine Kugelfläche, die aus dem Lin
senmittelpunkte mit dem Halbmesser 3 / 3 p — 16-5 Zoll beschrieben
ist. Da nun das Photographiren auf solchen gekrümmten Flächen
mancherlei Schwierigkeiten unterliegt, so ist man durch diesen
unvermeidlichen Umstand wieder gezwungen, einen Theil der Schärfe,
und zwar einen desto grösseren aufzugeben, je grösser das Gesichts
feld ist. Hiedurch wird aber mittelbar das Gesichtsfeld desto mehr
reducirt, je mehr an der Schärfe gelegen ist. Man sieht mit einem
Worte, wie eine Steigerung der guten Eigenschaften der Vorrichtung,
Lichtstärke und Schärfe nämlich, die zwar bedeutend aber doch nicht
so gross ist, dass der veredelte Gegenstand brauchbar würde, erkauft
werden muss mit sehr bedeutenden Opfern; und dies rückt uns einen
allgemeinen Grundsatz vor Augen, der, mit wenigen Worten ausge
sprochen, so lautet: Nichts ist umsonst. Wir gewahren aber auch
andererseits, dass es vor allem anderen und wesentlich darauf
ankomme, wenn man eine zu ernsten Zwecken wirklich brauchbare
Camera gewinnen will, den Achromatismus herzustellen, denn dadurch
fällt die chromatische Abweichung weg; in Folge dessen kann Öffnung
und Lichtstärke vergrössert werden, mit der vergrösserten Öffnung
aber ist wieder eine entsprechende Verringerung derjenigen Ab
weichung verknüpft, die aus der Beugung entspringt.
Der Achromatismus wird bekanntlich durch Zusammenfügen der
Linse aus einem Crown- und Flintglasbestandtheile erzielt und ist
namentlich bei Fernrohren etwas seit langer Zeit Bekanntes. Die
Objective derselben sind nämlich achromatisch und man hat durch
die Zusammensetzung aus zwei Linsen von verschiedenem Glase auch
noch einen andern Zweck nebst dem Achromatismus erreicht, die
Wegschaffung nämlich einer bei grösseren Öffnungen erst merkli
chen neuen Abweichungssorte, der Abweichung nämlich wegen der
Kugelgestalt, die man den Linsenflächen gibt und die wohl die
48
P e t z v a 1.
praktisch am allerleichtesten ausführbare, aber nicht die geeignete
ist, sämmtliche Strahlen in einem einzigen Punkte zu vereinigen. Die
Krümmungen der zwei Bestandlinsen werden also so gewählt, dass
die sphärische Abweichung zwar nicht ganz aufgehoben, aber doch
wenigstens sehr namhaft bis auf einen geringen Bruchtheil ihres
sonstigen Werthes verringert wird. Es geschieht dies bei Fernrohren
auf Grundlage einer gewissen Berechnung, welche aber in aller
Strenge nur einen einzigen Punkt des Bildes, den in der Axe des
Linsensystems nämlich ins Ange fasst und nur die Erfüllung einer
einzigen Bedingung, Bildschärfe nämlich in diesem einzigen Punkte,
mithin auch in dessen nächster Nähe, durch eine einzige Gleichung
ausgedrückt verlangt, und nachdem dies möglich ist, auch wirklich
erreicht. Man muss sich übrigens nicht vorstellen, dass der Fern
rohre erzeugende Optiker hier berechnend zu Werke geht; es
genügt nämlich das Festhalten der äusseren Ähnlichkeit der Form,
um ein genügend gutes Ohjectiv zu erzielen. Die Crownglaslinse
biconvex, die Flintglaslinse planconcav mit derselben zusammen
gekittet, bilden bei gehöriger Krümmung der Kittfläche ein Ganzes
welches das Verlangte nahezu leistet, wenn man die convexe Fläche
der so entstehenden planconvexen achromatischen Linse dem Objecte,
die plane aber dem Bilde zukehrt. Die grosse Mehrzahl der terrestri
schen und zu geodätischen Messungen bestimmten Ohjective ist so
gebaut und nur bei grösseren astronomischen Fernrohren geht man
mit mehr Sorgfalt und Genauigkeit zu Werke. Da man nun dasselbe
Fernrohr-Objectiv auch in die Camera ohscura verpflanzt hat und da
es nach Daguerre in den ersten Zeiten derDaguerreotypie das allge
mein gebrauchte war, so verdienen seine Eigenschaften und Leistun
gen, als den ersten namhaften Fortschritt auf diesem Felde darstel
lend, der erst zu einem praktisch brauchbaren Ergebnisse geführt hat,
hier eine nähere Beleuchtung.
Man mochte wohl ursprünglich versucht haben, das auf die
Camera obscura übertragene Fernrohrobjectiv gerade so zu verwen
den, wie am Fernrohr seihst, die convexe Seite dem Objecte, die
plane dem Bilde zugekehrt. Es hat sich aber wahrscheinlich aus der
Untersuchung ergehen, dass es auf diese Weise nicht brauchbar war
und dies zwar wegen einer etwas sonderbar klingenden, desshalb
aber doch thatsächlich vorhandenen Ursache, nämlich wegen seiner
einseitigen Vollkommenheit. Von der Theorie dazu bestimmt, ein
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
49
sehr scharfes, nahmhafte Vergrösserung aushaltendes, aber ganz kleines
Bild zu liefern, so viel nämlich, als man mit einem Oculare übersehen
kann, dem Gesichtsfelde nach ungefähr zwei Grad oder mitunter auch
noch viel weniger, leistet es dies bei richtiger Construction auch
wirklich. Wie man sich aber von der Mitte des Bildes oder der Axe
desRohres mehr und mehr entfernt,wird der Betrag der sphärischen
Abweichung, die nur für die Mitte weggeschafft wurde, immer grös
ser, zugleich aber fällt das beste Bild nicht auch eine Ebene, wie
man es in der Camera obseura wünscht, sondern auf eine krumme
Fläche, die eine Art Rotationsparaboloid ist, mit einem Krümmungs
halbmesser 3/ a p am Scheitel, unter p, so wie im Vorhergehenden, die
Brennweite der achromatischen Linse verstanden. Das Fernrohr-
objectiv wäre daher brauchbar erstens dann, wenn man nur sehr
kleine Bildchen, kleiner nämlich, als das Objectiv selbst, damit zu
erzeugen wünscht, und zweitens dann, wenn man etwas in eine solche
krumme Fläche Hineingezeichnetes abzubilden beabsichtigt. Nun ist
aber weder das eine, noch das andere der Zweck, zu dem man eine
Camera obseura braucht. Dieser Auseinandersetzung entnimmt man
sogleich zwei Wege der möglichen Veredlung dieses optischen Er
zeugnisses; man muss ihm nämlich entweder die einseitige Voll
kommenheit, die ausgezeichnete Schärfe in der Mitte und die ge
krümmte Beschaffenheit des Bildes nehmen, bis der Contrast zwi
schen Mitte und Rand ein minder auffallender und störender wird,
oder man muss die sphärische Abweichung des Bildes amRande durch
die von der Theorie gebotenen Mittel zu beseitigen suchen. Den
ersten Weg als den leichtern hat die optische Praxis eingeschlagen,
der zweite konnte nur durch die Wissenschaft betreten werden.
Wer sich im Besitze eines terrestrischen oder kleineren Theo-
dolithen-oderNivellir-Fernrohres befindet, kann sein- leicht folgenden
Versuch, der, der Praxis den Weg zu zeigen, geeignet ist, anstellen:
Er schraube das Objectiv ab, und kehre die achromatische Linse
in ihrer Fassung um, dergestalt, dass sie nunmehr die plane Fläche
dem Objective und die convexe dem Bilde zukehrt; so wird er ge
wahr werden, dass er sein gutes Fernrohr in ein schlechtes verwan
delt hat, dem nur durch ein beträchtliches Blenden wieder ein etwas
besseres Bild abgewonnen werden kann. Die in einer solchen Loupe
eintretende sehr bedeutende sphärische Abweichung ist hieran Schuld
und es vereinigen sich die Strahlen, die zu einem und demselben
Sitzb. (1. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Ilft.
4
50
P e t 't v a I.
Strahleneylinder gehören, nimmermehr, wenn auch nur annäherungs
weise in einem Punkte, sondern in einer Pteihenfolge von Punkten,
einer Linie, sogenannten Caustica, welche durch mehrere, in der
Nähe des Brennpunktes auf die Axe senkrecht gelegteEbenen durch
geht, so dass man also bei beliebiger Neigung des Strahlencylinders
gegen die Axe immer aus diesem Strahleneylinder einen dünneren
Büschel wird ausschneiden können, dessen Strahlen sich nahe genug
vereinigen in der Ebene, die durch den Brennpunkt gelegt ist. Der
Klarheit wegen muss hier bemerkt werden, dass unter Brennpunkt
hier derjenige Punkt der Linsenaxe verstanden wird, in welchem die
Centralstrahlen, d. h. die der Axe nächsten desjenigen Strahlen
cylinders sich vereinigen, welcher zur Axe parallel ist.
Man verfolge nun denjenigen Strahleneylinder, der einen Punkt
am Rande des Gesichtsfeldes ahbildet, suche sich in demselben den
Büschel heraus, den man immer finden wird, wenn nur das Objectiv
reichlich mitsphärischer Abweichung gesegnet ist, weicherin der Nähe
der Ebene, auf der man das Bild zu haben wünscht, zur Vereini
gung kommt, bezeichne sich den Fleck am Objective, wo dieser
Büschel einfällt, und blende alles übrige Licht durch ein am schick
lichen Orte aufgestelltes Diaphragma ab, so hat man ein passendes
Cameraobscura - Objectiv. Bei einer Linse von 3 Zoll Öffnung und
etwa 16 Zoll Brennweite, wie die in den ersten Zeiten der Daguer-
reotypie verwendeten waren, fällt das Diaphragma beiläufig auf
3 Zoll Entfernung vor dieser Linse gegen das Object zu und ver
trägt eine Öffnung von einem Zoll bei einer leidlich guten, aber nicht
ganz gleichförmigen Beschaffenheit des Bildes, das vielleicht in der
Mitte eine etwa dreimalige Vergrösserung mittelsl einer Loupe vertra
gen dürfte und am Rande nur noch mit dem blossen Auge anzusehen ist,
mithin an Schärfe jedenfalls von dem von mir angegebenen Camera-
obscura-Objective, das gegenwärtig im allgemeinen Gebrauche stellt,
mindestens im Verhältnisse wie 1 : 3 übertroffen wird, ln den gegen
seitigen Lichtstärken ist der Unterschied noch grösser. Da nämlich
diese sich verhalten direct wie die Quadrate der Öffnungen, und
umgekehrt, wie die Quadrate der Brennweiten, so stehen sie hier
im Verhältnisse wie IMF : 3'16= oder wie 121 : 2304, in runden
Zahlen wie 1:19. Dieser bedeutende Unterschied in den Lichtstärken
wird einigermassen ermässigt durch die vier reflectirenden Flächen,
um welche das neue Objectiv mehr hat, durch die etwa y s des
Bericht über diopIrische Untersuchungen. 51
Lichtes verloren geht, wodurch sich das ohige Verhältniss ungefähr
auf 1:16 zurückzieht.
Der Übergang von dem unachromatischen zu dem hier betrach
teten achromatischen Objective erscheint ohne Widerrede als der
namhafteste Schritt zur Veredlung dieses optischen Gegenstandes;
denn nicht nur dass die Schärfe dadurch auf die 3fache erhöht
worden, die Lichtstärke aber gar auf die 40fache gebracht ist, ver
schwindet noch überdies der die Ausübung sehr erschwerende Übel
stand des getrennten optischen und chemischen Brennpunktes. Das
Bild ist nahezu eben geworden, was sich übrigens bei der unachro
matischen Linse durch dasselbe Blendverfahren auch erzielen lässt.
Das Gesichtsfeld endlich ist in ein zwar nicht ganz scharfes aber
doch nahezu, d. h. durch eine nicht sehr breite Zone von abnehmen
der Lichtstärke begrenztes übergegangen und namentlich trägt das
vorgestellte Diaphragma die Schuld an dieser Beschaffenheit. Da aber
dies oft genug die Wirkung der Diaphragmirung ist, so verdient sie
hier schärfer ins Auge gefasst zu werden.
Man denke sich aus dem Mittelpunkte des Objectives mit 1 Zoll
als Radius einen Kreis beschrieben, dessen Peripherie im Abstande
gleich */ 2 Zoll vom Linsenrande sich befinden wird. Alle durch das
einzöllige Diaphragma durchgehenden Strahlencylinder, deren Axen
durch diese Kreisperipherie durchgehen, werden noch ganz von dem
Objective aufgenommen und bilden einen Punkt ab mit voller Licht
stärke, derselben nämlich, die auch in der Mitte des Bildes vor
handen ist.
Ein jeder solcher Axenstrahl ist auf die Axe des Instrumentes
unter einem Winkel von beiläufig 18 Grad geneigt und man ersieht
hieraus, dass das Bild bis zu einem Gesichtsfelde von 36 Graden volle
und constante Lichtstärke besitze, dieselbe nämlich, welche in der
Mitte vorhanden ist. Alle diejenigen Strahlencylinder ferner, deren
Axenstrahlen gerade dem Linsenrande begegnen, werden nur halb
vom Objective aufgenommen, die andere Hälfte ist durch die Fassung
am Eintritte verhindert. Sie sind auf die Axe des Instrumentes geneigt
unter einem Winkel von 26 Grad, daher die Lichtstärke von 36 Grad
bis zu 52 Grad Gesichtsfeld von ihrem vollen Werthe bis auf die Hälfte
herabsinkt. Diejenigen Strahlencylinder endlich , deren Axenstrahlen
ausserhalb des Linsenrandes und in einer Entfernung von sechs Linien
auffallen, werden gar nicht mehr eingelassen, daher denn die Licht-
4»
52
P e t z v a I.
stärke von 52° bis 66° des Gesichtsfeldes von der Hälfte des Normal
betrages bis auf Null herabsinkt. Wer also gleiches Licht zu haben
wünscht, der darf einem solchen Objective nicht mehr als 36° Ge
sichtsfeld abfordern und dies hat man auch wirklich gethan.
Dies ist also dasjenige Objectiv seinen Eigenschaften nach, mit
welchem Daguerre arbeitete, als er seine schöne Erfindung machte.
Es ist nicht das einzige zu solchen Zwecken dienliche. Achromati
sche Linsen, convex-concav gebaut, bieten nämlich, auf dieselbe
Weise behandelt, den Vortheil dar, dass ihnen das Diaphragma mehr
genähert werden kann, wodurch sie bei derselben Leistung an
Schärfe und Gesichtsfeld eine mindere Öffnung benötbigen. Sie wür
den auch verrnuthlich über kurz oder lang in Verwendung gekom
men sein, wenn die Wissenschaft nicht wirksamere Hilfsmittel
besässe, durch die der Zweck mit viel geringerem Aufwande an mate
riellen Mitteln in weit vollständigerer Weise erreicht werden kann.
Die tatonirende Optik jedoch vermag hier nichts mehr mit ihren
beschränkten Hilfsmitteln und es sind die ferneren Fortschritte vor
zugsweise Aufgabe der Wissenschaft.
Es hat in der That die ausübende Optik bei der Herstellung
eines Fernrohr-Objectives nur drei Bedingungen zu erfüllen, die sich
noch dazu von einander sondern, und je für sich durch die geeig
neten Schritte behandeln lassen, nämlich erstens, eine bestimmte
Brennweite herstellen; zweitens den Achromatismus erzielen und
drittens die sphärische Abweichung auf ein Kleinstes herabzubringen.
Das erste braucht nicht mit Genauigkeit zu geschehen, weil in der
Regel gar nichts daran liegt, ob die Brennweite um ein Geringes
grösser oder kleiner ausfällt. Der Achromatismus hängt wesentlich
von den Brennweiten der Bestandlinsen, die sphärische Abweichung
hingegen von den Krümmungen ab. Dies macht, dass man im Stande
ist, den chromatischen Zustand zu verändern, ohne die sphärische
Abweichung wesentlich anzutasten, und umgekehrt; man vermag mit
einem Worte, jede dieser Krankheiten abgesondert zu curiren , was
die Ausführung eines solchen Objectives ganz ohne Rechnung und auf
dem Wege des Versuches wesentlich erleichtert und die Thatsache
erklärt, dass die praktischen Optiker es kaum der Mühe werth gefun
den haben, sich bei Fernröhren, besonders kleinen, einer mathema
tischen Berechnung zu bedienen. Ganz anders verhält sich die Sache
bei dem edleren Cameraobscura - Objective, das ein sogenanntes
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
53
Bild der fünften Ordnung liefern soll. Hier bat man nicht ein, sondern
fünf Glieder der sphärischen Abweichung, die weggeschafft werden
müssen. Der Achromatismus wird durch zwei neue erfüllte Bedingun
gen zu Wege gebracht und eine achte Bedingung fliesst aus einer
bestimmten dem Objective zu erlheilenden Brennweite. Es sind daher
auch nicht mehr drei Linsenkrümmungen zureichend, sondern man
braucht acht verschiedene optische Elemente, d. h. Linsenflächen
und Entfernungen, um diesen acht Bedingungen zu genügen. Hier
führt alles Versuchen und Probiren zu nichts und die Theorie muss
die genauen Dimensionen des Apparates angeben. Sie aus dem der
Rechnung zu Grunde gelegten Materiale mit der entsprechenden
Genauigkeit auszuführen, ist jetzt die Aufgabe der Kunst.
Die Wissenschaft steht mit dem Leben in innigerem Zusammen
hänge, als man auf den ersten Blick wohl meinen möchte. Was
das Leben nicht als Bedürfniss anerkannt hat, das macht man
auch selten zum Gegenstände einer tiefen wissenschaftlichen Unter
suchung und wenn man es thut, so erzielt man ein, wenn auch an sich
sehr werthvolles, doch von den Zeitgenossen unbeachtetes Resultat,
das ohne Leben nur höchstens in einem Zustande von Einbalsamirung
durch Druckerschwärze fortbesteht. Das Lehen wirkt befruchtend auf
die Wissenschaft und umgekehrt, desshalb wird auch im Allgemeinen
jede wissenschaftliche Entdeckung besonders wenn ein kostspieligeres
praktisches Erzeugniss dieFrucht davon ist, durch dasBedürfniss des
Augenblickes beeinflusst, das Gepräge desselben an der Stirn tragen.
Dies ist so nothwendig, dass man mit Grund behaupten kann, dass
wenn es Jemanden gelungen wäre, ein ganz ausgezeichnetes vollkom
men taugliches Cameraobscura-Objectiv noch vor Daguerre zu be
rechnen, er zuvörderst keinen Optiker dazu gefunden hätte. Hätte er
es aber selbst zu Stande gebracht, so würde es hei den Zeitgenossen
schon vermöge seines Namens: Cameraobscura-Objectiv gar keine
Anerkennung gefunden haben und zu den minder wichtigen Spiele
reien der Optik gezählt worden sein, ungeachtet eine ganz neue
optische Zukunft in demselben vergraben gewesen wäre. Auch das
allgemein gebräuchliche Cameraobscura-Objectiv trägt das Gepräge
des Augenblickes, in welchem es entstanden ist, und der Inbegriff
seiner Eigenschaften ist den damaligen Bedürfnissen angepasst.
Es entstand nämlich in den ersten Zeiten der Daguerreotypie
da man noch keine anderen Bilder kannte, als solche auf Silberplatten
54
P e t z v a 1.
mit Jodüberzug. Die Exposition dauerte y 2 Stunde und darüber;
lebende Gegenstände, wieMenschen, konnten nur aufgenommen wer
den, wenn man sie, angelehnt, sitzend oder liegend, einer halbstündi
gen Insolation meist mit geschlossenen Augen preisgab und doch war
der Wunsch rege geworden, auch Porträte auf diesem Wege zu
erzielen. Hiezu kommt noch, dass man die Daguerreotypie sehr gern
mit der Loupe besichtigte und die Schärfe der Bilder als etwas be
sonders Werthvolles heraushob. Diesen Anforderungen musste natür
lich die Aufgabe entkeimen, ein neues Cameraobscura-Objectiv zu
besitzen von ungleich grösserer Lichtstärke, als das von Daguerre
verwendete; und damit es diesem in keinem Punkte nachstehe, auch
von grösserer Schärfe.
Nachdem es mir nun durch längere Anstrengung gelungen war,
die Theorie dieser optischen Gebilde aufzustellen, ging ich an die
Berechnung eines solchen Objectives beiläufig auf Grundlage der fol
genden Erwägungen:
Grössere Lichtstärke ist nur durch zwei verschiedene Mittel zu
erzielen: erstens durch vergrösserte Öffnung, und zweitens durch
verminderte Brennweite, oder, was dasselbe ist, durch Verkleinerung
des Bildes. Beides wird erreicht dadurch, dass man anstatt einer ein
zigen Sammellinse deren zwei oder mehrere in Verwendung bringt
und sie, wenn nichts dawiderspricht, auch bis zur unmittelbaren
Berührung an einander stellt. Dieser Aufstellung widersetzt sich aber
die Theorie, indem sie die Regel'aufstellt, dass durch ein System
von aneinanderliegenden Linsen, wenn auch noch so viel an der
Zahl, kein edleres Bild entstehen könne, einen einzigen Fall ausge
nommen, nämlich wenn die Gesammtheit dieser Linsen wirkt, wie
ein Planglas, wenn folglich ein unendlich grosses Bild in unendlicher
Entfernung gemacht wird. Die Linsen mussten daher getrennt wer
den und zwar namhaft, weil hei geringen Entfernungen nach der
Theorie auch die Wirkung des Objectives sich immer mehr der eines
Planglases nähern musste. Die nothwendige Trennung betrug % der
Brennweite der vordem, dem Objecte zugekehrten Linse. Sie uölhigte
sofort jede dieser getrennten Linsen achromatisch zu gestalten, weil
sonst den zwei Bedingungen des vollständigen Achromatismus nicht
Genüge geleistet werden konnte. Diese zwei Bedingungen sind näm
lich : Alle verschieden gefärbten Bilder müssen an eine und dieselbe
Stelle fallen und auch gleich gross sein. Da hiemit zur Erfüllung von
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
55
acht Bedingungen acht verschiedene optische Elemente nothwendig
waren, so wurden sieben Linsenflächen und eine Entfernung als sol
che gewählt. Dies gestattete, den zwei Bestandteilen der ersten
achromatischen Linse eine gemeinschaftliche Fläche zu geben und
sie an derselben zusammenzukitten. Hiedurch ergaben sich drei ver
schiedene Linsenflächen. Die Bestandteile der zweiten Linse hin
gegen mussten getrennt bleiben, um noch die rückständigen vier
Flächen zu liefern, wiewohl hiedurch ein Lichtverlust von beiläufig
Yj des Betrages entstand.
Hiemit waren für die Rechnung genügende Anhaltspunkte gewon
nen und es ward der Gegenstand nach meiner Angabe in der Werk
stätte von Voigtländer ausgeführt, alsbald Porträte in 40Secunden
jedoch im directen Sonnenlichte damit erzielt, darauf vielfach bespro
chen, beurteilt und auch begutachtet, allein eine gründliche und
trockene Darstellung seiner Eigenschaften, gehörig in Zahlen ausge
drückt, weder von mir noch von einer andern Seite gegeben. Es wur
den ihm vielmehr und werden jetzt noch Eigenschaften beigelegt, die
er nicht besitzt, so wie andere, die er besass, abgesprochen wurden;
und vielleicht glänzender, als irgendwo sonst, bestätigt sich auch hier
der in der österreichischen Gesetzgebung angenommene Grundsatz:
Wo sichs um eine neue Erfindunghandelt, da gibt es nur einen einzigen
Sachverständigen und dieser ist der Erfinder selbst. Man könnte hin
zusetzen, und nur einen einzigen gründlichen Beurtheiler und der ist
die Zeit. Ein sehr einsichtsvoller Fachmann hatte das Objectiv unter
sucht und wollte gefunden haben, dass das Bild lOOmalige Vergrös-
serung vertrage. Dies hätte ein Lob sein sollen, wäre aber im Grunde,
wenn es wahr wäre, ein Tadel, weil aus der übertriebenen und ganz
unnützen Schärfe sich andere nützliche Eigenschaften hätten machen
lassen, z. B. grössere Öffnung und hiemit ein Zuwachs an Lichtstärke.
Wenn man aber erwägt, dass das ursprünglich ausgeführte Objectiv
bei iy a " Öffnung eine Brennweite von 5y a " besass, dass ferner
bei einem solchen schon die von der Beugung des Lichtes herrüh
rende Abweichung, nach der Formel (1) berechnet, einen Betrag aus
weist, kraft dessen das Bild eines Punktes als runder Fleck dargestellt
erscheint von y 600 "' Durchmesser; nimmt man nun noch überdies an,
dass die Überbleibsel der übrigen Abweichungen, der chromatischen,
der Farben dessecundären Spectrums und der sphärischen den gleichen
Betrag ausweisen, was schon sehr günstige Umstände und sehr sorg-
56
P e t z v a I.
faltige Ausführung voraussetzt, so hat man einen Kreis der Total
abweichung von ^3oo Linie Durchmesser, der sich unter lOOmaliger
Vergrösserung in der Grösse von y s Linie dem Auge darstellt. Dies
gibt beiläufig ein Bild, wie das der natürlichen Camera obscura
ohne Glas. Es ist nun freilich wahr, dass die stärksten Vergrösse-
rungen an grossen astronomischenFernröhren aus denselben Gründen
auch keine andern Bilder liefern; gleichwohl ist Vergrösserung das
Steckenpferd der Fernrohrliebhaber, während die Wissenschaft
solche Übertreibungen als nutzlos bezeichnet.
Das ausgeführte Cameraobscura-Objectiv war indessen wirklich
sehr scharf, und 20malige Vergrösserung unter günstigen Umständen
konnte wohl dem Bilde zugemuthet werden. Es schien mir dies
stets viel zu viel Opfer den herrschenden Ansichten dargehracht, zu
gleich ein unliebsames Präcedens, das aber dennoch einen doppelten
Vortheil darbietet. Man hat nämlich erstens etwas aufzuopfern, und
seihst eine minder sorgfältige Ausführung vermag immer noch ein
brauchbares Besultat zu liefern, und zweitens das Cameraobscura-
Objectiv rückt dadurch auch vermöge seiner Schärfe und Farben
reinheit in den Rang der für edel erachteten optischen Instrumente
vor. Diese Schärfe also und eine 16mal so grosse Lichtstärke, als die
Daguerre'sche Camera besass, waren die Haupteigenschaften, die die
Theorie anstrebte und auch errang.
Man erlangt aber, wie schon gesagt, nichts umsonst und alle
Vollkommenheit in menschlichen Dingen ist nur eine relative, auf einen
bestimmten Zweck bezogene, und es muss eine jede Errungenschaft
mit verhältnissmässigen Opfern bezahlt werden; also auch hier. Die
Verwendung von zwei getrennten achromatischen Linsen hat eine
unliebsame Wirkung in ihrem Gefolge, nämlich erstens gekrümmtes
Bild und zweitens beschränktes Gesichtsfeld.
Nach einem optischen Naturgesetze hätte bei dieser Anordnung
das beste Bild fallen sollen in die Höhlung eines Rotationsparaboloi-
des, dessen Krümmungshalbmesser am Scheitel zwischen 7 und 8
Zoll beträgt. Bei dem später im doppelten Massstabe von 3 Zoll Öff
nung ausgeführten Objective ist diese Krümmung eine sanftere von
IS Zollen. Es ergaben sich jedoch in den Umständen Mittel, dieses
noch immer etwas unsanft gekrümmte Bild einer Ebene näher zu
bringen mit einiger Aufopferung der Schärfe am Rande des Gesichts
feldes. Man konnte sich hiemit um so mehr begnügen, als die abzu-
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
57
bildende Person ihrer ganzen Gestalt nach nie in eine Ebene fällt,
sondern in ihrer gewöhnlich sitzenden Stellung eher eine gekrümmte
Fläche darstellt und zwar, wenn es der Photograph einzurichten
versteht, eine solche, die eben abgebildet wird. Auch bei Aufnahme
von Gruppen hat man es wieder nie zu thunmit einem ebenen Gegen
stände, sondern ordnet die abzubildenden Personen in die Peripherie
eines Kreises um den Apparat herum und kann dies wieder in einer
Weise veranstalten, dass das Bild ein ebenes wird. Beim Porträtiren
also ist die gekrümmte Beschaffenheit des Bildes von keinem beson
deren Nachtheile, ja man könnte sogar behaupten, das ein Apparat
mit vollkommen ebenem Bilde zu diesem Zwecke keine erspriess-
licheren Dienste leisten würde.
Die zweite Wirkung der getrennten Linsen ist das beschränkte
Gesichtsfeld, geradeso, wie bei dem einfachen Objective durch das
Vorgesetzte Diaphragma, denn hier ist es die Fassung der ersten
Linse, welche die Rolle desDiaphragma's übernimmt und der zweiten
das Licht zumisst.
Um sich die Wirkungsweise dieser Linsenfassung klar zu
machen, fasse man abermals beispielsweise ein photographisches
Objectiv von 3 Zoll Öffnung ins Auge. Die erste Bestandlinse hat
IG Zollj die zweite im Abstande S J / s sich befindende hat 24 Zoll
Brennweite mit derselben Öffnung von 3 Zoll. Ein jeder Strahlen-
cylinder, man denke sich zuvörderst den zur Axe parallelen, verwan
delt sich nach erlittener Brechung an der ersten Linse in einen Strah
lenkegel von 16 Zoll Axenlänge bis zur Spitze und hat dort, wo er
die zweite Linse trifft, bereits einen geringeren Querschnitt von um
Vs kleineren Durchmesser, d. h. einen Durchmesser von 2 Zollen.
Dasselbe gilt nahezu auch von den übrigen Strahlenkegeln, in die sich
die Strahlencylinder verwandeln, die unter einem gewissen Winkel
gegen die Axe geneigt sind. Nun denke man sich ferner auf der
zweiten Linse und aus dem Mittelpunkte derselben einen Kreis von
Va Zoll Halbmesser beschrieben, eine Peripherie wird vom Linsen
ende im Abstande von 1 Zoll stehen; so werden, offenbar all" die
jenigen Strahlenkegel, deren Axenstrahlen durch die Mitte der ersten
Linse ungebrochen durchgehen und die gerade in einem Punkte der
Peripherie des so gezogenen einzölligen Kreises die zweite Linse
treffen, noch sämmtlich ungehindert durch diese zweite Linse ihren
Durchgang finden, werden daher die Punkte, von welchen sie her-
58
P e t ä v a I.
kommen, noch abbilden in ungeschwächter Lichtstärke, derjenigen
nämlich, die auch der Mitte des Objectes zukommt.
Strahlencylinder aber, die einen grösseren Winkel mit der Axe
bilden, deren Axenstrahlen daher die zweite Linse in grösserer
Entfernung von der Mitte treffen, werden von der Fassung der
selben schon theilweise am Eintritte verhindert. Es wird daher hier
die volle Lichtstärke Maximum nur von der Mitte an bis zu einem
Winkel reichen, dessen Tangente gleich 1/, : 3‘/ s = 3 / 33 ist,
somit etwas mehr als 5 Grad beträgt; und das Gesichtsfeld, wel
ches diese grösste Lichtstärke hat, beträgt nur das Doppelte die
ses Winkels, d. h. 10 Grad und umfasst am Bilde selbst einen runden
Fleck von 2 Zoll Durchmesser. Nun denke man sich ferner einen
gegen die Axe noch mehr geneigten Strahlencylinder durch Brechung
verwandelt in einen Kegel, dessen Axe gerade die Linsenfassung
trifft. Von diesem wird mehr als die Hälfte des Lichtes am Eintritte
in die zweite Linse verhindert. Der Winkel mit der Axe ist derjenige,
dessen Tangente 1'/%: S'/j = 9 / 3a ist, d. h. fast 16 Grad beträgt und
das Doppelte desselben, d. h. 31 Grad bezeichnet den Gesichtswinkel,
bis zu welchem die Lichtstärke auf etwas weniger als */ a ihres
grössten Betrages herabsinkt. Endlich denke man sich noch einen
dritten Strahlencylinder einfallend, dessen Axe die zweite Linse gar
nicht mehr trifft, sondern ausserhalb der Fassung in der Entfernung
von 1 Zoll vom Rande aulfällt. Von diesem wird kein einziger Strahl
mehr eingelassen. Sein Neigungswinkel gegen die Axe ist derjenige,
dem die Tangente 2‘/a: 3% = 15 / 33 angehört, also 23 Grad beträgt. Das
Doppelte davon, d. h. 30 Grad bezeichnet den Gesichtswinkel, über
welchen hinaus die Lichtstärke Null ist, somit die Grenze des Gesichts
feldes. Das Bild hat also nur bis zum 10. Grad, d. h. bis zu einem Durch
messer von 2 Zoll volles Licht; bis zum 31. Grad, d.h. bis zu einem
Durchmesser von 6 Zoll nimmt die Lichtstärke bis etwas mehr als
die Hälfte ab und hört endlich bei einer Ausdehnung im Gesichts
winkel von 30 Grad oder im Durchmesser 10 Zoll ganz auf, eine
Beschränkung, durch die sich die Photographen genöthigt sehen, die
Ecken ihrer Abbildungen abzurunden, die aber auch noch zu anderen
Unzukömmlichkeiten Veranlassungen gab, die sie sich vermuthlich
gar nicht klar machen konnten, weil sie diese Betrachtungen wahr
scheinlich nie angestellt haben werden. Beim Porträtiren, wo es
sich wesentlich um die treue Abbildung eines geringen Theiles des
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
59
abzubildenden Gegenstandes, des Gesichtes nämlich handelt, hatte
die sehr namhafte Ungleichheit der Beleuchtung keinen besonderen
Nachtheil. Das Aufnehmen von Landschaften hingegen mit dem vollen
und ungehlendeten Objective würde dadurch beinahe unmöglich
werden, wenn man nicht in der passenden Diaphragmirung Mittel
besässe, das Licht nicht nur gleichmässiger zu vertheilen, sondern
auch den Einfluss der ungleichen Entfernung der im Bilde erschei
nenden Gegenstände zu verringern und die Krümmung des Bildes zu
ermässigen. Die passendste Stelle für ein Diaphragma ist bei glei
cher Öffnung der beiden achromatischen Bestandlinsen genau in der
Mitte zwischen denselben und man kann, die Lichtstärke auf einen
geringen Bruchtheil ihres vollen Werthes, etwa y 4 , %, ‘/m herab-
bringend, den Kreis der gleichen Lichtstärke so nahe, als man will,
an 31 Grad oder sogar auch darüber bringen, während die zwei Zonen,
in deren Bereiche die Lichtstärke auf die Hälfte ihres Werthes Maxi
mum und von da an auf Null herabsinkt, stets schmäler werden, je
enger man abblendet. Da man nun auf diese Weise ein Bild erzielte,
welches im Allgemeinen an Güte dem der besten einfachen achroma
tischen Linse überlegen war, so wurde dieser ursprünglich nur zum
Porträtiren bestimmte Apparat auch zur Aufnahme von Landschaften
benützt und da man diese im grösseren Formate zu haben wünscht,
als die Porträte, so fand man sich veranlasst, das ursprünglich auf
iy a Zoll Öffnung berechnete Objectiv im doppelten, dreifachen, ja
selbst vierfachen Massstabe zu construiren mit 3, 4 und auch 5 Zoll
Öffnung, um dadurch Bilder bis zur Grösse von 14 Zoll zu erzeugen.
Diese Vergrösserungen hat die optische Praxis eigenmächtig, ohne
Zuthun der Wissenschaft vorgenommen, aber übersehen, dass hiebei
die Krümmungshalbmesser einer gewissen kleinen Correction bedürf
tig seien, damit das Bild in gleicher Güte erhalten werde. Da sie
aber diese anzubringen nicht verstand, so trug dieser Umstand auch
wesentlich dazu bei, dass die späteren Erzeugnisse in jeder Beziehung
immer unvollkommen, mit sphärischer Abweichung, doppeltem Focus
und anderen ähnlichen Unzukömmlichkeiten gesegnet wurden. Es
scheint auch nicht, als ob sich in diesen Vergrösserungsbestrehungen
weiter gehen Hesse, weil schon der Preis eines Hzölligen Objectives
ein so bedeutender ist, dass nur Photographen von Profession, die
ihren Lebensunterhalt aus der Kunst ziehen, und keineswegs wissen
schaftlich gebildete Dilettanten sich darauf einlassen können; und
60
P e t l v a I.
doch sind diese Letzteren die eigentlichen Träger der Kunst, denen
wir vorzugsweise ihre Ausbildung verdanken und denen auch künf
tighin die Aufgabe zufallen wird, die ferneren Fortschritte, deren sie
noch fähig ist, anzubahnen.
Hiemit wäre nun, wie ich glaube, das Bedürfniss eines neuen
photographischen Objectives fühlbar geworden, das zwar nicht das
alte verdrängen soll, welches vielmehr dasselbe nur zu seiner ursprüng
lichen Bestimmung, d. h. zum Porträtiren zurückzuführen hat, im Übrigen
aber zu einem anderen Zwecke, nämlich zur Aufnahme von Landschaf
ten, Gebäuden, Karten, Kupferstichen u.s.w. bestimmt, ganz anderen
Anforderungen Genüge leisten muss.
Erstens: Nach sehr grosser Lichtstärke hat man hier nicht
zu streben, es wäre sogar ein grosser Fehler, wenn man es thäte,
weil dies nothwendig die Bildgrösse beschränkt und den Einfluss
ungleicher Entfernungen der Gegenstände auf die Schärfe des Bildes
vergrössert.
Zweitens. Dagegen ist desto mehr am Gesichtsfelde gelegen,
welches möglichst gross und gleichförmig der Beleuchtung sowohl,
wie auch der Schärfe nach gewünscht wird.
Drittens. Möglichst grosse Schärfe soll, wenn auch nicht bei
allen, doch mindestens bei solchen Objectivcn beibehalten werden,
deren Bilder dazu bestimmt sind, vergrössert zu werden, solchen
z. B. die zum Copiren grosser Karten ins Kleine zu dienen haben, so
dass die Abbildungen den Gebrauch einer Loupe gestatten.
Viertens. Da die abzubildenden Gegenstände selten in einer
Ebene liegen dürften, sondern vielmehr in einer irgendwie gekrümm
ten Fläche, die jedoch ihre Concavität dem Apparate zukehrt, so
braucht man zwar nicht ein Objectiv, das einen vollkommen ebenen
Gegenstand eben abbildet, weil ein solches den gekrümmten auch
wieder gekrümmt geben würde, sondern man braucht vielmehr eines
mit möglichst sanfter Krümmung des Bildes, über dessen Grösse man
wo möglich verfügen können soll.
Fünftens. Endlich soll dies alles erzielt werden mit einem
möglichst geringen Aufwande von Glas, also mit mässiger Öffnung
des Objectives, damit man, wenn es die Nothwendigkeit erheischt,
dieses noch im grösseren Massstabe zu construiren im Stande sei,
um Bilder zu erzeugen von beliebiger Grösse, der nur die nothwen-
digen Dimensionen des Cameraobscura-Kastens ein Ziel setzen.
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
61
Dies ist um so wichtiger, als es zum Besten der Kunst im hohen
Grade wünschenswerth ist, das neueErzeugniss dem wissenschaftlich
gebildeten Dilettanten der Kunst dem Preise nach zugänglich zu
machen.
Diesen Anforderungen entspricht nun eine wesentlich veränderte
Construction des Objectives. Aus zwei achromatischen Bestandlinsen
musste es zwar immer noch zusammengesetzt werden, weil sonst die
Bedingungen des vollständigen Achromatismus nicht erfüllt waren;
man musste aber diese beiden Linsen viel näher an einander rücken,
wenn man die Ungleicliförmigkeit der Beleuchtung vermeiden und
ein durch das ganze Gesichtsfeld gleich lichtstarkes Bild bis hinein
in die Ecken gewinnen wollte, ja es musste nebstdem, um diese sehr
wünschenswerthe gleiche Lichtstärke eines grossen Gesichtsfeldes
zu erzielen, ein wenn auch nur geringer Theil der Öffnung des
Objectives, also Lichtstärke verloren gegeben werden auf eine Weise,
auf die ich später zurückkommen werde,und die das kleine gebrachte
Opfer noch durch einen entsprechenden anderen Vortheil wieder
vergütet.
Das nach einer sorgfältigen Berechnung ausgeführte Objectiv,
welches ich hiemit der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
vorlege, besteht, wie gesagt, aus zwei achromatischen Linsen, von
denen die erste drei Zoll, die zweite aber nur zwei Zoll Öffnung
besitzt. Sie befinden sich in einem Abstande von etwas weniger als
einem Zoll, gemessen von der hintersten Fläche der ersten bis zur
vordersten Fläche der zweiten. Das Bild hat eine Grösse, wie von
einer einzelnen achromatischen Linse von 26 Zoll Brennweite und
es ist dies Objectiv auf eine Bildgrösse von 20 Zoll Durchmesser,
wenn man es kreisrund wünscht, oder 20 Zoll in der Diagonale, wenn
man es viereckig haben will, berechnet und ausgeglichen, bietet also
ein Gesichtsfeld von 42 Grad mit ganz gleicher Lichtstärke bis an den
Kreisrand, oder bis in die äusserstenEcken; und namentlich ist es die
kleinere Öffnung der zweiten Bestandlinse, durch welche dieser Vor
theil der ganz gleichen Lichtstärke erzielt worden ist. Diesem Vor
theile hat man wohl freilich einen Theil der Lichtstärke zum Opfer
gebracht. Die zweite Bestandlinse wirkt nämlich wie eine Blendung
und nimmt nur noch dasjenige Licht auf, das von 28 Linien Öffnung
der 36 Linien haltenden ersten Linse ihr zugesendet wird. Diese
28 Linien Öffnung gelten aber bis in die äussersten Ecken und es
62
P e t z v a I.
sind für verschiedene Punkte des Bildes auch andere und andere
Stellen der ersten Objectivlinse wirksam. Da sich die Lichtstärken
direct wie die Quadrate der Öffnung und umgekehrt wie die Quadrate
der Brennweiten verhalten, so wäre an dieser Eigenschaft das zum
Porträtiren bestimmte Objeetiv dem neuen im Verhältnisse wie
5 : l überlegen. Factisch besteht aber diese Überlegenheit darum
nicht, weil hei dem ersteren die volle Lichtstärke blos auf einen
kleinen Fleck in der Mitte beschränkt ist und schnell gegen den Band
zu bis zur Hälfte des Betragens herabsinkt und weil man bei der
Expositionszeit auf die geringere Lichtstärke am Bande nothwendig
Bücksicht nehmen muss. Ich glaube aus einigen Versuchen an auf
genommenen Personengruppen Expositionszeiten bei diesen zwei
Apparaten angeben zu können, die sich verhalten dürften wie 2 i /. 1 : 1,
oder wie 3:1. Genauere Daten besitze ich einstweilen noch nicht.
Es dürfte auch schwer sein, sich solche zu verschaffen eben wegen
der ungleichen Vertheilung des Lichtes im Porträtirapparate, der
zufolge er noth wendiger weise schneller wirken muss, wenn ihm ein
geringes, als wenn ihm ein grosses Gesichtsfeld abgefordert wird,
somit keine feststehende Expositionszeit haben kann, ein Übelstand,
der bei dem neuen Landschaftsobjective vermieden ist.
Die Krümmung des Bildes ist eine sehr geringe. Ein vollkommen
ebener Gegenstand, durch das Objeetiv aufgenommen, gibt einen
Krümmungshalbmesser des Bildes von 80 Zoll im Scheitel und eine
Personengruppe z. B., die man beiläufig in der Peripherie eines
solchen mit 80 Zoll oder 7 Fuss Halbmesser beschriebenen Kreises
aufstellt, wird eben abgebildet. Weiter im Geradebiegen des Bildes zu
gehen, wäre im Allgemeinen mehr schädlich als nützlich gewesen,
specielle Zwecke ausgenommen, die aber alle bisher mit keinem
solchen Ernste verfolgt werden, dass sie das Bedürfniss eines eigenen
Objectives fühlbar machten.
Bezüglich der chromatischen Beschaffenheit kommt hier Folgen
des zu bemerken: Weder die Brechungsindices bei Crown- und
Flintglas, die man in der Rechnung gewöhnlich mit n bezeichnet und
die dem verschiedenfarbigen, im solaren Spectrum durch dunkle
Linien getrennten Lichtsorten angehören, noch auch ihre Differenzen
dn sind einander proportional und trägt man die dem Crownglase
entsprechenden dn auf eine gerade Linie als Abscissen, die dem
Flintglase angehörigen dn hingegen senkrecht darauf als Ordinaten,
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
63
so erhält man, die Endpunkte dieser Ordinaten verbindend, keine
gerade, sondern eine sanft gekrümmte Linie, die ihre Convexität der
Abseissenaxe zukehrt. In Folge dieses Umstandes kann man zwar je
zwei Strahlensorten des Spectrums durch zweckgemäss eingeleitete
Zusammensetzung aus Crown- und Flintglas zur Vereinigung bringen,
alle jedoch nicht, und es bleibt jedenfalls noch die Farbenabweichung
des secundären Spectrums übrig, die je nach der Wahl der ver
einigten Strahlensorten einen minderen Charakter trägt. Bei Fern
rohren thut man am besten, wenn man den lichtreichsten Theil des
Spectrums, der in der Nähe der gelben Strahlen nur beiläufig ‘/ a der
Länge desselben einnimmt, vorzugsweise berücksichtigt, wodurch
das rothe Ende zu inniger Vereinigung gelangt und für die äusser-
sten violeten Strahlen, mithin auch diejenigen, welche vorzugsweise
chemische Wirkung haben, eine beträchtliche Abweichung übrig
bleibt, die aber das Auge nicht berücksichtigt und die ohne erhebli
chen Schaden einen Abweichungskreis von 5 bis 6 Minuten im Ge
sichtswinkel behalten kann, ohne dem scharfen Sehen wesentlich
Eintrag zu thun. Ein jedes so zweckmässig construirte Fernrohr-
Objectiv wird mithin,da es die optischen gelben mit den chemischen
violeten Strahlen nicht vereinigt, vielmehr die letzteren ausser Acht
setzt, nicht nur getrennte Brennpunkte besitzen, sondern wird auch
noch überdies ein minder scharfes photographisches, als optisches
Bild liefern, eine Ursache mehr, warum Fernrohr-Objective zu photo
graphischen Zwecken weniger tauglich sind. Wollte man hingegen, von
einem Extrem zum andern übergehend, das beste mögliche photogra
phische Bild zu Stande bringen, dem optischen gar keine Beachtung
schenkend, so müsste man die Strahlen des violeten Endes des
Spectrums zu innigerer Vereinigung bringen und es würde dadurch eine
bedeutende chromatische Abweichung übrig bleiben für die gelben und
äussersten rothen und das Objectiv hätte abermals einen chemischen,
vom optischen getrennten Brennpunkt. Man kann aber auch schliess
lich das ganze Spectrum berücksichtigen und nicht vorzugsweise ein
Ende desselben, und es wird dann zwar für die chemischen sowohl,
wie für die optischen Strahlen eine gewisse chromatischeAbweichung
übrig bleiben, aber die wirksamsten einen werden mit den wirksam
sten anderen möglichst nahe zur Vereinigung gelangen und das
Objectiv wird vereinigte Brennpunkte besitzen, wird aber dabei, wie
es sich von selbst versteht, weder das beste mögliche optische, noch
64
P e l z v a 1.
das beste mögliche photographische Objectiv liefern, was übrigens
so lange noch kein Nachtheil ist, als es ohnehin noch einen Überfluss
an Schärfe hat, kraft dessen es eine namhafte Vergrösserung aushält.
Ich habe diese letzte Art Achromatismus vorgezogen, muss aber hier
bemerken, dass das neue Objectiv gleichwohl für Augen, die für
verschiedenfarbiges Licht nicht gleich empfindlich sind, noch eine
kleine Spur von Trennung der Brennpunkte bei einem sehr empfind
lichen Experimente zeigen kann. Sie wird aber bei dem einen positiv
sein und hei dem anderen negativ und kann sich mit der Zeit als
veränderlich ausweisen auch bei einem und demselben Individuum,
und zwar wird die Trennung desto merklicher hervortreten, je grösser
die Focallänge des Objeetives ist. Desshalb stellt auch jedes Auge
das Bild auf seine eigene Weise ein, die von der Einstellung des
anderen um etwas Weniges, einen Bruchtheil einer Linie, verschie
den ist.
Die optische Kunst kann hier nur ein vollkommen gesundes,
normales Auge berücksichtigen, dem krankhaft alficirten aber bietet
die Wissenschaft Hilfsmittel dar, von einem guten, wohl construirten
Apparate ohne vorgängige Deteriorirung bequemen Gebrauch zu
machen. Die Sache verdient übrigens eine sorgfältige Erörterung,
und ich nehme mir vor, später darauf zurückzukommen. Vor der Hand
dürfte hier nur noch bemerkt werden, dass die ganze, nothwendig
übrigbleihende, dem secundären Spectrum entsprechende chromatische
Längenabweichung bei einem Objective von 26 Zoll Brennweite,
angefertigt aus denjenigen Glassorten, aus welchen das in Bede ste
hende zusammengesetzt ist, nicht ganz eine halbe Linie betrage, d.h.
an dem einen Ende dieser kurzen Strecke vereinigen sich die Strahlen,
die der Mitte des Spectrums angehörig sind, an dem anderen End
punkte hingegen die äussersten rothen und violeten, zwischen hinein
fällt der chemische sowohl, wie auch der optische Brennpunkt, beide
vereinigt für ein gesundes Auge und etwas getrennt für abnorme
Augen von besonderer Reizbarkeit für Farben. Die Trennung kann
nur sehr wenig, d. h. nur einen sehr geringen Bruchtheil von einer
halben Linie, z. B. kaum 1 / 8 Linie betragen, vermag demnach durch
ein feines Experiment und namentlich durch Copiren ins Grosse aller
dings durch Multiplication sichtbar gemacht werden, kann aber
doch nie störend auftreten unter Umständen, unter welchen ein
photographischer Apparat gewöhnlich verwendet wird.
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
65
Es erhellt aus dieser Exposition zur Genüge, in welchem Ver
hältnisse das neue Objectiv zu dem alten stehe. In Bezug auf Licht
stärke, der grössten sowohl, wie auch der mittleren, steht das erstere
dem anderen bedeutend nach und das alte wird fortan in all 1 den
jenigen Fällen den Vorzug behaupten, in welchen eine möglichst
kurze Exposition von nöthen ist, z. B. beim Abbilden lebhafter Thiere,
Poträtiren u. s. w., denn es lag nicht in der Absicht, denselben durch
ein neues Erzeugniss zu verdrängen, es liegt vielmehr im Wunsche,
die Hindernisse seiner Vervollkommnung nach derjenigen Seite, nach
welcher er Vorzügliches leistet, zu beseitigen. Hingegen übertrifft
das neue Objectiv seinen Vorgänger an Gleichförmigkeit der Schärfe
sowohl, wie auch der Beleuchtung, an Grösse des Gesichtsfeldes,
beziehlich Grösse des Bildes; und eben diese Grösse, in Verbindung
mit jener gleichen Vertheilung von Licht und somit auch von Schatten,
bewirkt das augenfällig angenehme Aussehen der Bilder, die ich als
Proben vorlege, in Folge dessen man sich zu dem Urtheile veran
lasst fühlt: sie träten plastisch hervor, also der Apparat arbeite pla
stisch, wiewohl dies ein ganz unrichtiger Ausdruck ist, weil ein in
einer Ebene zu Stande gekommenes Bild nie plastisch genannt werden
kann. Es frommt offenbar mehr, auf den Grund der Sache zurückzu
gehen und zu sagen: das Bild des neuen Apparates besitze durchaus
gleiches Licht und schiebe nicht so, wie der alte, dunkle Schatten
in die Ecken zusammen, die dann dem Bilde ein fremdartiges Aus
sehen ertheilen.
Es versteht sich von selbst, dass man alle von dem neuen
Objective gebotenen Vortheile auch mit entsprechenden Opfern zu
erkaufen genöthigt ist. Der Preis eines solchen Objectives ist zwar
ein mässiger und ist sogar von mehreren Sachkundigen im Vergleiche
mit den Leistungen für viel zu gering erachtet worden; mit der Grösse
der Bilder jedoch ist eine Vergrösserung der übrigen Geräthschaften
von der Camera an bis zu den verschiedenen Gefässen, die der Pho
tograph braucht, verknüpft, die der bequemeren Handhabung Eintrag
thut, ja sogar zu ganz neuen Einrichtungen nöthigt. Ich glaube die
Reform der verschiedenen Schalen, Casetten, Cuvetten am schick
lichsten dem photographischen Publicum selbst überlassen zu können,
sehe mich hingegen genöthigt, die Camera obscura zum Gegenstände
einer ganz besonderen Sorgfalt zu machen, weil diese den Eigenheiten
des Objectives innig angepasst werden muss, wenn das Objectiv all’
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bil. I. Mit. 5
66
P e t z v a 1.
das Vorzügliche leisten soll, was die Theorie hineingelegt hat, und
weil diese Eigenheiten Niemandem so gut bekannt sein können, als
dem Erfinder selbst.
Man macht sich in der Regel nicht gleich ein klares Bild von
den Schwierigkeiten, die mit der Vergrösserung eines Geräthes ver
knüpft sind. Etwas im doppelten oder dreifachen Massstabe zu con-
struiren, scheint auf den ersten Anblick gar so leicht. Nichts leichter
als das, wenn man nur im gleichen Masse auch den Menschen ver-
grössern könnte, damit er den grösseren Apparat mit derselben
Leichtigkeit handhabe. Für ein Bildchen von 7 bis 8 Zoll con-
struirt sich der hölzerne Kasten einer Dunkelkammer ohne alle
Schwierigkeit aus zwei in einander geschobenen ßestandtheilen, so
wie die ursprünglichen Kästen dieser Art, die man auch ohne alle
feinere Mikrometer-Vorrichtungen aus freier Hand einstellen konnte,
weil es bei der geringeren Schärfe des Bildes auf y 4 Linie mehr oder
weniger gar nicht ankam. Die Schwierigkeit wurde etwas grösser,
als das scharfe Porträfir-Objectiv ankam und musste durch ein zum
Behufe der feineren Bewegung angebrachtes Getriebe beseitigt
werden. Der Kasten durfte noch nicht namhaft vergrössert werden,
weil auch das Bild nicht viel grösser war. Jetzt jedoch, wo man
Bilder hat von 12 und 16 Zoll Seite und grössere, wo somit linear
genommen ein zwei oder dreimal so grosser Kasten nothwendig wird,
der unter beibehaltener Ähnlichkeit der Construction 8 bis 27mal
so viel Gewicht hat. was etwas mehr oder weniger als einen Centner
austrägt, sohin eine Bedienungsmannschaft, so wie bei einem groben
Geschütze, erfordern und dennoch jeden Augenblick bei dem unver
meidlichen Werfen des Holzes bald falsches Licht einlassen, bald
gänzlich den Dienst versagen würde durch Ineinanderverquellen,
ist man genöthigt,alle möglichen von der Erfahrung gebotenen Hilfs
mittel in Anwendung zu setzen, um dem Apparate diejenige Hand-
samkeit wieder zu geben, die er durch seine Vergrösserung theil-
weise verloren hat und die Übelstände zu beseitigen, die, aus gar zu
gewichtigen und desshalb schwer zu bewegenden Massen entstehend,
verhindern, dass man von den guten Eigenschaften des Objectives
den umfassendsten Gebrauch macht. Ich führe hier eine solche
Camera obscura vor, blos als erste Auflösung der Aufgabe, die nur
dazu bestimmt ist, zu zeigen, auf was es eigentlich ankomme;
wünsche aber allen Verbesserungs-Gelüsten den freiesten Spielraum
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
67
zu lassen, insofern wenigstens, als sie das Objectiv nicht berühren;
denn dieses lässt sich gar nicht mehr verbessern, nicht einmal durch
die Theorie, indem es das beste in seiner Art ist, was man mit diesem
Aufwande optischer Mittel zu erzielen vermag.
Ein sehr fest gebautes, durch keine unnütze Gliederung
geschwächtes Stativ trägt oben ein dreieckiges hölzernes Prisma von
4 Zoll Seite, zusammengeleimt aus mehreren Stücken, um das Wer
fen möglichst zu verhindern, und mit starken Fournieren überzogen.
Stativ und Prisma hängen zusammen durch eine Docke, in der sich
dieses Prisma hin und her schieben lässt und mittelst einer Schraube,
die von unten durch den Kopf des Statives durchgeht, mit einer
Klemmmutter versehen ist und fest angezogen werden kann. Diese
Schraube geht durch eine messingene Hülse, mittelst welcher Docke
sowohl, wie auch Prisma eine drehende Bewegung um eine verticale
Axe annehmen können; und damit diese drehende Bewegung eine
leichte und Heissige zugleich sei, findet die Bewegung nicht Statt
von Holz auf Holz, sondern es ist ein messingener Ring an die kreis
förmige Grundfläche der Docke von einem Durchmesser von 10 Zoll
und von unten angeschraubt, der über drei am Kopfe des Statives
eingelegten Messingstücken liegt und sich auf ihnen leicht und genau
bewegen kann. Der Ring kann mit einer Eintheilung in Grade ver
sehen sein, und die Messingstücke können Nonien tragen, so wie bei
gegenwärtigem Exemplare, wenn man den Apparat zu Messungen des
Gesichtsfeldes tauglich einrichten will. Wer dies nicht beabsichtigt,
braucht auch keine Eintheilung. Auf dieses Prisma wird von einem
Ende, etwa von vorne, eine zweite Docke aufgeschoben, die einen
Blasebalg trägt zwischen zwei Rahmen. Der vordere ist fest und
stark, um ein gewichtiges Objectiv tragen zu können, der andere ist
leicht und schiebt sich in den ersten hinein. Ein zweiter Blasebalg
von grösseren Dimensionen wird von rückwärts mittels zweier Docken
auf das Prisma aufgeschoben und trägt der Rahmen drei: eine voran
und zwei andere rückwärts. Der vordere Rahmen wird mit dem ersten
hinteren des kleinen Blasebalges durch zwei Riegel, sogenannte Ver
reiber, fest verbunden. Sie sind so gefalzt, dass an der Verbindungs
stelle kein falsches Licht eingelassen wird. Keiner der erwähnten
vier Bestandtheile des Apparates, als da sind: Stativ, Prisma, erster
und zweiter Blasebalg, ist von einer solchen Masse, dass die Hand
habung mit einer wesentlichen körperlichen Anstrengung verknüpft
5*
68
P e t z v a 1.
wäre, und jetzt ist nur noch vorne das Objectiv und rückwärts die
matte Glastafel, die das Bild empfängt, jedes in seinem eigenen
Rahmen hineinzufügen, so steht der Apparat fertig. Die Blasbälge
sind von Leinwand und Papier völlig undurchsichtig und von innen
schwarz, so dass sie einen vollkommenen Verschluss bewirken und
gar kein falsches Licht hineinlassen in die Camera.
Wiewohl das Schieben auf einem Prisma das leichteste Denkbare
ist, so erfordert doch die grosse Schärfe des Bildes beim Einstellen
desselben eine feine mikrometrische Bewegung, welche hier nicht
mehr gut zu Stande gebracht werden kann durch ein am Ohjective
angebrachtes Getriebe, weil der menschliche Arm ohne Mitwirkung
eines umständlichen Gestänges mit Kegelrädern oder Houk'schen
Schlüssel zu kurz ist, um einem Kasten von 26 Zoll Seite herum und
längs eines Prismas von 8 Euss Länge nach dem Kopfe eines Getriebes
zu greifen. Die zum Einstellen dienende Mikrometervorrichtung ist
daher rückwärts angebracht. Hinter der letzten Docke schiebt sich noch
ein messingener Bügel auf, mit dem eine Mikrometerschraube ver
knüpft ist, die sich in die Mutter der letzten Docke hineinschraubt.
Alle Docken, sowie auch dieser Bügel, lassen sich durch unten ange
brachte Klemmschrauben fest an das Prisma anklemmen. Beim Ein
stellen lüftet man die Klemmschrauben des Bügels und der letzten
Docke, und sucht den Ort des Bildes vorläufig mit freier Hand, dann
macht man den Bügel fest und vollendet die Einstellung vermittelst
der Mikrometerschraube. Man muss sich jedoch hier keine Schraube
denken, wie bei einem Theodolithen oder einem Nivellir-Instrumente,
sondern eine starke und steile Schraube mit doppeltem Gewinde, die
bei jedem Umgänge die Docke um zwei Linien verschiebt. Die Länge
von SFuss ist dem Prisma desshalb gegeben worden, um mittelst des
Apparates auch nähere Gegenstände gross bis zu gleichen Dimen
sionen copiren zu können. Hiezu braucht man eine Länge der Dun
kelkammer gleich der doppelten Brennweite, gleich 82 Zoll. Der Rest
von 8 Zoll ist für den messingenen Bügel, der die Mikrometer-Vor
richtung trägt.
Es ist noch übrig, den Zweck des doppelten Rahmens hervor
zuheben, der sich an der hinteren Seite des grossen Blasebalges
hefindet. Er dient im Wesentlichen dazu, um die Fläche des matten
Glases und auch diejenige, auf welche das Bild gemacht wird, belie
big gegen die Axe des Instrumentes zu neigen. Bei den bisherigen
Bericht über diopfrische Untersuchungen.
69
Dunkelkammern kam eine solche Einrichtung nie vor und man konnte
sie auch wegen der geringeren Brennweiten und des kleinen Gesichts
feldes füglich entbehren. Bei dem neuenObjective jedoch ist sie noth-
wendig und es muss diese Nothwendigkeit auch ihrem Masse nach
klar dargethan werden.
Es kommt oft genug vor, ja es ist sogar gewöhnlich, dass die
abzubildenden Gegenstände in verschiedenen Entfernungen von der
Camera stehen. Hier ist es eine fortlaufende Häuserflucht, die man
abzubilden wünscht. Der nächste der Punkte, die auf das Bild kom
men sollen, steht in geringer Entfernung von einigen und zwanzig
Schritten, der fernste hingegen ist sehr weit ab. Nach einem unver
meidlichen optischen Gesetze, welches in der unabänderlich richtigen
Formel liegt:
t _ 1 1
a p a.
gegen die kein Protestiren hilft, sind die Vereinigungsweiten der
von diesen Punkten ausgehenden Strahlen um so namhafter von
einander verschieden, als die Brennweite eine grössere ist, z. B. für
" den sehr weit entfernten Punkt hat man «=oo, folglich a =p.
Befindet sich der nähere im Abstande 27p, also etwa 27 massige
Schritte, was sehr leicht Vorkommen mag, so ist a—2'lp und es wird
27 1 i
a = —p — p + — p; mithin um —-p grösser, als die frühere
äU wü «o
Vereinigungsweite. Dies beträgt, weil p gleich 26 Zoll ist, einen
ganzen Zoll Abstand, genug, um das Bild des einen Gegenstandes
ganz verwaschen zu machen, wenn das des anderen vollkommen
scharf ist. Da man nun oft Gegenstände im Gesichtsfelde haben wird,
die noch viel näher am Apparate liegen, etwa auf nur IS Schritte
Entfernung, so wird dieser Abstand auch oft gegen 2 Zoll betragen.
Hiedurch erwächst aber für den Apparat eine Empfindlichkeit von
eigener Art gegen ungleiche Entfernungen, die mit den Dimensionen
desselben ausserordentlich rasch zunimmt und uns zwingt, alles in
Anwendung zu setzen, was als Gegenmittel zu dienen vermag.
Bei schicklich gewählter Aufstellung fallen die nahen Gegen
stände entweder an eine Seite, z. B. an die rechte des Apparates,
und werden dann links abgebildet in einer grösseren Entfernung vom
Objective, als die weit entfernten. Man muss daher die linke Seite
des matten Glases vom Objective entfernen können, während die
70
P e t z v a 1.
Mitte an ihrer Stelle bleibt, wenn man eine scharfe Abbildung erzie
len will, und dies zwar um den namhaften Betrag von 1 Zoll und
darüber; oder die näheren Gegenstände befinden sich, wie dies
gewöhnlich ist, im Vordergründe, und werden abgebildet am oberen
Rande des Gesichtsfeldes auch wieder in grösserer Entfernung. Daher
muss man den oberen Rand des matten Glases weiter vom Objective
abstellen können, als die Mitte, wenn man ein durchaus scharfes Bild
erzielen will. Das matte Glas braucht daher eine doppelte Bewegung:
einmal um eine verticale und ein andermal um eine horizontale Axe,
welche bei Objectiven mit kleinerer Brennweite unbedeutend und
desshalb entbehrlich ist, bei grossen Brennweiten hingegen unum
gänglich nothwendig wird. Diese doppelte Bewegung erhält das
matte Glas durch den doppelten Rahmen. Der erste dem Objective
zugekehrte Bestandtheil nämlich ist um einen in der Docke einge
führten Stift als verticale Axe beweglich und kann in der Lage, die
man ihm gegeben hat, durch zwei unten befindliche Klemm
schrauben festgestellt werden. Durch diesen geht der Blasebalg
durch bis zu dem rückwärtigen Bestandtheile, an welchem er fest
gemacht ist. Auch ist dieser letzte Rahmenbestandtheil an seinem
unteren Rande mit dem ersten durch Scharniere verbunden, um
welche, wie um eine horizontale Axe, er eine drehende Bewegung
annehmen kann bis zum Belaufe von 2 Zoll und etwas darüber. Oben
hängen die beiden Rahmen durch einen Messingstreifen zusammen
und können vermittelst einer Klemmschraube, die auf diesen Streifen
wirkt, in feste Verbindung gebracht werden. Auch zu einer Neigung
nach vorne ist ein kleiner Spielraum gelassen; man wird aber weit
seltener davon Gebrauch machen, z. B. bei Aufnahme im Innern
grosser Gebäude, wenn man die Kuppel oder Wölbung oder den Pla
fond abzubilden beabsichtigt.
In diesen letzteren Rahmen vermögen nun zwei andere hinein
gefügt zu werden, der eine, welcher die matte Glastafel trägt, auf
welche man das Bild behufs der Einstellung des Apparates fallen
lässt, und eine zweite, in welchem sich die jodirte Glasplatte befindet.
Der erstere besitzt eine durch ein Messingplättchen schliessbare
Öffnung, um in den dicht verschlossenen Kasten die Luft beim Ein
stellen ungehindert ein- und auszulassen. Der letztere ist bei den
gewöhnlichen Apparaten mittelst eines hölzernen Schubers geschlos
sen. Bei den bedeutenden Dimensionen, die hier Vorkommen, hat ein
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
71
Schuber nie die gewünschte leichte Bewegung, die nothwendig wäre,
um die Bildfläche dem Lichteindrucke blosszustellen, ohne an dem
Apparate wesentlich zu rütteln und dadurch vielleicht zu einer
grösseren Abweichung Veranlassung zu geben, als all’ die verschie
denen, sphärischen , chromatischen u. s. w. sind, die das Objectiv
annoch besitzt. Darum ist hier eine andere Anordnung getroffen. Ein
aus dünnen, auf Leinwand geleimten Holzstäben bestehender Vorhang
lässt sich über einer Rolle vor das Bild oder hinter dasselbe bringen.
Es ist dies, so wie überhaupt die ganze Einrichtung der Camera
obscura nur einstweilen eine vorgeschlagene Neuerung die die Er
fahrung noch nicht genügend erprobt hat und die Jedermann immer-
hindurch etwas Zweckmässigeres ersetzen mag, wenn ihm dies gelingt,
die vorliegendeEinrichtung möge einstweilen nur dazu dienen, um zu
zeigen, was bei einer so grossen Camera obscura vorzugsweise noth-
thut. Die Hauptzwecke sind: Verminderung der Masse im Ganzen,
Zerlegung derselben in mehrere Bestandteile, die leicht zu hand
haben sind, Vermeidung des falschen Lichtes, Neigung der Bildfläche
gegen die Axe des Instrumentes innerhalb gewisser Grenzen und
eine Einrichtung der Casette, durch die das Rütteln am Apparate im
entscheidenden Momente der Exposition möglichst vermieden wird.
Dass trotz aller dieser Vorkehrungen, die zum Zwecke haben, die
guten Eigenschaften des Objectives alle nutzbringend zu machen, ein
findiger Photograph dennoch Mittel genug hat, um mit einem scharfen
Apparate ein unscharfes Bild zu erzielen, die Lichtstärke unnütz zu
machen, die perspectivische Richtigkeit über Bord zu werfen u. s. w.,
das versieht sich von selbst. Für diejenigen, die sich über die Art
und Weise vielleicht doch den Kopf zerbrechen müssten, möge hier in
einigen Beispielen stehen, wie man dies allenfalls anzustellen hätte.
Will man ein unscharfes Bild haben, so stelle man sich nahe
genug bei der Aufnahme einer Landschaft hinter einen dicken Baum,
so dass dieser in die Mitte des Gesichtsfeldes zu stehen kommt, so
wird man einen verwaschenen Baum in einer scharfen Landschaft
bekommen, wenn man es nicht etwa vorzieht, einen scharfen Baum in
4
einer verwaschenen Landschaft zu besitzen.
Will man die perspectivische Richtigkeit los werden, so suche
man sich ein Gebäude mit zwei parallelen himmelhoch anstrebenden
ihürmen z. B. die Karlskirche in Wien, und sehe sie mit dem nach
aufwärts gerichteten Objective an in so nahe als möglich gewählter
72
P e t z v a I.
Aufstellung. Dann wird man zu seinem Vergnügen gewahr werden,
wie sich die schlanken Säulen zierlich gegen einander neigen. Wären
sie unendlich hoch, so würden sie sich gar umarmen. Beim Porträ-
tiren lässt sich in dieser Beziehung Unglaubliches leisten und es hat
gar keine Schwierigkeit, eine ganz wohlgebildete Person vermöge
schicklicher Aufstellung in ein wahres Scheusal umzuwandeln. Die
Aufnahme von Personengruppen bietet dem schöpferischen Talente
gar ein weites und fruchtbares Feld und man kann z. B. einen wohl
bekannten kleinen Mann unter gross gewachsenen Leuten die Rolle
eines entsetzlichen Riesen spielen lassen, was sich sehr hübsch aus
nimmt.
Wer endlich die Lichtstärke eines Apparates ohne alles Dia-
phragmiren unnütz zu machen wünscht bei Aufnahme des Porträtes,
der verfahre, wie folgt: Er setze seinen Patienten hin, richte ihm
die Glieder und corrigire die Stellung rnitSorgfalt und Bedacht, dann
stelle er den Apparat ein, ebenfalls mit Sorgfalt und Bedacht und
ermahne den Unglücklichen nun unverändert so sitzen zu bleiben.
Dann gehe er in sein Kämmerlein, jodire die Plafte, lege sie ins Sil
berbad, nehme sie heraus und untersuche nochmals sorgfältig, ob der
Patient die Stellung nicht verwechselt hat. Diesem werden mittler
weile schon die Thränen aus den Augen getreten sein. Dann lege er
ein, exponire 10 Secunden und schliesse zu, so wird er ein Porträt
haben, wie man es auch in den ersten Zeiten der Daguerreotypie auf
die jodirten Silberplatten brachte. Kurz, mit einem Worte, es lassen
sich alle möglichen Untugenden dem allervortrefflichsten Apparate
entringen und sogar getrennte Brennpunkte erzielt man durch Holz
rahmen, die sich geworfen haben.
Es wäre vielleicht verdienstlich, all' diejenigen Kunststücke auf
zuzählen in systematischer Ordnung, wie dies Swift gethan in seiner
Kunst, in der Poesie zu sinken, deren Unkenntniss und Gedanken
losigkeit fähig sind. Dies gäbe aber bereits einen mässigen Band und
würde sohin die Grenzen dieser Abhandlung überschreiten. Ich will
daher nur noch eines einzigen, aber besonders genialen Stückleins
Erwähnung thun, durch das man ohne alle Anstrengung, allen Bemü
hungen des Optikers, Mechanikers, Chemikers und seinen eigenen
Trotz bieten und anstatt Bilder nur Schmutzflecken erhalten kann in
denen der tonlose Schatten eines Bildes schwimmt. Man lege nämlich
hinter die Glasfläche, die das Bild aufzunehmen bestimmt ist, bei der
Bericht über (lioptrische Untersuchungen.
73
Exposition ein weisses Stück Papier. Dies ist das geistreichste Mittel,
sich falsches Licht zu verschaffen und ist durch ein Loch im Blase
halge oder eine klaffende Spalte in der Camera nur unvollkommen
zu ersetzen. Eine schwarze und glänzende Fläche thut’s wohl auch,
wiewohl im minderen Masse. Der intelligente Photograph wird das
Gegentheil von all’ diesen und ähnliche Vorschriften thun, wird sich
hingegen andere von positiver Wirksamkeit stets gegenwärtig halten,
die hier in Kürze zur Sprache kommen sollen:
Man hat in derTactik eine bestimmte vorgeschriehene Schlacht
ordnung der verschiedenen Truppenkörper, z. B. der Brigade und
Division im Gefechte, aber nicht um in allen Fällen starr daran zu
halten, sondern um alle Vortheile die im Allgemeinen und durch
schnittlich in einer Stellung liegen können, in ein Gesammtbild zu
vereinigen und so die schnelle Orientirung zu erleichtern. Ein jeder
photographische Apparat hat auch seine normale Aufstellung. Es ist
diejenige der abzubildenden Gegenstände, der ein durchweg gleich
scharfes Bild entspricht auf einer Ebene, die auf der Axe des Appa
rates senkrecht steht. Es ist gut diese Aufstellung zu kennen.
Wenn bei Aufnahme einer Landschaft die in der Mitte des
Gesichtsfeldes befindlichen Gegenstände sehr weit entfernt, zur Seite
oder aber im Vordergründe etwas näher gelegene Gegenstände befind
lich sind, fallend in der Entfernung von 80 oder 100 Schritten, so
erhält man ein durchaus gleich scharfes und ebenes Bild.
Bei der Aufnahme von Personengruppen ist die normale Auf
stellung die in der Peripherie eines Kreises, der mit 7 Fuss Halb
messer aus einem beliebigen Punkt der Axe des Instrumentes beschrie
ben wird. Je mehr man sich davon entfernt, desto mehr hat man mit
den unscharfen Partieen im Bilde zu kämpfen und desto nöthiger
kann eine Neigung der Bildebene gegen die Axe des Instrumentes
werden.
Hiemit soll aber nicht gesagt sein, dass man nur in dieser nor
malen Stellung der abzubildenden Gegenstände ein Bild aufzunehmen
im Stande sei, ebenso wenig, als man nur in der vorgeschriebenen
normalen Schlachtordnung ein Gefecht annehmen darf; sondern es
dient dies nur zur Orientirung beiläufig so: Der Photograph sieht sich
beim Aufnehmen einer Landschaft um, ob er nicht einen Standpunkt
entdecken kann, von welchem aus die Gegenstände gerade in der
obangedeuteten normalen Art um den Apparat gruppirt sind. Hat er
74
P e t z v a I.
einen solchen gefunden, so bildet er ab in einer Ebene, die auf der
Axe des Apparates senkrecht steht und kann auch das Diaphragmiren
ganz und gar entbehren. Lässt sich kein solcher Aufstellungspunkt
finden, dann untersucht er, ob nicht eben diese Anordnung der Gegen
stände dennoch stattfinde, aber mit einer gewissen Neigung gegen die
Axe des Apparates, so zwar, dass es dennoch einen Punkt gibt, in
welchem man aber keinen Apparat aufstellen kann, in Bezug auf den
die normale Gruppirung vorhanden ist und von dem man sich mehr
oder weniger seitwärts postiren muss. Dann lässt sich durch Neigung
der Bildflächen gegen die Axe des Instrumentes dennoch ein scharfes
Bild ohne Diaphragmirung erzielen. Ähnliches gilt von Aufnahmen
naher Gegenstände, die man um den Apparat selber gruppirt in der
obangeführten Weise oder auch in scheinbarer Unregelmässigkeit um
den Apparat herum. Kann man es aber nicht vermeiden, Gegenstände
in ungünstiger, der normalen schnurstraks entgegengesetzter Gruppi
rung auf die Platte zu bringen, nahe und weit entfernte an einer und
derselben Stelle im Bilde oder wenigstens in geringem Abstande von
einander erscheinen zu lassen, so hilft nur ein mehr oder weniger
enges Diaphragmiren, mit längerer Exposition und es ist hier sehr
wohl zu merken, dass eine Dunkelkammer mit grosser Brennweite
gegen ungleiche Entfernungen im quadratischen Verhältnisse dieser
Brennweite empfindlich sei, dass also das Objectiv mit 26 Zoll Brenn
weite im Vergleiche mit einem 11 zölligen bei gleicher Lichtstärke
eine derartige fehlerhafte Aufstellung fünfmal so sehr übel nehme. Das
menschliche Auge ist auch eine Camera obscura, aber eine sehr kleine.
Die Grenzen seiner Wirksamkeit sind daher von der deutlichen Seh
weite gleich 8 Zoll bis zu einer unendlichen Entfernung. Ein 1 (zöl
liger Apparat reicht in dieser Weise von etwa 20 Schritt bis ins
Unendliche. Der mit 26 Zoll Brennweite kann von 120 Schritt bis
Unendlich gebraucht werden und verschaffte man sich Apparate von
noch grösseren Dimensionen, etwa von 62 Zoll Brennweite, so würde
man mit ihnen ohne Diaphragmirung und an einer und derselben Stelle
des Bildes schicklicher Weise nur Gegenstände aufnehmen können,
deren Entfernung vom Apparate zwischen SOO Schritt und Unendlich
liegt. Dies sind die photographischen Leiden, welche mit grossen
Bildern unzertrennlich verknüpft sind.
Ich will hier noch eine Verwendungsweise des Apparates zur
Sprache bringen, auf welche bei der Berechnung des Objectives
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
75
sowohl, wie auch bei dem Baue der Dunkelkammer Rücksicht genom
men wurde, nämlich zum Copiren von Karten, Kupferstichen, Urkun
den u. s. w. und zwar sowohl im gleichen Massstabe, wie auch ins
Kleinere und ins Grössere. Um Ersteres möglich zu machen, vermag
die Camera bis auf die doppelte Brennweite desObjectives verlängert
zu werden. Um das Copiren ins Kleinere z. B. y 4 oder y 5 des Mass
stabes zu bewerkstelligen, jedoch so, dass an den Details nichts
verloren geht, und dass man immer das Bild einer fünfmaligen oder
stärkeren Vergrösserung durch eine Loupe unterwerfen kann, hat
man in der Rechnung einen hohen Grad von Schärfe verlangt, der bei
allen übrigen Verwendungen des Apparates überflüssig gewesen wäre.
Das Bild gut gelungener und mit besonderer Sorgfalt ausgeführter
Objective nämlich soll zehnmalige Vergrösserung vertragen, oder
präciser gesprochen, es soll sich ansehen lassen mit einem Oculare
von 1 Zoll Brennweite. Dieser hohe Grad von Schärfe in Verbindung
mit einem grossen Gesichtsfelde und sehr bedeutender Öffnung setzt
das optische Erzeugniss mit den edleren astronomischen Instrumenten
in gleiche Linie, erhöht zwar natürlicher Weise seinen Preis, macht
es aber geeignet, der reisenden, besonders fussreisenden Welt einen
Dienst zu erweisen, den ich hoch anzuschlagen geneigt bin. Jeder
Gebirgsreisende weiss nämlich sehr gut, wie angenehm für densel
ben Specialkarten sind, die möglichst viel Detail enthalten, wenn nicht
das Mitführen von solchen wegen ihres bedeutendenUmfanges wieder
mit bedeutenden Unannehmlichkeiten verknüpft wäre. Hätte man
aber verkleinerte Karten im fünften Theile des Massstahes, die gleich
wohl alles Detail enthielten, was in der grossen Karte erscheint, so
könnte man anstatt eines einzigen Blattes 2S verschiedene Blätter mit
nehmen und so die Specialkarten von einem oder ein paar grossen
Ländern ohne sonderliche Beschwerde in einem mässigen Taschen
buche mit sich führen und vermittelst einer guten Loupe davon
Gebrauch machen. Allein dieses Copiren der grossen Karte ins
Kleine ist eine der delicatesten Aufgaben der Photographie und die
erforderliche gleiche Schärfe von der Mitte bis zum Rande vermag
nur durch eine sehr zweckmässige und sorgfältige Handhabung des
Apparates erzielt werden, während bei den meisten anderen
Zwecken oft eine übrig bleibende grosse Abweichung von y 10 Linie
des Abweichungskreises noch gar nicht sehr störend auftritt, ver
löscht hier eine viel kleinere von y s0 Linie im Durchmesser bereits
76
I* e t z v a 1.
die feinsten Striche der Schriften und Zeichnungen, und nöthigt so,
den abzubildenden Gegenstand möglichst günstig, d. h. gleichförmig
erleuchtet und in der normalen Lage aufzustellen, weil das aller
geringste Abgehen davon das Bild seinem Zwecke ganz und gar zu
entfremden im Stande ist.
Das sonst sehr nützliche Diaphragmiren hilft in einem solchen
Falle gar nichts, weil es, energisch angewendet, eine neue Abwei
chungssorte, die nämlich wegen der Beugung des Lichtes erzeugt,
gross genug, um hier die Wirkung zu vereiteln, wie ich schon oben
auseinandergesetzt habe.
Da nun aber das Bild des Objectives von einem ebenen Gegen
stände eine leichte natürliche Krümmung von 80 Zoll Radius am
Scheitel besitzt, die sich gleich bleibt, das Bild mag gross oder klein
und nahe am Objective, oder weit entfernt davon sein, so wird das
Objectiv hinwiederum von einem so gekrümmten Gegenstände ein
vollkommen ebenes Bild auf der Platte liefern. Wenn man daher die
grösste mögliche Schärfe der Abbildung erzielen will, so muss man
die abzubildende Karte oder den Kupferstich in die innere Fläche
eines Rotationsparaboloides bringen, das diesen Krümmungshalb
messer am Scheitel hat. Da aber solche Papierflächen immer eben
sind, sich daher ohne Falten nicht legen lassen in eine andere, als
developable Fläche; und da ein Rotationsparaboloid keine solche ist,
da es endlich hier auf die äusserste Genauigkeit nicht ankommt, so
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
77
handelt es sich darum, eine developable Fläche zu finden, die sich
in all’ ihren Punkten möglichst wenig entfernt von jenem Stücke des
Rotationsparaboloides, welches den abzubildenden Gegenstand auf
zunehmen hätte.
Man denke sich beispielsweise die Karte im Formate grosser
Messtischblätter in den Dimensionen von 24 und IG Zoll. Ein dünnes
und desshalb elastisches hölzernes Brett aus starken Fournieren so
zusammengeleimt, dass sich die Holzfasern derselben kreuzen, ver
mag in der Richtung der längeren Abmessung von 24 Zoll die Krüm
mung von 80 Zoll anzunehmen, die vorderhand eine cylindrisehe
sein soll, und es werden hiebei die kürzeren Seiten ab und cd
sich von einer Ebene, die das nunmehr cylindrisehe Brett in der
Mittellinie ef berührt, um eine Grösse «7 entfernen, welche nach der
Formel:
y z
berechnet werden muss, allwo der Pfeil uy = x, ae = y = 12" und
r der Krümmungshalbmesser hier gleich 80 Zoll ist. Nach derselben
ergibt sich:
x = ccy = 0 - 9 Zoll.
Diese cylindrisehe Fläche nun, in welche man nun ebenso gut, wie
auf eine Ebene, die abzubildende Karte spannen kann, kommt dem
Rotationsparaboloide viel näher, als eine Ebene, und es wird wieder
die vorliegende Formel dazu dienen, um den grössten Abstand der
einen und auch der anderen vomParaboloide zu rechnen. Die erstere,
die Ebene nämlich, welche die Rotationsfläche am Scheitel berührt,
also im Punkte 0, steht in den vier Eckpunkten a, b, c, d von der
selben am meisten ab, und man hat für den Abstand x des Punktes
a demnach y = oa = V 12 a -(- 8 3 = \/2Ö8 also : x = 13 Zoll.
Jetzt wollen wir auch die cylindrisehe Fläche mit dem Paraboloide in
Berührung bringen. Diese wird erfolgen nicht mehr in einem einzigen
Punkte, sondern in einer Linie lom und es werden die beiden län
geren Seiten ac und bd jetzt am allermeisten und in allen Punkten
gleichweit von der Rotationsfläche abstehen. Der gemeinsame Abstand
wird also der dem Punkte e ungehörige sein, für welchen man hat:
y = 8", folglich x = 6i / 160 = 0-4 Zoll, folglich zwischen drei- bis
viermal so klein, als der Abstand der berührenden Ebene. Man kann
78
P e t z v n I.
hiezu noch bemerken, dass diese grösste Entfernung dercylindrischen
Fläche sowohl, wie jene der Ebene von dem Rotationsparaboloide
reducirt werden könne auf die Hälfte ihres Werthes dadurch, dass
man diese geometrischen Gebilde sich nicht berühren, sondern
schneiden lässt. Ebene und Paraboloid werden dann einen Kreis
gemeinschaftlich haben, in welchem der Abstand Null ist und der mit
einem Halbmesser gleich 5 / 7 oa aus dem Mittelpunkte o beschrieben
wird. Den Punkten a, b, c, cl und o werden dann gleiche Abstände
angehören, die zugleich die grössten sind, allein) Werthe von 0 - 6
Zoll. Lässt man dagegen die eylindrische Fläche das Paraboloid
schneiden, so findet der Schnitt Statt im Bereiche zweier parallelen
Linien g li und i k, deren Abstand vom Punkte o gleich 5 /, oe ist. Am
meisten entfernen sich nun diese beiden Flächen von einander im
Bereiche der Linien ac, Im und bei, allwo der Abstand 02 = ‘/ 5 Zoll
beträgt. Bei einer solchen Aufstellung würde man nur eine Abbil
dung erzielen, die, wenn das Objectiv frei wäre von jeglicher Ab
weichung, folgende Eigenschaften besässe: Eingetheilt in derselben
Weise, wie die abzubildende Zeichnung', würde in der Nähe der
Linien gh und ik absolute Schärfe stattlinden. Diese würde dann
gegen die Mitte sowohl, d. h. gegen die Linie Im, als auch gegen die
Ränder ac und bd stetig abnehmen. Da jedoch volle Abweichungs
freiheit nicht erzielt werden kann und da selbst für den Punkt o in
der Mitte eine gewisse Grösse der Abweichung übrig bleibt, die auch
allen übrigen Punkten des Gesichtsfeldes bis an den Rand zukommt,
ja durch andere hinzutretende Abweichungssorten noch vermehrt
wird, und zwar in desto reichlicherem Masse, je näher man an den
Rand und in die Ecken des Gesichtsfeldes rückt, so ergibt sich nach
all 1 diesen Wirkungen eine ziemlich gleichförmige Vertheilung aller
Abweichungssorten, somit ein Bild von leidlichgleichmässiger Schärfe,
die äussersten Ecken a, b, c, el allein ausgenommen, in welchen sich
alle Abweichungen die der Mitte zukommenden, die dem Rande eigene
und zwar im Maximo des Werthes und die aus dem Abstande des
Cylinders vom Rotationsparaboloid abgeleitete über einander häufen,
all dort das Bild in merklicher Weise, verglichen mit der Mitte des
Gesichtsfeldes verschlechternd.
Diesem Übelstande lässt sich abhelfen und die gleichförmige
Schärfe wieder herstellen auf folgende Weise: Man denke sich
zuvörderst die eylindrische Fläche mit 80 Zoll Radius dadurch her-
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
79
gestellt, dass man das biegsame Brett auf eine andere stärkere und
ebene Platte in den Punkten e, o, f festschraubt, so dass diese jetzt
in einer geraden Linie liegen. Dann schiebt man in den Punkt l und
m Klötzlein von 0'9 Zoll Höbe unter; so bat man einstweilen genau
genug die cylindrische Fläche. Nun lassen sich aber noch die vier
Ecken a, b, c, il gegen das Rotationsparaboloid heraufbiegen und
zwar um 0-2 Zoll, so dass ihr Abstand von demselben gleich Null
wird, wodurch eine der Abweichungssorten, nämlich eben die diesem
Abstande entsprechende verschwindet. Dies kann man sich abermals
durch untergeschobene Klötzlein von 1 - 1 Zoll Höhe bewerkstelligt
denken. Man erzielt es aber zweckmässiger noch durch zwei in die
Platte längs den Linien ab und cd eingelassene Leisten, in welche
die Krümmung, die das biegsame Brett bei einer solchen Behand
lung annimmt, eingeschnitten wird. Man erhält auf diese Weise
eine, wenn auch nicht in aller Strenge, doch mindestens nahe zu
developable Fläche, in die sich ein Papierbogen ohne einer Spur
von Falten legt.
Die Dicke des aus Fournieren zusammengeleimten biegsamen
Brettes kann gegen 3 Linien betragen, und schraubt man die
dickere Platte an eine Docke fest, die sich über einem ähnlichen
dreieckigen Prisma, wie das der Camera obscura schiebt, so hat man
eine zum Copiren von Karten bequeme Vorrichtung. Es ist eine solche
nothwendig, weil es seine Schwierigkeiten hat, die Ebene der
abzubildenden Zeichnungen möglichst genau senkrecht auf die
Axe des Apparates zu stellen. Das Detail einer solchen Einrichtung
passt Jedermann gerne seinem Locale und seiner Bequemlichkeit
an, es scheint daher nicht nothwendig, näher darauf einzu
gehen. Zu bemerken kömmt noch, dass die auf solche Weise
erzeugte, von Rotationsparaboloide nur höchstens */ 5 Zoll abste
hende Fläche in aller Strenge nicht developabel sei, dass sie sich
aber einer developablen Fläche desto mehr nähere , je weniger
Zwang dem dünnen Brette durch hin- und herbiegen angethan wird.
Man kann daher annehmen, dass nur die Punkte a, b, c, d, l, m, e,
o, f unterstützt und mit Schrauben befestigt zu werden brauchen;
in den übrigen bleibt die krumme Fläche am allerzweckmässigsten
frei.
Um über die Grösse der Abweichung Aufschluss zu gewinnen,
welche dem Abstande von J / 5 Zoll der beiden in Rede stehenden
80
P e t z v a I.
Flächen angehört, nehmen wir an, es sei eine Karte auf y s des
Massstahes zu verkleinern. Die Entfernung, in welcher dieselbe zu
diesem Zwecke vomObjective aufgestellt werden muss, heisse a, die
Entfernung des Bildes hingegen a, die Brennweite p, gerade, wie in
der Formel (5), so muss, um wirklich ein Bild in Fünftel der Grösse
zu erzielen: a = Sa sein. Man hat sohin aus der (5):
1 1 1 .... 6
.— = — mithin : a = —»
cf. p 5 a 5
also bei dem besprochenen neuen Objective von 26 Zoll Brennweite:
1
oc = 31 ~jr Zoll und a — 1S6 Zoll = 13 Fuss. Dies vorausgesetzt
lässt sich die kleine Änderung in der Vereinigungsweite «, welcher
einer Änderung von % Zoll im Abstande a angehört, auf folgende
Weise berechnen: Man differenzire die (S) nach den Grössen a und
a, so erhält man:
da — •— — da
a 3
oder da im gegenwärtigen Falle — = 1 ist, da aber gleich y 6 Zoll, so
wird da -- Zoll beiläufig gleich y i0 Linie Längenabweichung.
Ist zudem die wirksame Öffnung des Ohjectives 2 p, so entspricht
2p
derselben ein Abweichungskreis vonDurchmesser in Zollen,
p
oder-ö—in Linien. Wird gar kein Diaphragma gebraucht, sondern die
o cc
volle wirksame Öffnung des Ohjectives von 2 1 /, Zoll in Anwendung
gesetzt, so beträgt dieser Durchmesser y m Linien,was viel ist, wenn
man in Erwägung zieht, dass das Bild 5malige Vergrösserung aus-
halten soll, und wenn man zudem noch in Betracht zieht, dass zu
der in Rede stehenden Abweichung annoch die sphärische, die
chromatische des secundären Spectrums und die aus der Beugung
des Lichtes entspringende hinzutreten. Es entsteht daher hier die
Frage, in wie ferne sich durch Diaphragmirung der Gesammtbetrag
dieser verschiedenen Abweichungen verringere und dadurch der beab
sichtigte Zweck erreichen lasse.
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
81
Da es sich hier offenbar darum handelt, dem Apparate die
höchste Leistung, deren er fähig ist, zu entringen, so wird es
nothwendig sein, die verschiedenen Sorten von Abweichungen ihrer
Natur und ihrem Einflüsse nach auf die Beschaffenheit des Bildes
etwas genauer kennen zu lernen und gründlich mit einander zu ver
gleichen. Hiezu dienen die folgenden Daten:
Ein Objectiv, welches nur sphärische Abweichungen hat, oder
vielmehr welches man sich nur vorzugsweise mit einer solchen be
haftet denkt, bildet, wenn es theoretisch richtig ausgeführt ist, einen
leuchtenden Punkt nicht ab, als untheilbaren Punkt, sondern als runden
Fleck von einem gewissen Durchmesser, der aber scharf begrenzt
ist und keineswegs gegen den Rand zu eine Abnahme der Lichtstärke
zeigt, sondern vielmehr alldort ein Maximum bietet. Copirt man
mittelst eines solchen Objectives eine aus Linien bestehende Zeich
nung, so werden diese Linien im Bilde um den Betrag des Durch
messers des sphärischen Abweichungskreises schmäler gemacht,
erscheinen aber dennoch scharf, nur werden die Linien und Schriften
schlanker. Ist daher diese Abweichung nur in einem geringen Grade
vorhanden, wie bei dem gegenwärtigen Objective, so schadet sie so
eigentlich dem Bilde nicht, wenn sie nicht etwa die feinsten Linien
ganz verwischt. Sie hat zudem eine constante Grösse und vermag
auf dem Wege des Diaphragmirens nicht verringert zu werden,
wenigstens wenn dieses ein nur mässiges ist.
Ähnliche Beschaffenheit hat auch diejenige Abweichungssorte,
die wir so eben auf ‘/ ll8 Linien im Durchmesser des Abweichungs
kreises festgestellt haben unter Voraussetzung der vollen Öffnung des
Objectives, compacte Beschaffenbeit nämlich, bis auf den Rand.
Anders verhält es sich mit der Abweichung, die der Beugung
des Lichtes angehört. Ein Objectiv, welches nur an dieser leidet,
d. b. eines mit geringer Öffnung bildet einen leuchtenden Punkt zwar
auch ab als kreisrunden Fleck von gewisser Grösse, die Lichtstärke
nimmt aber von der Mitte gegen den Rand rasch genug ab und es
befindet sieb in dem mittleren Kern vom halben Durchmesser viel
mehr Licht, als in dem ihm umgebenden Ringe. Wenn man daher
mittelst eines solchen Objectives eine aus dunklen Linien bestehende
Zeichnung copirt, so können im Bilde die Abweichungskreise der
angrenzenden lichten Punkte selbst theilweise über die schwarze
Linie hinüberreichen und sie doch nicht gänzlich verwischen, sondern
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft. 0
82
P e t z v a I.
sie benehmen ihnen nur die Schwärze und machen aus einer feinen
schwarzen eine feine graue Zeichnung. Diese Abweichungssorte
kann daher grösser sein, als die chromatische und doch minder
schädlich auftreten, in gewissen Fällen wenigstens, z.B. in der photo
graphischen Praxis und man kann annehmen, dass der der Beugung
entsprechende Abweichungskreis erscheinen dürfte unter einem Ge
sichtswinkel von 2 Minuten, wenn jener der sphärischen Abweichung
nur unter einem Gesichtswinkel von 1 Minute erscheinen darf, oder
mit anderen Worten, man kann annehmen, dass der erstere nur mit
seinem minderen Kerne, in dem eine vorwiegende Lichtmasse con-
centrirt ist, das Bild verschlechternd einwirkt.
Mit der chromatischen Abweichung des secundären Spectrums
hat es dieselbe Bewandtniss, nur in einem noch höheren Grade.
Hier nimmt man an, dass der Durchmesser des chromatischen Ab
weichungskreises unter einem Winkel von 6 Minuten erscheinen
dürfe, ohne der Schärfe wesentlich Eintrag zu thun, oder was bei
läufig dasselbe ist, man nimmt an, dass nur >/ 6 des solaren Spectrums
mit seiner überwiegenden Lichtstärke wesentlich verschlechternd
auf das Bild einzuwirken vermöge, und dass der übrige breite Band
des Abweichungskreises nur durch ein unbedeutendes Graufärben
schwarzer Linien sich kund zu geben vermöge. Die Zahlen also, die
so zu sagen das Gewicht dieser drei Abweichungssorten ausdrücken,
sind: 1, */ a , */ 6 .
Der Ausdruck den die erste und compacteste dieser Abwei-
2 p
chungen gibt, heisst wie oben: . Die von der Beugung herrüli-
rende hat vermöge der Formel (1) den absoluten Werth: — und
das Gewicht ‘/u, daher sie mit dem Betrage in Rechnung tritt.
£, p
Die totale chromatische Längenabweichung des secundären Spec
trums kann zu 4 /io Linien, gleich 1 / a0 Zoll veranschlagt werden.
Hievon nimmt aber das intensivste Licht nur y 6 , d. h. 1 / ls0 Zoll ein.
In der Mitte dieser Ausdehnung, d. h. in einerEntfernung von Vsoo Zoll
von jedem Ende fällt die grösste chromatische Seitenabweichung
2p
im Betrage Alle so gewürdigten Sorten der Abweichung
geben den Totalbetrag von :
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
83
Differenziren wir nun, um zu den Bedingungen des kleinsten D
zu gelangen, diesen Ausdruck nach p und setzen den Difierential-
quotienten der Nulle gleich, so ergibt sich:
Also für rothesLicht, dem A = '/ 50 -ooo angehört und für violetes,
wo man X = Vioo'ooo hat, beziehlich:
p — 0 - 6S Zoll, p = 0-46 Zoll,
d.h. das Diaphragmiren unter beiläufig 1 % und bis zu 1 Zoll wirk
samer Öffnung kann nicht mehr viel frommen, und es dürfte als Regel
festzustellen sein, dass ein am passendsten an der zweiten Linse
postirtes Diaphragma zu dem angedeuteten Zwecke schicklicher
Weise 1 Zoll Öffnung oder etwas mehr erhalten dürfe. Hiebei ist
die übrig bleibende Gesammtabweichung beiläufig ‘/mo Zoll gleich
Vioo Linien, nimmt also allen jenen Linien im Bilde, die weniger
als ‘/ioo Linie an Breite besitzen sollten, also allen denjenigen, die
im Originale unter l / 20 Linie breit sind, den schwarzen Kern und
verwandelt sie in graue Schatten, daher man denn diese Leistung
als die höchste ansehen kann, die dem Objective überhaupt zuge-
muthet werden darf, und sieht, wie wesentlich es ist, die Karte min
destens in die developable Fläche hineinzuspannen, weil selbst bei
dieser Massregel der Vorgesetzte Zweck nur nothdürftig erreicht
werden kann.
Mit dem Krümmen des Objectes ist aber noch eine andere Wir
kung verknüpft, die hier hervorgehoben werden muss, nämlich gerade
Linien in demselben und namentlich die geradlinige Einfassung der
Karte werden, wenn auch nur sehr wenig, gekrümmt abgehildet. Das
Objectiv musste nämlich so berechnet werden, dass es von einem
unendlich weit entfernten Gegenstände, mithin auch von einem in eine
Ebene fallenden ein naturgetreues Bild gibt und es liegt zudem in seiner
Wesenheit, dass es nähere Gegenstände mehr als die entfernten ver-
grössert. Nun werden aber die Seiten ab und cd gegen die Mitte
ef dem Objective beiläufig um einen Zoll genähert, also um % 56 der
Entfernung, die, wie oben bewiesen, 1S6 Zoll beträgt. Dies bewirkt
84
P e t z v a 1.
eine Verlängerung des Bildes der Linie ab gegen ef um y 156 der
Länge der letzteren. Da nun aber diese im Bilde s / 5 Zoll lang
ist, so beträgt die in Rede stehende Differenz nahezu y 97 Zoll oder
y 8 Linie, was nunmehr durch ein angelegtes Lineal wahrgenommen
werden kann.
Weit bequemer und weit netter arbeitet man, wenn man für
die abzubildendenZeichnungeneinkleineresFormatwählt,z. B. 12 und
16 Zoll Seite. Die dem Originale zu ertheilende Krümmung wird
dann nur halb so gross, die Entfernung der developablen Fläche von
dem Rotationsparaboloide beträgt ebenfalls nur die Hälfte von früher,
d. h. yio Zoll, man kann arbeiten mit grösserer Öffnung und erzielt
doch ein bei weitem schärferes Bild, an welchem eine Krümmung
der geraden Linien des Objectes schon nicht mehr wahrgenommen
werden kann. Genau dasselbe aber gilt von dem im grösseren Mass-
stabe construirten Objective. Hätte man nämlich eines von den dop
pelten Dimensionen, d. h. von 52 Zoll Brennweite und verwendete es
zumCopiren der obigen Zeichnung von 24 und 16 Zoll Seite, so ginge
die Krümmung des Bildes über in 160 Zoll. Die nach der angeführten
Vorschrift construirte developable Fläche würde sich nur y i0 Zoll
von der Rotationsfläche und die Punkte a, b, c, d nur in der Entfer
nung gleich y a Zoll von der Platte befinden. Der Abstand a hin
gegen der Zeichnung vom Objective, die in y 5 der Grösse abge
bildet werden soll, wäre hier doppelt so gross, nämlich 312 Zoll
gleich 26 Fuss; mithin die Krümmung, der Linie bd gleich y 33
Linien, was man selbst mit dem angelegten Lineale nicht mehr wahr
nehmen kann. Wer somit mit dem Copiren von Karten ins Kleine viel
zu thun hat, der hat sich vorzugsweise eines grossen Apparates
zu bedienen, weil der kleinere im umgekehrten Verhältnisse seiner
Dimensionen ein schlechteres Bild und gar im umgekehrten quadra
tischen Verhältnisse dieser seiner Dimensionen gekrümmte Linien
gibt, wenn er zur Abbildung eines und desselben Gegenstandes
verwendet wird.
Alles was bisher gesagt worden ist vom Copiren ins Kleinere gilt
auch vom Abbilden in einem grösseren, z. B. dem fünffachen Mass-
stabe. Auch dieses wird man mit Vortheil mit Hilfe des neuen Appa
rates veranstalten können wegen seiner Schärfe, der Abwesenheit dop
pelter Brennpunkte und der geringen Krümmung seines Bildes, nur
ist zu merken, dass das neueObjectiv vorzugsweise für Gegenstände in
Belicht über ilioptrische Untersuchungen.
85
sein- grosser Entfernung berechnet, für etwas näher liegende bereits
einen nicht unerheblichen Zuwachs von sphärischer Abweichung
erhalte und beim Copiren in gleichen Dimensionen im Grunde
gebraucht werde in einer seiner Bestimmung fremden Weise. Will
man weiter gehen und Abbildungen erzielen, die grösser sind als das
Object, dann haben naturgemäss Bild und Object ihre Stellung zu
verwechseln. Das Object tritt an die Stelle des Bildes, d. h. an die
Seite der kleineren Linse, das Bild kommt aber an der Seite der
grösseren Linse zu Stande und man kann z. B. Photographien, es
versteht sich von selbst nur in scharfer Zeichnung vollkommen gut
gelungene, auf diese Weise ins Grosse copiren, wenn man den Apparat
an einer Ölfiuing im Fenster eines verfinsterten Gemaches so aufstellt,
dass das zu copirende negative Glasbild nach aussen sieht, während
das Objectiv nach dem Inneren des finsteren Zimmers gerichtet ist.
Man könnte so allenfalls auch sehr schöne Porträte gewinnen in
Lehensgrösse, wenn man die Krümmung des Bildes nicht vernach
lässigt und den Papierbogen der das grosse Bild aufnehmen soll in die
Fläche spannt, die früher beschrieben worden ist. Man muss aber
hiebei nicht vergessen, dass das grosse Bild in dem Masse geringere
Lichtstärke hat, als sein Flächeninhalt ein grösserer ist. Wenn man
daher eine Zeichnung im Fünftel der Grösse abhilden kann bei 30
Seeunden Exposition, so lässt sich bei derselben Beleuchtung ein Bild
in fünfmal grösserem Massstabe und mit denselben Stoffen vielleicht
in 10 Minuten erst erzielen, weil man beiläufig fünf und zwanzig Mal
die geringere Lichtstärke hat. Genauere Daten über diese Manipu
lation hat uns erst dieErfahrung zu bringen und es wäre wirklich von
nicht geringem wissenschaftlichen Interesse, die Maximen solcher
Abbildungen im Grossen zu erforschen. Ich muss mich damit be
gnügen , den zu einer solchen Manipulation tauglichen Apparat
zu liefern, der zu diesem Zwecke viel bessere Dienste leisten
wird, als seine Vorgänger und überlasse das Übrige denjenigen,
die sich speciell mit Photographie beschäftigen, füge nur noch hinzu,
dass bei geringen Vergrösserungen und für den Lichteindruck
sehr empfindlichen Stoffen, z. B. dem Talbot’schen Kalotyp-Papier
es vollkommen genügen dürfte, wenn man zur Beleuchtung eine
vis ä vis sich befindende weisse Wand oder den blauen Himmel hat.
Bei minder empfindlichen Stoffen hingegen braucht man bereits
einen regelrechten mit einem Ileliostaten verknüpften Beleuchtungs-
86
P e t z v a 1.
apparat, bei dem Chlorpapiere z. B. auf dem man die Glasbilder
abzuklatselien pflegt.
Diese Auseinandersetzung der Eigenschaften des neuen Objec-
tives wird denjenigen, die davon Gebrauch zu machen wünschen, hoffent
lich manche Mühe ersparen und das unerlässliche Studium des neuen
Werkzeuges wesentlich erleichtern. Ich beabsichtige aber mit dieser
Abhandlung noch etwas mehr, nämlich die photographischen Vor-
urtheile, welche sich eingeschlichen haben, durch die Thatsache der
neuen Camera obscura auszurotten und denjenigen, die von dieser
tiefsinnigen Vorrichtung Gebrauch machen, eine neue erspriesslichere
Kennerschaft anzubilden, als die bisher allgemein bestandene, eine
Kennerschaft, die erstens in dem Gegenstände nicht sucht, was darin
nicht vorhanden sein kann, und zweitens die guten Eigenschaften, die
er besitzen soll, in ihrer präeisen Grösse sucht an der gehörigen
Stelle und mit den gehörigen Mitteln. Dies fand bisher in der Regel
nicht Statt und es ging in der grossen Mehrzahl der Fälle derjenige,
der sich mit Photographiren zu beschäftigen beabsichtigte, auf die
folgende Weise vor. Er suchte sich vor allem anderen einen Apparat
und verlangte als Beweis von der Güte desselben, dass damit ein Bild
gemacht werde. Da man aber mit einem ziemlich schlechten Objec-
tive unter günstigen Verhältnissen und bei gehöriger Geschicklichkeit
auch ein gutes Bild zu Wege bringen kann, so verlangte und erhielt
er im Grunde etwas ganz anderes, als das Erheischte, nämlich einen
Beweis der Geschicklichkeit des Photographen. Hierauf fing er selbst
an, sich mit dem Gebrauche des erworbenen Werkzeuges zu befreun
den, beging Missgriffe in grosser Zahl und Mannigfaltigkeit, schob
alles Misslingen auf den Apparat und dies zwar oft ungeachtet der
augenscheinlich fadellosen Beschaffenheit des Bildes auf dem matten
Glase, bekam endlich nach vielen misslungenen Versuchen gute Proben
und kehrte sein Urtheil um, Eigenschaften seinem Apparate zuschrei
bend, die er 'gar nicht besitzen kann, oft so wiedersinnige dass sie
einer boshaften Ironie, die heilloseNeckereien zu treiben beabsichtigt,
entsprossen scheinen. Das Hervorheben einiger dieser optischen
Irrthümer kann von Nutzen sein. Es lebt noch in unserer Erinne
rung eine Brochure von einem anonymen Verfasser, die von den wun
derbaren Entdeckungen Herschel's im Monde, gemacht am Cap der
guten Hoffnung, spricht. Sie konnten nicht gemacht werden ohne
starker Vergrösserungen, dies sieht jedes Kind ein, aber mit starken
Bericht über ilioptrische Untersuchungen.
87
Vergrösserungen vermindert sich die Lichtstärke. Dies ist schon etwas
minder leicht einzusehen, aber ein einfaches Mittel ist bald gefunden.
Man beleuchtet das Bild des Objectives mit einem Strom künstlichen
Lichtes und alle optischen Schwierigkeiten sind überwunden und man
sieht schon mit kleinen Fernrohren geflügelte Menschen, blühende
Bäume u. s. w. Ob es wohl schon einem Photographen eingefallen
ist, die Lichtstärke seines Bildes durch eine in den Kasten gestellte
Kerzenflamme zu erhöhen, wie man dies bereits factisch durch innere
weisse und blaue Wände versucht hat. Das Experiment ist jedem
anzuempfehlen, weil ihn der Erfolg veranlassen wird, den Kopf von
Zeit zu Zeit in den Apparat hineinzustecken, um nachzusehen, ob
nicht irgendwo durch eine feine Spalte unbefugtes Licht eindringe.
Dieses nicht vom Objective kommende sogenannte falsche Licht ist
des Bildes bitterster Feind, und verdirbt mehr als alle hier sorglich
vermiedenen Abweichungen, deren Gesannntwirkung es besitzt. Wie
dies geschieht, kann viel leichter durch das oben empfohlene
Experiment erprobt, als theoretisch nachgewiesen werden, daher es
denn auch kam, dass durch ein optisches Paradoxon ein ganz unge
lehrtes und der überwiegend zahlreichere Theil des gelehrten Publi-
cums mystificirt werden konnte, darum sei hier zur Warnung selbst
wissenschaftlich hochgebildeter Photographen (denn auch solche den
ken nicht immer an Alles) als Regel festgestellt: Wer in seiner
Camera eine klaffende Spalte, oder im Innern des Kas
tens einen ungeschwärzten oder glänzenden Fleck vor
oder hinter dem Bilde duldet, der leistet factisch auf
die guten Eigenschaften desObjectives Verzicht.
Es ist allerdings eine etwas unbequeme Thatsache, dass nahe
und ferne Gegenstände auch an verschiedenen Orten abgebildet
werden. Ein scharfsinniger Photograph untersucht, ob sich diesem
Ubelstande nicht abhelfen Hesse durch Zusammensetzung des Objec
tives aus zwei oder vier verschiedenen Stücken, von welchen man
einem nur die entfernten, dem andern nur die nahe liegenden Gegen
stände abzubilden den gemessenen Auftrag ertheilt. Ein anderer bat
schon ein Objectiv, welches ohne alle Zusammensetzung durch die
blosse Macht der Phantasie nahe und entfernte Gegenstände gleich
scharf abbildet und sucht auch diese schätzbare Eigenschaft in allen
optischen Erzeugnissen. Für ihn hat dann natürlich das Diaphrag-
miren keinen Sinn, die Neigung der Bildfläche gegen die Axe des
88
P e t z v a 1.
Objectives keinen Grund und er ist so lange unfähig, den hier beschrie
benen Apparat zu verstehen, als er sich nicht mit der eisernen Noth-
wendigkeit befreundet hat, die in der Formel (5) liegt.
Wieder ein anderer hebt dieselbe Eigenschaft des Objectives,
die der Vorige zu vermeiden wünscht, lohend hervor und behauptet,
sein Apparat arbeite plastisch. Dies ist nun wohl insofern richtig,
als verschieden entfernte Gegenstände auch in verschiedenen Ent
fernungen abgebildet werden, und käme das Bild in der Luft zu
Stande,so wäre es von rückwärts betrachtet ein Hautrelief zu nennen;
aber auf einer Ebene vermag kein plastisches Bild zu Stande zu
kommen. Es kann auch auf dem matten Glase nicht plastisch gesehen
werden, weil das plastische Sehen, wie hei Stereoskopen, auf ganz
anderen Gründen beruht. Diesen und ähnlichen Phantomen soll man
nicht nachjagen, weil man bei einer solchen Jagd gewöhnlich die
reellen Eigenschaften des optischen Werkzeuges aus den Augen ver
liert. Diese aber sind:
Erstens: Lichtstärke. Um sie zu erproben braucht man aber
kein Bild zu machen, sondern man erkunde die wirksame Öffnung des
Objectives und die Brennweite. Die Lichtstärken verhalten sich dann
direct, wie die Quadrate der Öffnungen und umgekehrt, wie die Qua
drate der Brennweite. Dieser Satz setzt Jeden in den Stand, ein neues
Objectiv mit einem alten bereits bekannten der Lichtstärke nach
zu vergleichen.
Zweitens: Schärfe des Bildes. Diese misst man mit einem guten
Oculare ohne alles Photographiren, und es ist hiebei das beste Object
eine feine Schrift, oder Zeichnung auf einer ebenen Fläche. Eine
aufmerksame Prüfung mit vollem Objective zeigt dann noch, ob die
Schärfe eine gleichförmige sei, welches Gesichtsfeld und welche
Krümmung das Bild besitze.
Drittens: Seihst die Untersuchung, ob getrennte Brennpunkte
vorhanden seien, erfordert noch wesentlich kein Photographiren, denn
eine namhafte Trennung, die störend auf die Manipulation einwirken
kann, findet nur dann Statt, wenn das Objectiv schlecht achromatisch
ist, und dies sucht man an den feinen Farbensäumen hell beleuchteter
Objecte, besonders am Rande des Gesichtsfeldes. Sind also solche
vorhanden, so ist das Objectiv eo ipso eines doppelten Focus ver
dächtig und man kann die nähere Untersuchung durch Abbilden einer
gegen die Axe des Apparates schief gestellten Zeichnung, die man ins
Bericht über dioptrische Untersuchungen.
89
Grosse, oder in gleiche Dimensionen copirt mit der gehörigen Vor
sicht einleiten, hat sich aber sehr zu hüten, einen geschwundenen
Rahmen, oder sein eigenes abnormes Auge für einen chemischen
Focus zu nehmen.
Ein Hauptaugenmerk ist aber jedenfalls auf diesen Punkt zu rich
ten, denn namhaft getrennte Brennpunkte, in einer Entfernung von
V, Linie und darüber gehört zu den schrecklichsten der photographi
schen Schrecken und ich kenne nichts Miserableres, als wenn der
photographische Künstler genöthigt ist, ein Zeitungsblatt 1‘/ a Zoll
vor der Nase halten zu lassen, um darauf einzustellen, des Umstandes
zu geschweigen, dass solche Objective als entschieden unachromatisch
auch nie die Schärfe besitzen können, die sie zu feineren photographi
schen Zwecken befähigt.
Ich habe daher eine besondere Sorgfalt darauf verwendet, sowohl
das zum Porträtiren bestimmte ältere, wie auch das neue Land-
schaftsobjectiv von dieser störendsten aller Unvollkommenheiten
frei zu halten und erkläre hiermit auf das Entschiedenste, dass kein
mit einem sogenannten chemischen Focus versehene Objectiv wirk
lich nach meiner Berechnung ausgeführt sei.
Dies sind die Bemerkungen, welche demjenigen zu gute kom
men können, der ein Cameraobscura - Objectiv überhaupt und auch
insbesondere eines derjenigen zu erwerben wünscht, deren Einrich
tung an diesem Orte angegeben wird.
Ich habe die drei ersten Exemplare nach den Ergebnissen der
Theorie mit der entsprechenden Sorgfalt selbst ausgeführt in meiner
kleinen Werkstätte; da ich aber hier zwar Proben erzeugen kann,
mit derjenigen Vorsicht und Genauigkeit, die die Theorie anspricht,
eine Fabrication hingegen im grösseren Massstabe einzuleiten, die
hinreichenden Mittel nicht besitze, so habe ich Herrn C. Dietzler,
Optiker und Mechaniker, mit der Ausführung unter meiner Oberauf
sicht betraut und das Erzeugniss ist sowohl in optischer, wie auch in
mechanischer Beziehung zu meiner vollen Befriedigung ausgefallen.
Es ist nämlich dasjenige, welches ich gegenwärtig vorlege und auch
die Abbildungen, welche ich als Proben anfüge, sind mit solchen
Objectiven aus der Dietzler’schen Werkstätte erzielt.
Die zwei Originalobjective von meiner Hand , denn das dritte
Exemplar ist mir verunglückt, bewahre ich in meinem Cabinete
als Muster.
90
Petzval. Bericht über dioptrische Untersuchungen.
Um die Liebhaber der Photographie an entfernten Orten in den
Stand zu setzen, eine ähnliche Camera obscura, wie die vorgezeigte,
sich verfertigen zu lassen, folgt hier noch eine Abbildung dieses Instru
mentes, ausgeführt nach einer Photographie.
Lorenz. Vergleichende orographisch - liydrogr. Untersuchung etc. 9 1
SITZUNG VOM 15. OCTOBER 1857.
Eingescndete Abhandlung.
Vergleichende orographisch - hydrographische Untersuchung
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach,
der Enns und der Mur, oder im Pinzgau, Pongau und Lungau.
Von Prof. Dr. Jos. R. Loren*.
(Mit 3 Karten.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 26. März 1857.)
Motto: Tales sunt aquae, qualis terra per quam iluunt.
Plinius, histor. nat. libr. XXI, cap. 29.
Die Hauptthäler der drei bekannten Gebirgsgaue des Salzburger
Landes (Pinzgau, Pongau und Lungau) sind, wie gewöhnlich die
Oberlauf-Rinnen der alpigenen Flüsse, theils plötzlichen Überschw em
mungen, thcils chronischen Versumpfungen ausgesetzt, welche Land
und Leute mit mannigfachen Gefahren umgeben. Diese sind jedoch
nicht überall von gleicher Ausdehnung und von gleich drängender Nähe;
und so waren auch die von Seiten der Anwohner und der Regierung den
Wasserfluthen entgegengesetzten Arbeiten von ungleicher Rührigkeit
und Bedeutung. Während in dem von hereinstürzenden Schlammfluthen
wiederholt lieimgesuchten und grösstentheils in Sumpf verwandelten
Oberpinzgauer Thale seit einigen Decennien, zumeist auf Kosten des
Staatsschatzes, Fluss-Correctionen, Aufsandungen der Ufer, Entwäs
serungs-Gräben, Regulirung von Seitenbächen u. s. w. eingeleitet
wurden, sind im Pongauer und Lungauer Hauptthale nur wenige Ar
beiten von untergeordneter Bedeutung ausgeführt und den drohenden
Versumpfungen ist keine wesentliche Abwehr entgegengestellt.
92 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Bei wiederholten Durchwanderungen dieser Gebiete schien es
mir immer einleuchtender, dass im Pinzgaue vermöge seiner orogra-
phisch-hydrographischen Verhältnisse nicht nur die gründliche und
dauernde Entsumpfung, sondern auch die Sicherung der gegenwär
tigen Palliativbauten zu den Unmöglichkeiten gehöre; ja dass vielmehr
dieSteigerung der Versumpfung und die Zerstörung der dortigen Was
serbauten nur von dem Eintreten solcher Elementar-Ereignisse abhänge,
welche nach der Natur jenes Gebietes früher oder später unvermeid
lich eintreten müssen;dass hingegen in denHauptthälern desPongaues
undLungauesmit weit geringerem Aufwandean Kräften und Zeit nicht
blos eine palliative, sondern gründliche Hebung der Versumpfungen
bewirkt, und die dadurch hergestellten Bau-Objecte und gewonnenen
Cultursgründe zugleich für alle Zukunft geschützt werden könnten.
Um über diese ebenso in naturwissenschaftlicher als in national
ökonomischer Hinsicht interessanten Verhältnisse ein sicheres Urtheil
zu gewinnen, unternahm ich im Herbste 1853 und 1854Excursionen
ins Oberpinzgau, im Frühjahre 1854 und im Herbste 1855 ins Pon
gau und im selben Spätherbste noch ins Lungau. Überdies gewann
ich zur Erlangung sicherer Angaben über einige Local-Verhältnisse
und historische Daten die Mitwirkung schätzenswerther und verläss
licher Hilfskräfte 1 )- Diese und die hier einschlägigen Werke: Von
Kürsinger (Oberpinzgau, Salzburg 1841), ferner von den Herren
Lipoid, Petersund Stur (Jahrbücher der k. k. geolog. Reichs
anstalt, V. Jahrg., Nr. 3 und 4), endlich die von der k. k. geologischen
Reichsanstalt ausgegebene geologisch-colorirte Karte von Salzburg
müssen als wesentliche Unterstützung meiner eigenen Untersuchungen
dankbar erwähnt werden.
!) Für Pongau Herr A. Lungenschmid, Pharmaceut in Radstadt, welcher von
mir sowohl durch mündliche Instructionen, als durch Tabellen mit vorgezeichneten
Rubriken, deren Ausfüllung ihm nach gepflogenen Erhebungen oblag, in den Stand
gesetzt war, dienöthigen speziellen Auskünfte zu geben, welche noch überdies durch
den rühmlich bekannten k. k. Eisenwerks - Verwalter von Flachau im Pongau, Herrn
M os an er, controlirt und vervollständigt wurden.
Für Lungau unterstützte die Arbeit mit grösster Zuvorkommenheit Herr
Bezirks-Vorstand Strna d t, indem er meine bestimmten, in der Form auszufüllender
Tabellen gestellten Fragen an die ortskundigen Herren Forstbeamten seines Bezirkes
schickte, mit der Aufforderung zur genauen und gewissenhaften Eintragung ihrer
einschlägigen Erfahrungen. Die daraus hervorgegangenen Berichte der Herren
Forstbeamten tragen sämmüich den Stempel des Diensteifers und der Intelligenz.
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc.
93
Umschreibung des zu betrachtenden Terrains.
Der Centralzugder nordöstlichen Alpen hat innerhalb der Grenze
des Salzburg’schen Gebietes, oder zwischen den Quellen der Salzach,
der Enns und der Mur, folgende Gestaltung:
1. Von der Wasserscheide zwischen dem Tirol’schen Zilierflusse
und der Salzach am Krimmler Tauern an, streicht die Centralkette als
Massen-System des Gross-Venedigers und dann des Gross-Glockners
zuerst gerade in östlicher, dann, — vom östlichen Ende der Glöckner
Masse an, — als Rauriser Tauern in ost-südöstlicher Richtung und
entsendet nach Norden zahlreiche parallele Gebirgs-Äste von bei
nahe gleicher Länge, welchen von der anderen (nördlichen) Seite
her die kürzeren Vorlagen eines mit der Centralkette parallelen Zuges
von weit geringeren Massen-Dimensionen entgegentreten. Zwischen
diesen beiderseitigen Gehänge-Systemen bleibt das oberste Salzach-
Thal, welches sammt jenen Gehängen bis zur Thalenge bei Bruck
als Ober-Pinzgau bekannt ist. (Karte 1 z. Th.)
2. Vom östlichen Ende des Rauriser Tauern an ist die Richtung
des Centralzuges wieder nahezu östlich, ln diesem Gebirgsabschnitte
und zwar in der Gegend zwischen dem Zwölfer-Kogel und dem Haf
ner-Eck ändert sich der Typus der von den Centralmassen abge
henden Fortsätze dahin, dass ein mächtiger Ast, statt parallel mit
seinen westlichen Pinzgau’schen Nachbarn nach Norden zu verlaufen,
sich in einem weiten Bogen über Nord nach Osten krümmt und so
einen Haken bildet, welcher — nur im kleineren Mussstabe —wieder
nach dem Typus der Haupt-Centralkette, sowohl von der convexen als
von der concaven Seite lange Äste aussendet, sich mithin als relati
ver Centralzug verhält. Dieser Haken ist der Radstädter Tauern.
Seine nach Norden abgehenden Äste endigen wie jene des
Pirizgaues in beinahe gleichen Abständen von ihrer relativen Cen
tralkette und begegnen den kleineren Vorlagen eines minder mächti
gen Parallelzuges, welcher die letzten südlichen Abstufungen des
Dachsteingebirges bildet. Das zwischen diesen beiden Gehänge-
Systemen liegende Thal ist das Hauptthal des Porig au es und enthält
den Oberlauf des Enns-Flusses. (Karte 11.)
3. Die an der südlichen (concaven) Seite des Radstädter Tauern
beginnenden Gebirgs-Äste convergiren, ungleich den nördlich gerich
teten i’auern-Ästen des Pinzgaues und Pongaues, gegen einen etwas
94 Lorenz. Vergleichende orographisch- hydrographische Untersuchung
östlich vom Centrum des Bogens gelegenen Punkt (Tamsvveg); ihre
Endigungen liegen daher in verhältnissmässig kurzen Abständen
nach einander und bilden die nördlichen Gehänge eines kurzen, wei
ten Thaies, dessen entgegengesetzte Wände von den hier nur sehr kur-
zenVorlagen der dahinter aufsteigenden Centralkette gebildet werden.
Das hiemit charakterisirte Thal sammt seinen Gehängen bis zu den
Wasserscheiden hinauf ist das Lungau, dessen Thalsohle vom Mur-
Flusse durchzogen wird. (Karte III.)
Da es sich hier um eine genetische Vergleichung der Versum
pfungen der drei Hauptthäler handelt, sind die Thalwege und Inunda-
tions-Gebiete der drei Flüsse Salzach, Enns und Mur die Hauptob
jecte; hieran schliessen sich, vermöge ihres Einflusses auf das Schick
sal der Hauptthäler, die Rinnsale ihrer zahlreichen Zuflüsse, also die
Nebenthäler der verschiedenen Ordnungen bis zu den Quellen der
einzelnen Wasseradern hinauf. Die Gebirgsmassen (das plastisch
erhobene, ra avcn) kommen demnach hier nicht als solche oder
von anographischem Standpunkte, sondern als Umgebung der
Thäler (ra zdrw), mithin als Thahvände, als Sammelgebiete der
atmosphärischen Niederschläge, als Quellpunkte der Bäche u. s. w.
oder kurz: vom catographischen Standpunkte aus, zur Betrach
tung. In diesemSinne müssen nun die fraglichen Thalsysteme noch
näher charakterisirt werden.
Der Typus der Thäler, welche innerhalb der im vorhergehen
den skizzirten Gebirgszüge und Aste gelegen sind, ergibt sich aus
der Natur der zusammentretenden und einschliessenden Gebirgs
massen; er ist übereinstimmend in allen drei Gauen folgender:
Das Hauptthal erhält beiderseits zahlreiche Zuflüsse aus den
einmündenden Nebenthälern, welche sich auf der einen Seite vom
(orographischen) Centralzuge — Tauern — herabsenken und
selbst nach allen Dimensionen bedeutend entwickelt, auch mächtige
Gebirgsbäche führen; auf der entgegengesetzten Seite aber nur
Querspalten geringerer, mit den Tauern parallel laufender Höhen
züge und von minder bedeutenden Bächen durchzogen sind. Da
auf diese Unterscheidung der Nebenthäler öfter zurückzukommen ist,
mögen der Kürze wegen die ersteren als Tauern thäler, die letz
teren als Parallelzugs-Quer thäler bezeichnet werden.
Jedes der drei Hauptthäler beginnt am Centralkörper aus zwei
oder mehreren hochgelegenen und sich steil herabsenkenden, halb-
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzacli etc.
95
trichterförmig oder amphitheatraliscli gebildeten Thalwurzeln, in
derenRinnen sich die ersten Wasseradern des Flusses sammeln, wel
cher das Hauptthal durchzieht. Denselben Typus haben die Neben-
thäler der verschiedenen Ordnungen — auf der Tauern-Seite in
grösserem, auf der Parallelzugs-Seite in kleinerem Massstabe, und
bei letzteren mit geringerer Beständigkeit der Halbtrichter-Form des
Anfanges, welche hier oft durch eine steile Spalte ersetzt ist.
Das Hauptthal des Pinzgaues hat als Thalwurzeln erster Ord
nung : vom Süden her das Achen-Thal, vom Norden das Salzach-
Thal, aus welchem die grössere Krimmler Ache und die kleinere
Salzache (Nadernach) einander entgegen kommen und am Boden des
Hauptthaies sich zu dem Flusse vereinigen, der fortan den Namen des
kleineren Baches führt und dessen Oberlauf dem Ober-Pinzgau ange
hört. Die mächtigen Tauernthäler münden hier am rechten Ufer des
Flusses ins Hauptthal heraus, die kleineren Parallelzugs-Quertliäler
am linken. Die Tauernbäche beginnen als Gletscherwässer an den
vorgeschobenen Eismassen des Gross-Venedigers und Gross-Glock-
ners; die Parallelzugs-Bäche sammeln sich aus kleinen Quellen und
den atmosphärischen Niederschlägen im Hintergründe der meist dach
förmigen odersachte abgestuften Höhen, welche von den Anwohnern
wegen ihrer südlichen Abdachung als „Sonnberge“ bezeichnet werden.
Das ebenfalls von Westen nach Osten gerichtete Hauptthal des
Pongaues hat als südliche Wurzel erster Ordnung das oberste
Enns-Thal, welches selbst wieder aus convergirenden Wurzeln ent
fernterer Ordnungen (zunächst dem Enns-Ursprungs- und dem.Rohr-
bach-Thale) entspringt und an dessen rechtwinkeliger Biegung bei
Altenmarkt das eigentliche breitere Hauptthal des Pongaues beginnt.
Die andere Wurzel dieses Thaies ist ein kurzes, wenig geneigtes
Gesenke, welches nördlich von Altenmarkt mit einer kleinen Hoch
ebene („auf der Eb'n“ genannt) beginnt und sich südöstlich zum
Hauptthale hereinzieht.
Die Tauernthäler liegen auch hier an der Südseite oder am
rechten Ufer des Flusses und gehen parallel mit der südlichen
Thalwurzel des Hauptthaies selbst, eingesehlossen von den nordwärts
gerichteten Ästen des Radstädter Tauern. Die entgegengesetzten
lhalgehänge werden in vorderster Linie von einem langen dachför
migen Rücken — dem Schwemmberge — gebildet, dessen Kamm
gegend der Rossbrand heisst, und welcher nur unbedeutendere,
Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
wenngleich sehe zahlreiche Furchen als nördliche Seitenthäler des
Ennsthaies enthält. Erst am östlichen Ende des Schwemmberges,
beim Pass Man düng, also schon an der Grenze unseres Gebietes,
reicht ein grösseres Nebenthal von den Vorlagen des dahinter anstei
genden Dachsteingebirges bis ins Ennsthal herein und bringt den
Mandling-Bach als grössten Zufluss von dieser Seite.
Das Thalsystem des Lungaues kann man, vermöge der oben
angedeuteten Gestaltung der südlichen Äste des Radstädter Tauern,
ebensowohl einen Thal steril (wo dann die Tauernthäler als Strahlen-
thäler gelten), als auch ein Hauptthal mit convergirenden Neben-
thälern nennen (wobei dann das Mur-Thal, von seinen ersten Wur
zeln am Mur-Eck und Wacht-Eck an, als Hauptthal, die anderen
Tauernthäler als die linkseitigen Nebenthäler erscheinen). Der Ver
gleichung mit den beiden vorigen Hauptthälern wegen möge hier die
letztere Auffassung gelten. Demnach finden wir auch hier wieder ein
Hauptthal von bedeutenden Dimensionen, in welches einerseits grosse
Tauernthäler, andererseits grosse Parailelzugs-Thäler münden.
Ungeachtet dieser beim ersten Überblicke sich herausstellenden
Übereinstimmung der allgemeinsten orographischen Verhältnisse sind
jedoch die Versumpfungen der dreiHauptthäler sehr verschieden an Art
und Grad, und müssen es auch für immer bleiben, da ihre speciel-
lenUrsachen in verschiedenen persistirenden Modificatio-
nen der allgemeinen Versumpfungs-Ursachen bestehen.
nrihlw»; .feiPiOftä'
Ursachen der llnuptthals-Vcrsumpfungen im Allgemeinen.
Was man unter Versumpfung eines Thaies versteht, ist ein
Product von zwei — oft nur vereinzelt auftretenden, meistens aber
eombinirten und sich gegenseitig steigernden — Factoren. Der eine
ist die Üb er Wässerung der Ufer, der andere die Bedeckung der
selben mit dem vom Wasser getragenen Detritus, oder, um einen
kurzen, allgemeinen Ausdruck zu gebrauchen, die Verschüttung.
Die erstere Form tritt bisweilen ohne der zweiten auf, so z. B.
im Gosau-Thale, im Mattig-T hale (Oberösterreich) u. s. w.,
wo einfache Überrieselung und Durchtränkung der Thal-Ebene statt
findet. Der zweite Fall kann ursprünglich ohne den ersten nicht
eintreten, da Wasserfluthen als Vehikel des Detritus vorausgesetzt
werden; es kann aber geschehen, dass nach der Verschüttung die
Überwässerung nicht allein für einmal aufhört, sondern in Zukuntt
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc.
97
für immer eine ganz andere Richtung nimmt, so dass nur noch die
Verschüttung allein als das Product einer Wirkung ührig bleibt,
deren Ursache fortan nicht mehr aufscheint.
Sind beide Factoren, wie gewöhnlich, combinirt, so wird einer
seits die Menge des herbeigeführten Detritus von der bewegenden
Kraft und Ausbreitung des Wassers, mithin von den Modalitäten der
Überwässerung abhängen, andererseits wird wieder die Überwässe
rung durch die Verschüttung gesteigert und ausgebreitet, indem die
Detritusmassen den Fluss anstauen und ihn zu Umwegen und Gabe
lungen zwingen, wodurch innerhalb des Überschwemmungsgebietes
der dem Wasser zufallende Antheil des Bodens vergrössert wird.
Um die Verwüstungen, welche ein Fluss im Hauptthale ver
ursacht, genetisch zu beurtheilen, wird es also nöthig sein, die
Verwässerung einerseits und die Verschüttung andererseits
getrennt zu betrachten.
I. Die Verwässerung eines Hauptthaies wird zunächst durch
folgende im Hauptthale selbst gelegene Ursachen befördert:
1. durch die Grösse der abzufiihrenden Wassermasse;
2. durch die Erhöhung des Flussgrundes;
3. durch die Breite des Inundationsgebietes, innerhalb dessen dem
Flusse zu Einrissen, Unterwaschungen, Umgehungen und Überwässe
rungen Raum geboten ist;
4. durch das geringe Gefälle des Thalweges;
5. durch die Resistenz des Flussgrundes, welche dem tieferen
Einschneiden des Wassers grosse Hindernisse entgegensetzt und
daher die Gewässer zur horizontalen Ausbreitung nöthigt.
II. Die Verschüttung, in soweit auch ihre Ursachen zu
nächst innerhalb des Hauptthaies selbst liegen, wird befördert:
1. durch die Menge des abzuführenden Detritus;
2. durch die Schwerbeweglichkeit 1 ) desselben;
3. durch alle soeben unter I angeführten Bedingungen, indem,
unter übrigens gleichen Umständen, stets die Verschüttung
4 ) Dies gilt natürlich nur von jenem Detritus, welcher sich factisch schon im Ilauptthal
belindet, indem er aus demselben desto schwerer weggeführt wird, je schwerer
beweglich er ist. Gerade umgekehrt verhält es sich, wenn man um die Bedingungen
der Verschüttung des Hauptthaies von den Nebenthälern aus fragt; hier wird näm
lich die leichte Beweglichkeit des Detritus eine wesentliche Vermehrung der zum
Hauptthal gelangenden Menge desselben bewirken.
Sitzb. d. mathem.-nalurw. CI. XXVI. Bd. I. Hft.
7
93 Lorenz. Vergleichende orographiscli-hydrographische Untersuchung
desto bedeutender sein wird, je mehr einer der obigen Factoren
im Sinne der Verwässerung, d. h. im Sinne eines umfangreichen
aber zugleich trägen Vehikels wirkt.
Da jedoch sowohl die Wasser menge als der Detritus des
Hauptthaies — die wichtigsten der oben aufgezählten Factoren —
von der Natur der Nebenthäler aller Ordnungen bis zu den obersten
Sammelpunkten der Wasseradern abhängt, müssen wir selbstverständ
lich zur Erklärung der Erscheinungen des Hauptthaies in die Neben
thäler, und, da diese selbst wieder zum Theile von der Natur der
einschliessenden Gehänge abhärigen, zu diesen selbst hinaufsteigen
und vorerst die Frage vornehmen: Welche Verhältnisse der Neben
thäler stehen im geraden ursächlichen Verhältnisse I. zur Menge
und Abfuhr der in ihnen laufenden Gewässer, II. zur Menge
und Abfuhr des in ihnen vorkommenden Detritus?
Um nicht weiter auszugreifen, als es unser Hauptzweck — die
vergleichende Betrachtung der Versumpfungen in den oben skizzirten
Gebirgsgauen — erfordert, wollen wir uns, von anders gestalteten
Quellengebieten ganz absehend, nur stets an die gegen die Wasserrinne
eines Nebenthaies abfallenden Gebirgsgehänge, also an den Sammel
bezirk eines Gebirgsbaches, versetzen, und den dort sich sammelnden
Gewässern und Schuttmassen bis zu ihrem Austritte ins Hauptthal folgen.
I. Was nun zuerst die Menge des in den Nebenthälern sich
sammelnden Wassers anbelangt, so hängt dieselbe wieder von zwei
Factoren ab: erstens von der Ergiebigkeit der wasserbil
denden Ursachen; zweitens von der Natur des die Gewässer
aufnehmenden, sammelnden und abführenden Terrains.
1. Der Ursprung der Gewässer ist in der Regel in den unmit
telbaren atmosphärischen Niederschlägen (Regen, Thau, Schnee),
ausnahmsweise auch in mittelbaren Consequenzen derselben
(Schmelzen des Firnes, des Winterschnees und Eises) zu suchen.
Bei Gebirgsgruppen, wie die hier in Rede stehenden Alpen
gegenden, welche nahezu die gleiche geographische Breite und
Länge und die gleiche Lage zu Continent und Meer haben, wo daher
die klimatischen Factoren wenig Unterschiede bieten, kann eine
bedeutendere Verschiedenheit in der Menge der atmosphärischen
Niederschläge nur durch zwei Umstände bewirkt werden:
a) durch die Anwesenheit oder Abwesenheit von Gletscher
massen;
der Versumpfungen in den oberen Flussthäjern der Salzach etc.
99
b) durch die Exposition gegen feuchtwarme Winde
(Sirocco).
Treffen insbesondere diese beiden Bedingungen zusammen, so
resultirt eine grosse Disposition zu reichlichen Regengüssen und
daraus folgenden Hochfluthen. Nicht minder wichtig sind die Glet
scher als aufgespeicherte Massen starren Wassers, von welchem bei
Siroccostürmen, Gewittern und Wolkenbrüchen oft nicht geahnte
Quantitäten plötzlich aufgelöst und mit unaufhaltsamer Gewalt dem
Hauptthale zugeführt werden.
Als mehr accessorische ■—■ jedoch oft nicht minder verhäng
nisvolle — Wirkungen der Gletscher im Sinne der Vermehrung der
Wassermenge können noch die partiellen Einstürze und Abbrüche
von Gletscherrändern und die Lawinen erwähnt werden.
Die Gletschergebirge besitzen also in ihren Eis- und Firnmassen
um eine sehr ausgiebige wasserbildende Ursache mehr als die glet
scherfreien , und drohen — wenn auch die Drohung nicht jeden
Augenblick in Erfüllung geht — ihrer Natur nach mit verwüstenden
Wasserfluthen, welche in gletscherfreien Thalsystemen nie eine
solche Macht erlangen können.
2. Hinsichtlich des Terrains, welches die Gewässer aufnimmt
und weiter leitet, kommen in Betracht:
n) die Grösse desselben in horizontaler Ausdehnung. Der Ge
birgsbach leitet sein Wasser in der Regel von den auf eine
gewisse Gruppe synklinirender Berggehänge fallenden meteo
rischen Niederschlägen her. Je weiter also dieses sammelnde
Terrain — in den Alpen fast immer als ein amphitheatralisch
gestaltetes „Kahr“ beginnend und in ein geneigtes Thal mit
stark durchfurchten und gefalteten Wänden bis zum Austritte
ins Hauptthal fortsetzend — desto grösser bei übrigens gleichen
Umständen die zum Giessbache gesammelte und ins Hauptthal
entsendete Wassermenge;
b) die Entwickelung des sammelnden Terrains. Zwei gleich
grosse Aufnahmsgebiete verhalten sich dennoch oft ungleich
hinsichtlich der in das ßachbett gesammelten Wassermenge,
wenn die Oberfläche des einen mehr oder weniger als jene
des andern entwickelt, d. h. durch Falten, Furchen, Gräben,
Nebenthäler entfernterer Grade, Klippen und Höcker u. s. w.
in plastische Abschnitte verschiedener Ordnungen getheilt ist.
7*
100 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Wird nämlich das ganze Aufnahmsgebiet nur von wenigen
sammelnden Rinnsalen durchzogen, so muss umgekehrt die Aus
dehnung der zwischen denselben liegenden Höhen verhältniss-
mässig gross, und daher auch die auf jede einzelne Rinne entfal
lende Wassermenge ebenfalls bedeutender sein. In der Natur
solcher mächtigerer Wasseradern liegt es aber, dass sie mit
grösserer Kraft, und ohne unterwegs viele Verluste durch Ver
dampfung oder Versickerung zu erleiden, ihren Weg zum Rache
fortsetzen, mithin demselben ein verhältnissmässig grosses Con-
tingent an Wasser liefern 1 ). Auf einem stark gefalteten und
gefurchten Terrain hingegen wird das auf jede einzelne Furche
entfallende Wasserquantum geringer sein, daher auch eine
geringere bewegende Kraft; ferner, vermöge der mit der reich
lichen Faltung verbundenen zahlreichen Hindernisse, auch
geringere Geschwindigkeit haben; endlich unterwegs sowohl
durch Verdampfung als durch Versickern viel an Masse verlie
ren. Die unter solchen Verhältnissen zusammenfliessenden Was
seradern werden daher auch bei gleich grosser Menge des
fallenden atmosphärischen Niederschlages nur eine geringere
Menge Wasser zum Rache bringen. Die Entwickelung des
Terrains steht also im umgekehrten Verhältnisse zur Wasser
menge des Raches.
c) Die Vegetationsdecke des sammelnden Gebietes. Obgleich
bewaldete und übergrünte Gebirge unter übrigens gleichen
Umständen die Menge der atmosphärischen Niederschläge beför
dern, wird doch in diesem Falle auch durch das Auffangen
und Zurückhalten der Niederschläge mittelst der Blätter und zwi
schen den Wurzeln der Vegetationsdecke dem Zusammenrinnen
von Wasseradern ein ausgiebiges Hinderniss geboten, welches
Durch die geringe Entwickelung der Oberfläche wird jedoch nur innerhalb gewisser
Grenzen die Abfuhr der Wasseradern zur Thalrinne befördert. Der gänzliche
Mangel aller sammelnden Furchen würde bewirken, dass die abrinnenden Wässer
nirgends einige Tiefe hätten, sondern als sehr seichte oberflächliche Schichten
über die Abhänge gleiten würden, wobei sie viel mehr durch Verdunstung ver
lierenmüssten, als wenn sie in Adern von einiger Tiefe gesammelt wären. Am
günstigsten für die Wassersammlung wird also das Verhältnis sein, wenn die
Gehänge von wenigen, sämmtlich thalwärts geneigten sammelnden Rinnen durch
furcht sind.
der Versumpfungen in den oberen Flussthalern der Salzach etc.
101
dem Bache weit mehrWasser entzieht, als durch den wasser
bildenden Einfluss derVegetationsdecke h er b e i g e s c h a fft wird.
d) Neigung und Gestalt des Nebenthaies. Diese Verhältnisse
haben insbesondere auf die Abfuhr der schon gesammelten
Wassermenge aus dem Nebenthale zum Haupttliale grossen
Einfluss. Einfache Gestalt und stetiges steiles Gefälle befördern
den raschen Abfluss, verwickelte Gestalt und unterbrochenes
Gefälle geben Anlass zu Anstauungen, welche nach kurzer Zeit
zu um so verderblicheren Katastrophen führen.
II.
Betrachten wir die Gehänge der Nebenthäler als Erzeugungs
stätten von Detritus, so kommen auch hier wieder, analog der
Gliederung des vorigen Abschnittes, zwei Hauptgesichtspunkte zur
Betrachtung:
1. Die Entstehung des Detritus; 2. die Sammlung und
Abfuhr desselben bis zum Hauptthale.
1. Es handelt sich hier um die theils mechanische, theils chemische
Zersetzung durch Verwitterung, Zerwaschung und Abrollung.
Die Detritusbildung in diesem allgemeinen Sinne wird befördert:
a. Innere Verhältnisse des Gesteines.
a) Durch die Heterogeneität des Gesteines, da nicht nur
die Adhäsion verschiedenartiger Gemengtheile häufig
geringer ist als die Cohäsion der Theilchen eines homo
genen Gesteines, sondern auch unter verschiedenen
Gemengtheilen stets einer mehr als der andere der Zer
setzung unterliegt, und durch den Eintritt derselben auch
das Zerfallen der übrigen veranlasst.
b) Durch die Abweichung von der dichten Structur, und zwar
desto mehr, je mehr Structurs-Riehtungen vorhanden sind.
Körnige, schiefrige, blättrige, stänglige Gesteine, noch mehr
aber körnig-schiefrige (viele Gneisse), stänglig-schiefrige
(viele Hornblendegesteine), blättrig-schiefrige (Glimmer
schiefer, Thonglimmerschiefer, Chloritschiefer u. s. w.)
unterliegen auch aus diesem Grunde in hohem Grade sowohl
der Verwitterung als dem Zerfallen und der Zerwaschung.
C J Durch die Absonderung der Gebirgsmassenstücke. DieAbson-
derungs-Spalten, Klüfte und Risse sind stets die ersten
Angriffspunkte der ins Innere des Gesteines dringenden
102 Lorenz. Vergleichende orogrnphiscli-hydrogrnphische Untersuchung
Verwitterung. Ist insbesondere die Richtung der Absonde
rungsspalten quer über den Weg des darüber rieselnden
Wassers, so wird das Gestein desto leichter angegriffen.
Fallen die durch Zerklüftung abgetrennten Gesteinsmassen
dem Baclibette zu, so verursachen sie bald stetige, bald
momentane Murrgänge, oft auch Anstauungen des Wassers
und darauffolgende Durchbrechung des Schuttdammes mit
oft unberechenbarer Gefährdung des Hauptthaies.
d) Durch eine solche Richtung der Plattenkanten und
Schichtenköpfe, vermöge welcher sie vom Wasser
leicht angegriffen und zerbröckelt werden.
e) Durch geringe Cohäsion und Härte des Gesteines
(Talk, Chlorit, Mergel, Tegel).
f) Durch die unmittelbare oder mittelbare (erst nach voraus
gegangener Anamorphose eintretende) Löslichkeit eines
der Gemengtheile im Wasser (Salzthone, feldspathreicke
und viele eisenreiche Gesteine).
ß. Äussere Verhältnisse der Gesteine.
g) Durch die Nacktheit des Gesteines, vermöge welcher das
selbe unmittelbar den Angriffen der Atmosphärilien, insbe
sondere dem zerkliiftenden Froste und den zerwaschenden
Regengüssen ausgesetzt ist.
li) Durch die Lage des Gesteines in einem solchen Klima,
welches häufigen Wechsel von Frost und Thauen mit sich
bringt, da der erstere in bekannter Weise die Gesteine zer
sprengt, das letztere die zersprengten Trümmer, welche
früher noch vom Eise aneinander gekittet waren, loslöset,
durchweicht, und zugleich den Boden durch das Eindringen
der Feuchtigkeit für abermalige Frost Wirkungen zugäng
licher macht.
Nach den Modificationen obiger Factoren von a bis g lassen sich
verschiedene Grade der Leichtigkeit und Häufigkeit der Detritus-
Bildung unterscheiden. Thurm an hat bekanntlich von einem andern
Gesichtspunkte aus — nämlich der Bildung productiver Boden
arten aus den Gesteinen — eugeogene und dysgeogene Gesteinsarten
unterschieden. Da wir es aber hier nicht mit Bodenarten oder Erd e
(yvj) sondern mit Detritus überhaupt (rpqjqjia) zu thun haben, und
da die in unserem Gebiete vorkommenden Felsarten deutlich eine
der Versumpfungen in den oberen Flusslhiile^n der Salzach etc.
103
dreifache Abstufung der Zerstörbarkeit zeigen, mögen hier die
drei Grade der pliotrimmogenen, miotrimmogenen und
dystrimmogenen Gesteine unterschieden werden.
Ausser der Leichtigkeit und Häufigkeit der Bildung hängt auch
die Form des Detritus -—sowohl seine erste, unmittelbar beim
Zerfallen eintretende, als die spätere, in welcher er zum Hauptthale
gelangt — ab. In dieser Beziehung genügt es hier, die Formen des
Plattenschuttes (aus festen Schiefern), des Tr ii m m e r s c hut tes
(aus festen nicht geschieferten oder sehr dickschiefrigen Gesteinen),
des Kugelschuttes (aus weiterer Abrollung der vorigen hervor
gehend), des Gruses und Sandschuttes (aus loseren mittelkör
nigen Felsarten oder aus weiterer Detrition der vorigen), endlich des
Lettenschuttes (aus weichen und aus sehr leicht verwitterbaren
l'eldspathreichen oder gliinmerigen und chloritischen Gesteinen) —
zu betrachten.
Der Platteuschuft deutet auf ein miotrimmogenes oder
dystrirnmogenes Ursprungsgestein zurück, da ein bedeutender Grad
von Consistenz erforderlich ist, damit aus einem schiefrigen Gesteine
noch deutliche Platten bis zum Hauptthale gelangen können. Dieser
Schutt wird vermöge seiner Form leichter vom Hochwasser getragen,
als der Trümmer- und Kugelschutt; er lässt, wenn er als Schuttbank
irgendwo angetragen ist, bei nachfolgenden Überwässerungen das
Wasser leicht zwischen seinen Platten hindurch communiciren, so
dass er Anstauungen bis zu einem gewissen Grade verhindert; von
stärkeren Fluthen wird er leicht wieder weggeführt, und setzt auch
der künstlichen Wegräumung keine grossen Schwierigkeiten ent
gegen. Obgleich er, wenn in übergrossen Massen herbeigeführt, arge
Verwüstungen anrichten kann, ist er doch hei übrigens gleichen
Umständen minder gefährlich als die folgende Form.
Der Trümmer - und Kugelschutt wird weit schwerer vom
Wasser getragen, daher weniger weit, als der Plattenschutt, abwärts
geführt; seine grössten Massen lagern sich am Austritte des Baches
ins Hauptthal, so wie an der Mündung des Baches in den Fluss, ab.
In den Nebenthälern angehäuft, bildet er weit gefährlichere — weil
länger widerstehende und daher das Wasser höher aufstauende —
Wälle, so wiedergleichen Schuttbänke, wenn sie im Hauptthale Vor
kommen, schwerer beweglich und daher gefährlicher sind als jene
der vorigen Form,
104 Lorenz. Vergleichende örographisch-hydrographische Untersuchung
Der Grus- und Sandschutt wird leicht vom Wasser ge
tragen, und eben so leicht, wenn er irgendwo angehäuft ist, vom
Wasser durchbrochen und weiter geführt. Bedeutende Anstauungen
sind daher von dieser Schuttform, wenn sie rein auftritt, nicht zu
besorgen; jedoch macht sie ihre leichte Tragbarkeit andererseits
wieder nachtheiliger, indem solcher Schutt auch schon von den
seichteren und minder mächtigen Überwässern über die Grenze des
Flussbettes mitgeführt wird und daher auch solche Stellen ver
schüttet, an welche weder Platten- noch Trümmerschutt gelangen
könnte.
Der Lettenschutt wird nicht nur leicht vom Wasser getragen
und selbst in grossen Massen fortgewälzt, sondern bildet mit dem
selben leicht eine mehr oder minder dickflüssige Masse, welche dann
noch leichter als der Sandschutt allen Ausbreitungen des Wassers
folgt, und überdies, wenn irgendwo angehäuft und daher compacter
geworden, vermöge seiner Retentivität und Plasticität den späteren
Flüthen ein sehr zähes Hinderniss entgegensetzt. Sind etwa 30 Pro
cent davon oder mehr irgend einer anderen Schuttform beigesellt,
so verwandelt sie das Ganze in eine zähe, schwer bewegliche, nur
an der Oberfläche vom Wasser angreifbare Masse, veranlasst sowohl
in Neben- als Hauptthälern die gefährlichsten Anstauungen und, nach
deren endlichem Durchbruche, riesige Sclilammfluthen. Diese Form
dürfte sowohl bei chronischen als bei vehementen Versumpfungen
als die verderblichste angesehen werden, möge sie nun allein, oder
als plastisches Cement irgend einer anderen Schuttform auftreten.
Nur in den wenigen Fällen, in denen der Letten — gewöhnlich
einen schweren kalten Boden liefernd — ausnahmsweise solche Ge
mengtheile führt, welche ihn zu einem fruchtbaren Boden qualificiren,
könnten seichtere Ausbreitungen desselben das Erträgniss des von
ihm bedeckten Areales wieder ersetzen.
2. Die Abfuhr des Schuttes hängt von der bewegenden Kraft
des Wassers ab, zunächst desjenigen, welches den Detritus von den
Gehängen in das Bett des Baches führt, dann des Baches selbst bis
zu seiner Mündung in den Fluss. Da nun Masse und Geschwindigkeit
die beiden Factoren der bewegenden Kraft sind, werden vorerst alle
Umstände, welche früher unter I. 1. als Bedingungen der vermehrten
Wasser menge angeführt wurden, auch hier als Bedingungen der
Abfuhr des Detritus gelten müssen. Bezüglich des zweiten
der Versumpfungen in (len oberen Flussthiilern der Salzach etc. 10b
Factors, der Geschwindigkeit nämlich, kommen hauptsächlich in
Betrachtung:
a) der Steigungs- oder Gefällswinkel des Bachbettes;
b) die gerade Richtung der Wasserhahn , da jede Krümmung eine
locale Verminderung der Geschwindigkeit und damit eine theil-
weise Ablagerung des Detritus im Nebenthale zur Folge hat.
c) die Enge und Festigkeit der Wände des Bachbettes. In einem
weiten oder wenigstens mit vielen ansehnlichen Weitungen
versehenen Bette ist Raum zur Ausbreitung der Überwässer
und folglich zur theihveisen Deponirung des Detritus, während
er durch ein enges und zugleich von festen Wänden einge
schlossenes Thal (Klause, Klamm) wie durch einen Trichter-
hals hindurch geführt wird und mit unverminderter Menge zum
Hauptthale gelangt.
d) Nicht ohne Einfluss auf die Modalitäten der Abfuhr zum Flusse
ist der Mündungswinkel. Je mehr er sich einem rechten
nähert, desto plötzlicher die Verminderung der Geschwindig
keit bei der Einmündung, desto reichlicher daher die an der
Mündung sich aufwerfende Schutthalde (Staurücken), welche
bei ausserordentlichen Hochfluthen auch weit in das Flusshett
hinein gerissen wird und die Detritusmenge desselben noch um
ein Bedeutendes vermehrt.
Die Versumpfungen des Öbcr-Pinzgaues.
(Hiezu Karte I.)
I. Factorcn der ilberwässerung.
A. Auf der Seite der Tauernthiiler.
1. Die Bedingungen des Auftretens reichlicher Wasser
menge erscheinen hier vollzählig und mit der grössten Wirksam
keit, welche überhaupt am Nordabhange unserer Alpen möglich ist.
Die Sammelgebiete der Tauernbäche beginnen fast alle
unmittelbar am Rande der Gletscher, welche als Fortsätze
der Firnmassen des Gross-Venedigers und des Gross-Glockners
in den Hintergrund der Tauernthäler herabreichen und deren
Schmelzwässer zumeist die ersten Anfänge der Tauernbäche
bilden. (Die Anwesenheit von Gletschern, als ein wichtiges
106 Loren z. Vergleichende orographisch-hydr’ogräphische Untersuchung
Moment der hydrographischen Verhältnisse, ist auf den bei
gegebenen drei Kärtchen durch Anlage mit hellgrüner Farbe
angedeutet). Sind die im Hintergründe über mehrere Quadrat
meilen ausgedehnten Gletscher schon an und für sich der Bil
dung reichlicher Hydrometeore günstig, so werden sie es hier
noch mehr durch den Umstand, dass sie zugleich die höchsten
Plateaus, Plateaux-Mulden und zum Theile auch die Gipfel des
ganzen Centralzuges einnehmen, und daher unmittelbar und ohne
alle Abwehr dem Contacte mit den feuchtwarmen Winden aus
dem Mittelmeer-Becken ausgesetzt sind. Unter dem Einflüsse
dieser Winde entstehen nun hier auch erfahrungsgemäss die
heftigsten Regengüsse, Gewitter und plötzliches Schmelzen
der Gletscher, durch dessen gleichzeitiges Eintreten hier jedes
Gewitter doppelt und dreifach so viel Wasser zum Thale führt,
als es in von Gletschern unabhängigen Rinnsalen der Fall ist.
2. Hinsichtlich der Aufnahme und Abfuhr der Gewässer
zum Hauptthale zeigen sich folgende Verhältnisse:
«JDie Grösse des sammelnden Terrains der einzelnen Tauern
bäche ist vermöge der weiten Halbtrichterform der Thalanfänge
und des bedeutenden Abstandes der beiderseitigen Kammhöhen
sehr bedeutend; verglichen mit der Grösse der Aufnahms-
gebiefe in den anderen beiden Gebirgsgauen, stellen sich
jene des Pinzgaues im Ganzen als beinahe gleich gross mit
den übrigen heraus, da die Weite der Tauernthäler ersetzt,
was an Länge fehlt.
b) Die Entwickelung der Oberfläche ist im Pinzgau ziemlich
bedeutend, da die später noch zu detaillirenden Verhältnisse
der Zerklüftung und Absonderung hier zahlreiche und viel
gestaltige Höcker, Klippen, kreuz- und cjuerlaufende Rinnen,
Rippen und Grathe an der Oberfläche der Gehänge hervor
bringen. Nach den aufgestellten allgemeinen Grundsätzen wirkt
die grössere Entwickelung der Oberfläche auf Zurückhaltung
und Verdampfung des Wassers, mithin gegen die Bereicherung
des Gebirgsbaches. Da aber dieser Factor der mindest ein
flussreiche hinsichtlich der Wassersammlung ist, kann die
geringe Wirkung desselben hier, wo die übrigen Factoren
so mächtig im Sinne des Wasserreichthumes wirken, nicht in
erheblicher Weise den Einfluss dieser letzteren paralysiren.
der Versumpfungen in den oberen Flusstliiilerii der Salzach ete.
107
c) Die Nacktheit der Oberfläche erreicht auf den mittleren und
oberen Höhen der Gehänge eine leider nur zu sehr auffallende
Ausdehnung und Vollständigkeit, so dass der von der Vege
tationsdecke zu erwartende Schutz gerade dort oben, wo er
noch ausgiebig wirken könnte, gänzlich fehlt. In den unteren
Regionen, wo die zum Bache herabeilenden Wasseradern
schon eine bedeutende bewegende Kraft erlangt haben, können
sie durch die Pflanzendecke, welche dort allerdings meistens
vorhanden ist, nicht mehr wirksam aufgehalten werden, son
dern reissen im Gegentheile bei jeder Gelegenheit auf grosse
Strecken die Bodenart sammt Weide und Wald mit sich fort.
d) Die Gestalt der Bachbetten ist der Abfuhr des Wassers zum
Hauptthale so günstig als möglich, indem die Tauernbäche fast
ganz gerade und mit einem zwar nicht gleichmässigen, jedoch
durchschnittlich sehr raschen Gefälle, und selbst wiederholte
Cascaden bildend, der Salzach zueilen, — worüber ein Näheres
hei der Schilderung der einzelnen Bäche.
Fassen wir die abgehandelten Factoren der Wassermenge und
Wasserzufuhr zusammen, so ergibt sich, dass gerade die wichtigsten
derselben, nämlich: „eine grosse Menge atmosphärischer
Niederschläge, deren Product noch vermehrt wird durch
Gletscherwässer; ferner eine nackte Oberfläche der
sammelnden Gehänge; einfache Gestalt und steiles
Gefälle der Bachbetten“ — in den Hinterthälern des Pinzgaues
in ausserordentlich hohem Grade wirksam sind, so dass man schon
a priori schliessen muss, das Hauptthal sei der Gefahr sowohl chro
nischer als noch mehr plötzlicher Überwässerungen im höchsten
Masse ausgesetzt.
B. Auf der Seite der Paral lelzu gs-Thal er.
Hier fehlen den Thalwurzeln gänzlich die Gletscher; die Dimen
sionen des sammelnden Gebietes betragen kaum den vierten Theil
derjenigen, welche die Tauernthäler besitzen; die Abhänge sind
gi'össtentheils bewaldet und überdies häufig terrassenförmig abgestuft;
es leiden also hier gerade die wichtigsten jener Ursachen, aus
welchen am entgegengesetzten Ufer die massenhafte Wasserzufuhr
hervorgeht.
108 Lore n z. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
II. Fnctorcn der Ycrschuttung.
A. Auf der Seite der Tauernt hä ler.
1. Bildung des Detritus.
a) Durch die petrographischen Verhältnisse wird die Schuttbil
dung, und zwar die gefährlichste Form derselben, in hohem Grade
begünstigt. Nach den von den Herren Reichsgeologen und Hilfsgeo
logen Lipoid, Peters und Stur übereinstimmend gemachten Ein-
theilungen »), denen ich, so weit mir meine eigenen Begehungen ein
begründetes Uriheil ermöglichen, beitreten zu können glaube, werden
innerhalb der hier zu untersuchenden Aufnahmsgebiete folgende Ge
steinssysteme unterschieden, wobei, um Wiederholungen zu vermei
den, zugleich auch jene wenigen mit aufgenommen sind, welche nicht
im Pinzgau, sondern in einem der anderen Gaue allein auftreten.
1. Der Centralgneiss, den Kern der Central-Alpen bildend,
wenngleich nicht überall die höchsten Gipfel und Kämme zu
sammensetzend;
2. die Schiefer hülle, aus schiefrigem Gneiss, grünen Schie
fern, Glimmer-, Talk- und Chloritschiefern, Thonschiefern,
Thonglimmerschiefern und Kalkglimmerschiefern bestehend ;
3. die zur Grauwackenformation gerechneten, den vorigen autla-
gernden „grauen Schiefer“, petrographisch einigen Formen
der früheren gleich;
4. die wahrscheinlich metamorphischen Radstädter Tauern
gebilde (Radstädter Schiefer und Radstädter Kalk),
über 3 gelagert;
5. die der Trias angehörenden Werfener Schichten, welche jedoch
nur zu einem höchst unbedeutenden Antheile (am Fusse des
Dachsteingebirges gegen das Pongau herab) im Gebiete einer
der drei Karten liegen;
6. zerstreute tertiäre Congjpraerate, Sandsteine und Schotter.
Der Centralgneiss, von Dr. Peters auch Granitgneiss ge
nannt, ist ein inniges Gemenge aus feinkörnigem Quarze und Ortho
klas mit schuppigem Glimmer, welcher bald zerstreut, bald zu Ne
stern gesammelt, jedoch nicht in aushaltenden Lagen auftritt. In Folge
der fehlenden Schieferung und des geringen Antheiles von Glimmer
ist dieses Gestein miotrimmogen, und liefert vorwiegend Trüm
merschutt und Grus mit sehr wenig Letten.
l ) Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, V. Jahrg., 18o4, Nr. 4.
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc.
109
Die Gneis slnille — schiefriger und flasriger Glimmer- oder
Amphibolgneiss — welche den Centralgneiss umgibt, ist durch ihre
Structur und den grossen Antheil, welchen der meist lagenweise aus
geschiedene Glimmer, stängelige Amphibol und oft auch Chlorit an
ihrer Zusammensetzung haben, ein pliotrimmogenes Gestein
system, und liefert als Schutt lettenreichen Grus, oft auch
blossen sandigen Letten.
Der Glimmerschiefer, mit reichlicher Entwickelung zweier
Glimmervarietäten, und von einer wiederholt heilig blättrigen Struc
tur, ist pliotrimmogen und liefert sandigen Lettenschutt.
Talkschiefer un'd Chloritschiefer, in unserem Gebiete
nicht wesentlich von den überall bekannten abweichend, sind in hohem
Grade pliotrimmogen und liefern Lettenschutt oder feinen Schlich.
Die „grünen Schiefer“ Studer’s und unserer Reichsgeologen
können, wenn man ihre mannigfachen Varietäten zusammenfassen will,
als mehr oder minder harte, jedoch immer vollkommen schiefrige
oder geplattete Gesteine aus vorwiegendem Amphibol oder Chlo
rit mit zurücktretendem Antheil von Feldspath betrachtet werden.
Einzelne Keile und Stöcke dieses Gesteinsystems sind zwar sehl-
fest, und aphanitartig, stets aber sind auch diese wieder von weichen,
chloritreichen und durch fein vertheilten Feldspath der Verwitterung
sehr zugänglichen Massen durchzogen und umgeben, so dass das
System der grünen Schiefer im Ganzen als pliotrimmogen betrachtet
werden muss. Sie liefern bald Platte n-, bald Trümmerschutt,
immer jedoch mit reichlich beigemengtem Letten.
Die Thonschiefer und Thonglimmerschiefer, wozu
hier auch die grauen Schiefer gerechnet werden können, sind,
wie überall, so auch hier, sehr ausgezeichnet wiederholt schiefrig,
pliotrimmogen, und zerfallen in Lettenschutt und Schlich.
Der Kalkglimmerschiefer unseres Gebietes ist, vermöge
des vorwiegenden Antheiles an krystallinischem Kalk und Quarz mit
nur untergeordnetem Glimmer, meist nur mechanisch zerstörbar;
er erweiset sich als miotrimm ogen, und liefert vorwiegend Plat
tenschutt. Oft aber ist dieser Schiefer von Chlorit- und Kalkschie
fer durchzogen, so dass örtlich auch ein pliotrimmogenes, in
Letten zerfallendes Gestein vorherrscht.
Die Radstädter Schiefer sind schwarze, feste, mit Quarz
adern durchzogene und Eisenkies führende Plattenschiefer, deren
110 Lore nz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Gemengtheile, vorwiegend quarzig und thonig, dem Auge verschwin
den. Vermöge ihrer Glätte und Festigkeit liefern sie, ungeachtet ihrer
ausgezeichnet schiefrigen Structur, doch weit weniger Detritus als die
grünen Schiefer und müssen hier den Kalkglimmerschiefern als mio-
trimmogen an die Seite gestellt werden. DieForm des Detritus ist
vorwiegend jene von Platten und Plättchen, welche selbst nach
wiederholter Detrition und längerm Einflüsse zerstörender Agentien nur
sehr wenig in Letten und mehr in Plättchen-Grus übergehen.
Radstädter Kalke. Dolomitisch, bisweilen körnig, öfter ge
schwärzt und dickschiefrig, — im Ganzen das einzige dystrim-
mogene Gestein unserer Gebiete, dessen Detritus vorwiegend Trüm
mer- und Kugelschutt ist.
Jene Gesteinsart, welche — nur in sehr geringer Ausdehnung
im Bereiche der Karte II — die Werfe ne r Schichten repräsen-
tirt, ist ein ziemlich fester schiefriger Sandstein , miotrimmogen,
und bildet bald Trümmer- bald Sandschutt.
Die tertiären Conglomerate und Schotter treten nur
sehr untergeordnet an einigen Stellen des Gebietes in geringer Erhe
bung über die Sohle des Hauptthaies (im Pongau und Lungau) auf,
und sind im Allgemeinen gar nicht in eine der drei Kategorien
der pliotrimmogenen , miotrimmogenen und dystrimmogenen einzu
reihen, da sie bald der einen, bald der anderen angehören.
Die in den drei Karten I, II, III angewendeten Farben sollen
nicht, wie hei geognostischen Karten, zunächst die petrogra-
phische Beschaffenheit oder das Alter der Gesteinsarten, son
dern blos ihre Einreihung in die Kategorien „pliotrimmogen miotrim
mogen und dystrimmogen“ andeuten. Dadurch waren zunächst nur drei
Farben nöthig geworden; dunkelgrün wurde für die pliotrimmo
genen, blau für die miotrimmogenen, lila für die dystrimmogenen
Gesteine genommen. Da aber der Gneiss, je nachdem er geschiefert
oder ungeschiefert — Central- oder Hülle-Gestein — ist, bald plio-,
bald miotrimmogen wird, und bisher keine scharfen Grenzen zwischen
beiden gezogen werden konnten, wurde für dieses zwischen dem
ersten und zweiten Grade der Detritionsfähigkeit schwankende Ge
stein eine eigene Farbe — braun — gewählt. Endlich mussten die
tertiären Ablagerungen, da sie, wie oben erwähnt, im Ganzen zu
keiner der drei Kategorien gerechnet werden können, mit einer eige
nen Farbe bezeichnet werden, wozu Indian rot h gewählt wurde.
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc. 111
Die drei Karten sind nach den entsprechenden Abschnitten der
geognostisch colorirten Generalstabs-Karte des Herzogthums Salz
burg in gleichem Massstabe copirt, und meine Aufgabe war es nur,
die geolo gischeColorirung in die gegenwärtige „trir.imognostische“
zu übersetzen.
Karte I stellt den am meisten charakteristischen Theil des Ober-
pinzgaues dar und zeigt, zunächst in Bezug auf die Detritus-Frage,
fast das ganze Terrain in den Farben der pliotrimmogenen Gesteine;
es sind dies die Gneisse der Kammgegend der Central-Alpen, dann
die grünen Schiefer, Talk-, Chlorit- und Glimmerschiefer,
am linken Ufer auch Thonschiefer, welche den centralen Granit-
Gneiss umhüllen.
Erst an der östlichen Grenze, gegen Pongau hin, beginnen die
miotrimmogenen Kalkglimmerschiefer sich zwischen die pliotrimmo
genen einzuschieben und nehmen erst ausserhalb den Grenzen Pinz-
gan’s einen grösseren Antheil an der Zusammensetzung des Gebirges.
Die dystrimmogenen Kalke sind hier in ganz irrelevanten kleinen
Partien eingestreut. Im Ganzen herrschen somit hier weitaus jene
Gesteine vor, welche den höchsten Grad der Detribilität besitzen.
In Bezug auf die Versumpfungs-Frage ergibt sich hieraus, dass schon
die Natur der Gesteine der reichlichen Verschüttung des Hauptthaies
sehr förderlich sei.
Ausser diesen inneren Verhältnissen der Gesteine sind auch
die äusseren (p. 102, g und A) sehr günstig für die Schuttbildung,
indem die schon früher erwähnte Nacktheit der Sammel-Gebiete,
sowie deren Lage in der Region der im Frühlinge und Herbste stets
wechselnden eisigen Fröste und kurzdauernden Thauens in hohem
Grade auf rasche und reichliche Zerstörung der Gesteine wirkt.
2. Abfuhr des Dclritus.
Nicht minder als die inneren und äusseren Verhältnisse der
constituirenden Gesteinsarten auf Vermehrung des Schuttes, wirkt
die Natur der Bäche und die Gestalt und Neigung ihrer Rinnsale auf
reichliclieAbfuhr des Detritus aus den Nebentbälern in das Hauptthal.
Insoferne hiezu die ins Bachbett gesammelte Masse des Was
sers coeificirt, wurde dieser Factor bereits im vorigen Abschnitte I,
1 und 2 gewürdigt und als sehr ausgiebig im Sinne der Abfuhr
befunden.
112 Lo renz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Es erübriget nur noch, in Kürze die Bedingungen der Ge
schwindigkeit zu betrachten, welche den schon als beträchtlich
anerkannten Massen des Wassers die grosse bewegende Kraft
verleiht.
Der Neigungswinkel der Tauernthäler ist sehr wechselnd,
indem gewöhnlich auf eine Strecke steilen Gefälles eine Thalweitung
(Thalhoden) mit geringer Inclination folgt, was sich bei jedem Thale
mehrmals wiederholt. Obgleich nun das Gefälle der Tauernbäche auf
ihrem Wege durch die Thalböden geringer ist als bei gewöhnlichen
Gebirgsbächen, rauschen sie dagegen auf den die Thalböden verbin
denden schiefen Ebenen um so gewaltiger herab, und da diese letz
teren Strecken bei weitem den längeren Theil des Laufes einnehmen
und auch die sanfter geneigten Thalböden durchschnittlich noch einen
Gefällswinkel von 1 0 haben, ist die bewegende Kraft der Pinzgauer
Tauernbäche im Ganzen eine grosse, und zwar sowohl absolut, als
im Vergleiche mit den Tauernbächen der beiden anderen Gauen.
Insbesondere ist im Pinzgau das Gefälle des letzten Theiles
jedes Tauernbaches bis unmittelbar am Austritte zum Hauptthale so
bedeutend, dass diese Bäche bei einigermassen gehobenem Wasser
stande den Detritus im eigentlichen Sinne des Wortes ins Hauptthal
herausschütten.
Die Gestalt der Bachbetten setzt der Geschwindigkeit keine
Hindernisse entgegen, da die Tauernthäler beinahe in senkrechter Rich
tung und ohne alle Krümmungen gegen die Salzach herabkommen.
Die Enge des grössten Theiles der Bachbetten lässt ebenfalls
kein Zurückhalten des Detritus zu. Das Gestein der Thalwände,
— soweit es vom Wasser bespült wird — ist nicht besonders wider
standsfähig, da es, wie schon bekannt, vorwiegend pliotrimmogen ist;
es contribuirt daher noch zur Schuttmenge, ohne jedoch zur
Auswaschung von grösseren Becken geeignet zu sein, in
denen der Detritus unterwegs abgesetzt werden könnte; auch bewirkt
dieser vom unmittelbaren Ufer gelieferte Schutt keineswegs in merk
lichem Grade eine Erhöhung des Bachgrundes, da das Gefälle immer
noch stark genug ist, um selbst noch ein vielfaches der bisher vor
gekommenen Schuttmengen abzuführen.
Die Mündungswinkel endlich sind, wenigstens ursprünglich,
sämmtlich nahezu rechte, so dass der Abfuhr des Detritus bis
unmittelbar zur Mündung selbst kein Hinderniss entgegen-
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc.
113
steht. In den wenigen Fällen, wo der Bach kurz vor der Mün
dung eine Wendung stromabwärts macht, ist dies nur die Folge der
vom Bache seihst vorgeschobenen Schuttdämme, welche jedoch
weder durch die Natur noch durch Kunst vor einem abermaligen
Durchbruche des Baches bewahrt sind (Mühlbach hei Niedernsill,
Türkesbach).
Es sind somit auch die Factoren der Schuttabfuhr aus den
Nebenthälern ins Hauptthal sämmtlich im Sinne der Verschüttung des
Hauptthaies wirksam.
B. Auf der Seite der Parallelzugs-Thal er.
Die Natur des Gesteines, grösstentheils Thonschiefer, begünstiget
hier nicht minder als in den Tauernthälern die Bildung reichlicher
Schuttmengen; die etwas dichtere Vegetationsdecke, häufig aus Wald
bestehend, sowie die geringere Wirksamkeit der Fröste paralysiren
zum Theile jene Disposition zum Zerfallen der Gesteinsarten.
Die Abfuhr ist hier noch mehr als in den Tauernthälern gesi
chert, da die „Thalböden“ fehlen und die Thäler selbst noch weit
enger, steiler und schroffer, oft als wahre Schluchten, gestaltet
sind. Der Factor „Geschwindigkeit“ wirkt daher jedenfalls im
Sinne der Abfuhr. Da jedoch die „Masse“ der Wässer hier eine
geringere ist, wird die bewegende Kraft nur bei Gewittergüssen und
beim Schneeschmelzen so bedeutend, dass sie ansehnliche Schutt
massen ins Hauptthal herauswirft.
Sklzzirung der einzelnen Nebenthäler.
Ein näheres Eingehen in die einzelnen Nebenthäler beider
Seiten zeigt uns eine Reihe von Erscheinungen, durch welche aufs
Gewichtigste bestätigt wird, was wir bisher aus allgemeinen Gründen
geschlossen haben, indem wir t hat sächlich überall die Spuren der
vergangenen und die Werkstätten künftiger Überfluthungen und
Verschüttungen in riesigen Dimensionen erblicken.
ln den eingangs citirten Werken von Kürsinger, Schau-
bach und Peters sind hinlänglich genaue, auf eigene Wahrnehmun
gen und verlässliche Angaben gegründete Schilderungen der Pinz
gauer Tauerntbäler enthalten, und es wäre überflüssig, nochmals auf
eine Beschreibung derselben zurückzukommen, wenn nicht hier eine
kurze Darstellung dessen, was zunächst zum hydrographischen
Bilde des Gebietes gehört, nothwendig wäre, um dasselbe mit den
SiUb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft. 8
114 Loren,. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung.
entsprechenden Daten aus den beiden anderen Gauen zu vergleichen;
und da über diese letzteren bisher keine so eingehenden Schilde
rungen bekannt sind, so dass ich zur Belegung der allgemein erschlos
senen Sätze mit speeiellen Daten für das Pongau und Lungau auf
meine eigenen und meiner Mitarbeiter Wahrnehmungen angewiesen
bin, kann ich, ohne den Vorwurf unnöthiger Wiederholung des schon
Bekannten befürchten zu müssen, auch aus dem Pinzgau wenigstens
die hier zunächst einschlägigen Skizzen vorführen, und so meine
Aufgabe: „aus den bekannten Ursachen die bevorstehenden Wirkun-
gennicht nur zu erschliessen, sondern die verschiedenen Ent
wickelungsstufen dieser Wirkungen auch thatsächlich
in der Natur aufzu weisen, “ nach Massgabe des vorhandenen
Materiales zur Lösung bringen.
Es folgt also, ehe wir auf die Versumpfungen des Haupt
thaies übergehen, eine kurze Übersicht jener Daten, welche in den
Nebenthälern zur Bestätigung dessen dienen, was bisher über ihre
Disposition zu Überwässerungen und Verschüttungen im Allgemeinen
angegeben wurde; wobei vom oberen Ende des Hauptthaies, also
vom Krimmler Thale, welches ebensowohl die obere Wurzel des
Hauptthaies, als das erste Tauernthal genannt werden kann, begon
nen werden möge.
Jeder aufmerksame Besucher des Krimmler Wasserfalles wird
das vom Getöse des Wassers verschiedene Poltern bemerken, welches
durch die fast jede Minute mit dem Wasserfalle herabstürzenden Fel
sentrümmer hervorgebracht wird und welche, nebst dem feineren
Detritus, der selbst noch mit dem wegspritzenden Wasserstaube fort
getragen, benachbarte Bäume und Felsen überzieht, den ersten Bei
trag zur Verschüttung des Hauptthaies liefern. Auch schon in die
oberen Werkstätten der Schuttbildung ist von Krimml aus der Ein
blick gestattet, indem von den benachbarten Abhängen, insbeson
dere vom Rabenkopfe, häufig neue Bergbrüche und Steinriesen
abgehen, deren eine, nach Dr. Peters Beobachtung, innerhalb zwölf
Stunden wenigstens 3000 Kubikklafter Schutt zum Thale förderte.
Das nächstfolgende Tauernthal (Obersulzbach), in dessen
oberen Anfang der Sulzbacher Gletscher hereinhängt und den gleich
namigen Bach entsendet, ist vorwiegend von sehr genäherten riesigen
Steinwänden begrenzt, von denen häufig Bergstürze und Lawinen
herabkommen. Die vom Sulzbache herbeigetragenen Fragmente von
der Versumpfungen in den oberen Fiussthälern der Salzach etc.
11S
Glimmerschiefer, Chlorit und Thonschiefer verwüsten die Umgebung
seiner Mündung, verschütteten namentlich 1834 viele anliegende
Güter und Gründe und erhoben auf einmal das Bachbett um 6 Fuss
über den Thalboden.
Der benachbarte Untersulzbach, ebenfalls ein Gletscher
wasser, braust zwischen den wildesten, häufig überhängenden,
nach unten mit einem „Trümmer-Chaos“ besäeten Wänden herab
und stürzt in 300 Fuss hohem Sprunge (Sulzbachfall) zum Haupt-
thale heraus.
Vom Parallelzuge (den „Sonnbergen“) her münden in dieser
Gegend, nahezu den Sulzbächen gegenüber, der T ratten bach, aus
einer engen, zerrissenen Schlucht, und der Dürrenba ch. Der letz
tere läuft auf einem hoch erhobenen Schuttkegel (Dürrenbach-Au),
auf welchem er sich in mehrere, zusammen eine Achtelmeile umfas
sende Arme theilt, und von wo er häufig die Umgegend überfluthet.
Die grössten bekannten Verwüstungen sind jene von 1072, wo er
Neunkirchen zerstörte, und von 1826.
Der dritte Tauernbach, der Nachbar des Untersulzbaches, der
Hab ach, dem grössten Gletscher Pinzgau’s (Hahach-Kees) entstam
mend, wühlt sieh zuerst durch Glimmergneiss und Amphibolgneiss,
deren leichte Zersetzbarkeit einem Theile des oberen Thalabschnittes
den Namen der „Kothgasse“ einbrachte. Seine Thalgehänge
gehören zu jenen, welche besonders häufige und grossartige Abrut
schungen (Plaiken) entsenden, deren eine um 1593 die damaligen
Grubenbauten, eine spätere die dazu gehörigen Schmelzhütten am
Fusse des Gamskogels verschüttete. Übrigens sieht man noch zahl
lose grössere und kleinere Schutthalden aus alter und neuer Zeit, bis
unmittelbar zum Bette des Baches reichen.
Ihm gegenüber ergiesst sieb der bei Sommerregen als reissen-
der Giessbach gefürchtete Mühlbach in die Salzache.
Der vierte Tauernbach, der letzte noch zum Stocke des Gross-
Venedigers gehörige, ist der HolI ersbach. Er kommt zunächst aus
einem unter dem Rande des Gletschers gelegenen kleinen See, dieser
selbst aber empfängt sein Wasser unmittelbar vom Gletscher. Die
Gneisse und grünen Schiefer der Gehänge liefern reichliche Schutt
halden zu beiden Bachufern, an denen überall die Spuren verwüsten
der Hochfluthen sichtbar sind. Der Schuttkegel dieses Baches bei
seinem Austritte ins Hauptthal ist einer der grössten; von ihm herab
8“
116 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographisclie Untersuchung
drohen häufig Überfluthungen und Durchbrüche. Die Jahre 1798 und
1816 sahen die denkwürdigsten Wirkungen dieses wilden Giess
baches.
Das Velberthal, die fünfte Tauernrinne, die erste, welche
vom Stocke des Glöckners herabgelangt, entspringt aus zwei
Zweigbächen, dem östlicheren Amerthaler (Öd-) Bache und dem
westlichen eigentlichen Velber-Bache. Ersterer ist ein Gletscher
bach, vom Taberer Kees genährt. Sowohl der Gletscher selbst als
der obere Theil der Ufergehänge sind von stark verwitternden Gneiss-
massen umstellt, welche theils in ungeheure Blöcke, theils in Platten
zerfallen. Ähnliche Schuttbildner umgeben den oberen Theil des
eigentlichen Velberhaches, welcher an einem gletscherfreien Gehänge
aus vielen kleinen Wasseradern zusammenrinnt, bald in Begleitung
der zu ihm convergirenden Käsau-Bäche über eine hohe Wand herab
stürzt, und am Fusse derselben durch einen hohen Wall von Schutt
und Blöcken zu einem See (Hintersee) aufgestaut wird. Ihm sagt die
Chronik weniger böses nach als den meisten Nachbarn; die Hydro
graphie aber kann ihm einen desto grösseren seculären Einfluss auf
die Vermehrung des Lettenschuttes im Hauptthale nachweisen, und
muss jeden Augenblick auch von ihm Verwüstungen befürchten,
welche der Zufall ebensowohl bringen kann, als er sie bisher abge
halten hat; wenigstens liegt in der Natur dieses Thaies nicht die
geringste Garantie für die Abhaltung solcher Katastrophen.
Am entgegengesetzten Ufer der Salzache kommt in dieser
Gegend der Stuhlfeldern-Baeh an der gleichnamigen Ortschaft vor
über, welche von ihm schon wiederholt hart bedrängt und auch theii-
weise zerstört wurde.
Der sechste Abkömmling der Pinzgauer Tauerngletscher, der
Stubach, entspringt ebenfalls zweiarmig, aus dem Dorfner
Ödbach und der eigentlichen Stubach, welche beide durch hohe
Schuttgehänge laufen. Obgleich durch Lawinen, Bergschlipfe und
den Einsturz überhängender Wände reichlich mit den gefährlichsten
Formen des Detritus erfüllt, und durch die zu ihm hereinstürzenden
Wässer des Sturmbaches und Brustkendlhaches verstärkt, bringt
dieser Bach dennoch weniger mächtige Schuttmassen zum Hauptthale,
als alle bisher genannten, da er in mehreren Seebecken seines mitt
leren und unteren Laufes geklärt wird. Vom Austritte ins Hauptthal
bis zur Salzache selbst geht daher sein Unterlauf vorwiegend nur
der Versumpfungen in den oberen Flussthiilern der Salzach etc. 117
durch horizontal ausgebreiteten Schlamm und Schlich, welcher im
Jahre 1798 plötzlich bedeutend erhöht wurde.
Auf der Seite des Parallelzuges kommen in dieser Gegend der
häufig überfluthende Manlitzbach, dann der Uttendorfer,
Tobers- und Pölsenbacb.
Auf der Tauernseite folgen nun drei kleinere Thäler. Das öst
lichste derselben ist das bedeutendste; es ist das Mühlthal, welches
zwar nicht aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Tauernkammes
entspringt, jedoch den Typus der grösseren Tauernthäler wiederholt,
indem es an einem ungewöhnlich weit vorgeschobenen Schneefelde
beginnt. Die reichliche Schuttbildung im mittleren pliotrimmogenen
Thalabschnitte lieferte bei dem Wolkenbruche am 5. August 1798
die Schuttmasse, welche von Augenzeugen als ein ungeheurer, sich
überstürzender „Schlammberg“ geschildert wurde, der sich im Haupt-
thale ausbreitete und das Bett der Salzach derart mit Lettenbänken
erfüllte, dass seit jener Zeit die schon früher bestandenen Versum
pfungen ihre gegenwärtige trostlose Gestalt annahmen.
Das siebente der grossen Tauernthäler und das letzte in dem
hier zu betrachtenden Gebiete, das „Kapruner Thal“, steigt vom
Gletscherstocke des „Kapruner Thörls“ und der „Glockerin“ herab,
welcher mit seinen beiderseits vorgreifenden Armen (Schmiedinger
Winterkees und Gletscher des Wiesbachhornes) den obersten Thal
anfang halbkreisförmig umfasst, so dass mehrere convergirende
Gletscherwässer den Kapruner Bach bilden. Dieser fliesst nur im
obersten Abschnitte des Thaies durch Glimmerschiefer, später vor
wiegend durch dystrimmogenen körnigen Kalk und miotrimmogonen
Kalkschiefer; er durchzieht ferner einige weniger geneigte breite
Thalstufen und bildet mehrere Wasserfälle, in deren Auffangebecken
ein Tbeil des Detritus zurückgehalten wird. Er ist daher weit weniger
gefährlich als alle vorhergehenden, namentlich sind die V e r s c b u 11 u n-
gen geringe; die Üb erwässer ungen hingegen sind nicht unbedeu
tend, und helfen an seinem Unterlaufe das Kapruner Moos bilden, wel
ches sich zwischen derSalzaehe und derMiindung des Kapruner Thaies
ausbreitet. Diesem gegenüber mündet der Walcherbach in das
Salzachthal und führt häufig grossen Trümmerschutt herbei.
Hier ist das untere Ende des Oberpinzgauer Hauptthaies, dessen
Nebenthäler wir bisher betrachtet haben, und welches wir, als unser
Hauptobject, nun schliesslich selbst in Betrachtung ziehen müssen.
118 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Verhältnisse des Hauptthaies.
Auch im Hauptthale selbst wirken sämmtliche Factoren
sowohl der Überwässerung als der Verschüttung (pag. 97)
im S i n n e d e r V e r s u m p fu n g.
1. Überwcisserang des Hauptthales.
1. Die Grösse der abzuführenden Wassermenge ist nach Mass-
gabe der contribuirenden Zuflüsse, insbesondere der Tauernbäche,
sehr wechselnd; doch bleibt es im Ganzen für jedes Jahr giltig, dass
die Zeit der Siroccal-Stürme, der Gewitter und Wolkenbrüche, sowie
des Schneeschmelzens, jederzeit sehr grosse, oftmals wahrhaft rie
sige Wasserfluthen zum Hauptthale bringt, wie es auch vermöge der
früher angeführten, der Menge und Abfuhr des Wassers in den Neben-
thälern äusserst günstigen Verhältnisse nicht anders sein kann.
Solche Hochfluthen pflegen nicht gleichzeitig aus allen Tauern-
thälern des oberen Pinzgaues hervorzubrechen, da die wassererzeu-
genden meteorischen Vorgänge nicht gleichmässig über die ganze
Pinzgauer Centralkette vertheilt sind; dergleichen locale Hochfluthen
sind jedoch nicht minder günstig für die Überwässerung des Haupt
thales, da in solchen Fällen die ganze oberhalb der Mündung
des am höchsten angeschwollenen Baches gelegene
Thalstrecke durch das angestaute Wasser der Salzach über
schwemmt werden muss.
2. Die hohe Lage des Flussbettes gegen die Sohle des Hauptthales
ist so auffallend, dass man schon im obersten Abschnitte des Pinzgaues
die Salzache das „Hochwasser“ nennt; und in der Tliat ist diese
Bezeichnung ganz gerechtfertigt, da man schon in der Gegend der
Sulzbach-Thäler mittels Leitern auf der einen Seite zur Salzache hinauf,
und jenseits wieder herunter zur Thalsohle steigt. Wenn auch nicht
durchgehends so augenfällig, ist doch die Erhöhung des Flussgrundes
im ganzen Oberpinzgau so bedeutend, dass schon mittelmässige
Herbstregen die Überwässerung weiter Thalstrecken herbeiführen.
3. Die B r eite des Inun d a t i o nsg eb i et es ist, zum Theile
auch in Folge des hochgelegenen Flussbettes, sehr bedeutend; die
Thalsohle ist der Quere nach meistens horizontal, nur sehr wenig
concav; daher erstrecken sich die Überschwemmungen leicht über
die ganze Breite des Hauptthales und gar oft erreichen sie in der
der Versumpfungen in den oberen Flussthülern der Salzach etc. 119
Gegend von Mittersill seihst den Rand der Hauptstrasse, welche sich
doch am Fusse der nördlichen Thalwände, üher die höchsten Punkte
der Thalsohle hinzieht.
4. Das Gefälle des Hauptthaies ist bis zum unteren Ende des
Oberpinzgaues ein sehr geringes; der Gefällswinkel beträgt nach
Lipoid („das Gefälle der Flüsse im KronlandeSalzburg“, Jahrbuch
der k. k. geolog. Roichsanstalt, V. Jahrgang, S. 616) vom Zusam
menflüsse der Salzach und der Krimmler Ache am oberen Ende des
Hauptthaies bis zum Bergwerksorte Mühlbach 0° 20', von hier bis
Mittersill 0° 19', und von hier bis Bruck am Ende der Sümpfe 0°4'.
Eine so geringe Neigung könnte allenfalls zur anstandslosen Abfuhr
ruhiger gleichmässiger Gewässer genügen, ist aber in den hier häu
figen Fällen der Hochfluthen ganz unzureichend, sowohl zur Abfuhr
des Wassers, als noch mehr zur Abfuhr des Schuttes.
5. Die Resistenz des unmittelbaren Flussgrundes, in so weit der
selbe zunächst aus Detritus besteht, ist zwar nicht bedeutend; diese
auskleidende Schichte ist jedoch, wenngleich local zu Haufen und
Bänken aufgeworfen, im Ganzen nicht so mächtig, dass sich selbst
im günstigsten Falle die Salzach durch dieselbe hindurch ein hin
reichend tiefes Bett auswühlen könnte; es würde für diesen Zweck
schon in viel zu geringer Tiefe das feste Grundgestein erreicht,
welches, wenngleich der Verwitterung leicht unterliegend, doch
meistens viel zu fest ist, um durch ein so träges Wasser genügend
ausgefurcht zu werden. Inwiefern dies auch ein wesentliches Hin
derniss künstlicher Abhilfe sei, wird später erörtert werden.
2. Vcrscliuttung des Haupptthales.
1. Die Menge des im Hauptthale abzuführenden Detritus ent
spricht der Leichtigkeit seiner Bildung und Abfuhr in den Nebcnthä-
lern, und es wurde bereits hei der Beschreibung der einzelnen Bäche
ausgeführt, welch’ massenhafte Schuttausbreitungen der Reihe nach
an den Mündungen der zahlreichen Bäche aufgespeichert liegen und
alljährlich theils stetig, theils in plötzlichen Katastrophen, noch wei
ter aufgehäuft werden.
2. Die Form des Detritus ist im Pinzgaue von solcher Art, dass
sich nicht leicht eine noch misslichere Combination von Eigenschaften
denken lässt. Die Verbindung von zähem Letten mit den verschiede
nen anderen Schuttformen ist vorwiegend; der Lettenschutt hat aber
120 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
die Eigenschaft, dass er im fein vertheilten Zustande, wie er von
den Gehängen in kleineren Partien zum Bache gefördert wird, sich
sehr leicht in grosser Menge vom Wasser fortlragen lässt; insbeson
dere können reissende Gewässer, wie die Tauernbäche, ungeheure
Quantitäten desselben, die sich mit dem Wasser zu einem fliessenden
Brei verbinden, mit sich führen. In Folge dieses Verhaltens ist der
Lettenschutt in denNebenthälern leicht beweglich und wird
somit überaus reichlich ins II a u p 11 h a 1 heraus gefördert. Hier aber än
dert sich sein Verhalten wesentlich. Ist er nämlich in Gestalt vonBänken
und Hügeln deponirt, so macht sich, nachdem er nicht mehr von gewal
tiger Wasserkraft zerwühlt und umgewirbelt wird, seine plastische
Natur geltend, vermöge welcher er zu zähen, impermeablen Massen
zusammensitzt, und nur an der Oberfläche in geringem Masse abgespült
wird. Die von dieser Abspülung herrührenden feinvertheilten Schlamm
partikeln werden dann wieder, selbst mit seichterem und trägem
Wasser, überall bin verbreitet und wiederholen im Kleinen die Wir
kung der grossen Lettenbänke. Daraus geht hervor, dass bei dieser
Schuttform die Zufuhr desDetritus ins Hauptthal leicht und reichlich,
die Abfuhr aus demselben aber nur sehr schwer und in geringem
Masse vor sich gehe, d. h. dass die Verschüttungen des Hauptthaies
nicht nur sehr beträchtlich, sondern auch dauernd sein müssen.
3. Da die Bedingungen der Verwässerung des Hauptthals sehr wirk
sam sind, ist damit, nach den bekannten Grundsätzen, zugleich auch
eine der wesentlichsten Bedingungen der Verschüttungen entwickelt.
Wir haben demnach sämmtliche wesentliche Factoren der Über
wässer ung und der Vers chuttu ng, sowohl jene, welche ihre
Wirksamkeit in den Nebenthälern ausüben, als jene welche
unmittelbar im Hauptthale selbst gelegen sind— in einem
unheilvollen Grade entwickelt gefunden.
Dies ist die Erklärung der traurigen Thatsachen, welche schon
wiederholt mehr oder weniger poetisch geschildert und von Tausen
den der Besucher des Pinzgaues herzlich bedauert, jedoch unseres Wis
sens bisher noch nicht gründlich untersucht waren und die sich ohne
Ausschmückung kurz so darstellen lassen: Das zehn Wegstunden oder
fünf österreichische Postmeilen lange Thal von Neukirchen unweit
Krimml bis gegen Bruck durchzieht die Salzache trägen Laufes mit
graulich trübem Wasser, durch zahllose Schuttinseln, Lettenbänke
und Haufen aufgehalten, abgelenkt und ohne feste Ufer nach allen
(ler Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc. 121
Seiten sich ausbreitend *)• Von den Mündungen der Nebentliäler bis zur
Salzache ziehen sich mehr oder minder ausgedehnte über die Thalsohle
erhobene Schuttdämme, deren einer oder der andere von dem dar
über rinnenden Giessbache seitlich durchbrochen ist, so dass sein
Materiale weiter im Thale und dem Flussbette ausgebreitet wird.
Dieser wandernde Sumpf hat insbesondere zwei grosse Moräste — hier
Lacken genannt —: die Stuhlfeldner Lacke von Mittersill bis Stuhl-
felden, und die Lengdorfer Lacke von letzterer Ortschaft bis Niedern
sill, so dass zwischen Mittersill und Niedernsill hauptsächlich die
Über Wässerung, theil weise über die ganze Breite des Thaies
reichend; oberhalb und unterhalb dieser Sümpfe hingegen mehr die
Vers cli ut tu n g ins Auge fällt, — in Wirklichkeit aber überall
beide in ausgiebiger Wechselwirkung die Thalsohle unter sich thei-
len. Einige Striche grünen Landes, — in der Nähe betrachtet mei
stens saure Wiesen, für einige Jahre dem Sumpfe entrissen oder noch
von ihm verschont, doch kein Jahr vor Verwüstung sicher, — unter
brechen hie und da die nackten grauen Alluvial-Bänke oder die zahl
reichen Bohrdickichte („Streulachen“); im Ganzen aber ist die Thal
sohle bis nahe an die Gehänge dominirt von wanderndem Sumpf und
wanderndem Schutte, und was das schlimmste ist, für immer an
diese Herrschaft gebunden.
Diese letztere Behauptung wird, wie der Verfasser recht wohl
voraussieht, in den Sympathien gar Vieler, denen das Schicksal der
biederen Pinzgauer am Herzen liegt, harten Widerstand finden: der
weitläufigere Beweis kann daher um so weniger umgangen werden.
Wie die Wissenschaft in ihrer consequenten Anwendung auf
gegebene Verhältnisse bisweilen auch traurige Wahrheiten enthüllen
und Hoffnungen zerstören muss, so ist es auch hier der Fall; sie hat
dabei gegen die Vorwürfe der in ihren Hoffnungen gestörten Interes
senten doch wenigstens die Anerkennung zu erwarten , dass sie die
nutzlose Verausgabung von Millionen für ein einziges unrettbares
Gebiet verhütet, und zum Ersätze dafür die Reltung solcher bisher
weniger beachteter Terrains, wo d au e r n d e Abhilfe noch möglich
ist, angeregt haben wird.
Zur richtigen Beurtheilung der gegenwärtigen Versumpfun
gen des Oberpinzgaues wurde in den vorhergehenden Abschnitten der
*) In wieferne diese Ausbreitungen zum Theile künstlich, zum Behufe der Verlandung
eingeleitet sind, — davon später ein Näheres.
122 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Schlüssel gegeben. Es bedarf zur Beurtheilung der Zukunft nur noch
der consequenten Anwendung des Satzes: dass gleiche Ursachen unter
gleichen Umständen zusammenwirkend, gleichen Erfolg geben müssen.
Die wirksamsten der angeführten Ursachen, nämlich: das grosse
Sammelgebiet der Gewässer; die mächtigen Gletscher im Hinter
gründe; der directe Lauf der Giessbäche zum Hauptthal; die vorwie
gend pliotrimmogeneNatur der begrenzenden Felsmassen; die Nackt
heit der oberen Thalwände; die Abwesenheit natürlicher Klärungs
becken vor dem Austritte der Bäche ins Hauptthal — unterliegen
nicht der Abänderung oder Paralysirung durch menschliche Kunst
griffe. Wer nicht die Riesenmassen der wassersammelnden Gehänge,
den Firn und die Gletscher, die Gestalt und Neigung der Tauernthäler,
die Natur der Gesteine ändern kann, vermag auch nicht die Haupt
ursachen der combinirten Verwässerung und Verschüttung zu beheben.
Aber vielleicht wären die Au ff o rstung d er nackten Gehänge
und die Anlegung von Abklärungsbeck en geeignete Mittel
zur gründlichen Behebung des Unheiles? oder lassen die soge
nannten Entsumpfungsarbeiten im Hauptthale, welche nach
den vorstehenden Betrachtungen wohl Niemand mehr als eine gründ
liche Abhilfe betrachten wird, vielleicht als Palliativmittel gute
Erfolge erwarten? Wir wollen diese drei Vorschläge, deren jeder
wenigstens einen theoretischen Satz, ja selbst Beispiele aus ande
ren Gegenden für sich zu haben scheint, mit steter Rücksichtnahme
auf die hier gegebenen Localverhältnisse prüfen.
1. Die Aufforstung könnte sich in der Regel nur auf die
unteren zwei Drittheile jedes Tauernthaies beziehen, da das obere
Drittheil, vom Gletscherrande angefangen, nicht nur vermöge der
absoluten Höhe (5S00' bis 7000' und selbst 8000') über der Grenze
der möglichen geschlossenen Waldbestände liegt, sondern überdies
meistens durch die unzähligen Risse, Kanten und Zacken des Bodens
einer geschlossenen Beholzung selbst mit Zwergkiefern nicht zugäng
lich wäre. Sehr häufig erstreckt sich aber die Unmöglichkeit der Auf
forstung auch noch über das zweite Drittel herab, da durch die Nähe
der Gletscher die häufigen, seihst im Sommer nicht seltenen Schnee
stürme der oberen Thalmulden, endlich durch die Exposition nach
Norden, die mittlere Temperatur w r eiter herabgedrückt wird, als sie
in anderen Gebirgen bei gleicher absoluter Höhe gefunden wird,
wozu noch kommt, dass die Zerrissenheit des Bodens und die Häufig-
er Versumpfungen in den oberen Flnssthälern der Salzach etc. 123
keit der Lawinen an vielen Stellen selbst bei günstigeren Tempera
turs-Verhältnissen keine Bewaldung aufkommen lässt.
Zwar findet inan an günstigen Plätzen noch immer Fichten,
Lärchen und zum Theile auchZirben in grösseren und kleineren Be
ständen sich weit gegen den Hintergrund der Tauernthäler hinauf
erstrecken; allein das sind seltenere und auf einen kleinen Theil des
fraglichen Areales beschränkte Fälle, welche nicht zur Annah
me berechtigen, dass die Bewaldung überall wieder bis
zur gleichen Höhe Vordringen könne, bis zu welcher sie
an einzelnen Punkten reicht oder in früherer Zeit wirk
lich gereicht hat. Es ist eine oft wiederholte Wahrheit, dass die
unzweckmässige Abholzung häufig Folgen nach sich ziehe, welche
für alle Zukunft die abermaligeAufforstungunmöglich
machen *); und dies bestätiget sich leider im Allgemeinen auch an
den Gehängen der Pinzgauer Tauernthäler.
Die Lawinen, welche vordem durch die höher hinaufreichen
den Wälder wirksam abgehalten wurden, lassen an den meisten Stel
len der jungen, wenn auch günstig vegetirenden und hoffnungsrei
chen Pflanzung nicht die Zeit, sich zu mächtigen Beständen zu erhe
ben; auch der abrollende Schutt bedeckt oftmals die aufkeimende
Baumsaat; die nun einmal gründlich eingeleiteten Bergschlipfe fahren
sammt dein jungen Walde ab; die von oben berabeilenden Wasser
adern, welche erst nach kräftig aufgeschossenem Maiss durch das
Wurzelnetz und die Vegetation des Waldbodens zurückgelialten wer
den könnten, waschen zu frühzeitig Samen und Pflanzen sammt der Erde
weg; die eisigen Schneestürme, welche ebenfalls erst nach geschlos
senem Walde von den unteren Gehängen abgehalten würden, gestat
ten nicht, dass sich ihnen wieder eine kräftige Holzvegetation ent
gegenstelle. Wer alle diese Feinde der Aufforstung, deren einer dort
eintritt wo der andere ausbleibt, und welche sich dadurch zu einer
geschlossenen Reibe von Angreifern ergänzen, aus eigener An
schauung kennt, wird ihnen noch mehr verderblichen Einfluss ein-
räumen, als diejenigen aus den Lesern, für welche das obige nur eine
theoretische Betrachtung ist, sich vorstellen können.
Ich nehme keinen Anstand zu behaupten, dass im Allgemei
nen die entholzten höher gelegenen Gehänge der Pinzgauer Tauern-
Man sehe u. a. in Sendtner’s „Vegetationsverhältnisse Siidbaierns“ pag. 177 u. fl-
124 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
thäler ungeachtet ihrer sehr günstigen Bodenart bezüglich der Mög
lichkeit einer Aufforstung noch weit hinter dem grössten Theile des
croatischen Karstgebirges stehen. Bei diesem beginnt die Nacktheit
fast überall erst jenseits der Wasserscheide am südlichen Abhange,
so dass die Kammhöhen und viele Pass-Mulden noch gut bewaldet
sind. Unter dem Schutze dieser Waldfronten lässt sich trotz der Bora
und Sommergluth streifenweise von oben herab mit der Bewaldung
vorrücken, da jederzeit der hinter der jungen Pflanzung stehende
Wald sowohl den Nordsturm als die Verwaschung abhält, da ferner
Lawinen, Plaiken u. dgl. ohnedies gar nicht Vorkommen, da endlich
der Boden, welcher allerdings bei flüchtigem Anschauen trostlos kahl
und erdlos erscheint, durch die den Kalk überreich durchziehenden
und nur oberflächlich abgewaschenen Adern, Nester und Kluftausfül
lungen von fetter ockeriger Thonerde noch hinreichend Stoff zu all
mählicher Vererdung darbietet.
In den Tauernthälern des Pinzgaues ist aber gerade alles umge
kehrt. Die Aufforstung müsste hier von unten nach oben vorrücken
(denn von oben her lässt sich nach dem bereits Geschilderten schon
gar nicht beginnen); dabei fehlt aber jeglicher Schutz gegen die
sämmtlich von oben herab wüthenden Forstfeinde, so dass an den
meisten Stellen an kein Aufkommen von geschlossenem Walde oder
an längeren Bestand eines solchen zu denken wäre. Mit Erfolg könn
ten nur verhältnissmässig wenige sanftere Terrains-Abschnitte, ins
besondere in geschützteren secundären Nebenthälern auf
geforstet werden; solcheStellen liegen aber schon weiter nach unten
und bilden kein geschlossenes System. Dergleichen Aufforstungen,
wie sie auch schon mehrfach eingeleitet wurden, sind unzweifelhaft sehr
wünschenswerth, jedoch nur desHolzes wegen, nicht als Schutz
gegen die Verwüstungen der Gewässer, da sie gerade dort, wo sie
noch ausgiebig zur Zurückhaltung des Wassers und Schuttes dienen
könnten, — an den oberen Gehängen nämlich, wo die zusammen
strömenden Wasseradern, die Lawinen und die Schuttriesen noch
wenig Masse und bewegende Kraft besitzen — nicht möglich sind,
sondern sich auf die mittleren und unteren Regionen beschränken
müssen, wo selbst schon ein geschlossener Hochwald den zu gigan-
tischen Massen angewachsenen Wässern, Lawinen und Erdstürzen
unterliegen muss.
(ler Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc.
125
Obgleich daher die Aufforstung den menschlichen Kräften nicht
so ferne liegt wie die Abtragung der Gletscher, die Härtung der Ge-
birgsgesteine, die Ablenkung der Tauerthäler, — kann doch unter
den hier gegebenen Verhältnissen von ihr keine wesentliche Vermin
derung der Versumpfungen und Verschüttungen erwartet werden.
2. Dass die Zurückhaltung des Detritus und die Vertheilung
plötzlich sich ergiessender Wassermassen durch Abklärungshecken
am Austritte der Bäche ins Hauptthal hier das einzige erfolgreiche
Mittel sein könnte, erhellt aus der Zusammenfassung der geschilder
ten orographischen Verhältnisse; auch wurde dieses Mittel für
ähnliche Fälle schon häufig empfohlen, neuerlich von V. S treff 1 eu r
in seiner sehr schälzenswerthen Abhandlung: „Über die Natur und
Wirkungen der Wildbäche“ (Sitzungsberichte der mathematisch
naturwissenschaftliehen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissen
schaften, 1852, Februarheft, pag. 248 und folg.).
Aber auch dieses Mittel kann hier aus dem Grunde nicht empfoh
len werden, da der hiezu nothwendige Aufwand an Mitteln mit dem
Werthe des zu erreichenden Zweckes in gar keinem Verhältnisse
stände. Durch die Entsumpfung desPinzgaues könnten bei dem aller
günstigsten Erfolge etwa 7000 Joch Gründe für eine immer nur sehr
mittelmässige Cultur gewonnen werden. Um aber diesen Erfolg zu
erzielen, müssten, abgesehen von den übrigen Arbeiten, vor allem
zehn bis zwölf Seebecken von solchen Dimensionen angelegt werden,
dass jedes derselben durch die wiederholte plötzliche Einführung
einer Schuttmenge von mehr als zweihundert Millionen Kubikfuss 1 )
keine merkliche Störung seines Niveau’s erleiden und überdies eine
successive Erhöhung seines Bodens durch die ebenfalls bedeutenden
chronischen Deposita durch Jahrhunderte lang vertragen würde.
Bedenkt man die Schwierigkeit, im harten Felsboden eine
Reihe von zehn bis zwölf solcher Becken auszutiefen,
im Stande zu erhalten, und, was unerlässlich wäre, mindestens nach
ungewöhnlich grossen Murrgängen auszubaggern, so wird man die
damit verbundenen Kosten so übermässig hoch finden, dass sie den
durch die zu erzielende Cultur repräsentirten Kapitalswerth gewiss
um das Mehrhundertfache überschreiten.
1 ) Soviel beiläufig- betrug die im Jahre 1798 vom Mühlbach, welcher einer der
kleinsten Tauernbäche ist, in wenig Stunden ins Hauptthal getragene Schuttmasse.
126 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
3. Das System der jetzt seit etwa 20 Jahren im Gange befind
lichen Entsumpfungsarbeiten, welchen übrigens schon seit Jahrhun
derten mehrere ähnliche Versuche vorausgingen , wurde auf aller
höchste Anordnung Seiner Majestät des hochseligen Kaisers Franz
des Ersten in Angriff genommen, welcher bei einem Besuche des
Oberpinzgaues, bewegt durch den Anblick der um sich greifenden
weiten Sümpfe, den umstehenden Pinzgauern das Trostwort sprach:
„Kinder, da muss Euch geholfen werden!“ 1 ). Es kann nicht unsere
Absicht sein, die verdienstvollen Leiter dieser Entsumpfungs-Arbeiten,
und noch weniger die hochherzige kaiserliche Gnade anzutasten,
deren Machtspruch die Quellen eröffnete, aus welchen seither die
Mittel zur gehofften Entsumpfung flössen. Allein es handelt sich hier
um eine unbefangene wissenschaftliche Beleuchtung, welche in ihrer
redlichen und loyalen Tendenz nicht durch die Besorgniss aufgehal
ten werden darf, dass eine missgünstige befangene Auffassung den
Standpunkt verrücken könnte. Es kann also nicht vermieden werden,
die Entsumpfungs-Arbeiten, deren Unternehmung vom Standpunkte
der Humanität nur dankbar und rühmend anerkannt werden muss,
auch vom naturwissenschaftlichen Standpunkte zu beleuchten, und
ihre Bedeutung und Haltbarkeit gegen die uns bekannten Kräfte der
Natur ins rechte Licht zu setzen.
Die bisher in Angriff genommenen Arbeiten, bezüglich deren
wir auf den Jahresbericht der löblichen Salzburger Handelskammer
für 1852 und 1833, Seite 22 ff. verweisen, betreffen hauptsächlich
folgende Objecte:
1. Austiefung des Salzach-Bettes von Gries (am unteren Ende der
Sümpfe) stromaufwärts fortschreitend, um das Gefälle zu ver-
grössern, und zugleich die Sümpfe um Bruck und Zell trocken
zu legen. Durch diese Arbeit sind in jener Gegend an beiden
Ufern der Salzach gegen 2000 Joch für die Cultur gewonnen
worden.
2. Aufsandung der zwei grössten Sümpfe (Lacken) bei Stuhlfelden
und Lengdorf. Der leitende Gedanke ist: durch schief gegen die
Stromrichtung geführte Faschinenbauten an beiden Ufern die
Ablagerung des mit den Überwässern vagirenden feineren De
tritus zu veranlassen, zu welchem Zwecke die Salzach künstlich
*) Kürsinger, pag. 72.
der Versumpfungen in den oberen Flusslhälern der Salzach etc. 1 2T
ausgebreitet und über ihre Ufer geleitet wurde, so dass ihre
Überwässer zwischen den Faschinen langsam circuliren und
dabei durch ihre Sedimente den Boden erhöhen.
Später, wenn die Ufer hoch genug aufgesandet sein werden,
soll der Fluss wieder auf das mittlere schmale Bett beschränkt wer
den und sich dann in demselben bei verstärktem Gefälle von selbst
um so tiefer eingraben, so dass zugleich durch die erhöhten Ufer und
durch das vertiefte Bett das normale Verhältniss zwischen Fluss und
Ufer hergestellt würde. Dieses Verfahren beruht offenbar auf richti
gen Grundsätzen, und müsste an anderen Orten dauernde günstige
Erfolge herbeiführen. Im Pinzgaue zeigt sich allerdings auch ein
deutlich nachweisbarer Erfolg, indem die Ufer stellenweise beider
seits fünf bis sechs Fuss, durchschnittlich wenigstens um zwei Fuss
gegen ihren früheren Stand gehoben sind, so dass hie und da schon
wieder der Anbau solcher neu gewonnener Alluvionen beginnt. Dieses
Resultat genügt' vielen zur Begründung der schönsten Hoffnungen auf
gänzliche Entsumpfung und Entschuttung des Hauptthaies. Solche
Hoffnungen wären auf Grundlage der bisherigen Arbeiten vielleicht
gerechtfertigt, wenn die Natur des Sammelgehietes der oberen Salz
ach Garantien böte, dass niemals wieder eine Schuttmasse von meh
reren Millionen Kubikfuss in einer einzigen Stunde zum Hauptthale
herausgeschleudert würde. Nun gibt aber im Gegentheile die Natur
jenes Gebietes die Zusicherung, dass dergleichen Schuttfluthen unab-
weislich in kürzeren oder längeren Zwischenräumen eintreten müssen.
Stellt man sich aber einen einzigen solchen Fall, — und es können
deren viele in einem einzigen Jahre eintreten, — mit seinen unaus
bleiblichen Folgen vor, so verschwinden jene Uferbauten als gänzlich
machtlos gegen die Wirkungen der Elemente, wie sie hier auf-
treten.
Was liegt daran, wenn das volubile Ufer eines trägen Flusses
(zu einem raschen Flusse wird die Salzach durch die gegenwärti
gen Arbeiten nie werden) um einige Fuss erhöht und etwa mit Wie
sen umsäumt ist, wo früher Röhricht stand? Eine einzige Stunde
gleicht die widerstandslosen Ufer mit dem Flussgrunde aus, legt
riesige Schuttmassen quer vor den Stromstrich und versumpft aber
mals die Umgegend.
Riesenkräfte können nur durch ihresgleichen bewältiget werden.
Wollte man schon, statt das Übel in den Nebenthälern zurückzu-
128 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
halten, im Haupttliale selbst eine entsprechende Abhilfe treffen,
so wäre der Grundfehler des Hauptthaies, das geringe Gefälle und
die geringe Austiefung des Flussbettes in grossartigem Massstabe zu
beheben. Allein diesen Arbeiten stellen sich dieselben Berechnungen
entgegen wie der Anlegung von Abklärungsbecken. Der Untergrund
des Flussbettes bestellt nämlich aus festem Gestein; zur Erzielung
eines ras chen Gefälles und eines Bettes von hinreichender Capacität
müsste man daher nach Wegräumung des volubilen Flussgrundes
auf mehrere Meilen in festem Gestein arbeiten und in
demselben eine nach allen Dimensionen sehr bedeutende Binne aus
tiefen, was, selbst wenn man das neue Guggenberger’sche System
befolgte, mit Auslagen verbunden wäre, aus deren Hälfte man ohne
Zweifel alle von den Gewässern bedrohten Pinzgauer Familien mit
reichen Stammcapitalien zur Aufnahme anderer Erwerbszweige in
anderen Gegenden betheilen könnte.
Mit solchen geringeren Auslagen aber, welche den Werth des im
günstigsten Falle zu erzielenden Besultates nicht weit überschreiten
würden, lässt sich hier nur ein mittelmässiges Gefälle,eine immernoch
seichte Flussrinne, auf volubilern Grunde und mit Schuttufern, wie es
die bisherigen Arbeiten in Aussicht stellen, zu Stande bringen. Solche
Werke aber sind nicht die adäquaten Mittel, um auch nur die Prove
nienzen eines einzigen Tauernbaches im Falle einer Hochfluth in
sichere Grenzen zu bannen; noch weniger, um für die Dauer die
Summe aller Wirkungen der zahlreichen Wildbäche auf das Haupt
thal zu paralysiren. Eben darum aber sind die auf solche Bauten,
welche hier nicht einmal als Palliativmittel gelten können, verwende
ten Millionen nutzlos ausgegeben, da sie nur den Schein eines
Erfolges hervorrufen, in Wirklichkeit aber keine einzige der
wesentlichen Ursachen gründlich beheben, und daher
nicht im Stande sind, die aus den Ursachen unvermeidlich hervor
gehenden Folgen hindanzuhalten.
Diese motivirte Ansicht wird auch bestätiget durch einen Rück
blick in die Vergangenheit. Die Entsumpfung des Oberpinzgaues ist
ja schon mehrmals dagewesen. Um das Jahr 1574 wurde die Salzach
auf eigene Kosten der Anwohner einige Meilen unter- und ober
halb Miftersill mit solchem Erfolge regulirt, dass sie bald zwischen
schönen bebauten Gründen dahinfloss. Mehr als dieses versprechen
doch auch gewiss die jetzigen Arbeiten nicht! Aber bald machte sich
der Versumpfungen in deu oberen Flussthälern der Salzach etc. 129
die Unzulänglichkeit solcher Arbeiten bemerklicli, indem nach aber
mals wenigen Jahren die ungehindert fortdauernden Grundursachen
der Versumpfung ihre tlieils stetige, theils plötzliche Wirkung fort
setzten und nach zahllosen Metamorphosen einzelner Thalabschnitte,
die bald neu bebaut, bald versumpft oder verschüttet, bald abermals
cultivirt wurden, der Thalsohle die jetzige Gestalt gaben. Ferner
wurde um 1S96 die Salzach bei Bramberg überworfen, ebenfalls
ohne dauernden Erfolg. An der Mündung des Dürrenbaches wird seit
Menschengedenken an der Abtragung und Sicherung des Schuttbettes
gearbeitet, aber immer zerstört das nächste Jahr die Arbeit des frü
heren; und so an zahlreichen Punkten des Thaies, deren localen
Gebrechen freilich auch nur durch ganz locale, meistens sehr man
gelhafte Bauten von Seite der Adjacenten entgegen gearbeitet wird.
Was aber in früheren Jahrhunderten langsam und selten geschah,
muss jetzt rascher und häufiger eintreten, da sich seither durch die
nun nicht mehr zu pa r a 1 y s ir en de n Folgen der Entwaldung die
Factoren der Verschüttung bedeutend gesteigert haben, und überhaupt
auch die Zei t mit in Rechnung kommt, welche gute und schlimme
Wirkungen unmerklich summirt und daher in späteren Jahrhunderten
die Resultate der Verschüttungen und Versumpfungen ebenso augen
fälliger machen wird, wie sie die Lava eines Vulcanes anhäuft, den
Niagara-Fall tiefer gegen den Erie-See zurückschiebt, das Nil-Delta
verbreitert.
Wir leugnen nicht den Grundsatz, dass der Mensch dort, wo
Abhilfe möglich, seinen Boden trotz Natur uud Zeit vertheidigen
müsse, zuerst durch Hebung der Grundursachen, und, wenn dies
nicht möglich, wenigstens durch Palliativmittel, welche den Verlust
hinausschieben und die einzelnen Schläge minder fühlbar machen. Es
muss aber noch hinzugesetzt werden, dass dort, wo weder das eine
noch das andere mit verhältnissmässigen Mitteln ausführbar ist, für den
Menschen die neue Aufgabe hervortrete: in klarer und unbefangener
Unterscheidung des möglichen und unmöglichen auf Wünsche zu
resigniren, zu deren Erreichung nur solche Mittel führen könnten,
welche mit dem Werthe des zu Erreichenden in gar keinem Verhältnisse
stehen; dafür aber Kraft und Geld auf andere Unternehmungen zu ver
wenden, welche reelle Production versprechen. Auf Pinzgau angewen
det, bedeutet dies nicht, dass das ganze Thal verlassen und verödet
werden solle; denn die gute Hälfte seiner Bewohner wird trotz der
Sitzb. d. incithem.-naturw. CI. XXVI. ßd. I. ilft. 9
130 Lorenz. Vergleichende orographisch-liydrographische Untersuchung
Versumpfung der Thalsohle durch Alpenwirthschaft und Pferdezucht
an den sanfteren Gehängen und auf den Thalstufen der Tauernthäler
wie bisher in Wohlhabenheit bestehen können, wenn nur die
Pinzgauer Strasse fahrbar und den Bewohnern der beiderseitigen
Nebenthäler zugänglich bleibt, was bei der Lage dieser Strasse mit
geringen Mitteln zu erreichen sein wird; nur jener Theil der Bewohner,
welcher seine Existenz ausschliesslich oder doch vorwiegend auf den
Boden der Thalsohle gründet, müsste, statt aus ihrem eigenen und
der Regierung Säckel noch Millionen in den Sumpf zu werfen, mit
einer Staats-Unterstützung, welche nur einen kleinen Theil der frucht
los aufgewendeten Entsumpfungs-Kosten betragen würde, sich
anderswo ansiedeln. Hiezu wäre, um nur ein Beispiel aus vielen
anzuführen, durch Bearbeitung derbeinahe noch ganz unangetasteten
Torfmoore des nordsalzburgischen Hügellandes, welche zusam
men nach meinen in ministeriellem Aufträge ausgeführten Unter
suchungen 5000 Joch betragen, ein nahe liegendes Mittel gege
ben, indem sowohl der Abbau des Torfes als die Culiivirung der
in Colonien zu theilenden Oberfläche oder auch des blossgelegten
Untergrundes einen nachhaltigen Erwerb darbietet. Würde die hohe
Staatsverwaltung diese Moore, welche gegenwärtig noch sehr niedrig
im Preise stehen, ankaufen, unter den von der Nationalökonomie
gebotenen Vorsichten unter die ausgewänderten Pinzgauer vertheilen,
und sie zur Ausbeutung der zahlreichen, aus den Torflagern zu zie
henden Vortheile anleiten lassen, so wäre mit einer verhältnissmässig
unbedeutenden Auslage unendlich mehr gewonnen, als durch die für
die Dauer unhaltbaren Entsumpfungs-Arbeiten. Die wenigen Märktler
und Dörfler aber, welche sich weder zur Alpenwirthschaft in der alten
Heimath, noch zur Urproduetion oder Industrie in der Nachbarschaft
herbeilassen, sondern, ohne den Umständen Rechnung zu tragen, an
der versumpften Thalsohle verbleiben wollen, verdienen es gewiss
nicht, dass man zu ihrem Tröste allein den kostspieligen Schein
einer Rettung fort erhalte.
Wenn es hart ist, einem Theile der Bevölkerung seine geliebte
Heimath für verloren erklären zu müssen, und noch härter für die
davon betroffenen, den ererbten Boden der Väter zu verlassen, so
mag diesen Schritt wenigstens die Überzeugung rechtfertigen, dass
hier die zwingenden Ereignisse nach menschlicher Voraussicht wirklich
unabwendbar seien; ja, man möge sogar aus der Nothwendigkeit eine
der Versumpfungen in den oberen Klussthäiern der Salzach etc. 131
Tugend machen, indem man hervorhebt, dass die Aufopferung eines
Theiles der Thalsohle von Oberpinzgau das einzige Mittel sei,
um die Ufer des durch Schifffahrt und Agricultur
unstreitig noch wichtigeren Mittellaufes der Salzach
vor der Unmöglichkeit ihrer Regulirung zu bewahren.
Da nämlich die Wasser- und Schuttmassen einmal durch dieNatur des
sammelnden Terrains gegeben sind, müssen sie nach Naturgesetzen
auch aus diesem Terrain weggeführt, und, da sie unmöglich durch die
geringe .Geschwindigkeit des Unterlaufes bis zum Meere getragen
werden können, irgendwo unterwegs deponirt werden. Lassen sich die
Geschiebe nicht schon in den Nebenthälern zurückhalten — was
im Pinzgau, nach unseren früheren Erörterungen, zwar durch Abldä-
rungsbecken möglich, aber zu kostspielig wäre — so ist das natür
liche Depositorium der Oberlauf dos Flusses, und zwar nicht allein
nach Naturgesetzen, sondern auch in nationalökonomischer und tech
nischer Rücksicht, weil die Geschiebe desto vielseitiger schaden, je
weiter sie in grosser Menge zu den Gebieten der Schifffahrt Vor
dringen; dies letztere muss aber unausweichlich erfolgen, wenn sie
unaufgehalten durch das Gebiet des Oberlaufes hindurchgelassen
werden. Es gesellt sich also zur Naturnothwendigkeil auch noch die
Zukunft der Salzach-Schifffahrt und der die Oberpinzgauer
Thalbewohner an Anzahl noch weit übertreffenden Anwohner des
Mittel- und Unterlaufes der Salzach, um unsern Vorschlag
zu begründen.
Gegen unsere Ansicht und deren Consequenzen dürften sich,
wenn auch unsere Argumente nicht mehr direct angestritten werden,
noch jene Andersdenkenden erheben, welche ihre Hoffnungen bezüg
lich der Entsumpfung Oberpinzgau’s nicht auf die Natur der Dinge,
sondern auf historische Reininiscenzen gründen, „indem das, was
einmal schon da war, wieder werden könne“, nämlich ein wohlha
bendes Pinzgau, von dessen Vergangenheit die Chronik viel Günsti
ges berichtet. Seihst viele Sprichwörter und Namen, wie: „Stuhl-
felden ist sich selber gleich, Mittersill ist gar ein Königreich“, oder:
„die drei Könige des Pinzgaues“ u. s. w. erwecken noch heute nicht
nur die Erinnerung an ehemalige Blütlie, sondern, auf Grund dersel
ben, auch die Hoffnung einer Wiederkehr der alten Zeit.
Um aber die Vergangenheit richtig zu beurtheilen, muss man
die Bedingungen des da tri a 1 igen Wohlstandes genauer würdigen.
9*
132 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Die Elemente und Bedingungen desselben waren: für die Älpler die
Viehzucht, für die specifisehen Märktler der Bergbau zum
Theile, ferner der Handel über denTauern, endlich die von den
Landesherren gewährten besonderen Privilegien.
Nur die Viehzucht kann auch heutzutage noch dauernden
Wohlstand begründen. Der Bergbau (auf Kupfer und in alter Zeit
auch auf edle Metalle) hat sich vermöge des eigenthümlichen Vor
kommens der Erze, welches häufig kostspielige Hoffnungsbauten erfor
dert, als wenig productiv erwiesen; auch sind mehrere derselben
durch Lawinen und Gletscher zerstört und bedeckt worden, was zur
Aufnahme solcher Arbeiten nicht ermuntert; endlich fehlt das Holz
zur unerlässlichen Zimmerung.
Dem Handel kann unter den gegenwärtigen Verkehrsverhält
nissen nie mehr zugemuthet werden, den Tauernweg zu nehmen. Die
Privilegien endlich haben durch die allgemeine Entfaltung der Indu
strie und des Handels längst ihre Wirksamkeit verloren.
Gerade jene Bedingungen also, denen nicht die Älpler, sondern
die Bewohner der Thalsohle ihren Wohlstand verdankten, haben für
immer aufgehört, und auch ohne die Versumpfungen würde
derselbe nicht wiederkehren, da seine specifisehen Ursachen
nicht mehr vorhanden sind.
Es ist also ein arger Missgriff, von der Entsumpfung Folgen zu
erwarten, welche mit ihr in keinem Causalnexus stehen, und die
Geschichte seihst lehrt dasselbe, was durch die Naturwissenschaft
begründet wird: dass nur den Älplern und den für deren Bedarf an
Industrieproducten nöthigen Handwerkern in der Heimath eine gün
stige Zukunft blühen könne, nicht aber denjenigen, welche aus
schliesslich oder vorwiegend auf die Thalsohle speculiren.
Da die beiden folgenden Gebiete sich vorzüglich nur durch die
Abwesenheit derjenigen Eigenschaften, welche im Ober-Pinzgau
so verderblich wirken, von diesem letzteren unterscheiden, soll, um
ein gar zu trockenes Schema aus blossen Verneinungen zu vermeiden,
in den beiden nachstehenden Abhandlungen zwar dieselbe Ordnung
der Objecte wie in der vorigen, jedoch ohne die fortlaufende Numeri
rung der untersten Glieder des Schema’s, eingehalten
werden.
der Versumpfungen in den oberen Flussthiilern der Salzach etc. 133
Die Versumpfungen des Hauptthaies im Pongau.
(Hiezu Karte II.)
J. Factoren der Iberwässerung.
Auf der Seite der Taucrnthiiler.
1. Was zunächst die Factoren der Wassermenge anbelangt,
so fehlen hier gänzlich die Gletscher und mit ihnen die sich gegen
seitig steigenden Bedingungen der häufigen und massenhaften atmo
sphärischen Niederschläge einerseits, und der Schmelzung des Glet
schereises andererseits. Da diese Factoren der Wasserlieferung eben
die wirksamsten und in ihren Folgen gefährlichsten sind, liegt schon
hierin allein eine sehr wesentliche Verschiedenheit der hydrogra
phischen Verhältnisse des obersten Ennsthaies im Vergleiche mit jenen
des oberen Salzachthales.
Das sammelnde Terrain jedes einzelnen Baches ist hier,
wie die Karte zeigt, im Ganzen etwas grösser als im Pinzgau, und
die secundären Nebenthäler sind zahlreicher, dabei ist die Ent
wickelung der einzelnen Gehänge-Abschnitte mehr grossgliederig,
einfach und abgerundet. Diese Terrainsverhältnisse bedingen bekannt
lich eine reichliche Sammlung der meteorischen Niederschläge zu
den Hauptbächen.
Die Wirkung dieser Factoren wird aber zum grössten Theile
wieder paralysirt durch die Vegetationsdecke des sammelnden
Terrains, indem hier nicht nur die unteren Thalstufen und Gehänge
theils bewaldet, theils mit dichten Alpenmatten belegt erscheinen, son
dern selbst die von ferne kahl aussehenden Tauernhöhen mindestens
mit Gesträuch, kurzem Grase und Moosen überkleidet sind, so dass nur
die höchsten Zinnen und die hie und da aus den Gehängen hervor
ragenden schrofferen Zacken ganz nackt bleiben. Die Gestal t der
Ne b enth ä ler befördert weit weniger als im Pinzgau den unheil
bringenden Sturz grosserWassermassen ins Hauptthal. Die Bachbetten
sind nämlich hier nicht gerade Steilrinnen, sondern ziehen sich in
Krümmungen, und schon 4000 bis 6000 Klafter vor dem Austritte ins
Hauptthal mit einem Gefällswinkel von durchschnittlich blos 1° 30'
herab, während im Pinzgau selbst die letzten Abschnitte des Laufes
3°, 5° auch 8 n Gefällswinkel haben. Dieses Herabsinken des Gefälles
schon in so bedeutender Entfernung vom Hauptthale, beseitigt ganz
134 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
die grossen Gefahren, welche mit dem plötzlichen Hervorstürzen
riesiger Wassermasssen, wie es im Pinzgau der Fall, verbunden sind.
B. In den Parallelzugs-Thälern.
Hier wiederholen sich, nur in noch kleinerem Massstahe, die
Verhältnisse der Tauernseite; eine Ausnahme macht nur der durch
schnittliche GefällswinkelderNebenhäche, indem dieselben hier bis zum
Hauptthale eine sehr beträchtliche Senkung haben, so dass sie wenige
Schritte vor dem Austritte noch kleine Mühlen treiben. Die hieraus
drohenden Gefahren werden aber fast gänzlich durch die Zersplitte
rung der Niederschläge und des Schmelzwassers in äusserst zahl
reiche Rinnen aufgehoben, weil dadurch auf keinen einzigen dieser
Bäche eine bedeutendere Wassermenge kommt. So fliessen zwischen
Radstadt und Mandling nicht weniger als 4S solche kleine Bäche
über die Gehänge des Schwemmherges herab, sämmtlich mit Ge
sträuch und Unterholz gesäumt, zum Zeichen ihrer geringen Gewalt-
thätigkeit. Der einzige grössere Bach der Parallelzugs-Seite ist die
Mandling, welche, zum Theile aus vorgeschobenem Gletscher-Eise
des Dachstein-Stockes entspringend, eine bedeutendere Menge von
kleineren Wasseradern sammelt und oft mit mächtigen Fluthen zur
Enns hinabstürzt. Allein auch hier werden durch einen besonders
günstigen Umstand grössere Gefahren verhindert; die Mandling er-
giesst sich nämlich in dieEnns gerade an jener,Stelle, wo die letztere
mit einem beinahe wasserfall-ähnlichen Gefälle durch den Engpass
von Mandling eilt, so dass selbst die Hochwässer des Baches leicht
und rasch abgeführt werden.
Die Gefahren der Üherwässerung sind demnach auf dieser Seite
des Hauptthaies noch weit geringer als an der entgegengesetzten.
II. Factoren der Verschattung.
A. Auf der Seite der Tauernthäler.
Insoweit die Bildung des Detritus von der Gesteins
beschaffenheit abhängt, sind die Bedingungen derselben hier in
weit geringerem Masse vorhanden als im Pinzgau. Die Gehänge
des sammelnden Terrains bestehen in den hinteren (oberen) Regionen
der Tauernthäler fast durchgehends aus dem dystrimmogenen Rad
städter Kalke, nur zu einem geringen Theile aus miotrimmogenen
Radstädter Schiefer; die unteren Thalabschnitte gegen das
der Versumpfungen in den oberen Flussthiilern der Salzach etc. 1 31>
Hauptthal hin sind zwar grösstentheils aus pliotrimmogenen Glim
mer-Talk- und Grauwackenschiefern gebildet, welche Lettenschutt
liefern; da aber die folgenden Factoren wieder der Erzeugung des
Schuttes entgegenwirken, erreicht sie hier selbst im Bereiche der
Schiefer nur einen verhältnissmässig geringen Grad von Bedeutung.
Die dichte Vegetationsdecke nämlich, von welcher gerade jene ge
fährlicheren Schuttbildner verhüllt und gebunden werden, übt sehr
auffallend ihren wirksamen Schutz gegen den Zerfall des Gesteines;
auch ist durch die Abwesenheit der im Pinzgau so häufigen Wechsel
von Frost und Thauen abermals eine wichtige Bedingung der raschen
und reichlichen Verwitterung beseitigt.
Die Abfuhr grösserer Detritus-Mengen zum Hauptthale wird
durch sämmtliche einschlägige Factoren in günstiger Weise aufge
halten. Die oben erwähnten kleinen Gefällswinkel, unter welchen
die Tauernbäche dem Hauptthale sich annähern, machen die Fort-
schaffung schwerer Schuttmassen zur Unmöglichkeit, indem sämmt
liche grössere Trümmer und dichtere Lettenmassen an den Punkten
der Gefällsverminderung abgesetzt werden und nur feiner Schlich
und leichter Plattenschutt zum Hauptthale gelangt. Die Krümmun
gen der Bäche geben eben so viele Anlässe zur Deponirung des
Schuttes innerhalb der Nebenthäler; insbesondere ist der Umstand
wichtig, dass alle Tauernbäche, mit Ausnahme des Treinl-Baches,
vor ihrem Austritte ins Ennsthal eine fast rechtwinkelige Krümmung
machen und bei der dadurch veranlassten örtlichen Verminderung
der Geschwindigkeit noch viel Detritus fallen lassen. Endlich betragen
die Mündungswinkel durchschnittlich 45°, wodurch die anstandslose
Weiterschaffung des Detritus mittelst der Enns selbst wesentlich
erleichtert wird.
B. Auf der Seite der Parallelzugs-Thäler.
Die Bedingungen der Schuttbildung stehen hier so wie
auf der Tauernseite, nur fehlen die dystrimmogenen Gesteine und
herrschen fast ganz allein die grauen pliotrimmogenen Schiefer.
Die Abfuhr des Schuttes ist hier vermöge der starken Nei
gung der Thalrinnen sehr rasch und vollständig, und würde das
Hauptthal sehr bedrohen, wenn nicht, — was schon früher er
wähnt — die Vertheilung des abzuführenden Detritus auf eine
ganz ungewöhnlich grosse Anzahl von Bachrinnen ein natürliches
Hinderniss der Vereinigung bedeutenderer Schuttmassen wäre.
136 Lorenz. Vergleichende orographiseh-hydrographisclie Untersuchung
Nach dieser Skizzirung der orographisch-hydrographischen
Verhältnisse des sammelnden Terrains werden die Leser schon im
vorhinein erwarten, dass eine kurze Schilderung der einzelnenNeben-
thäler hier die ominösen Spuren vergangener und die drohenden
Gefahren künftiger Verwüstungen nicht in solcher Zahl und Furcht
barkeit weisen werde, wie wir sie in den Pinzgauer Tauernthälern
fanden.
Skizzirung der einzelnen Nebentliiiler.
DasUrsprungs-ThalderEnns gehört, so wie jenes derSalz-
ache, selbst zu den Tauernthälern, und ist also hier als das erste in
der Reihe zu betrachten.
Zwischen dem Kraxenkopf und der Brettwand, zweien nach Nor
den hervortretenden Tauernbergen, bleibt ein mit miotrimmogenem
und dystrimmogenem Gehängeschutt ausgekleidetes kesselförmiges
Thal, dessen hintere Partien mit immerwährendem Lawinen-Schnee
(nicht Gletscher) bedeckt sind. Dort, wo am vorderen (unteren) Ende
dieses Thaies, welches durch zwei mächtige Felsblöcke beinahe ganz
abgesperrt wird, der Gehänge-Schutt aufhört, kommen theils aus dem
Gerolle, theils aus Felsenspalten, die klaren Quellen der Enns hervor,
welche sich in geringen Abständen vereinigen und dann zwischen
Felswänden dem nächst unteren Tliale, die unteren Enns-Alpen
genannt, züstürzen.
Die Filtration, welcher die von den Gehängen des obersten
Ursprungs-Thaies kommenden Gewässer theils auf ihrem Wege
durch das Gerolle, theils zwischen den Felsenspalten unterworfen
werden, bewirkt, dass die Quellen der Enns weit reiner bleiben als
jene der meisten anderen aus offen rinnenden Adern zusammen-
fliessenden Tauernbäche.
Das Thal der unteren Enns-Alpen, in welches der Bach mit
steilem Gefälle eintritt, hat nur geringe Neigung, und die Enns
durchfliesst dasselbe ruhig in einem breiten Rinnsale, welches von
keiner Seite her wesentlich bedroht ist, indem das am linken Ufer
ansteigende ßerggerölle grösstentheils schon zur Viehweide über
wachsen ist, und am rechten Ufer sanft geneigte Weidegründe, von
Gebüschen und Gehölzen unterbrochen, sich hinziehen. Erst am
Ausgange verengt sich das Thal bedeutend und bietet durch die hier
steilen und näher zusammentretenden pliotrimmogenen und mio-
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc. 1 37
trimmogenen Gehänge, über welche sich oft Regenbäche herabstürzen,
einige Gefahren, die sich jedoch seit Menschengedenken nie verwirk
licht haben.
Nachdem die Enns das Thal der unteren Alpen verlassen,
schneidet ihr Rinnsal immer tiefer in die Grauwackenschiefer ein,
Avelche am rechten Ufer hohe, steile Gehänge bilden, und nicht
selten bedeutendere Schuttmengen, besonders vom „Penzek“ her,
herabsenden, wodurch dieserTheil des Thaies der am meisten gefähr
dete wird. Weniger bedrohlich gestaltet sich das linke Ufer dieses
Thalahschnittes; es ist minder steil, bewaldet, und liefert, ausser
dem entholzten und dadurch verwilderten Grünbichl-Graben, keine
reissenden Zuflüsse. Durch diese Schluchten-Region eilt die Enns
sehr rasch, oft mit gähem Falle, und tritt dann mit dem Anfänge des
Flachauer Thaies in eine sandige und steinige Ebene, welche sie
ruhig und unter Absetzung der von oben mitgeführten Schuttmassen,
Wurzeln und Stämme, durchfliesst. Am unteren Ende dieser Aue tritt
der Pleisslingbaeh zur Enns, welcher, nach anfangs steilem Falle,
in einem ebenem Thalabschnitte seinen Detritus grösstentheils abge
setzt hat und daher nur wenig beladene Wässer zuführt.
Mit der Pleissling vereinigt, eilt die Enns, zwischen grossen in
ihrem Bette zerstreuten Felsblöcken dahinbrausend, dem unteren
weiten Abschnitte des Flachauer Thaies zu, und nimmt am linken
Ufer den Kessel-oder Walchaubach, den Rohrbach und den Griesbach;
am rechten Ufer das Wasser des Windbichlgrabens auf. Von diesen
Zuflüssen hat stets nur der Griesbach bedeutendere Verwüstungen
angerichtet; zuletzt in den Jahren 1829 und 1832.
Bei Flachau selbst ist die Enns regulirt; der grösste Theil ihres
Wassers läuft in einem anfangs gemauerten, dann hölzernen Gerinne
zu den Flachauer Eisenwerken; der Rest fliesst in dem tiefer lie
genden ursprünglichen Bette ab, vereiniget sich bald wieder mit
dem Werkwasser, und nimmt seinen Lauf in gerader Richtung nörd
lich bis ausser Reitdorf.
Dort mündet der von Westen kommende Litzlingbach ein, und
die Enns krümmt sieh, stets raschen Laufes und zwischen hohen
Dämmen eingeengt, nach Osten ab, womit ihre Rolle im Hauptthale
beginnt.
Der zweite 1 auernbach ist der Zauchbach, welcher aus dem kleinen
von Alpentriften umgebenen Zauchen-See am Fusse des Bärenstaflels
138 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
kommt, das enge, sehr stark bewaldete Zauchthal mit steilem Ge
fälle durchfliesst und viele kleine aber reissende Giessbäche auf
nimmt, die ihm von steilen Seitengräben zugeführt werden und oft
bedeutende Mengen von Sand und Gerolle, jedoch keinen peli-
schen Detritus, mitbringen. Der rasche gerade Lauf und das enge
Beit des Zauchbaches gestatten keine Ablagerungen seines Schuttes
innerhalb des Tauernthaies; es treten daher nicht selten grössere
Massen desselben, freilich nicht zu vergleichen mit jenen der
Pinzgauer Bäche, bis zur Mündung ins Hauptthal heraus, wo sie
die Ortschaft Altenmarkt wiederholt gefährdet haben. Gegen solche
Gefahren wurde an der Ausmündung des Zauchthales ein Sediment-
Kasten gebaut, welcher, im Vereine mit einem 2 bis 3 Klafter über
dem Boden laufenden hinlänglich weiten Bett-Damme, bisher genügt,
um das Hauptthal zu schützen; ja, es sind Häuser nicht nur in der
Nähe und längs des Dammes, sondern unmittelbar an den Damm selbst
angebaut und nie in Gefahr gekommen.
Der dritte Tauernbach ist die Tau rach. Sie entspringt am
Seekahr-Spitz hauptsächlich aus zwei Bächen, welche sich unterhalb
des Tauernfriedhofes (am Pass der Tauernstrasse) vereinigen; sie
werden „Grünwald-Taurach“ und „Hundsfeld-Taurach“ genannt.
Die erstere kommt aus dem gerade unter dem Seekahr-Spitz
gelegenen Krummsehnabel-See, fliesst in den grösseren Grünwald-
See und dann zwischen klippigen Felswänden in gähem Falle zur
Hundsfeld-Taurach. Diese letztere entspringt theils aus Quellen, theils
aus einem kleinen See im „Seekahr“ und fliesst als ein schon ziem
lich bedeutender Bach ins Hundsfeld und den gleichnamigen See,
welcher früher bis nahe an die Tauernstrasse reichte, nun aber durch
einen Damm auf einen kleineren Baum im hinteren Theile des Tha
ies zurückgedrängt ist. Solche Bauten in den oberen Regionen der
Tauernthäler dieses Gebietes müssen selbst den Touristen auf einen
grossen Unterschied zwischen Art und Grad der Wasserwirkungen,
welche hier eintreten, und jenen welche im Oberpinzgau herrschen,
aufmerksam machen.
Durch den nun trocken gelegten Theil des ehemaligen Seebettes
fliesst der Bach ruhig bis zu jener Felsenenge, welche einst den See
abgeschlossen haben mochte, und durch welche das Wasser sich wie
durch eine Klamm abwärts wälzt zur Vereinigung mit der Grünwald-
Taurach. Dystrimmogene Kalke und miotrimmogene harte Schiefer
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc. 139
bilden das anstehende Gestein an den Ufern beider Bache bis nabe
vor ihrem Zusammentritte; nur minder bedeutende Mengen von Plat
ten- und Trümmerschutt gelangen in den Bereich jener Wässer.
Die Taurach geht nun abwechselnd bald langsam, bald rascher
fliessend bis zu der plötzlich abstürzenden Thalspalte, in welche der
eng zusammengedrängte Bach als „Johannesfall“ hinunter toset,
womit er in das Gebiet der „Gnadenalpe“ eintritt. Hier rinnt er
anfangs schneller, dann allmählich langsamer, stets beiderseits von
Alpenmatten begleitet und ohne Spuren weder von Hochfluthen noch
von Schuttgängen, bis zum Beginne jener Schluchtenfegion, welche
das weite und fast ebene Hochgesenke der Gnadenalpen mit dem
Thale von Untertauern verbindet. In diese Region stürzt der Bach
mit dem sogenannten „Gnadenfall“ (an der Gnadenbrücke), und
durcheilt sie, beiderseits von steilen dystrimmogenen Kalkwänden
eingeengt, und allmählich seine Geschwindigkeit verringernd, je mehr
er sich der Thalweitung von Untertauern nähert.
Sämmtliche Zuflüsse, welche die Tauräch von ihrem Ursprünge
bis zu ihrem Unterlaufe (Untertauern) aufnimmt, sind llieils vermöge
des herrschenden dystrimmogenen Gesteinscharakters ihrer Sammel
gebiete, theils vermöge der durchschnittlich vorwiegenden Pflanzen
decke fast ganz ungefährlich.
Solche Zuflüsse sind: In der Nähe des Johannesfalles am linken
Ufer ein Gewässer aus dem Wildensee, wenig mächtig und nur wenig
Trümmerschutt führend; ferner bei Hinter-Gnaden ein aus der Gegend
von Oberpleisling zusammenfliessender Bach, welcher zwar bisweilen
grosse Schuttmassen führt, dieselben aber vor seiner Vereinigung mit
der Taurach auf dem sanft geneigten, beinahe horizontalen Terrain
derHinter-Gnadenalpen absetzt; ausserdem noch mehrere unbenannte,
aus schmalen Seitengräben kommende Giessbäche.
Der U n t erla uf der Taurach bis zur Enns hat ein rasches Gefälle
und keine bedeutenden Zuflüsse. Zwar sind am rechten Ufer einige
Gräben in dem pliotrimmogenen Schiefer, welcher hier unter dem
Radstädter Kalke hervortritt, eingesehnitten; die herabgeführten
Schuttmassen lagern sich jedoch schon auf der ziemlich breiten
Stufe ab, welche sich zwischen diesen Schiefergehängen und dem
tief unten liegenden Thalwege der Taurach der Länge nach hinzieht.
So tritt dieses Wasser, wenngleich zuweilen hoch angeschwollen,
doch nie schuttbeladen, ins Hauptthal heraus, wo es, etwa eine halbe
140 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Stunde von Radstadt in ein gezimmertes Rinnsal gefasst, höher als
der Thalboden hinläuft.
Am Mühlberge, dem vordersten rechtseitigen Grenzposten des
Tauernthaies, wendet sich die Taurach östlich, fortwährend gedämmt
(zuletzt nur linkseitig), und ergiesst sich, nachdem sie eine Strecke
parallel mit der Enns gelaufen, unter einem sehr spitzen Winkel in
dieselbe. Rei Hochwässern tritt die Taurach nicht selten über ihr
gezimmertes und gedämmtes Rinnsal und verursacht Verwässerungen,
nie aber Verschüttungen der anliegenden Gründe, welche übrigens
auch noch durch Quellen und die Überwässer der Enns selbst sowie
des später noch zu erwähnenden Loh-Raches versumpft sind.
Den nun skizzirten drei Tauernthälern entsprechen auf der
Parallelzugsseite nur sehr unbedeutende, jedoch zahlreiche Gräben,
welche in dem pliotrimmogenen Schiefer (Grauwacke) des lang
gedehnten Schwemmberges eingeschnitten sind. Vom Beginne des
Hauptthaies bis Mandling zählte ich 52 solcher Bächlein, welche mit
auffallender Gleichförmigkeit den Abhang durchfurchen, meistens mit
Sandkästen versehen sind, bisweilen kleine Mühlen (natürlich ober-
schlächtig) treiben, unter der Strasse durchgehen und auf schmalen
Schuttdämmen von vorwiegend pelischem Charakter quer über die
nassen Wiesen des Hauptthaies in die Enns fliessen. Der grösste aus
ihnen ist der Lerchenbach.
Erst am Abschlüsse des Radstädter Hauptthaies, am Passe Mand
ling, welcher die Enns ins obersteirische Gebiet hindurchlässt, kommt
ein grösseres Gewässer mit dem Charakter der Tauernbäche von der
Parallelzugsseite her; es ist die oben erwähnte Mandling, welche
ihren Ursprung auf den südlichen Abstufungen des Dachstein-
Gebirgsstoekes hat, und desshalb nicht eigentlich dem Parallelzuge
angehört, sondern nur denselben von rückwärts quer durchschneidet.
Die beiden erst an dem nördlichen Fusse des Parallelzuges sich
vereinigenden Zweighäche, die westlichere „warme Mandling“ und
die östliche „kalte Mandling“ laufen anfangs über steile, hie und da
abgestufte, tief eingeschnittene Rinnsale oft zwischen hoch aufge
schichteten Geröllmassen, welche durch Einsaugen selbst grösserer
Wassermengen mehr Schutz als Gefahr bieten. Die warme Mandling
besitzt überdies noch vor ihrer Vereinigung mit der kalten eine sehr
massive Schleuse, welche mit Erfolg jede hier zu gewärtigende
Schuttmenge aufzuhalten vermag. Die vereinigte Mandling durch-
der Versumpfungen in den oberen Flussthalern der Saizach etc. 14:1
schneidet den pliotrimmogenen, ziemlich reich bewaldeten Parallel
zugs,-Rücken (Schwemmberg) in einem stets engen Bette mit hohen
Ufern, welches mehr durch seine steilen, jedoch nicht überhängenden
und wenig von secundären Rinnsalen durchfurchten Abhänge als
durch die Natur des Gesteines vor übergrossen Verschüttungen be
wahrt wird.
Verhältnisse des Hauptthales.
Die Enns besitzt auf ihrem Wege durch das Radstädter Thal,
bei einem Gefällswinkel von 0° 19' bis 0° 20' (während die Salzach
zwischen Mittersill und Bruck nur 0 0 4' hat), eine hinlängliche bewe
gende Kraft, um ihre eigenen Gewässer und den ohnedies leicht
beweglichen kleinen und nicht häufigen Schutt, aus losem glimme-
rigen Sande, Plättchen und Gerolle bestehend, abzuführen. Nur
die ziemlich hohe Lage des Flussbettes, dessen Grund zwar noch
nicht über der umgebenden Thalsohle liegt, jedoch so weit gehoben
ist, dass das Niveau des gewöhnlichen Wasserstandes in gleicher
Ebene mit der Thalsohle liegt, setzt die umliegenden Gründe der
Überwässerung aus. Diese werden durch die Beiträge der mit der
Enns eine Strecke lang parallel laufenden und zum Theile mehr als
der Fluss selbst gehobenen Bäche (Zaueh und Taurach), besonders
im Frühjahre, bedeutend vermehrt.
Wir finden also hier im Hauptthale vorwiegend reine Über
wässerungen ohne bedeutendere Verschüttung; aber auch die
Überwässerungen sind nicht rapid und grossartig wie im Pinzgau*
sondern verlaufen ruhig, allmählich, und lassen den Boden zwar durch
feuchtet und häufig stark versumpft, jedoch nicht durchwühlt und
verschüttet zurück; es sind also rein chronischeÜ her Wässerun
gen, welche nur durch die lange Dauer ihrer ungehinderten Herr
schaft, nicht durch die Wucht ihres Andranges, die Thalsohle in
Besitz erhalten haben.
Der Anblick derselben zeigt uns bald die halbe, bald die ganze
Breite des Thalbodcns in Moor umgewandelt; die Rasenstöcke hoher
Riedgräser, Schilf und Röhricht ragen aus dem ockerrothen thonigen
Schlich und glimmerigen Thone hervor, welcher, abwechselnd mit
Tümpeln und Lachen, die Oberfläche einnimmt; ein unentwirrbares
Netz von mehr oder minder langsam fliessenden Gewässern, welche
theils natürlich, theils künstlich aus der Enns und dem Zauchbache
142 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrograpliisclie Untersuchung
abgezapft sind, durchfurcht den Boden, so dass oberhalb Radstadt
das Thal nur auf einem über seine ganze Breite reichenden Bretter
stege überschritten werden kann, welcher bald auf klafterhohen
Pflöcken wippt, bald, durch ein einziges Brett repräsentirt, zum
Boden selbst sich herahlässt. Diese Versumpfung reicht aber weder
weit noch tief. Nur zwischen Altenmarkt und Radstadt ist das
Inundationsgebiet, bei horizontaler Thalsohle, breit; von Radstadt
gegen Mandling nimmt der Querschnitt der Thalsohle mehr eine con-
cave Gestalt an, so dass die Überwässerung sich nicht viel in die
Breite erstrecken kann, und schiefe Rieselwiesen, insbesondere am
linken Ufer, sich weit über die Grenzen der Hochwässer erheben.
Die Versumpfung greift aber auch nicht tief, da sie nicht durch
plötzliche, den Boden durchwühlende Hochfluthen entstand, sondern
ganz allmählich um sich griff, so dass es möglich war, durch wenige
leichte Arbeiten den Hauptstrom der Enns in einem regelmässigen
Belte zu halten, in welchem er auch gegenwärtig ohne Überbreiten,
wenngleich in vielen Krümmungen, mit einem Gefälle von 0'03 Fuss
auf 1 Klafter, inmitten der ihn umgebenden stagnirenden Gewässer
dahineilt.
Es ist demnach einleuchtend, dass hier die Versumpfung des
Hauptthaies mitLeichtigkeit, und, was ebenso wichtig ist, ohne
Gefahr plötzlicher Rückfälle gehoben werden könne.
Da das Gefälle der Enns ohnedies hinlänglich stark zur Abfuhr
der Gewässer und des wenig bedeutenden Schuttes ist, wird nur zur
Vermeidung der Überwässer eine Austiefung des Bettes und
zugleich eine entsprechende Erhöhung der Ufer, endlich eine Cor-
rection der Krümmungen erfordert.
Die Austiefung kann hier um so leichter vor sich gehen, da von
Mandling an das Gefälle plötzlich zu einer Stromschnelle wird; von
dort an lässt sich also leicht nach aufwärts austiefen, ohne einer
unteren Strecke das Gefälle zu gefährden. Zur Erzielung einer hin
länglich tiefen Rinne oh ne grosse Kosten wäre hier ohne Zweifel
das Guggenberger’sche *) System sehr zu empfehlen.
Die dauernde Sicherung einer Ennsthal-Entsumpfung ist schon
durch die Natur des ganzen Gebietes garantirt, woferne nur die
D Studien nach der Natur I. Am Wasser. Von J. M. Guggenberger. Wien 1836.
der Versumpfungen in den oberen Flussthäleru der Salzach etc.
143
nöthigen jährlichen Nachhilfen, deren consequente mehrhundertjäh
rige Vernachlässigung allein zur gegenwärtigen Versumpfung geführt
hat, nicht versäumt werden. Diese Nachhilfen beschränken sich auf
die Räumung der zahlreichen Bächlein am linken Ufer der Enns und
der etwaigen Schuttbarren an den Mündungen der Tauernbäche;
wozu noch einige hier nicht vorauszubestimmende, doch jedenfalls
nur unbedeutende locale Arbeiten bei besonderen Gelegenheiten kom
men dürften.
Der natürliche Schutz des Hauptthaies aber besteht in den
schon betrachteten günstigen orographisch - hydrographischen Ver
hältnissen, vermöge welcher hier keine Gletscher die Wassermenge
steigern, ferner die aus den Niederschlägen zusammenrinnenden
Wasseradern zum Theile schon in den oberen und mittleren Höhen
durch die Vegetationsdecke zurückgehalten, die Schuttbildung auf ein
geringes Mass beschränkt, und das plötzliche Hervorbrechen der
Tauernbäche wegen ihres geringen Gefälles und Mündungswinkels
verhindert wird, so dass hier gerade alle jene Bedingungen fehlen,
von welchen im Ober-Pinzgau das nicht zu bewältigende Übermass
sowohl der chronischen als der rapiden Versumpfungen herrührt.
Die Versumpfungen des Hauptthaies im Lungau.
(Hiezu Karte III.)
1. Eactoren der fbcrwiisserung.
A. Auf der Seite der Tauernthäler.
Die Bedingungen der Wassermenge gestalten sich im Lungau
ähnlich wie im Pongau. Die Gletscherdecke beschränkt sich hier auf
den einzigen, an dem Ursprünge des Radstädter Tauern aus der
Centralkette vom Hafner-Eck zum Sammelgebiete der Mur herab
reichenden „Schneeleifn-Kees“, während der Radstädter Tauern
selbst, zwischen dessen südlich gerichteten Asten die grössten
Zuflüsse der Mur herabkommen, auch auf der Lungauer Seite glet-
scherlrei ist. Wenngleich also hier, wie überall in der Nähe der
Hochgebirge, die Regenmenge ziemlich gross ist, erreicht sie doch
auch weder den hohen Betrag wie im Pinzgau, noch steigert sich die
Wassermenge durch aufgelöstes Gletschereis.
144 Lorenz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Die Grösse des sammelnden Gebietes ist bei den einzelnen
Tauernthälern dieser Gegend durchschnittlich noch bedeutender als
im Pongau, sowie auch die grossmassige Entwickelung der
Gehänge-Abschnitte hier noch mehr ausgeprägt ist. Wenngleich ver
möge dieser beiden Verhältnisse schon die einzelnen secundären
Nebenbächlein eine grössere Wasserfülle besitzen, wird doch auch
hier durch die bis gegen die Gipfel reichende Vegetationsdecke der
Wassersammlung Abbruch gethan und dieselbe auf ein geringes
Mass beschränkt.
Gestalt und Gefälle der Nebenthäler erster Ordnung beför
dern zwar vermöge ihrer wenig complieirten und gleichmässigen Ver
hältnisse die Abfuhr des Wassers zum Hauptthale, verhindern aber,
wie im Pongau, durch das schon von der Mitte ihres Laufes begin
nende, hier noch viel sanftere Gefälle (durchschnittlich 0° 30') die
gewaltsamen Wasserstürze gegen das Hauptthal. Eine eigenthümliche
Modification der Wasserabfuhr liegt hier in dem Umstande, dass die
vier letzten Tauernbäche (Weissbriach, Lignitz, Göriach, Lessach)
nicht direct in die Mur, sondern in den, durch die halbe Länge des
Hauptthaies mit der Mur parallel laufenden Taurachbach münden. Es
kommen daher z wei Aufnahmsrinnen der sämmtlichen zum Lungauer
Hauptthale synklinirenden Gewässer zur Betrachtung: die kürzere
Taurach mit obigen vier grossen Zuflüssen bis zu ihrer Mündung
in die Mur bei Tamsweg, und die längere Mur mit einem einzigen
grösseren Zuflusse von der Tauernseite (Zederhausbach) und zahl
reichen kleinen Nebenbächeu von der Parallelzugsseite. Beide Thal
wege (der Taurach und der Mur) sind durch einen Höhenrücken
geschieden, welcher vom Speier-Eck an mitten durch das Hauptthal
zieht und dessen östlicher Theil den bezeichnenden Namen „Mitter-
berg“ führt. Durch diesen sind daher beide Parallelhälften des Thaies
völlig geschieden und eine Verstärkung der Wässer des einen durch
diejenigen des andern ist unmöglich. Da demnach die Wasser
menge des ganzen sammelnden Gebietes in zwei Theile getheilt
wird, liegt schon hierin allein ein natürlicher Schutz gegen grosse
Überwässerungen, wie sie aus dem Zusammendrängen der Wasser
massen eines grossen Sammelgebietes in einen einzige nThal weg
hervorgehen.
Im Ganzen also liegen zwar in den oberen Regionen dieses
Terrains die Bedingungen einer reichlich en Be Wässerung; die
der Versumpfungen in den oberen Flussthiilern der Salzacli elc. 1
Über Wässerung aber wird durch die günstige Gestaltung des
Unterlaufes der Nebenbäche und des Haupttha 1 es selbst
hindangehalten.
B. Auf der Seite der P arall elzugs-Querthäl er.
Die Nebenlhäler dieser Seite kommen, obgleich auf derselben
die eigentliche Centralreihe der Alpen liegt, doch nicht direct von
derselben, sondern von einer mit ihr parallel streichenden Vorstufe
herab, welche durch das Malta-Thal von der Centralreihe getrennt
ist; die Querthäler dieser Vorstufe können also hier mit Recht Paral-
lelzugs-Querthäler genannt werden. Im Ursprungsgebiete dieser
kurzen und steilen Thäler sind keine Gletscher; die kleinen Dimen
sionen lassen auch nur verhältnissmässige Wassermassen zusammen-
rinnep, welche überdies durch die auch hier ziemlich allgemeine und
dichte Vegetationsdecke beschränkt werden. DieFactoren der Wasser-
Menge sind also hier wenig entwickelt. Dagegen wird eine rasche
und zum Theile auch stürmische Abfuhr der Gewässer bis zum
Hauptthule durch das steile Gefälle und den geraden Verlauf der
Thäler bis zu ihrer Ausmündung befördert, so dass vermöge der
dadurch erlangten grossen bewegenden Kraft selbst durch die nicht
besonders reichlichen Wassermassen locale Verwüstungen ange
richtet werden.
Wegen der Trennung des Hauptthaies in zwei Parallelhälften
kommt hier auch noch der Inbegriff jener Gewässer, welche an den
beiden Abhängen des Hollerberges und Mitterber ge s herab -
laufen, zur Betrachtung.
Diese sind wegen der geringen Ausdehnung des Gebietes auch
nur unbedeutend, und tragen ungeachtet ihres durchschnittlich sehr
steilen Gefälles nur wenig zur Veränderung des Hauptthaies bei.
II. Factoren der Verschüttung.
A. Auf der Seite der Tauernthäler.
Die Bedingungen der Detritus-Bildung sind hier im Allgemeinen
sehr ungleichförmig, indem die dystrimmogenen Kalke mit miotrim-
mogenen Radstädter Schiefern und pliotrimmogenen Gneissen , Glim
merschiefern u. s. w. wechseln, wobei wir, um Wiederholungen zu
vermeiden, auf die Karte III verweisen. Es ergibt sich aus dieser
Sitzb. d. mathem.-natunv. CI. XXVI. Bd. I. Hft. 10
146 Lore nz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
wechselnden Natur des Gesteines der Mangel eines allgemeinen
Charakters und das Vorwalten rein localer Verhältnisse bezüglich
der Schuttmengen, indem bald grosse, bald unbedeutende, bald mehr,
bald minder gefährliche Schuttformen zu ziemlich gleichen Antheilen
auflreten, was bei der Schilderung der einzelnen Thäler näher ange
deutet werden wird.
Der Schutz und die Bindung des Gesteines durch die Vegeta
tionsdecke wirkt gegen die Schuttbildung ebenso wie nach der frü
heren Andeutung gegen die Wasserabfuhr. Auch die Witterungs
verhältnisse üben wenigstens keine hervorragende Wirkung im Sinne
der Verwitterung.
Was endlich die Abfuhr des Detritus zum Hauptthale anbe
langt, so wird ein gefährliches Übermass derselben durch die Weite
der meisten Thäler, ferner durch die Stufenbildung ihrer
Wände, endlich durch das sanfte Gefälle der Bäche verhütet.
Die Weite der Thäler, hier auffallend beträchtlicher als in den
beiden anderen Gauen, bewirkt, dass eine grosse Menge des Gehänge
schuttes gar nicht bis zum Bache gelangt, sondern schon an den
beiden Thalrändern liegen bleibt. Durch die S t u fen b i 1 d u n g der
Wände wird ebenfalls viel Schutt zurückgehalten und das an den
schroffen, oft überhängenden Thal wänden der Pinzgauer Tauernthälcr
so oft eintretende directe Abstürzen der Felsmassen in den Bach
verhindert.
Das Gefälle der Tauernbäche wirkt aus demselben Grunde, aus
welchem es die plötzliche Überfluthung des Hauptthaies verhindert,
zugleich auch auf Zurückhaltung des Detritus innerhalb der Neben-
thäler.
Das sammelnde Terrain enthält also hier die Bedingung bald
spärlicher bald reichlicher Schuttbildung, im letzteren Falle aber
zugleich die natürlichen Bedingungen der Zurückhal
tung des Detritus vor der Ausmündung ins Hauptthal.
B. Auf der Seite der Parallelzugs-Querthäler.
Diese sind grösstentheils in den abwechselnd pliotrimmogenen
und miotrimmogenen Gneiss eingeschnitten, welcher Trümmer- und
Lettenschutt liefert. Die enge, schluchtenartige Form und das steile
Gefälle dieser Thäler befördert mit der Abfuhr der Gewässer zugleich
der Versumpfungen in den oberen Flussthäiern der Salzach etc.
J 47
jene des Schuttes in hohem Grade. Von dieser Seite kommen daher
weit häutiger als von der entgegengesetzten Murrgänge zum Haupt-
thale, und nur den unbedeutenden Dimensionen des Gebietes ist es
zuzuschreiben, dass die von Hochtluthen herbeigeführten Schutt-
massen nicht mehr Einfluss auf die Thalsohle Lungau s ausüben.
Die ebenfalls steilen, jedoch noch weit unbedeutenderen Gehänge
rinnen des Hollerberges und Mitterberges sind, ungeachtet sie in
pliotrimmogenen Gesteinen verlaufen, doch weder durch die Masse,
noch durch die Beschaffenheit des von ihnen geführten Detritus
gefährlich.
Skizzirung der einzelnen Picbeuthiilcr.
Das oberste Murthal, so weit es sich noch nicht zum llauptthale
erweitert, sondern die Natur der übrigen Tauernthäler theilt, also
von seinem Ursprünge an der sogenannten „Schmalzgrube“ bis in
die Gegend von Unterweissenburg, ist zuerst in rascher Folge
abgestuft; dann rücken die Stufen weiter auseinander, wechseln mit
Felsenengen und Tümpeln, und hören endlich in der Gegend des
Dorfes „Mur“ ganz auf, so dass der Fluss mit gleichmässigem sanftem
Gefälle ins Hauptthal heraustritt. Die Wände desThalessind grössten-
theils fest, lassen weder Einsturz noch Unterwaschung befürchten,
und liefern vorwiegend groben Grus und Letten, wovon aber nur
geringe Quantitäten zum Hauptthale gelangen, so dass selbst die
grösste bisherige Überschwemmung, jene vom Jahre 1851 , nicht
mehr als eine Beschiämmung der Ufergegenden herbeiführte,
deren befruchtende Wirkung sogar hie und da von den Anwohnern
gerühmt wird.
Der Zederhaus-Bach ist der erste Zufluss der Mur von der
Tauernseite. Er fliesst von seinem Ursprünge, beim „Wasserfall“,
bis zur Mündung in einer stetigen schiefen Ebene und hat weder
Uberhreiten noch Stromschnellen. Es gelangen zwar auch grosse
Trümmer von mehreren Centnern aus den Seitengräben zu seinem
Ufer; im Mittel- und Unterlaufe aber führt er vorwiegend nur feinen
Schlich. Auch seine Wirkungen zur Zeit der Herbstregen im Jahre
1851 werden als wenig bedeutend geschildert.
Der zweite Tauernhach ist die Taurach, welche nahe an der
Wasserscheide des Badstädter Tauern, nur wenig entfernt von der
10”
148 L orc nz. Vergleichende orographisch-hydrographische Untersuchung
Pongauer Taurach, entspringt, und bald darauf den gleich grossen
Lantsehfeld-Bach aufnimmt. Bis zur Vereinigung haben beide Bäche
unregelmässige, oft abgestufte Betten ; von dort an laufen ihre
Gewässer im gemeinschaftlichen Bette, auch als Tweng-Bach bekannt,
mit massigem, gleichförmigem Gefälle dahin. Der von beiden Bächen
selbst in ihren obersten Abschnitten geführte Schutt ist in der Regel
fest und klein, von der Grösse des Strassenschotters und als solcher
auch häufig verwendet. Wenn ausnahmsweise grössere Quantitäten
desselben von der Taurach fortgetragen werden, setzen sie sich doch
immer noch innerhalb des Tweng-Thales ab.
Von dem Austritte ins Lungauer Hauptthal an gilt die Taurach
als Parallel-Hauptfluss und nimmt die nächstfolgenden vier Tauern
bäche auf.
Der erste derselben ist der Weissbriach-Bach. Audi er
besitzt zuerst ein oftmals abgestuftes Bett, welches allmählich in eine
sanft geneigte Ebene, zuletzt mit fast unmerklichem Gefälle, über
geht. Murrgänge, Versandungen u. dgl. sind von diesem Bache gar
nicht bekannt; zur Zeit des Schneeschmelzens tritt höchstens hie und
da eine leichte Beschlämmung der anliegenden Gründe ein.
Der nun folgende Lignitz-Bach, aus einem kleinen See ent
springend, hat schon von seinen obersten Abschnitten angefangen das
gleiclnnässige ruhige Gefälle, welches er bis zur Vereinigung mit
dem Göriach-Bache behält. Da er in seinem Oberlaufe häufig unmit
telbar die-zu engen Schluchten zusammenrückenden pliotrimmogenen
Thalwände berührt, treten bisweilen Unterwaschungen und Ab
rutschungen ein, deren Schutt aber sogleich in den folgenden Thal
weitungen abgesetzt wird.
Der Göriach-Bach, ebenfalls aus einem Alpensee hervor
gebend, hat einen sehr raschen Oberlauf, mit einem durchschnittlichen
Gefälle von 1—2 Zoll auf eine Klafter; von der Hillebrand-Alpe an
erweitert sich das bis dahin enge Thal, und der Bach Giesst ruhig
zwischen Wiesen und Weiden, hie und da Tümpel bildend. Im vor
deren Göriach-Thale, etwa zu Anfang des letzten Drittheiles seines
Laufes, beginnt auf eine Strecke von etwa einer halben Meile wieder
ein rascheres Gefälle; der letzte Theil des Unterlaufes ist ruhig
und gleichmässig.
Der Oberlauf durchschneidet einige Male plaickige Stellen und
nimmt daraus wechselnde Schuttmengen fort, setzt sie jedoch noch
der Versumpfungen in den oberen Flussthälern der Salzach etc. 1 49
vordem Mittelläufe ab. Der Lessach-Bach, aus fünf Gebirgs-
bächlein zusammenfliessend, besitzt ein Gefälle, welches nur zwischen
mehr und minder ruhig wechselt, nie aber sehr rasch wird. Seine
Ufer bieten weder Abrutschungen, noch Unterwaschungen, noch
schuttreiche Nebenbäche, so dass er als einer der ruhigsten und
gefahrlosesten Tauernbäche bekannt ist. Wie geringe selbst im Falle
von Hochwässern seine Verwüstungen seien, ergibt sich unter ande
ren aus dem Umstande, dass selbst von seinen Wirkungen im Jahre
1847 oder 1848, wo dem Vernehmen nach eine der grössten Über
schwemmungen stattgefunden haben soll, weder wahrnehmbare
Spuren mehr bestehen, noch auch bestimmte Details erhoben werden
konnten.
Von den P a r a 11 e 1 z u g s - Q u e r t h ä 1 e r n ist nur das L eis n i t z-
Thal einer besonderen Erwähnung werth, dessen Bach, zu Zeiten
ganz ausgetrocknet, bisweilen Zeugniss ablegt, wie gefährlich die
Gewässer dieser Seite wären, wenn sie grössere Sammel-Gebiete
hätten. DerGneiss der zu Abrutschungen sehr geneigten Thalgehänge
liefert Detritus in allen Dimensionen, welcher von Hochwässern bis
zum Hauptthale herausgeschüttet wird und dort dem Bache ein über
die Thalsohle hoch erhobenes Schuttbett bereitet bat. Dieser an die
Wirkungen der Pinzgauer Tauernbäche erinnernde Wildbach ist auch
der einzige, von welchem grössere Verwüstungen der Umgegend
von St. Margarethen aus dem Jahre 1851 bekannt sind.
Yerhiiltuisse des Hauptthalcs.
Die beiden Parallel-Hälften des Hauptthaies bieten, ganz im
Gegensätze zu jenen der Salzach und der Enns, einen sehr freund
lichen und heiteren Anblick, und nirgends beirren Spuren von Ver
wüstungen das dem Beobachter sich aufdrängende günstige Urtheil
über die natürliche Sicherheit dieser friedlichen Thäler.
Das Taurach-Thal wird seiner ganzen Länge nach von der
mit einem Gefällswinkel von durchschnittlich 0°29' fliessenden Tau
rach zwar in vielen Krümmungen, jedoch ohne erhebliche Versum
pfungen durchzogen. Unterwaschungen einiger Wiesenränder und
Bildung kleiner Schotterbänke im Bette des Flusses sind alle wahr
nehmbaren Nachtheile, die dieses Gewässer bringt; ja nicht einmal
die Sumpfwiesen, welche hier kein Röhricht sondern gewöhnlich
saures Heu liefern, reichen auf grössere Distanz von den beider-
150 Lorenz. Vergl. orogr.-hydrogr. Untersuchung der Versumpfungen etc.
seitigen Ufern. Altersgraue Heu-Städel von mindestens vierzigjährigem
ungefährdeten Bestände sind dicht am Flusse vertheilt und Erlen mit
unversehrten Wurzeln besäumen häufig die unmittelbaren Fluss-
Ufer; lauter Zeugen des ruhigen Verlaufes der alljährlichen Hoch
wässer. Die Miindungs-Stellen der Seitenbäche sind frei von allen
bedeutenden Verschüttungen; ja, ganz nahe an der Mündung des
Lignitz-Baches steht eine Mühle, in unbeirrtem Vertrauen auf die
Gefahrlosigkeit dieses Gewässers.
Das eigentliche Mur-Thal, mit einem Neigungswinkel von
0° 16' bis 0° 24', besitzt nur wenige ganz local beschränkte Ver
schüttungen von geringer Ausdehnung. Die Mündung des Zederhaus-
Baches in die Mur umgibt eine der lieblichsten Terrains Formen,
bekleidet mit grünen, zwar etwas wasserreichen, aber schuttfreien
Matten — und bildet den grössten Gegensatz zu den durchwühlten
und verschütteten Mündungen der Pinzgauer Tauernbäche. Von den
übrigen, weiter Mur abwärts aus den kleineren Nebenthälern hervor
kommenden Bächen hat nur der schon oben als schuttreich charak-
terisirte Leisnitz-Bach eine bedeutendere Schutthalde ins Hauptthal
vorgeschoben. Die beiden Torfmoore unweit „Moosham“ gehören
nicht zu den Wirkungen der Mur, sondern verdanken ihre Entstehung
den kleinen vom Mitterberg abtraufenden und sich in der Ebene ver
ästelnden Wasseradern, welche gegenwärtig theils durch die Strasse
überbaut, theils im Moore versickert sind.
In beiden Hälften des Hauptthaies beschränken sich demnach
die Wassergefahren darauf, dass hie und da ein Zipfel Wiese oder
Weideland unterwaschen und weggerissen, und dass die am fern
gelegenen Gründe, welche, bei völliger Unabhängigkeit von den
Überwässerungen der Flüsse, wahrscheinlich süsse Wiesen oder
Felder tragen würden, nun vermöge der häufigeren Durchtränkung
saure Wiesen mit jährlich wechselndem Ertrage bleiben. Erst in
weiter Entfernung steht die Gefahr, dass beide Flussbetten durch
ihre Gerolle so hoch gehoben werden könnten, dass sieb reichlichere
Überwässer über die Thalsohle ausbreiten müssten.
Um alle diese Gefahren, welche, wenngleich verschwindend
klein gegen dieWirk 1 i chk eit im Pinzgau, doch schon jetzt manchen
einzelnen Thalbewohner in seinem bescheidenen Wohlstände bedro
hen, für immer hindan zu halten, bedarf es nur der consequenten An
wendung der bekannten jährlichen Nachhilfen und einiger Fluss-
Ij orenz
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/litte t/eoffrapbisrhe A/eiZe.
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loreiia.
Urne, geographische .ffeile.
Sitz,ungsl). l.k.Akacl. OT.inatli.naturw; C1.XXV1 Bd \.He£fc. 1857.
Axcs 3. .k.k. Ifof.Tc. Staats druckerei
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PONGAU.
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Ehrt „ A afder Ehr."
Fff.lt'. logaA'op/'e.
Fl / ’ Faul Kogl.
Os Ix. (ruisstein Kopf.
lf.H r . Kirsch-Wand.
Kffi. Ifochfefd ßerg.
Kl ß. Klaus- ßerg.
Knt.S'p. Kantenspifx.
KrK. Kraxen- Kogl.
Krlß. Kr *eisen ßerg.
L.K, haken- Kogl.
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Vd. ß. Vorderberg.
%cA. Zctuch A. Ipe.
Znfr<K. Zinken Kogl.
L oren». Vergleichende orog'r. lydrogr. Untersuchung der Versumpfungen in den oberen Thifstlmlern. der SalaacTi etc.
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Gm.c.L. Gams-Leitn,
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Grp.E. ffarp lisch Eck/,
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K./i. Koke Knappensttthen.
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Kr. K. Kreutz -Hohe/.
Las.r.lE lasser Hand.
Mar. If. Morast Hitrul.
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Mir R. Mitten Bert/.
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Hfl. Hl Reiff Wand.
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Rth. if. Roth- Horn.
S'chnl. Schnee--J/eitet/.
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Sp.E. Speyer-Elch .
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S'it?iiinosl). 3 .Tx.AkaiL.iLAV. iiiatlt .nuturwCl.XXYIJJd. 1 lieft. 1857.
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Aus (3 .Tvk.rloLu Staafcsürtcckers
Oeltzen. Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
151
correctionen von geringer Kostspieligkeit. Von solchen Arbeiten ist
aber hier in Lungau eben so wenig zu sehen, als in Pongau; und
der Gedanke, dass die gutartigen orographisch -hydrographischen
Verhältnisse der beiden letzteren Thälor gleichsam die stumme Bitte
an die nachhelfende Hand des Menschen richten: „Mit einem Hundert-
theil der im Pinzgau erfolglos verwendeten Geldmittel hier für
immer den Wohlstand der Thalbewohner zu sichern,“ muss sich
desto entschiedener aufdrängen, je eingehender man die drei Fluss
gebiete betrachtet. Dass dieser Gedanke am geeigneten Orte zur
Geltung kommen möge, war die Absicht des Verfassers beim Beginne
dieser Abhandlung und ist sein Wunsch am Schlüsse derselben.
V o r t r ii g e.
Argeiander s Zonen-Beobaclit.urigen vom 13. bis 31. Grade
südlicher Declination in mittleren Positionen für 1830‘0.
(Erste Abtheilung von 0 1 ' bis 4 h .)
Von IV. Ocltzcn,
Assistent der Wiener Sternwarte.
Die Durchmusterung des südlichen Himmels zwischen dem
15. und 31.Grade der Abweichung, welche Argeiander in denJahren
1849 bis 1852 in Bonn ausgeführt, ist die zweite grosse von dem
selben Beobachter zur Bestimmung der Örter kleiner Fixsterne mit
so günstigem Erfolge unternommene Arbeit. Die erste schliesst sich
an die nördliche Grenze der Bessel’schen Zonen und ist bis
zum 80. Grade der Declination fortgesetzt, über welchen parallel
hinaus die Art der Beobachtung aufhörte, die Vortheile zu gewähren,
dererwegen sie gewählt war. An die südliche Grenze der Königs
berger Beobachtungen schliesst sich die hier zu betrachtende
Fortsetzung, deren Grenze von Argeiander so weit nach Süden
gerückt ist, als die störenden Einwirkungen der Atmosphäre nur
immer gestatten.
Die Beobachtungen erhalten durch diesen Umstand einen beson-
dern Werth, da die geringe Höhe der culmiuirenden Sterne eine
sorgfältige Auswahl der Beobachtungstage bedingt, also eine Ver-
152
0 e 1 t z e n.
zögerung in dem Fortschritte der Unternehmung herbeiführen
musste, die von anderer Seite her leicht als Hinderniss für deren
Ausführung überhaupt geltend gemacht werden konnte. Sie sind um
so schätzenswerther, als wir aus dieser Gegend bei weitem nicht die
den jetzigen Bedürfnissen der Astronomie entsprechende Kenntniss
des Fixsternhimmels besassen, weder in Betreff der Anzahl noch der
Genauigkeit der Sternörter, und die Beobachter daher bei den Orts
bestimmungen der kleinen Planeten nicht selten wegen geeigneter
Anhaltspunkte in Verlegenheit waren. Sie befördern ferner die mehr
fachen Unternehmungen der letzten Jahre zur Herstellung genauer
Ekliptikalcharten, da sie die südlichsten Theile der Ekliptik in sich
begreifen.
Die Beobachtungen sind in der ganzen Ausführlichkeit des
Originales mitgetheilt und mit allen Hilfsmitteln versehen, die den
Rechner in den Stand setzen, aus den unmittelbar erhaltenen Zahlen
die abgeleiteten Wertlie selbst wieder herzustellen oder zu ver
bessern, sowie die Örter der beobachteten Punkte auf ein festes
Coordinatensystem zu beziehen. So wichtig es aber ist, in jedem ein
zelnen Falle auf die Originalaufzeichnungen und auf die näheren
Umstände zurück gehen zu können, unter denen eine Beobachtung
angestellt ist, um den Ursprung entstellter Sternpositionen nach-
weisen und diese selbst verbessern zu können, oder um mit Leich
tigkeit den Einfluss in Rechnung zu bringen, den eine geänderte
Annahme der Reductionselemente verursacht, so wenig sind doch
Beobachtungen in dieser ihrer ursprünglichen Form geeignet, den
Zwecken zu entsprechen, die ihre Wahl veranlasst haben. Nur die
Reduction sämmtlicher Beobachtungen auf mittlere Örter für eine
bestimmte Epoche und Anordnung derselben nach der Rectaseension
macht ihre Benützung leicht und gibt Gelegenheit zu neuen Unter
suchungen. Diese Betrachtungen veranlassten mich schon früher, den
ersten Theil der Bonner Zonen, die Durchmusterung des nörd
lichen Himmels enthaltend, zu reduciren; und da ich aus schriftlichen
und mündlichen Äusserungen verschiedener Astronomen die Überzeu
gung gewonnen hatte, dass diese Arbeit als eine willkommene
Erleichterung bei der Benützung der Originalbeobachtungen betrach
tet wurde, so glaubte ich auch von einer Reduction der südlichen
Zonen die gleiche Aufnahme erwarten zu dürfen. Ein Umstand, der
mich noch insbesondere dazu aufmunterte, war, dass ich durch eine
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
153
vielfache Benutzung des nördlichen Katalogs mir die Überzeugung
verschafft hatte, dass meine Bemühungen, die Resultate von anderen
Fehlern als denen der Beobachtungen selbst frei zu halten, insoweit
von Erfolg gewesen sind, als billige Anforderungen, wie ich glaube,
nur erwarten lassen. Ich führe in dieser Beziehung nur an, dass sich
unter den nahe 400 Bemerkungen, die ich nachträglich zum Kataloge
geliefert, etwa 15 Anzeigen befinden von durch Druckfehler oder
grössere Fehler der Rechnung entstellte Positionen. Die hier vor
liegende erste Abtheilung des südlichen Katalogs enthält die ersten
5 Stunden der Rectascension mit 3059 Numern. Die übrigen Stunden
sind soweit hergestellt, dass ich sie in nächster Zeit werde mitthcilen
können.
Obgleich der Übergang von den in den Zonen angegebenen
Daten auf mittlere Örter 1850-0 durch die beigegebenen Reductions-
tafeln auf eine leichte und den Astronomen allgemein bekannte Art
geschieht, so glaube ich doch einiges über die äussere Form anfüh
ren zu müssen, deren ich mich bei der Rechnung bedient, welche
Form bei dem Mangel jedweder Coritrole dem Zwecke der Vermei
dung von Rechnungsfehlern und sonstigen Irrthümern entsprechend
eingerichtet werden musste.
Um die Werthe von • von deren Richtigkeit hei der Decli-
nation sehr viel abhängt, fehlerfrei herzustellen, habe ich sie nicht
unmittelbar aus 5 gebildet, sondern zunächst die Differenzen von je
zwei auf einander folgenden Declinationen genommen und die ° ^
aus diesen gebildet, wobei einige direct angesetzte Werthe stets
als Ausgangspunkte und Controle dienten und das Anhäufen eines
Fehlers um mehrere Zehntelminuten verhinderten. Aus den Vorzei
chen dieser Werthe wurden die Zeichen der beiden Glieder bestimmt,
die in der Reduction auf den mittlern Ort von der Declination abhän-
gen, welche beide Zeichen, unter sich verglichen, gleich oder ent
gegengesetzt sein mussten, je nachdem k! positiv oder negativ war,
da d! hier immer positiv ist. Die Werthe von sind bei dem
geringen Betrage, den k! wegen der nicht grossen Declination und
des nicht erheblichen Zeitraumes zwischen der Zeit der Beobachtung
und der Epoche der Reductionstafeln erreicht, entweder 0 oder nur
wenige Hundertelsecunden und werden daher ohne Mühe erhalten.
Eine grössere Vorsicht erforderte die Bildung desselben Gliedes in der
154
0 e I t z e n.
Reduction der Declination. Da der Betrag von d! wegen der raschen
Änderung der Refraction in so geringen Höhen beträchtlich ausfällt,
da aber ausserdem der Einfluss der Refraction nicht mehr der Decli-
nationsänderung proportional anzunehmen war, so bestand das von
jy jy
der Declination abhängige Glied aus zwei Theilen ^ d' -j- R. Für
den Werth R hat Argeiander auf p. XV eine Tafel gegeben.
Die getrennte Bildung dieser beiden Theile und ihre Vereinigung in
eine Summe wird durch die von Argeiander selbst den Zonen in
einem besondern Hefte beigegebenen Hilfstafeln überflüssig gemacht,
indem in denselben für alleWerthe von d! und fast alle vorkommenden
Wertlie von ö—D der ganze Betrag " d! -f- R zu finden ist, wor
aus dem Rechner eine wesentliche Erleichterung erwächst. Die
äussere Form in der Einrichtung dieser Hilfstafeln machte es zur
Vermeidung von Fehlern aber notlnvendig, die positiven und negativen
o—D, sowie die Werthe von 0' bis 40' und die über 40' getrennt zu
behandeln, indem sonst unfehlbar bei dem beständigen Übergänge
von einem Zeichen zum andern eine häufige Verwechselung der
beiden mit -j- und — übersehriebenen Columnen desselben d! statt
gefunden hätte, und das Überspringen von einer Seite des auf
geschlagenen Heftes auf die andere eine Verwechselung der ver
schiedenen Columnen für d' zur Folge gehabt haben würde. Für die
wenigen Fälle, welche die Grenzen der Hilfstafeln überschreiten,
musste natürlich die erwähnte Tafel für R zu Hilfe genommen werden.
Die so gebildeten Werthe von d‘ + R wurden, um etwaige
gröbere Fehler zu entdecken, mit oberflächlich verglichen,
da diese beiden Zahlen nahe das Verhältniss d‘ zeigen mussten, wobei
nur ein paar vereinzelte Fälle fehlerhafter Zahlen aufgefunden wurden.
Die Bildung der beiden von der beobachteten Durchgangszeit allein
abhängigen Glieder k und d lässt bei dem regelmässigen Fortschreiten
in ein und derselben Zone und bei der Kleinheit in den Änderungen
dieser Grössen eigentlich keinen Fehler zu.
Die algebraische Summe von k und -7—— k', sowie von d und
3 D auu
d‘ -j- R ergab jetzt den ganzen Betrag der Reduction von der
Zonenbeobachtung auf den mittleren Ort 1850-0. Dieser Betrag ist für
die Rectascension wegen der geringen Verschiedenheit 1 , die derselbe
für auf einander folgende Sterne einer Zone zeigt, nicht weiter
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
1S5
geprüft; für die Declinationen habe ich ihn aber dadurch geprüft,
dass ich mir denselben vorlesen liess, während ich die Summirung
noch einmal im Kopfe vornahm, wobei mehrfache Irrthümer in den
Zeichen und andere berichtigt wurden. Auf gleiche Weise habe ich
die reducirten Örter geprüft, indem ich mir diese vorlesen liess. Da
bei der letzten Prüfung auf die Richtigkeit der Secunden und deren
Theile wohl etwas mehr Aufmerksamkeit gerichtet wurde, als auf die
Grade und Minuten, so würde ich für wahrscheinlicher halten, dass
dabei grössere Fehler von 10' oder dgl. unentdeckt geblieben, als
dass die Secunden fehlerhaft sind.
Die Einrichtung des Katalogs selbst bedarf nur weniger Worte
zur Erläuterung. Die erste Columne enthält die fortlaufende Numer,
wobei die einzelnen Beobachtungen, und nicht etwa nur die vorkom
menden verschiedenen Sterne, besonders gezählt sind. Die zweite
Columne enthält die Grösse des Sternes, wie sieArgelande r angibt.
Die dritte und vierte gebenden mittleren Ort für die Epoche 1850-0,
wie derselbe auf die oben angezeigte Art erhalten ist. Die folgende
gibt in zwei Zahlen die Numer der Zone und die Numer des Sterns
in dieser Zone. Durch diese Angabe wird der Katalog in innigem
Zusammenhänge mit seinem werthvollen Originale erhalten und der
Übergang von der einen Form der Beobachtungen auf die andere
wesentlich erleichtert. Am Schlüsse werden die Bemerkungen folgen,
die Argeiander einzelnen Beobachtungen beigefügt, und die sich
aus etwaigen nachträglichen Untersuchungen noch ergehen sollten.
Die in den Fixsternkatalogen gewöhnlichen Angaben der Prä-
cession fehlen in dem gegenwärtigen, da mir die auf ihre Bestimmung
verwendete Zeit und Mühe in keinem Verhältnisse zu ihrem Nutzen
zu stehen schien. Die Örter des Katalogs sind aus einer genauen
Reduction sorgfältig angestellter Messungen hervorgegangen, die
anzusehen sind als nur noch mit den unvermeidlichen Beobachtungs
fehlern behaftet, und haben daher in nächster Reihe den Zweck, mit
ähnlichen Beobachtungen der Vergangenheit oder Zukunft verglichen
zu werden, oder als Anhaltspunkte für die genaue Ortsbestimmung
der Wandelsterne zu dienen. Zur Erreichung dieses Zweckes würde
aber nicht nur eine genaue Angabe der einfachen Präcession, sondern
auch deren Säcularänderung erforderlich sein. In einzelnen Fällen
kommen diese Zahlen im Laufe der Rechnung oder bei Untersuchun
gen, die mit der Bildung des Katalogs verknüpft sind, zum Vorschein,
156
0 e 1 t z e n.
so dass ihre Hinzufügung keinen weiteren Schwierigkeiten unterliegt.
Wo dies aber, wie im gegenwärtigen Falle, nicht eintritt, können nur
Tafeln mit doppeltem Eingänge (mit Ausnahme der Präcession in
Declination) aushelfen, die für die Präcession in Rectascension bis
auf die 4. Decimale der Zeitsecunde im Falle einer bequemen Inter
polation noch immer einen überraschenden Umfang entfalten würden.
Liessen sich aber auch die letztem Werthe durch irgend welche Art
einer abkürzenden Rechnung mit der erforderlichen Genauigkeit her-
stellen, so würden sie bei dem Mangel einer leichten und sichern
Prüfung ihrer Richtigkeit, ebenso wie die aus Tafeln genommenen
Werthe der Säcularänderung, von einem vorsichtigen Rechner nicht
gerne benutzt werden. Er wird es vorziehen, nach einer bekannten
Methode den beiläufigen Ort des Sterns für die zwischen der Epoche
des Katalogs und den Anfang eines bestimmten Jahres in die Mitte
fallende Zeit zu suchen und die für diesen Punkt des Himmels und
diese Zeit gütige Präcession als mittlere des ganzen Zeitraumes
betrachten. Dazu genügt aber für die erstere Rechnung eine genä
herte Kenntniss der Präcession, wie sie leicht kleinen Tafeln ent
nommen werden kann. Dieselben Tafeln leisten ihre Dienste, wenn
der Katalog als ein Register beobachteter Sternörter behandelt wird,
deren genäherte Positionen für einen andern Zeitpunkt verlangt
werden. Die Tafeln selbst, die hier folgen, bedürfen keiner weitern
Erläuterung, das Intervall von 8 Zeitminuten in der Tafel der Prä
cession für Rectascension rührt daher, dass die Werthe einer Tafel
entnommen sind, die ursprünglich von Grad zu Grad berechnet war.
Argelander’s Zonen-Deobachtungen etc.
157
Tafel der einjährigen Priicession in Dcclination.
o h
12"-
1" +
13" —
2" +
14" —
3" +
15" —
4" +
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Tafel der einjährigen
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
159
160
0 e 1 t l e n.
Tafel der einjährigen
Argelanders Zonen-Beobachtungen etc.
161
Sitzb. d. mathem.-natuiw. CI. XXVI. lfd. I. Hft. ii
^OO^JOÜC^COtCM-OCOGO^asC^^COlO-^OCOOO-QCSÜC^tClCH-OCCOO-QOC^^CCt^^OCOOO^CSÜC^WtCHi.
162
0 e I t z e n.
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326
314
315
270
315
270
261
319
268
269
319
270
268
268
261
315
271
261
269
319
326
271
326
314
268
261
315
319
269
270
270
271
319
315
271
315
268
268
261
261
268
270
319
314
326
269
326
261
268
268
324
13
50
40
39
28
32
43
45
44
44
14
12
83
51
13
46
85
84
15 5
45
41
16
52
14
29
42
30
33
86
17
46
15
53
48
47
43
16
47
44
48
87
88
18
19
89
49
17
34
31
54
32
20
90
91
1
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc. 165
Nr. Grösse
160 7-8
161 8
162 9
163 8-9
164 8-9
165 8
166 8-9
167 8
168 7
169 8
170 8-9
171 8
172 9
173 8'9
174 9
175 8-9
176 8
177 8-9
178 9
179 7-8
180 6-7
181 9
182 8-9
183 8-9
184 9
185 7
186 9
187 9
188 8-9
189 8
190 8-9
191 8-9
192 8-9
193 9
194 8
195 9
196 6
197 9
198 8-9
199 7
200 7-8
201 7
202 7
203 9
204 • 8
203 8
206 9
207 8-9
208 7-8
209 7-8
210 7
211 6'7
212 8
213 8
214 8
Rectaseension 1SU0 0
0 1 ' 16'" 40 ! 02
16 46-50
16 46-59
16 47-16
16 47-31
16 57-97
17 1-43
17 12-98
17 14-95
17 16-02
17 16-13
17 18-11
17 21-26
17 22-09
17 28-64
17 55-28
18 0-08
18 0-56
18 2-18
18 2-93
18 14-31
18 24-30
18 26-19
18 27-25
18 30-48
18 47-33
18 58-39
18 59-15
19 0-26
19 0-56
19 0-63
19 9-74
19 26-28
19 31-53
19 36-07
19 43-33
19 43-38
19 43-71
19 48-43
19 52-49
19 52-63
19 52-76
20 3
20 10-79
20 20-28
1 20 22-56
20 26-82
20 32-98
20 43-74
20 45-76
20 49-40
20 49-52
20 50-78
20 50-97
20 58
Declination 1800*0
—24° 14' 3i 5
27 51 44-3
25 40 15-8
29 48 41-7
29 48 42-8
27 44 55-5
25 34 7-9
23 7 5-1
19 17 39-9
24 17 6-2
24 17 1-2
16 51 35-8
19 12 29-7
20 46 27-7
16 16 32-4
16 57 54-4
25 48 6-9
19 38 48-2
16 37 22-1
20 45 47-3
28 32 25-8
17 1 28-3
29 6 15-2
29 6 13-5
16 32 9-0
19 31 26-5
23 16 44-2
19 43 12-1
29 14 24-8
29 14 34-3
29 14 34-2
21 29 42-7
24 7 25-1
21 20 32-2
15 4 46-0
23 .33 54-1
26 22 38-1
23 33 51-2
18 40 36-4
29 4 28-4
29 4 23-5
29 4 25-3
20 57 53-8
20 8 54-1
26 6 45-7
25 40 49-7
28 49 4-5
26 1 23-0
29 52 8-1
29 52 8-7
21 9 37-8
21 9 37-3
23 41 4-9
23 41 8-8
30 6 46-7
Zone Nr.
270 50
271 46
315 49
326 33
314 35
271 45
315 50
270 52
319 18
270 51
324 2
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319 19
269 55
261 21
268 93
315 51
319 20
261 22
269 56
271 47
268 94
326 34
314 36
261 23
319 21
270 53
319 22
326 35
271 48
314 37
269 57
324 3
269 58
261 24
324 4
315 52
270 54
268 95
271 49
326 36
314 38
269 60
319 23
315 53
315 55*
271 50
315 54
326 38
314 39
319 24
269 59
324 5
270 55
314 41
*
166
0 e 1 t z e n.
Nr.
21o
216
217
218
219
220
221
222
223
224
225
226
227
228
229
230
231
232
233
234
235
236
237
238
239
240
241
242
243
244
245
246
247
248
249
250
251
252
253
254
255
256
257
258
259
260
261
262
263
264
265
266
267
268
269
Grösse
9
8-9
8-9
7
9
9
9
8-9
7- 8
8- 9
9
9
9
9
8-9
8
8
6
Reetaseension lSäO’O
Decliuation lSäO’O
8
8-9
8-9
8-9
8 9
8
8
9
9
6- 7
8
7- 8
8
8- 9
8
8-9
7
9
9
9
9
8-9
9
9
8-9
7
8-9
8-9
7-8
9
9
9
6
90
0 h 21'"
21
21
21
21
21
21
21
21
21
22
22
22
22
22
22
22
22
22
22
22
23
23
23
23
23
23
23
24
24
24
24
24
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
25
26
26
26
26
26
26
26
26
26
3*32
14- 21
15- 02
21
25-21
25- 89
29-96
37- 83
39- 31
44-67
12-16
22-58
27-03
38- 44
42- 14
50-58
50-78
52-33
52-34
52- 40
53- 01
3-22
9-78
9-82
10-00
10-01
40- 40
43- 24
5- 37
8-03
31-55
31-68
51 -43
2-15
2-34
6- 39
6-53
10-43
16- 87
18-30
26- 71
29-84
29-84
41 -45
41- 48
46-08
8-25
8-32
8-37
8-46
8- 99
9- 15
10-68
15-45
34-79
-17° 2'
29 43
29 43
25 27
24 43
24 43
18 2
27 50
15 53
25 45
18 2
19 52
28 4
22 17
20 0
16 44
16 44
24 37
24 37
24 37
15 57
19 26
29 21
28 45
28 45
28 45
22 10
17 37
26 51
16 37
19 2
19 2
25 28
18 56
18 56
29 34
29 34
26 11
25 8
22 55
25 25
18 56
18 56
18 50
18 50
29 12
26 55
18 56
18 56
26 55
15 9
29 9
24 13
30 23
16 41
5Ü 7
41- 4
44- 0
59-8
21-8
15- 8
48-0
16- 9
42- 2
20-6
7- 3
18-8
29- 8
32- 7
43- 5
44- 0
45- 2
3- 8
4- 8
8- 6
59-0
56-9
50-8
51 -0
56- 1
45- 8
15- 2
4-8
21-6
57- 5
56-6
33- 5
17- 1
16- 6
30- 3
32- 5
12-6
8-2
20-3
50-3
29-6
31 -3
39- 3
40- 1
15-2
12-9
33- 3
35- 1
8-0
36- 9
24- 6
31- 9
6-1
25- 6
Zone
261
326
314
315
270
324
268
271
261
315
268
319
271
269
319
268
261
270
315
324
201
319
314
271
326
314
269
268
271
261
208
319
315
208
319
314
326
315
324
269
315
319
268
208
319
326
271
319
268
315
261
326
324
314
261
Nr.
25
37
40
57
56
6
96
51
26
56
97
25
52
61
20
98*
28
57
58
7
27
27
43
53
39
42
62
99
54
29
100
28
59
101
29
44
40
61
8
63
60
30
102
104
31
41
55
32
103
62
30
42
9
45
31
Argelandei-’s Zoneu-Iieoliachtungen etc.
167
Nr. Grösse
270 9
271 9
272 9
273 8
274 9
273 9
276 8-9
277 9
278 7-8
279 8-9
280 8
281 8-9
282 8-9
283 8
284 8-9
283 9
286 7-8
287 9
288 8-9
289 9
290 8-9
291 9
292 8
293 6-7
294 9
293 8
296 8-9
297 9-0
298 8-9
299 9
300 8-9
301 8
302 8
303 8
304 8
303 9
306 8
307 8-9
308 8
309 8
310 8-9
311 9
312 9
313 9
314 8
313 8
316 9
317 7-8
318 8-9
319 7-8
320 7
321 8-9
322 8-9
323 8-9
324 9
Rectascension 1850*0
0 h 26'" 34 ? 88
26 33-42
26 34-74
27 3-26
27 20-33
27 26-74
27 31-80
27 34-07
27 34-87
27 46-32
27 47-73
27 30-05
27 30-19
28 5-43
28 11-21
28 15-80
28 16-64
28 19-50
28 19-83
28 23-10
28 28-71
28 33-80
28 36-52
28 38-74
28 42-53
28 45-64
29 7-58
29 8-01
29 8-26
29 8-40
29 12-29
29 14-55
29 16-90
29 19-21
29 23-57
29 35-25
29 52-62
30 0-46
30 12-77
30 20-41
30 20-76
30 36-33
30 37-68
30 37-75
30 39-51
30 41-64
30 45-35
31 1-93
31 7-66
31 9-55
31 9-62
31 11-23
31 16-26
31 20-19
31 20-43
Declination 1850*0
—31° 9’ 0?6
17 32 57-1
20 9 32-5
29 41 9-2
22 42 28-3
26 49 35-0
24 18 39-5
27 34 20-5
26 57 11-9
19 14 59-7
19 23 16-4
30 1 58-0
30 1 55-6
26 13 31-0
27 41 1-4
26 3 43-8
17 23 39-8
17 29 44-0
16 47 55-8
16 17 351
19 35 24-7
17 28 8-5
21 35 7-6
23 39 59-5
22 13 29-7
27 35 14-6
29 40 44-6
19 40 16-0
29 40 43-6
26 1 47-1
18 38 18-9
28 6 10-0
28 14 47-4
25 19 25-1
25 18 48-0
30 32 20-5
20 23 28-0
16 39 15-2
26 22 29-0
17 29 45-0
17 29 44-8
22 14 5-3
30 20 10-7
30 20 13-9
17 4 13-2
28 26 51-5
22 1 8-3
21 7 18-9
20 34 3-9
24 25 24-2
24 25 25-3
16 29 20-0
21 51 54-2
17 34 15-3
17 34 16-6
314 46
268 105
319 33
326 43
269 64
315 64
324 10
271 56
315 63
319 35
319 34
326 44
314 47
315 65
271 57
315 66
268 108
268 106
261 32
261 33
319 36
268 107
269 65
324 11
269 66
271 58
314 48
319 37
326 46
315 67*
321 1
271 59
271 60
324 12
324 13
326 45
319 38
261 34
315 68
268 109
321 2
269 67
314 49
326 47
261 35
271 61
269 68
319 39
319 41
324 14
338 1
261 36
269 69
268 HO
321 3
168
0 e 11 z e n.
Nr.
325
326
327
328
329
330
331
332
333
334
33ö
336
337
338
339
340
341
342
343
344
345
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372
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•374
375
376
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9
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9
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9
9
8-9
9
9
8- 9
9- 0
8-9
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3
0"
8
31"’
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31
31
31
31
31
31
31
31
32
32
32
32
32
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32
32
32
32
32
32
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33
33
33
33
33
33
33
33
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34
34
34
34
34
34
34
34
34
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35
35
35
35
35
35
35
35
35
35
36
36
30
24 "29
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2- 51
3- 28
3-59
-26° 25'
26 25
22 6
20 55
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28 56
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28 58
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26 52
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17 20
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24 6
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67
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20
115
7
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
169
Nr.
380
381
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431
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433
434
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s-6
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6-7
7
7
36'"
36
36
36
36
36
36
36
36
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37
37
37
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38
38
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38
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39
39
39
39
39
39
39
39
39
39
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40
40
40
40
40
40
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41
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41
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-31° 15'
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170
0 e I t i. e n.
Nr.
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41
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43
43
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45
45
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46
46
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25 II
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27 12
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33
87
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
171
Nr.
490
491
492
493
494
493
496
497
498
499
300
501
502
503
504
505
506
507
508
309
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511
512
513
514
515
516
517
318
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521
522
523
524
525
526
527
528
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530
531
532
533
534
535
536
537
538
539
540
541
542
543
544
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8
8
6
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9
9
9
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7
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90
9
9
9
9
7
9
9
8
9
8-9
8-9
9
8
7
9
8-9
9
6-7
8
46'"
46
46
46
46
46
46
46
46
46
47
47
47
47
47
47
47
47
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
50
50
50
50
50
50
30
50
50
50
50
50
50
51
51
51
20’04
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32- 02
32-08
32-43
38-08
38-37
38- 86
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41-09
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16-98
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22-32
39- 28
46-02
56-70
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23-66
23-77
23-78
27 97
38-42
38- 73
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16-64
16-75
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28- 42
29- 97
40-26
44-31
49-75
56-05
3- 89
414
13-11
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25-87
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36- 79
39 04
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46-69
34-33
54- 78
55- 57
0-01
0-43
19-92
-27° 16'
22 6
18 49
29 21
29 21
29 37
25 51
16 59
18 50
18 50
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24 43
24 44
24 44
18 15
17 46
22 44
25 28
17 10
17 10
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18 7
19 34
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28 35
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24 28
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15 56
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17 37
20 8
16 49
30 10
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19 48
16
27
21 29
28 52
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23 24
21 59
26 41
26 41
21 7
27 54
17 36
20 26
11 J 3
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3-1
33-7
32- 9
100
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32-5
14- 2
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59-9
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0-7
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27-8
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49-9
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42-6
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39-6
18- 4
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56-7
48- 8
22-0
22-1
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34- 4
7-8
19- 8
9- 4
21 -9
57 1
3-4
38-3
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58-4
9-5
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25- 8
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23-2
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18-5
49- 6
14-8
46-8
32-6
Zone
271
269
319
314
326
326
315
261
319
321
269
338
324
338
315
321
331
269
313
321
261
331
271
319
321
319
271
314
269
315
324
338
331
261
315
331
319
321
326
338
324
319
261
315
269
314
324
338
269
271
315
269
271
331
319
Nr.
78
88
61
58
62
61
89*
55
62
15
89
19
34
20
91
16
1
90
90
18
56
2
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64
17
63
80
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91
92
35
21
3
57
93
4
66
19
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58
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92
60
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23
94
81
95
93
82
5
68
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COOCOCOCCOOOCOCOCOCOa)COCOCOCOCO<K}^l<(<}<J<{<}<l*Qaa)©ai05C5C05050CrcacW«OCÜCWücatWiiM^^^^
OOO^OÜCiJi-WW-OOCO‘303CJti<i'WtC^OOOO<}C5W^WlCr*-OOG0^05C«^WlOi-OCOCO<l05Üti^WlC^OOCOOaiÜC
172
Oelf zen.
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5
s
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90
9-0
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8-9
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9
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9
7
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9
90
6
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9
8-9
8 1 9
8-9
8
8
7
8-9
8-9
0" 31"
31
51
öl
öl
öl
öl
öl
52
52
32
32
32
32
32
32
32
33
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
33
53
54
54
54
54
54
54
54
54
54
35
55
55
55
55
55
55
55
55
55
50
56
56
56
20 5 33
22- 09
22-18
23- 29
24- 29
38-15
44-11
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32-84
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33- 22
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40-83
40-93
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9-27
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14-
16-11
17-49
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26-10
27-63
31-71
33-64
43-21
1 -9)
9-27
12-84
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25- 02
30-21
30-43
43-12
50-47
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3-47
3- 62
4- 67
19-66
19-96
54-03
54- 28
55- 98
59-57
5- 12
7- 69
7-85
38-56
-15° 29'
30 10
30 10
15 58
18 17
20 8
24 30
17 2
24 30
26 40
18 52
26 40
23 1
25 14
17 27
17 27
21 52
23 54
17 53
17 53
17 53
17 53
18 35
18 55
26 33
20 53
27
25
25
28
25 13
19 38
29 41
23 36
17 4
20 13
14 56
24 11
24 11
20 28
22 25
16 56
16 56
16 36
22 25
21 20
21 20
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23 59
16 14
26 59
28 41
30 19
17 23
19 22
36 ! 2
6-4
4-0
6-6
48-0
13-6
1-5
45-4
26-3
24- 7
18-1
25- 1
24-3
46-8
2- 5
3- 1
12-1
44-7
12-3
9-5
52-9
56-3
39-1
43-7
22-0
58-6
33-4
54-
51-
23-
54-
50-
34- 8
49-9
14- 3
15- 6
24- 7
38-7
35- 8
29-9
2-5
54-0
59-2
56-0
0-9
37-0
35-3
11 -7
12- 5
56-9
5-3
13- 6
51- 7
8-8
19-9
Zone
261
314
326
261
321
319
338
331
338
271
319
313
269
324
321
331
269
313
321
331
331
321
319
321
315
269
271
338
324
271
324
319
314
338
321
319
261
324
338
319
269
321
331
261
269
319
269
324
338
261
271
271
314
331
319
Nr.
60
61
64
39
20
67
24
6
25
83
69
96
96
38
21
7
95
98
22
8
9
23
70
24
97
97
84
26
40*
85
39
71
62
28*
25*
72
61
41
27
73
99
26
10
62
100
74
98
42
29
63
86
87
63
11
76
Argelander's Zonen-Beobachtungen etc.
173
Nr.
600
601
602
603
604
603
606
607
608
609
610
611
612
613
614
613
616
617
618
619
620
621
622
623
624
623
626
627
628
629
630
631
632
633
634
633
636
637
638
639
640
641
642
643
044
643
646
647
648
649
630
631
632
653
654
Grösse
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9-0
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9
8
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9
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9
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8-9
8-9
8- 9
9- 0
9
8
8
8-9
8-9
9
8-9
8-9
9
8-9
7
7
9
9
6- 7
8- 9
8
9
9- 0
7
7
9
9-0
8- 9
8'9
7- 8
9- 0
9
8- 9
8- 9
9- 0
8
8-9
8
9
7-8
8
9
9
Reclascension lSbO-O Declination ISüO'O Zone Nr.
0 h 36"' 44 5 41 —19»
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57 3-94 27
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57 29-46 21
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58 14-00 29
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58 42-34 27
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58 51-61 24
58 53-81 24
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59 18-82 16
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59 42-83 24
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l 11 0 5-88 19
0 8-78 16
0 17-17 16
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1 4-44 19
1 5-79 22
1 11-48 25
1 11-73 25
1 38-21 20
1 40-15 21
32' 5 J 5 319 75
27 11-8 331 12
4 44-4 315 99
57 45-3 271 88
7 28-9 319 77
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16 44-2 321 27
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42 39-5 201 64
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7 37-5 314 65
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31 56-7 266 1
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47 46-1 338 31
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45 5-0 331 15
6 28-9 319 80
46 0-6 338 35
30 27-6 314 60
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31 29-2 266 2
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24 30-2 315 104
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58 0-8 319 81
19 25-4 317 2
2 36-9 338 36
2 36-2 315 105
10 24-1 319 82
1 24-8 269 106
Nr.
l
l
106
3
18
83
84
4
68
69
93
2
3
19
3
37
20
4
83
6
48
38
86
21
70
22
49
39
5
3
40
7
23
2
2
1
71
24
6
4
87
73
88
72
8
SO
26
23
27
3
3
41
9
42
74
>QODOOOCOOCDOOCOOOOCCClOCO©CCOOOOOCOClCO<{CO^COCOCO(»COOCOOOCOOCiOOOCO<}GO<lOD<{COCiCDOOCOCOO©CO
0 eltzen.
Grösse
■9
•0
•8
•0
•9
•9
■9
•9
•9
•8
•0
8
•o
9
9
•9
■9
Rectascension 1850*0
l h l m 435
Declination 1850*0
-30° 23' 17 1 9
Zone
328
1 48-16 26
1 48-73 26
1 30-63 22
2 3-22 16
2 11-34 20
2 23-62 21
2 23-89 21
2 32-79 16
2 40-73 13
2 31-07 26
2 31-13 26
2 31-43 26
2 39-74 17
3 0-74 20
3 6-31 23
3 16-92 17
3 22-69 28
4 5-47 20
4 11-79 21
4 12-38 23
4 13-00 23
4 22-79 20
4 23-04 18
4 29-03 13
4 37-23 18
4 36-80 23
4 37-29 23
3 0-42 27
3 0-37 27
3 12-73 23
3 16-80 21
3 17-17 17
3 20-33 29
3 31-32 29
3 31-60 29
5 33-00 13
3 39-06 14
3 39-70 27
5 39-73 27
6 7-76 19
6 19-33 16
6 21-06 20
6 24-24 16
6 33-73 21
6 37-39 23
6 40-30 17
6 42-70 17
7 4-27 14
7 6-03 23
7 12-38 29
7 14-63 23
7 20-33 21
7 27-83 23
7 29-83 16
20 10-3 327
20 13-0 313
38 32-1 317
SO 26-5 331
11 30-2 319
1 2-4 319
1 7-9 317
13 31-8 261
13 10-6 261
39 37-9 271
39 32-4 327
39 376 266
6 24-9 331
SO 39-3 317
34 31-6 338
37 34-0 331
34 42-7 266
23 31-4 319
13 31-8 317
31 37-3 324
31 39-8 338
27 27-3 319
20 9-3 331
21 11-0 261
36 41-9 331
27 37-3 324
27 30-7 338
6 21•3 266
6 17-7 327
20 11 -1 338
13 16-4 317
22 33-5 331
30 49-1 336
38 24-2 328
38 36-3 336
33 31-9 261
29 2-3 331
14 22-3 266
14 19-1 327
37 30-9 319
23 42-8 261
48 29-6 319
8 3-4 261
18 36-8 317
3 13-9 324
31 1-3 331
13 4-6 331
39 40-7 331
3 42-3 327
21 37-9 336
14 31-0 338
10 6-7 317
19 18-1 338
36 46-6 261
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
178
Nr.
Uectascension 1850*0
Deelination 1850*0
Zone
710
711
712
713
714
715
710
717
718
719
720
721
722
723
724
723
720
727
728
729
730
731
732
733
734
733
730
737
738
739
740
741
742
743
744
743
740
747
748
749
730
731
732
733
734
735
750
737
758
759
700
701
702
703
704
1"
7- 8
9-0
8- 9
9
9
9
9
9
9
9
8
9- 0
7-8
7- 8
9
8- 9
8
8
9- 0
8-9
9
8-9
9
8
8
9
7
8
8-9
8
7™
7
7
7
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
9
9
9
9
9
9
9
9
9
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
11
11
11
11
11
11
11
11
11
11
11
11
11
12
12
12
12
12
12
12
44 = 05
45-80
52.95
59-12
0-07
9-84
11-47
14- 44
41-03
41- 10
42- 39
40-45
55-10
55-34
8-37
22-12
27-91
31-66
38- 91
39- 09
51 • 19
51- 52
58-17
1-33
1-92
4-76
8-85
15- 86
16- 55
23-45
36-42
36- 63
37- 15
37-56
52- 13
2-
5-
11 ■
33
65
41
12-08
12-36
23-01
25- 99
20 14
20-40
27-37
27-64
33-32
33-56
8-73
18-71
26- 69
36-57
39-27
39- 80
40- 02
-20» 28'
15 56
23 41
23 5
23 42
30 22
29 3
24 44
24 45
24 46
24 6
20 35
22 16
15 14
17 24
17 40
26 27
22 36
17 52
17 52
24 1
24 1
19 39
19 49
15 11
20 46
18 19
10 35
17 13
19 32
28 59
22 0
28 59
28 59
24 31
27 39
24 17
24 11
20 58
23 48
21 22
23 30
29 31
20 31
19 53
26 41
27 18
27 18
23 53
25 44
15 42
29 39
17 49
29
29
49 r 3
39-1
41- 9
32-8
59-3
5-1
2-8
48-8
59-1
2-1
34-1
48-4
34- 7
35- 5
56-9
2-1
58- 1
13-9
43- 5
42- 4
53-2
53-8
10-2
5 - 5
55-7
36- 0
44- 8
50 ■ 5
59- 7
12-5
24- 1
59-2
23-3
23-5
59-1
4-6
12-4
43- 8
51-7
10-9
27-0
41-7
25- 9
27-3
20-2
26- 8
2-2
2-9
50-4
0-0
12 1
1-5
50 ■ 1
18-5
20- I
319
261
338
338
338
336
336
324
327
324
324
319
317
261
331
331
327
317
331
331
324
338
319
319
261
330
331
261
331
319
328
317
336
336
338
266
338
338
317
324
317
324
336
328
319
327
327
266
324
327
261
330
331
336
200
89
75
44
43
45
5
4
51
6
52
53
90
10
76
28
29
7
11
32
30
54
46
92
91
77
6
31
78
33
93
3
12
7
9
47
7
48
49
14
55
13
56
8
4
94
8
9
8
57
10
79
11
34
10
9
Argelauder’s Zonen-ßeobachtungen etc.
177
Nr. Grösse
820 9
821 8-9
822 9
823 7-8
824 9
825 9
826 3
827 8
828 9
829 8-9
830 8
831 9
832 9
833 9-0
834 7-8
835 7-8
836 9-0
837 8-9
838 8-9
839 8-9
840 7
841 9-0
842 9
843 7
844 7
845 9-0
846 7
847 7
848 9-0
849 9
850 7
851 8-9
852 7
853 8-9
854 7
855 9
856 8
857 8
858 8-9
859 9
860 9
861 7
862 8-9
863 8
864 9-o
865 8-9
866 8-9
867 8-9
868 6
869 8•9
870 7
871 7-8
872 8-9
873 8
874 8
Rectascension 1850-0
1" 17” 27 5 17
17 41-96
17 45-98
17 56-40
18 8-36
18 8-75
18 14-37
18 21-58
18 24-09
18 24-95
18 25-43
18 25-75
18 44-28
18 53-43
18 54-00
18 54-05
19 11-11
19 45-26
19 48-64
19 48-68
19 49-91
19 52-34
20 2-46
20 6
20 11-16
20 11-37
20 12-12
20 12-25
20 18-24
20 29-54
20 47-24
20 47-47
20 48-12
20 48-84
20 49-62
20 51-50
20 55•17
20 57-73
21 4-51
21 38-41
21 38-68
21 41-39
21 44-50
21 44-73
21 49-89
22 5-63
22 5-99
22 20-93
22 24-41
22 36-74
22 37-36
22 38-47
22 42-51
22 42-52
22 46-39
Declination 1850*0
—29» 32' 46 ■%
28 36 36-8
18 37 0-9
15 46 35-5
15 31 19-1
24 21 5-6
15 22 48-3
25 30 49-4
19 20 39-6
29 33 52-7
29 33 50-1
27 14 25-3
18 5 28-5
29 26 49-3
23 34 48-8
23 34 18-1
18 13 30-8
19 7 40-0
30 14 45-9
30 14 52-4
21 16 18-6
24 5 10-4
19 9 9-5
31 1 2-0
21 7 58-1
30 30 53-8
23 6 52-8
23 6 54-4
17 51 8-6
24 47 44-9
18 2 26-4
29 40 28-2
22 49 0-5
20 35 11-8
21 12 40-5
23 6 51-6
22 20 11-8
27 53 27-3
16 41 2-6
16 39 24-6
25 7 3-8
25 34 31-8
30 40 13-5
30 40 12-0
18 0 34-6
18 3 51-6
20 29 10-1
20 35 40-7
22 24 24-7
27 44 50-6
26 23 38-4
16 30 15-7
30 49 19-5
30 49 19-1
20 22 22-9
Zone Nr.
336 19
266 13
331 44
261 86
261 87
324 62
261 88
327 14
319 100 *
328 9
336 20
266 14
331 45
336 21
324 63
338 55
331 46
319 101
328 10
336 22
317 25
338 57
319 102
336 24
317 24
336 23
324 64
338 56
331 47
338 58
331 48
328 11
324 66
319 103
317 26
324 65
317 27
266 15
261 89
261 90
338 59
327 15
328 12
336 25
331 49
331 50
319 105
319 104
317 28
266 16
327 16
261 91
328 13
336 26
319 106
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft.
12
178
0 e 111 e n.
Nr.
Grösse
Rectascension 1850*0
Declination 1850*0
Zone
875 8 1"
876 8
877 8-9
878 9
879 7
880 8
881 7
882 8
883 9
884 8-9
885 9
886 9
887 9
888 8-9
889 9-0
890 8
891 9
892 8
883 8-9
894 8-9
895 6-7
896 9
897 8
898 9
899 6
900 7-8
901 8
902 8
903 7-8
904 8-9
905 9
906 8
907 8
908 8-9
909 8-9
910 8-9
911 8
912 7
913 9
914 7
915 7-8
916 8-9
917 8
918 8-9
919 8
920 8-9
921 8
922 8-9
923 9
924 9
925 8-9
926 8-9
927 6
928 8
929 7-8
22» 48 5 41 —23°
22 48-78 23
23 7-92 14
23 9-94 18
23 13-74 29
23 14 29
23 18-28 26
23 23-14 24
23 25-17 26
23 26-27 30
23 38-03 18
23 42-55 18
23 50-41 23
23 57-22 21
23 58-45 22
24 0-27 18
24 10-42 20
24 15-18 28
24 15-21 28
24 15-26 28
24 32-02 30
24 32-94 24
24 39-63 18
24 41-58 26
24 46-82 31
24 51-59 15
24 52-55 28
24 53-48 18
25 0-51 24
25 8-29 20
25 11-00 27
25 11-48 16
25 17-10 27
25 31-66 30
25 31-98 30
25 34-11 23
25 37-61 18
25 50-21 19
25 57-00 22
26 5 24
26 6-80 24
26 6-95 29
26 11-69 26
26 12-03 20
26 28-41 30
26 28-62 30
26 40-90 21
26 53-57 18
26 53-96 16
26 57-83 20
26 58-17 23
27 15-37 30
27 17-87 16
27 18-02 28
27 25-07 29
17' 56'-7 324
17 56-6 317
50 58-8 261
20 47-2 331
38 27-7 336
38 31-5 328
59 1-0 266
1 8-2 324
9 45-9 327
2 35-5 328
16 55-1 331
20 1-7 331
17 59-5 324
53 37-4 317
16 53-0 317
27 43-8 331
34 40-6 319
52 30-3 336
52 22-9 266
52 36-6 328
45 36-6 336
0 24-7 324
28 32-3 331
17 53-1 327
3 13-6 336
15 52-8 261
28 34-2 266
18 22-7 331
25 5-6 324
22 48-7 319
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13 25-1 261
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19
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70
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18
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108
20
94
19 »
31
18
32
57
110»
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21
72
17
20
109
32
19
34
58
59
111
73
33
95
21
22
Argelander’s Zonen-Beobachtungeu etc.
179
Nr.
930
931
932
933
934
935
936
937
938
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943
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7- 8
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7
8
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9
8- 9
8-9
8-9
8-9
8
8- 9
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9
9- 0
6
7
9
8-9
8
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9
9
9
8-9
8
27'"
27
27
27
27
28
28
28
28
28
28
28
28
28
28
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
30
30
30
30
30
30
30
30
30
31
31
31
31
31
31
31
31
31
31
31
31
31
32
32
32
32
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19
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•54
•61
•60
•60
•70
-16« 56'
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30 40
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30 9
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20 7
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30
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16 13
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16 45
16 45
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19 33
23 53
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34-
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1-4
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38- 4
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3-2
56-3
25 • 6
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17-5
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56-
21-
23-
33-
56-
44-
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261
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339
258
327
331
263
324
Nr.
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24
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26
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2
80 <
12
180
0 e 11 z e n.
Nr.
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986
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8’9
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32
32
32
32
32
32
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33
33
33
33
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33
33
33
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34
34
34
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34
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34
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37
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29 20
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15 5
15 5
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17 35
20 54
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339
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331
327
317
331
263
Nr.
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26
45
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28
47
74
8
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
181
Nr.
1040
1041
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1062
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, 1065
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9
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— 20° 54' 14?0
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334 4
258 12
182
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Nr.
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Nr.
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1131
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1142
1143
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9
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8-9
9
8-9
8-9
8-9
9
9
9
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9- 0
9-0
9
8'9
9
7
7- 8
9-0
8- 9
8
8-9
9
8- 9
9- 0
9
8
9
9'0
9
7- 8
6'7
8
8- 9
9
9
9- 0
9
9-0
8
8-9
8-9
9
5
8
7
8
9
9
9
8
7
8
9
1“
41 m
41
41
41
42
42
42
42
42
42
42
42
42
42
42
42
43
43
43
43
43
43
43
43
43
43
44
44
44
44
44
44
44
44
44
44
44
44
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
46
46
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4-63
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6-92
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44- 43
45 ■ 97
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51- 41
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6- 79
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26- 86
-30»
30
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26 53
17 24
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26 46
23 5
23 5
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16 31
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29 47
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29 23
29 23
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22 54
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23 10
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17 13
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29 24
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5'-'7
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24
15
13
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54-
5-
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49-
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336
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331
324
328
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263
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331
339
324
317
336
328
258
266
258
334
336
324
317
331
263
331
339
258
328
336
334
331
324
317
52
32
10
30
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5 *
31
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52
17
11
82
53
13
18
95
54
55
33
84 ,
83
96
34
32
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14
19
6
20
12
57*
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21
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35
15
33
16
7
59*
98
54
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13
86
22
17
36
60*
8
87
99
55
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
183
Rectascension 1850*0
Declination 1850*0
USO 9
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1203 9
1204 8-9
l h 46"' 29 * 40
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46 46-97
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47 4-76
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47 55-69
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51 3-46
51 3-68
51 6-29
51 9-96
51 13-98
—15» 43' 3 ! 5
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17 46 53-6
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27 5 0-2
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23 15 38-7
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29 36 27-4
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18 27 17-4
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16 51 54-2
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336 64
334 16 *
325 104
334 15
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317 59
266 38
336 66
328 39
266 37
331 97
339 30
0 e 111 e n.
Grösse
Rectnscension i850’0
Declination 1850-0
Zone
Nr.
9
8- 9
8
9
9- 0
9
7- 8
8
7
8- 9
9
7
7- 8
7
8- 9
9
8-9
8
4-5
90
8-9
9
9
9
9
8-9
8
9
8- 9
9
9
9- 0
8
9
9
9
9
9
8-9
9
8- 9
9
9
9- 0
9
9
7
90
9
7
7
8
7
9
6
51™
51
51
51
51
51
51
51
51
52
52
52
52
52
52
52
52
52
52
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
54
54
54
54
54
54
54
54
54
54
54
55
55
55
55
55
55
55
55
55
55
NN
14 ! 35
15-58
15- 66
48- 23
54-08
54-36
54-61
59-51
59-51
I -46
3-49
14-37
21-36
21-43
26- 17
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57
3- 19
4- 49
6- 94
7- 22
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14-26
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36- 22
40-37
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44-21
50-17
54- 79
14-84
16- 07
17- 55
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33- 68
36-02
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59-39
59-64
0-98
8-63
14-33
21-07
34- 79
35- 29
44- 87
45- 10
45- 27
46- 06
55- 88
-16° 9'
29 32
29 32
22 55
25 37
18 47
18 47
15 51
15 51
22 59
24 7
15 36
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24 42
24 10
16 3
28 40
28 40
21 48
18 56
17 4
28 53
28 53
28 53
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30 14
23 57
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26 2
26 54
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24 40
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30 13
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17 3
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29 3
22 41
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27 27
30 23
17 2
24 36
13 ’ 3
44- 9
52- 2
32- 0
45- 4
25-2
25-5
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8- 6
58-4
57-7
16-5
33- 8
36-7
4-1
42-0
9-4
13-6
21-1
7- 6
28-1
4- 4
9-9
5- 9
24- 7
15-0
11- 4
18-7
34- 2
9-3
36- 2
34- 6
53- 0
35- 7
8- 4
30-7
18- 7
39- 3
52-0
19- 1
33-7
12- 4
20- 0
37- 3
25
7
58
15
40
23-0
25- 8
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23-6
40- 7
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328
336
317
334
263
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258
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317
324
339
324
334
324
339
266
336
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331
339
266
336
328
328
317
334
336
324
331
334
334
331
317
266
324
339
328
336
331
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336
339
339
334
324
258
266
317
330
266
328
331
324
22
40
67
60 <
18
17
98
23
32
61
100
33
105
17
107
31
39
69
63
99
34
40
68
41
42
62
20
70
108
100
19
21
101
04
41
109
25
43
71
102
22
110
72
37 ‘
30
23
111
24
42
65
73
43
44
104
112
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
185
Nr.
1260
1261
1262
1263
1264
1263
1266
1267
1268
1269
1270
1271
1272
1273
1274
1273
1276
1277
1278
1279
1280
1281
1282
1283
1284
1283
1286
1287
1288
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1290
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331
Nr.
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45
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Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
187
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339
336
313
Nr.
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14
Nr.
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44*
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WOMWW^WlOW^CSWW^WWQi^^WWWWW“*"^'— O5WHi-^O0WM.^i-il\5COC5^H»-WWH-h^C0C5O5Hk.hi-O5WWCöW
4S’WC003aOO^OOOOOWO^'WGOC505*^WC5COOOCOCOWCOWi^OOOOCOCOW<{OOOOC5©W<IC5COWOO^OW«5WWOOOO^
Argelander’s Zonen-ßeobachtuiigen etc.
189
Nr.
1480
1481
1482
1483
1484
1483
1486
1487
1488
1489
1490
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1492
1493
1494
1493
1496
1497
1498
1499
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1301
1302
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1303
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12
12
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-25» 59'
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18 42
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16 56
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0 e 11 z e ii.
Nr.
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18
18
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18
18
18
18
18
18
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19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
19
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20
20
20
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21
21
21
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21
21
21
21
21
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22
22
22
22
22
22
22
21
22
22
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30 6
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313
Nr.
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47
25
91
30
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
191
Nr.
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1591
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22'"
22
22
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
24
24
24
24
24
24
24
24
24
24
24
24
24
24
25
25
25
25
25
25
25
25
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26
26
26
26
26
26
26
26
26
27
27
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24
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80
44
63
-16° 44'
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258
336
328
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109 *
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192
0 e 11 l e n.
Nr.
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9- 0
2 h
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27
27
27
27
27
27
27
28
28
28
28
28
28
28
28
28
28
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29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
29
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30
30
30
30
30
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30
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30
30
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31
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24-96
-30« 3g'
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16 14
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15 50
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25 45
22
1
47 ’■ 5
10-8
29-6
11-4
10-6
19-8
29-6
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42-6
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32-
30
5-
10-
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29 38
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4-
2-
43-
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38-0
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66
64
40
65
96
95
38
114
85
97
42
88 1
115
65
Argelander’s Zoiieu-Beobachtungen etc.
193
Nr.
1700
1701
1702
1703
1704
1705
1706
1707
1708
1709
1710
1711
1712
1713
1714
1715
1716
1717
1718
1719
1720
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1727
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1731
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1735
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9-0
9
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8- 9
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9- 0
7
Rectaseension 1850*0
Declination 1850*0
2 1 ' 31“
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31
31
31
31
31
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32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
34
34
34
34
34
34
34
34
34
34
34
35
35
35
35
35
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20 49
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15 5
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15 11
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28 9
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56-2
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335
336
Nr.
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101
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119
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91
103
44
120
90*
1
104
42
41
69
103
58
79
5
45
105
6
4
121
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. ßd. I. Ult.
13
194
0 e I 12 e 11.
Nr.
1755
1756
1757
1758
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1808
1809
Grösse
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9- 0
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5
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9- 0
7- 8
8
8- 9
7
7
9
9
35'”
35
35
35
35
35
35
35
35
35
35
35
35
36
36
36
36
36
36
36
36
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37
37
37
37
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38
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38
38
38
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39
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39
39
39
39
39
39
39
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14-79
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26- 27
26- 76
34-97
35 ■ 12
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45- 59
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19- 19
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57- 10
58- 30
-30» 42'
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16 39
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31
28
28
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22 6
22 6
21 10
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19 50
19 41
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29 4
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29 26
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16 3
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22 47
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17 5
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19 31
18 40
19 4
22 17
26 48
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15 55
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25 50
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15- 0
6-0
10-6
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54-4
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0-6
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28-5
Zone
335
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335
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263
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335
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316
335
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318
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339
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80
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107
8
123 *
60
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9
105
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9
124
6
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10
11
8
61
106
72
2
108
12
62
107
45
108
3
9
14
13
10
63
46
47
4
11
73
109
5
46
15
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
19S
Nr.
1810
1811
1812
1813
1814
1815
1816
1817
1818
1819
1820
1821
1822
1823
1824
1825
1826
1827
1828
1829
1830
1831
1832
1833
1834
183»
1836
1837
1838
1839
1840
1841
1842
1843
1844
1843
1846
1847
1848
1849
1830
1831
1832
1833
1834
1833
1836
1837
1838
1859
1860
1861
1862
1863
1864
Grösse
7
8- 9
9- 0
9-0
9-0
7
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9
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9
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9- 0
8- 9
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9
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44
44
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44
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45
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1 -63
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335
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114
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13
Nr.
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55
25
23
OC<l^GC<J<JCC<JCCCCOOCOOO<»-*5-aOCC<l<!<JCOOOOOO-qGCCOCCC5<lOCOC^OOCOCOOOO<JCS<tOO<lOOGO?OCCOOOOODGCOD
Oe Itz en.
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45
45
45
45
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45
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46
46
46
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49
49
49
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49
49
49
49
49
49
49
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16 39
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15 37
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12-2
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322
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263
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343
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258
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335
335
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263
316
339
322
318
325
316
313
258
339
263
322
316
313
313
322
335
Argei an der’s Zonen-Beobachtungen etc.
197
Nr. Grösse
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1970 9
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1972 9
1973 8-9
1974 9-0
Reetascension ISiiO’O
2 h 49” 49’89
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322 33
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198
0 e 11 /, e i).
Nr.
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
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9
9
8
9
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9
9
9
9
9
9
8
9
8
9
8- 9
9
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9- 0
9
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9
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8-9
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9
8- 9
9- 0
8- 9
9
9- 0
8-9
8-9
9
9
9'
9
9
8
9
0
55"
55
55
55
55
55
55
55
55
55
55
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
57
57
57
57
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57
57
57
57
57
57
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58
58
58
58
58
58
58
58
58
58
59
59
59
59
69
59
59
2'17
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4-79
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17-50
25-19
33-94
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55- 68
56- 56
0-83
0-86
1-10
20- 15
21- 74
36-86
42-74
47-25
49-60
54-79
56-42
6- 26
6-71
6-80
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19-53
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339
339
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343
335
339
Nr.
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138
140
17
68
37
82
36
34
139
Argelander’s Zonen-ßeobachtungen etc.
199
Nr.
2030
2031
2032
2033
2034
2035
203G
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2038
2039
2040
2041
2042
2043
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2059
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2061
2062
2063
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8-9
8-9
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9
9- 0
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8
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8-9
Rectascensiou ISüO’O
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3
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41 • 58
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3
29 23
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20 15
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3
39
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74
43
87
4
40
2
42
74
1
3
■
200 Oel.tzen.
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
201
Nr.
2140
2141
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2143
2144
2143
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6-7
6
6
6-7
6
7
8
8-9
8-9
9
3 h
8
8"
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8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
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9
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10
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10
10
10
10
10
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10
10
10
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12
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35-65
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27-
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9 *
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11
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34
52
202
Oe ltzen.
Nr.
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7-8
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8- 9
8
12"'
12
12
12
12
12
12
13
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13
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13
13
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17
17
17
17
17
17
17
17
43 ! 05
43-65
49- 91
50
50- 68
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59-04
20-00
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54-95
7-52
19-03
21 -03
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29-72
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49- 61
50- 71
54-03
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0-22
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15-57
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4-28
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22- 91
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33- 51
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10-66
25- 58
26- 41
26- 73
27- 00
33-43
35-09
38-48
-22» 55'
22 55
25 21
22 18
22 18
19 23
26 7
18 32
20 15
29 19
29 19
29 32
29 23
29 23
16 47
16'.'1
9-9
2-2
23-6
27-0
18 3
23 15
23 51
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21 38
22 5
16 20
26 42
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21 59
24 10
30 43
20 51
16 0
30 31
20 35
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21 38
26 7
17 22
19 38
21 37
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30 44
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27 50
16 48
26 40
17 49
15 42
16 11
25 46
21 27
21 27
26 45
26 45
15 11
29- 1
30- 3
52-3
45-9
35- 7
36- 2
12-4
50-4
48-5
29-4
aa-i
14- 2
18- 7
11-8
43- 0
53- 0
25-2
46- 5
55-6
57-4
33-7
57-2
54- 3
0-9
37- 4
12-2
25-9
3- 3
20-9
23-1
35- 9
38- 4
15- 4
36- 1
47- 7
6-7
39- 1
44- 4
25-6
36-0
28-4
47-2
25-4
2-9
11-8
53-8
51-6
4- 9
4-4
19- 1
313
346
325
340
343
320
325
218
320
322
335
335
322
335
341
318
313
313
325
343
346
341
325
343
346
313
335
320
341
335
320
343
325
346
343
325
318
320
346
313
335
322
318
322
341
322
318
341
341
325
343
346
322
322
341
83
18
36
19
56
14
35
89
15
56
55
56
57
54
14
90
84
85
37
57
21
15
38
59
20
86
58
17
16
57
16
60
39
22
58
40
91
18
23
87
59
58
92
59
17
60
93
19
18
42
61
24
62
61
21 1
Nr. Grosse
2280 9
2281 8
2282 7-8
2233 7-8
2284 9
2283 9
2286 9
2237 8'9
2238 8
2289 8
2260 8
2261 8-9
2262 9
2263 8
2264 8-9
2263 7
2266 7
2267 8
2208 8-9
2269 8-9
2270 9
2271 «J
2272 8-9
2273 9
2274 9
2273 8-9
2276 9
2277 9
2278 9
2279 8-9
2280 9
2281 9
2282 8-9
2283 8
2284 7-8
2288 9
2286 7-8
2287 8-9
2288 9
2289 8-9
2290 9-0
2291 8-9
2292 9-o
2293 9
2294 8
2293 8-9
2296 9
2297 9-0
2298 8-9
2299 8-9
2300 8-9
2301 9
2302 9
2303 8
2304 8 • 9
Argeiander s Zonen
Rectascension 1850-ü
3 h 17 m 44*27
17 44-30
17 43-01
17 45-22
17 50-08
17 58-14
18 11-48
18 15-38
18 17-98
18 25-90
18 31-97
18 43-09
18 53-33
18 53-94
18 54-21
19 0-12
19 16-15
19 16-23
19 18-52
19 18-85
19 28-49
19 28-72
19 30-17
19 30-33
19 30-91
19 47-25
19 48-28
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20 10-32
20 10-61
20 16-34
20 18-29
20 24-21
20 24-32
20 28-30
20 35-02
20 40-96
20 52-51
20 53-06
20 55-05
21 14-85
21 23-12
21 23-37
21 44-09
21 51-65
21 51-90
21 52-16
21 55-02
22 0-60
22 2-20
22 4-11
22 26-66
22 31-96
22 38-45
22 38-51
Beobachtungen etc.
Declination iS-JO-O
—22» 11’ 52 s 3
22 11 54-1
24 50 3-8
24 51 4-8
31 4 36-7
20 50 16-2
19 5 47-9
26 41 9-9
15 33 35-4
26 16 50-6
21 36 18-9
18 13 45-4
25 0 43-9
26 29 34-6
25 6 31-0
30 22 23-9
18 58 10-5
18 58 11-0
22 35 50-1
22 35 50-3
26 51 3-6
26 50 58-3
22 41 29-2
22 41 26-8
22 41 25-0
18 45 5-5
14 50 2-5
22 11 38-9
30 4 19-5
27 30 46-3
19 9 55-6
27 32 49-3
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19 13 19-4
29 5 15-7
15 44 7-8
16 53 43-5
27 26 4-5
27 3 4-9
26 46 54-9
20 45 0-1
27 56 26-7
21 28 17-4
16 42 46-7
18 53 57-4
19 10 25-1
18 45 7-4
21 21 34-8
29 57 1-2
26 51 57-9
27 8 1-0
28 9 9-3
18 25 5-9
21 53 25•1
21 53 27-3
203
Zone Nr.
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343 62
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320 20
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346 20
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313 89
325 44
313 90
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320 21
343 63
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325 45
313 91
346 29
343 64
318 96
341 22
346 27
335 62
322 65
320 22
322 66
318 97
320 23
335 63
341 23
341 24
322 67
325 47
325 46
343 65
322 68
340 30
341 25
318 99
320 24
318 98
346 31
335 64
325 49
325 48
322 69
318 100
346 32
343 60
204
0 e 11 z eil.
Nr.
2305
2306
2307
2308
2309
2310
2311
2312
2313
2314
2315
2316
2317
2318
2319
2320
2321
2322
2323
2324
2325
2326
2327
2328
2329
2330
2331
2332
2333
2334
2335
2336
2337
2338
2339
2340
2341
2342
2343
2344
2345
2346
2347
2348
2349
2350
2351
2352
2353
2354
2355
2356
2357
2358
2359
Rectascension 1850-0
Declination 1850*0
8
9
8
7
7
9
9
9
9
9
9
9
8
8- 9
7
9
9- 0
9
8
9-0
7- 8
8- 9
7- 8
9
9
8- 9
8
9
9
6
8-9
8-9
7-8
7- 8
8
8- 9
8- 9
9
9- 0
9
0
3 h 22'"
22
22
22
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
24
24
24
24
24
24
24
24
24
24
25
25
25
25
25
25
25
25
26
26
26
26
26
26
26
26
26
26
26
26
26
26
27
27
27
44 5 49
51-38
51-61
59-63
0-25
0-41
2-22
13-71
13-75
23-46
35-26
37-98
39- 95
40- 79
41- 68
42- 53
45-15
51- 55
55
57- 19
7-01
9-00
10-82
15- 84
22-88
35-81
41- 17
42- 77
44-39
59-63
3- 82
26-07
26-09
28-29
52- 04
58- 02
58-55
58-55
2-89
11 -34
16- 58
16-63
18-06
18-71
23-21
35-81
35- 99
36- 26
39-70
48-77
50-53
58-91
1-13
4- 60
8
—28» 3'
19 14
19 14
21 56
21 56
29 5
23 59
23
23
24 15
16 22
29 54
25 57
15 22
18 23
24 15
26 50
19 36
19 57
16 4
22 50
14 52
17 41
22 58
28 26
26 9
27 8
17 41
29 35
24 21
19 49
21 45
21 45
26 7
29 31
17 19
25 7
25 7
26 10
19 46
16 3
27 15
21 17
21 17
29 43
24 16
24 16
30 23
17 27
15 37
19 34
20 44
24 13
23 27
22 8
42?7
34- 3
30-5
23-1
23- 6
4-2
42-2
275
28-0
45-8
14-7
44-4
22-5
211
12-6
37-1
35- 3
6-0
4-6
37- 0
16- 4
0-9
0-9
41- 6
29-1
3-3
10-8
10-3
25- 4
49- 2
44-2
35-2
35- 9
311
42- 8
24- 1
38- 1
36- 5
2-2
3-1
29-4
48-0
26- 2
28-0
29-8
37- 8
37-9
52-9
17- 4
51-7
21-2
51-9
50- 1
24-0
20-9
Zone
322
320
320
343
346
322
313
313
343
313
341
335
325
341
318
313
325
320
320
341
346
341
318
343
322
325
322
318
335
313
320
343
346
325
335
318
313
325
325
320
341
322
343
346
335
313
332
335
318
341
320
320
332
313
343
Nr.
70
26
25
67
33
71
93
92
68
94
26
65
51
28
101
95
50
27
28
27
34
29 *
102
69
72
52
73
103
66
96
29
70
35
53
67
104
97
55
54
30
30
74
71
36
68
98
1
69
105
31
31
32
2
99
73
Arg-elander’s Zoneu-Beobachtungen etc.
205
Nr. Grösse
2360 6
2361 8-9
2362 8-9
2363 8
2364 9
2363 9-0
2366 8-9
2367 7
2368 9
2369 9
2370 9
2371 9
2372 9-0
2373 9
2374 9
2373 8
2376 7
2377 7
2378 7
2379 8-9
2380 7-8
2381 9-0
2382 9
2383 9-0
2384 8-9
2383 8
2386 8
2387 8
2388 9
2389 8
2390 9
2391 8
2392 9
2393 8-9
2394 9
2393 9
2396 8-9
2397 8'9
2398 8-9
2399 8-9
2400 8-9
2401 9-0
2402 9
2403 9
2404 7-8
2493 7
2406 9-0
2407 8
2408 8-9
2409 8-9
2410 9
2411 9
2412 9
2413 9-0
2414 9
Rectascension 1850*0
3'“ 27'" 10*
27 16-06
27 16-91
27 21-83
27 41-81
27 43-86
27 47-32
27 48
27 51-70
28 1-19
28 2-44
28 2-46
28 13-85
28 14-25
28 21-42
28 24-94
28 26-30
28 28-21
28 35-83
28 51-51
28 52-55
28 37-85
29 5-73
29 3-98
29 13-07
29 13-39
29 21-25
29 27-70
29 29-98
29 31-66
29 41-48
29 59-33
30 1-53
30 4-81
30 8-53
30 8-82
30 1601
30 16-26
30 31-19
30 32-35
30 44-94
30 46-95
30 47-23
30 47-38
30 49-69
31 1-57
31 3-85
31 15
31 21-07
31 21-44
31 42-07
31 47-59
31 47-68
31 53-30
32 4-95
Declination 1850*0
—22» 8' 23” 1
20 52 34-5
20 52 34-6
15 13 0-8
23 21 44-2
30 46 17-2
16 44 22-9
31 7 57-6
25 4 26-2
28 13 25-2
22 38 54-7
22 38 55-9
15 19 24-6
20 20 25-5
26 1 9-6
24 21 45-6
19 2 52-2
20 5 12-4
24 48 40-3
25 23 49-8
24 20 54-1
15 16 21-8
20 31 23-9
18 22 22-5
20 39 8-4
20 39 9-5
18 22 21-1
24 41 37-6
24 0 58-0
25 1 0-2
31 14 15-2
29 14 49-7
23 52 1-3
25 27 22-9
28 23 3-7
18 9 20-0
22 58 57-8
22 58 56-2
25 9 29-2
22 17 14-3
28 37 6-9
21 23 35-4
21 23 40-1
21 23 41-8
15 58 46-7
30 19 29-1
20 57 49-3
30 40 45-7
25 15 18-1
25 15 21-7
22 45 36 - 6
21 14 36-1
21 14 37-6
24 50 24-1
27 58 53-4
Zone Nr.
346 38
343 72
346 37
341 32
313 100
333 70
318 106
335 71
325 56
322 75
343 74
313 101
341 33 *
320 33
325 58
332 3
318 107
325 59
332 5
325 57
332 4
341 34
320 34
318 109
320 35
346 39
318 108
332 6
313 103
332 7
335 72
335 73
313 104
325 60
322 76
318 110
313 102
346 41
332 8
346 40
322 77
343 75
346 42
320 37
341 35
335 74
320 36
335 75
325 61
332 9
313 105
320 38
346 43
332 10 *
322 78
206
0 e 11 z e u.
Nr.
2415
2416
2417
2418
2419
2420
2421
2422
2423
2424
2425
2426
2427
2428
2429
2430
2431
2432
2433
2434
2435
2436
2437
2438
2439
2440
2441
2442
2443
2444
2445
2446
2447
2448
2449
2450
2451
2452
2453
2454
2455
2456
2457
2458
2459
2460
2461
2462
2463
2464
2465
2466
2467
2468
2469
Grösse
8
9-0
8
8-9
9
8-9
9
8-9
8-9
8
8
6- 7
9
9
9
8- 9
9- 0
9
8-9
8
8- 9
7
7- 8
9
9
9
9- 0
8- 9
8
8-9
8- 9
7
9
9- 0
9
9
8- 9
7
9
6- 7
9- 0
9
9
9
8
8
9
9
9
8-9
8-9
8- 9
7
7- 8
9- 0
Rectascension i850-0
Declination 1850-0
32"
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
32
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
34
34
34
34
34
34
34
34
34
34
35
35
35
35
35
35
35
35
35
35
35
35
35
8*43
14-53
31-34
31-37
31-65
41-58
41-65
43-35
43- 74
44- 19
44-33
47- 05
48- 22
59-66
59-97
0-28
6-61
10-10
17-42
23- 37
27-41
30- 17
41-95
48-05
48-31
48-43
51- 40
52- 33
52-53
52-56
56-64
56-76
7-14
7- 84
8- 22
33-34
33-58
36-11
38-26
40-39
43-43
47-28
4- 54
5- 42
13 96
19-97
21-21
22-45
24- 16
25- 56
27-23
31- 25
32- 01
35-82
39 19
20» 42'
16 25
24 34
16 14
24 34
22 48
22 48
27 18
21
21
21
23
23
21 52
25
25
25
25
20
23 24
19 57
16 47
16 47
18 53
16 47
16 47
28 27
21 37
23 23
30 24
28 24
17 37
16 26
18 59
28 45
23 35
21 43
19 28
17 39
25 8
23 43
22 55
28-9
3-4
43- 0
54-7
42-0
44- 0
46-0
20-2
17 51
20 36
28 11
21 20
16 50
16 47
17 7
27 51
29 35
22 39
20 4
28 59
19 54
0
0
45'
47'
45'
17
7
7
1
6
5-6
2- 5
12-6
28-5
44- 8
38-8
12-4
25-5
27- 1
53-1
41- 0
38- 9
25-4
22-0
0-4
32- 5
34-6
30-8
3- 0
40-6
51- 2
33- 9
2-7
52- 8
51- 0
12-8
30-4
8- 7
2-4
42- 5
43- 4
17-2
39- 8
43-5
9- 4
28- 1
15-9
7-3
52- 9
45- 0
1-3
45-4
34- 0
Zone
343
341
325
341
313
343
313
322
343
346
320
318
320
322
346
341
341
318
322
335
343
320
335
320
343
313
346
313
332
325
332
320
318
341
329
341
318
322
325
320
346
332
335
322
318
341
329
322
332
343
320
318
325
332
346
Nr.
76
37
62
36
107
78
106
79
77
44
39 '
111
40
81
45
38
39
112
80
76
79
41
77
43
80
109
46
108
11
63
12
42
113
40
1
41
114
82
64
44
47
13
78
83
115
42
2
84
14
81
45
116
65
15
48
Nr. Grösse
2470 8-9
2471 9
2472 7
2473 7
2474 8-9
2475 9
2476 9-0
2477 9
2478 8
2479 7-8
2480 8-9
2481 9
2482 8-9
2483 9
2484 9
2485 7
2486 9-0
2487 8-9
2488 8-9
2489 9
2490 8-9
2491 9-0
2492 8-9
2493 9
2494 9
2495 7
2496 7
2497 9-0
2498 9
2499 8
2500 8-9
2501 8-9
2502 8-9
2503 9
2504 7
2505 9•0
2506 9-0
2507 9
2508 9
2509 9
2510 7
2511 7
2512 8-9
2513 9
2514 8
2515 8-9
2516 8-9
2517 8-9
2518 7-8
2519 8-9
2520 9
2521 9
2522 9
2523 8-9
2524 9
Argelander’s Zonen
Rectascension 1850*0
3‘“ 35“ 56'26
35 59'66
36 0 08
36 0-12
36 1-92
36 10-42
36 10-71
36 10-85
36 18-03
36 18-08
36 18-14
36 24-20
36 37-71
36 38-03
36 44-14
37 9■03
37 13-27
37 20-42
37 20-50
37 32-18
37 32-63
37 32-76
37 44-57
37 46-80
37 47-53
37 47-55
37 47-58
38 2-21
38 4-86
38 9-89
38 16-12
38 16-24
38 18-86
38 20-05
38 23-22
38 25-88
38 33-42
38 38-89
38 39-13
38 44-60
38 48-74
38 48-74
38 50-40
38 53-85
38 55-36
38 55-47
38 57-01
39 3-60
39 8-10
39 19-37
39 19-98
39 29-49
39 38-44
39 43-21
39 43-49
■Beobachtungen etc.
Decliaation 1850-0
—19» 17' 47 t 9
16 33 23-8
19 11 32-1
19 11 31-0
30 44 28-2
28 52 36-9
22 2 45-8
25 11 8-6
23 23 23-7
23 23 25-9
23 23 21-4
30 39 10-6
18 48 59-0
18 48 59-4
22 45 34-9
19 35 51-2
29 51 10-7
22 24 50-1
22 24 51-5
22 30 24-1
22 30 23-8
16 31 19-1
23 2 26-5
18 46 1-6
18 45 58-9
29 6 12-1
29 6 17-5
30 29 46-9
25 40 15-2
25 38 28-6
18 32 24-7
18 32 25-7
19 36 30-0
16 53 5-3
23 51 13-4
16 57 49-1
19 37 0-8
26 3 46-7
22 27 3-3
24 23 35-4
17 36 57-3
17 36 56-6
28 4 52-1
22 48 55-9
22 35 2-4
22 35 3-9
28 14 36-1
19 26 32-8
28 20 29-3
21 27 13-4
26 5 17-3
21 33 21■1
30 33 38-0
21 17 44-3
19 24 II-9
207
Zone Nr.
320 46
341 43
329 3
320 47
335 79
322 85
343 82
325 66
313 110
332 16
346 50
335 81
329 4
318 117
346 49
320 48
335 82
343 83
346 51
346 52
343 84
341 44
332 17
329 5
318 118
335 81
322 86
335 83
325 68
325 67
318 119
329 6
320 49
341 45
332 18
341 46
320 50
325 69
343 85
332 19
329 7
318 120
322 87
343 87
343 86
346 53
322 88
320 51
322 89
346 55
325 70
343 88
335 84
346 56
320 52
i
208
0 e 11 z e a.
Nr.
Grösse
Rectascension 18i>0*0
Deelination ISliO’O
Zone
2525
2526
2527
2528
2529
2530
2531
2532
2533
2534
2535
2536
2537
2538
2539
2540
2541
2542
2543
2544
2545
2546
2547
2548
2549
2550
2551
2552
2553
2554
2555
2556
2557
2558
2559
2560
2561
2562
2563
2564
2565
2566
2567
2568
2569
2570
2571
2572
2573
2574
2575
2576
2577
2578
2579
8-9
9
8-9
9
8-9
9
7
9
4-5
8- 9
9- 0
8-9
8-9
7
9
8-9
7
7
8
9
7
7
7
7
9
9
9
9
8
6
8- 9
7
9- 0
8
8-9
8- 9
9- 0
9
9
9
8
8
9
9-0
8-9
9
8
8- 9
9
9- 0
8
9
8
9
9-0
9
9
39 m
39
39
39
40
40
40
40
40
40
40
40
40
40
40
40
40
40
41
41
41
41
41
41
41
41
41
41
41
41
41
41
42
42
42
42
42
42
42
42
42
42
42
43
43
43
43
43
43
43
43
43
43
43
43
47 5 78
49 40
51- 20
59-98
4-43
13- 34
14- 89
20-44
23- 54
24- 22
27-38
29-90
32- 29
43 19
43- 82
44- 45
56-87
56-93
0-36
12-80
13-69
32
33- 58
41-60
45- 08
45-13
50-69
50-94
52- 71
52-73
55-93
59-63
24-95
26-60
37-05
37-19
37-72
41- 08
43- 74
44- 02
44- 93
45- 69
48-34
1 • 12
7-29
12-62
18-56
26-62
26-77
31-78
34- 21
39-04
42- 83
45-40
48-49
-24" 51'
22 26
26
26
24 31
24 8
25 49
15 48
23 41
19 37
19 16
27 5
15 30
17 59
27 8
31 19
30 31
30 31
15 34
23 46
30 21
23 39
23 39
26 47
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20 52
21
21
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21 21
30 32
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18 24
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21 20
20 23
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20 40
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22 24
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25 7
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20 34
45 ! 3
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11
18-2
5-8
5-6
34- 1
9-2
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5- 4
26-9
19-4
18- 5
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9-3
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11-8
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57-7
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38-3
47- 6
51- 8
40-9
19- 5
32- 0
52- 6
15- 3
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12-4
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9-2
14-1
43-6
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29- 9
40- 4
12-5
52- 7
2-6
42- 3
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43- 4
43-4
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6- 1
30- 7
332
346
325
325
332
332
325
341
332
320
320
322
341
329
322
335
335
335
341
332
335
332
332
322
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343
343
346
335
335
322
346
335
329
329
329
329
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332
325
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343
346
332
325
325
332
322
320
20
54
71
72
21
22
73
47
23
54
53
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48
8
91
86
87
85
49
25
88
26
24
93
57
89
90
58
90
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59
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10
12
11
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60
55
27
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50
91
56
94
93
61
28
77
76
29
95
57
Argelander’s Zonen-ßeobaehtimgen etc.
209
Nr.
2380
2381
2382
2383
2384
2383
2386
2387
2588
2589
2590
2591
2592
2593
2594
2595
2596
2597
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2599
2600
2601
2602
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2605
2606
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2612
2013
2614
2615
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2631
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2634
8
8
Grösse
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9-0
9-0
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9
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8-9
8-9
9
9
9
7
8-9
9
9
8-9
9
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9
9
8-9
6-7
9
9
8-9
8
8- 9
9
9- 0
9
8-9
9
9
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Declination 1850’0
3 h
43'"
43
44
44
44
44
44
44
44
44
44
44
44
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
46
46
46
46
46
46
46
46
46
46
46
46
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
51 ? 50
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1-80
3-78
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21- 17
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28-93
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41- 85
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43-51
43-85
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19- 90
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44- 27
54-83
-16»
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16 38
23
27
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30
23
26
23 21
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29 51
29 51
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26 23
23 22
23 23
23 23
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17 22
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29 17
29 17
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23 23
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23 20
20 21
15 25
20 39
26 24
26 10
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28 45
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22 49
22 49
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22 48
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16 38
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22-8
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55-0
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37- 6
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Zone
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346
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325
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340
341
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346
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2
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95
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95
31
64
94
96 '
96
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15
16
97
3
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17
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60
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65
66
34
61
54
62
81
82
37
4
97
98
35
67
36
68
55
20
69
57
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft.
14
Nr.
100
18
99
56
98
64
101
63
21
98
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99
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70
19
22
5
100
66
71
101
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99
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102
39
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101
102
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59
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102
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74
104
24
43
75
88
60
2
42
Oe 11 •/. e n.
Grösse
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Zone
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8
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8
9
9
8*9
8
47”
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
50
50
50
50
60
50
50
50
50
50
50
50
50
51
51
51
51
51
58 ! 21
1-14
2*87
3- 43
5*43
6-50
10-86
14*80
25-39
29-19
29-43
31-37
31-84
33- 82
38-62
46-17
54- 46
55- 00
55- 77
4- 22
4- 73
6
6-21
6-23
6- 35
7- 50
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18- 07
20-15
29-00
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30- 67
34- 92
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38-56
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56- 82
6- 40
7- 96
8- 11
14-50
19- 31
19-63
24-25
30-72
30-80
30- 81
31- 06
37-45
57- 10
5- 39
14-54
17-37
17-39
19-91
-20» 54'
17 27
21 7
15 20
28 6
20 15
20 55
20 24
16 51
29 26
16 35
18 J 7
27
27
22 14
17 17
16 56
29 39
29 39
19 55
22 16
28 10
22 2
26 59
26 59
19 52
29 40
-22 18
26 22
26 39
23 29
23 59
26 23
20 1
21 14
21 7
23 51
30 15
18 10
30 5
30 5
28 26
16 31
16 31
23 37
30 25
30 25
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21 35
17 58
23 4
20 42
26 10
16 40
16 40
22 54
16-
42-
59-
55-
19-
58-
25-
32-
27-
30-
24-0
18-6
43- 0
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22- 3
15-1
23- 6
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5-9
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48-3
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0-8
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2-6
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18-8
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28- 3
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53-2
23-8
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56-0
53- 4
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23-7
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29- 6
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329
343
341
322
320
343
320
329
335
341
322
325
346
329
329
348
335
320
346
322
346
322
325
320
335
346
325
325
332
332
325
320
343
343
332
348
329
348
335
322
355
341
332
335
348
346
343
329
332
346
325
341
355
332
Argelander’s Zonen-ßeohachtung'en etc.
211
Nr.
2690
2691
2692
2693
2694
2695
2696
2697
2698
2699
2700
2701
2702
2703
2704
2703
2706
2707
2708
2709
2710
2711
2712
2713
2714
2713
2716
2717
2718
2719
2720
2721
2722
2723
2724
2723
2726
2727
2728
2729
2730
2731
2732
2733
2734
2733
2730
2737
2738
2739
2740
2741
2742
2743
2744
Grösse
9-0
8-9
9
9
9
9
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9
9
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8
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7
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9- 0
9
9-0
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8-9
8
8
8-9
8-9
8
9
8-9
8-9
8- 9
9- 0
9
9
8
9-0
7
7-8
7-8
8
9
9
9
Rectasccnsion 18o0*0
Declination 1850-0
3 h 31“
31
31
31
31
31
31
31
31
31
32
32
52
52
32
52
52
33
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53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
53
54
54
54
54
54
54
54
54
34
54
54
54
54
54
55
55
55
55
55
53
55
55
55
20’ 56
23-43
29-32
35-31
35-71
38-55
42-39
45- 75
51-17
56-32
23-15
27- 68
29-92
32-15
48-61
48-85
51-10
1-60
6-08
19- 80
20- 50
20-81
21- 61
23-06
28- 29
32-27
32-82
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35-84
38-72
46- 62
50-88
13-98
16-14
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19- 70
20- 37
20-62
21- 08
26-81
37-03
37-66
41-04
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53-72
59-33
2-65
5-42
6
7-19
16-31
21-49
28-95
35- 96
36- 06
-22» 54'
19 41
21 56
30 18
30 18
18 5
28 18
18 22
25 17
23 14
20 33
15 34
23 34
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20 45
20 45
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29 12
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21 23
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21 8
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29 39
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29 36
29 35
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28-1
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25- 3
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16- 5
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17- 1
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58- 5
13-
10-
34-
8-
51-
54-8
32-0
16-5
18- 8
42-3
45-5
7-3
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26- 4
47-4
57-2
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31- 1
53- 2
16-8
54- 2
23-4
25-7
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29-7
14- 0
2-0
59- 3
Zone
343
320
346
348
335
329
322
329
325
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323
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329
320
343
346
329
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320
322
348
320
325
332
335
348
346
343
325
329
.332
322
346
343
346
335
348
355
332
332
355
325
329
320
322
329
355
325
320
346
343
322
335
348
Nr.
105
68
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9
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25
103
26
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3
45
28
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27
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71
104
10
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90
46
105
11
78
107
91
29
47
105
80 *
108
79
106
12
4
49
48
3
92
31
73
107
30
6
93
74
81
109
106
107
13
14
212
Oeltzen.
Nr.
2745
2746
2747
2748
2749
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2751
2752
2753
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2773
2774
2775
2776
2777
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2781
2782
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2785
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2790
2791
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2793
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2798
2799
Grösse
9
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9
9
9
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8-9
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9
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9- 0
7
6- 7
8- 9
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9
8-9
8- 9
9- 0
8-9
9
7- 8
8
8
7
8- 9
Rectascension 1850’0
Declination 18S0‘0
8
55“
55
55
55
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
56
57
57
57
57
57
57
57
57
57
58
58
58
58
58
58
58
58
58
58
58
58
58
58
58
58
58
59
59
59
59
59
59
59
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42
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60
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36
55
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53
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58
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85
65
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03
28
53
40
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34
04
13
52
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13
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16
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08
17
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•51
•00
•20
•62
•57
-24» 7'
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19 29
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21 8
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28 56
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29 5
27 55
20 55
20 55
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24 52
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21
28
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20 47
17 14
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25 55
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28 45
28 45
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30 35
27 15
28 45
20 55
20 55
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28 3
23 r 6
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28- 4
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14- 2
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20-7
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32-3
12- 1
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19-0
1-2
25-6
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41-1
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0-4
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1-6
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57- 1
Zone
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332
320
320
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346
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322
335
322
346
346
329
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332
332
320
325
355
355
320
343
346
325
329
320
346
350
365
329
346
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325
325
322
348
335
355
348
348
350
322
320
346
329
322
Nr.
50
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7
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75
32
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110
109
108
82
94
51
110 1
109
108
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83
33
8
54
53
79 1
95
10
9
78
111
87
97
34
80
86
1
12
35
89
55
36
11
98
96
111
14
110
13
15
16
2
112
81
88
37
113
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
213
Nr.
2800
2801
2802
2803
2804
2803
2806
2807
2808
2809
2810
2811
2812
2813
2814
2813
2816
2817
2818
2819
2820
2821
2822
2823
2824
2823
2826
2827
2828
2829
2830
2831
2832
2833
2834
2833
2836
2837
2838
2839
2840
2841
2842
2843
2844
2843
2846
2847
2848
2849
2830
2831
2852
2853
2854
Grosse
9
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9
8
9
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9
9
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9
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9
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8-9
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8-9
8-9
9
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8- 9
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8
9- 0
9
9
8-9
8
8
Rectascension 18B0*0
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3"
59”
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59
59
59
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59
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0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
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1
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2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
30’77
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47- 47
47-64
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51- 94
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52
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0-52
0-80
4-21
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12- 80
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50- 32
50-43
0-08
0-54
0-55
1-41
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12- 26
14-26
14- 29
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27-53
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39-04
42- 49
43- 14
43-29
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12-63
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17- 59
19-07
19-70
24-34
29- 32
42-04
46-30
50-72
52-14
52-39
54- 36
54-63
-23° 51'
27 4
14 48
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23 38
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30
30
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21 13
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22 4
20 53
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27 43
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27 32
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29 12
29 12
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27 49
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29 5
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27 58
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29 18
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55-
20-
23-
59-
59-
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5-8
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58- 5
1-3
47-4
26-6
40-3
53-5
59- 2
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22-9
5- 4
4-4
57-6
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3-4
6- 5
22-6
221
Zone
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332
332
332
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351
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329
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325
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329
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329
346
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322
348
351
335
355
325
350
322
335
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332
329
329
325
320
350
322
346
355
346 '
320
320
355
329
346
355
325
332
332
355
329
348
335
Nr.
56
114
14
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59
57
91
111
1
17
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90
83
99
92
82
38
84
3
40
E3
4
115
18
2
112
15
100
5
116
113
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41
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95
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102
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62
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44
19
114
214
Oeltz en.
Nr. Grösse
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2907 8
2908 9
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Rectascension 1850*0
Declination 1850*0
Zone
Nr.
4»
2"
2
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
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4
4
4
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4
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0
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6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
6
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34
2
12
13
13
13
14
14
27
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32
40
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10
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51
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13
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21
29
29
29
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23
24
26
27
28
28
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50
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12
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00
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14
68
30
23
97
19
23
88
49
05
07
-29° 18'
29 18
16 55
28 12
29 11
29 11
19 40
29 11
29 11
19 29
21 53
25 9
25 26
28 2
25 23
17 32
16 19
19 29
16 35
19 49
25 29
20 26
17 14
16 21
29 26
29 26
29 26
29 22
29 22
20 44
20 44
25 31
25 3
25 3
19 49
20 52
25 6
27 56
17 2
17 9
27 26
20 18
14 42
24 17
21 45
20 14
27 19
24 12
29 29
25 10
25 11
17 11
26 49
19 43
28 55
24^9
26-2
43-8
25- 7
13- 0
11 0
59-4
11-2
8-6
26- 8
47-5
9-1
15-0
5- 7
4-3
15-3
18-0
14- 9
13-2
0-0
6- 5
40-3
301
36-0
45-7
47-0
50-7
47- 3
50'5
2-0
56-9
27’2
19-7
27-1
27- 1
24-5
49-9
34-0
49-9
11-0
48- 1
18-
34-
1-
21-
29-
0-
30- 8
17-3
59-5
4-9
28- 9
26-5
6-8
40-5
322
351
355
350
351
348
320
322
335
320
346
332
325
350
325
329
355
320
355
320
325
346
329
355
348
335
351
335
351
346
346
325
325
332
320
346
332
350
329
329
350
320
355
332
346
320
350
332
351
325
332
329
350
320
351
118
4
19
7
5
20
88
119
115
90
97
63
103
8
105
45
22
91
21
89
104
98
46
23
21
116
6
117
7
99
100
106
107
64
92
101
65
9
47
48
10
93
24
67
102
94
11
68
8
108
66
49
12
95
9
Argelander’s Zonen-Beobachtung-en etc.
215
Nr.
2910
2911
2912
2913
2914
2915
2916
2917
2918
2919
2920
2921
2922
2923
2924
2923
2926
2927
2928
2929
2930
2931
2932
2933
2934
2933
2936
2937
2938
2939
2940
2941
2942
2943
2944
2943
2946
2947
2948
2949
2930
2931
2932
2933
2934
2933
2956
2937
2938
2959
2960
2961
2962
2963
2964
Grösse
8
9
9
9
9
9
7
9
9
9
9
9-0
7- 8
9-0
8- 9
9
9
9
90
7
8
9
8
8
8-9
9
8-9
9
7
7
7
8-9
9
9
8-9
8-9
8-9
9
9
7- 8
9
8- 9
9
9
8-9
9
8
9
8- 9
9- 0
9
9
7- 8
7
8- 9
Rectascension 1850-0
4 h 6” 58*31
7 5-93
7 26-34
7 29-61
7 37-46
7 45-20
7 51-50
7 56-12
7 59-89
8 1-56
8 3-97
8 5-23
8 6-33
8 23-46
8 33-53
8 38-93
8 53-00
8 54-48
9 0-08
9 6-91
9 8-89
9 10-94
9 11-30
9 11-39
9 12-55
9 12 80
9 13-96
9 19-69
9 22-36
9 24-44
9 36-11
9 43-38
9 45-40
9 45-63
9 52-44
9 52-75
9 55-93
9 57-38
10 5-81
10 6-78
10 18-99
10 25-40
10 27-22
10 31-99
10 38-26
10 41-01
10 44-40
10 49-70
10 50-65
10 51-52
11 7-34
11 8-57
11 16-68
11 20-69
11 21-22
Dcclination 1850*0
17° 51' 33 ! 9
22 6 3-9
15 1 40-7
17 53 9-0
24 15 10-3
15 13 56-4
24 35 18-6
22 20 31-5
15 32 47-5
29 27 28-8
19 15 5-7
22 20 3-8
30 29 42-0
18 5 5-0
25 23 19-4
22 21 55-4
25 55 19-7
18 25 51-9
23 44 51-8
19 1 4-8
30 27 2-0
22 52 46-0
15 18 18-9
15 18 17-8
15 28 12-6
15 28 13-1
18 43 11-9
23 47 47-5
23 36 57-3
22 31 34-0
18 15 4-3
22 56 16-5
30 55 - 55-5
27 53 19-6
15 14 2-7
15 14 3-9
25 29 58-5
19 58 53-7
14 46 58-5
23 54 34-1
31 14 21-0
17 49 19-3
28 47 18-4
23 15 42-4
19 50 15-1
22 41 38-2
19 53 51-0
27 58 17-0
16 8 46-2
19 52 25-9
25 41 27-7
17 20 21-1
17 26 2-0
15 0 30-4
16 45 23-0
Zone Nr.
329 50
346 103
355 25
329 51
332 70
355 26
332 69
346 104
355 27
351 10
320 96
346 105
351 11
329 52
325 109
346 106
325 110
329 53
332 72
320 97
351 12
346 108
355 29
347 1
347 2
355 28
320 98
332 73
332 71
346 107
329 54
346 109
351 13
350 13
347 3
355 30
325 111
320 99
355 31
332 74
351 14
329 55
350 15
332 75
320 101
346 110
320 100
350 14
355 32
320 102
325 112
329 57
329 56
347 4
355 33
216
0 el tz e li.
Nr. Grösse
2963 9
2966 9
2967 9
2968 8
2969 9
2970 9
2971 9
2972 8
2973 9
2974 9
2973 9-0
2976 9-0
2977 6
2978 8-9
2979 8-9
2980 9
2981 9-0
2982 9
2983 9
2984 7-8
2983 9-0
2986 8-9
2987 8-9
2988 9
2989 9-0
2990 7
2991 7
2992 8-9
2993 7-8
2994 6-7
2995 8-9
2996 8-9
2997 8
2998 9
2999 7
3000 7-8
3001 9
3002 9
3003 9
3004 8-9
3005 8-9
3006 7
3007 9 0
3008 9
3009 9-0
3010 9
3011 9
3012 9
3013 8
3014 9
3015 8-9
3016 8-9
3017 8-9
3018 8-9
3019 8-9
Reetaseension 1800*0
4 h 11” 22 5 12
11 24-44
11 27-92
11 41-39
11 44-03
11 46-69
11 52-09
11 52-96
11 55-13
12 0-82
12 3-81
12 6-98
12 12-92
12 21-49
12 26-77
12 45-98
12 54-25
12 58-19
12 59-30
12 59-59
12 59-61
13 8-27
13 9-08
13 15-89
13 19-75
13 21-69
13 21-72
13 24-48
13 25-07
13 25-93
13 30-46
13 32-42
13 32-44
13 53-86
13 55-40
13 55-40
13 56-98
13 57-14
14 13-60
14 21-10
14 23-48
14 35-48
14 35-74
14 39-88
14 41-47
14 42-52
14 43-32
14 45-77
14 47-87
14 51-78
14 55-48
15 10-08
15 10-11
15 13-70
15 14-03
Decliaation 1800*0
—22» 54' 35?9
30 49 33-0
22 44 6-8
19 36 10-8
17 32 57-1
14 54 53-6
14 50 51-6
23 7 40-4
28 48 59-0
25 38 21-8
21 29 32-4
19 45 55-4
23 20 23-3
24 50 31-6
16 42 44-6
24 49 20-3
16 33 59-2
22 52 47-1
27 21 13-3
14 57 21-8
17 13 40-5
17 18 6-2
27 38 12-8
15 7 45-8
20 13 2-5
16 48 3-5
16 48 3-0
25 15 5-8
23 10 34-2
25 23 15-5
23 2 58-3
16 29 27-7
29 9 12-9
16 43 6-9
17 11 32-4
21 41 48-0
21 34 48-5
21 34 49-3
27 16 56*6
19 59 35*7
20 10 44-6
21 36 27-3
15 50 6-2
14 58 47-7
17 21 25•1
19 54 17*0
24 5 53-3
26 51 0-2
14 53 6-8
24 53 59-1
21 16 48-7
15 55 11*0
15 55 11 4
24 39 12-3
24 39 11-9
Zone Nr.
346 112
351 15
346 111
320 104 *
329 58
347 5
347 6
332 77
350 16
325 113
346 113
320 103
332 76
325 114
355 34
325 115
355 35
332 78
350 18
347 7
329 59
329 60
350 17
347 8
320 105
355 36
329 62
325 116
332 79
325 117
332 80
355 37
351 16
355 38
329 61
346 115
346 117
346 114
350 19
320 107
320 106
346 116
355 39
347 9
329 63
320 108
332 81
350 20
347 10
332 83
346 118
347 11
355 40
332 84
332 82
Argelander's Zonen-Beobachtungen etc.
217
Reefascension 1850*0
Declination 1850*0
Zone
3020 6-7
3021 7
3022 8
3023 9-0
3024 9
3025 7-8
3026 7-8
3027 9
3028 9
3029 9
3030 9-0
3031 9
3032 9-0
3033 9-0
3034 9
3035 9
3036 9
3037 8
3038 8'9
3039 9
3040 8
3041 8-9
3042 7'8
3043 8
3044 8-9
3045 9
3046 8
3047 8
3048 8-9
3049 9
3050 9-0
3051 8-9
3052 9
3053 8
3054 9
3055 9
3056 9
3057 8-9
3058 8-9
3059 8-9
3060 7-8
3061 7-8
3062 8-9
3063 8
3064 9-o
3065 9
3066 9
3067 9
3068 9
3069 9
3070 8-9
3071 8
3072 9
3073 8
3074 9
4" 15“ 17*87
15 18-27
15 19-92
15 26-05
15 30-72
15 31-79
15 37
15 46-90
15 49-52
16 10-99
16 11-56
16 14-68
16 17-80
16 18-12
16 24-69
16 40-38
16 48-30
16 52-67
16 57-79
17 3-19
17 4-27
17 18-77
17 22-17
17 22-21
17 23-95
17 28-14
17 33-95
17 36-10
17 36-77
17 43-11
17 57-38
18 4-65
18 7-66
18 14-18
18 25-90
18 26-49
18 41-64
18 43-21
18 43-33
18 45-14
18 47-00
18 49-45
19 0-57
19 0-79
19 4-16
19 12-16
19 15-23
19 19-67
19 22-59
19 31-77
19 32-22
19 32-40
19 32-44
19 32-58
19 37-97
—26“ 5' 5 ! 1
22 7 40-2
26 4 26-3
17 24 13-0
29 16 38-1
19 58 57-1
19 46 33-7
30 33 54-7
18 19 2-5
26 15 47-2
15 8 57-4
15 5 47-1
15 49 10
15 49 2-2
21 57 7-1
21 58 3-6
28 13 9-9
17 54 3-9
30 6 32-4
19 23 49-3
19 49 26-2
23 19 37-1
16 23 21-8
16 23 23-9
28 0 27-7
26 19 2-0
24 5 18-9
28 10 54-1
14 57 37-9
29 6 42-7
22 5 10-2
15 2 8-4
23 27 2-4
22 13 15-8
18 52 54-7
16 12 15-3
29 11 8-0
26 48 49-7
26 48 51-7
18 52 47-8
17 31 42-2
28 33 17-4
16 0 16-9
16 0 16-3
16 13 6-9
29 14 58-6
21 39 24-3
25 14 41-8
17 34 18-7
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tocowwcocococococococowwwcocowwcocococococowcowwcowcocococococowaoaocococoaococococococococowwco
Ai-gelandei-’s Zonen-Beobachtungen etc.
221
Kr.
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33
33
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34
34
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34
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222
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7-8
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8
9
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34
34
34
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35
35
35
35
35
35
35
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36
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36
36
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36
36
36
36
36
36
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37
37
37
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37
37
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38
38
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20
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Zone
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320
325
350
Nr.
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121
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141
142
143
50
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
223
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Declination lSüü'O
—23“ 7' 37 ? 2
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Zone Nr.
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329 103 *
325 147
347 44
350 55
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332 126
323 4
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337 32
332 127
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355 84
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337 33
332 128
272 10
350 56
325 148
323 5
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355 87
272 11
272 13
347 47
355 86
351 52
329 105
272 12
Nr.
57
104
106
88
6
131
130
36
129
14
34
58
49
89
53
90
48
132
35
133
91
50
15
7
10
107
55
54
8
59
108
17
60
37
109
9
56
38
52
51
92
63
135
10
134
93
53
136
54
110
39
63
61
41
94
OCOCOCOCOOCOCOOCOO<}COGOCCCOOOOOOOOC^CCCOOCOOO<J05<ICOCO{OOC«OOOCt05CiCOCOCOCDCO<l*5<{OOOCDO<{CO
0 eltz en.
Grösse
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•8
•0
•0
•6
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•9
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•8
•0
•0
•0
•9
■9
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42 19-36
42 24-78
42 26-81
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42 51-70
42 52-19
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43 14-06
43 18-60
43 25-91
43 25-94
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44 8-88
44 8-99
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44 24-60
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45 2-24
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45 10-96
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45 26-61
45 34-08
45 43-50
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46 4-81
46 5-08
40 9-45
46 14-15
Declination 1850 *0
—27» 7' 16-0
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16 46 45-4
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23 32 16-4
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20 9 22-9
22 59 35-5
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16 21 16-2
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16 34 18-0
19 19 4-5
26 8 37-1
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19 9 32-4
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30 31 17-3
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18 46 53-2
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16 39 9-7
27 46 37-6
24 4 34-4
26 5 20-8
24 13 37-8
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16 47 37-1
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27 19 1-9
21 49 35-4
15 55 42-2
WWWWtCWWtCWWWWWWCCWCCWWWWWWiCWWiJWWWWCCtCiCWlOWWWWWWWCOCvlCWWWWWWWWCO
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
225
Nr.
3460
3461
3462
3463
3464
3463
3466
3467
3468
3469
3470
3471
3472
3473
3474
3473
3476
3477
3478
3479
3480
3481
3482
3483
3484
3483
3486
3487
3488
3489
3490
3491
3492
3493
3494
3493
3496
3497
3498
3499
3300
3301
3302
3503
3504
3305
3506
3507
3508
3509
3310
3511
3512
3513
3514
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9
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9
8
7
7
8- 9
8-9
9
8
8-9
9
8-9
8-9
8-9
9
9
9
8-9
8-9
8
8-9
9
7
9
7- 8
8- 9
9
8-9
8-9
8- 9
7-8
9
7
8
9- 0
9-0
7- 8
9
9
9
8- 9
9
6- 7
9
7
7
7
7- 8
7-8
8
7
46»
46
46
46
46
46
46
46
46
46
46
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
47
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
48
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
49
50
16 ? 95
•29
•66
•47
•12
■31
■70
•13
•32
•35
•97
•92
•66
•33
•40
•89
87
20
06
47
78
00
24
43
49
93
15
53
32
82
23
41
83
29
81
74
37
68
94
01
•84
•58
•40
51
15
35
59
88
10
42
27
57
85
•29
•78
-24° 8'
18 21
19 4
29 41
26 1
20 31
25 36
21
21
24 29
21 54
28 56
21 47
14 42
17 49
14 35
15 11
25 24
16 16
18 20
29 7
16 18
29 13
27 18
27 11
21 38
23 45
20 32
26 58
14 58
23 46
15 36
25 54
16 7
29 7
29 15
23 38
18 0
15 39
15 39
15 7
21 35
26 27
17 35
20 38
16 8
23 29
17 22
25 58
17 58
15 37
15 37
28 47
27 56
16 22
43 ! 5
39-0
34-5
8-0
31- 2
25- 7
13-1
22-2
22- 7
34-4
42-2
6-7
8-9
42-5
13-1
26- 6
32- 0
5-0
3-0
56-3
29- 9
44-2
48-0
12-6
5-2
20-3
0-4
3- 5
30- 4
50-8
20-0
12-2
54-0
23- 1
42- 9
56-9
38-4
24- 9
15-4
19- 0
2-9
10-5
41-6
24-0
4- 0
32-7
20- 9
54-9
18-8
38-6
18-5
18-3
47-7
43- 5
26-2
Zone
332
329
329
351
323
272
323
337
272
332
337
351
337
355
329
355
355
323
347
329
351
347
351
350
350
337
332
272
350
355
332
347
323
347
351
351
332
329
347
355
355
337
323
329
272
347
332
329
323
329
355
347
351
350
355
Nr.
137
112
111
57
11
19
12
40
18
138 *
42
58
43
96
114
97
95
13
55
113
59
56
60
64
65
44
139
20
66
98
140
59
14
57
61
62
141
115
60
100
99
45
16
117
21
58
142
118
15
116
101
61
63
67
102
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft.
15
226 0 e 11 z e n.
Nr. Grösse Rectaseension iSüO’O Declination 1800*0 Zone Nr,
3515 7 4 h 50'
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3565 8 53
3566 8 53
3567 9 53
3568 8 53
3569 8 53
5 ! 01 —23° 52'
8-73 23 31
12'26 20 42
23-52 21 34
23-72 23 53
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43-57 16 26
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15-68 26 11
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38- 02 22 52
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15- 13 16 1
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20-45 19 3
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27-90 16 7
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0-7 332 145
23 ■ 1 337 46
33-4 337 49
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27-0 355 104
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42-0 323 17
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10-1 347 64
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8-9 272 24
46- 8 351 64
15- 9 329 121
12- 0 337 50
22- 3 350 69
16- 7 332 147
25-9 355 105
25-5 347 65
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4-3 350 70
32- 6 272 25
8-7 323 19
46- 5 355 106
48-1 329 122
45-0 347 66
31-0 351 66
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59-0 350 71
27- 0 350 73
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35-7 355 109
28- 1 337 53
6-3 272 28
8-0 272 26
4-7 355 107
42-5 329 123
52- 7 323 21
52-7 355 110
51-0 347 68
41-2 323 20
21-1 355 108
18-2 347 67
Nr.
3570
3571
3572
3573
3574
3575
3576
3577
3578
3579
3580
3581
3582
3583
3584
3585
3586
3587
3588
3589
3590
3591
3592
3593
3594
3595
3596
3597
3598
3599
3600
3601
3602
3603
3604
3605
3606
3607
3608
3609
3610
3611
3612
3613
3614
3615
3616
3617
3618
3619
3620
3621
3622
3623
3624
Nr.
124
149
125
74
68
54
67
150
126
56
30
1
55
1
69
75
29
31
22
69
1
70
71
127
70
151
152
23
111
3
57
2
76
2
24
153
59
71
32
112
72
58
155
115
3
25
114
113
78
79
154
4
60
117
73
<j<foc505coo<jococoo50ocoooooooooooooooooiC5^04^ooooocooooocoocooooooocooooocrcoD<jooDcooocxxicoco
Argelander’s Zonen-Beobachtungen etc.
Grösse
•8
•9
•9
•8
•9
•6
•9
•9
9
■9
9
7
9
•9
9
9
9
0
8
Rectascensioii 1830*0
4 h 53 m 46 5 27
53 58-84
54 4-38
54 4-74
54 4-77
54 5-44
54 5-53
54 36-27
54 40-67
54 47-30
54 55-30
55 2-52
55 5-02
55 6-83
55 9-35
55 15-93
55 22-45
55 22-71
55 25-74
55 27-15
55 37-66
55 40-10
55 45-22
55 54-17
55 54-57
55 56-49
55 58-22
56 3-75
56 5-57
56 11-74
56 24-81
56 25-22
56 38-93
56 39-02
56 39-04
56 40-23
56 45-48
56 48-52
56 50-29
56 52-95
56 57-49
56 59-22
56 59-78
57 0-94
57 4-22
57 4-49
57 5-28
57 5-74
57 28-12
57 37-83
57 40-27
57 40-49
57 43-94
57 47-36
57 47-60
Declination 1850*0
—17° 5' 26fl
24 28 0-8
17 48 35-5
28 3 38-3
29 5 36-0
22 29 1-8
29 48 13-2
24 15 74-2
17 46 45-8
22 57 36-2
20 16 25-5
23 55 59-6
22 36 18-1
27 19 57-5
15 27 35-0
26 58 55-7
19 53 0-2
19 52 57-2
26 10 19-5
30 4 9-2
16 23 16-5
30 27 19-8
15 55 35-8
18 41 29-1
15 42 12-2
24 15 8-3
24 22 10-5
26 29 25-3
14 41 24-4
24 0 7-3
23 0 47-8
23 0 48-1
26 50 57-6
26 50 57-9
26 50 58-6
24 22 14-3
22 17 34-2
30 21 47-9
19 42 55-4
14 50 58-5
15 55 16-1
22 33 6-8
25 12 2-1
14 35 3-1
26 57 26-0
26 57 24-3
14 45 2-4
14 46 12-1
29 8 9-4
29 7 26-8
24 35 59-4
24 35 57-9
22 25 45-5
15 9 32-0
15 9 32-4
329
332
329
350
351
337
351
332
329
337
272
274
337
357
347
350
272
272
323
351
276
351
347
329
347
332
332
323
355
274
337
274
350
357
323
332
337
351
272
355
347
337
332
355
357
323
355
355
350
350
332
274
337
355
347
15*
228
Nr.
3625
3626
3627
3628
3629
3630
3631
3632
3633
3634
3635
3636
3637
3638
3639
3640
3641
3642
3643
3644
3645
3646
3647
3648
3649
3650
3651
3652
3653
3654
3655
3656
3657
3658
3659
Nr.
26
61
128
77
80
4
33
130
116
129
2
34
72
62
27
35
5
63
118
74
28
64
156
6
29
120
130
119
75
157
36
81
5
121
82
COOCOeOCOO<f-3COOOOOCOOGCiOOCO<*00«3CO<*OOOOOOCOO<*COGOOOOCDO<!
0 e 1 t z e n. Argelander's Zonen-Beobachtungen etc.
Grösse Rectaseension 1850-0
■8 4 k 57“ 47 5 89
-0 57 48-57
■0 57 55-40
57 56-59
57 56-83
57 57-14
57 58-43
■8 57 59-30
■0 58 0-58
•9 58 3-02
•9 58 3-14
58 4-94
■9 58 8-75
58 17
58 19•14
58 20-36
•9 58 48-47
•8 58 53-21
•9 58 58-18
58 58-37
59 10-82
59 11-07
59 16-78
■9 59 16-90
59 22-27
•0 59 23-79
59 25-63
•8 59 32-32
•8 59 32-37
59 46-49
59 48-84
59 50-49
59 50-63
■0 59 50-91
59 69-87
Declination 1850-0 Zone
—26» 6' 19! 1 323
22 0 8-8 337
19 4 59-0 329
28 42 24-4 350
27 52 18-3 350
27 52 19-7 357
19 50 21-8 272
18 5 48-9 329
14 43 11 7 355
18 9 8-5 329
18 9 13-6 276
20 32 1-7 272
30 1 31-2 351
21 25 50-6 337
26 15 2-0 323
20 27 34-2 272
23 39 23-9 274
21 27 59-0 337
14 59 30-6 355
14 59 29-3 347
26 21 30-0 323
21 37 41-1 337
24 41 14-3 332
23 30 14-2 274
26 19 47-6 323
15 38 41-2 355
17 38 41-8 329
14 54 10-0 355
14 54 9-2 347
24 42 10-2 332
20 20 9-2 272
27 43 38-4 350
27 43 47-4 357
15 59 8-3 355
27 46 55-4 350
Über den Gebrauch des Thermo-Hypsometers zu chem. u. phys. Unters. 229
Über den Gebrauch des Thermo-Hypsometers zu chemischen
und physicalischen Untersuchungen.
Von Dr. J. J. Pohl.
(Mit 1 Tafel.)
Sowohl bei physicalischen als auch hei chemischen Unter
suchungen tritt häufig der Fall ein, dass inan den herrschenden Baro
meterstand nicht nur mit grösster Genauigkeit kennen, sondern auch
über die Variationen desselben innerhalb einer bestimmten Zeit unter
richtet sein muss. Es handelt sich im letzteren Falle um eigentliche
Differenz-Beobachtungen, bei denen also auch das Barometer strenge
genommen als Differential-Barometer dient. Derartige Untersuchungen
wären z. B. die Bestimmungen von Gas- und Dampfdichten, die
Ermittelung von Siedepunkten der Flüssigkeiten, gewisse optische
Arbeiten, hei denen man derKenntniss derRefraction bedarf; Wägun
gen zur höchst genauen Dichten- und Gewichtsbestimmung der Körper,
bei welchen eine Reduction auf den leeren Raum nöthig, ebenso
Prüfung und Vergleichung, dann Construction von Normal-Maassen
und Gewichten etc.
Steinheil 1 ) hat bereits gezeigt, dass gerade bei letztgenannten
Untersuchungen, also der Vergleichung von Gewichten und der da
bei unumgänglich nöthigen Reduction der gemachten Wägungen auf
den leeren Raum, die höchst genaue Kenntniss des Barometerstandes
erforderlich sei. So kann unter gewissen Umständen bei Vergleichun
gen von Kilogramm-Gewichten, eineÄnderung von blos O'OOSMillim.
im Barometerstände einen Fehler von + O'Ol Milligramm im Gewichte
herbeiführen. Wer sieh aber je mit derartigen Arbeiten befasst
bat, weiss auch, welche Schwierigkeiten dabei der Gebrauch des
Barometers darbietet. Unberücksichtigt der Misslichkeit, ein Normal-
*) Abhandlungen der königl. bayrischen Akademie der Wissenschaften. Math. - phys.
Classe, 4. Bd., S. 163.
230
Pohl. Über den Gebrauch des
Barometer zu bedürfen, das selbst bei zweckentsprechender Com-
bination der Ablesungen, letztere bis zu 0-008 Millim. sicher zulässt,
ist das in kurzen Intervallen vorzunehmende Ablesen des Barometers,
bei welchem mindestens je 3 Einstellungen erst eine Beobachtung
liefern, höchst lästig und zeitraubend.
Ich benutze seit längerer Zeit zu ähnlichen Zwecken das
sonst, meines Wissens nach, nur zu Höhenmessungen benutzte Thermo-
Hypsometer mit dem besten Erfolge, und kann daher den Gebrauch
dieses Instrumentes statt eines viel schwieriger beizuschaifenden
Normal-Barometers oder statt eines Differential-Barometers em
pfehlen. Die Vorzüge, welche dieses Instrument gegenüber dem
Barometer bei pbysicalischen und chemischen Arbeiten darbietet,
sind hauptsächlich:
1. Verhältnissmässig geringe Anschaffskosten im Vergleich zu
denen für ein Normalbarometer.
2. Compendiosität des Apparates, der auf jedem Tische oder
Stative in nächster Nähe des Experimentators aufgestellt wer
den kann.
3. Grosse Bequemlichkeit in der Ablesung, zu der oft nur ein
Blick genügt.
4. Grosse Empfindlichkeit bezüglich der Angaben für kleine Ände
rungen im Luftdrucke.
3. Bedeutende Schärfe und Sicherheit der Ablesungen, wobei man
das sonst beim Barometer so lästige Combiniren der Einzel-
Ablesungen erspart.
6. Unabhängigkeit von Temperatur-Einflüssen.
7. Baschere Reduction der erhaltenen Ablesungen.
Sollen aber die genannten Vortheile in der That erzielt werden,
so erscheint die Erfüllung gewisser Bedingungen unumgänglich noth-
wendig, welche theils das Princip, theils die Einrichtung des Thermo-
Hypsometer betreffen.
Bezüglich des ersten Punktes mag hier blos erwähnt sein, dass
die Spannkraft des Wasserdampfes aufs genaueste bekannt sein muss,
um darnach das Instrument theilen, oder bei sonst willkürlicher
Scala, dessen Angaben entsprechend reduciren zu können.
In neuerer Zeit werden ziemlich allgemein die Resultate, welche
Regnault bei seinen ausgedehnten Arbeiten über die Spannkraft des
Thermo-Hypsometers zu chemischen und physicalisehen Untersuchungen. 231
Wasserdampfes fand 1 ), bei pbysicalischen und chemischen Untersu
chungen zu Grunde gelegt. Diese Angaben erfordern jedoch, nament
lich für vorliegenden Zweck, kleine Abänderungen.
Regnault's Spannkräfte des Wasserdampfes für bestimmte
Temperaturen sollen nämlich nach der Formel:
log e = a ~{- b aß -j- c ßß
berechnet sein, worin:
log «i = 0-006863036 log b = 8-1340339
log ß, = 9-9967249 log c = 0 6 L164SS negativ
a= + 4-7384380
ist. Regnault’s Tafel, S. 624 des grossen Werkes und Seite 333
des 11. Bandes der citirten Zeitschrift, gibt aber für die Temperatur
t = 100° C. einen Sprung, da statt dem daselbst angegebenen
und folgen sollenden Werthe von e — 760-000 Millim., aus der
obigen Formel e = 760-123 Millim. resultirt.
Moritz hat bereits gezeigt 2 ), dass der Grund dieses Sprunges
ein blosser Rechenfehler sei, welcher aber eben Regnault's Tafel
für die Werthe der Spannkräfte um die Temperatur 100° C. unbrauch
bar macht. Moritz zeigt ferner, dass die zur Berechnung von a-ßß
und aß dienenden Formeln Regnault’s im 11. Bande, Seite 327 der
Annales cle Chimie et de Physique, Serie III. in Folge eines Druck
fehlers falsch sind. Ich finde denselben Fehler auch in P o gge n d o r f f’s
Annalen 3 ) übergegangen. Ebenso mag zur Vermeidung von Irrungen
bemerkt sein, dass im citirten grossen Werke Regnault’s zur
Berechnung der Summe a-1- ß sowie des Productes aß Ausdrücke ge
geben sind 4 ), welche sich von den in den Annales de Chimie et de
Physique befindlichen der Form nach unterscheiden. Mit Benützung
zehnstelliger Logarithmen zur Zifferrechnung statt siebenstelligen wie
*) Relation des Experiences entreprises pour determiner Ies principales lois et les
donnees numeriques qui entrent dans le calcul des machines & vapeur. pag. 624 und
Annales de Chimie et de Physique, Illeme Serie, tome XI, pag. 335.
2 ) Bulletin de la Classe Physico-Mathematique de l’Academie imperiale des Sciences de
St. Petersbourg, tome XIII, pag. 41.
3 ) Ergänzungsband 2, S. 170.
4 ) Relation des Experiences etc. pag. 596,
232
Pohl. Über den Gebrauch des
sie Regnault gebraucht und welche im vorliegenden Falle nicht
genügen, mit Ausnahme zur Bestimmung des a, erhält man für
log «j = 0-006S64937152
log ß t = 9■996725536856
log h = 8-1319907112
log c = 0-6117407675 negat.
a = 4-7393707.
mit den Differenzen gegen Regnault’s Zahlen für
log ai = —0-000000098848
log ßi = + 0-000000636856
log b =—0-0000431888
löge =—0-0000077325
a = 0-0009327.
Ausser der oben erwähnten Tafel hat R e g n a u 11 noch eine zweite
Tafel der Spannkräfte geliefert 1 ) die Wertlie von t zwischen 85° bis
101° umfassend, welche von 0-1 zu 0-1° C. fortschreitend, blos
für 2 Decimalen interpolirt ist. Diese Tafel hlieb von Moritz gänz
lich unberücksichtigt, sie fand ebenfalls in den Annalcs de Chimie
et de Physique 2 ), sowie in P oggend orff’s Annalen 3 ) Aufnahme.
Beide Tafeln Regnault’s zeigen aber, was die höheren Tem
peraturen anbelangt, nicht unwesentliche Differenzen. Für t = 8S°
bis inclusive t — 97° stimmen die gegebenen Wertlie nach vorgenom
mener Ausgleichung bezüglich der dritten Decimale vollkommen,
dann aber wird
in der 1. Tafel Regnault’s
t Spannkraft
98° 707-28
99 733-31
100 760-00
101 787-59
in der II. Tafel R e g n a u lt’s
Spannkraft
t
98
99
100
101
707-26
733-21
760-00
787-63
Differenz
+ 0-02
+ 0-10
0-00
— 0-04
Bildet man von t = 93° an die Diflferenzreihen für diese
beiden Spannkrafts-Tafeln, so wird für die 2. Tafel auf Seite 632
des grossen Werkes befindlich:
1 ) Relation des Experiences etc. pag. 632.
2 ) Illeme Se'rie, tome XIV, pag. 206.
3 ) 83. Band, S. 379.
Thenno-Hypsonieters zu chemischen und physicnlischen Untersuchungen. 233
93°
94
95
96
97
98
99
100
101
588-41
610-74
633-78
657-54
682-03
707-26
733-21
760-00
787-63
Für die 1. Tafel Regna
dasselbe gethan, wird:
93°
94
95
96
97
98
99
100
101
mm
588-41
610-74
633-78
657-54
682-03
707-28
733-31
760-00
787-59
A'
22- 33
23- 04
23- 76
24- 49
25- 23
25- 93
26- 79
27- 63
ult’s,
A'
22- 33
23- 04
23- 76
24- 49
25- 25
26- 03
26- 69
27- 59
A"
0-71
0-72
0-73
0-74
0-72
0-84
0-84
Seite 624
A"
0-71
0-72
0-73
0-76
0-78
0-66
0-90
A
+ 0-01
+ 0-01
+ 0-01
— 0-02
+ 0-12
+ 0-00
des grossen Werkes
A
+ 0-01
+ 0-01
+ 0-03
+ 0-02
— 0-12
+ 0-24
Es zeigt somit zwischen 9o° und 101° C. die 1. Tafel von
Regnault viel grössere Unregelmässigkeiten als die zweitgegebene.
Aber auch Moritz bat eine verbesserte Spannkraftstafel der
Wasserdämpfe nach Regnault’s Angaben mit 3 Decimalen publicirt.
Berücksichtiget man in selber blos zwei Decimalen, so hat man nach
Bildung der Differenz-Reihen
93°
94
95
96
97
98
99
100
101
mm
588-33
610-66
633-69
657-44
681-93
707-17
733-19
760-00
787-62
A'
22- 33
23- 03
23- 75
24- 49
25- 24
26- 02
26-81
27-62
A"
0-70
0-72
0-74
0-75
0-78
0-79
0-81
A'"
+ 0-02
+ 0-02
-f- 0-01
+ 0-03
+ 0-01
+ 0-02
234
Pohl. Über den Gebrauch des
Diese Tafel geht also sehr gleichförmig, da die kleinen Sprünge
in den dritten Differenzen ihren Grund lediglich in den Ausgleichun
gen der letzten Decimale haben. Die folgende Zusammenstellung
mag endlich dazu dienen, die Unterschiede zu zeigen, welche die
1. und 2. Tafel Regnault’s gegen die neue Tafel von Moritz
darbieten.
t
93
94
93
96
97
98
99
100
101
Regn. Werthe derTaf.I Regn.WerthederTaf.il
sind gegen Moritz sind gegen Moritz
+ 0-08
+ 0’08
+ 0-09
+ 0-10
+ O’io
+ 0-11
+ 0-13
0-00
— 0-03
+ 0-08
+ 0-08
+ 0-09
+ 0-10
+ 0-10
+ 0-09
+ 0-02
O’OO
+ 0-01
Ich habe daher mit Benutzung der Angaben von Moritz eine
neue Tafel der Spannkräfte des Wasserdampfes von 93° bis 101° C.
construirt, welche keine grossem Intervalle als 0°I enthält und wie
ich glaube, für die Anwendung des Thermo-Hypsometers zu physica-
lischen und chemischen Untersuchungen ausreicht. Es bedarf wohl
kaum der Erwähnung, dass die Werthe dieser Tafel auch bei
Höhenmessungen mittelst des genannten Instrumentes den Angaben
Regnault’s vorzuziehen seien.
Thermo-Hypsometers zu chemischen und physicalischen Untersuchungen. 235
Tafel der Spannkräfte des Wasserdampfes.
Temperatur,
Grade
Celsius
Spannkraft
Millimetern
Zweite
Differenz
Temperatur,
Grade
Celsius
Spannkraft
Erste Zweite
Differenz
93 9
94-
•1
•2
•3
■4
•5
•6
■7
•8
■9
95-
96-
97-
588-333
590 535
592-744
594-959
597-182
599-411
601•647
603-891
606-141
608-398
610-661
612-932
615-211
617-497
619-789
622-088
624-395
626-709
629-030
631-357
633-692
636- 035
638- 385
640-742
643-106
645-477
647-856
650-242
652-635
635-033
637- 443
639- 859
662-282
664-712
667-150
669-595
672-047
674-507
676-974
679-449
681-931
2-202
2-209
2-216
2-223
2-229
2-236
2-244
2-250
2-257
2-263
2-271
2-279
2-286
2-292
2-299
2-307
2-314
2-321
2-327
2-333
2-343
2-350
2-357
2-364
2-371
2-379
2-386
2-393
2-400
2-403
2-416
2-423
2-430
2-438
2-445
2-452
2-460
2-467
2-475
2-482
0-007
7
7
6
7
8
6
7
6
97 9
98-
99-
100-
101 •
681-931
684-421
686-919
689-425
691-938
694-458
696-986
699-522
702-065
704-616
707-174
709-741
712-316
714-898
717-488
720-086
722-692
725•305
727-926
730-555
733-191
735-836
738-489
741-150
743-819
746-496
749-181
751-874
754-575
757-283
760-000
762-725
765-459
768-201
770-951
773-709
776-475
779-249
782-031
784-822
787-621
2-490
2-498
2-506
2-513
2-520
2-528
2-536
2-543
2-551
2-558
2-567
2-575
2-582
2-590
2-598
2-606
2-613
2-621
2-629
2-636
2-645
2-653
2-661
2-669
2-677
2-685
2-693
2-701
2-708
2-717
2-725
2-734
2-742
2-750
2-758
2-766
2-774
2-782
2-791
2-799
0-008
8
7
7
8
8
7
8
7
236
Pohl. Über den Gebrauch des
Was die Einrichtung des Thermo - Hypsometers anbelangt, so
dürfte sich wenigstens für den vorliegenden Zweck, die von Wol-
laston, dann von Mörstadt und Gintl gebrauchte Form 1 ) am
wenigsten empfehlen. Besonders unvortheilhaft stellt sich die gewählte
Anbringungsweise der Scala, sowie die bimförmige Form des Queck-
silbergefässes am Thermometer heraus. Die Erfahrung zeigt nämlich,
dass ein derartiges Thermo-Hypsometer in Folge von Volumsände-
rungen des Quecksilbergefässes seihst bei Beobachtungen im Zimmer,
beständigen Schwankungen unterworfen ist, welche unmöglich auf
Kosten der Änderungen im Luftdrucke geschrieben werden können.
Die grosse Masse Quecksilber, in einem dünn ausgeblasenen Glas-
gefässe befindlich, muss notlnvendig zur Formänderung des letzteren
beitragen.
Bereits vor mehreren Jahren liess ich daher ein Thermometer mit
cylindrischem Gefässe von Kappeller in Wien anfertigen, welches
sich seit dieser Zeit bei vielfachem Gebrauche vollkommen bewährte.
Der Cylinder des Hypsometers hat ungefähr 11 Millim. Durchmesser
bei 60 Millim. Länge. Bekanntlich ändern Thermometer-Gefässe beim
längeren Liegen ihr Volum und liefern in Folge dessen unter sonst
gleichen Umständen geänderte Angaben. Dieser Übelstand trifft auch
das Thermo-Hypsometer, ich habe jedoch denselben auf eine sehr
einfache Weise eliminirt. Vor der Bestimmung des Werthes eines
Theiistriches der Thermometer-Scala, welche übrigens am besten
eine willkürliche, und bei meinem Instrumente eine Millimeter-Scala
ist, wird das Instrument mehrere Tage hindurch in den Dämpfen von
kochendem Wasser erhalten. Das Volum des Quecksilbergefässes
nimmt dabei für längere Zeit ein Volum an, das bei öfterem Gebrauche
des Instrumentes constant bleibt. Nur wenn das Thermometer zu
geraume Zeit, etwa ein halbes Jahr, nicht in Verwendung stand, ist
es sicherheitshalber gut, vor der weiteren Benützung dasselbe aber
mals, wie angeführt, zu erhitzen, wornach es wieder die ursprüng
lichen Angaben zeigt.
Die Schärfe sowie Sicherheit der Ablesung und Angaben des
Instrumentes hängt aber auch von der Construction der Scala und
vom Raum-Verhältniss des Quecksilbergefässes zur Höhlung des
1 ) Philosophical Transactions, volurae i07, pag. 183.
2 ) Gintl, Das Höhenmessen mit dem Thermometer, gr. 8 0> , Wien 183ö, S. 16.
Thermo-Hypsometers zu chemischen und physicalischen Untersuchungen. 237
Thermometer-Rohres ab. Umfasst die Hypsometerscala das Intervall
yon 93° bis 101° Celsius und jeden Grad ungefähr durch 20 Milli
meter repräsentirt, so hat man, sonst leicht ablesbare Theilung
vorausgesetzt, ein Instrument, das sich bezüglich der Genauigkeit
der Angaben mit dem besten Normalbarometer messen kann. Denn
dann entspricht 1 Millimeter = 0 03 Graden und da zehntel Milli
meter noch leicht und genau schätzbar sind, erscheint es leicht, noch
O'OOS Grade Celsius sicher abzuschätzen. O'OOS Grade entsprechen
aber in der Mitte der Scala ungefähr 0-0013 Millimeter Barometer
stand. Zur leichteren Ablesbarkeit der Scala trägt deren Theilung
auf versilbertem Messing bei, sowie das Ausziehen der Theilstriche
unter dem Thermometerrohre und die handförmige Gestalt der Queck
silbersäule.
Die Werthbestimmung der Scalatheile fand ich am zweck-
mässigsten direct nach Barometerständen vorzunehmen, die an Tagen
mit möglichst constantem Luftdrucke von einem Normalbarometer
abgelesen , und wovon je vier Ablesungen zu Einer Beobachtung
combinirt werden <). Man erhält so weit sicherere Resultate als bei
Werthbestimmung der Scalatheile nach einem Thermometer.
Steht das Thermometer des Hypsometers frei aus dem Koch-
gefässe heraus, so reicht die geringste Bewegung und die dadurch
bedingte Abkühlung des Scalarohres hin, eine Änderung in den An
gaben des Instrumentes herbeizuführen. Schon Regnault hat, um
diesen Übelstand zu vermeiden 2 ), das Thermometer mit Messing
röhren umgeben, welche mit dem Kochgefässe in Verbindung stehen
und bei etwaigem Transporte sich wie bei einem Auszugfernrohre in
einander schieben lassen.
Ich habe bei meinem Instrumente diese Röhren durch ein 13 Mil
limeter weites Glasrohr ersetzt, welches centrisch das Thermometer
rohr umgibt und am oberen und unteren Ende luft- und wasserdicht
durch eine Metallfassung geschlossen ist. Der untere Theil der Fas
sung bildet zugleich den Stöpsel womit man das Thermometer in das
Kochgefäss einsetzt. Um beim Gebrauch im Freien das Thermometer
*) Diese Bestimmung- geschah bei meinem Hypsometer mittelst eines nach Professor
Schrott er’ s Angaben construirten Normalbarometers, bei welchem direct 002
Millim. ablesbar sind.
2 ) Annales de Chimie et de Physique ; serie III, tome XIV, pag. 196.
238
Pohl. Über den Gebrauch des
noch besser vor Luftzug zu schützen, ist die Scala desselben bis auf
die Vorderseite mit einer Holzrinne als schlechtem Wärmeleiter
umgeben. Es wird dann das Thermometerrohr bei der Ablesung so
gedreht, dass die Holzhülse gegen den Wind zu stehen kommt.
Die Art des Kochgefässes bleibt gleichfalls bei thermo-hypso-
metrischen Bestimmungen von grossem Belang. Das Kochgefäss des
von mir benutzten Instrumentes ist meines Wissens vom Herrn
L. Kappe Iler in Wien mit Benutzung der von Mörstadt, Baum
gartner, Gintlete. gemachten Angaben und Erfahrungen con-
struirt. Bei einer Höhe von 160 Millimeter und cylindrischer Form
hat es 55 Millimeter Durchmesser. Es besteht aus starkem innen ver
zinntem Messingblech. Der aufzusteekende Deckel des Gefässes
trägt in der Mitte eine Hülse zur Aufnahme des eingesclililfenen
Thermometers, und das Quecksilbergefäss desselben ragt nicht frei
in das Kochgefäss, sondern ist mit einer am Deckel befestigten 105
Millimeter langen und 34 Millimeter im Durchmesser haltenden unten
offenen Messinghülse umgeben. Diese Hülse soll das Quecksilber
gefäss und die dasselbe zunächst umgebenden Dämpfe vor plötzlicher
Abkühlung von aussen schützen. Bei geschlossenem Gefässe können
die Wasserdämpfe ungehindert sowohl durch ein am Deckel ange
brachtes Hahnventil entweichen, das nach Belieben verschliessbar,
als auch besonders bei der Beobachtung selbst, durch eine Öffnung
am Boden des Kochgefässes, indem die Dämpfe in ein fast bis an den
Deckel reichendes Abzugsrohr eintreten, das allein mit erwähnter
Öffnung communicirt.
Die heigegebene Figuren - Tafel zeigt das zum Theil schon
beschriebene Instrument, sowohl vollkommen für den Gebrauch
zusammengestellt in y s natürlicher Grösse, als auch das eigentliche
Thermo-Hypsometer blos zur Hälfte verkleinert.
Fig. 1 a ist das Kochgefäss von Messing,
„ b das Thermo-Hypsometer im engeren Sinne des Wortes,
„ c die am Deckel befestigte Hülse von Metall für das Queck
silbergefäss des Thermometers,
„ cl das Hahnventil zur Dampfausströmung am Deckel,
„ e die Mündung des punktirt angezeigten Dampf-Ausströmungs
rohres im Innern des Kochgefässes,
„ f der Mantel für die Spirituslampe und zugleich das Stativ
des Apparates, ebenfalls von Messing,
Thermo-Hypsomefcers zu chemischen und physicalischen Untersuchungen. 239
Fig. 1 g ein Holzgriff zum bequemen Abheben des Hypsometers von
der Lainpe. Dieser Griff ist nur angesteckt, kann also durch
einen Zug vom Instrumente entfernt werden,
„ 2 i ist eine kleine Ausbauchung im Thermometerrohr, über
welcher sich noch eine zweite ähnliche befindet, damit die
beim Uinkehren, Transportiren des Instrumentes etc. etwa
getrennte Quecksilbersäule dort Gelegenheit findet, sich
wieder zu vereinen.
„ k endlich sind die von vorne sichtbaren Ränder der Holzrinne,
welche die Thermometerscala zum Theil vor Luftzug
schützen soll.
Alle (ihrigen Bestandtheile des Instrumentes sind wohl aus der
Zeichnung selbst verständlich.
Das eben beschriebene Instrument wurde übrigens nicht speciell
als Ersatzmittel des Barometers bei physicalischen und chemischen
Untersuchungen construirt, sondern sollte zu Höhemessungen dienen.
Seit mehreren Jahren damit vorgenommene Messungen zeigten, dass
das Instrument sonst zweckmässig aufgestellt, seihst im Winde auf
Bergen, noch immer sehr brauchbare Resultate liefere.
Bei dieser Verwendung wird das Thermo-Hypsorneter mit seinen
drei vorstehenden Füssen in die Vertiefungen eines Holzbrettchens
eingesetzt und durch eine Art Bajonet-Verschraubung daran festge
halten. Die beistehende Figur
° c n
versinnlicht diese Befestigungs-
Vorrichtung in J / 6 natür
licher Grösse ; a a a sind
die Halter für die Instruments-
füsse; b zeigt eine Vertiefung,
in welche eine grosse Schraube
passt, durch deren Kopf das c
Brettchen mit dem Instrumente fest an ein zusammenlegbares
Stativ befestiget werden kann, c, c, c, c sind kleine Metallspangen
mit Ösen. In letztere können Drathstifte gesteckt werden um
welche, von drei Seiten das Instrument umgebend, ein Schirm von
Leinwand gespannt, um so den Luftzug abzuhalten, welcher das
Brennen der Lampe stören würde. Den von II u g i zu glei
chem Zwecke angegebenen Leinwandsack über das Hypsometer
240 Pohl. Über den Gebrauch des Thermo-Hypsometers etc.
selbst!) fand ich ziemlich unpraktisch, obschon mir auch der Lein
wandschirm oft ungenügende Dienste leistete. In neuerer Zeit um
gebe ich jedoch das Instrument blos mit einem Mantel von Metallblech,
der 190 Millimeter hoch, 10S Millimeter Durchmesser hat, vom Hypso
meter, überall 2S Millimeter absteht, und welcher, da er oben offen
ist, der Luft genügenden Zutritt zur Lampe gestattet um das Ver
brennen derselben zu unterhalten. Die Befestigung des Mantels am
Instrumentbrettchen geschieht gerade so wie jene des Hypsometers.
DieErfahrung zeigt, dass nach Anbringung dieser einfachen Vorrich
tung, welche übrigens beim Transporte über das Futteral des
Hypsometers geschoben wird, die Spirituslampe selbst bei Sturm ruhig
fortbrennt und das Wasser im Hypsometer rasch zum Sieden bringt.
4 ) Hugi, Naturhistorische Alpenreisen. Solothurn 1830, Seite 9.
Wedl. Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
241
Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
Von dem c. M. Prof. Dr. 0. lVedl.
(Mit 4 Tafeln.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 23. Juli 1857.)
1. Distoma ovatum (Rud.).
Dieser kleine, in frischem Zustande gelbröthliclie Saug
wurm wurde von mir in der Bursa Fabricii bei Scolopax Galli-
nula, Grus cinerea und Fulica atra angetroffen. In dem benannten
Organe wurde er auch von den meisten Beobachtern gesehen, und es
scheint derselbe nur zuweilen in die Bauchhöhle oder in den Eileiter
der Vögel zu gelangen. Das Verhältniss der einzelnen Organe ist
aus Fig. 1 ersichtlich (von der Bauchseite bei durchgehendem Lichte).
Der ziemlich stark gewulstete Mundnapf (fl) schliesst eine trichter
förmige Mundhöhle ein, welche mit dem schlitzförmigen Gange des
Bulbus oesophageus (6) ') in unmittelbarem Zusammenhänge steht.
Der Darmcanal bifurcirt sich gleich hinter dem Bulbus, verläuft
beiderseits in wellenförmigen Excursionen nach rückwärts (ec), um
blind zu endigen; in seinem ganzen Verlaufe habe ich ihn stets mit
einem dunkelkörnigen Inhalte vollgepfropft gefunden, so zwar, dass
der Darm bei dem kleinen Thiere in Form eines gabelig getheilten
Streifens schon für das blosse Auge sichtbar wurde. Der Bauchsaug
napf besitzt beinahe den doppelten Durchmesser des Mundnapfes (d),
wie dies auch Dujardin in seiner Histoire naturelle des helminthes
S. 305 angibt. In erschlafftem Zustande erweitert sich die Eingangs
öffnung des Bauchnapfes so beträchtlich, dass sie das Vierfache des
Diameters von der Eingangsöffnung des erschlafften Mundnapfes
nahezu erreicht. Die Hoden liegen, wie dies v. Siebold (vergl.Anat.
der wirbellosen Thiere S. 143) schon bemerkte, nebeneinander hinter
1 ) ner Bulbus oesophugcus (Schlnndkopf) der Trematoden kann, wie ich dies in meinem
Aufsatze über die Mundwerkzeuge der Nematoden in Bezüg auf deren Speiseröhre
gezeigt habe, als ein Triturations-Apparat bezeichnet werden.
Sitzb - d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft.
16
242
W o <1 i.
dem Acetabulum (e, e); inzwischen schiebt sich jedoch noch das
Agglomerat von SamenbläschOn (/) (Vesicula semin. inferior) mit
den undulirenden Samenfaden. Das vas deferens schlingt sich in
wellenförmigen Linien schräge nach links und vorwärts und endigt
neben dem Mundnapfe, an welcher Stelle an manchen Exemplaren
der hervorgestülpte, mit seinem abgerundeten Ende nach rückwärts
gekehrte glatte Penis (g) wahrgenommen wird. An seiner Austritts
stelle befindet sich eine papillöse Hervorragung. Die traubenförmigen
Dotterstöcke erstrecken sich zu beiden Seitentheilen des Thieres
(h, A) von vor- nach rückwärts, sind nach vorne zu bis zu einer
Linie zu verfolgen, welche man sich von der Theilungsstelle des
Darmeanals querüber gezogen denkt und endigen rückwärts un
gefähr in der Mitte der Aussenseite der beiden Hoden. Die knäuel
artig gewundenen Uterinalschläuche (i, i) nehmen den hintersten
Abschnilt des Thierleibes ein, zwei derselben erblickt man gegen
die Samenbläschen hin verlaufen, während der solitäre Gang des
Uterus (/c) mit dem vas deferens bis zu seiner Ausmündung knapp
neben der Austrittsstelle des Penis nach vorne zieht. Die sehr zahl
reichen kleinen Eier sind oval, 0’024 Millim. lang, 0’014 Millim.
breit, nehmen in ihrer Reife eine dunkelgelbe Färbung an und
erscheinen im gewundenen Uterus mehrreihig neben einander, wäh
rend sie die schmale Vagina nur mehr einreihig passireu können. Die
Hautoberfläche ist mit symmetrischen Reihen von etwas gekrümmten,
mit ihrer scharfen Spitze schräg nach rückwärts gekehrten, vor-
und zurückziehbaren Stacheln bedeckt, die an dem vordersten Thier
abschnitte in dichterer Menge beisammen stehen.j Durch diesen Bohr
apparat wird es dem Wurme möglich, sich tlieils an dem lockeren
Parenchym der Bursa festzuhalten und anderentheils die Blutgefässe
selbst anzustechen und das Blut als Nahrungsstolf aufzunehmen. Ich
habe zuweilen noch unverkennbares Blut im Darme vorgefunden. Es
ist desshalb der gleich eingangs erwähnte Inhalt des Darmes, aus
braunschwarzen eckigen beinahe krystallinischen Körnern bestehend,
als Blutschlacke zu erklären. Die Wassergefässe sind schmal, mit
Flimmerläppchen versehen.
2. Distoma auriculntum (n. sp.).
Im Darme von Acipenser Ruthenus kommt zuweilen ein sehr
zartes, transparentes, 2 — 3 Millim. langes, */ a — V 3 Millim. breites
Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
243
Distom (Fig. 2) vor. Der Mundnapf («) nähert sich der herzför
migen Gestalt, ist zu beiden Seiten nach aussen mit zwei warzen
artigen Erhabenheiten (auriculae) besetzt (b, b). Die trichterför
mige Mundöffnung führt zu dem musculösen Schlundkopf (in c),
hinter welchem bald die Theilung der beiden Darmstücke erfolgt.
Der Verlauf derselben (d, d) ist leicht kenntlich. Der Bauchnapf
(e) hat eine kleinere Circumferenz als der Mundnapf. Die Dotter
stöcke (f f) an den beiden Seiten, in den beiden hinteren Drittheilen
des Körpers gelegen, sind durch ihren körnigen Inhalt scharf
markirt, so dass selbst ihr querer Ausführungsgang (l, l) leicht
kenntlich wird. Der Uterus hat eine geringe Längenausdehnung,
die reifen Eier in demselben sind bräunlichgelb, oval, 0 056 Millim.
lang, 0-036 Millim. breit. Die beiden Hoden ([h) liegen ziemlich
weit rückwärts hinter einander, die innere Samenblase (k) befindet
sich hinter dem Acetabulum, etwas seitlich geschoben, der Sförmig
gekrümmte Penis (i) vor dem letzteren. Die hintere Leibesöffnung (m)
führt zu einem nur eine kurze Strecke zu verfolgenden blinden
Gang, dessen Wände contractile Längs- und Ringsfasern besitzen.
Die äussere Decke ist nur gegen vorne zu mit sehr kleinen dichten
Wärzchen besetzt, nach rückwärts glatt.
3. Distoma campnnula (Dujard.).
In dem Darmschleim von Esox Lucius habe ich sehr kleine
Distomen gesehen von einer Länge von 1 Millim. bei einer Breite
von kaum % Millim., die Dujardin (1. c. Seite 433) als Distoma
Campanula zu seinem Subgenus Crossodera gehörig bezeiehnete,
ohne jedoch eine Diagnose des Wurmes seihst zu geben, wess-
wegen er diesem Distom ein Fragezeichen vorsetzte. Der vor
dere Saugnapf besitzt ähnlich dem zuletzt beschriebenen Distom
zwei seitlich stehende stumpfe, konische, derbe Hervorragungen
(Hg. 3 a, a) und eine mächtige Lage von Muskelfaserbündeln,
"eiche aus concentrischen gegen die Bauchseite des Thieres
gekehrten, und longitudinalen gegen die Bückenseite gelagerten
Schichten besteht. Das Acetabulum beträgt ungefähr den Dritt-
theil des Mundnapfes, liegt in der hinteren Hälfte des Thieres
(J>) und hat einen Diameter von 0’06 Millim. Die Dofterstöcke in
dem vorderen Thierabschnitte haben eine geringe Ausdehnung; sie
sind in der Zeichnung nicht gegeben. Der Uterus hingegen hat eine
16*
244
VV e il 1.
verhältnissmässige grosse Circumferenz, so zwar, dass der grössere
Theil der Körperhöhle mit Eiern vollgepfropft erscheint, die einen
Längendiameter von 0-028 Millim. haben und im reifen Zustande den
keulenförmigen Embryo einsehliessen (Y). Hinsichtlich der männlichen
Geschlechtsorgane und derGeschlechtsölfnungen konnte ich zu keinem
sicheren Resultate gelangen; ich kann nur so viel angeben, dass
ganz nach rückwärts ein oblonges Organ (c) (ob Kode?) sich vor
findet, und die Eier bis etwas vor das Acetab. (d) in dem plötzlich
endenden Schlauche verfolgt werden konnten. Die äussere Haut ist
mit Längsreihen von feinen Stacheln durchgehends besetzt, welche
letztere an dem Vordertheile des Wurmes am stärksten sind und
nach rückwärts an Dicke abnehmen.
4. Distomn crassiusculum (Rud.).
Diesen, wie es scheint, nur selten beobachteten Wurm habe
ich in einigen Exemplaren in der Gallenblase eines jugendlichen Indi
viduums von Buteo vulcj. gefunden. Der Körper des Thieres zeigt
einen bräunlichen Fleck von der Färbung der reifen Eier herrührend,
ist 3—4 Millim. lang, 1—1 l / t Millim. breit. Der Mundnapf (Fig. 4 «)
ist von gleicher Grösse mit dem Rauclmapfe (/c), wie dies auch
Rudolphi (Entoz.hist. nat. II. 1, S. 408) schon angegeben hat. Die
Theilung des dicken Darmes (6,6) erfolgt sogleich hinter dem Bulbus
oesophageus. Die beiden hintereinander gelegenen Hoden (c, c) sind
voluminös und stehen mit der seitlich gelegenen inneren Samenblase
(d) in Verbindung, von welcher ein breites zwischen den Uterinal-
gängen sich windendes vas deferens nach vorne zieht. Die Dotter
stöcke (e,e) haben an den Seitentheilen die bezeichnete Ausdehnung,
auch sieht man von dem Ende des Dotterstockes der einen Seite
(hei vi) einen quer nach einwärts laufenden Ausführungsgang,
der sich mit dem der anderen Seite vereinigt. Der Eierkeimstock
(«) hat wie gewöhnlich seineLage in derLängenaxe des Körpers; der
mannigfach geschlungene Uterus ist mit ovalen Eiern vollgepfropft,
die im reifen Zustande 0-021 Millim. lang, 0-014 Millim. breit sind.
Die Geschlechtsöffnungen befinden sich in der Mitte zwischen den
beiden Näpfen (bei Z). Ringsum den Mund sitzen einige Reihen von
viereckigen Zähnen (?), welche wahrscheinlich auch am Acetabulum
sich vorfinden, während an der äusseren Haut allenthalben Stacheln
eiugefiigt sind , welche in vorgestecktem Zustande, wenn sich die
Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
245
netzförmigen Hautmuskeln relaxirt haben, mit ihrer etwas gekrümm
ten , nach rückwärts gerichteten Spitze über die Hautoberfläche her
vorragen (/■), während sie, wenn die Hautmuskeln sich contrahirt
haben, unterhalb des Niveau der Hautoberfläche zu stehen kommen
und ihre Spitze sich in eine Hauttasche einsenkt, die sich nach Art
einer Falte erhebt (17). Das schon erwähnte netzförmige Gerüste der
Hautmuskeln (h) ist an dem Hintertheile des träge sich bewegenden
Thieres leichter zu beobachten.
5. Distomn cchiuatnm (Zeder).
Dujardin (I. c. 427) hat ein im Haliaeus carbo des Cor-
moran vorkommendes Distom von Distomci echinatum (Zeder)
getrennt, jedoch zu vage Unterschiede angegeben, so zwar, dass Die-
sing (Systema heim. 1.138) die von Dujardin aufgestellte Species
mit einem Fragezeichen noch dem D. ecliinaium beizählt. Da mir das
Distom aus dem Darm von Anas jetzt nicht zugänglich ist, bin ich
nicht in der Lage, darüber ein Urtheil zu fällen, will jedoch eine
genauereBeschreibung der von mir im unteren Tlieile des Dünndarmes
vom Cormoran gefundenen Distoms folgen lassen , welche mit jener
von D. echinatum wesentlich übereinstimmt. Der Vordertheil des
Thieres, das 4 Millim. lang, V a Millirn. breit ist, endigt rnit einer
nierenförmig gestalteten musculösen Platte, deren Rand mit 27 Stacheln
besetzt ist (Fig. 5 a, a). Dieselben sind gross, 0'096—0-12 Millim-
lang, stecken in einer Scheide, die sich baldachinartig gegen die
Spitze des Stachels hin anspannt und hervorgezogen als wellenförmig
gekräuseltes Band erscheint. Der Basaltheil der Stacheln ist gegen
die Mundöffnung gekehrt, die mit ihrem grösseren quergelagerten
Durchmesser bei Thieren von obbenannter Grösse in relaxirtem Zu
stande 0’084 Millim. misst. Die Ösophagusschwellung befindet sich
gleich hinterhalb des Stachelkranzes. Der sich hinter ihr bifurcirende
Darmistbis zum zweiten Drittheile des Thieres leicht zu verfolgen (b,b),
in seinem weiteren Verlaufe aber durch die Dotterstöeke verdeckt.
Das Acetabulum («) springt an der Bauchfläche stark vor, die Lich
tung und Eingangsöflhung in die schlüsselförmige Vertiefung ist
mindestens viermal grösser als die Mundöffnung. Die beiden, ziemlich
grossen gelappten Hoden (e, c) liegen hintereinander in dem Vorder
abschnitte der hintern Leibeshälfte. Die innere Samenblase (<1) ist
gegen die Seite gerückt. Der voluminöse Cirrusbeutel (e) vor dem
246
W e d 1.
Acetabulum schliesst den in f herausgetretenen Penis mit seinem
kolbenförmig geschwellten Ende ein. Seine Länge habe ich in einem
Falle zu 0-24Millim., seine Breite zu 0-048 — 0'06 Millim. bestimmt.
Die äussere Hülle des Penis schwillt gegen das freie Ende zu einer
resistenten glockenförmig gespannten, mit feinen Stacheln an der Aus-
senseite besetzten Haut an, welche noch einen solchen Grad von Trans
parenz besitzt, dass der Körper des Penis daselbst durchscheint und
nur mit seiner abgerundeten Spitze aus der Glocke hervorragt (Fig. 6).
Dieselbe ist offenbar nach Art eines Praeputium gebaut und wird
ebenso wie dieses nach aussen umgeschlagen. Die Dotterstöcke (g,g)
an den Seiten der hintern zwei Drittheile beugen sieh jederseits an
dem Hinterrande des Leibes schlingenförmig um und verlaufen zu
beiden Seiten der Mittellinie des Körpers eine kurze Strecke nach
vorwärts. Die gelben ovalen Eier in dem Uterus (A) sind gross,
0 086 — 0-096 Millim. lang, 0-065 — 0-072 Millim. breit. Die
sogenannten Wassergefässe sind mit Flimmerläppchen in bestimm
ten Distanzen versehen, welche Läppchen aus 6—8 sich fein
zuspitzenden, auf einer gemeinschaftlichen Basis aufsitzenden Cilien
bestehen und in der Hinsicht besser Flimmerbüschel genannt zu
werden verdienten. Dieses Gefässsystem konnte ich durch den
Leib bis eine Strecke weit hinter die Testikel verfolgen, und sab
ausser diesem mit Flimmerbüschel besetzten Systeme ein zweites
dünneres ohne derartige Büschel. Die äussere Haut des Wunnes
ist nur gegen vorne hin mit dichten Stacheln versehen.
6. Distomn bilobuin (Rud.).
Diesen Wurm habe ich im dünnen Darme von Ibis falcinellus,
Fulica atra und Platalea leucorodia und zwar in letzterer auch in
geschlechtlich ganz unentwickeltem Zustande angetroffen, wo er um
mehr als die Hälfte in der Grösse hinter dem ausgebildeten Indi
viduum zurückgeblieben ist. Die fleischigen consistenten glatten
Lappen (Fig. 7 a, ci), welche zu beiden Seiten des Mundnapfes (b)
liegen, besitzen an ihrem Rande eine Reihe von konischen starken
Stacheln , welche im zurückgezogenen Zustande von einer trans
parenten Membran überdacht sind. An dem hinteren Abschnitte
jedes Lappens kommen innerhalb der Randstacheln noch drei eng
aneinander gerückte accessorisehe Stacheln hinzu, welche ohne
Zweifel zur stärkeren Fixirung bei den Saugbewegungen des Mund-
Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
247
napf'es dienen. Von der Ösophagus - Schwellung (&') gehen die
beiden Darmstücke unmittelbar (d, d) ab und sind ihrem Verlaufe
grösstentheils von dem ausgedehnten Dotterstocke bedeckt, so dass
D ujardin (1. c. 431) den Darm übersah und den Dotterstock als
problematischen Darm hinstellte. Die beiden Hoden (e) liegen in
der Axe des Leibes hinter einander; die innere Samenblase wurde
in die Zeichnung nicht aufgenommen. Der Cirrusbeutel (/) befindet
sieb gerade vor dem Bauchnapfe; aus ihm ist der S förmig gekrümmte
Penis hervorgetreten, der mit seiner glatten Oberfläche und seinem
verhältnissmässig weiteu Centralcanal sich gegen sein freies Ende
zuschmälert. Die ausgedehnten Dotterstöcke (li) reichen in ihrer
gedrängten Traubenform von rückwärts bis ungefähr zum vordem
Viertheil. Die quergelagerten Ausführungsgänge der Dotterstöcke
(</') begegnen sich von beiden Seiten in der Axe des Thieres und
liegen hinter dem Eierkeimstock (<jr), dessen Ausführungsgang sich
(wie aus der beigegebenen Figur ersichtlich ist) mit jenem der
Dutterstöcke kreuzt. Die Eier mit ihrer gelbgefärbten Schale sind
0-093 Millim. lang, 0-072 Millim. breit und liegen in dem eben
nicht ausgedehnten Uterus.
Die hintere Leibesöffnung (*) ist sehr ausgesprochen und führt
zu einer deutlich abgegrenzten ampullenförmigen Höhlung. Bei
jugendlichen Individuen wird es ganz klar, dass aus letzterer eine
konische Papille hervorgestreckt wird und sich dabei gegen die
Bauchseite des Thieres krümmt. Die Papille ist nach Art einer Schlaf-
iniitze oder eines Handschuhfingers aus und einstülpbar. Die Musculatur
ist stark entwickelt. Über die Ausdehnung und Richtung der Muskel
faserbündel instruirt man sich am besten durch feine Durchschnitte
des getrockneten Wurmes. Die Muskelfaserschichten an den beiden
Kopflappen («, ci) kreuzen sich in dreifachen Reihen, so dass hie
durch die Contraction nach den drei verschiedenen Dimensionen
ermöglicht ist. Die äussere Haut ist glatt.
7. Geschlechtlich unentwickeltes Distoina.
In dem submucösen Bindgewebe des Ösophagus einer Ardea
purpurea, in der ßrustmusculatur von Ardea nycticorax, unter der
Haut des Halses und Kopfes einer Ardea cinerea, in dem umhüllen
den Bindegewebe der Brustmuskel von Gallinulla crex und am
gleichnamigen Orte bei Podiceps nujricollis habe ich mitunter sehr
248
Weil.
zahlreich eingekapselte Trematoden ohne geschlechtliche Entwick
lung gefunden. Dieselben sind dem blossen Auge als discrete, weisse
ovale, glatte Körnchen auffällig, die bei einem Längendurchmesser
von etwa s / 4 Millim. leicht von ihrer Umgehung loszulösen sind.
Die prall gespannte Kapsel ist von ungleicher Dicke. An jener
Stelle nämlich, wo der Vordertheil des Thieres sich befindet (bei a
in Fig. 8) schien mir die Kapsel dicker, als an anderen Orten (ö).
Dieselbe besitzt eine bedeutende Resistenz, ist structurlos und faltet
sich nach Art der Linsenkapsel. Inder Flüssigkeit zwischen Kapsel und
Thier ist eine aus agglomerirten feinen Moleculen bestehende Masse
suspendirt, die wohl als excrementieller Stoff angesehen werden kann
(«'). Das Thier füllt den grössten Theil des Kapselinhaltes aus und
rollt sich in dem engen Raume träge hin und her. Seine Structur
ist schwierig zu ermitteln, da das Parenchym des Thieres mit einer
grobfettkörnigen Masse (g) erfüllt ist, und die Isolirung desselben
wegen der grossen Schlüpfrigkeit der Oberfläche und Wider
standsfähigkeit der Kapsel kaum zu erzielen ist. Quetscht man die
Kapsel bis zum Einriss, so wird auch stets das zarthäutige Thier ver
letzt. Durch Vergleichung mehrerer mitunter hellerer solcher Kapsel
würmer und der gewonnenen Bruchstücke lässt sich Folgendes er
mitteln. Der Mundsaugnapf (c) führt durch den Bulbus oesoph. zu
einem gabelig getheilten, weiten Darmcanal (it). Der Bauchnapf (e)
ist ziemlich weit rückwärts hinter der Queraxe gelagert und bei
nahe nochmal so gross als der Mundnapf, dabei gewöhnlich ge
schlossen, so dass er statt einer rundlichen Eingangsöffnung, wie
gewöhnlich, eine dreischenkelige Spalte zeigt. Ausser den beiden
Näpfen und dem Darmcanal konnte ich nur noch zwei ovale, trans
parente Organe (f) am Hinterleib unterscheiden.
8. Monostoma verrucosum (Zeder) = Notocolylc triscrialis Dies.
Dieses durch einige Eigenthümliehkeiten ausgezeichnete Thier
ist schon vielfach Gegenstand der Beobachtung geworden und mit
mehreren Namen belegt worden. Fröhlich, Zeder, Schrank, Ru-
dolphi und Diesing (Annalen desWien.Mus. Bd.II, S. 235) geben
an, dass am Rücken zahlreiche Saugnäpfe in Reihen vorhanden sind,
welche Näpfe nach Diesing bis zu SO sich vermehren. In jugendlichem
Zustande des Thieres konnte jedoch letzterer gar keinen oder wenig
entwickelte Näpfe beobachten. (S. dessen Syst, helminth., Bd. IP
Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
249
412.) Dujardin (1. c. 3S6) spricht jedoch von unbeständigen, zu
weilen fehlenden an der Bauchseite hervortretenden Papillen, auch
B1 a n c li a r d (Annales des Sciences natur. Zool., 1847, 304) bedient
sich des Ausdruckes Papillen. Ich habe es mir angelegen sein
lassen, zu unterscheiden, ob es Näpfe oder Papillen seien. An
jenen Exemplaren, die ich mir von Blinddärmen von Fulica atra
sammelte und die vollkommen geschlechtlich entwickelt waren, habe
ich mich überzeugt, dass der Wurm weder am Rücken noch am Bauche
mit Saugnäpfen versehen sei und die vermeintlichen zuweilen fehlenden
papillösen Hervorragungen den Gruppen der Endbläschen vom Dotter
stocke entsprechen, wie dies näher aus der Beschreibung hervorgehen
soll. Es ist hiemit die Unbeständigkeit des Vorkommens erklärlich, in
dem die Dotterstocke der Trematoden, seihst wenn sie geschlechls-
reif sind, bald mehr, bald weniger geschwellt sind.
Der fleischige Mundnapf (Fig. 9 a) ist mit seiner Öffnung gegen
die Bauchseite gekehrt und führt unmittelbar, ohne zu einem Bulbus
oesoph. anzuschwellen, zu dem bifurcirten, weiten Darmcanal (6, b), der
inseinen Wandungen zahlreiche Ausbuchtungen nach Art einer wellen
förmigen Linie zeigt und mit einer meist grobkörnigen bräunlichen
Masse erfüllt ist (Fig. 11). Die beiden Hoden mit ihrer drüsigen
Oberfläche liegen in dem hinteren Abschnitte des Wurmes (c, c). Der
verhältnissmässig voluminöse Penis (r/) tritt in der Medianlinie der
Bauchseite aus seiner starken Scheide (e) zuweilen hervor. In dem
hervorgestülpten Zustande ist seine Oberfläche allenthalben mit stum
pfen mit ihrem Ende gegen die Wurzel des Penis gerichteten Stacheln
(Fig. 10 a ) besetzt, die bei dem Zurückziehen des letzteren nach
einwärts geschlagen werden und allem Anscheine nach in die Lichtung
des Gliedes (c) zu liegen kommen. Es würde somit der Penis einen
musculösen Cylinder mit einer ziemlich dicken Muskellage (6) vor
stellen, in dessen Lichtung eine Membran eingestülpt ist; letztere ist
an ihrer eingestülpten Oberfläche allenthalben mit Stacheln besetzt,
die eben beim Hervorstülpen des Penis nach auswärts gerollt werden
und sodann dessen äussere Oberfläche überkleiden.
Die Dotterstöcke (Fig. 9 f, f ) treten, wie schon erwähnt, bald
mehr oder weniger deutlich hervor, sind nach aussen vom Darm ge
lagert, ragen zuweilen bis zu einer Querlinie nach vorwärts, die man
sich von den Geschlechtsöffnungen nach aussen gezogen denkt, beugen
sich an dem Hiuterrande des Thieres von beiden Seiten nach vorwärts
250
W e (1 I.
und vereinigen sich in der Medianlinie, daselbst eine dritte Reihe
von Dotterbläschen bildend. Der Uterus windet sich in den bekannten
liegenden Achtertouren und nimmt den Mitteltheil des Körpers ein (</).
Die weite gefaltete Vagina (i) befindet sich zur Seite der Penisscheide
und mündet sich gerade neben der Austrittsstelle des Penis. Auf eine
Eigenthiimlichkeit der Eier, nämlich einen langen dünnen Anhang an
beiden Polen, hat zuerst v. S i eh o I d (Wiegmann’s Archiv, 1. Jahrg. 56)
aufmerksam gemacht; auch Dujardin (1. c. 356) erwähnt dieses Um
standes und gibt eine Abbildung. Verfolgt man eine Reihe von aus den
eingerissenen Uterinalschläuchen hervortretenden Eiern, so ist also-
gleich die ungleiche Länge der fadenförmigen Fortsätze an den Ei
schalen auffällig. Während diese Anhänge an den offenbar weniger
entwickelten Eiern kaum angedeutet oder ganz kurz sind (Fig. 12 d),
werden sie nach und nach länger und länger (b, c, c). Ist der
Embryo vollständig entwickelt (wie in cl), wobei er als ein nett
abgegrenzter länglicher Körper in der transparenten Eihöhle zum
Vorschein kommt, so haben die Anhänge auch die grösste Länge
erreicht. In dem Uterus sind sie neben einander gelagert und bilden
Büschel von Fäden. Die Bedeutung derselben kennt man noch nicht,
da sie sich jedoch mit der Entwicklung des Embryo heranbilden,
letzterer innerhalb des Uterus nicht die Eischale verlässt, so scheinen
sie nach der Geburt der Eier ihren Zweck zu erfüllen, indem sie
wahrscheinlich durch Umschlingen eines Gegenstandes das Ei fixiren,
bis der Embryo die geborstene Eihülle verlässt.
Das Wassergefässsystem ist sehr stark entwickelt, man trifft
nicht selten gabelige Theilungen, insbesondere gegen die blinden
Endigungen (Fig. 13). Flimmerläppchen wurden nicht gesehen.
Blanchard (1. c.) versuchte sogar die Wassergefässe zu injiciren,
indem er mit der Spitze einer Nadel einen der Ilauptcanäle öffnete
und es will ihm die Injection trotz des kleinen Umfanges dieser Art
auf eine ziemlich vollkommene Weise bei mehreren Individuen gelun
gen sein (?). Gegen das Hinterende des Thieres befindet sich die
Caudalölfnung (Fig. 9 A), die in der Frontansicht rundlich erscheint
und von ihrer Begrenzung strahlig ausgehende Falten zeigt (Fig. 14).
Sie führt zu einer blindsackigen kleinen Höhle. Die äussere Decke
des Thieres ist glatt, d. h. ohne Stachel, dabei quer gerunzelt. Die
unter der Haut befindlichen Muskelfaserschichten kreuzen sich in
dreifacher Richtung.
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
251
9. Monostoma Innceolatum (n. sp.).
Frei in der Bauchhöhle eines Himantopus rubropterus fand
ich mehrere Exemplare eines bisher noch nicht beschriebenen Mono-
stoms, die bei einer abgeplatteten lancettförmigen Gestalt eineLänge
von 8-—12Millim. und eine Breite von 3Millim. besassen. Der kleine
Mundnapf liegt an der Bauchseite des zugeschmälerten Vordertheiles
des Thieres (Fig. 15 a) und ist nach rückwärts von einem dick
fleischigen Bulbus oesophageus (b) begrenzt, von welchem die
beiden ziemlich weiten Äste des Darmcanals (c, c) auslaufen und
durch ihren gelbröthlichen Inhalt meist in die Augen springen. Diese
beiden Darmröhren münden an dem Hintertheil des Leibes in einander
und bilden ebenso wie bei Monostoma mutabile einen Bogen (d). Die
zwei Hoden (e, e) liegen in dem Hinterleibe schräg gegen einander
gestellt und werden von den beiden schief von rück- nach vorwärts
verlaufenden Ausführungsgängen (g, g) der Dotterstöeke überschrit
ten; die letzteren sind ganz knapp gegen die Seitenränder des
Thieres gerückt und reichen bis zum vorderen Drittheil des Leibes
(sie wurden in der Zeichnung weggelassen). Der in der Längenaxe
des Thieres nach vorwärts ziehende, aus dem Zusammenflüsse der
Allsführungsgänge (g, g') entstandene Dottergang mündet in dem
beginnenden Uterus, welcher Abschnitt von v. Siebold bekanntlich
als Tuba Fallopii angesehen wird. Der Eierstock (/) liegt in dessen
Nähe und besteht aus mehreren Lappen. Der Uterus nimmt wohl
hauptsächlich den Mitteltheil des Leibes ein, sendet jedoch eine eng
gedrehte Schlinge beiderseits (h, li) nach rückwärts und einen in die
Vagina übergehenden Gang (i) nach vorwärts.
Die Eier zeichnen sich im Allgemeinen durch ihr excessives
Volumen derartig aus, dass sie in reifem Zustande leicht mittelst
des blossen Auges wahrgenommen werden können. Ihr Längendurch
messer beträgt 0-216 Millim., ungefähr das Doppelte von jenem des
Monostoma mutabile. Von der einen Seite betrachtet, zeigen sie
eine nierenförmige Gestalt (Fig. 16). Die Eihülle ist dünn. Der
eiförmige Embryo lässt ähnlich wie jener von Monostoma mutabile
(vergl. v. S i e b o 1 d: Über die Band- und Blasenwürmer S. 21) gegen
sein breiteres Ende hin einen dunklen Fleck (Fig. 17 «) gewahr
werden. Bewegungen innerhalb der Eischale oderCilien an der Ober
fläche des Embryo konnte ich an den untersuchten Exemplaren ebenso
252
W e d I.
wenig beobachten, als irgend eine Andeutung eines Keimschlauches
im Innern des Körpers.
10. Dolostoma variabilc (Nitzsch).
Die Anatomie der Holostomen ist sehr schwierig zu verfolgen;
man kennt desshalh ihre Organe nur auf eine unvollkommene Weise,
und die Deutung derselben divergirt bei den verschiedenen Autoren.
An dem Vordertheile oder dem sogenannten Kopfe des benannten
Holostoms unterscheide ich hauptsächlich zwei von einander ver
schiedene Theile, einen gegen die Rückenseite des Thieres gelege
nen musculösen Haftlappen (Fig. 18 «), der ungefähr nach Art des
Schirmes einer Mütze hervorragt und verschiedene Formen je nach
dem Zustande seiner Contraction annimmt; bald abgerundet wulstig,
bald mehr weniger in Falten gelegt erscheint. Offenbar ist dieserHaft-
lappen analog den Bothridien der Ceplialocotyleen. Bei dieser Art ist
nicht nur die Haut des Lappens, sondern der ganze vordere Leibesab
schnitt mit stäbchenartigen, symmetrisch geordneten Stacheln besetzt,
welche dem Thiere bei seinen progressiven Bewegungen gute Dienste
leisten, indem sie eben so viele Stützpunkte anderschleimigen, schlüpf
rigen Oberfläche des Darmes abgeben. Das unter der Oberhaut befind
liche Corium dieses Haftlappens besteht aus einem sich rechtwinkelig
durchkreuzenden, sehr feinen Fasernetze, worunter die strahlenför
mig vertheilten Muskelbündel hinziehen. Das zweite an dem Vorder
ende sitzende Organ ist der verhältnissmässig kleine, an der Bauch
seite liegende Mundnapf (6) ‘); hinter ihm befindet sich der muscu-
löse Schlundkopf. Den Verlauf des gespalteten Darmrohres konnte
ich nicht bis an das Ende verfolgen.
An jener Stelle, wo der Vordertheil von dem grösseren Ilinter-
theile durch eine tiefe Einkerbung geschieden ist, beobachtet inan an
der Bauchseite eine blinde napfförmige Vertiefung (c) ungefähr
2 Mal so breit als der Mundnapf. Mit den Geschlechtsorganen steht
sie in keinerlei Verbindung. Sie ist eine einfache Einstülpung der
Haut mit der unterliegenden Musculatur und kann nach aussen her
vorgestülpt werden, so dass an der Bauchseite ein Wulst erscheint,
der wieder eingezogen wird. Es scheint somit dieser Bauchnapf theils
*) Nitzsch (Encyklopädie von Ersch und G ruber, Sect. I, Thl.32, S. 400)
erkannte zuerst den Mundnapf an der von ihm aufgestellten Gattung Holostoma.
Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
253
als Adhäsionsapparat ähnlich jenem der Distome zu dienen', theils in
hervorgestülptem Zustande wie ein Tast- und Bewegungsorgan, zu
fungiren.
Von den männlichen Geschlechtsorganen unterscheidet man die
Hoden, die hinter der schon erwähnten Einkerbung zwischen Vorder-
und Hintertheil zum Vorschein kommen (d). Das Vas deferens zieht
an der Seite der Vagina nach rückwärts und ist mit fadenförmigen
Spermatozoiden gefüllt. Der nackte kurze Penis ragt zuweilen an
dem Hinterende des Thieres in Gestalt eines stumpfen Zäpfchens
hervor, ist fleischig und wird in lebendem Zustande vor- und zurück
geschoben.
Von den weiblichen Geschlechtsorganen ist die grosse Ausdeh
nung des Dotterstockes hervorzuheben (e, e, e), der sich längs des
Rückens des Thieres hinzieht und vor und hinter der Einkerbungs
stelle des Leibes quer über gegen die Bauchseite sich hin erstreckt.
Er hat die Structur einer gelappten Drüse, in deren Endbläschen
platte, durch gegenseitiges Aneinanderstossen polygonal begrenzte
Zellen mit einem körnigen Inhalte sich gruppiren. Der Eierkeimstock
liegt in der Nähe der Hoden; seine Verbindung mit dem Uterus
konnte ich nicht ermitteln; letzterer, der mit wenigen seitlichen Bie
gungen von vorn nach rückwärts verläuft, macht sich durch seine
verhältnissmässig grossen Eier kenntlich (f), deren dicke Schale
strohgelb gefärbt ist. Es hält nicht schwer, die Eier mittelst eines
angewendeten Druckes aus dem Hinterende hervorzuquetschen, auch
sammeln sich dieselben nicht selten in der grubenförmigen Vertiefung
des Hintertheils, wo eben die Geschlechtsöffnungen sich befinden.
Die Veränderlichkeit der Form des Wurmes hängt blos von
den verschiedenen Contractionszuständen und von seiner zufälligen
Lage ab, insbesondere sind es die musculösen Haftlappen am Kopf
ende und wohl auch der stark musculöse wulstige Hintertheil, die
verschiedenartige Gestalten annehmen. Auch der Mittelleib wulstet
sich bald streckenweise, bald erscheint er durchwegs gestreckt.
11. Ilolostoiiia Cornu (Nitzsch).
Diese Art (vergl. insb. Dujard. 1. c. 374) habe ich im Darm von
Ardea stellaris in mehreren 10— IS Millim. langen Exemplaren ange-
troflen; sie zeichnet sich durch einen schlanken Bau und einen topf
ähnlichen Ansatz von l'S Millim. Breite am Vorderende aus (Fig. 19a).
2S4
W e (1 I.
Letzteres ist dünnhäutig, nach vorne abgestutzt, nach rückwärts
abgerundet, beiläufig in der Mitte mit einer Einbuchtung versehen
und ausgehöhlt, wie dies bei allen Holostomen der Fall ist. Die Epi
dermis ist sowohl an dem Vorderende als an dem Leibe nackt, d. h.
mit keinerlei Stacheln besetzt. Dieser topfähnliche Ansatz besitzt ein
aus einem rechtwinkelig sich durchkreuzenden feinen Fasernetze
bestehendes Corium, als eigentliches Parenchym eine Molecularmasse
mit gleichmässig eingebetteten Kernen und als Bewegungsapparat
Muskelfaserbündel, die in gleichmässigen Abständen ausstrahlen; es
sind eben abgeplattete musculöse Kegel, die mit ihrer schmajen Seite
nach rückwärts, mit ihrer breiten gegen vorne gerichtet sind und bei
ihren Contractionen die betreffenden Hautpartien zurückziehen.
Der kleine Mundnapf (6) ist ganz knapp an den Bauchrand des
Ansatzes gerückt. Der eigentliche Leib des Thieres schmälert sich
zuweilen nach dem Kopfende hin noch mehr zu als dies in der Abbil
dung gegeben ist und schliesst nach rückwärts mit einer napfartigen
Vertiefung (c), welche die Geschlechtsöffnungen beherbergt.
Der Dotterstock (</) mit seinen zahlreichen Endbläschen fett
körnigen Inhalts bedeckt den grössten Tlieil des Leibes, erstreckt
sich nach vorne zuweilen über den halsähnlich zugeschmälerten Vor-
dertheil in die Substanz des sogenannten Kopfes mit 4 Fortsätzen, die
zu 4 gelappten Dotternebenstöcken sich ausbreiten (es wurden in der
Abbildung Fig. 19 a blos zwei derselben gezeichnet). Nach rück
wärts verläuft der Dotterstock strangartig zugeschmälert und buchtet
sich an zwei Stellen (f\ f) mit seinen Endbläschen aus. Knapp an
diesem hinteren Abschnitte des Dotterstockes liegt der Uterus mit
seinen verhältnissmässig grossen gelbschaligen Eiern, die sehr leicht
an dem einen Ende quer aufspringen, sich nach Entleerung ihres
Inhaltes in Falten legen und beimDruck aus der Vagina leicht liervor-
zuquetschen sind. An dem durchscheinenden hinteren Leibesab
schnitte erkennt man nebstdem noch drei gelappte Organe (c, c),
deren nähere Structur nicht ermittelt wurde. Wahrscheinlich sind
wenigstens zwei von ihnen Hoden. Die hintere napfähnliche Vertie
fung (e) kann geschlossen werden, so dass statt des rundlichen Lo
ches eine dreischenkelige Spalte erscheint. Meiner Meinung nach
dient sowohl der hintere als der vordere Napf nebstbei als Adhäsions
apparat , um sich nach Art eines Schröpfkopfes an die Schleimhaut
oberfläche zu fixiren.
Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
258
12. Holostoma urnigerum (Nitz.sch).
Meine Untersuchungen über dieses Holostom = Amphistoma
urnigerum (R u <1.) = Codonocepha/us mutabilis (Dies.) stimmen
mit jenen von D u j a r di n (1. c. 378) überein, nur hätte ich noch hinzu
zufügen, dass die Haut des glockenförmigen Kopftheiles, dessen Ge
stalt nach den verschiedenen Contractionen sich vielfach verändert,
wie bei der vorigen Art, mit sehr feinen Stacheln besetzt ist. Die
Kalkkörnermasse ist an diesem Theile am stärksten angehäuft und
bildet im Leibe ein oberflächliches Netz, die Körner rollen bei den
Bewegungen des Thieres im lockeren Parenchym hin und her und
verschwinden unter Einwirkung von Salzsäure mit Entwickelung von
Gasbiasen. Die älteren Individuen schienen mehr Kalkkörner zu ent
halten; ganz verkalkte Würmer habe ich nicht gesehen, eben so
wenig als ich je geschlechtlich vollkommen entwickelte angetrolfen
habe. Mit Ausnahme der beiden granulirten seicht gelappten Organe,
welche am hinteren Abschnitte des Thierleibes liegen und von Du-
jardin als Hoden bezeichnet wurden, ist keines in der geschlecht
lichen Entwickelung begriffenes vorhanden.
Das Thier lebt stets in einer bindegewebigen Kapsel der ver
schiedensten Organe von Rcma esculenta, welche Kapsel an ihrer
Innenseite allenthalben mit einem isolirbaren Epitel mit grossen
ovalen und nierenförmigen Kernen ausgekleidet ist. Dieses Epitel
wird insbesondere an Weingeistexemplaren deutlich; und ich hatte
solches an frischen, eingekapselten Trematoden bisher noch nicht zu
sehen Gelegenheit.
Im Allgemeinen finde ich den Bau dieses Thieres übereinstim
mend mit jenem der Holostomen und möchte kaum die Statuirung
eines neuen Genus für gerechtfertigt halten. Die Ansammlung von
kohlensaurem Kalk in Körnerform ist höchst wahrscheinlich nur in
den besonderen Lebensverhältnissen (der Einkapselung) zu suchen,
da wir ja bei vielen eingekapselten Trematoden derlei Kalkkörner als
eine Art Skelet im Leibesparenchym vorfinden, und dieselben bei
geschlechtlich reifen, sich frei bewegenden Saugwürmern fehlen.
13. Ilcmistoiiia trilobnin (Dies.).
Der kleine, von Bremser im Darme von Haliaeus Carbo gefun
dene und auch von mir daselbst angetroffene Trematod wurde von R u-
dolphi (Synop. 104 und 392) mit Unrecht den Distomen angereihet
286
VV e il I.
und als Distoma trilobum bezeichnet. Dujardin (l.c. 449) bezwei
felte die richtige systematische Stellung und schaltete ihn fraglicher
Weise unter die Holostomcn ein; erst Die sing (Syst. heim. I, 310)
erkannte darin eine Art der von ihm eingeführten Gattung Hemistoma.
Um sich eine klare Vorstellung von dem äusseren Habitus des
Thieres zu machen, ist es notliwendig, dasselbe unter verschiedenen
Lagen hei reflectirtem Lichte und niederer Vergrösserung zu be
trachten. Es erscheint sodann der Vordertheil des Wurmes, von der
Bauchseite besehen, schief abgestutzt (oblique truncatum Dies.)
(Fig. 20). Der Mundnapf («), ebenso wie der längsgeschlitzte mitt
lere Bauchnapf (b) sind gegen die letztbenannte Seite gekehrt, wäh
rend von der Rückseite der Bauchnapf als stumpfe Hervorragung sich
darstellt (Fig. 21 A). An dem vordersten Abschnitte unterscheide ich
zwei Blätter; ein aus drei Papillen bestehendes Bauchblatt, dessen
mittlere Papille gewulstet ist (Fig. 20 f und Fig. 22 f, f) und den
Mundnapf aufnimmt. Die beiden seitlichen (g, g) sind membranartig
und verschmelzen mit dem Rückenblatt (A), das als häutiger Anhang
von dem Rücken auswächst und nach Art eines schmalen Schirmes
einer Kappe die drei beschriebenen Papillen an der Bauchseite über
dacht. Da wo die beiden Blätter verschmelzen, setzt sich ein häuti
ger Saum an der Bauchseite des Thieres fort und begrenzt sich unge
fähr in dem Mitteltheile des Leibes in einer bogenförmigen Linie
(Fig. 20 c). Durch diesen Verlauf des Hautsaumes erhält der Wurm
die Gestalt eines schief abgestutzten Trichters, dessen schmälerer
Hintertlieil massiv ist und ein abgerundetes Ende (Fig. 20 d) besitzt.
Hier befindet sich auch der hintere Napf (Fig. 22 e und Fig. 21 c)
mit den Geschlechtsöffnungen.
Von den männlichen Geschlechtswerkzeugen konnte ich die mit
Spermatofilen gefüllte Samenblase (Fig. 22 d) in der Längenaxe des
Körpers und die höchst wahrscheinlich zwei Hoden vorstehenden Or
gane (c, c) an den beiden Seitengegenden des Hinterleibes unter
scheiden. Der Dotterstock tritt erst nach Behandlung des ganzen
Thieres mit kohlensaurem Natron in seiner ganzen Ausdehnung deut
lich hervor, indem er sonderbarer Weise eine cochenillerothe Fär
bung annimmt. Er hat, wie aus der Zeichnung (*, i, i, i) ersichtlich,
eine beträchtliche Ausdehnung, erstreckt sich nach vorne in die Sub
stanz des Rücken- und Bauchblattes, umgrenzt den spaltenförmigen
Bauclmapf eben so wie die beiden Hoden und dehnt sich an den
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
257
beiden Seitentheilen des Hinterleibes bis an dessen Ende aus. Die
gelbscbaligen reifen Eier 0-084 Millim. lang, 0-057 Millim. breit,
gering an Zahl, sind in der Längenaxe des Hinterleibes zu suchen
und lassen sich aus dem Hinterende (bei e) hervorquetschen.
Die sieb nach Einwirkung von kohlensaurem Natron abhebende
Umhiillungsmembran des Thieres ist dickhäutig gegen den hinteren
Körperabschnitt; im vorderen breiteren bat sie ein regelmässiges
fein punktirtes Ansehen von sehr zarten Stacheln herrührend, welche
auch rings um die longitudinale Spalte (&) sich vorfinden.
14. Ilemlstoma spalhula (Dies.).
Auch dieser von mir im Darm eines Sperbers aufgefundene, mit
mannigfachen Namen helegte Wurm (Vergl. Dies. syst. heim. I,
309) gehört ohne Zweifel der Gattung Hemistoma Diesing’s an,
wie dies aus der Beschreibung ersichtlich werden soll. Von der
Bauchseite betrachtet wird es klar, dass der vordere Leibesabschnitt
ähnlich wie das vorige Hemistoma es gezeigt hat, aus zwei Blättern
bestellt, einem Rückenblatte (Fig.23 a), das nach Art eines stehenden
Kragens das Bauchblatt (A) mit dem Mundnapfe umschliesst. Das
erstere Blatt kann auch derartig von beiden Seiten zusammengezogen
werden, dass nur mehr statt der schiefen trichterförmigen Vertiefung
eine longitudinale Spalte übrig bleibt (Fig. 25). Der häutige Kragen
schliesst sich demnach nach der Weise eines Mantels über den brei
teren platteren Vordertheil des Thieres. Der hintere Tlieil ist mehr
abgerundet, walzenförmig und trägt an seinem Ende die gruben
förmige Vertiefung.
Der Mundnapf ist gegen die Bauchseite gekehrt und mit einem
starken Schlingmuskel versehen (Fig. 26 a), dessen Querdurchmesser
0'04 Millim. beträgt. Unmittelbar an ihn stösst der kugelförmige
Schlundkopf (6), von dem die beiden Äste des Darmcanals auslaufen
(l'ig. 23). Zwischen letzteren beobachtet man auch an der Bauchseite
den schlitzförmigen Bauchnapf.
Von den männlichen Geschlechtstheilen konnte ich blos die
beiden Hoden (?) in dem abgerundeten Hintertheile wahrnehmen.Sehr
hinderlich für die nähere Untersuchung sind theils die inLängsreihen
nach der Axe des Leibes angeordneten Dotterstöcke (Fig. 24), die
ebenfalls nach Einwirkung von Alkalien eine schwach cochenillerothe
Färbung annehmen, theils die in dem Leibesparenchym vertheilten
Sitzb. d. mathem.-nntuiw. CI. XXVI. Bd. I.Ilft. 17
258
W e (1 I.
Fettkugeln und Kalkkörperchen, die in dem vorderen Abschnitte ein
Netzwerk ähnlich wie hei Ilolostoma umigerum darstellen. Ver
dünnte Salzsäure trägt wenig zur näheren Erschliessung der Organe
bei. Die Geschleehtsöflhungen münden sich höchst wahrscheinlich
in die hintere napfförmige Vertiefung, wie hei dem vorigen Hemistom
und den Holostomen. Ich habe auch ein solitäres ziemlich grosses
gelbes Ei mit transparenter Dottermasse in dem hinteren Abschnitte
des abgerundeten Hintertheils gesehen, was eben auf eine hintere
weibliche Gesellleehtsöffnung schliessen lässt.
ANHANG.
ilber die Gattung Gyrodactylns.
Als A. v. Nordmann in seinen mikroskopischen Beiträgen zur
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere 1832, S. 105 diese ausge
zeichnete Gattung statuirte und zwei Arten derselben beschrieb,
schien er unschlüssig, welcher Ordnung er diese Parasiten einreihen
solle, denn es heisst: Am besten möchte jedoch diese neue Gattung
bei denCestoideen stehen. Allein vergleicht man hiermit seinen eige
nen Ausspruch über den Dauungscanal und die Geschlechtswerkzeuge
von Gyrodactylus: Der Darmcanal scheint einfach und die Geschlech
ter scheinen getrennt zu sein, so hat man wohl gar keinen Anhalts
punkt für den Anschluss dieser Gattung an die Cestoideen. Creplin
(Encyklop.v. Er sch u.Gruber XXXII,301) ging sogar soweit, dass
er es bezweifelte ob Gyrodactylus zu den Helminthen gehöre. Dujardin
(1. c. 480) stellte ihn zu den zweifelhaften Trematoden. Diesing
und v. Siebold erklärten ihn als zu den Trematoden gehörig.
Letzterer sprach sich ferner (Zeitschr. für wissenschaftl. Zoologie
v. Sieb old und Köl liker I, 345) dahin aus, dass Gyrodactylus
ein ammenartiges Wesen sei. R. Leuckart (Archiv für physiol.
Heilkunde 1852, S. 417) schliesst sich ganz derselben Meinung an.
Sieb old beobachtete nämlich innerhalb eines Gyrodactylus elegans
(Nordm.) einen jungen Gyrodactylus eingeschlossen, welcher von
seinem Mutterthiere nur um Weniges übertroffen wurde. Er überzeugte
sich, dass dieses Junge wiederum einen jungen Gyrodactylus in seinem
Leibe enthielt, wodurch er also Mutter, Tochter und Enkelin von
Gyrod. eleg. vor sich zu haben meinte. An zahlreichen Exemplaren fand
er die Wiederkehr dieses Falles. Geschlechtswerkzeuge konnte er
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
259
nirgends deutlich unterscheiden, wodurch ebenfalls seine Annahme
gerechtfertigt erschien, den Gyrodactylus elegans für eine lebendig
gebärende Amme hinzustellen. Zudem beschrieb er noch das Verhal
ten der Keime innerhalb dieses Thieres.
Auffallender Weise konnte er jedoch in dem Leibe von Gyro
dactylus auriculatus (N o r d m.) kein Junges mehr finden, sondern blos
einen eierartigen Körper, so dass er sich genöthigt sah, den letzt
benannten Gyrodactylus als ein eierlegendes ammenartiges Wesen anzu
sehen, da er von männlichen Geschlechtswerkzeugen nichts entdeckte.
Bei meinen Nachforschungen über diese Gattung ist mir Gyro
dactylus elegans nicht vorgekommen, hingegen traf ich bei verschie
denen näher zu bezeichnenden Süsswasserfischen Formen von Gyro-
dactyli, die wohl die Allgemeinheit des Sie b oI d’schen Ausspruches,
dass Gyrodactylus ein ammenartiges Wesen sei, einschränken,
indem ich einerseits den Dotterstock deutlich naehzuweisen ver
mochte, anderseits die männlichen Geschlechtswerkzeuge.
Gyrodactylus auricülaris ') habe ich an den Kiemen von
Cyjprinus Carpio öfters angetroffen und in der Rücken- (Fig. 27) und
Seitenlage (Fig. 28) abgebildet. Meine diesfälligen Beobachtungen
stimmen wesentlich mit jenen v. Siebold’s überein, auch ich habe
nie mehr als einen eierartigen Körper (Fig. 30) vordem als Keimstätte
bezeichnten Organe (Fig. 27 a) gesehen, nur weicht meine Ansicht
hinsichtlich des Dauungscanals von jener v. Siebold’s ab; was er
als jenen ansieht, halte ich für Dotterstock. Ich habe mich nämlich
auch bestrebt die verschiedenen Entwicklungsstufen nach Möglichkeit
zu verfolgen. Ich fand Thiere, welche einen kleineren Umfang, etwa
den dritten Theil der gewöhnlichen Grösse von Gyrodactylus auri-
cularis erst erreicht hatten und sich durch hochgradige Transparenz
auszeichneten. Die vier abgerundeten, wechselweise vorstreckbaren
und zurückziehbaren Palpen am Vorderende (Fig. 29) sind eben so
wie der fächerförmige Hintertheil und die sogenannten vier Augen
punkte schon ganz deutlich entwickelt, während von der feinkörnigen
gelbbräunlichen Masse an den Seitentheilen des Körpers dieser klei
nen Exemplare auch nicht die Spur zu entdecken ist. In den mehr
entwickelten ist die besagte körnige Masse (der Dotterstock) nach
x ) Ob dieser Gyrodactylus nicht identisch ist dem G. anchorntus (D ü j a rd.) ? l>io
skizzenhafte Beschreibung desselben lässt wohl eine solche Frage zu.
17*
260
\V e d I.
vorne deutlich vom Mundnapf abgegrenzt, nie konnte ich hei den
kräftigsten Bewegungen des Thieres eine Regurgitation der Körner
masse gegen den Mundnapf beobachten. Nach rückwärts vereinigt
sich die beiderseitige Dottermasse. Den vollgiltigen Beweis warum
ich das körnige Organ gerade als Dotterstock bezeichne, werde ich
gleich nachfolgend bei einer neuen Art Gyrodactylus aus den Kie
men des liechten gehen, wo die anatomischen Verhältnisse überhaupt
prägnanter hervortreten.
Nicht selten fand ich, wie v. Siebold, Exemplare, die etwas
vorwärts von der Mitte der Längenaxe den von ihm beschriebenen
eierartigen Körper enthielten (Fig. 30), welchen er als Keimkapsel
bezeichnet, womit er die Ansicht verbindet, dass die Entwicklung
des Keimes ohne vorausgegangene Befruchtung in dem ammenartigen
Wesen vor sich gegangen sei. Das Ablegen dieser Keimkapseln hat
er nie beobachtet; der hornige Hakenapparat (Fig. 27 6), welchen
dieser Wurm in der Gegend des Vorderleibes an sich trägt, scheint
ihm ein besonderer Legeapparat zu sein. In einem Falle konnte ich
es unter meinen Augen verfolgen, wie der besagte eierartige Körper
aus dem Thiere ausgestossen wurde und zwar gegen die Vorderseite
bin, so dass wohl anzunehmen ist, die gleich sich wieder schliessende
Spalte befinde sich vor diesem Körper. Das seines eiförmigen Kör
pers entledigte Thier zeigte keine Spur einer Verletzung, seine Be
wegungen waren so kräftig wie zuvor.
ln mancher Beziehung recht dankbar für das Studium von Gyro
dactylus ist jene neue Art, welche ich öfters an den Kiemen von
Eso.v Lucius gefunden habe. Sie unterscheidet sich gleich auf den
ersten Blick von den bekannten Arten dadurch, dass an der hinteren
Haftscheibe zwei Paare grosser Haken vorhanden sind. Dieses Thier
erreicht die Länge von 1-1 Millitn. hei einer mittleren Breite von 0-3
Millim. und besitzt eine etwas abgeplattete Gestalt. In abgestorbenem
Zustande nimmt das vordere Ende eine annähernd herzförmige
Gestalt an, in lebendem zeigt es sich, dass dieses Ende einer
beträchtlichen Streckung fähig ist, wodurch eine Zuschmälerung
gegen vorne hin erfolgt, welcher Umstand am deutlichsten in dessen
Seitenlage (Fig. 35) hervortritt; seine Substanz ist gegen seine Pe
ripherie bin compacter und gewulstet, so dass hiedurch vier flache
Wülste in relaxirtem Zustande erstehen; die zwei mittleren (Fig. 34«)
ragen etwas weiter vor als die beiden seitlichen (b,b). Zuweilen
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
261
mehr zuweilen minder ausgeprägt erscheinen auch rundliche braun
gelbe Körper (Fig. 32 «) in der Substanz des Vordertheiles und
erstrecken sich wohl aucli etwas weiter nach rückwärts. Da dieselben
mit dem Dotterstocke nicht in Zusammenhang stehen, dürften sie
blos als Parenchymzellen anzusehen sein.
Die vier sogenannten Augenpunkte liegen vor dem Mundnapfe in
einem Rechteck; das vordere Paar ist etwa um die Hälfte kleiner
als das hintere. Sie bestehen aus einer Gruppe von Melaninkörnern
die ziemlich fest mit einander verkittet sind. Nord mann (l.c. 108)
gibt an, bei verstärktem Drucke des Pressschiebers fliesse das
schwärzliche Pigment aus und lasse die Begrenzung des einzelnen
Auges als eine ovale durchsichtigere Höhlung deutlich erkennen. Ich
habe mich bestrebt, einen lichtbrechenden Apparat nachzuweisen,
konnte jedoch hievon nichts mit Bestimmtheit entdecken; von einem
Sehen wäre also bei Gyrodactylus nicht zu sprechen, vielleicht
dienen diese Pigmentflecke zur erhöhtenEmpfindung der strahlenden
Wärme oder etwa, wie v. Sieb old meint, als Farbensclimuck.
Der Mundnapf öffnet sich an der unteren Körperoberfläche
(Fig. 32 b), erscheint im Grundriss rund, im Aufriss gestreckt, dick
fleischig und ist von einem schief nach auf- und rückwärts verlaufen
den Canale durchbohrt, der eine spindelförmige Erweiterung (rudi
mentäre Mundhöhle) besitzt. Der weite Darmschlauch beginnt gleich
hinter dem Mundnapfe und verläuft in ziemlich gleicher Breite mit
letzterem gerade von vor- nach rückwärts (Fig. 32 c). Gegen sein
hinteres Ende (Fig. 33 a) schmälert er sich beträchtlich zu, entzieht
sich dabei dem Auge derartig, dass ich bedauern muss, nicht zur
Entscheidung gekommen zu sein, ob ein After vorhanden sei oder
nicht. Die Zuschmälerung nach rückwärts spräche wohl eher für das
Vorhandensein eines solchen. Die innere Oberfläche des Darmes ist
mit einem platten Epitel ausgekleidet. Zuweilen trifft man seinen trans
parenten Inhalt schwach röthlich gelb gefärbt, und es zieht sich in
solchen Fällen ein eben so gefärbter breiter Streifen von vor- nach
rückwärts; selten ist der Darmcanal mit einer schmutzig gelben Masse
erfüllt. In manchen Exemplaren ist der letztere in Beziehung auf
seine äussere Begrenzung platterdings nicht zu verfolgen , wenn die
Dotterstöcke ihn seitlich überragen; sind diese jedoch günstig gele
gen, weniger entwickelt oder wie bei jugendlichen Individuen, noch
gar nicht vorhanden, so erscheint der schlauchartige Darm deutlicher
262
W e (I I.
Es ist somit ersichtlich, dass der Verlauf des Darmes beim Gyrodac-
tyhis des Hechten, wie er eben von mir beschrieben wurde, sich der
Angabe von Nordm a nn anscbliesst, dass der Darmcanal ein einfa
cher sei und längs der Mitte des Leibes sieb erstrecke. Nach
v. Siebold beginnt hinter dem Schlundkopfe von Gyroclactylus ele-
(jans die weite Darmhöhle, welche sich aber sogleich in zwei Blind
schläuche theilt. Ich werde gleich weiter unten zeigen, dass diese
beiden Schläuche beim Gyrodactylus des Hechten in gar keiner Ver
bindung mit dem Darme stehen.
Die äussere Haut ist nicht homogen, sondern sehr zart quer
geringelt, so dass der Rand des unversehrten Thieres bei starker
Vergrösserung allenthalben fein gekerbt erscheint. Von einer Haut-
musculatur konnte ich, wahrscheinlich wegen der Zartheit des Ob
jectes, nichts wahrnehmen, hingegen fielen mir gegen die hintere
Haftscheibe zu zwei scharf markirte konische Faserzüge (Fig. 33 c, c)
auf, welche in diesem complicirten Haftapparate nicht weiter verfolgt
werden konnten. Aus der Analogie mit dem später zu beschreibenden
Gyrodactylus lässt sich schliessen, dass die beiden Muskeln zur Bewe
gung der Haken dienen. Ein Wassergefäss-System ist wahrscheinlich
vorhanden, indem ich anmehreren Stellen, namentlich gegen den Hin-
tertheil eine lebhafte Flimmerung an isolirten Stellen bemerken konnte.
Die hintere Haftscheibe ist ein Klammerapparat, womit das Thier
die Kiemenblätter umfasst, auf ähnliche Art, wie wir es mit den Fin
gern unserer Hand zu thun pflegen, mit dem Unterschiede, dass eine
Membran inzwischen ausgespannt ist, und die Bewegung nur in
bestimmter mehr beschränkter Richtung vor sich geht. Ebenso wie
bei Gyrodactylus auricularis ein fixirter Querbalken (Schloss) sich
vorfindet (Fig. 31) , um welchen die Rotation der beiden Haken
erfolgt, so erblicken wir auch beim Gyrodactylus des Hechten gegen
die Rückenseite der Haftscheibe ein als Stützpunkt dienendes Schloss
(Fig. 37 c in isolirtem Zustande dargestellt), aus zwei stumpf drei
eckigen , durch einen schmalen brückenartigen Ast verbundenen
Platten bestehend. Die beiden grossen Hakenpaare besitzen einen
breiten grossen Basaltheil (Fig. 37 a, a, b, b), von je welchem ein
zapfenartiger Fortsatz hervorragt. Mir war es nicht möglich, an mei
nen Präparaten zu ersehen, ob sich an dieselben die Muskelfaser-
bündel inseriren; bei einem andern nächstfolgenden Gyrodactylus
habe ich die Insertion an einem analogen solchen Fortsatze gesehen.
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
263
Die sichelförmigen zugespitzten und flach gekrümmten Fortsätze
der grossen Haken sitzen unmittelbar auf der platten Handhabe, dem
Basaltheile.
Die hintere Haftscheibe besteht aus mehreren häutigen, stumpf
papillösen Hervorragungen, welche eine wandelbare Stellung zu
einander haben; in vier derselben liegen die vier sichelförmigen
Fortsätze der vier grossen Haken in einer Duplicatur der häutigen
Papillen, aus denen sie hervorgestreckt werden können, so dass ein
grösserer oder kleinerer Theil des Fortsatzes frei zu Tage kommt.
Auch die übrigen häutigen Papillen haben solche bewegliche
hornige Skelete in Gestalt von Häkchen mit vorstreckbaren Spi
tzen (Fig. 33). Diese Häkchen sind ganz analog jenen der Tänien-
Embryonen gebaut und in ihrer Lage durch nicht darstellbare,
doch nothwendiger Weise vorhandene eontractile Elemente ver
änderlich.
Der Mechanismus der grossen Haken ist mir nicht ganz klar
geworden, namentlich was die Articulation anbelangt.
Das Schloss (Fig. 37 c) schien sich mir nur zwischen das eine
Paar der grossen Haken einzuschieben, welche in flachen Gelenksgru
ben articuliren. Das zweite Paar der grossen Haken liegt in einer
eigenen Duplicatur der Haftscheibe und es ist die Frage unentschie
den, ob eine Articulation zwischen beiden Paaren stattfindet. Es ist
jedoch so viel klar, dass die gegenseitige Lage der grossen Haken
paare sich ändern nach den verschiedenen Contractionszuständen der
Papillen. Hierdurch wird nothwendig eine Annäherung und Entfer
nung derselben bewirkt und eine Adhäsion an die mit schlüpfrigem
Schleime überzogenen Kiemen ermöglicht. Der Gyrodactylus haftet
an letzteren nicht blos dadurch, dass die stachelförmigen Fortsätze der
grossen Haken vorgeschoben werden und wahrscheinlich mit ihrer
feinen Spitze die Kiemenhaut durchstechen, sondern auch durch die
häutigen contractilen Papillen, welche als eben so viele Haftseheib-
clien mit Häkchen dienen.
Geschlechtswerkzeuge. Bei sorgfältiger Behandlung des
Thieres wird es klar, dass an dessen Seitentheile zwei gestreckte
Organe mit einem lappigen Baue seitlich vom Mundnapf bis zu einer
geringen Entfernung der hinteren Haftscheibe sich ausdehnen und
eine feine dunkelkörnige Inhaltsmasse besitzen. Der lappige Bau
dieses Organes wird in der Seitenansicht bei der Seitenlage des
264
W e .1 I.
Thieres noch offenbarer, wo die Läppchen als beutelförmige Anhänge
erscheinen. Ich habe mich schon früher bestimmt ausgesprochen,
dass diese beiden Organe (Fig. 32 d, d und Fig. 33 b, b) in keinem
Zusammenhänge mit den Mundnapfe stehen. Dies wird insbesondere
recht ersichtlich, wenn man ganz frische, eben gefangene Gyrodac-
tyli in eine mit Wasser verdünnte Mischung von doppelt chromsauren
Kali und Glycerin legt ‘). Es nimmt die Körnermasse dieses beider
seitigen Organes eine sehr markirte bräunlich gelbe Färbung an, welche
sich an den Präparaten sehr wohl erhält. Man kann an solchen deut
lich eine zarte Umhüllungsmembran auch in dem vorderen Abschnitte
des Organes unterscheiden. In dem ferneren Verlaufe ist insbesondere
hervorzuheben, dass von dem vonv. Sie ho 1 d als Keimstätte bezeich-
neten Organe ein querer Verbindungsast stets zu beobachten ist,
(Fig. 32 c) und es allen Anschein hat, dass der quere Ausführungs
gang der beiderseitigen Drüsen (r/, d) in derselben Beziehung zu
der knapp angelagerten sogenannten Keimstätte stehe, wie dies hei
so vielen Trematoden nachgewiesen ist, dass somit die beiderseitigen
Drüsen als Dotterstöcke und die Keimstätte als Eierkeimstock anzu
sehen wären. Letzterer liegt ähnlich wie hei Gyrodact. auricularis
in der Mitte der Longitudinalaxe, hat eine ovale Form und schliesst
eine Menge zellenartiger Gebilde ein, die von rück- nach vorwärts
an Volumen zunehmen. Obwohl es mir in den bis jetzt untersuchten
Gyrodaetylus-Exemplaren des Hechten noch nicht gelungen ist, einen
eierartigen Körper, wie z. B. bei Gyrodact. auricularis und in später
zu beschreibenden neuen Formen zu finden, so glaube ich nichts desto
weniger an der ausgesprochenen Bedeutung des Eierkeimstockes auch
aus dem Grunde festhalten zu müssen, da andere Gebilde hinzutre
ten, die ich im Vergleiche mit andern geschlechtlich mehr entwickel
ten Gyrodactylis nur als männliche Geschlechtswerkzeuge ansehen
kann.
Von der Mittellinie etwas seitwärts links befindet sich ein hirn
förmiger, blasenartiger Körper, der einen nach vorwärts ziehenden
Fortsatz absendet und in seinem Innern eine stets transparente Masse
l ) Ich bediene mich zur Aufbewahrung verschiedener mikroskopischer Präparate mit
Vortheil einer solchen Mischung. Eine concentrirte und filtrirte Lösung von doppelt
chromsaurem Kali wird mit einer doppelten Menge von Glycerin gemengt und mit
etwa 8 bis 10 Theilen deslillirten Wassers verdünnt.
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
265
enthält (Fig. 32 c). Das an der Bauchseite des Thieres gelegene
hornige Gebilde (/■), zu dem der letzterwähnte Fortsatz hintritt,
besteht aus zwei verschlungenen Theilen, von denen der eine
umschlingende compact, der andere umschlungene hohl zu sein
scheint (Fig. 36). Behandelt man nämlich dieses hornige Gebilde
mit Glycerin, so zeigt sich ein verschiedener Bau; der S förmig
gekrümmte Theil wird hiedurch in seiner ganzen Längenausdehnung
transparenter und die Ränder treten als scharf contourirte Linien
hervor; der spiralig den anderen umschlingende Theil besteht aus
einer compacten, soliden Masse. An dem lebenden Thiere konnte ich
nur eine schnellende zuckende Bewegung dieser Gebilde wahrnehmen.
Der Umstand nun, dass das eine derselben allem Anscheine nach
hohl ist und die Verbindung mit dem Fortsatze der bimförmigen
Blase sind wohl einladend, letztere als Samenblase, den einen horn
artigen Theil als ausgehöhlten Penis und den anderen als elastische
Spiralfeder zu deuten, die bei der Streckung des Penis sich aufrollt
und bei der Retraction des letzteren einrollt.
Was schliesslich die Renennung dieses Gyrodactylus anbelangt,
so könnte man ihn als Gyrodact. coclilea bezeichnen.
An den Kiemen von Lucioperca Sandra (Cuv.) lebt ein Gyro
dactylus von verhältnissmässig beträchtlicher Ausdehnung; sein
Längendurchmesser beträgt bis 2 Millim., sein querer 0‘7 Millim.
Er zeichnet sich durch einen prägnanten Geschlechtsapparat aus.
Sein Vordertheil ist dicker als der zugeschmälerte mit einer verhält
nissmässig kleinen Haftscheibe versehene Hintertheil. An ersterem
befinden sich gegen dessen Rückenseite die vier sogenannten Augen
punkte (Fig. 38 a), von denen das hintere Paar grösser ist. Ri der
Nähe des vorderen Paares der Augenpunkte entspringt ein aus gerad
linigen Faserzügen zusammengesetzter konischer Muskel, der wohl
als retractor palparum medius zu bezeichnen ist. Es hat jedoch
nicht blos der Rüssel seinen Muskel, sondern auch die abgeplatteten
stumpfen Palpen des Vordertheiles werden durch Muskelfaserbündel
in Bewegung gesetzt, die unter schiefen Winkeln sich durchkreuzen.
Die Hautmusculatur ist überhaupt bei diesem Gyrodactylus in hohem
Grade entwickelt. Die mehrfache Durchkreuzung der Muskelfaser
bündel ist insbesondere unter der Haut hinter dem Mundnapfe stark
ausgeprägt. Gegen den zugeschmälerten Hintertheil sind sie um so
auffälliger in vier Richtungen zu verfolgen (Längs-, Quer- und zwei
266
W e d I.
schiefe Bündel), da keine ihre Ansicht beirrende Organe unterliegen;
vier starke Muskelbündel ziehen gegen die hintere Haftscheibe (c),
um als Bewegungsapparat für die vier Haken der letzteren zu dienen.
Der Klammerapparat am Hinterende besteht aus zwei gleich-
gebauten Paaren von Haken, jedes Paar ist mit einem gleichen Quer
schloss versehen. Die Haken charakterisiren sich durch einen flachen,
ziemlich grossen Basaltheil (Fig. 40 a, a) , der einem an den Ecken
abgestumpften Vierecke gleicht. An der einen Ecke entspringt der
sichelförmige stark gekrümmte Fortsatz mit seinem spitzen Ende
(Fig. 40 b, b). Die Ecke der gleichen Seite besitzt einen stumpf
papillösen kurzen Fortsatz, der als Insertionspunkt für den betreffen
den starken Hakenmuskel dient (cl, d). Das Schloss (c), das die
ßasaltheile von je zwei Haken brückenartig verbindet, ist aus zwei
seitlichen und einem mittleren Knopfe zusammengesetzt. Die seit
lichen Knöpfe ruhen wie Gelenksköpfe auf der Innenseite der Basal
theile, letztere sind wahrscheinlich an dieser Stelle ausgehöhlt
und werden um die fixirten Köpfe rotirt. Der mittlere Knopf des
Schlosses liegt frei und scheint blos zur massiveren Structur des
Mitteltheiles beizutragen. Das eine Paar der Haken liegt an der
Bücken-, das andere an der Bauchseite; es ist somit begreiflich,
dass, wenn die Hakenmuskel der einen Seite sich contrahiren, die
Curven der Haken in eine mehr weniger parallele Lage gebracht
werden, indem sie eine Viertelkreisdrehung machen. Es ist ferner
klar, dass die häutige Haftscheibe durch diesen Mechanismus in ver
schiedener Richtung gespannt wird und sich der dargebotenen
Kiemenoberfläche adaptiren kann. Die stabile Fixirung wird wohl
dadurch bewerkstelligt werden, dass die sichelförmig gekrümmten
Hakenfortsätze in die Kiemenhaut sich einbohren und hiebei wahr
scheinlich den einen oder anderen Knochenstrahl des Kiemenhlattes
umstechen. Die äussere Haut ist ganz so wie jene des vorigen
Gyrodactylus beschaffen, d. h. sie zeigt am Bande des Thieres,
also an der Umschlagsstelle, eine regelmässige zarte Kerbung, ent
sprechend einer feinen Querringelung.
Über den Verdauungsapparat bin ich nicht in der Lage nähere
Angaben zu machen; es standen mir auch nur einige wenige Exem
plare dieses Wurmes zu Gebote. Der Mundnapf (Fig. 38 b) liegt,
wie gewöhnlich, unter und hinter dem hinteren Paare der Augen
punkte.
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
267
Geschlechtswerkzeuge. Der Dotterstock hat eine eminent
traubige Structur und breitet sich, wie dies hei der dickeren
Beschaffenheit des Thierleibes hier insbesondere hervortritt, in vier
Zügen von vor- nach rückwärts aus, zwei derselben liegen an den
beiden Seitentheilen des Rückens, zwei an jenen des Bauches. Der
Inhalt ist ein dunkelkörniger. Der quere Ausführungsgang des Dotter
stockes (Fig. 38 d, d) befindet sich, wie im vorigen Falle, gerade
vor dem Eierkeimstock (e); letzterer hat eine ziemliche Ausdehnung
in die Breite und ist mit einer Menge von kleineren und grösseren
zellenartigen Gebilden (Eiern) vollgepfropft. Ein ausgebildetes Ei
habe ich nicht zu Gesicht bekommen. Vor und hinter dem Eierstocke
kommen Organe zum Vorschein (/‘und ff), die wohl dem männlichen
Geschlechtsapparat angehören dürften. Fernere Untersuchungen über
den Inhalt und die Structur derselben werden hoffentlich einen Auf
schluss gewähren. Die benannten Organe haben eine ausgebuchtete
Oberfläche; das vordere derselben (ff) (vordere Samenblase?) lagert
sich an den schlangenförmig gewundenen Gang (h), der seinerseits
wieder mit dem hornigen Penis im Zusammenhänge steht. Das hinter
dem Eierstocke liegende (hintere Samenblase?) hat ziemlich dieselbe
Ausdehnung, wie das vordere Organ. Die nähere Betrachtung ergibt
ferner, dass der dickwandige Schlauch (Fig. 39 a, (i) eine Masse
enthält, welche im frischen Zustande keiner speeiellen Untersuchung
unterzogen wurde und im gewonnenen vorliegenden Präparate ein
fein moleculäres Ansehen gewährt. Der hornähnliche Penis zeigt
eine flache Krümmung, eine schaufelförmige Basis (Fig. 39 b), ein
sich zuschmälerndes Ende (6'); er stellt einen Halbcanal dar, etwa
nach Art einer Dachrinne, und der doppelt contourirte Rand beider
seits ist nur der Ausdruck des aufgekrümmten Seitentheiles. Er steckt
in einer Scheide (c), die wahrscheinlich durch den Druck des Deck
glases geborsten ist und darum in der Abbildung verhältnissmässig
weit erscheint. Zur Seite der Penisscheide liegen zwei kurze horn
ähnliche Häkchen auf einer knopfförmigen Basis sitzend (rf). Ich bin
jetzt aus Mangel an frischen Exemplaren dieses Gyrodactylus nicht
in der Lage, eine bestimmte Erklärung über diese beiden, in weni
ger Entfernung von einander stehenden Häkchen zu geben, die
Frage dürfte jedoch erlaubt sein, oh sie nicht etwa am Eingang der
Vagina liegen, und dazu dienen, den in letztere eingetretenen rinnen
förmig ausgehöhlten Penis spangenartig zu umscldiessen und aut
208
VV e il 1.
diese Weise zu fixiren? Was einigen Anhaltspunkt für die Aufstel
lung dieser Frage gewährt, ist der Umstand, dass die concave
Seite der Krümmung des Penis gegen jene Seite gekehrt ist, wo der
vermeintliche Eingang in die weibliche Scheide sich befindet, dass
ferner an derselben Seite der Penisscheide ein konischer Muskel (e),
den ich protrusor penis nennen möchte, sich iuserirt und offenbar
bei seiner Contraction, da er mit seinem breiteren Ende auf der
äusseren Haut sitzt, eine Annäherung, ein Heranziehen jenes Theiles
der Penisscheide bewirkt. Mit letzterer wird auch der Penis der
Haut genähert.
Die Benennung dieses Gyrodactylus als Gyrodactylus cras-
siusculus ist durch seine stärkere Complexion gerechtfertigt.
Perca fluviatilis beherbergt an seinen Kiemen einen kleinen
Gyrodactylus, im mittleren Längendurchmesser 0-9 Millim., im
Querdurchmesser an der breitesten Stelle 015 Millim. haltend. Das
Thier kann sich übrigens so zusammenziehen, dass es ungefähr den
doppelten Querdurchmesser auf Kosten des Längendiameters annimmt,
wobei eine feine quere Faltung am Körper eintritt. Am vordersten
Abschnitte beobachtet man vier vorstreckbare Palpen, ähnlich wie
bei Gyrodactylus auricidaris, welche in ihrem Centraltheile eine
compactere Masse besitzen (Fig. 43); hinter derselben liegen an
der Rückenseite die vier gewöhnlichen Augenpunkte. Der Verdauungs
canal ist auch bei diesem Gyrodactylus nicht verfolgt worden, da
er von anderen Organen verdeckt ist. An dem umgeschlagenen Rande
der äusseren Haut konnte ich keinerlei Einkerbungen entdecken, es
hat daher den Anschein, dass dieselbe glatt sei. Die hintere Haft
scheibe wird durch eine Hautduplicatur gebildet, welche von zwei
grösseren Haken mit ihrem Schloss und 14 kleineren gleichfalls beweg
lichen Haken ausgespannt erhalten wird. Zu diesen gleichsam
als bewegliche Rippen zu betrachtenden Skelettheilen der Scheibe
kommt an der Rückenseite ein einigermassen kreuzförmiges Horn
stück (Fig. 41 «), an dem sich der längere dickere Schenkel einer
seits zu einer Spitze zuschmälert, andererseits gabelig spaltet, während
der quere Schenkel des Kreuzes zu beiden Seiten des longitudinalen
einen flachen Bogen bildet. Die grösseren an der Bauchseite der
Scheibe liegenden Haken (4) charakterisiren sich durch einen schlan
ken Bau. Der Körper des Hakens entspringt von einer gabelig
getheilten Basis und endigt andererseits in einen stark gekrümmten
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
269
und spitzen Fortsatz. Beide grössere Haken articuliren an einem
ziemlich starken quergestellten Schlosse. Die kleinen Haken, ringsum
die Scheibe in Gruppen abgetheilt, sind verhältnissmässig dünn und
lang, und verlaufen einerseits in eine sehr zarte hakenförmig gebo
gene Spitze. Dieser Klammerapparat wird hauptsächlich durch ein
Muskelfasersystem in Bewegung gesetzt, das in seiner Anordnung
dem chiasma neroorum opticorum gleicht, d. h. es sind nach innen
Faserzüge, welche sich kreuzen, während die äusseren an derselben
Seite in einem flachen Bogen hinziehen (Fig. 42).
Der Dotterstock hat eine ziemliche Ausdehnung, schickt beider
seits einen queren Ausführungsgang, der hinter der vorderen
Samenblase und vor dem Eierstocke liegt und rückwärts nach Art
eines Bogens geschlossen ist. Sein Inhalt besteht aus kugeligen, an
Grösse differenten, mehr weniger mit Fettkügelchen erfüllten Ele
menten (Fig. 44). An dem vorderen Abschnitte des in der Längenaxe
des Thieres befindlichen Eierkeimstockes wird zuweilen ein solitäres
Ei angetroffen, dessen Dottermasse mehr weniger in der Furchung
begriffen ist (Fig. 43 a). Die dicke Eischale hat eine braune Fär
bung. Von besonderem Interesse sind die männlichen Geschlechts
organe. Gegen den Hintertheil des Thieres konnte ich zwei Organe
unterscheiden, welche mir die Hoden zu sein scheinen, obwohl es
mir nicht gelingen wollte, wegen der Ausdehnung des Dolterstockes
eine Verbindung dieser vermeintlichen Hoden mit jenem sackartig
erweiterten Gange zu ermitteln. Den Sack nun kann ich nur als
hinteres Samenbläschen ansehen, da in selbem ein Aggregat von
feinen, zu Bündeln vereinigten und mit einander verschlungenen
Fäden sich befindet, an welchen ich wohl kein Spermatozoidenge-
wimmel beobachtete, jedoch beim Druck unter günstigen Bedingun
gen ein Fortgleiten dieser Fäden aus dem Sacke (Fig. 43 6) in den
langen bogenförmig verlaufenden Gang (c) deutlich verfolgen konnte.
Der letztere mündet nach vorne zu in eine ähnliche mit Samenfäden
erfüllte Blase (vordere Samenblase il~), die ihrerseits mit ihrem zwei
ten Ende zwischen zwei walzenförmige gestreckte Organe (e,e) tritt.
Diese bestehen aus einer glashellen resistenten Masse, zeigen ein
abgerundetes Ende einerseits und andererseits ein zugeschmälertes,
welch’ letzteres mit dem vorderen Samenbläschen in Zusammen
hang steht.
270
W e (1 1.
Der hornartige Theil des männlichen Geschlechtsapparates hat
einen cornplicirten Bau und kann in zwei Abschnitte getrennt werden,
den eigentlichen Penis (f) und den accessorischen Theil (//); der
erstere ist weiter nach rückwärts gerückt und lagert sich mit seinem
schaufelförmigen Basaltheile an die beschriebenen walzenförmigen
Körper und das eine Ende des vorderen Samenbläschens; der von
dem Basaltheile entspringende, in einer sanften Krümmung nach vor
wärts ragende schmale Fortsatz des eigentlichen Penis liegt allem
Anscheine nach in einer rinnenförmigen Aushöhlung des accessori
schen Theiles, der seinerseits mit einer hakenförmig gekrümmten
Spitze endigt (7/); letztere steckt in zurückgezogenem Zustande in
einer Art Navicula. Wenn es nun nach dem Gesagten erlaubt ist
sich eine Vorstellung von dein Vorgänge bei der Begattung zu machen,
so würde sie ungefähr so ausfallen. Ist der hakenförmige Fortsatz
des accessorischen Theiles aus seinen Navicula vorgeschoben, so wird
die Vagina fixirt, der eigentliche Penis gleitet in die letztere hinein
und leitet den Samen aus der vorderen Samenblase hinein. Welche
Bedeutung die anscheinend soliden beiden walzenförmigen Körper
(e, e) haben mögen, ob sie etwa hei der Hervorstreckung des Penis
eine Locomotion erfahren und als elastische Polster zur Auspressung
des Samens dienen, ist wohl noch problematischer als die vermeintliche
Vorstellung über die hornartigen Theile des männlichen Geschlechts
apparates. Es mögen daher diese ausgesprochenen Meinungen nur
als vorläufige hingestellt sein.
Der vorzuschlagende Name für diesen Gyrodactylus wäre Gyr.
tenuis wegen der Zartheit seiner äusseren Haut.
Zu den beschriebenen drei neuen Arten von Gyrodactylus will ich
noch drei neue Formen hinzufügen, einerseits um zu zeigen, dass es
derselben gewiss noch genug gehen wird und andererseits, dass die
Klammer- und männlichen äusseren Geschlechtsapparate schätzens-
werthe charakteristische Merkmale abgeben. Nähere anatomische
Daten habe ich über die letztere nicht gesammelt, die Charakteristik
jedoch festgestellt.
An den Kiemen von Cobitis fossilis sitzt zuweilen ein Gyro
dactylus von 2 / 3 Millim. Länge und >/ 4 Millim. Breite an seinem dicksten
Abschnitte. An dem Vorderende ragen vier Palpen hervor, welche
durch Einbuchtungen von einander getrennt sind; die beiden mittle
ren Palpen sind jedoch beinahe nochmals so breit als die beiden
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
27t
äusseren und durch eine seichte Einkerbung in zwei Abtheilungen
geschieden, so dass durch diesen Umstand sechs papillöse Hervor-
ragungen erwachsen. Hinter ihnen sitzen die vier Augenpunkte. Die
äussere Haut bietet eine feine Querstreifung dar, unter ihr ziehen die
sich in schiefen Richtungen durchkreuzenden Muskelfaserbünde],
die an dem hinteren Leibestheile gegen die Haftscheiben zur Bewe
gung der daselbst befindlichen vier grossen Haken deutlich ausgeprägt
sind. Das eine Paar der letzteren ist gegen die Rücken-, das andere
gegen die Bauchseite gekehrt und jedes mit einem Schlosse verse
hen (Fig. 46). Der Basaltheil der Haken ist gabelig gespalten und arti-
culirt mit dem Schlosse mittelst eines der gabeligen Fortsätze. Beide
Hakenpaare liegen in einer Hautduplicatur, aus welcher die Spitzen
der Hakenfortsätze hei der Relaxation der Hakenmuskeln hervor
ragen. Zum hornigen Apparat des männlichen Geschlechtsapparates
gehörig betrachte ich den an der Bauchseite des Thieres befindli
chen Penis, der in einer enganliegenden Scheide zwei Theile beher
bergt (Fig. 47); der eine derselben («) ist etwas länger, ragt mehr
aus der Scheide heraus und ist an seinem freien Ende stumpf, wäh
rend der zweite (6) kürzere accessorische Theil eine hakenförmig
gekrümmte Spitze zeigt und bei dem Hineingleiten des Penis in die
weibliche Scheide als Fixirungsmittel dienen dürfte.
Die kreuzförmige Stellung der Haken der hinteren Haftscheibe
veranlasste mich, diesen Gyr. cruciatus zu benennen.
Einen 0-8 Millim. langen, 0 - 3 Millim. an der dicksten Stellebreiten
mit vier Augenpunkten und wenig vorragenden stumpfen Palpen ver
sehenen Gyrodactylus (Fig. 48) habe ich an den Kiemen einer nicht
näher bezeichneten Cyprinusart angetroffen. Der hintere Haftapparat
zeichnet sich durch zwei grössere sensenförmige an einem Schlosse
articulirende und 14 kleinere Haken aus; die ersteren lassen an
jener Stelle, wo der verhältnissmässig lange Hakenfortsatz von dem
Basaltheile entspringt einen kurzen stumpfen Fortsatz (Fig. SO «, a)
als eine Verlängerung des Hakenfortsatzes, in entgegengesetzter Rich
tung gewahr werden. An dem abgerundeten Hakenstiele inserirt sich
der Hakenmuskel. Das Schloss besteht nur auseinem sehrmässig gebo
genen Querbalken. Die 14 kleineren Haken stehen in Gruppen bei
sammen; ihr Stiel ist gerade, mit einem zugeschmälerten Ende und
einem eingeschnürten Mitteltheile. Ihr Hakenfortsatz verläuft gleichfalls
gradlinig und ist gegen sein freies Ende in eine sehr feine, leicht zu
272
W e a 1.
übersehende Hakenspitze ausgezogen. Der traubenförmige Dotter
stock (Fig. 48 a, «) breitet sich zu beiden Seitentheilen des Kör
pers aus und sendet sowohl hinter dem Mundnapfe als auch hinter dem
ziemlich ausgedehnten Eierkeimstocke (6) querüber Gruppen von
Dotterbläschen. Der hornige Theil des männlichen Geschlechtsappa
rates lässt auch hier zwei wesentliche ßestandtheile erblicken; einen
rinnenförmigen abgestumpften Penis (Fig. 49 6) und den aceessori-
schen Tbeil (c), welche beide auf einer stumpfen schaufelförmigen
Basis (a) sitzen.
Die Bezeichnung dieses Gyrodaetylus als fhlcatus wurde wegen
der sensenförmigen Beschaffenheit der grösseren Haken gewählt.
Zum Schlüsse mag es mir noch gestattet sein eines Gyrodac-
tylus zu erwähnen, der an den Kiemen von Cyprinus Carpio vor
kömmt. Er zeichnet sich durch die Weichheit seines Körperparen
chyms aus, so zwar, dass er unter dem Drucke des Deckglases
gleichsam zertliesst. Die hintere Haftscheibe mit einem Querdurch
messer von 016 Millim. unterscheidet sich durch ihren Hakenapparat
auf den ersten Blick von den bisher angeführten Gyrodactylus-Arten
(Fig. 51). Das Schloss zeigt eine schwach wellenförmige Krümmung
(a); zu beiden Seiten desselben befinden sich die beiden (in der
gegebenen Abbildung etwas losgetrennten) grösseren Haken, die
jedoch im Vergleich mit den bisher bekannten Gyrodactylis das
kleinste Volumen darbieten und einen stark gekrümmten und spitzen
Hakenfortsatz besitzen. Die 14 kleineren Haken mit ihrem langen
geraden Stiel und dem stark gekrümmten sehr zarten Fortsatze ste
hen in symmetrischer Vertheilung und sind nicht mit dem wahr
scheinlich nur zum Hautskelete der Haftscheibe gehörigen Tlieile
(ö) zu verwechseln, der zwei von einem kurzen Stiele ausgehende
bogenförmig gekrümmte und stumpf endigende Fortsätze besitzt,
somit nicht zum Hakenapparate gehörig betrachtet werden kann.
Gyrodaetylus mollis möchte ich diesen Gyrodaetylus wegen
seiner weichen Körperbeschaffenheit nennen.
Es ergibt sich nun aus dem was über Gyrodaetylus in diesem
Anhänge angeführt wurde, Folgendes:
1. Der Gyrodaetylus ist an den Kiemen (G. elegans wurde von
Creplin und von Sieb old auch nebstbei an den Flossen gefunden)
der SüsswasserDsche in viel zahlreicheren Formen vertreten als dies
bisher bekannt war. indem ich beinahe in jeder der untersuchten
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
273
Arten von solchen Fischen einen besonderen Vertreter von Gyrod.
gefunden habe und es somit den Anschein hat, ein jeder Süsswasser
fisch besitze seinen eigenen Gyrodactylus. Zuweilen schmarotzen
zwei derselben an einer Kieme, häufig sind sie mit Trichodinen und
den noch immer räthselhaften Psorospermien anzutreffen.
2. Der Klammerapparat der hinteren Haftscheibe muss bei einem
so zarten Thiere, das einem in stätigen Perioden vorüberziehenden
Wasserstrome ausgesetzt ist, verhältnissmässig stark entwickelt und
dem jeweiligen besonderen Wohnorte accommodirt sein; vielleicht
liegt in letzterem der Grund von der grossen Mannigfaltigkeit in der
Mechanik des Hakenapparates der hinteren Haftscheibe.
3. Dieser Hakenapparat gibt ein sehr schätzenswerthes mit
mathematischer Schärfe hervortretendes Kennzeichen für die Unter
scheidung der Arten ab: ob zwei oder vier grosse Haken, ob zwei
Schlösser oder eines, von welcher Conformation und Verbindung zu
einander, ob kleine Haken vorhanden seien oder nicht, im ersteren
Falle in welcher Anzahl, Form und Vertheilung u. s. w.
4. Die äussere Haut ist zuweilen quer geringelt, in anderen
Fällen scheint sie glatt zu sein.
5. Der Muskelapparat ist mitunter sehr stark ausgeprägt. In der
Mehrzahl der Fälle lassen sich eigene an dem Hakenstiele sich inse-
rirende Muskel, auch sich mehrfach durchkreuzende Hautmuskeln,
nachweisen; ein retractor patparum medius und protrusor penis
wurden hei G. crassiusculus gefunden.
6. Die vier sogenannten Augenpunkte an dem Rücken des Vorder-
theiles wurden bei allen Gyrodactylis beobachtet (G. elegans besitzt
keine). Es fehlt, wie schon v. Siebold lehrt (vergl. Anat. d. wir
bellosen Th. 127), der lichtbrechende Körper; die Palpen scheinen
als retractile Tastorgane zu fungiren (in einem Falle bei G. crass.
wurden Muskelfaserbündel gesehen) und treten mehr oder weniger
markirt hervor.
7. Die Beobachtungen über den Dauungseanal sind insoferne
ungenügend, als nur in einem Falle bei Gyr. cochlea ein einfacher
von dem Mundnapfe von vorn nach rückwärts ziehender mit Epithel
ausgekleideter, zuweilen gelbröthlich oder schmutzig gelb tingirter
Schlauch mit einem wahrscheinlichen After sich darstellte, während
•n allen übrigen Fällen sein Verlauf nicht eruirt wurde. Der Grund
hievon mag in der Transparenz der Inhaltsmasse und in einem innigen
SiUb. (]. matheiu.-natui w. CI. XXVI. Bd. I. Ilfl. 18
274
VV e (1 i.
Verschmolzensein der Wand des Dauungscanales mit dem Leibes
parenchym liegen. Auch sind theihveise die übrigen Organe ein
Beobachtungshinderniss.
8. DieGeschlechtswerkzeuge sind bei drei Arten (Gyr. coclilea,
crassiusculus und tenuis) in sich ergänzender Weise nachgewiesen.
DerDotterstoek charakterisirtsich durch seinen traubenförmigen Bau,
seine runden Secretionszellen, welche eine körnige Masse enthalten
und in einer Umhüllungsmembran eingeschlossen sind, so zwar dass
zwischen Mundnapf und jenem als Dotterstock bezeichneten Organe
keine directe Verbindung stattfindet. Sein Ausführungsgang liegt vor
dem Eierkeimstock. Bei allen Gyrodactylis, wo überhaupt ein Ei
mit der gelblichen Schale zur Beobachtung kam, wurde dasselbe stets
in einfacher Zahl und nur einmal das Ausschlüpfen desselben gese
hen. Die zwei Samenbläschen treten am deutlichsten bei Gyr. tenuis
hervor, sind mit einem Convolut von Fäden erfüllt und stehen mit
einander durch einen Gang in Verbindung. Der Zusammenhang des
hinteren Samenbläschens mit dem vermeintlichen Hoden wurde nicht
ermittelt; das vordere hängt mit dem hornartigen äusseren männli
chen Geschlechtsapparate zusammen. Der letztere zeichnet sich durch
eine grosse Mannigfaltigkeit der Conformation aus, so dass man
sagen könnte : „Ex pene speciem“. Man unterscheidet im Allgemei
nen einen eigentlichen, etwas gekrümmten, rinnenförmig ausgehöhlten
Penis zur Fortleitung des Samens und einen accessorischen, oft haken
förmig gekrümmten soliden Theil, der wahrscheinlich als eine Art
Fang- und Adhäsionswerkzeug für die Vagina dient. In einem Falle
bei Gyr. crassiusculus fehlte der accessorische Theil, zwei Häk
chen vermuthlich am Eingänge der Vagina vertreten die Stelle des
selben und umklammern den eingeführten Penis. Es ist somit Gyro-
dactylus zuweilen geschlechtlich entwickelt und kann nicht als ein
blosses ammenartiges Wesen hingestellt werden.
Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
275
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1. Distoma ovatiim (Rud.) aus der Bursa Fabricii v. Grus cinerea-,
a Mundnapf, b Bulbus oesoph., c, c Darmcanal, d Bauchsaugnapf, e, e
Hoden, f Samenbläschen, g Penis, h Dotterstock, i Uterinalschläuche,
k Uteruscanal mit dem Vas deferens (geringe Vergr.).
„ 2. Distoma auriculatum (n. sp.) aus dem Darme von Acipenser Ilu-
thenus; a Mundnapf, b, b Auriculae, c Oesophagusschwellung, d, d
Darmcanal, e Bauchnapf, /'Dotterstock, g Eier, h Hoden, i Penis,
k innere Sainenblase, l querer Ausführungsgang des Dotterstockes,
m hintere Leibesöffnung (g. Vergr.).
„ 3. Distoma c amp anula (Dujard.) aus dem Darmschleime von Esox
Lucius-, a, a derbe konische Hervorragungen, b ßauchnapf, c oblonges
Organ (Hode?), d Ende des Uterinalschlauches (g. Vergr.), e Ei mit
dem Embryo (st. Vergr.).
„ 4. Distoma crassixisculum (Rud.) aus der Gallenblase von Buteo
vulgaris-, a Mundnapf, b, b Darm, c, c Hoden, d innere Samenblase, e
Dotterstock, /'Hautstacheln in vorgestrecktem Zustande, g dieselben
in zurückgezogenem Zustande, h netzförmiges Gewebe der Hautmuskeln,
i viereckige Zähne am Mundnapf, k Bauchnapf, l Geschlechtsöffnungen,
m querer Ausführungsgang des Dotterstockes der einen Seite, n Eier
keimstock. (Mit Ausnahme von f, g, h, i, welche stark vergrössert sind,
ger. Vergr.)
„ U. Distoma echina tum (Zeder) aus dem Darme von Haliaeus Carbo-,
a, a gezähnte Scheibe am Vordertheile, a! Bauchnapf, b, b Darm, c, c
Hoden, d innere Samenblase, e Cirrusbeutel, f Penis, g, g Dotterstock,
li Eier (g. Vergr.).
„ (i. Penis desselben Distoms (st. Vergr.).
n 7. Distoma bilobum (Rud.) aus dem Darme von Ibis fdlcinellus; a, a
zweilippige gezähnte Scheibe, b Mundnapf, b' Schlundkopf, c Baueli-
napf, d, d Darm, e Hoden, f Cirrusbeutel, g Eierkeimstock, g Aus
führungsgang des Dotterstockes, li Dotterstock, i hintere Leibes-
ört'nung mit der blindsackigen Höhle (g. Vergr.).
,, 8. Ei n g eka p s e 1t e s D i st o m ohne geschlechtl. Entwicklung aus dem
submucösen Gewebe der Speiseröhe von Ardea purpurea-, a dickerer,
b dünnerer Theil der Kapsel, a! excrementielle Stoffe in der Kapsel
höhle, c Mundnapf, d Darm, eBauehnapf, f transparente Organe, <7 grob
körnige Masse im Parenchym des Thieres (st. Vergr.).
18*
276
Weil.
Fig. 9. Monostoma verrucosum (Zeder) aus den Blinddärmen von Fu-
lica aira; a Mundnaj>f, h, b Darm, c, c Hoden, d Penis, e dessen Scheide,
f Dotterstock, g Uterinalschliiuehe, h hintere Leibesöffnung, i weibliche
Scheide (g. Vergr.).
„ 10. Penis desselben Monostoms, a die nach aussen gerollten stumpfen Sta
cheln, b dicke Muskellage, c Lichtung (st. Vergr.).
„ 11. Ein Stück Darm desselben Monostoms (st. Vergr.).
„ 12. Eier desselben Monostoms, a mit kurzen, b und c mit längeren faden
förmigen Fortsätzen an derEischale, d enthält den Embryo (st. Vergr.).
„ 13. Blind endigende Wassergefässe desselben Monostoms (st. Vergr.).
„ 14. Frontansicht der hinteren Leibesöffnung desselben Monostoms (st.
Vergr.).
„ IS. Monostoma lanceolatum (n. sp.) aus der Bauchhöhle von Himan-
topus rubropterus; a Mundnapf, b Schlundkopf, c, c Darm, d dessen
Umbeugungsschlinge, e, e Hoden, /Eierstock, y, y Ausführungsgänge;
der Dotterstöeke, li Uterinalschläuche, i weibliche Scheide (st. Vergr.).
„ 16. Ei desselben Monostoms von der Seite betrachtet (st. Vergr.).
„ 17. Ei desselben Monostoms mit dem Embryo, der bei a einen dunklen Fleck
zeigt (st. Vergr.).
„ 18. Holostomav ariabile (Ni tzs c h) aus dem Darme von Ardea cinerea;
a Kopfkappe, b Mundnapf, e Bauchschlitz mit einem hervorstülpbaren
Wulst, d Hoden, e, e, e Dotterstock, /^Eier, y Penis (gr. Vergr.).
„ 19. Ilolostoma Cornu (Nitzsch) aus dem Darme von Ardea itellaris;
a Vorderende, b Mundnapf, c, c Hoden (?), d Dotterstock, e napfähn
liche Vertiefung am Hinterende mit den Geschleehtsöffnungen, f, f
hintere Ausbreitung des Dotterstockes (g. Vergr.).
„ 20. Ilemistoma trilob um (Dies.) aus deinDarme von llaliaeus Carbo;
von der Bauchseite; a Mundnapf, b Bauchschlitz, c häutiger Saum, d
Hinterende, f mittlere Papille des Bauchblattes, y, y die zwei seitlichen
Papillen desselben Blattes, h häutiges Rückenblatt (gr. Vergr.).
„ 21. Rüekenseite desselben Hemistoms, a durchscheinender Mundnapf, b
Hinterseite des Bauchschlitzes, c Geschlechtsspalte, d Rüekenblatt
(gr. Vergr.).
„ 22. Dasselbe Hemistom etwas stärker vergrössert von der Bauchseite; a
Mundnapf, b Bauehschlitz, c, c Hoden, d Samenblase, e hintere napf
ähnliche Vertiefung mit den Geschleehtsöffnungen, f, /‘mittlerePapille
des derberen Bauchblattes, y, g seitliche Papillen desselben Blattes,
h dünneres häutiges Rückenblatt, i, i, i, i Dotterstoek.
„ 23. Ilemistoma spathula (Dies.) aus dem Darme von Falco von der
Bauchseite; «Rüekenblatt, pupillöses derberes Bauchblatt (gr. Vergr.).
„ 24. Dasselbe Hemistom von der Rückenseite mit der Ausbreitung des
dunklen Dotterstockes (gr. Vergr.).
Anatomische Untersuchungen über Trematoden. 277
.23. Dasselbe Hemistom von der Bauchseite mit geschlossenem Rückenblatt
(g. Vergr.).
26. Von demselben Hemistom; a der Mundnapf, b der Schlundkopf (st.
Vergr.).
27. Gyro dactylus auricularis (Nordmann) aus den Kiemen von
Cyprinus Carpio von der Bauchseite, a Keimstätte nach v. Siebold,
b vielleicht ein besonderer Legeapparat nach v. Sieb old (mittlere
Vergr.).
28. Dasselbe Gyrodactylus von der Seite (mittl. Vergr.).
29. Die theils retrahirten theils gestreckten Palpen am Vorderende mit
den vier sogenannten Augenpunkten (mittl. Vergr.).
u die beiden mittleren, b die beiden seitlichen, stumpfen Palpen
(st. Vergr.).
30. Eiartiger Körper nach v. Sieb old (st. Vergr.).
31. Das klaffende grössere Hakenpaar von der hinteren Haftscheibe des
selben Gyrodactylus (st. Vergr.).
32. Gyrodactylus cochlea (n. sp.) aus den Kiemen von Esox Lucius
vorderes Drittheil; a rundliche Zellen zum Körperparenchym gehörig,
b Mundnapf, c Darmschlauch, d, d Dotterstock mit dem queren Aus-
führungsgange, e Samenblase (?) , f zum äusseren, hornigen männ
lichen Geschlechtsapparat gehörig (mittl. Vergr.).
33. Hinteres Drittheil desselben Gyrodactylus; a Darm mit dem Epithel,
b, b Dotterstöcke, c, c Hakenmuskel (mittl. Vergr.).
34. Von demselben Gyrodactylus; Rückenansicht des Vordertheils.
33. Seitenansicht des Vordertheils von demselben Gyrod. (st. Vergr.).
36. Hornartiger münnlicherGeschlecbtsapparat von demselben Gyr. (st. V.)
37. Zinn Hakenapparat der hinteren Haftscheibe desselben Gyrod. gehö
rig; a, a das eine, b, b das zweite Paar der grossen Haken; c das
Schloss (st. Vergr.).
38. Gyrodactylus crassiusculus (n.sp.) aus den Kiemen von Lucio-
perca Sandra, a die vier sogenannten Augenpunkte, b Mundnapf,
c hintere Haftscheibe , d, d Dotterstock mit dem queren Ausführungs
gang, e Eierkeimstock, f hintere, g vordere Samenblase (?), h dick
wandiger Schlauch an der Peniswurzel (g. Vergr.).
39. Zum äussern männlichen Geschlechtsapparat desselben Gyrod. gehörig,
a dickwandiger Schlauch, b schaufelförmige Peniswurzel, b periphe
res Ende, c Penisscheide, d Häkchen an dem Eingänge zur weiblichen
Scheide (?), eprotrusor penis (st. Vergr.).
40. Zwei der Haken der hinteren Haftscheibe desselben Gyrod. a, a abge
platteter Körper, b, b Hakenfortsätze , c Schloss, d, d Hakenmuskcl
(st. Vergr.).
278 We d 1. Anatomische Untersuchungen über Trematoden.
Fig. 41. Gyroclactylus tenuis (n. sp.) aus den Kiemen von Perca fluviatilis,
zur hinteren Haftscheibe gehörig; a an der Riickenseite derselben
befindlich, b ein grösserer, c ein kleinerer Haken.
„ 42. Muskelfaserbündel, welche zu den grösseren Haken der hinteren Haft
scheibe desselben Gfyrod. ziehen.
„ 43. Zum Geschlechtsapparat desselben Gyrod.; a Ei, b hintere Samenblase,
c Verbindungsgang zur vorderen Samenblase, d, e, e walzenförmige
Körper, f Penis, g aceessorischer Theil (st. V.).
„ 44. Zellen des Dotterstockes (st. V.).
„ 4S. Die Palpen am Vorderende desselben Gyrod. (st. V.).
„ 46. Gyro dactylu s cruciatus (n. sp.) aus den Kiemen von Cobitis fos-
silis; Hintertheil mit dem Hakenapparate (st. V.).
„ 47. Zum männlichen Gesehleehtswerkzeug desselben Gyrod.', a Penis,
b aceessorischer Theil (st. V.).
„ 48. Gyrodactylus falcatus (n. sp.) aus den Kiemen von einer nicht
näher bestimmten Cyprinus-Art; a Dotterstock; b Eierkeimstock.
„ 49. Zum männlichen Geschlechtsorgan desselben Gyrod.', a Peniswurzel,
b Penis, rinnenförmig, c aceessorischer Theil.
„ SO. Hintere Haftscheibe desselb. Gyrod.-, a stumpfer Fortsatz am Ursprung
des grösseren Hakenfortsatzes der beiden grösseren Haken.
„ 51. Gyrodactylus mollis (n. sp.) aus den Kiemen eines Cyprinus Car-
pio; hintere Haftscheibe mit dem Klammerapparate; a Schloss zwischen
den beiden grösseren Haken.
W(‘(1I. inatomisclie -Beobadhtuns'fn. über Treniatodeii
S 1 , «
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Sitzungsb.d kjÜcadllWmati.uatunr. CLXXYIBd.l.Heft. 1851.
Aus irJcBof-iu StaatsärticTceier.
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Sltaung'sb.d k.Akad.d.Wmatluuitiiml'lXXVIBd.l lieft. 18JI.
Am OX Kol ui,i' .aciclmr.
\rertl. Anatomische Beobachtungen über Treinntotlen.
Tal. II.
YVedl. Aiinloniisdiu BeobncliliuiiijHi iiber Tremaioden
.V;->.V‘
f; 9 .3/
ftUy.iuigsb.il. k.Akail.<l.\V. iiialli.iuilunv.l'I.XXVI l»<l.l IlH'i 185 i.
Fit/. 4S.
Fü/. 40.
Fty.43.
Fit/. 4.9.
Fit/. 60
Taf.IV.
Fit/..//
W'edl. Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
3S Fg.J.9.
Fi//. 44. <
Sitzungsb.d.k.Akad. d.\S. mafli.naturw.(.'UX.Vl.Bd. 1 Heft. 1851.
Aus cLVlc Hof-u. Staatsdtuclcerei
Ft//. 40.
Fi/. 4S.
Fit/.-44.
* m » #
Di tscl» einer. Über die graphische Kreis-Methode.
279
Über die graphische Kreis - Methode.
Von leandcr Bit schein er.
(Mit VI Tafeln.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 9. Juli 1857.)
Die Wichtigkeit der graphischen Methoden zur Entwicklung der
Combinationen, besonders aber zur bildlichen Darstellung des Zonen
zusammenhanges, ist zu bekannt, als dass ihrer hier noch erwähnt
werden soll; sie bieten dem KrystallographenVortheile, die ihm keine
mathematische Formel zu leisten im Stande ist. Der ganze Zonenver
band einer Krystallreihe liegt bildlich dargestellt vor seinen Augen;
sie dient ihm also auch zugleich als Prüfstein für die etwa aus Kan
tenwinkeln berechneten Gestalten und dieEntscheidung ob eine gege
bene Krystallfläche in dieser Reihe möglich sei, kann gleichsam in
einem Momente geführt werden.
Es sind vorzüglich fünf Gesetze, auf welchen eine graphische
Methode beruht, und diese sind folgende:
1. Das Gesetz des Flächenparallelismus, welches lautet: Jeder
Krystallfläche entspricht eine ihr parallele.
2. Das Gesetz des Zonenzusammenhanges, lautend: Jedes Glied
einer Krystallreihe ist bestimmt durch die Zone der früheren Glieder,
oder was dasselbe ist, jedes Glied einer Krystallreihe lässt sich aus den
früheren Gliedern deduciren.
3. Das Gesetz der rationalen Verhältnisse, welches lautet: Die
Axen jeder Gestalt einer Krystallreihe stehen in rationalem Verhält
nisse zu den Axen des als Grundgestalt angenommenen Gliedes der
Reihe.
4. Das Gesetz der Symmetrie, welches dahin lautet: Dass alle
gleichen Theile einer Krystallgestalt, bei hinzutretenden neuen Flächen
gleiche Veränderung zu erleiden haben, welches Gesetz ebenso wie das
Gesetz des Flächenparallelismus nur bei dem Eintreten der Hälften
eine Ausnahme erleidet, und
280
Ditsch einer.
ä. Das Gesetz der Erhaltung des Systems, welches lautet: Nur
solche Flächen können sich combiniren die im Deductionszusammen-
hang jener Krystallreihe der Species liegen, auf welche die genann
ten Flächen bezogen werden.
Professor Neumann (Beiträge zur Krystallonomie 1. Heft. Ber
lin und Posen 1823) bestimmt seine Zone durch eine gerade Linie
in welcher alle Flächenorte jener Flächen liegen, welche dieser Zone
angehören. Seine Flächenorte bestimmt er durch den Durchschnitt
von Linien, welche durch den Mittelpunkt des rechtwinkligen Coor-
dinatensystemsgehenund senkrecht stehen auf der Fläche, von welcher
der Flächenort bestimmt werden soll, mit einer horizontalen Ebene
welche in einer Entfernung = 1 vom Mittelpunkte gelegt ist. Zone
ist also nach Professor Neumann der Inbegriff aller jener Flächen,
deren Flächenorte in einer geraden Linie sich befinden.
Professor Quenstedt (Methode derKrystallographie, Tübingen
1840) legt alle seine Krystallflächen durch den Mittelpunkt des Coor-
dinatensytems und sucht die Durchschnitte jeder dieser Flächen mit
einer ebenfalls in der Entfernung = 1 vom Coordinaten-Mittelpunkte
gelegten horizontalen Projections-Ebene. Es ist nun natürlich, dass
alle jene Ebenen, die in einer Zone liegen, sich in einer Linie schnei
den, welche durch den Mittelpunkt des rechtwinkligen Coordinateri-
systems und welche sich in der Projections-Ebene als ein Punkt
darstellt, welcher nichts Anderes ist, als der Durchschnittspunkt dieser
Zonenaxe mit der Projections-Ebene. Es müssen sich also auch alle
jene geraden Linien, welche die Projectionen der in einer Zone lie
genden Flächen sind, in dem genannten Durchschnittspunkte schnei
den. Zone ist nach Quens tedt also der Inbegriff aller Flächen,
deren Projectionen in einem Punkte sich schneiden.
In dem Folgenden soll nun eine andere graphische Methode
auseinander gesetzt werden, die sich von den genannten Methoden
dadurch unterscheidet, dass die Flächenorte einer Zone alle in Kreis
linien liegen, welche Kreislinien sämmtlich durch den Mittelpunkt
der als Projections - Ebene angenommenen horizontalen in einer
Entfernung = •— 1 vom Mittelpunkte des rechtwinkligen Coordi-
naten-Systems gelegten Ebene gehen. Zone ist somit in dieser
Methode der Inbegriff aller jener Flächen, deren Flächenorte in
einer durch den Mittelpunkt der Projections-Ebene gehenden Kreis
linie liegen.
Über die graphische Kreis-Methode.
281
Man nennt die Ne um a nn'sehe Methode die „graphische Punkt
methode,“ und die Q u e n s t e d t’sche Methode die „graphischeLinien
methode,“ man könnte somit die folgende Methode die „graphische
Kreismethode“ nennen. Consecjuent aber würde es sein, die Neu
mann’sehe Methode die „graphische Linienmethode“ und die
Quenstedt’sche die „graphische Punktmethode“ zu nennen.
Es würde sich also bei der Qu enstedt’schen Methode dieZone als ein
Punkt, bei der Neumann’schen als eine gerade Linie und hei der
graphischen Kreismethode als eine Kreislinie dai’stellen.
§• 1.
Vor allem Anderen müssen wir uns einigen über den Begriff des
Flächenortes, welchen wir im Folgenden beibehalten wollen. Man
denke sich zu diesem Behufe jene Fläche, von der man den Flächen
ort bestimmen will, durch den Mittelpunkt M Fig. 1 des rechtwink
ligen Coordinaten-Systems M y X z gelegt. Fernerdenke man sich
in der Entfernung MO — •— 1, also nach unten, vom Coordinaten-
Mittelpunkte eine horizontale der Ebene y z parallele Ebene o y x z 1 ,
gelegt, welche Avir als die P r oj ec tions-Ebe ne anseben Avollen.
So ist es nun klar, dass wenn M NP die Ebene ist, von welcher der
Flächenort bestimmt werden soll, die Linie NP die Durchschnittslinie
der EbeneMNP mit derProjections-Ebene ist. Wenn Avir uns nun eine
auf N P senkrechte und durch die Linie M 0 gehende Ebene MQO
denken, so schneidet sie die Linie NP in Q und die Ebene oy u %„
soAvie die Ebene MNP nach den Linien 0 Q und M Q, und es ist
an und für sich klar, dass die Linie 0Q auf der Linie NP senk
recht steht.
Wir nennen nun, Avie schon bemerkt, die Flächeoy i ,z 1 , die P ro-
jections-Ebene, den Punkt Q den Flächenort der gegebenen
Fläche MNP, ferner NP die Projection der Fläche MNP,0 den
Mittelpunkt des Coordinaten-Systems und o y, soAvie o z, die Axen
der h und der c.
Ganz etAvas Ähnliches findet Statt, Avenn man die Fläche auf kein
rechtAvinkliges, sondern auf ein schiefAvinkliges Axensystem bezieht.
Da diejenige Ebene, Avelche man auf die Projection der Fläche senk
recht stellt, auch hier Avieder eine verticale ist, so kann sie nur in
dem Falle durch 0 M gehen, als 0 M auf der Ebene oy i; Zi, senkrecht
steht. In jedem anderen Falle geht sie aber durch eine verticale von
M aus gezogene Linie und man muss, Avenn man den Flächenort einer
282
Ditscheiner.
Ebene bestimmen soll, auf dieProjection dieser Ebene eine senkrechte
Linie ziehen, welche durch den Durchschnittspunkt, der vom JW aus
vertical gezogenen Linie mit der Projections-Ebene, geht.
Der Fall eines rechtwinkligen Coordinaten-Systems tritt beim
orthotypen, pyramidalen und hexaedrischen Systeme ein, jener wo die
Axen y und z einen Winkel von 60° einschliessen, die Axe der x
aber vertical auf der Projections-Ebene steht, tritt beim rhomboedri-
schen Systeme ein, während ein schiefwinkliges Axensystem bei den
schiefprismatischen Krystallsystemen sich vorfindet.
§. 2.
Wir wollen uns nun den geometrischen Ort aller jener Flächen
orte bestimmen, deren Flächen in einer Zone liegen, d. h. wir wollen
die Lage und die Form der Zonenlinie bestimmen.
Denken wir uns zu diesem Beliufe vorerst eine Zone, deren Flä
chen sich in einer Linie schneiden, welche mit der Linie MN Fig. 1
identisch ist, eine Zone also, deren ZonenaxeüfW ist. So ist es klar,
dass, wenn in Fig. 2 N der Durchschnittspunkt derZonenaxe M JVmit
der Projections-Ebene o y u z t , ist, die Linien NP, NP', NP'
die Projectionen aller jener Flächen sind, die in derjenigen Zone
liegen, deren Zonenaxe M Wist. Um nun die Flächenorte aller dieser
Ebenen zu bestimmen, müssen wir senkrechte Linien von 0 aus auf
ihre Projectionen ziehen und man erhält somit die Punkte m, m, m",
m'" als die gesuchten Flächenorte von NP, NP, N P',
N P"
Nun bedarf es wohl keines weiteren Beweises mehr, dass die
Verbindungslinie N, m, m!, ... 0 nichts anderes als eine Kreislinie
ist, welche durch den Mittelpunkt 0 des Coordinaten-Systems geht
und deren Mittelpunkt R im Halbirungspunkte der Linie 0 iW liegt.
Ebenso verhält es sich, wenn die Zonenaxe nicht in einer der
coordinirten Ebenen, sondern ausserhalb derselben eine beliebige
Lage hat. Sie schneide also z. B. die Projections-Ebene o y { , »i
Fig. 3 in dem Punkte N, so sind wieder NP, NP 1 , NP", NP'" ■ ■ ■
die Projectionen aller jener Ebenen die in derjenigen Zone liegen,
deren Zonenaxe 31N ist, und welche die Projections-Ebene in N
schneidet. Zieht man nun wieder die senkrechte Linie 0 aus auf die
Projectionen der Flächen, so sind wieder m, m\ ni", m" die
Flächenorte der einzelnen Flächen der Zone und die Verbindungs
linie 0, m, m,' m", hn"' N, d. i. der geometrische Ort aller
Über die graphische Kreis-Methode.
283
Flächenorte dieser Zone, ist wieder eine durch den Coordinaten-
Mittelpunkt gehende Kreislinie.
Es lässt sich dies auch streng analytisch nachweisen. Es sei
zu diesem Behufe in Fig. 1 NP dieProjection einer beliebigen Fläche.
Ferner sei P 0 = n und 0 N — p, Q sei der Flächenort dieser
Fläche und ,r f , y i} die Coordinaten dieses Flächenortes.
Somit ist die Gleichung der durch den Punkt Q und durch den
Mittelpunkt 0 des Coordinaten - Systems gehenden Geraden 0 Q
folgende:
y — — . x
und da die Gerade NP auf der Geraden 0 Q senkrecht steht und
zugleich durch den Punkt Q (y lt .-r,) geht, so ist ihre Gleichung
S"-- -C*
v — y\ = — — (x — xO,
oder diese auch auf ihre gewöhnliche Form gebracht, erhält man
«l , a?t' + Vi ~
y = & + •
?/i ?/i
Aus dieser Gleichung folgen nun dieWerthe von den derFläche
M NP entsprechenden Abständen 0 P und 0 N wie folgt:
x i 2 + Vi z
n =
V
Vi
x i 2 + Vi a
Xi
Soll aber diese Fläche einer bestimmten Zone angehören, so
muss, da p = 1 ist, wie wir später hören werden, die Gleichung
stattfinden:
N
P
V
M,
in welcher Gleichung M, N und P Werthe sind, welche von den die
Zone bestimmenden Flächen abhängig sind. Setzt man in diese Rela
tion die oben gefundenen Werthe für n und p, so erhält man die
Gleichung :
N ■ ?/i
a 'i 3 + ?/! :
-f P ~— = M
Xi 2 + Vi 2
284
Ditscheiner.
oder nach einer kleinen Reduction folgt die Gleichung :
, JV P
x x 2 4- y, 2 ?/, a?i = ü,
i j¥ M
welche aber identisch mit der bekannten Gleichung ist
x i -f y2 2qy -\- 2p x = 0,
welche nichts anderes ist als die Gleichung eines durch den Coordi-
naten-Mittelpunkt gehenden Kreises.
Es folgt daraus wieder: Die Zonenlinie ist eine durch
den Mittelpunkt der Projections-Ebene gehende Kreis
linie.
Da in der obigen Gleichung des Kreises p und q nichts anderes
sind als die Coordinaten x und y des Mittelpunktes der Kreislinie,
so folgen
x —
P
und
_ N
y 2JtI
als die Coordinaten des Mittelpunktes der Zonenlinie.
Da jede Zonenlinie durch zwei Punkte bestimmt ist, so ist auch
hier der Kreis durch zwei Punkte hinreichend bestimmt, indem sich
als der zur Bestimmung des Kreises nothwendige dritte Punkt als der
Coordinaten-Mittelpunkt ergibt.
Wir werden im Folgenden sehen, dass man zur Bestimmung
der Zonenlinie den Punkt N nicht bedarf.
§. 3.
Aus dem bisher Gesagten unterliegt es nun keiner Schwie
rigkeit mehr, die Zonenlinie, welche durch zwei gegebene Flächen
orte geht, zu bestimmen. Man hat nämlich nur durch die beiden gege
benen Punkte eine Kreislinie zu ziehen, welche auch durch den Coor-
dinaten-Mittelpunkt geht und die Aufgabe ist gelöst.
Hat man zu untersuchen, ob eine gegebene Fläche in der Zone
zweier anderer gegebener Flächen liegt, so hat man blos von diesen
drei Flächen die Flächenorte zu bestimmen, durch zwei derselben
und den Coordinaten-Mittelpunkt eine Kreislinie zu ziehen, und zu
sehen ob der dritte Flächenort in dieser Zonenlinie liege oder nicht.
Ob eine Fläche E, welche die coordinirten Axen x, y und 2
in den Entfernungen ma, nb und pc den Coordinaten-Mittelpunkt
schneidet, in der Zone zweier anderer Flächen E' und E", mit den
respeetiven Abständen m'u. n'b und p' c sowie m"a. n" b und p"c
Über die graphische Kreis-Methode.
285
vom coordinaten Mittelpunkte, liege, ergibt sieh aus der Gleichung:
M N P
== "l - >
m n p
wobei M, Nund P folgende Werthe haben:
M = —
p n — n p
N--
mp — p m
P = +
m n —n m
m n m n
p p n n p p m m
Setzt man diese Werthe in die oben gefundenen
P , N
x = und ?/ = ——— ,
2 N J 2 M
so erhält man für die Abscissen des Mittelpunktes einer durch die
Flächen m' a:n! b:p' c und m"a:n" b:p'' c gehenden Zonenlinie fol
gende Werthe :
p' p" (in" n! — n" m')
x = -f
V =
2 m' m" (j>" n' — n" p'}
1t' n" (m"p' — p" m")
2m'm" (;/' n' — n" p'~)
Oh eine Fläche E = mn : nb :pc zugleich in der Zone der
Flächen E' = m' a : n'b : p' c und E" — m"a : u" b : />" e und in der
Zone der Flächen E/ = m 1 'a:n l ' b:pi c und E t " = m" a: n s " b ip," c
liege, ergibt sich aus den bekannten drei Gleichungen :
i I 1
P
m
PN,
P, N
in welchen Gleichungen ist
M == _ p " n ' ~ v '
. N =
M, = _
p, n,
11 Pi — PM t
m" p — p" m
m' m" p' p"
m," p,'—p," m,‘
MNi — N 1h '
P =
Pi =
m" n'
n" m'
m' in" n! n"
m," n,' — ii(' m,'
i U *
V', Pr' n 'i n i m ‘ Pr Pr Vl r 7U r ,l r n t
Mittelst dieser letzten Gleichungen ist man auch leicht im
Stande, wenn EI, EI', EI und EI' gegeben sind, die Fläche E zu
berechnen, man nennt diese Gleichungen auch desshalh Combina-
tionsgleichungen.
§• 4-
Wir kommen nun zur Bestimmung der Flächenorte der einzel
nen Krystallflächen, und zwar hauptsächlich jener des orlhotypen
Krystallsystems, weil auf eine ähnliche Art dann die Flächenorte der
übrigen Systeme gefunden werden. Auch von den Flächenorten der
Krystallflächen des orthotypen Krystallsystems sollen zuerst die Flä
chenorte der Grenzgestalten bestimmt werden.
28ö
D i t 8 c h e i n e r.
Es sei somit in Fig. 4 OB C unsere Projections - Ebene, ox
die Axe der b, o y jene der c und o der Coordinaten-Mittelpunkt.
Um den Flächenort der Grenzgestalt P — oo zu bestimmen,
müssen wir diese Fläche durch den Mittelpunkt M unseres rechtwink
ligen Coordinaten-Systems Fig. 1 legen, den Durchschnitt derselben
mit der Projections-Ebene bestimmen und von o aus auf die Projection
eine verticale Linie ziehen, so hat man dann den Flächenort dieser
Gestalt. Da aber P — oo parallel mit unserer Projections-Ebene
ist, so schneidet sie dieselbe gar nicht oder doch erst in unendlicher
Entfernung und dann in jeder beliebigen Richtung, somit hat auch
die daraus gezogene senkrechte vono aus eine beliebige Lage, woraus
folgt, dass der Flächenort von P— <» in jeder beliebigen
Richtung und in unendlicher Entfernung von 0 aus
lieg e.
Ebenso ergibt sich der Flächenort jedes verticalen Prisma’s
(P-{- <»)”* als mit dem Coordinaten-Mittelpunkt 0 übereinstimmend.
Denn die Projection jeder Fläche eines verticalen Prisma’s ist eine
Linie, welche durch den Coordinaten-Mittelpunkt 0 geht, somit geht
auch die von 0 aus auf diese Projection gezogene verticale Linie in
einen Punkt über, woraus folgt: Der Flächenort jeder Fläche
eines verticalen Prisma’s liegt im Coordinaten-Mittel
punkt 0.
Da auch Pr-f- «»nichts anderes als ein verticales Prisma ist, in
welchem m— °° ist, so folgt, dass auch 0 der Flächenort von
Pr -j- oo ist.
Um nun den Flächenort eines horizontalen Prisma’s Pr -\-n zu
finden, so denken wir uns die Fläche MNP Fig. 1, so bewegt, dass
OP immer grösser wird, so nähert sich auch Q immer mehr dem
Punkte Wund wenn endlich OP= oo geworden ist, so fällt auch Q
mit N zusammen. Es ist somit N der Flächenort von Pr-\-n. Auf
eine ganz ähnliche Weise folgt somit auch, dass P der Flächenort von
Pr-{-n sei.
Es folgt daraus für die Bestimmung des Flächenortes irgend
eines horizontalen Prisma’s Pr-\-n folgende höchst einfache Regel:
Man findet den Flächenort irgend eines horizontalen
Prisma’s Pr-\- n, wenn man auf jene coord inirte Axe, auf
welche das horizontale Prisma sich bezieht, die Länge
der auf a" = 1 reducirten Diagonale aufträgt.
Über die graphische Kreis-Methode.
287
Es istsomit inFig. 4mderFlächenortvonPr und wi'jener von Pr,
wenn om — b und om! = c ist. Ebenso ist für om n — 2b und om lu —2c,
\j _
m n (lerFliichenort von Pr— 1 und m lU der Flächenort von Pr—1.
Es unterliegt somit keiner Schwierigkeit die Fläehenorte der
Grenzgestalten sogleich in das Schema eintragen zu können.
§• s.
Wir wollen nun sogleich übergehen auf die Bestimmung einer
Zonenlinie, welche einer Zone angehört, die durch irgend eine dieser
Grenzgestalten bestimmt ist.
Es sei also Fig. 5 wieder unser Coordinaten-System und m der
Flächenort irgend einer Fläche der Krystallreihe. Man soll nun die
Zonenlinie bestimmen, welche durch diesen Punkt m geht und zugleich
auch in der Fläche P— «= liegt. So ist es zweifellos, dass die Ver
bindungslinie om dieser Zone entspricht, denn die Zonenlinie ist eine
durch o gehende Kreislinie, deren Radius unendlich ist, da der sie be
stimmende Flächenort von P— oo von o in unendlicher Entfernung liegt.
Um nun die Zonenlinie zu bestimmen, welche durch eben diesen
Punkt m geht und zugleich dem verticalen Prisma (P-f °°) m ent
spricht, so sei NP der Durchschnitt dieser Fläche, in einer beliebigen
Rage, mit der Projections-Ebene, so ist dann offenbar die zu NP
parallele Linie N' OP die Projection derFläche (P-f °°)”‘. Da aber
der Durchschnittspunkt jeder Zonenaxe, die in derFläche (P-f oo)”
liegt, in dieser Projection liegen müsse, so ist es klar, dass auch die aus
der Combination (P-f oo)”\ (P-f w)" 1 , deren letzterer Fläche der
Flächenort m entspricht, entstehende Zonenaxe in derselben liegen
muss, somit auch N'P die Richtung des Durchmessers unserer Zonen
linie sein muss. Wir haben also die Bestimmung der Zonenlinie, aus der
Combination (P-f ra) m . (P-f oo) m folgende Regel: Man lege durch den
Coordinaten-Mittelpunkt und durch den gegebenen Flächenort m von
(P-j- n) eine Kreislinie so, dass ihr Durchmesser mit der Projection
von (P-f
oo)”‘ zusammenfällt.
Hat man den speciellen Fall, dass (P-j- °°) in Pr-f- <» übergeht,
so ist dann die Linie ON die Projection von Pr-f- «= und die Linie
OP die Projection von Pr-f- <» und man hat dann die Kreislinie so
zu ziehen, dass OJVund OP die Richtungen der Durchmesser werden.
So ist die Kreislinie OmS die Zonenlinie der Combination (P-fn)'"
Pr-f oo und Om PdieCombinations-Linie der Combination (Pr-f c*>) m
Pr -f oo.
288
Ditscheiner.
Ist der Flächenort von irgend einer Gestalt (P-f-ra) : "‘ gegeben
und man soll die Zonenlinie bestimmen, welche der Combination
(7 J + ?«)’“. P?' + w entspricht, so hat man die im §. 3 gegebene Regel
gänzlich zu beobachten. Man legt nämlich durch 0 und die Flächen
orte von (P-f-ra)”‘ sowie Pr-\-n eine Kreislinie, welche die ver
langte Zonenlinie darstellt.
§• 6.
Nach dem bisher Gesagten ist man nun auch in den Stand
gesetzt, den Flächenort von P, der Grundgestalt, zu bestimmen. Es
ist bekannt, dass P bestimmt ist durch zwei Zonen, von denen die
eine bestimmt ist die Gestalten Pr und Pr-\- oo und die zweite geht
u _
durch die Flächen Pr und Pr oo. Ist somit in Fig. 6, oP = b und
oC=c, so sind nach dem Obigen B und C die Flächenorte von Pr
und Pr und omB ist die Zone, welche durch Pr und Pr-\- oo geht,
während oviC jene ist, die durch Pr und Pr -j- °° geht. Ihr Durch
schnittspunkt m ist somit der verlangte Flächenort von P.
Auf eine, dieser ganz ähnlichen Art findet man den Flächenort
von P—1, P-f- 1, überhaupt von jedem Orthotyp (P-j-?«)’“.
Man erhält somit für diese Bestimmung die allgemeine Regel:
Man findet den Flächenort irgend eines Orthotypes
(P-p ?«)’”> wenn man in den demselben entsprechenden
Axenverhältniss a n :b„:c n die Axe «„=1 setzt, und die
hierdurch reducirtenAxen der b und c von o aus in das
Schema einträgt und endlich durch o und b sowie durch o
und c K r e i s e s o z i e h t, dass ob u n d oc i h r e D u r c h m e s s e r
sind, in dem Punkte, wo sieh diese Kreise schneiden,
liegt der gesuchte Flächenort von (P-f n)”‘.
Nun ist es auch leicht für einen gegebenen Flächenort dieAxen-
dimensionen zu bestimmen. Man legt nämlich durch m und o Kreis
linien omS und omT, von solcher Beschaffenheit, dass ihre Durch
messer mit ob und oc zusammenfallen, wo diese dieÄxen schneiden,
befinden sich die Flächenorte der, dem Orthotype m entsprechenden
horizontalen Prismen, somitistdas verlangteAxenverhältniss a t :bi :ct =
= 1 :oS:oT, woraus dann das Zeichen der Gestalt leicht gefun
den ist.
Man sieht auch aus der Bestimmung des Flächenortes m von
(P-p n) m leicht ein, dass von einem Orthotype jederzeit vierFläehen-
orte sich bestimmen lassen, die in den vier Quadranten symmetrisch
Über die graphische Kreis-Methode.
289
vertheilt sind. Die Flächenorte der Hälften dieser Orthotipe erschei
nen ebenfalls vier an Zahl, von denen zwei von Flächen herrühren,
die sich über der Basis der Diagonalen, zwei Andere aber Flächen reprä-
sentiren, die sieh unterhalb dieser Basis befinden. Man muss auf dieses
Verhältnis bei dem Gebrauche des Schemas gehörig Rücksicht nehmen.
§. 7.
Wir wollen nun die im Obigen aufgestellten Regeln zur Entwick
lung einiger Combinationen des orthotipenKrystallsystems anwenden.
1. Es soll also z. B. jene Krystallfläche des prismatischen Hai-
Barytes (Schwerspath) bestimmt werden, welche zu gleicher Zeit in
_ u
der Zone von Pr und Pr-\- «>, sowie in der Zone der Krystallflächen
Pr und (P-f- <*>) 3 liegt.
Bestimmt man sich nun in Fig. 7 die Flächenorte der gegebenen
Krystallflächen, so liegt in o der Flächenort von Pr-f- °° und von
(P-f <*>) 2 , in B der Flächenort von Pr, sowie in C (wenn OB = b
und OC = c ist) der Flächenort von Pr. Es ist also ovc die Zonen
linie, welche der Combination Pr und Pr -f- =» entspricht, und wenn
OP' die Projection von (P-f- °°) 3 ist, so ist 0BW die Zonenlinie,
welche der Combination Pr. (P -j- oo) 2 entspricht. Der Durchschnitts
punkt m beider Zonenlinien ist also der Flächenort der zu bestimmen
den Krystallfläche. Wenn aber m der Flächenort ist, so ist die auf
om senkrecht gezogene Linie CP die Projection der zu bestimmen
den Fläche und man kann nun durch eine leichte Rechnung die Axen-
dimensionen dieser Fläche bestimmen. Es ist nämlich 0 C— c t = c,
PP‘ = 2c, somit OB' — i / 3 b = b i , also sind die Axenverhältnisse
der gesuchten Gestalt
«i : b : c t = a: y 3 b:c = 3a:b:3c
und die zu bestimmende Gestalt war also
(P + re) m = (P)*.
Dass die zu bestimmende Gestalt nach b abgeleitet ist, folgt schon
daraus, dass sie in der Zonenlinie OmCV liegt, welche der Combina
tion Pr. Pr -|- so entspricht.
2. Eine andere ebenfalls dem prismatischen Hai-Baryte (Schwer-
spathe) entlehnte Fläche (P-j-w)’" zu gleicher Zeit in derZone
der Flächen (P-)-1)t und Pr-jr sowie in derjenigen der Flä
chen (P)a und (JP+ oo) s . Man soll diese Fläche bestimmen.
Sitzb. d. mathein.-naturw. CI. XXVI. Bd. i. Hft. 19
290
Ditscheiuer.
DieAxenverhältnisse der die Zonen bestimmenden und gegebenen
Krystallfläehen sind nach den Molis’schen Zeichen folgende:
(P + 1) »■ = «: '/s b : V2 c; Pr + 00 = 00 n: 00 b: c;
(P) a — a:b: i /^c; (P + <») a = 00 a:b:2c.
Somit sind in Fig. 8 a und b die Flächenorte von (P-f-l)'s und
(P) 3 und 0 jener von Pr-j- <» und (P-f- oo) 3 . Also auch oac die
Zone von Pr-\-<x> und (P-j-l)^, sow i e obd die Zone von (P) 3
und (7 5 + 00 ) 3 . Beide Zonen schneiden sich in f, es ist also f der
Flächenort der zu bestimmenden Fläche und die auf of senkrecht
stehendeLinie de ist also ihreProjection. AlsdieAxendimensionender
zu bestimmenden Fläche erhält man somit leicht folgendes Verhältuiss:
a i :b l :c i —a : ib: = 3 a: b: c.
Es wird somit die zu bestimmende Gestalt mit folgenden Zeichen
bezeichnet werden müssen:
3P=y a P+l = s/ 4 P+2.
§■ 8.
Die Bestimmung der Flächenorte im rhomboedrischen System
wird ähnlich wie bei dem orthotypen Systeme vorgenommen. Man
denkt sich nämlich ebenfalls die Ebene, von welcher der Flächen
ortbestimmt werden soll, durch den Mittelpunkt des Krystalles gelegt,
ihre Projection auf der Projectionsebene gesucht und vom Coordina-
ten-Mittelpunkte auf diese Projection eine senkrechte Linie gezogen,
so ist der Durchschnittspunkt der Projection mit der senkrechten
Linie der zu bestimmende Flächenort der gegebenen Krystalltläche.
Die Projectionsebene besitzt einen Mittelpunkt, der durch den
Durchschnitt der drei Krystallaxen entsteht, welche sich horizontal
unter Winkel von 60° schneiden und welchen wir auch fernerhin den
Coordinaten-Mittelpunkt nennen wollen. Das Axensystem in der Pro-
jections-Ebene einerKrystallreihe aus dem rhomboedrischen Systeme
ist also ein schiefwinkliges, bestehend aus drei Axen die sich unter
einem Winkel von 60° schneiden und die, wie wir später sehen wer
den, die Flächenorte der Rhomboeder der Haupt- und Nebenreihe in
sich begreifen und den drei prismatischen Axen einer gleichkantigen
sechsseitigen Pyramide parallel sind. Ausser diesen Axen nimmt man
jedoch noch drei andere Axen an, die sich ebenfalls unter 60° schnei
den, deren ganzes System aber gegen das der früheren noch um 30°
verdreht erscheint. Es enthält dieses Axensystem alle jene Flächen
orte in sieh, welche den gleichkantigen sechsseitigen Pyramiden ent-
Über die graphische Kreis-Methode. 291
sprechen. Dieses letztere Axensystem ist bei allen folgenden Figuren
und Schema’s etwas stärker als das erstere hervorgehoben.
Wir gehen nun sogleich auf die Bestimmung der Grenzgestalten-
Flächenorte über, weil wir wieder auf diese die Bestimmung der
Flächenorte der übrigen Gestalten basiren werden.
Der Fläch enort der horizontalen Erd fläch ei? — oo
liegt wieder von o aus in einer bei ieb ig en Richtung
und in einer unendlichen Entfernung, aus ganz denselben
Gründen, vermöge welcher die Gestalt P—oo im orthotypen Systeme
diese Lage hat (s. Fig. 9).
Die Flächenorte der verticalen Prismen i?-)-oo,
P+ oo un d(P-f- oo)”' liegen wieder imCoordinaten-Mittel-
punkt, ganz ähnlich wie (P-f- oo) im orthotypen Systeme.
Was die horizontalen Prismen Pr -f- n im orthotypen Systeme
sind, das sind gleichsam die gleichkantigen sechsseitigen
Pyramiden im rhomboedrischen Systeme. Ihre Flächenorte
liegen in den Axen OA, OB und OC, welche unter sich
Winkel von 60° einschliessen, in einer gewissen be
stimmten Entfernung vom Coordinaten-Mittelpunkte
0, so zwar, dass wenn Oa = Ob — Oc — 0a! = 0b' = Oc — d
ist, a, b. ... die Flächenorte von P sind, wenn 0«, = 06, = . . ..
Oc/ ~2d ist, a u bi.... c/ die Flächenorte von P—1 sind und
wenn endlichOa n '.... 0c,/ = x / % dist, «„....c ir/ die Flächenorte
von P-f-1 u. s. w. sind, wo natürlich stets die Hauptaxe als Einheit
angenommen wird und wobei d abhängig ist von den Abmessungen
der gleichkantigen Pyramide und also indirect von jenen des Grund-
rhomboeders, es ist nämlich Oa — —, wobei wieder «, = s / 3 a ist
a,
und a die Axe = Va V — ■ 1 + C ° S “ des Grundrhomboeders mit dem
1 2 1—2 cosa
Axenkantenwinkel cc bildet. In der Folge wollen wir beim Schema
immer aa — iY3 annehmen (s. Fig. 9), damit, wie wir später sehen,
OB, d. i. die Entfernung des Flächenortes von R vom Coordinaten-
Mittelpunkt = — (für m= 1) wird.
3 m +1 4 v ’
§. 9.
Jetzt kommen wir nun wieder auf die Bestimmung der Lage der
Zonenlinie, welche durch irgend einen von der Gestalt (
herrührenden Flächenort m und durch den Flächenort einer dieser
19*
292
Ditscheiner.
Grenzgestalten, wenn es erlaubt ist, auch die gleichkantige sechs
seitige Pyramide P-\-n so zu nennen, geht.
Um die Zonenlinie zu erhalten, welche von der Comhination
CP+ 1 . P — oo bestimmt ist, hat man nur den Flächenort
m mit d em Coo rdinaten-Mittelpunkte o zu verbinden,
denn auch hier geht die Kreislinie in eine gerade über.
Hat man die Zonenlinie zu bestimmen, die zwischen einem gege
benen Flächenorte m der Gestalt (P-f ii) m und irgend einer Fläche
der Grenzgestalten R-\- oo, P+ oo und (P-j- oo) m liegt, so bestimmt
man sich dieProjection dieser Fläche, d. h. man zieht durch
den Coordinaten-Mittelpunkt o eine parallele Linie zum Durchschnitt,
welche diese Fläche in irgend einer Lage mit der Projeetions-Ebene
bildet, und legt dann eine Kreislinie so durch den Coor
dinaten-Mittelpunkt o und den gegebenen Flächenort
m, dass der Durchmesser dieser Kreislinie mit der Pro-
jection der Fläche der Grenzgestalt zusammenfällt. So
ist z. B. in Fig.iO die Zonenlinie niVO die Zonenlinie, welche durch
m und P—(-oo geht, während die Zonenlinie mWO durch m und
P+ oo geht. Natürlich kömmt es hierauf an, welche von den drei
Flächen von P-j-oo oder P+oo, oder welche von den sechs Flächen
von (P-f- oo)’" in dieser Zone liegt, denn darnach richtet sich, wie
leicht einzusehen ist, die Lage der Projection der Fläche, also auch
die Lage des Durchmessers der Zonenlinie, welche durch den Punkt
m und durch den Coordinaten-Mittelpunkt geht.
Hat man irgend ein Skalenoeder (P-f-??)”', dessen Flächenort wie
der?« ist und soll man durch diesen Flächenort und durch den Flächenort
einer gleichkantigen sechsseitigen Pyramide P-\-n eine Zonenlinie
legen, so folge man wieder gänzlich der im §. 3 gegebenen Regel.
§. 10.
Jedes Rhomboeder P n liegt bekanntlich in zwei abwech
selnden Zonen von P-\-n und P-f-oo. Wollen wir also den Flächen
ort des Grundrhomboeders bestimmen, so müssen wir vorerst diese
Zonenlinien feststellen , welche durch die gleichkantige sechsseitige
Pyramide P und einer gewissen bestimmten Fläche von P-f-oo geht-
Es seien zu diesem Behufe a y , a 2 ,. . . « 6 Fig. 11 die Flächenorte
von P und es ist natürlich, dass 0 a y zugleich der Durchmesser jener
Zonenlinie ist, welche zwischen P und P + oo liegt, denn MN reprä-
sentirt diese Fläche P + °° un d Oa, ist zu ihr parallel. Es ist somit
Über die graphische Kreis-Methode.
293
ORcii auch die Zonenlinie die durch P und R -}- oo geht. Ebenso
repräsentirt 0Ra 2 die zweite, die Gestalt R bestimmende Zonenlinie,
somit ist in R, dem Durclischnittspunkte beider Zonenlinien, der
gesuchte Flächenort vom Grundrhomboeder. Die übrigen zwei
Flächenorte von R findet man auf dieselbe Art und sie liegen in III
und V Quadraten (wenn man einen Winkel von 60° so nennen darf)
und werden dort ebenso, wie im ersten Quadranten gefunden. In den
selben Quadranten wie R liegen aucli alle anderen Rhomboeder der
Haupt- und Nebenreihe mit geradem Iudex Qß + [2m]), während jene
mit ungeradem Index (R± [2?&-|- 1]) im II, IV und VI Quadranten zu
liegen kommen. Man hat auf die Lage dieser Flächenorte in den
Quadranten bei Ausführung des Schemas besonders zu achten, weil
sich sonst leicht Fehler einschleichen können.
Man erhält also für die Bestimmung des Flächenortes irgend
eines Rhomboeders R-\-n folgende Regel: Um den Flächenort
des Rhomboeders R-\-n zu bestimmen, lege man durch
den Flächenort der diesem Rh omboeder entsprechend en
gleichkantigen sechsseitigen Pyramide P-\-n und den
Coordinaten-Mittelpunkt oje zwei Kreise, so zwar, dass
di e Verbiu d ungslini e o.P-\- n zum Durchmesser wird; in
dem Punkte nun, wo sich diese beiden Kreise schnei
den, ist der gesuchte Flächenort, wobei man auf die
Stellung in den Quadranten besondere Rücksicht zu
nehmen und die darauf bezügliche oben gegebene
Regel zu befolgen hat.
Ebenso leicht findet man die Flächenorte eines Skalenoeders
(P-f ?«)”*. Man bestimmt sich nämlich die Axendimensionen a i :b 1 :
Ci und reducirt diese auf «j = 1, trägt die hierdurch erhaltenen
Werthe von b und c von 0 aus auf die betreffenden Axen OA n , OB,
und zieht dann ähnlich wie bei Rhomboeder die Kreislinien Opn
und Opm. Ihr Durchschnittspunkt p (Fig. 12) ist der gesuchte
Flächenort. Für irgend ein Skalenoeder (P-\-ii) m hat man aber
3 m . 3 in
«i —ma 0 , wobei a 0 =2 n a- ist und b, = — sowie e, — -———,
3 in + 1 3 m— i
es ist also für «, = 1
h 3 3
(3 m + 1) 2 a ' ° (3m—1) 2" a ’
hierbei ist abermals Rücksicht zu nehmen auf die Lage der Flächen
orte in den sechs verschiedenen Quadraten und es gilt hier die Regel.
294
Ditscheiner.
dass der Flächenort irgend eines Skalenoeders (P-f-re) m in demsel
ben Quadranten liege als das ihm entsprechende Rhomboeder /?-(- n.
Jedes Skalenoeder repräsentirt sich im Schema (Fig. 12) durch
sechs Flächenorte, von denen je zwei immer in einem Quadranten
symmetrisch vertheilt sind.
Von den Flächenorten der Dy rhomboeder erscheinen immer sechs
im Schema, von denen drei mit den Flächenorten jenes Rhomboeders
übereinstimmen, aus welchen das Dyrhomboeder abgeleitet ist. Die
drei anderen Flächenorte dieser Gestalt befinden sich aber in jenen
Quadranten, in welchen die betreffenden Rhomboeder-Flächenorte
nicht erscheinen, ebenso gestellt wie diese in den anderen Quadran
ten unseres Axensystems.
Dasselbe gilt von dem Flächenorte der Dypyramiden, welche
zwölf an Zahl erscheinen, sechs mit den Skalenoederflächen überein
stimmen und die sechs andern in den drei andern Quadranten symme
trisch vertheilt sind.
Die Flächenorte aller jener Flächen, die Hälften begrenzen und
nach der ersten oder zweiten Zerlegungsmethode erhalten werden,
erscheinen auch nur mit der halben Anzahl derjenigen der vollflächen
Gestalt, während jene welche nach der dritten Zerlegungsmethode
erhalten worden sind, mit der ganzen Anzahl der Flächenorte erschei
nen, bei denen aber wieder zu unterscheiden ist, oh sie Flächen an
gehören, die sich ober oder unter der Basis des Grundrhomboeders
befinden.
§. 11.
Es soll nun auch hier wieder der Weg angezeigt werden, den
man bei der Entwicklung der Combinationen des rhomboedrischen
Systems zu gehen hat.
1. Zwischen den schärferen Axenkanten eines Skalenoeders (P) 3
liegt mit paralleler Combinationskante die Fläche eines Rhomboeders
R-\-n; es sollen die Axendimensionen desselben bestimmt werden.
Zu diesem Behufe bestimmt man sich die Fläche norte des Ska
lenoeders (P) 3 , für welches die Axenverhältnisse offenbar a x : b x : c t
= 1 : s /u>d : 3 / s cl sind, und man erhält somit in Fig. 13 in a it a 2 ,
a 3 ,... a ä , die Flächenorte u x und a s sind aber offenbar dieFlächen-
orte jener Flächen, die mit einander die stumpfere Axenkante bilden,
somit liegt in der Zone ou x ma z der zu bestimmende Flächenort, der
aber der Voraussetzung gemäss auch in der Zonenlinie OA liegen
Über die graphische Kreis-Methode. 295
muss, also ergibt sich in m der gesuchte Flächenort, welcher aber,
wie leicht berechnet werden kann, der Fläche
P-f?i = P + 1
angehört, also ist das Rhomboeder R-\-1 dasjenige, welches der
obigen Bedingung entspricht.
Hat man aber jenes Rhomboeder R-\-n' zu bestimmen, welches
zwischen den stumpferen Axenkanten mit parallelen Combinations-
linien liegt, so lege man durch v, und a 6 eine Kreislinie, welche
unsere Zonenlinie darstellt, bestimmt den Durchschnitt dieser Kreis
linie mit der Zonenlinie 0 B und man erhält dann in m' den Flächen
ort der zu bestimmenden Gestalt, welche sich also als
R -f- n 1 — 5 / s R
ergibt, wie aus einer einfachen Rechnung hervorgeht.
2. In einer Combination des rhomboedrischen Eisenerzes (Roth
eisenstein) liegt die zu bestimmende Fläche parallelen
Combinationskanten zugleich zwischen den Flächen P und P+oo
sowie zwischen R, und (P— l) 3 . Man soll die Gestalt gehörig
bestimmen.
Man bestimmt sich zu diesem Behufe zuerst den Flächenort von
P und legt durch diesen und jenen von P+ oo eine Zonenlinie OA,
aus welcher (Fig. 14) schon folgt, dass die zu bestimmende Gestalt
eine gleichkantige sechsseitige Pyramide P -f- n ist. Dann bestimmt
man sich in u u a z ... a a die Flächenorte des Skalenoeders (P—l) 3
mit den Axendimensionen a t :bi : c t = 1 : 3 / ä cl: 3 /i l d und ebenso in
f>i, bz und b c jene vom Grundrhomboeder R. Legt nun durch o, a
und b eine Kreislinie, so ist sie der, durch R und (P—l) 3 gehen
den Zonenlinie entsprechend, und wo sie dieZonenlinie OA schneidet,
also in m, dort ist der gesuchte Flächenort, den man leicht als der
Fläche
P+mV=P+l
entsprechend findet.
§.12.
Wir kommen nun dahin, nach den aufgestellten Regeln den In
begriff aller Krystallflächen einer Krystallreibe auf eine graphische
Weise darzustellen, d.h. das Schema dieser Krystallreihe zu bilden.
Wir wählen hierzu vorerst eine Krystallreihe des orthotypen
Krystallsystems, nämlich jene des prismatischen Topases (Topas).
296
Ditscheiner.
Die Grundgestalt dieser Mineralspecies hat folgende Abmes
sungen :
P — 141° 7'; 101« 52'; 90» 55'
a:b : c — 1 : V 4-440 : V 1328.
Die wichtigsten an dieser Mineralspecies vorkommenden einfachen
Gestalten sind mit ihren Axendimensionen in der folgenden Zusam
menstellung enthalten:
P OO =
P — 1 =
4 / 3 P-l =
p =
p + 1 =
P + OO =
Pr-fl =
Pr + 2 =
ci \ oo b : oo c
« : 2 6 : 2 c
« : s /z b : 3 / a C
« : 6 : c
a: '/ 3 b : % c
ff: 6 : c
u • Yz b : oo c
ff : */4 6 : oo c
(V 8 P—1)3 =
(P + 1)| =
(P + 2)1 =
(P + <*>) 2 =
(P + oo)| =
(P -j- oo) 3 =
P r + 1 =
P r —| - oo =
a ■ 3 A b : 3 A c
ff : Vs * : */ s c
« : Vi 6 : Vs c
« : b : 2 c
oo « : 6 : s / 3 c
oo u : 6:3 c
ff : oo b \ i /z c
a : oo 6 : oo c
Diese Gestalten Onden sich, mit noch einigen anderen, im Schema
Fig. 15 nach den bisherigen Regeln eingetragen und es ist somit
Fig. 15 das Schema des prismatischen Topases. Die entsprechenden
Flächenorte sind mit den Mohs’schen Zeichen bemerkt.
Der ganze Zusammenhang und die Stellung der einzelnen Ge
stalten wird durch das Schema mit einem Blicke klar, und man kann
sich sogleich über die Zonenlage jeder Krystallfläche Rechenschaft
geben. Man sieht sogleich aus dem Schema, dass die Zonenlinien,
welche Flächen angehören die unter sich horizontale Combinations-
kanten hervorbringen, gerade Linien sind, die durch den Mittelpunkt
o unseres Coordinaten-Systems gehen. Ferner ist zu ersehen, dass
jedes höhere Orthotyp, sei es aus der Haupt- oder aus einer Neben
reihe, dadurch bestimmt wird von dem nächst niederen Orthotyp
dieser Reihe, dass es mit dem Mittelpunkt jener Zonenlinie überein
stimmt, welche durch das letztere Orthotyp und den Mittelpunkt des
Coordinatensystems so geht, dass ihre Verbindungslinie zur Richtung
eines Durchmessers wird. Auch die Flächenorte aller Orthotype un
ähnlichen Querschnitts mit der Grundgestalt, welche nach ein und
derselben Diagonale nach einer gleichen Ableitungszahl abgeleitet
sind, liegen in geraden Linien die durch den Coordinaten-Mittelpunkt
o gehen. Jene Orthotype, welche nach ein und derselben Diagonale,
Über die graphische Kreis-Methode-
297
jedoch aus einer und derselben Gestalt, der Hauptreihe nach verschie
denen Ableitungszahlen erhalten werden, besitzen Flächenorte die
ebenfalls in einer und derselben Zonenlinie liegen. Ebenso leicht ist
es im Schema zu untersuchen, ob eine bestimmte Fläche in der Zone
zweier anderer liege, indem es sich meist schon ohne irgend eine
Construction von selbst ergibt. Ist dies jedoch nicht der Fall, so
muss man durch die gegebenen zwei Flächenorte eine Zonenlinie
nach §. 3 legen, und sehen, ob in dieser der dritte Flächenort liege.
Auch die Axendimensionen jedes beliebigen im Schema gegebenen
Flächenortes ist leicht bestimmt. Es sei z. B. m der gegebene Ort
von welchem man die Axendimensionen bestimmen soll, so sieht man
sogleich, dass für ihn bi~ib und Cj = 2c ist, man hat also für diese
Gestalt das Axenverhältniss
a 1 :b 1 :c i —crAb:2c= i / tl - 2a: 2b: c,
welchem Axenverhältniss aber die Gestalt
(p-iy
entsprechend ist. Die weiteren Verhältnisse des Zonenzusammenhan
ges werden bei einer genaueren Betrachtung des Schemas sogleich
klar werden.
§. 13.
Das Schema des pyramidalen Krystallsystems ist jenem des
orthotypen ganz ähnlich, wie dem überhaupt beide Systeme eine
gewisse Ähnlichkeit besitzen. Die Orthotype sind durch gleichkantige
vierseitige Pyramiden vertreten, mit einem geraden Index also durch
(P + 2re), während die horizontalen Prismen Pr-j-re und Pr -j- re
vereint durch gleichkantige vierseitige Pyramiden vertreten sind,
die in ihren Zeichen einen ungeraden Index besitzen, also durch
(P ± [2n ± 1]). Die im Orthotypen als (P -f- re) m und (P -j- re)“sich
darstellenden Flächenorte gehören im pyramidalen System nur einer
Gestalt, nämlich der ungleichkantigen achtseitigen Pyramide an.
P-p °o bleibt ebenfalls hier P-f- oo und (P -j- oo)"‘ sowie (P oo)”'
gehören dem achtseitigen Prisma (P-j-oo)”‘ an, sowie auch Pr-j-oo
und Pr-j-oo vereint der Gestalt [P+ oo] angehören.
In Fig. 16 ist das Schema des pyramidalen Granates (Vesuvian,
Egeran) dargestellt.
Die Abmessungen der Grundgestalt dieser Mineralspecies ist:
P = 129 0 29'; 74° 14
a = V 0-5726.
298
Ditscheiner.
Es ist somit für a= 1, b=c=\ — 1 —- — 1-316, welcher
r 0 3720
Werth in unserem Schema eingetragen ist.
Die wichtigsten an dieser Mineralspecies vorkommenden einfachen
Gestalten sind sammt ihren Axendimensionen in der folgenden Tabelle
enthalten :
P—oo = a :
P— 2 = a:
P — 1 = n :
fP—2 = a:
P = a :
P + 1 = a :
P + 2 = n:
1 P + 2 = « :
P -j- oo — <x> a :
f^P —(— oo] = oo n :
(P> : a :
(P— 2)3= fl:
(P- l) 3 = a :
(P) 3 = a :
(P+ l) 3 = a .
(P -f- oo) 3 = oo a :
[(P+ oo) 3 ] = oo(C
(P) 3 = a :
oo 6
Ff b
1 b
f|/2 6
* 6
Mi
mb
VI b
i b
i b
ibV 2
I 6
ib
ib
I 6
Fi 6
ib
oo 6
f 6
Fi 6
b
ib
Wib
i b
1 6
i 6
1/i 6
ÜF*
i 6
I 6 1/2
ibVi
ibVl
Vi b
I 6
i&Fi
Im Schema sind diese Gestalten, sowie noch einige andere,
welche zur Vervollständigung des Ganzen dienen sollen, mit ihren
Mohs'schen Zeichen angeführt und können somit leicht gefunden
werden.
Man könnte vielleicht statt diesem rechtwinkligen Axensystem
ein schiefwinkliges von 4S° Axenneigung, ähnlich wie beim rhombo-
edrischen Systeme annehmen, man würde sich damit viele Reductio-
nen auf die zweite rechtwinklige Axe ersparen. Bei diesem Schema
ist dies auch geschehen und die obigen Axendimensionen beziehen
sich auch auf zwei unter 4S° geneigte Axen. In dem einen Systeme
von rechtwinkligen Axen liegen dann immer die Flächen von
(P-\-2n), während im zweiten, gegen das erste um 45° gedrehten
Systeme die Flächenorte von (P+ [2 w-f 1]) zu liegen kommen. Die
Über die graphische Kreis-Methode.
299
Flächenorte von (P + «)’" liegen in dem von den Axen gebildeten
Zwischenräume auf eine aus dem Schema leicht ersichtliche Art. Die
Flächenorte der vierseitigen sowohl als der achtseitigen Prismen
liegen im Coordinaten-Mittelpunkte und in Bezug auf die Bestimmung
der durch ihnen gehenden Zone wäre hier wieder das nämliche zu
bemerken, was wir schon beim orthotypen und rhomboedrischen
Systeme angeführt haben.
Bei dem ersten Blick aufs Schema nimmt man wahr, dass alle jene
ungleichkantigen achtseitigen Pyramiden, die eine gleiche Ableitungs
zahl besitzen, ihre Flächenorte so gelagert haben, dass sie in einer
durch den Coordinaten-Mittelpunkt gehenden geraden Linie liegen,
wenn sie auch Quadratpyramiden entsprechen, deren Flächenorte
ebenfalls in geraden Linien liegen, d. h. wenn sie alle aus gleichkan
tigen vierseitigen Pyramiden mit geradem oder ungeradem Index nach
einer und derselben Ableitungszahl abgeleitet sind. Ebenso folgt aus
dem Zonenverband, dass jede niedere gleichkantige vierseitige Pyra
mide bestimmt ist durch die Flächenzone der nächst höheren Qua
dratpyramide. Die Flächenorte der Hälften erscheinen im Schema,
wenn sie nach der zweiten Zerlegmethode abgeleitet sind, nur mit
der halben Anzahl, als jene der Flächenorte aus denen sie abgeleitet
sind, während jene nach der dritten oder vierten Zerlegungsmethode
abgeleiteten Hälften mit der ganzen Anzahl der Flächenorte der voll-
flächigen Gestalt erscheinen, aber bei diesen Flächenorten ist wieder
zu unterscheiden, ob sie von Flächen herrühren die im Krystalle über
oder unter der Basis der prismatischen Axen liegen.
Die übrigen Zonenverhältnisse werden durch den Anblick des
Schema’svon selbst sich aufklären und zu beobachten sein.
§• 14.
Wir kommen nun auf das Schema des hexaedrischen Systems,
bei welchem wir wieder ein rechtwinkliges Axensystem annehmen
wollen, obwohl vielleicht auch das für das pyramidale System ange
nommene Axensystem hier ebenso gute Dienste leisten wird, wie das
rechtwinklige.
In dem Schema Fig. il sind folgende, von Mobs aufgestellte
Gestalten eingetragen und es wird keiner Schwierigkeit unterliegen,
auch jene einzutragen, für welche dies hier nicht geschehen ist. In
der folgenden Zusammenstellung ist die verticale Axe immer mit a
bezeichnet und= 1 zu setzen, während die horizontalen und auf ein-
300
Ditscheiner.
ander senkrecht stehenden mit 6 und 6, bezeichnet sind. Auch sind
bei den Axendimensionen alle verschiedenen Stellungen der Flächen
im ersten Quadranten berücksichtigt worden.
H--
0 ■-
D -
4-
A,-
C t =
C z —
a
a
oo a
oo a
oo a
oo (l
oo a
oo (l
oo a
a
a
a
a
a
a
a
a
a
a
oo b
b
b
1 b
b
2 b
b
3 b
b
b
b
2 b
3 b
I b
3 b
1 b
3 b
2 b
4 b
:oo b t ;
: bi.;
: ^;
: bi;
■■ i bi;
: Ä,;
: 2 bi-,
■ b^,
: 3 bi-,
: 2 bi-,
: f b^,
: 2 bi-,
: 3 bi',
: 3 bi-,
■ f b t ;
: S Ä,;
: *
: 4 bi-,
: 2 bi-,
oo CI
a
a
b :
b :
oo b -.
a : oo b :
a : oo b :
a : 2b:
(i : oo b :
a : oo b :
(i : oo b :
a : 2 b :
a : f b :
a : i b :
a : i b :
a: 16:
a : 2b:
u : 3 6:
a : 16:
a : i 6 :
u : 2 6:
oo bi;
bi-,
bi-,
1 6,;
t bi;
oo bi;
2 bi-,
3 bi-,
v bi;
bi-,
bi',
bi-,
bi-,
2 bi-,
I bi-,
1 bi;
3 bi-,
2 br,
i bi;
oo a
oo CI
ct
a
a
a
a
a
a
a
a
a
ci
a
a
a
a
a
a
: oo b
: 6
6
1-6
: 61
: 16
oo 6
: 3 6
: 16
: 16
: 16
6
: 6
: 16
: 16
: 16
: 16
: 16
: 16
: 6,;
: 6j;
: oo 6i;
: oo 6,;
: oo bi ;
: oo bi ;
: 16,;
: oo 6,;
: oo 6,;
: 1 6,;
: 16,;
: 1 6,;
: 16,;
: 16,;
: 16,;
: 16,;
: 16,;
: 16,;
: 1 6,.
Die im Schema eingetragenen Flächenorte sind auch hier wieder
mit ihren Mohs’schen Zeichen angegeben worden.
Man sieht aus dem Schema und der oben gegebenen tabellari
schen Zusammenstellung, dass die Flächenorte von // sich im Coordi-
naten-Mittelpunkte o oder in jeder beliebigen Richtung von o aus in
unendlicher Entfernung befinden. Die Flächenorte vom Oktaeder sind
vier an Zahl und in jedem Quadranten einer von ihnen vorhanden.
Die Flächenorte von D befinden sich im Coordinaten-Mittelpunkte
oder in dem ihnen im Schema angewiesenen Platze an den Axen.
Ebenso jene von dem hexaedrischen Trigonal-Ikositetraeder. Die
Flächenorte von der oktaedrischen Trigonal-Ikositetraeder erschei
nen drei in jedem Quadranten, von denen einer in derZonenlinie HO,
die anderen aber um diese Zonenlinie im Quadranten symmetrisch
vertheilt sind. Dasselbe gilt von den Flächenorten des zweikantigen
Tetragonal-Ikositetraeder. Die Flächenorte von den Tetracontra-
Über die graphische Kreis-Methode.
301
Oktaedern liegen alle im Quadranten zwischen den rechtwinkligen
Axen, aber alle um jede derselben symmetrisch vertheilt, ln Bezug
auf die Hälften des hexaedrischen Systems ist dasselbe zu bemerken,
was bereits beim orthotypen und pyramidalen Systeme mehrmals
bemerkt wurde.
Auch hier werden sich die übrigen Zonenverhältnisse von selbst
ergeben.
§• is.
In Fig. 18 ist das Schema einer Krystallreihe des rhomboedri-
schen Krystallsystems dargestellt, nämlich das Schema des rhomboe-
drischen Kalkhaloides (Kalkspath) mit seinen wichtigsten Gestalten.
Die Abmessungen der Grundgestalt des rhomboedrischen Kalk
haloides sind:
R — 10S°5', a = V 2-1985,
woraus für das Schema folgt:
on—d
V:
2-198S
0-8428.
Die wichtigsten bei dieser Mineral-Species vorkommenden ein
fachen Gestalten sind im Schema und in der folgenden Zusammen
stellung eingetragen. Es schien hier nicht nothwendig die Axenver-
hältnisse anzugeben, theils weil sie leicht zu entwickeln sind, theils
weil sie sich von seihst aus dem Schema herauslesen lassen.
R — oo.
R + 2.
R -j- oo.
(p—l) 4 .
(P+!)2.
R — 2.
— R + 2.
P.
(py-
R— 1.
P + 3.
P+ 2.
(P)3.
R.
f/i + 1.
1P +2.
{py.
— R.
*Ä + 1.
P-(-oo.
(Pp.
(P+ 1)3. (P-foo)2. (|P+1)S.(|P)|
R + 1.
#Ä + 1.
(P— 2) 3 .
(P)».
(IP)*.
Die schon im Obigen bemerkte Stellung der Flächen orte wird
auch hier im Schema wieder bestätigt. Jedes Rhomboeder liegt in
der Flächenzone seiner gleichkantigen sechsseitigen Pyramide. Jedes
niedere Rhomboeder ist bestimmt durch die Flächenzone seines
nächst höheren Rhomboeders. Alle Flächenorte der gleichkantigen
sechsseitigen Pyramiden liegen in geraden, durch den Mittelpunkt
des Coordinaten-Systems gehenden Linien. Die Flächenorte der
Rhomboeder befinden sich immer in abwechselnden Quadranten und
zwar die mit geradem Index im I, III, V, jene mit ungeradem Index
302
Ditscheiner.
aber im II, IV und VI Quadranten. Alle Rhomboeder der Hauptreihe
sowohl als der Nehenreihe liegen in einer Zonenlinie, welche eine
durch den Coordinaten-Mittelpunkt gehende gerade Linie ist, die mit
geradem Index in dem einen Quadranten, jene mit ungeradem Iudex
aber im entgegengesetzten Quadranten. Dasselbe gilt von allen Ska
lenoedern, die eine und dieselbe Ableitungszahl haben, indem alle
Skalenoeder dieser Gattung in einer durch den Coordinaten-Mittel
punkt gehenden geraden Linie liegen, aber alle mit geradem Index
einem, jene mit ungeradem Index dem entgegengesetzten Quadranten
angehören.
Die übrigen Verhältnisse des Zonenverbandes werden ebenfalls
leicht aus dem Schema zu entnehmen sein, wesshalb sie hier nicht
weiter betrachtet werden sollen.
§. IG.
Wenden wir uns nun zur Bildung des Schema’s des hemiortho-
typen Krystallsystems.
Wir wollen aber, bevor wir zu dieser Bildung übergehen, noch
in die Bestimmung der Flächenorte der einzelnen Gestalten etwas
näher eingehen. Es sei zu diesem Behufe in Fig. 19 AÄ BB' CC
ein Hemiortliotyp, dessen Basis BC B! C’ wir wie früher als die Pro-
ectionsebene annehmen wollen, so ist denn der Endpunkt A der
Hauptaxe ,4^4' jenerPunkt, durch welchen wir alle jene Flächen legen
wollen, von denen der Flächenort zu bestimmen ist. Es sei Aso ABC
irgend eine Krystallfläche dieses Systems, welche schon durch den
Punkt A gelegt ist, so hat man wie früher, um den Flächenort zu
bestimmen, auf die Projection dieser Fläche durch den Punkt A eine
senkrechte Fläche APQ zu legen, welche Ebene die Projection BC
in Q schneidet. Es ist nun Q der gesuchte Flächenort. Die Ebene
APQ schneidet die Ebene AB C nach einer auf BC senkrechten
Linie A Q, ferner die Ebene AOB nach der auf 0B senkrechten AP
und endlich die Projectionsebene OBC nach der auf BC senkrecht
stehenden und durch den Punkt P gehenden Linie PQ. Man erhält nach
dieser Betrachtung also für die Bestimmung des Flächenortes Q einer
Fläche ABC die Regel: Man ziehe zur Bestimmung des Flächenortes
irgend einer Fläche von dem Punkte P auf die Projection dieser Fläche
eine senkrechte Linie, der Durchschnitt dieser beiden Linien ist aber der
gesuchte Flächenort. In Fig. 19 n ist die Bestimmung eines solchen
Flächenortes in der Projectionsebene dargestellt. Aber man sieht
c
Über die graphische Kreis-Methode. 303
auch sogleich, dass man denPIächenort auch blos mit Hilfe von Kreis
linien zu bestimmen im Stande ist. Es lässt sicli nämlich sowohl durch
PB und Q, als auch durch PC und Q eine Kreislinie legen, von der
Beschaffenheit, dass BP und respective PC ihr Durchmesser ist.
Beide Kreislinien schneiden sich nun in den zu bestimmenden Flächen
ort. Es folgt daraus die allgemeine Regel für die Bestimmung des
Flächenortes einer gegebenen Fläche a:nb:pc, welche lautet: Um
den Flächenort irgend einer Krystallfläch e von der
Form a l :b 1 :c i = a:nb:pc zu bestimmen, trägt man sich
auf den Richtungen d er Axen der b und der c die Wert he
«6 und auf, legt dann durch jeden der so erhaltenen
Punkte und dem Punkte? Kreislinien, deren Durchmes
ser in die Richtung der Verb in düng slini en BP und PC
fallen und bestimmt den Durchschnittspunkt dieser
Kreislinien als den zu bestimmenden Flächenort.
Der Punkt P ist, wie man aus dem Früheren ersehen kann, ab
hängig von den Abmessungen der Grundgestalt und ist bestimmt durch
die Länge OP. Nach den Mohs’schen Annahmen ist OP = \, nach
den Naumann'schen aber ist OP—sitict, wobei a = 0 AP ist,
man kann also auch jederzeit leicht diese Grösse aus den Abmessun
gen der Grundgestalt berechnen ').
In Fig. 20 sind nach diesen Principien alle Flächenorte des
Grundhemiorthotypes dargestellt. Die Flächenorte m, m gehören der
positiven, jene m u m t aber der negativen Hälfte dieser Gestalt an.
Der Flächenort der Grenzgestalt P—oc liegt wieder in jeder
beliebigen Richtung von P aus, aber in unendlicher Entfernung. Man
erhält also die Zonenlinie die durch irgend einen Punkt M geht und
zugleich auch durch den Flächenort von P—oo zu gehen hat, als
eine gerade Linie, die durch M und P bestimmt ist.
Pr
Die Flächenorte der horizontalen Prismen —und B' jenes von
Pr _
• Die Flächenorte von Pr-\- n liegen, wie sich leicht erweisen
lässt, alle in einer durch P zu OC parallel gezogenen Linie PD, so
dass z. B. S der Flächenort von Pr ist. Man sieht hieraus leicht, dass
N in der durch P und C gezogenen Zonenlinie liegen müsse, was
304
Ditscheiner.
auch dem Zonenverbande dieses Systemes entsprechend ist. Ist
p r i
OB 2 = 2 0B, so ist offenbar P 3 der Fläcbenort von -| und
wenn PS t = 2PS ist, so ist auch S t der Flächenort von Pr—1.
Um den Fläcbenort irgend eines verticalen Prismas (P-f oo)’"
zu erhalten, muss man sich wieder die durch den Punkt o gehende
Projection dieser Fläche bestimmen, sei dieselbe in Fig. 20 die Linie
R 0, und von dem Punkt P auf dieselbe eine Senkrechte Pn ziehen,
so ergibt sieb n als der gesuchte Fläcbenort. Man kann daraus erse
hen, dass die Flächen irgend eines verticalen Prismas (P-j-oo)” 1 sich
nicht mehr, wie dies früher immer der Fall war, in.o ergeben, son
dern dass jetzt jede Fläche (P-j-oo)’" ihren eigenen Flä
cbenort besitzt und dass der Inbegriff aller Fläc henorte
sämmtlicher verticalen Prismen sich als eine Kreislinie
ergibt, welche durch die beiden Punkte 0 undPgeht
und die Linie OPznm Durchmesser hat. Man hat somit zur
Bestimmung der Zonenlinie der durch irgend einen Punkt M und
durch eine Fläche von (P-j-oo)’" gebt, nur durch die betreffenden
Fläcbenorte und durch den Punkt P eine Kreislinie zu legen.
De r Flächenort von Pr-j-oo er gibt sich in denCordi-
naten-Mittelpunkt 0, während jener von Pr-j-oo sich in
dem Punkte P befindet. Es folgt daraus, dass jedes (P-j-oo)” 1
in der Zone von Pr-j-oo . 7V-j-oo liegt, was auch der Sache ganz
entsprechend ist.
Es ist natürlich, dass sich alles das, was wir von der grösseren
Diagonale und die sich darauf beziehenden Gestalten gesagt haben,
sich auf die kleinere Diagonale und ihre Gestalten bezieht, wenn die
Abweichung nicht, wie es hier angenommen worden, ist auf die grössere
Diagonale, sondern auf die kleinere Diagonale sich bezieht.
§. 17.
Wir wollen hier zur Darstellung eines Schemas des hemiortho-
typen Krystallsystems die wichtigsten Gestalten des prismatischen
Smaragdes (Euklas) benützen, welche Herr Professor J. Schabus
in seiner „Monographie des Euklases“ *) gibt.
Die Axenverhältnisse der Grundgestalt des prismatischen Sma
ragdes sind nach Herrn Professor Schabus’ Angaben folgende:
*) S. VI. Bd. der Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien.
Über die graphische Kreis-Methode.
305
P =
156» 13'38'
151» 42' 38" f ’
91° 16'41"; 94°29'38"
a:b:c:d = 5-52151:5-45057:16 83884:1 . Ä1 = 10«15'56"
a:b:c = 1:0 9713S:3 00086. C = 79°44'4".
Die Abweichung findet in der Ebene der kleineren Diagonale Statt.
Die wichtigsten Gestalten dieser Krystallreihe sind folgende:
+
P
2~
P
~2
P- 1
2
(P~ l) 4
2
(P-l)5
2 ‘
(P-l)8
= a
— a
= a
= a
6 :
b
2 4
2 6
2 ö
2 c
3 4c
— = a
+
+
2
(P) %
2
(PP
2
(P -f- oo) s = oo a
(P -f- oo)i = oo a
Pr -|- oo — oo a
2 b : >/ 4 c
= a
= a
b
b
v*Ä
oo 6
3 / 3 c
VaC
+
(PP
2
(P) 3
2
(P+l) 3
2
Pr
= a
= «
ff :
= a
6 : ‘/*e
6 : ‘/je
VsC
‘/.ft
oo b
Pr -(- 1 — a : aob
\ : oo 6
3 / 4 Pr+2 =
Pr—2
_ 2
Pr —1
= a : 4 6
) 2 =
(P-
P—oo
Pr
a
oo ÖS
a
■ oo a
2 4 :
3 6 :
oo 4 :
: oo 6
‘/»c
‘/»C
oo C
oo C
C
oo C
: c
Alle diese Gestalten sind im Schema Fig. 21 mit ihren Mohs’-
schen Zeichen bemerkt und können also leicht aufgefunden werden.
Aus dem Schema ist es ferner ersichtlich, dass alle Hemiortho-
type derHaupt- undNebenreiheFlächenorte besitzen, welche in einer
durch den Punkt P gehenden geraden Linie liegen und dass in dieser
Zone auch P-|-oo liege. Ferner ist zu bemerken, dass auch die
Flächenorte aller jener Hemiorthotype, die nach einer und derselben
Diagonale mit einer und derselben Ableitungszahl abgeleitet sind, in
einer durch den Punkt P gehenden Geraden liegen und dass auch in
dieser Linie der Flächenort des betreffenden verticalen Prismu’s
(P+oo)”* liegen müsse u. s. w. Auch hieraus werden sich die übrigen
Zonenverhältnisse wieder aus dem Schema sogleich beim ersten An
blick ergeben.
Sitz!), d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft.
20
306
D i t 8 c h e i n o r.
§. 18.
Für das Anortholyp oder überhaupt für die Flächen des anortho-
typen Krystallsystemes sind die Bestimmungen der Flächenorte ähn
lich jenen wie wir sie bereits an den Flächen des hemiorthotypen
Krystallsystemes kennen gelernt haben. Der Punkt P, Fig. 22, den
wir wieder bekommen, wenn wir vom Endpunkte der Hauptaxe des
Grund-Anorthotypes auf die Projectionsebene ein Perpendikel fällen,
liegt nun nicht mehr in einer der beiden, schief gegeneinder liegen
den Diagonalen, sondern er liegt zwischen denselben; durch ihn gehen
wieder alle unsere Zonenlinien, seien sie nun Kreise oder gerade
Linien, und er selbst wird wieder durch die Abmessungen der Grund
gestalt bestimmt. Jede Fläche von der der Flächenort bestimmt wer
den soll, wird nun durch den Endpunkt A der Hauptaxe der Grund
gestalt gelegt, ihr Durchschnittspunkt mit der Projectionsebene
gesucht, wodurch sich die Projection dieser Fläche ergibt und von
dem Punkte P auf diese Projection eine senkrechte Linie gezogen,
wodurch sich der gesuchte Flächenort ergibt. In Fig. 22 ist dies für
dieFläche, deren Projection B C ist, geschehen; m x ist ihr Flächenort.
Man siebt aber auch sogleich, dass in zwei Kreislinien liegen
müsse, von denen die eine durch Pundj5 geht und PPzumDurchmesser
hat, während die zweite durch P und C geht und PC zu ihrem Durch
messer hat. Man erhält dadurch wieder für die Bestimmung des
Flächenortes einer Fläche folgende Regel: Um den Flächenort
einer Fl äclie a t : Ci = a :nb :pc z u bestimmen, legt man
sich aufderAxe der b die Länge nb und auf derAxeder
c die Länge pc auf und legt durch die so erhaltenen
Punkte B und C so wie durch P Kreislinie dermassen,
dass und UP ihre Durchmesser sind. IndenDurch-
schnitts pun kt dieser beiden Kreise ist der gesuchte
Flächenort. Nach dieser Regel sind in Fig. 22 die Punkte »ü,
P P
m 2 , m 3 und wi 4 als die Flächenorte der Gestalten — , -j-U —
u &
Der Flächenort von P—oo liegt wieder in jeder beliebigen
Richtung, von P wieder in unendlicher Entfernung, wesshalb auch die
durch einen Flächenort M und P—oo gehende Zonenlinie, wieder
Über die graphische Kreis-Methode. 307
eine durch P gehende gerade Linie ist, wie dies auch früher immer
der Fall war.
Die Flächenorte aller verticalen Prismen (P-|-oo) m hegen auch
hier wieder in einer Kreislinie, welche durch 0 und P geht und die
Linie OP zum Durchmesser hat. In den Punkten wo dieseZonenlinie
die Axen der b und der c schneiden, sind auch die Flächenorte von
Pr-\- oo und Pr-\-oo, denn der Flächenort von Pr -f- 00 wird gefun
den, wenn man von P aus auf deren Projection, welche sich hier offen
bar als dieAxe der b ergibt, eine Senkrechte fällt, ebenso erhält man
den Flächenort von Pr -f- 00, wenn man von P auf die Axe der c ein
Perpendikel zieht, welche beide Flächenorte aber offenbar in der
eben bezeichneten Zonenlinie liegen müssen.
Die Flächenorte aller horizontalen Prismen Pr-\-n liegen eben
falls in geraden durch den Punkt P gehenden Linien, von denen die
eine, für Pr-\-n, sich als eine auf der Axe der c senkrecht stehende
Linie ergibt, während die zweite, für Pr-\-n, sich als eine auf der
Axe der b senkrecht stehende Linie darstellt. Soll demnach der
Flächenort von Pr -f-n bestimmt werden, so trägt man sieb aus auf
die grössere Diagonale den entsprechenden Werth für a — 1 nämlich
— b auf und erhält dadurch einen gewissen Punkt z. B. d und zieht
nun durch P und d, Pd als Durchmesser genommen, eine Kreislinie,
wo dieselbe die auf der Axe der c senkrecht stehende und durch den
Punkt P gehende Linie trifft, dort ist der gesuchte Flächenort.
Wie man den Punkt ans den Abmessungen der Grundgestalt
bildet, wird in dem folgenden Paragraphe, hei Gelegenheit der Bestim
mung der Neigungen in den Zonen gezeigt werden.
In den Schematen der anorthotypen Krystallreihen sind dann die
übrigen Zonenverhältnisse leicht zu ersehen. Die Flächenorte aller
Anorthotype aus der Haupt- und Nebenreihe liegen wieder ebenso
wie jene, welche von Anorthotypen von gleicher Ableitungszahl und
auf gleiche Diagonale bezogen, herrühren in geraden Linien, welche
durch den Punkt P gehen u. s. w.
§. 19.
Nachdem nun das Schema der Krystallreihe entworfen ist, so
kann man dasselbe auch zur Bestimmung der Neigungsverhältnisse
in den Zonen benützen. Man kann nämlich aus dem Schema selbst
die Neigung zweier Flächen in einer Zone fast herauslesen. Da in
20"
308
Ditscheiner.
jeder Zone ein verticales Prisma liegen muss, so hat man offenbar, um
die Neigungen zweier Flachen zu bestimmen, nur die Neigung jeder
derselben gegen die Prismenfläche zu bestimmen; dieDifterenz dieser
beiden Neigungen ist dann der gesuchte Kantenwinkel. Sind
somit tang a und tang a' die Tangenten der Neigungswinkel zweier
Flächen E und El gegen die in ihrer Zone liegenden Prismenfläche,
so ist offenbar a 0 = <^T (U. £') gegeben durch die trigonometrische
Gleichung
tang « 0 =
tang <x — tang a!
1 + tgatgal
Es handelt sich hiernach blos um die Neigung einer Ebene gegen die
in ihrer Zone liegenden verticalen Prismenfläche.
Professor Neumann hat diese Bestimmung in seinen „Bei
trägen zur Krystallonomie“ vorgenommen, wo sie sich auch ausführ
lich dargestellt findet.
Man hat hiernach für die Neigung einer Fläche ma:nb:j>c in
der Zone der Flächen a: n x b\pi c und m^am^bip„c, gegen die
in dieser Zone liegenden Prismenfläche folgende Gleichung
sm a.: cos « =
ab c Np c 2 P nb z
in welcher a. der zu bestimmende Neigungswinkel ist und ferner
A
-V
i 2 C 2
fit 2 -j -4~
N 2 P 2
so wie
ml p" — p' ml'
ml m" p' p"
und P = —
ml n" — n' m"
m‘ m" nl nl'
ist, und also blos von den die Zone bestimmenden Gestalten abhängig
ist. Die Grössen a, b und c sind die Axendimensionen der Grund
gestalt auf rechtwinklige Axen bezogen.
Diese Gleichungen, welche ursprünglich vonN eumann aus der
geraden Zonenlinie abgeleitet worden sind, finden hei der graphi
schen Kreis-Methode eben so gut wie bei der graphischen Neu-
m an n’sehen Linien-Methode Anwendung, da sie sich nicht auf die
Form der Zonenlinie, sondern nur auf die Lage der Flächen be
ziehen. Übrigens könnte man diese Relationen auch leicht nach
unserem Schema entwickeln.
Über die graphische Kreis-Methode.
309
Wir wollen nun diese für das orthotype System geltenden Glei
chungen auch auf jene anderen Krystallsysteme anwenden, denen kein
rechtwinkliges Axensystem entspricht. Wir werden unsere Aufgabe
gelöst haben, wenn wir jede in einem beliebigen Axensystem gegebene
•Fläche auf ein rechtwinkliges Axensystem zurückgeführt haben.
Im rhomboedrischen Systeme sind in dieser Beziehung zwei
Lagen der Ebene zu beachten, es hat dieselbe nämlich a die Lage
EF oder b die Lage GII. Im ersten Falle ist dann OF = c und
OJ=b als gegeben zu betrachten und man hat dann (Fig. 9)
, ^ hcV 3
OF=p = c und OE = n — -7,
J & c — 0
während im zweiten Falle OG — b und OK—a gegeben ist, und hat
dann
OL = n— ai --F3 und OK = p = •
a + b b — a
Diese Wertlie sind dann nur in die obige Gleichung für den Neigungs
winkel gehörig zu setzen, dass m immer = 1 vorausgesetzt ist.
Im hemiorthotypen Systeme behalten wund/) dieWerthe, welche
aus dem Zeichen der Gestalt folgen, nur m erhält die Werthe
«1 =
ab
b + d
und
ab
je nachdem man eine negative oder eine positive Hälfte in der Zone hat.
Um die Flächen des anorthotypen Krystallsystems auf recht
winklige Coordinaten zu beziehen, so bestimmt man sich die Coordi-
naten der Punkte A, iS und C Fig. 23 auf die rechtwinkligen Coor
dinaten und bestimme dann die Abstände welche die durch diese
drei Punkte gelegte Ebene vom Coordinaten - Mittelpunkt hat. Es sei
zu diesemBehufej4P = «i, AE = m, 0E= , AF =n, CF=n it
OP — g, PE = e und PF—f', so hat man, da OA=a, OB =b>
OC — c, AOB = a, AOC=y und BO C=ß ist auch
cos AEP — cos d
cos AFP — cos e
2 — 2 cos 7 — (cos a a + cos 2 ß)
2 VT — cos 2 a VT — cos 2 ß
2 — 2 cos a — (cos 2 ß + cos 2 7)
2 VI — cos 2 ß V I — cos 2 7
Man erhält sonach
310
Ditscheiner.
m = a .sin a
n — a . sin 7
«i = m.sin 8
ai — n .sin e
m 1 = a .cos a.
n x — a .cos 7
e = m.cos S
f — n . cos £
g 2 — a 2 — cii 2 .
Man erhält nun nach diesen für A, B und C folgende Coordi-
naten:
x,
B;
C;
A; x.„ = m„
-/ = b > V, = 0,
x„ — c cos ß, y n — c sin ß,
Uw
= 0
*« = 0
= «,•
Für die durch .4, B und C gehende Ebene hat man nun bekannt
lich die Werthe:
^ = v' */// — Vu, *, + y„ *, — y, »„ + y, u *„ — y„ *,w
B = X, z„ — a? ;/ 2, + x m % t , + x w z, — X, z m ,
C = x l y ll — x lll y l + Xu y, — y„ x, + x m y„ — y^x,,,
D = x ‘ (Jhi*„—V + xjy^z—y^j +
woraus man dann leicht erhält:
D D D
m — —, re = und p =
4 B 1 c
als die neuen auf das rechtwinklige Coordinatensystem bezogenen
Abstände, welche dann für m — 1 gesetzt in unsere obige Grund
gleichung gezogen werden müssen.
§• 20.
Die Entwerfung des Schema geschah bis jetzt immer nur auf
der geraden Endfläche P—oo, aber es unterliegt nun keiner Schwie
rigkeit mehr dasselbe auch auf jeder beliebigen Krystallfläche zu ent
werfen. Man bezieht nämlich in diesem Falle alle Flächen auf ein
neues Coordinatensystem, von der Beschaffenheit, dass jene Krystall
fläche, auf die das Schema entworfen werden soll, in Bezug auf dieses
neue Coordinatensystem die gerade Endfläche ist.
Die Coordinaten irgend eines Punktes M seien also in Bezug
auf das alte System x, y und z, während sie in Bezug auf das neue
System x u yi und z t sind; dann seien (x'.y) (x' .x) (x' .z), (y 1 -x)
(y -y) (.2/'■*)»(*'• x) (z'.y) und (zl.z) die Neigungen der Axen
gegen die alten, so finden folgende bekannte Relationen Statt:
Über die graphische Kreis-Methode.
311
x — x' cos (x 1 .x) -f- y'. cos (y' .x) z'. cos (z!. x),
y = x' cos (x'.y) + y'.cos (y 1 .y) -f- z'.cos (zl.y),
z — x' cos (x' .z) -j- y'.cos(y'.z) z!.cos (z!.*);
dabei finden bei den neun Winkeln folgende sechs Bedingungsglei-
chungen Statt:
cos 3 (x 1 ■ x} -f- cos 2 (x'.y) -)- cos 2 (x 1 .z) = 1,
cos 2 (y'. x} -f- cos 2 (y'.y) -f- cos 2 (y'.z) = 1,
cos 3 (*'.x) -}- cos 3 (*'. y) + cos 3 (*'•«) = 1,
und
cos (x'. x). cos (y'. x) -f cos (x'. y). cos (?/'. y) +
+ cos (x' .z). cos (?/'. *) = 0
cos (x'. x) . cos (zl . z) cos (a/ .y). cos (*'. y) +
+ cos (x'. z). cos {z!. z) = 0
cos (y 1 . x). cos (z'. x) + cos (y'. y). cos (zl. y)
-f- cos (y'. *). cos (z’. z) = 0 ,
so dass von diesen neun Winkeln sofort nur drei willkürlich und von
einander unabhängig sind.
Zwei dieser Winkel ergeben sich schon aus der, zur neuen
geraden Endfläche angenommenen Krystallfläche, indem sie nichts als
die Neigungen der auf diese Fläche gezogenen Normalen gegen die
alten Coordinatenaxen sind; der dritte Winkel wird angenommen und
muss in jedem speciellen Falle seihst bestimmt werden. Man ist sodann
leicht imstande die übrigen zur Bestimmung von x, y und z nöthigen
Winkel zu bestimmen. Sind die Winkel bestimmt, so ist man nun
leicht im Stande für irgend einen Punkt M hei gegebenen Coordi-
naten x, y und z in Bezug auf das alte System jene des neuen
Systems zu berechnen.
Soll nun die Gleichung der Ebene ma:nb:pc in Bezug auf das
neue System bestimmt werden, so geht diese Ebene in Bezug auf das
alte System offenbar durch folgende drei Punkte
Mi; x, = m, y, =0, = 0,
M%, xjj = 0, y 7i, Zjj 0,
M 3 ; x m = 0, y Ul = 0, * /(/ = p.
Wir erhalten also für die Coordinaten dieser Punkte in Bezug
auf das neue System gewisse Werthe, welche z. B. folgenden ent
sprechen :
312
Ditschein er. Über die graphische Kreis-Methode.
Xi , yi , */ ,
x i •> yi". <,
xi", yi"> yi",
indem man statt x n y t , z, in den obigen Relationen, der Reihe nach
x,, y,, z,‘, x„, y n , z n \ x w , y ul , z hl \ setzt. Man erhält desshalb die
Gleichung der Ebene in Bezug auf die neuen Coordinaten, wenn man
die gefundenen Werthe von x(, y(, yi,xi',zi; yi", xi"
und Zj" in die folgenden Relationen setzt:
A = yi %>» - yt ’» + y » - yi zj' + yi" *,
B = x t " z," + xi'zi" — Xi"z" + x t '" z
C = x(y : {" - y’ xi" + xi' y{ - x{ yi' + xi" yi' - x{'yl«,
D = x{ {yi' zi" - zi' yi") + x," (yi" z( - z{" yi) +
+ xi"(yizi , — yi , zj') >
wo dann
■yi
zi" Xi,
Ax-\- By + Cz-\- D = 0
die Gleichung unserer Ebene ma:nb:p c in Bezug auf die neuen
Coordinatenaxen ist, woraus dann
D D ü
= — ~j. n, = — — und p t = — —
sich als die neuen Abstände der Ebene von dem neuen Coordinaten-
Mittelpunkte ergibt. Es ist somit für jede Ebene die im neuen Schema
ist, diese Rechnung durchzumachen, die sich jedoch in speciellen
Fällen sehr vereinfacht, wenn diese Ebene nicht schon im Zonenver-
bande der übrigen eingetragenen Flächen liegen sollte.
Es unterliegt somit gar keiner Schwierigkeit des Schema einer
Krystallreihe auf einer andern Fläche als P—oo darzustellen, wenn
auch die jedesmalige Rechnung eine etwas längere ist.
Die Bestimmung der Neigungsverhältnisse in den Zonen ge
schieht auf dieselbe Art wie früher, nur muss man sich zu diesem
Behufe die neuen Axendimensionen der als Grundgestalt angenommenen
Fläche bestimmen.
Es bedarf wohl keiner Erwähnung mehr, dass bei jenen Flächen,
die in dem Schema aufP—oo in einer Zonenlinie liegen, dies auch in
allen Schematen stattfinden muss, seien sie auf was immer für einer
neuen Fläche entworfen worden.
Dilscheiner Graphische Kreis Methode.
Taf.l.
F( v . r J:>.
Aus d.k.>..Hot'.u.Sta.3.tsdruckerer.
Sity.un&b.dh Akad. d.W. math.iialunv. fl XXVI fid. 1 Hell. 1851
Fig. /.
M
O \
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Dits eh einer. Graphische Kreis-Methode.
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Sc/rema des prrsr/i Topases.
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Ta£ n .
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S i17,unt»‘sb. d.k. Akad..d.W. niath. naturw. t'IXXVIB (LIlieft 1851.
/ T ü/. /'/.
•Schema
pj/rarrt. O ra aa/e.v
SilViUnQsb.d.k.Akad.il.W. maih.nahirvr.Cl.XXVI hd.l HeFt.1857
Taf. Ul.
Ditscheiner. (Graphische Kreis Methode.
h’ü/. /6'
Aus l.k.}ülof\u..Staa.tsdrucke:
Ditscheiner $eK
Dit sch einer. Graphische Kreis-Methode.
Tat“. IV.
s'W- //•
Sc/i€7/t a c/e& AtJcatt
{/r/je/ir/i System <r-e.
Pitschemer £ez.
»Sif/.ung , sb.(l.k.Ajcail4.Wlmath-uaturu'. (’iyKVTnil.I lief- iHJl.
Airs dhkhcf-iL Staats (Iru&mr.
ScAe/na der /aicZi/itfJ/ea Ge =
Tnf.v:
Ditscheiiicr. Irrapliisrlie Kreis - Mefliole.
A/\
stallen- des r//o/a. XaZJbfoaloide.s .
Ditschcincr t^ci.
Sitzung\sb.dA.Akad.d.W.iniith. natune. ClXX-VIlidLlHeft 1857.
Aus d k..'k.Bof-u. Stcbatsdiuclterei.
Ditschern« gcz,.
Aus cLXi.Hof-u. Staats druckerei.
Sitzungslj.d.kAkftidWmath.Tiatuw. ClJtXVtBtlHcft 1851.
Ditscheiner. Graphische Ureis-Methode.
l 7 # ?/•
Schema* des yjrismatrse/ien S/mrrat/des.
Heller. Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna.
313
SITZUNG VOM 22. OCTOBER 1857.
Eingesciidete Abhandlungen.
Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna.
Von Dr. Cam. Deller.
(Mit 1 Tafel.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 8. October 1857.)
Während durch die rastlosen Bemühungen des Herrn Ferd.
Schmidt aus den unterirdischen Hallen der Krainer Gebirge noch
fortwährend neues Materiale zu Tage gefördert wird, begann man
in neuester Zeit auch an andern Punkten der österreichischen Monar
chie die Höhlen in Bezug auf ihre Fauna näher zu untersuchen. —
So wurden namentlich in Ungarn durch die Herren von Frivaldszky
und von Koväcs mehrere grosse Höhlengebiete im vorigen Jahre
genau durchsucht, worüber auch Herr Emerich von Frivaldszky
bei der letzten hier abgehaltenen Naturforscher-Versammlung einen
allgemeinen Bericht erstattete, sowie auch seither in den Schriften
des zoologisch-botanischen Vereines mehrere neue, damals aufgefun
dene Coleopteren beschrieben wurden !).
*) Ein neuer Höhlenkäfer aus Ungarn — Plioleuon angusticolle — beschrieben von
Dr. C. Hampe in den Verhandlungen des zool.-bot. Vereines 1856, pag. 463,
Taf. VII, Fig. 7. — Beschreibung eines neuen Höhlenkäfers (Drimeotus KovacziiJ
von L. Miller. Ebendaselbst, pag. 635, Taf. VIII, Fig. 2. — Drei neue Grotten
käfer aus Ungarn — Anophthalmus Redtenbacheri, Pholeuon Leptodirum, Drimeotus
Kraatzii — beschrieben von Emerich und Johann von Frivaldszky. Ebendaselbst,
Jahrgang 1857, pag. 43.
314
Heller.
Durch Herrn Dr. Wankel wurden ferner die mährischen Höh
len, namentlich die Slauper- und Katharinenhöhle in echt wissen
schaftlicher Weise durchforscht und hiebei sowohl bezüglich der
vorweltlichen als recenten Fauna höchst interessante Entdeckungen
gemacht. Ein vorläufiger Bericht hierüber erschien bereits in den
Verhandlungen des zoologisch - botanischen Vereines 4 )> ei ne aus *
führlichere Arbeit wird nachfolgen.
In den nachfolgenden Zeilen bringe ich die Beschreibung einiger
neuer, in den Höhlen lebenden Myriapoden und Crustaceen. — Von
den erstem waren bisher noch keine als Höhlenbewohner bekannt,
wiewohl man gerade bei ihnen voraussetzen konnte, dass sie ver
möge ihrer lichtscheuen Natur und Lebensweise in diesen dunklen,
feuchten Orten häufiger Vorkommen würden. Sie gehören in die
Abtheilung der Chilognathen und hier ist die eine Form den Glome-
riden, die andere den Polydesmiden einzureihen.
Von Crustaceen sind bereits mehrere als ausschliesslich in
Grotten vorkommend aufgefunden und beschrieben worden, nament
lich führe ich hier an: Troglocaris Schmidtii Dorm. 2 ), Niphargus
stygius S c h i ö d t e, Titanethes albus S c h i ö dt e 3 ), Monolistracoeca
Gerstaecker 4 ). — Hiezu erwähne ich noch einer Grottenassel,
welche mit der letzterwähnten sehr übereinstimmt und vielleicht das
Weibchen davon ist. — Schliesslich gebe ich die Beschreibung einer
neuen, wegen ihres Vorkommens auf den Alpen interessanten Art
von Titanethes.
!•) Über die Fauna der mährischen Höhlen von H. Wankel. Verhandlungen des zool.-
bot. Vereines in Wien. 1856, pag. 467.
2 ) Dormitz er in der Zeitschrift Lotos, 3. Jahrgang, pag. 85. Dieser Caride
wurde von Heim*. Freyer zuerst in der Kumpoljska jama in Dürrenkrain gleich
zeitig mit Hypochthon Freycri Fitz, entdeckt, seither aber von F. Schm idt auch
in andern Höhlen aufgefunden.
3 ) Sch i ö dt e, Specimen faunae subterraneae 1849, pag. 26—36, Taf. III—IV.—Niphar-
gus stygius wurde von Schiöd te in der Adelsberger und Lueger Grotte, von
F. Schmidt in der Grotte von Podpec und von II. Frey e r in der kleinen Grotte
Pekina gropa am Karst bei Gabrovica aufgefunden. — Nach einer Mittheilung von
We s t w o o d an die Lin n e’sche Gesellschaft in London wurde dieser Amphipode
neuestens auch in England in grosser Anzahl entdeckt. (Annals and magaz. ot nat.
hist. Fol. XII, 1853, pag. 44.) — Titanethes albus ist häufig und findet sich fast in
allen Grotten vor.
4 ) Carcinologische Beiträge von Dr. A. Gerstaecker. W i eg m a n n ’s Archiv fhi
Naturgeschichte , XXII. Jahrgang, 2. Heft, pag. 159, Taf. VI, Fig. 5—14.
Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna.
315
Trncliyspliucra nov. gen.
(Fig. 1-6.)
Dieses Geschlecht charakterisirt sich durch seinen länglich
ovalen Körper, der aus eilf gürtelförmigen, an der Oberfläche mit
kleinen Höckern besetzten Segmenten zusammengesetzt ist und zu
beiden Seiten des Kopfes vier in einer Längsreihe hinter einander
stehende rudimentäre Augen trägt.
Der Kopf (Fig. 3) ist breiter als lang, dreieckig. Der hintere
Rand, fast gerade, geht unter einem sehr stumpfen Winkel beiderseits
in den bogenförmigen Seitenrand über. Dieser hat gegen sein vor
deres Ende hin einen leichten Einschnitt, von wo er alsbald in den
gleichfalls bogenförmigen Vorderrand sich verliert. In der Mitte des
letzteren bemerkt man einen ziemlich tiefen Ausschnitt, aus dessen
Grunde ein stumpfer kegelförmiger Fortsatz hervorragt (Fig. 3 «).
Die obere Fläche ist gewölbt und namentlich in ihrer vordem Hälfte
mit einzelnen spitzen Höckerehen besetzt. Etwas hinter der Mitte
und gegen den Seitenrand hin sind die Fühler (6) eiugefügt. Dieselben
sind siebengliederig und gegen ihr Ende hin verdickt. Das erste und
zweite Glied haben fast gleiche Länge, das dritte, länglich keulen
förmig, erreicht die doppelte Länge des vorhergehenden zweiten;
das vierte und fünfte Glied sind wieder kurz, beide zusammen kaum
so lang als das dritte, dagegen zeichnet sich das darauffolgende
sechste Glied durch seine Länge und Dicke vor allen übrigen aus
und nimmt an seinem abgestutzten äussern Ende das siebente kleinste
rundliche Glied auf. Alle Glieder sind mit kurzen steifen Börstchen
besetzt. Zwischen der Einfügungsstelle der Antennen und dem
äussern Seitenrande ist eine länglich ovale Grube (c) ebenso wie
bei den übrigen Glomeriden vorhanden.
Am hintern Seitenrande findet man vier hinter einander liegende
Augen (f/). Von diesen sind jedoch nur die zwei vordem etwas
deutlicher ausgebildet und ähnlich wie bei den übrigen Glomeriden
gebaut, während die zwei hintern ganz rudimentär geworden sind,
eines lichtbrechenden Körpers entbehren und als zwei kleine in
einander verschwommene dunkle Pigmenthaufen erscheinen *).
*) Ich zweifle nicht, dass die meisten Höhlenthiere, welche bisher als vollkommen
augenlos beschrieben wurden, mit Rudimenten von Augen versehen sind, dass aber
316
Heller.
Die Mundwerkzeuge sind auf folgende Weise gebildet. Unmittel
bar unter dem Kopfschilde sind zwei nach innen gekrümmte starke
Mandibel sichtbar. Diese Mandibel sind zusammengesetzt aus einem
starken Basalstück, an welches sich viele Muskeln inseriren, und aus
dem eigentlichen Zahnstück. Letzteres (Fig. 4) ist nach aussen
leicht gewölbt und trägt an seinem obern Ende vier ziemlich kräftige,
braun gefärbte, nach innen gewendete Zähne. Der oberste, zugleich
längste und spitzeste («), ist von den folgenden durch eine tiefe
Ausbuchtung getrennt. Diese (6) liegen unmittelbar hinter einander,
sind kürzer und nehmen von vorn nach hinten an Länge ab. Von
diesen wieder durch einen grossem Zwischenraum getrennt, liegt
nach rückwärts noch ein grosser, mit elliptischer Krone vorspringen
der brauner Mablzahn (c). Fast der ganze Zahnrand der Mandibel
wird nach aussen durch einen grossen länglichrunden Lappen über
ragt, welcher an seiner Innenfläche mit mehreren in Querreihen
geordneten spitzen Stacheln besetzt ist' (d). — Von unten legt
eine plattenartige, breite, nach vorn in der Mitte ausgeschweifte
Unterlippe sich an (Fig. S). Die seitlich vorspringenden Hälf
ten derselben tragen an ihrem vordem Rande beiderseits einen
innern dickem und äussern schmälern Fortsatz, wovon der letz
tere an der Spitze mit drei feinen Stacheln bewehrt ist. Nebst-
dem ist die ganze Oberfläche mit langen zerstreuten Borsten
besetzt.
Der Körper ist länglich oval, oben gewölbt, unten concav aus
gehöhlt, zum Zusammenrollen geeignet. Er besteht aus eilf auf
einander folgenden gürtelförmigen Segmenten. Das erste unmittel
bar auf den Kopf folgende Segment (Halsschild) ist schmal, halb
mondförmig und stosst mit seinem vordem geraden Rande unmittelbar
an den hintern Rand des Kopfes, während der hintere bogenförmige
in die vordere Ausschweifung des folgenden Gürtels sich hineinlegt.
diese äusserst klein oder von der Haut ganz überdeckt sind, so dass ihre Wahr
nehmung sehr schwierig wird. So wurde bereits von Dr. 6. Kr a atz bei einem
Höhlenkäfer, welchen er in den Verhandlungen des zool.-bot. Vereines, Jahrgang
1856, pag. 624 beschrieb und Typhlobium stagophyllum benannte, auf ein Organ
aufmerksam gemacht, welches sich an der Stelle der Augen jederseits vorfindet und
sich als eine kleine ovale, schräg von oben nach unten und innen verlaufende, mit
hellerem, gelblichem Pigmente überzogene Stelle darstellt und wahrscheinlich den
Zweck hat, den Käfer für Lichteindruck empfänglicher zu machen.
Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna.
317
Dieses zweite Segment (Brustschild) ist unter allen am grössten und
breitesten. Sein vorderer Rand ist stark ausgeschweift und hat
beiderseits zwei vorragende stumpfe Ecken, der untere bogenförmige
Rand ist verdickt und an seinem hintern Ende zur Aufnahme des
folgenden Gürtels gespalten. Die nun folgenden sechs Segmente sind
etwas schmäler, die drei hintersten aber wieder breiter, namentlich
ist der letzte (eilfte) Gürtel von den übrigen durch seine Form ver
schieden. Er ist halbkreisförmig, nach hinten und unten gewölbt
abgedacht, sein hinterer Rand mit dem untern Rande der andern
Gürtel in einer Ebene gelegen.
Alle Segmente sind mit zierlichen kleinen Höckern auf der Ober
fläche besetzt. Auf der untern Körperseite findet man ebenfalls die
bei den übrigen Glomeriden vorhandenen häutigen Blättchen. Die
Fusspaare, deren man fünfzehn zählt, sind neben der Mittellinie
gelagert, sechsgliederig, mit zahlreichen feinen Börstchen besetzt,
übrigens ähnlich wie bei Glomeris gebildet (Fig. 6).
Von der Gattung Glomeris unterscheidet sich Trachysphaera
durch die geringere Anzahl der Körpersegmente, durch die Anzahl
und Form der Augen und endlich durch die Beschaffenheit der
Oberfläche.
Trachysphaera Schmidt» nov. sp.
Diese Species stammt aus der Pasica- und Siavka-Grotte in
Krain, wo sie von Herrn Ferd. Schmidt an feuchten Orten, am
Boden unter Stalaktiten aufgefunden wurde.
Das grosse vordere Segment ist auf seiner Oberfläche mit
mehreren in Querreihen stehenden runden Höckern geziert, wovon
eine einfache gleich hinter dem Vorderrand und eine andere Doppel
reihe längs dem Hinterrande verläuft. Ebenso sind die andern Gürtel
und zwar auf dem leistenförmig vorspringenden Hinterrande mit
einer Reihe von Höckerchen besetzt. Auf der übrigen Oberfläche
zerstreut finden sich nebstdem einzelne kleinere, blos bei stärkerer
Vergrösserung sichtbare Höckerchen. Die Körperfarbe ist graulich-
weiss. Die Körpergrösse =1-2 Millim. in der Länge, 0 - 6 Millim.
in der Breite.
318
Heller.
Brachydesmus nov. gen.
Fig. 7—10.
Sowohl in denKrainer Grotten als auch in den neuestens durch
Herrn Dr. Wankel untersuchten mährischen Höhlen finden sich ziem
lich häufig kleine zierliche Myriapoden, die auf den ersten Anblick
ganz einem Polydesmus gleichen. Sie unterscheiden sich jedoch con-
stant davon durch den Besitz von blos neunzehn Körpersegmenten,
so wie sie auch diesem entsprechend zwei Fusspaare weniger besitzen-
Auf diesen Umstand hin habe ich mich bewogen gefunden, dieselben
in einem eigenen Genus zu vereinigen.
Der Körper ist langgestreckt, etwas abgeglattet. Der Kopf hat
eine fast fünfseitige Gestalt mit abgerundeten Ecken (Fig. 9). Sein
hinterer fast gerader Rand ist am längsten und verbindet sich mit dem
Halsschild. Die Seitenränder verlaufen in der hintern Hälfte gerade
nach vorn, sind gegen ihre Mitte hin durch einen schmalen Einschnitt
der sieh auf der Oberfläche des Kopfes als seichte Furche gegen die
Insertion der Fühler (Fühlerfurche) hinzieht, unterbrochen, von
wo sie alsdann stark gebogen nach vorn und innen gerichtet sind. Der
vordere kürzeste etwas ausgeschweifte Rand ist mit 3 kleinen Zähn-
clien (u) besetzt. Die Oberfläche ist stark gewölbt,äusserst feinpunktirt
und mit weissen langen Börstchen besetzt. Von der Mitte des hintern
Randes zieht eine seichte Furche nach vorn, wo sie sich allmählich
verliert. Die Fühler (6) inseriren sich ungefähr in der Mitte der
oberen Fläche, dem Seitenrande genähert und sind siebengliederig.
Das 3. Glied ist am längsten, das 6. am dicksten, das erste kurz
walzenförmig, das 2. bis 6. umgekehrt kegelförmig, das 7. konisch
zugespitzt. Das Längenverhältniss der einzelnen Glieder zu einander
ist, in Zahlen ausgedrückt, von innen nach aussen wie iy 4 ,2, 3y2,l 3 / 4 ,
l 1 /*, l 3 / 4 , 1. Alle Glieder sind mit feinen Börstchen dicht besetzt.
Augen nicht sichtbar. —• Die Kauwerkzeuge sind ähnlich wie bei den
übrigen Chilognathen gebaut. Gleich unter dem Kopfschilde liegen
zwei starke Mandibel, deren einander entgegengekehrte innere
Ränder mit mehreren Zähnen besetzt sind. Der oberste mehr allein
stehende Zahn ist am grössten und hakenartig, die drei hinter dem
selben folgenden sind kleiner und stumpfer. Am weitesten nach
hinten findet sich ein halbkugelförmiger Mahlzahn. Eine länglich
runde mit mehreren feinen Stacheln reihenweise besetzte Platte
Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna.
319
überragt nach aussen den Zahnrand. Die Unterlippe, welche von
unten her die Mandibel deckt, ist aus mehreren unter einander ver
wachsenen Theilen zusammengesetzt. Vorerst unterscheidet man ein
dreieckiges durch Chitinleisten gestütztes Basalstück. An dieses
schliessen sich nach vorn mehrere Blättchen und zwar zwei innere
und zwei äussere. Die innern sind schmäler als die äussern, stossen
an ihrem innern Rande zusammen, enden nach vom abgerundet und
lassen hier gewöhnlich noch mehrere kleine nach innen gewendete
spitze tasterartige Fortsätze bemerken. Die äussern Blättchen sind
etwas breiter, ragen vorn über die innern hervor und tragen an ihrem
vordem Ende noch zwei zungenförmige, an ihrer Spitze mit feinen
Stacheln besetzte Fortsätze.
Das erste Segment oder das Halsschild bildet ein halbmond
förmiges Plättchen mit geradem vordem und bogenförmigen hintern
Rand, sowie abgerundeten Seitenecken. Es stellt keinen vollkom
menen Ring dar, wie die übrigen Gürtel, sondern blos ein oberes
schildförmiges Schlussstück, das zwischen dem Kopfe und zweiten
Segmente eingefügt ist. — Die übrigen Gürtel sind ringförmig und
zwar nehmen sie nach hinten an Grösse zu. Sie bestehen sämmtlieh
aus einem vordem mehr cylindrischen Abschnitte und einem hintern,
der sich nach aussen in Form eines flügelartigen am Rande gezäh-
nelten Fortsatzes ausbreitet. Das letzte Segment ist dreieckig, stumpf
zugespitzt, die Analklappen von oben deckend. Das zweite, dritte
und vierte Segment haben blos je ein Fusspaar. Die folgenden drei
zehn Segmente tragen durchgehends bei den Weibchen zwei Fuss-
paare. Die zwei letzten Gürtel haben keine Füsse. Beim Männchen
ist am siebenten Gürtel blos ein Fusspaar vorhanden, mithin finden
sich im Ganzen beim Weibchen 29, beim Männchen 28 Fusspaare.
— Die einzelnen Füsse (Fig. 10) sind ziemlich lang, seehsgliederig,
mit feinen Börstchen besetzt und mit einer spitzen Klaue versehen.
Das zweite Fussglied ist namentlich an den vordem Fusspaaren merk
lich angeschwollen.
Brachydcsinus subterraneus n. sp.
Der verbreiterte Theil der einzelnen Ringe fast viereckig mit
leicht convexem vordem und mässig concavem hintern Rande. Die
vordem Seitenecken sind leicht abgerundet, die hintern spitz vor-
320
Holler.
gezogen. Die ersten vier Segmente sind schmal und auf ihrer obern
Fläche mit zwei Querreihen flacher Höckerchen besetzt. Auf den
folgenden Segmenten bemerkt man drei Querreihen solcher Höcker
chen und zwar eine längs dem Vorder- und zwei längs dem Hinter
rande verlaufend. Die Körperfarbe ist am Rücken und Kopfe bräun
lich bis grünlichweiss, Fiisse und Unterseite sind lichter gefärbt.
Die Körperlänge beträgt 11 Millim.; die grösste Breite 1 Millim.
Diese Beschreibung wurde nach den in mährischen Grotten
aufgefundenen Thieren entworfen. Die aus den Krainer Grotten stam
menden Thiere unterscheiden sich namentlich durch ihre Grösse von
den eben beschriebenen, indem ihre Körperlänge 15 Millim., ihreBreite
2 Millim. misst, ferner sind die Seitenfortsätze namentlich an den
hinteren Segmenten stark aufwärts gebogen. Doch halte ich diese
Unterschiede nicht für hinreichend, um eine von der vorigen ver
schiedene Art darauf gründen zu können, glaube vielmehr, dass diese
Abweichungen durch Altersverschiedenheiten bedingt sind.
Sie leben in den Höhlen an feuchten Stellen. Die Oberfläche
derselben ist oft von abgeschiedenem Kalksinter ganz überkrustet.
Monolistra cocca Gerstaecker.
Unter diesem Namen wurde von Gerstaecker in Wiegmann’s
Archiv für Naturgeschichte *) eine interessante Höhlenassel be
schrieben. Sie gehört nach ihm in die Abtheilung der Sphaeromidae
cheliferae Milne Edwards und stimmt mit der einzig bisher bekannten
Gattung Ancinus in der allgemeinen Körperbildung und besonders
in der Form des Abdomen und dessen sichelförmigen hinteren Anhän
gen überein, unterscheidet sich aber namentlich durch gänzlichen
Mangel der Augen und dadurch, dass nicht die ersten Fusspaare, son
dern nur das zweite in eine Scheere verwandelt ist, während das
erste, obwohl in seinen einzelnen Theilen beträchtlich verkürzt, mit
den hintern Paaren übereinstimmend gebildet erscheint.
In letzterer Zeit erhielt ich von Ferd. Schmidt ein weibliches
Exemplar einer Grottenassel zugesendet, welche in der allgemeinen
V) L. c. pag. 159.
Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna.
321
Körpergestalt, durch Form und Bau des Kopfes, der Mundtheile, so
wie durch den Mangel der Augen, dessgleichen auch durch die
Beschaffenheit der Fusspaare ganz mit der von G e r s t a e c k e r beschrie
benen Art übereinstimmt. Jedoch ist sie etwas kleiner, indem sie in
ihrer Länge blos 7 Millim., in der Breite 3 Millim. misst, ferner
zeichnet sie sich durch den Mangel der hintern sichelartig gebogenen
Endglieder aus. Die Eier sind hirsekorngross, weiss und von dünnen
häutigen Lamellen bedeckt, ziemlich zahlreich in den Bruttaschen
zwischen den Füssen angehäuft.
Es liegt demnach die Vermuthung nahe, dass das erwähnte
weibliche Exemplar zu dieser Species gehöre und dass blos die
männlichen Individuen mit den charakteristischen hintern sichel
artigen Fortsätzen, welche wahrscheinlich als Copulationsorgane
dienen, versehen sind <).
Bezüglich der Mundtheile, welche übrigens in beiden gänzlich
übereinstirnmen, will ich hier nur noch zur Vervollständigung der
vonGerstaeckergegebenen Beschreibung zufügen, dass sich an den
Mandibeln beider Seiten insofern eine Verschiedenheit bemerken
lässt, dass an der rechten Mandibel zwei spitze vordere, an der
linken blos ein solcher braun gefärbter Zahn sich vorlindet. Das
gewimperte Blättchen liegt rechterseits zwischen den beiden Zähnen,
linkerseits an der innern Seite des einfachen. — Nebst diesen spitzen
Zähnen findet sich gegen den innern Rand hin an beiden Mandibeln
noch ein rundlicher Mahlzahn, welcher an seiner Oberfläche mit
vielen feinen Querfalten versehen und dadurch zur Trituration der
Nahrungsmittel recht geeignet ist.
*) Mittlerweile erhielt ich noch mehrere Exemplare mit den charakteristischen hinteren
Anhängen gleichzeitig mit solchen, welchen sie fehlen. Sie stammen beide aus der
selben Grotte bei Podpec, wo sie im Wasser an Steinen sitzend gefunden wurden.
Eine wiederholte Vergleichung konnte mich nur in der oben aufgestellten Vermu-
tliung bestärken, dass man es hier mit den beiden Geschlechtern einer und derselben
Species zu thun habe. Dass aber der Mangel der hinteren Anhänge nicht vielleicht
blos zufällig, durch Abbrechen derselben bedingt sei, kann man sich leicht über
zeugen, indem hier der Hinterrand des letzten grossen, schildförmigen Abdominal-
scgmentes ganz gerade und ohne Unterbrechung verläuft, während sich dort an der
Einfügungsstelle der genannten Anhänge immer eine kleine gelenkartige Vertiefung
und Einbuchtung am Rande deutlich bemerken lässt.
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft.
21
322
Heller.
Titanethes Schiödte,
Von diesem Genus kennt man bisher blos eine einzige Art,
nämlich den von Schiödte beschriebenen, in allen Höhlen Krains
ziemlich häufig vorkommenden T. albus.
Im hiesigen k. k. zoologischen Museum befinden sich Exem
plare einer wahrscheinlich neuen Art aus der Agteleker Höhle in
Ungarn. Dieselben zeichnen sich namentlich durch eine geringere
Körpergrösse, sowie durch die starke Körnung auf der ganzen
Oberfläche aus, nach welchem Merkmale dieser Species vom Herrn
Director Kollar auch der Name T. graniger beigelegt wurde. Doch
befinden sich die vorhandenen Exemplare in einem solchen mangel
haften Zustande, dass eine wissenschaftliche Untersuchung und
Beschreibung nicht möglich ist.
Dagegen will ich im Nachfolgenden die Beschreibung einer
neuen Art hier anfügen, welche durch ihr Vorkommen von ganz be
sonderem Interesse ist. Dieselbe wurde nämlich auf einer naturhisto
rischen Excursion vom Herrn Director Kollar auf dem Schafberge
im Salzkammergute unter Steinen entdeckt und befindet sich in
mehreren Exemplaren im k. k. Museum.
Titanethes alpicola Kollar.
Fig. 11—14.
Der Körper ist 6 — 7 Millim. lang, und 1- 5—2 Millim. breit,
von graulichweisser Farbe. Der Körper verschmälert sich nach
hinten allmählich und ist auf der obern convexen Fläche überall mit
kleinen zarten Tuberkeln besetzt. Der Kopf fast viereckig, ver-
schmächtigt sich nach vorn und hinten etwas und ist gegen seine
Mitte hin am breitesten. Die vordem Seitenecken springen nur
wenig vor. Die Seitenränder gehen nach aussen gewölbt unter sehr
stumpfem Winkel in den hintern convexen Rand über. Die Augen
fehlen. Die äussern Antennen erreichen ein Drittheil der ganzen
Körperlänge, sie sind zart und mit feinen Börstchen besetzt. Ihr
Stiel ist fünfgliederig. Die beiden ersten Glieder sind kurz, gleich
lang, das dritte gegen die Spitze verdickt, fast zweimal so lang als
das vorhergehende; das 4. und 5. Glied gleich lang, cylindrisch,
Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna.
323
das 5. etwas schmäler, beide fast die doppelte Länge des 3. errei
chend. Die kurzen Börstchen auf denselben stehen in einzelnen
kleinen Häufchen zusammengedrängt. Die Geissei (Fig. 12) ist von
der ungefähren Länge des vorhergehenden 3. Stielgliedes und be
steht aus 7 ungleich langen Gliedern, welche allmählich gegen die
Spitze hin an Dicke abnehmen. Jedes der sechs ersten fast walzen
förmigen Glieder ist an seinem Ende mit längern Börstchen wirtel
förmig besetzt. Das letzte Glied ist am längsten und dünnsten und
trägt an seiner stumpfen Spitze ein Büschel kurzer Börstchen.
Die Mund Werkzeuge verhalten sich ähnlich wie bei Titanetlies
albus. Eine halbmondförmige Oberlippe bedeckt von oben den
ganzen Kauapparat. Die Mandibeln sind an ihrem obern Ende mit
drei starken, spitzen braungefärbten Zähnen versehen, an ihrem
innern ausgehöhlten Rande erhebt sich ein beweglicher, gleichfalls
mit einigen kürzern Zähnen besetzter Anhang, welcher ausserdem
nach hinten drei häutige, längliche, an ihrem Vorderrande gefiederte,
ungleich lange Fortsätze trägt. Am meisten nach rückwärts springt
ein grosser elliptischer, an seiner Oberfläche mit 20 bis 23 zarten
Querfalten versehener und nach hinten mit einem federbuschartigen
zarten Fortsatz gezierter Mahlzahn hervor. Die Fältchen der Ober
fläche sind mit feinen kurzen Cilien dicht besetzt. — Auf diese
Mandibeln folgt eine zweilappige bewimperte Unterlippe. — Das
erste Maxillenpaar besteht aus zwei Stücken. Das äussere längere
und breitere zeigt sieb blos am äussern Rande mit vielen Cilien be
setzt und trägt am Vorderrande acht sehr spitze starke, leicht ge
bogene Stacheln; das innere Stück trägt am Vorderende drei häutige
nach innen gerichtete, gefiederte, lanzettliche Fortsätze.-—Das
zweite längliche Maxillenpaar ist an der Spitze abgestumpft, kurz
behaart. — Die Maxillarfüsse sind breit und lang, am äussern Rande
stark behaart und nach vorn mit mehreren Fortsätzen und Anhängen
versehen. Der äussere grössere palpenartige besteht aus drei deut
lichen Gliedern. Das erste Glied ist kurz, das zweite Glied ist am
grössten, länglich viereckig, nach aussen mit einigen einzelnstehen
den langen Borstenhaaren besetzt. Nach vorn und innen verlängert
sich dasselbe in einen konischen, an der Spitze mit einem Haar
büschel gezierten Fortsatz, an dessen Grunde und zwar am vordem
innern Seitenwinkel gleichfalls ein Büschel von fünf langen Haaren
steht. Am meisten nach aussen und vorn inserirt sich das kegel-
21*
324
Heller.
förmige dritte Glied, welches den innern Fortsatz an Länge noch über
ragt und an seiner Spitze gleichfalls einen Büschel langer Haare trägt.
— Ein von der Palpe bedecktes inneres Stück (mala), fast die
Länge des vordem Fortsatzes vom 2. Palpalglied erreichend, ist
vorn abgestuzt und daselbst mit einem mittlern grossem und einigen
kleinern feinen Stacheln besetzt. Die Basalblättchen sind länglich
rund, am Rande bewimpert.
Von den sieben Thoraxsegmenten ist das erste auf den Kopf
unmittelbar folgende am grössten. Sein Vorderrand ist ausgerandet
und umfasst mit den seitlich etwas vorspringenden Ecken den hintern
Umfang des Kopfes. Der Hinterrand ist convex, die hintern Seiten
winkel sind sehr stumpf. Die nun folgenden sechs Segmente sind
schmäler, ihr Hinterrand anfangs gerade, wird bei den hintern mehr
und mehr coneav, und die hintern Seitenecken erscheinen dadurch
spitzer, besonders bei den drei letzten Segmenten, wo sie in Form
spitzer schmaler Fortsätze nach hinten ragen. Der Hinterleib erreicht
den vierten Theil der ganzen Körperlänge. Er verschmälert sich
nach hinten allmählich und endigt mit kurzer Spitze. Die beiden
ersten Segmente sind kürzer als die übrigen und werden von den
hintern Fortsätzen des 7. Thoraxsegmentes beiderseits umfasst.
Die drei folgenden sind länger aber schmäler, ihr Hinterrand ist
fast gerade, die Hinterecken erscheinen dadurch fast rechtwinklig
und springen nach hinten nirgends vor. Das 6. Segment ist am
längsten und endigt nach hinten mit kurzer Spitze. —- Alle Seg
mente sind mit kleinen Höckerehen besetzt. Dieselben stehen an
den Thoraxsegmenten in mehreren Querreihen, während sie an
den Abdominalsegmenten mit Ausnahme des letzten blos eine ein
fache Reihe längs dem Hinterrande bilden.
Die Thoraxfüsse sind zart und nehmen von vorn nach hinten
an Länge zu. Sie sind wie am Basaltheil der Antennen mit kurzen
büschelweise beisammenstehenden Börstehen, sowie mit einzelnen
längern Stacheln besetzt, welche letztere aus feinem Fasern zu
sammengesetzt sich zeigen. Das Klauenglied (Fig. 13) ist zwei
gliedrig und besteht aus der spitzen, etwas verkrümmten und nackten
Klaue (6) und einem behaarten Basaltbeil (et), an welchem man
nach aussen einen längern Anhang (c) gewahrt. Derselbe ist einfach,
verbreitert sich gegen sein Ende hin und ist am Rande faserig zer
schlitzt. — Das Basalglied (Fig. 14 a) der Abdominalfüsse ist dick
DT Heller. Beiträge zur osterr. Grotten Fauna
SitxuugKlul.kjtad.dff matlinatiinr ClXXVIBdiHrft. 1851.
•Aus cLk.it. Hof-u.. S taatsdnrclcexei
Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna.
32S
und überragt wenig das letzte Abdominalsegment. Der äussere (ö)
auf demselben eingefiigte Fortsatz ist fast dreimal so lang als das
Basalglied, konisch zugespitzt, fein behaart. Der innere (c) Fort
satz ist dünner und um die Hälfte kürzer als der äussere und an der
Spitze mit einem Büschel feiner langer Haare besetzt.
Hebt man nun aus der vorhergegangenen Beschreibung die
unterscheidenden Merkmale heraus, so ergeben sich als solche:
Geringere Körpergrösse, schmälere Körperform, die Gegenwart
zahlreicher kleiner Tuberkel auf der obern Fläche. Ferner sind die
Antennen kürzer, namentlich ist ihre Geissei aus weniger und zwar
blos aus 7 Gliedern zusammengesetzt. Die Mundwerkzeuge zeigen
nebst anderen geringeren Unterschieden, namentlich im Baue der
Maxillarfiisse sowohl in Form als Grössenverhältnissen der ein
zelnen sie zusammensetzenden Theile bedeutende Verschiedenheiten.
Die Thoraxsegmente sind ziemlich schmal, dieHinterecken nur mässig
vorspringend. Der Hinterleib ist verhältnissmässig kurz, der Hinter
rand der einzelnen Segmente fast gerade. Die Thoraxfüsse haben am
Klauenglied blos einen einzigen gefiederten Anhang. Grösse und
Form der letzten Abdominalfüsse sind gleichfalls charakteristisch
für diese Art.
Erklärung der Abbildungen.
Pig. 1. Trachysphaera Schmidtii von der Rückenfläche angesehen; stark ver-
grössert.
„ 2. Dasselbe Thier von der Bauchfläehe.
„ 3. Kopf sehr stark vergrössert; a vorderer Ausschnitt mit dem mittleren
kegelförmigen Portsatze, b die siebengliedorigen Fühler, c die äusseren
ovalen Gruben, d Augen.
» 4. Zahnstück der rechten Mandibel, von der innern Seite, a oberster, von
den übrigen durch eine Ausbuchtung getrennter Zahn, b die drei
darauf folgenden kürzeren Zähne, c der halbkugelförmige Mahlzahn,
d äusserer den Zahnrand überragender mit spitzen Stacheln besetzter
Lappen.
» ä. Unterlippe mit den vordem tasterartigen Fortsätzen.
» 6. Ein Fühler.
» 7. Brachydesmus subterraneus. Von der Rüekenseite, vergrössert.
n 8. Dasselbe Thier von der Bauchseite,
326 Sachs. Über eine Methode, die Quantitäten
Fig. 9. Kopf mit den drei kleinen Ziihnchen am Vorderrand a, dem sieben-
gliederigen rechtsseitigen Fühler b, der Fühlerfurche auf der linken
Seite c und dem Halsschild d.
„ 10. Ein mittlerer Körpergürtel mit dem davon entspringenden Doppel-
fusspaar.
„ 11. Titanethes atpicola, vergrössert von oben gesehen.
„ 12. Ein Theil der Antenne, a letztes Basalglied, b die aus sieben Gliedern
bestehende Gcissel.
„ 13. Klauenglied eines Thoraxfusses, bestehend aus einem behaarten
(a) und einem nackten Theil (ä) ; c gefiederter Anhang an ersterem.
„ 14. Nach hinten vorragender Abdominalfuss, a Basalglied, b äusserer,
c innerer Fortsatz.
Über eine Methode, die Quantitäten der vegetabilischen Eigen
wärme zu bestimmen.
Von Dr, Julias Sachs.
(Vorgelegt durch Herrn Professor Unger.)
Die von Haies herrührende und seit dem in allen botanischen
Schriften verbreitete Ansicht, dass die Pflanzen unter Umständen,
zumal regelmässig in der Nacht, der Atmosphäre Wasserdampf
entziehen sollen, wurde zuerst durch die Abhandlung des Herrn
Professor Unger: „Nehmen die Blätter der Pflanzen dunstförmiges
Wasser aus der Atmosphäre auf?“ (Sitzungsberichte der kaiser
lichen Akademie, IX, 1832) widerlegt. Bei meinen im Sommer 1836
angestellten Versuchen über die Abhängigkeit der Verdunstungs-
thätigkeit der Pflanzen von den Temperaturen und Feuchtigkeits
graden der Luft, kam ich zu demselben Besultat: dass nämlich
die Pflanzen unter allen Umständen, auch in einer mit Wasserdampf
gesättigten Atmosphäre ihre Verdunstungs-Thätigkeit fortsetzen.
Stand dies einmal fest, so drängte sich die Frage auf, wie dies
mit den physicalischen Gesetzen der Dampfbildung zu vereinbaren
sei. Es liegt im Begriff einer mit Dampf gesättigten Atmosphäre,
dass sie, so lange keine Temperaturerhöhung stattfindet, die weitere
Dampfbildung verhindert. Wenn nun dennoch aus einer Pflanze
in eine mit Dampf gesättigte Luft weitere Dampfquanta austreten,
so kann dies nur dadurch geschehen, dass diese letzteren eine
der vegetabilischen Eigenwärme zu bestimmen.
327
höhere Spannkraft haben, welche sie einer Temperatur verdan
ken müssen, die höher ist, als die der umgebenden Luft. Dieser
Temperatur-Überschuss des austretenden Dampfes kann natürlich
nirgends anders herstammen als aus der Pflanze selbst: diejenigen
Stellen, an denen sich der Dampf bildet, müssen im Bildungs
momente eine höhere Temperatur haben als die gesättigte Luft, denn
sonst würde sich der Dampf eben nicht bilden können. Auch ohne
die Quellen dieser Wärme zu kennen, ist einerseits klar, dass sie
nur im Vegetationsprocesse selbst liegen können, und andererseits
zeigt eine genauere Erwägung der Umstände, dass die durch den
Vegetationsprocess entwickelte Wärme bis auf ein Minimum zur Bil
dung von Wasserdampf verwendet werden muss. Denn da die chemi
schen Processe, durch welche jene Wärme frei wird, im flüssigen Inhalt
der Zellen stattfinden, so findet jedes noch so kleine Wärmequantum
sogleich eine Wassermenge, welche dadurch in Dampf verwandelt
werden kann. Selbst bei der Annahme, dass auch so noch ein Ver
lust durch Ausstrahlung stattfinden könne, wird dies nur von den
äussersten Zellenschichten gelten: denn wenn die in den inneren
Schichten entstandene Wörme ausstrahlt, so muss sie in den ver
schiedenen Zellinhalten, Zellhäuten und Zwischenzellräumen so ver
schiedene Medien durchsetzen, dass wohl die Annahme gerechtfertigt
erscheint, sie werde, bevor sie zur Oberfläche gelangt, gänzlich
absorbirt, also in geleitete Wärme verwandelt und so zur Bildung
von Wasserdampf geeignet sein.
Erscheint es somit als gewiss, dass 1. die Verdampfung einer im
dampfgesättigten Raum stehenden Pflanze nur auf Kosten ihrer Eigen
wärme möglichist; dass 2. die ganze Eigenwärme bis auf ein Minimum
zur Bildung von Wasserdampf verwendet wird, so kann man hier
aus eine Methode ableiten, die Quantität der Eigenwärme einer
Pflanze, welche sie während einer bestimmten Zeit entwickelt, zu
messen, indem man als Mass derselben den auf ihre Kosten entstan
denen Wasserdampf betrachtet.
Das Wesentliche dieser Methode besteht in Folgendem: Man
bringt eine Pflanze in einen Raum, in welchem die Atmosphäre wäh
rend einer bestimmten Zeit immerfort mit Dampf gesättigt ist; dazu
sind zweierlei Bedingungen erforderlich: 1. muss diese Atmosphäre
mit einer freien Wasserfläche in Berührung stehen; 2. müssen die
stattfindenden Temperaturschwankungen so langsam vor sich gehen,
328
Sachs. Über eine Methode, die Quantitäten
dass beim Steigen der Temperatur vermittelst der freien Wasser
fläche schnell genug Dampf entstehen kann, um ein Sinken unter das
Spannungsmaximum der neuen Temperatur zu hindern. Hierbei ist
ausser der Langsamkeit der Temperaturerhöhung die Grösse der
freien Wasserfläche eine wesentliche Bedingung.
Da blos der von der Pflanze entwickelte Dampf gemessen wer
den soll, so muss man sie mit den Wurzeln und dem zugehörigen
Boden in ein Glasgefäss setzen, die Oberfläche desselben ebenfalls
mit einem Glasdeckel luftdicht so verschliessen, dass der Stengel
luftdicht durch den Deckel geht. Da die Pflanze während des Experi
ments Wasser verdampft, so müssen die Wurzeln im Boden so viel
Feuchtigkeit finden, dass die Pflanze weder Mangel hat noch durch
Ühermass leidet. Endlich muss die Pflanze gesund sein und während
der Zeit des Versuchs Licht und Wärme in dem Masse, welches ihr
zusagt, gemessen. Den von der Pflanze entwichenen Wasserdampf
bestimmt man durch eine Wägung des Apparates, in welchem sie
steht, unmittelbar vor und unmittelbar nach dem Versuch; die Gewichts
abnahme gibt den entwichenen Dampf, aus welchem man die ent
wickelte Wärmequantität bestimmt.
Erster Versuch:
In drei hinreichend geräumige Glasgefässe wurden drei beinahe
gleiche Exemplare von Achimenes Hilii gepflanzt. Der Boden war wie
bei Blumentöpfen durchbohrt, durch das Loch war vor dem Einpflan
zen ein Baumwollen-Docht gezogen und zwischen der Erde und der
Glaswand zerfasert worden; ausserhalb reichte das untere Ende
desselben in ein anderes niederes Glasgefäss, welches mit Was
ser gefüllt war; von hier aus konnte der Docht immerfort kleine
Quantitäten Wasser der Erde zuführen. Dieses untere Gefäss war
luftdicht an den Boden des als Blumentopf dienenden Gefässes gekittet.
Aus dem letzteren erhob sich in der Mitte der Pflanzenstengel; ein
halbirter Glasdeckel schloss, luftdicht aufgekittet, den Topf und
liess nur den Stengel hierdurch, der ebenfalls umkittet wurde. In
soweit waren die drei Apparate völlig gleich. Einer derselben (Nr. I)
wurde gewogen und dann an einem Fenster ruhig stehen gelassen;
ein anderer (Nr. II) kam in ein grosses cylindrisches Glasgefäss zu
stehen , welches mit einem gläsernen Deckel, durch den ein Ther
mometer eingelassen war, luftdicht verschlossen wurde. Auf dem
der vegetabilischen Eigenwärme zu bestimmen.
329
Boden dieses grossen Gefässes standen drei Gefässe mit concentrirter
Schwefelsäure; der dritte Apparat (Nr. III) wurde gleichermassen
in ein ebenso grosses Glasgefäss eingeschlossen. Bei Nr. I konnte die
Verdampfung nur durch die Blätter stattfinden (so wie hei II und III),
die von der Zimmerluft umgeben waren; bei Nr. II wurde das aus
den Blättern verdampfte Wasser durch die Schwefelsäure absorbirt;
es geschah dies so vollständig, dass während der Dauer des Ver
suches niemals ein Niederschlag an den Glaswänden stattfand; bei
Nr. III trat der Dampf aus den Blättern in die gesperrte Atmosphäre,
sättigte diese zuerst, bildete dann einen feinzertheilten Wasserüberzug
an allen Wänden, der sich immerfort vermehrte und zugleich als
freie Wasserfläche diente, durchweiche die abgeschlossene Atmo
sphäre in Sättigung erhalten wurde. Nach Beendigung des Versuches,
welcher sieben Tage dauerte, wurde Nr. I wieder gewogen, bei Nr. II
wurde die Gewichtszunahme der Schwefelsäure bestimmt, bei Nr. III
wurde der im grossen Gefäss entstandene Niederschlag gesammelt, mit
einem gewogenen Filtrirpapier ausgewischt und gewogen. Die Tem
peratur wechselte in den Gefässen täglich um 3-5° R. Da die Fläche
des an den Wänden vertheilten Niederschlages viehnal grösser war
als die Blattfläche, und da die Verdampfung einer freien Wasserfläche
viel rascher ist, als die aus der Pflanze, so konnte bei dem Steigender
Temperatur um 3'5°R., welches übrigens sehr langsam geschah, der
Dampfgehalt im Gefässe niemals merklich unter das Maximum sinken.
Folgende Tabelle enthält die Einzelheiten des Versuches.
Nr.
Dauer
des
Versuches.
Temp. R».
Fläche der
Blätter in
□ Centim.
Verdunstetes
Wasser in
Grammes.
Verdunstung von
100a Centim. in
24 Stunden.
I.
II.
III.
a> o
Mittel 13°
Maximum:
13 ? S
Minimum:
10»
214
310
306
66-3
62-5
13-88
4-47
2-88
0-43
Nennt man die Wärmemenge, welche im Stande ist die Tem
peratur eines Gramm Wasser von t° C. auf (t -{- 1°) C. zu bringen
330 Sachs. Über eine Methode, d. Quant, d. veg. Eigenwarme zu bestimmen.
eine Wärmeeinheit, so entwickelte die Pflanze III binnen 24 Stunden
15*88
im Mittel 540 = 1225 Wärmeeinheiten, oder soviel als durch
7
Verbrennung von 0-1508 Gramm C. zu C0 2 entwickelt wird.
Zweiter Versuch.
Hier und im folgenden Versuch wurden nur zwei Apparate
verwendet; der eine wie Nr. I heim vorigen Versuche, der andere
wie Nr. III desselben, aber mit der Abänderung, dass hier der
Boden des grossen Glasgefässes, welches den Apparat mit der
Pflanze umschloss, mit Wasser übergossen wurde. Die Verdampfung
der Pflanze im dampfgesättigten Raume wurde durch Wägung des
Apparates III vor und nach dem Versuche bestimmt.
Allliaca rosca, junge Pflanzen.
Nr.
Dauer
des
Versuches.
Temp. R°.
Blattfläche
□ Centim.
Verdunstetes
Wasser in
Grammes.
Verdunstung von
100 □ Centim. in
24 Stunden.
I.
III.
— (D
U, r Ö
O, a
< 3
. ^
Mittel: 10 ? ß
zwischen
8° und 12°
370
381
56*37
7*00
7*3796
0*938
Dritter Versuch.
Calccolarla, junge reichbeblätterte Pflanzen.
Nr.
Dauer
des
Versuches.
Temp. I»°.
ßlattfläche
□ Centim.
Verdunstetes
Wasser in
Grammes.
Verdunstung von
100 g Centim. in
24 Stunden.
I.
III.
cn e
-3 00 £
. -rH c
— 3
1 'S.«
g < OJ
> § 5
Mittel: 9 ? 7
zwischen
6 ? 4 bis 10 ? 4
307
348
44-7
7-7
2-953
0-452
Für gleiche Flächen und Zeiten verhielten sich also die
Wärmequanta bei Acliimenes, Althaea und Calceolaria wie 0-45:
Sa chs. Über die gesetzmässige Stellung der Nebenwurzeln etc. 331
0 - 94 : 0'4S2. Die Eigenwärme der Althea wäre also doppelt so gross
als die der beiden anderen gewesen; dies dürfte sich zum Theil
daraus erklären, dass die Althaea bei so niederen Temperaturen
schon sehr kräftig vegetirt, während dieselben für die beiden anderen
schon zu niedrig waren. Eine dem Vegetationsprocess günstige Luft-
Temperatur muss die Eigenwärme steigern.
Über die gesetzmässige Stellung der Nebenwurzeln der ersten
und zweiten Ordnung bei verschiedenen Dicotyledonen-
Gattungen.
Von Dr. Julius Sachs.
(Mit 2 Tafeln.)
(Vorgelegt von dem w. M., Herrn Prof. Unger.)
Wenn man mit Pflanzen physiologische Experimente anstellt, so
ist man sehr häufig in dem Falle, dass die Gegenwart des Bodens, in
welchem dieselben wurzeln, die Genauigkeit der Wägungen und
Messungen, in jedem Falle aber die Totalität der Beobachtungen hin
dert. Das Gewicht des Bodens, den eine Pflanze für ihre Wurzeln
nöthig hat, übersteigt immer das Gewicht der letzteren um ein Viel
faches, und muss somit überall, wo man mit der Wage an lebendigen
Pflanzen experimentirt, als eine stetige Fehlerquelle auftreten. Es ist
unmöglich an den Wurzeln, auch wenn man sie mit der grössten
Vorsicht aus der Erde genommen und gereiniget hat, die Anzahl der
aufsaugenden Wurzelhaare zu bestimmen, und wir sind desshalbüber
das Verhältniss der aufsaugenden Wurzelfläche zur Verdunstungs
fläche der Blätter noch völlig im Unklaren. Das Verhältniss, in
welchem das Wachsthum der Wurzel zu dem der grünen Theile
steht, ein Gegenstand, der für die Physiologie jedenfalls von Inter
esse ist, ist wegen der Gegenwart des Bodens ebenfalls noch völlig
unbekannt. Man kann sich ferner die Frage vorlegen, ob die Capila-
rität des Bodens bei der aufsaugenden Thätigkeit der Wurzeln als
ein wesentliches Moment zu betrachten ist, ja man kann die Frage
aufwerfen, ob die Gegenwart irgend eines Bodens überhaupt eine
^ egetationsbedingung ist, und wie die Pflanze ohne dieselbe vegetirt.
332 Sachs. Über die gesetzmässige Stellung der Nebenwurzeln der ersten
Man kann freilich in derartigen Fällen zu echten Wasserpflan
zen seine Zuflucht nehmen; allein die damit erhaltenen Resultate
lassen dann immer noch die Frage offen, oh sie nur für jene oder
auch für die im Boden wurzelnden Pflanzen gelten.
Alle diese Übelstände, mit denen der experimentirende Pflanzen-
Physiolog zu kämpfen hat, schienen mir beseitigt zu sein, wenn es
gelingt Landpflanzen verschiedener Familien ohne Erde zum Wach
sen zu bringen und zwar so, dass sie sich dabei vollkommen gesund
und wohl befinden; als Kennzeichen, dass die Pflanze den Assimila-
tionsprocess gehörig ansführt, kann man es betrachten, wenn sie es
bis zu einer Entwickelungsslufe bringt, wo bei regulärer Gestalt ihr
Gewicht ein Vielfaches des Samengewichtes ist. Die Entwickelung
von Bliithe und Samen hängt noch von anderen Umständen ab und
ist bei den oben berührten Fragen nicht unumgänglich notli-
wendig.
Eine grosse Anzahl von Versuchen hat mich nun überzeugt, dass
Pflanzen, die sonst nur im trockenen Lande, in Gartenerde gedeihen,
auch im blossen Wasser, gleichgültig ob Brunnen- ob Flusswasser,
recht gut wachsen, und es sogar bis zur Bliithe bringen können. Ich
schlage dabei folgenden Weg ein : die Samen werden in sehr lockere
feuchte Erde oder in groben Sand gelegt, wo sie hinnen 20—24
Stunden im Hochsommer eine y a —2 Zoll lange Wurzel treiben. Ich
stecke die Samen vorsichtig so, dass die austretende Wurzel sogleich
ohne Krümmung senkrecht abwärts wachsen kann. Dann nehme ich
die Keime vorsichtig aus der Erde und wasche sie rein ab. Eine An
zahl gläserner Gefässe steht bereit mit Wasser gefüllt, sie sind mit
gläsernen Deckeln bedeckt, die eine oder mehrere Durchbohrungen
haben und die Oberfläche des im Gefässe enthaltenen Wassers berüh
ren. In jedes Loch der gläsernen Deckel wird die Keimwurzel eines
Samens gesteckt, die also allein in das Wasser, wo möglich senkrecht,
hineinragt, während die noch in den Samendecken enthaltenen Cotyle-
donen auf dem Deckel trocken liegen. Letzteres ist zum Gedeihen
wesentlich, sind sie zu lange feucht, so faulen sie, oder befinden
sie sich gar unter dem Wasser, so findet keine weitere Entwicke
lung Statt.
Schon nach 3—4 Stunden hat sich die Keimwurzel im Wasser
um ein Merkliches verlängert, im Juli und August wuchsen sie
hinnen 24 Stunden oft um 2—3 Centimeter. Am zweiten oder dritten
und zweiten Ordnung- bei verschiedenen Dicotyledonen-Gattungen. 333
Tage erscheinen gewöhnlich die ersten obersten Nebenwurzeln;
dann darf man dieKeimpflanze nicht mehr aus dem Loch des Deckels
herausziehen, man nimmt den Deckel sammt den darin steckenden
Keimen ah, um neues Wasser einzufüllen. Letzteres befördert das
Gedeihen ausserordentlich, wenn es täglich ein- bis zweimal ge
schieht.
Später setzen sich zwischen dem feinen Sammt der Wurzel
haare grüne Algen an, man kann dies dadurch verhindern, dass man
das Glasgefäss aussen mit Bleifolie umwickelt, die man jederzeit ab
nehmen kann, um die Wurzeln ungestört zu beobachten. Wenn die
über dem Deckel befindlichen grünen Theile sich entwickeln, werden
Vorrichtungen nöthig, um sie gehörig zu stützen, was mit Kork und
Drath immer leicht zu bewerkstelligen ist.
Ich habe im Laufe des Juli, August und September über fünfzig
Bohnen (Pliascolus multiflorus und vulgaris), Erbsen, Buffbohnen
(Vicia Faha), Dolichos Lablab, Cucurbita Pepo, Helianthus an-
nuus und Mirabilis Jalappa erzogen. Etwa ein Dutzend Pliaseolus
vulgaris brachten es so bis zu grossen Blüthenknospen, die sich
jedoch wegen Mangel an Sonnenschein nicht entfalteten, drei Exem
plare von Pli. multiflorus wurden 3—4Fuss hoch, brachten Blüthen
knospen und über 20 wohlausgebildete grosse, schöngrüne Blätter;
nach sechs Wochen trieben sie aus den unteren Blattaxeln kräftige
Seitentriebe; sie hatten die Cotyledonen nach 12 —14 Tagen abge
worfen und wuchsen dann noch einen Monat lang freudig weiter; sie
wurden dann entfernt, um dieGefässe für neue Pflanzen zu benützen.
Von mehreren Buffbohnen, die ich nach 10 — 12 Tagen wieder
herausnahm, blieb eine zwei Monate lang im Wasser, sie entwickelte
einen 2—3 Fuss hohen, kräftigen Stengel mit 10 recht wohl ausge
bildeten Blättern und zwei Seitentrieben. Ebenso verhielten sich
Erbsen und Dolichos. Auch zwei Kürbispflanzen entwickelten noch im
September ihre grossen Cotyledonen und die ersten Blätter, wuchsen
dann aber wegen der zu tief gesunkenen Temperatur nicht weiter.
Ähnlich ging es mehreren Sonnenrosen und Maispflanzen.
Ich hatte hierbei Gelegenheit die Wirkungen des Lichtes auf die
Wurzeln zu studiren. Ich bemerkte nicht, dass die Wurzeln unter
dem Einfluss des Lichtes leiden, aber ich konnte auch niemals bemer
ken , dass sie dasselbe fliehen^ Da das Richtungsstreben der Keim
wurzel gegen das Erdcentrum nur bei den jüngsten Altersstufen
334 Sachs. Über die g-esetzmässige Stellung der Nebenwurzeln der ersten
derselben stattfindet, so wachsen die Wurzeln in der Regel in der
Richtung weiter, welche sie bei dem Einstecken in den Deckel
erhielten. Den Nebenwurzeln kommt ein derartiges Richtungsstreben
überhaupt niemals zu; sie wachsen aus der Hauptwurzel unter einen
beinahe rechten Winkel in das Wasser hinein, ohne sich seitlich auf-
oder abwärts zu krümmen. Eine Krümmung der Wurzeln, die man
ein Fliehen vor dem Licht nennen könnte, beobachtete ich auch hier
nicht. Dieser Einfluss des Lichtes könnte sich natürlich nur dadurch
geltend machen, dass die dem Lichte zugekehrte Seite convex
würde, während sie bei den Stengeln und Rlattstielen concav wird.
Ich vermuthe, dass man bei den Versuchen, welche der Ansicht,
dass die Wurzeln das Licht fliehen, zur Grundlage dienten, nicht
gehörig auf die Grenze zwischen Wurzel und erstem Internodium
Rücksicht genommen hat. Letzteres erleidet aber durch das Licht
sehr intensive aber concave Krümmungen, dadurch wird, wenn die
Pflanze nicht befestigt ist, ihr Schwerpunkt verrückt, und zwar
der Art, dass die Plumula dem Lichte entgegen fällt, wobei natür
lich die Wurzel als anderer Hebelsarm die entgegengesetzte Bewe
gung macht. Ich habe dies oft gesehen, niemals aber eine selbst
ständige Krümmung der Wurzel vom Lichte weg beobachtet.
Dagegen bildet sich zuweilen in der secundären Rinde und im
Mark der Wurzeln unter dem Einfluss des Lichtes Chlorophyll, in der
primären äusseren Rinde beobachtete ich solches nicht.
Durch die Ungleichförmigkeit und Festigkeit des Bodens
werden die Wurzeln mannigfaltig verbogen und in ihrer regulären
Ausbildung gehemmt. Dies fällt im Wasser weg und die Grössen
verhältnisse und die Stellung der Wurzeln zeigt hier eine Regel
mässigkeit, die den Wurzeln gewöhnlich abgesprochen wird. Was
ich im Folgenden über die Stellung der Nebenwurzeln der ersten und
zweiten Ordnung mittheile, habe ich an den im Wasser erzogenen
Pflanzen ohne Ausnahme bestätigt gefunden, und wenn ich die hier
einmal erkannten Stellungsverhältnisse an den Wurzeln solcher
Pflanzen, die im Boden erwachsen waren, wieder zu finden hoffte,
so fand ich mich darin nur dann getäuscht, wenn zu starke Ver
biegungen das Gesetz unkenntlich machten.
Bei allen Exemplaren von Phaseolus multiflorus und vulgaris,
die ich im Wasser zog und einigen hundert anderen, die ich in Erde
keimen liess, fand ich die Nebenwurzeln erster Ordnung an der
und zweiten Ordnung bei verschiedenen Dicotyledonen-Gattungen. 335
Pfahlwurzel in vier Reihen gestellt 1 ) (s. Taf. I, Fig. 2, einen sechs
Tage alten im Wasser gewachsenen Ph.multiflorus). Unterhalb jedes
Cotyledons verläuft eine Reihe von Nebenwurzeln gegen die Spitze
der Hauptwurzeln hin. Die beiden Reihen stehen einander diametral
gegenüber. Eine dritte Reihe verläuft auf der Vorderseite der
Wurzel, die vierte hinten von oben nach unten. Auch diese beiden
Reihen stehen einander diametral gegenüber, und bezeichnen die
beiden Seitenlinien der Pflanzenaxe, welche die opponirten Blätter
der Plumula tragen, oder mit andern Worten, diese beiden Wurzel
reihen verlaufen unterhalb der ersten Blätter, sowie die beiden
Seitenreihen unterhalb der Cotyledonen verlaufen. Da nun die Blätter
der Plumula mit den Cotyledonen gekreuzt sind, so stehen mithin die
vier Wurzelreihen ebenfalls im Kreuz; zwischen je zwei benachbarten
Wurzelreihen ist ein Viertel der Peripherie in der Hauptwurzel ent
halten (vergl. Taf. II, 2 c). Es findet demnach nicht nur eine regel
mässige Vertheilung der Nebenwurzeln in vier geradlinige Reihen
(Orthostichen), sondern auch zugleich eine offenbare Relation dieser
Orthostichen zu den Blattgebilden des Keimes (Cotyledonen und
Plumula) Statt. Nur bei zwei Exemplaren von Phaseolus multiflorus
beobachtete ich statt einer hinteren Reihe deren zwei dicht neben
einander, sonst war die Anordnung nicht gestört. Als Gegenstück
dazu fand ich bei zwei Keimen von Phaseolus vulgaris drei Cotyle
donen, an einem drei Blätter der Plumula in einem Quirl.
Die vier Reihen bilden sich gleichzeitig neben einander aus und
zwar immer von oben nach unten fortschreitend, niemals entsteht
zwischen zwei Wurzeln einer Reihe oder gar zwischen zwei Reihen,
die neben einander laufen, eine neue Nebenwurzel; die jüngste Neben
wurzel ist immer die unterste der Reihe, welche der Spitze der
Hauptwurzel am nächsten steht, jedoch stehen selbst die jüngsten
Nebenwurzeln immer hoch über der untersten Wurzelspitze, also
anders als die Blattgebilde am Stengel, deren jüngste Glieder dicht
unter der fortwachsenden Spitze hervorwachsen. Eine bestimmte
geometrische Beziehung der Glieder einer Orthostiche zu denen
D Folgenden muss ich an der Keimpflanze ein vorn, hinten, rechts und links unter-
scheiden: ich nenne vorn die Seite des Keims, welche im Samen concav ist, das
Übrige ergibt sich dann.
336 Sachs. Über die geselzmässig-e Stellung der Nebenwurzeln der ersten
einer benachbarten scheint durchaus nicht stattzufinden, indessen
findet man häufig vier Wurzeln, davon jede einer Orthostiche ange
hört, in einem Quirl stehend, was besonders dann sehr deutlich
hervortritt, wenn man eine Pfahlwurzel von oben bis unten mit
dem Messer in sehr dünne Querschnitte auflöst. Viele derselben
enthalten dann je vier Längsschnitte von Nebenwurzeln, die dem
nach quirlförmig angeordnet sind (s. Taf. II, 2 c).
Bei den Bohnen bleiben die vier Orthostichen im Wasser er
wachsener Pflanzen immer deutlich, ja sie werden mit zunehmendem
Alter deutlicher, denn da die einzelnen Wurzeln sich ein wenig ver
dicken, so werden die Reihen dichter.
Die aus den Nebenwurzeln erster Ordnung hervorsprossenden
Nebenwurzeln der zweiten Ordnung stehen gewöhnlich nicht sehr
dicht, doch findet man bei einiger Aufmerksamkeit auch hier sehr
leicht die reihenweise Ordnung. Auf jeder Nebenwurzel erster Ord
nung stehen wieder vier Orthostichen von Nebenwurzeln der zweiten
Ordnung (s. Taf. II, 2 c, r. II). Die Bildung derselben beginnt vom
ältesten Theil der Nebenwurzel erster Ordnung und schreitet gegen
die Spitze derselben hin fort; sie beginnt erst dann, wenn die Letz
teren ihre definitive Länge schon beinahe erreicht haben.
Die Stellung der leztgenannten Orthostichen ist dieselbe recht
winklig gekreuzte, wie die der Nebenwurzel erster Ordnung. Auch in
Bezug auf die Pfahlwurzel zeigen die Reihen der zweiten Ordnung
eine bestimmte Stellung: sie stehen nämlich auf der Nebenwurzel
erster Ordnung so, dass, wenn man sich diese in die Richtung der
Pfahlwurzel gelegt denkt, so würden diese Orthostichen genau so
stehen wie die der ersten Ordnung, oder mit andern Worten, wenn
man sich die Nebenwurzeln ersler Ordnung horizontal denkt, so
stehen die Orthostichen der zweiten Ordnung oben, unten, rechts,
links.
Auch bezüglich der Länge der Nebenwurzeln der im Wasser
erwachsenen Bohnen findet eine Art Gesetzmässigkeit Statt. Obgleich
die Nebenwurzeln erster Ordnung nicht gleich lang sind, so diffe-
riren sie doch so wenig, dass man erkennt, dass ihnen allen eine
gewisse mittlere typische Länge eigen ist. Dasselbe lässt sich von den
Nebenwurzeln zweiter Ordnung sagen. Alle Nebenwurzeln erster
Ordnung zeigen eine beinahe gleiche mittlere Dicke, ebenso die der
zweiten Ordnung. Bei älteren Pflanzen werden einzelne Wurzeln der
und zweiten Ordnung’ bei verschiedenen Dicotyledonen-Gattungen. 337
zweiten Ordnung stärker als die übrigen und sehen dann aus als ob
sie der ersten Ordnung angehörten.
Alle diese Eigentümlichkeiten der Bohnenwurzeln finden sich
auch dann, wenn die Pflanzen im Boden erwachsen sind, indessen
sind sie schwieriger zu erkennen.
Bei Doliclios Lablab findet genau dieselbe Anordnung wie hei
Phaseolus Statt, auch hier stehen zwei Orthostichen unter den Coty-
ledonen, zwei unter den Blättern der Plumula, alle vier Reihen
bilden ein rechtwinkliges Kreuz. Auch die Nebenwurzeln zweiter
Ordnung stehen wie Bei Phaseolus, doch fehlten den beobachteten
Exemplaren gewöhnlich die unteren Reihen, die seitlichen waren
weniger dicht, nur die obere Reibe deutlich ausgebildet.
Cucurbita Pepo stimmt mit Phaseolus und Doliclios in der
Wurzelstellung völlig überein; die Blätter der Plumula sind hier aber
nicht, Avie bei jenen opponirt, sondern alternirend, aber so, dass sie
mit den Cotyledonen um einen rechten divergiren, demnach gilt die
oben angedeutete Relation der Wurzel-Orthostichen zur Stellung der
ersten Blätter auch hier (vergl. Taf. I, Pig. 4 ein acht Tage alter
Kürbis). In dieser Hinsicht stimmt Mirabilis Jalappa mit Cucurbita
überein (vergl. Taf. I, Fig. 6).
Anders sind die Verhältnisse bei der Erbse. Hier fehlt die vordere
Reihe immer; es sind immer nur drei Orthostichen vorhanden. Die
beiden seitlichen Reihen stehen einander nicht diametral gegenüber,
sondern schliessen nach vorn einen Winkel ein, welcher kleiner ist
als 2 R. Dagegen steht die hintere Reihe, dem Früheren entsprechend,
genau unter dem ersten der alternirenden Blätter der Plumula (s. Taf. I,
Fig. I eine sechstägige Erhse). Dem zweiten Blatte entspricht hier
demnach keine Orthostiche. Wieder anders ist die Wurzelstellung
bei der Buffbohne. Sie bat fünf Wurzelreihen erster Ordnung, nur
einmal unter vielen Exemplaren fand ich deren sechs. Zwei Reihen
stehen auch hierunter den Cotyledonen einander gegenüber, statt der
einen hinteren Reihe sind hier zwei, neben einander unter dem ersten
der alternirenden Retter der Plumula. Vorn steht eine Reihe unter dem
zweiten Blatte. Diese Anordnung ist auch bei alten im Wasser ge
wachsenen reichverzweigten Wurzeln der Buffbohne deutlich, zu
weilen selbst bei älteren Bodenexemplaren zu beobachten (s. Taf. I,
Fig. 3 eine sechs Tage alteBuffbohne). Die Nebenwurzeln zweiter Ord
nung stehen hier entweder in vier Reihen, und zwar rechts oben
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. 1. Hfl.
22
338 Sachs. Über die gesetzmässig'e Stellung der Nebenwurzeln der ersten
rechts unten, links oben, links unten, oder in drei Reihen, zwei unten,
eine oben (s. Taf. II, Fig. S r, II).
Bei der Sonnenrose (Helianthus Anmius) scheinen, wie hei
der vorigen Gattung, fünf Reihen typisch zu sein, zwei hintere, eine
vordere, zwei seitliche; jedoch kommen auch drei Reihen vor, die
wie bei der Erbse geordnet sind. (Taf. I, Fig. 7 eine 10 Tage alte
Sonnenrose mit zwei seitlichen und einer hinteren Wurzelreihe; und
Taf. II, Fig. 4 b Diagramm der Wurzel mit fünf Nebenwurzeln.) In
beiden Fällen bleiben aber mit fortschreitender Verlängerung der
Hauptwurzel nur die beiden Seitenreihen übrig, der untere Theil der
Wurzel sieht dann aus wie ein Kamm mit zwei Reihen Zinken.
Leider konnte ich die Anzahl der Gattungen, um deren Wurzel-
stellung zu studiren, nicht vermehren, denn nachdem ich auf diesen
Gegenstand aufmerksam geworden war, zog ich von jeder der genann
ten Gattungen eine grössere Anzahl von Exemplaren, um sie unter
einander zu vergleichen, nachher aber war die Temperatur (Ende
September) schon zu niedrig, um die Aussaaten gedeihen zu lassen.
Indessen kann ich den hier genannten Gattungen doch noch
zwei andere hinzufügen.
Im Astloch einer alten Linde fand ich eine einjährige Ross
kastanie, welche in dem Moder ihre Pfahlwurzel lang und regelmässig
gebildet hatte; ihr Querschnitt war elliptisch, der grosse Durchmesser
desselben lief der Verbindungslinie der Cotyledonen parallel. Einen
halben Zoll unter den Cotyledonen beginnend liefen gegen die Spitze
der über einen Fuss langen Pfahlwurzel sechs Orthosticlien von
Nebenwurzeln hinab, welche so deutlich waren wie bei irgend einer
der früheren Gattungen. Von diesen sechs Reihen waren zwei hypo-
cotyledonär, zwei standen vorn, zwei hinten (s. Taf. I, Fig. 8 den
oberen Theil der Wurzel mit den zwei vorderen und zwei seitlichen
Orthostichen; nur die Basaltheile der sehr langen und dünnen Neben
wurzeln sind gezeichnet). An den sehr zahlreichen langen und dün
nen Nebenwurzeln zweiter Ordnung konnte ich hier keine Regel
mässigkeit finden, da die der ersten Ordnung zu dünn und zu ver
bogen waren. Da bei der Rosskastanie die Blätter der Plumula mit
den Cotyledonen gekreuzt sind, so stehen hier also unter jedem der
ersten Blätter zwei Wurzelreihen.
Aus der Abbildung der gekeimten Wallnuss in Schacht’s Bei
trägen zur Anatomie und Physiologie Taf. VIII, Fig. 11 und 16 geht,
und zweiten Ordnung- bei verschiedenen Dicotyledonen-Gattungen. 339
wenn ich diese Abbildungen recht verstehe, hervor, dass auch die
Wallnuss sechs Orthostichen entwickelt, sie sind aber anders geord
net als bei Aesculus. Es scheinen hier unter jedem Cotyledon zwei
Reihen, vorn und hinten aber eine zu stehen.
Die Stellung der Gefässbiindel in Fig. 17 würde darauf hin
deuten, dass die Neben wurzeln zweiter Ordnung vierreihig gestellt sind.
Die oben mitgetheilten Beobachtungen zeigen, dass bei neun,
verschiedenen Familien ungehörigen Gattungen vier Arten von Stel
lungsgesetzen der Nebenwurzeln erster Ordnung stattfinden, näm
lich: 1. drei Orthostichen, deren Stellung am Umfang der Haupt
wurzel etwa den Ecken eines gleichseitigen Dreieckes entspricht (bei
der Erbse, zuweilen bei der Sonnenrose); 2. vier Orthostichen,
deren Stellung am Umfang der Hauptwurzel den Ecken eines Qua
drates entspricht (Phaseolus maltiflorus und vulgaris, Doliclios
Lablab, Mirabilis Jatappa, Kürbis^; 3. fünf Orthostichen, etwa
den Ecken eines ziemlich regulären Fünfeckes entsprechend gestellt
(Vica Faba und die typische Form bei Helianthus annuus); 4. sechs
Orthostichen, deren Stellung einem symmetrischen Sechsecke ent
spricht, Aesculus und Jugldns).
Die Stellung der Orthostichen zu den Blättern der Keimpflanze
zeigt folgende Verschiedenheiten: 1. es sind zwei hypocotyledonäre
Reihen und eine unter dem ersten Blatt vorhanden (Erbse); 2. zwei
hypocotyledonäre und zwei mit ihnen gekreuzte hypophylle Orthosti
chen (Phaseolus.Doliclios, Cucurbita, Mirabilis); 3. zwei hypocotyle
donäre, zwei hypophylle hinten, eine solche vorn (ButTbohne); 4. zwei
hypocotyledonäre, zwei vordere und zwei hintere hypophylle (Aescu
lus); S. jederseits zwei hypocotyledonäre, eine vordere und eine
hintere hypophylle Ortliostiche(WallnussnachS ch aeht’s Abbildung).
Diese Übersicht zeigt, dass, obgleich die Anzahl und Anordnung
der Reihen wechselt, dennoch die Stellung der Orthostichen eine
bestimmte Beziehung zu den Blattgebilden des Keims beibehält. Als
constant für die hier behandelten Fälle tritt hervor, dass jeder Coty
ledon in der Verlängerung einer Ortliostiche liegt, statt deren auch
zwei erscheinen können; dass ferner den ersten Blättern der Plumula
die übrigen Reihen so untergestellt sind, dass dabei die Rückenseite
(die Seite des ersten Blattes bei alternirenden Blättern) als die bevor
zugte erscheint; sie trägt, wo drei Reihen sind, eine (Erbse), wo
ihrer fünf sind, deren zwei (Buffbohne, Helianthus).
22*
340 Sachs. Über die gesetzmässige Stellung der Nebenwurzeln der ersten
Fernere Untersuchungen werden gewiss die Anzahl der Stel-
lungsgesetze der Nebenwurzeln vermehren; es dürfte sich dabei
heraussteilen, dass die geradreihige Anordnung und die eben ange
führte Relation zwischen Wurzelreihen und ersten Blättern als die
wesentlichen und allgemeinen Momente erscheinen.
Die Nebenwurzeln zweiter Ordnung zeigen eine ähnliche Stel
lung in Orthostichen, aber die Anzahl der letzteren scheint weit
geringer als die der ersten Ordnung zu sein.
Da die Nebenwurzeln nicht aus dem Urparenchym au der Spitze
der Hauptwurzel, sondern aus dem Verdickungsringe des letzteren
da entstehen, wo er bereits ausgebildete Gefässbündel erzeugt hat,
so war zu vermuthen, dass die geradreihige Anordnung der Neben
wurzeln eine Folge des inneren Baues der Hauptwurzel sei, was
man von der Stellung der Blätter am Stengel nicht behaupten kann,
da diese aus dem Urparenchym der Stengelspitze schon hervor
wachsen, noch ehe die später zu ihnen führenden Gefässbündel
angelegt sind. Man könnte demnach sagen, die Vertheilung der
Gefässbündel im Stamme ist eine Folge der Blattstellung, dagegen
ist die Vertheilung der Gefässbündel in der Hauptwurzel die Ursache
der Anordnung der Nebenwurzeln.
Wenn man die Pfahlwurzel einer Erbse vom Wurzelhalse aus
bis zu der Spitze in dünne Querschnitte auflöst, so findet man, dass
die Nebenwurzeln nur so lange der Hauptwurzel entspringen, als
diese ausgebildete Gefässbündel führt, dass ferner die drei Wurzel
reihen dreien Gefässbündeln entsprechen. Im oberen Theile um-
sehliessen dieselben kein Mark, sie bilden einen auf dem Querschnitte
dreilappigen centralen Gefässkörper.
Weiter abwärts trennen sich die drei Lappen in drei gesonderte,
ein Mark umschliessende Gefässbündel, über der Spitze verschwin
den sie ganz und es bleibt nur der das Mark umschliessende Cam-
biumring übrig (vergl. Fol. II, 1, die schematisch gezeichneten
Querschnitte b, c, cl, e). Die Gefässbündel liegen in einem cambialen
Gewebe, welches gegen die Rinde scharf abgegrenzt ist (Taf. II,
Fig. 1 das Weisse in den Querschnitten), zwischen ihnen stehen in
demselben Gewebe mehr herausgerückt drei Bündel von Bastzellen
(Taf. II, Fig. 1 in b, c, ßßß).
Die Nebenwurzel entsteht auf der nach aussen gerichteten Kante
eines Gefässbündels aus dem davorliegenden Cambium, ihre Gefässe
und zweiten Ordnung' bei verschiedenen Dicotyledonen-Gattungen. 341
stehen auf denen des Bündels senkrecht, ihr Cambiumring ist eine
Fortsetzung von dem der Hauptwurzel, gewisserinassen eine Aus
stülpung desselben; nach dem oben genannten Arrangement steht
jede Nebenwurzel zwischen zwei Bastbündeln der Hauptwurzel; von
ihnen aus verläuft ein Zellenzug in die Nebenwurzel und zwar so,
dass die ganze Anordnung in dieser der der Hauptwurzel ähnlich
wird. Jedoch scheint in den Nebenwurzeln die Bildung eigentlicher
Bastzellen aufzuhören.
Einen ähnlichen Bau zeigt die junge Wurzel der Buff-Bohne;
die fünf Gefässbiindel, welche ein Mark umsehliessen (s. Taf. II,
Fig. S), liegen in einem camhialen Gewebe, welches auf seiner
äusseren Seite zwischen denGefässbündeln, wie bei der Erbse, Bast
bündel enthält (Taf. II, Fig. 5 ß, ß, ß). Es alterniren also auch hier
die Bastbündel mit denen der Gefässe. Die Nebenwurzeln entspringen
auf den äusseren Kanten der Gefässbündel, also zwischen je zwei
Bastbündeln, deren jeder jedoch, wie hei der Erbse, einen Zellen
strang in die Nebenwurzel sendet.
Der Bau der Bohnenwurzel weicht von dem der Erbse und Buff-
Bohne ab. Hier wird das Mark von acht Gefässbiindeln umgeben;
auf den vier stärkeren derselben entspringen die vier Wurzelortho-
stichen, ihnen stehen ausserhalb des Cambiumringes keine Bast
bündel gegenüber; mit diesen wechseln vier andere kleinere Bündel,
denen keine Wurzeln entspringen, denen aber Bastbündel gegenüber
liegen (s. Taf. II, Fig. 2 c, d, ß, ß). Bastzellen finden sich bei der
Bohne aber nur in der oberen Partie der Wurzel, höher hinauf ver
lieren sie sich und statt ihrer treten weitere, eigenthüinliche, dünn
wandige, mit einer braunen Materie erfüllte Zellen auf (s. Taf. II,
Fig. 2 a, b,ß,ß). Wenn die Wurzeln der Bohnen und Buffbohnen älter
werden, so wird diese Regelmässigkeit des inneren Baues zerstört;
durch die Thätigkeit des Cambiumringes erscheinen neue Bündel,
die secundäre Rinde bildet sich aus, sie ist gegen die primäre scharf
abgegrenzt; durch die vielen sie durchbrechenden Nebenwurzeln ist
die primäre Rinde sehr zerspalten und im Absterben begriffen.
Die Wurzel der jungen Kürbispflanze hat ebenfalls acht Gefäss
bündel. Dieselben sind hier in vier Gruppen geordnet; je zwei liegen
einander näher, ihnen gegenüber eine Gruppe gestreckter Zellen,
die ihrer Lage nach den Bastbündeln entsprechen (siehe Taf. II,
Fig. 3 b,c,ß,ß). Zwischen je zweien dieser Gruppen entspringen die
342 Sachs. Über die gesetzmässig-e Stellung der Nebenwurzeln der ersten
Nebenwurzeln aus dem Cambium, ihre Gefässbündel beziehen sie
aus den beiden benachbarten Bündeln der Hauptwurzel (vergleiche
Taf. II, Fig. 3 b). Hier ist die Anordnung minder deutlich als bei den
früheren Gattungen.
In der Wurzel der jungen Sonnenrose finden sich oben fünf
Gefassbündel, ein Mark umschliessend; jedem derselben liegt am
äusseren Rande des Cambium eine Gruppe ölführender Zellen gegen
über; eigentlicher Bast ist nicht vorhanden (Taf. II, Fig. 4 b, c). Über
der Spitze, oft schon hoch oben, hört das Mark auf, die Gefassbündel
vereinigen sich in der Axe (Taf. II, Fig. 4 d). DieNebenwurzeln erhalten
ihre Gefässe ebenfalls von je zwei benachbarten Bündeln, wie bei
Curbubita (Taf. II, Fig. 4 6).
Bei Dolichos ist der Bau der jungen Wurzel dem der Bohne
ähnlich. An der Rosskastanie hatte ich leider nicht Gelegenheit einen
so jugendlichen Zustand der Wurzel zu beobachten. Die des obengenann
ten einjährigen Exemplares hatte schon einen geschlossenen Holzring,
so dass die ursprüngliche Anordnung der Gefässbündel, denen die sechs
Wurzelreihen ihre Entstehung danken, nicht mehr sichtbar war. In
Taf. II, Fig. 6 sind Querschnitte aus dem Keim eines diesjährigen Samen
skizzirt; e zeigt den geschlossenen Cambiumring über der Wurzel
spitze, d denselben höher oben mit den sechs Gefässbündeln, welche
aber noch keine Gefässe enthalten; c ist ein Querschnitt unter den
Cotyledonen, die sechs Gefässbündel sind aus dem Cabiumring des
Stammes herausgetreten, innerhalb zeigt sich ein neuer Gefässbün-
delkreis; b zeigt dasselbe etwas höher oben; a zeigt die Stiele der
Cotyledonen, welche die Plumula umgeben, im Querschnitt.
Ich muss schliesslich noch bemerken, dass die aufTaf. II, Fig. 1—S
gegebenen Schemata nur für Pflanzen von dem in Taf. I, Fig. 1—7
dargestellten Alter und für jüngere, nicht aber für ältere Zustände
gelten. Die Linien, in welche die Querschnitte eingezeichnet sind,
bezeichnen die verkürzten Keimaxen und Wurzeln; sie dienen dazu,
die relative Lage der Querschnitte zu veranschaulichen, und um die
Beziehungen der Nebenwurzeln zu den Cotyledonen (cot) und den
ersten Blättern (Z?) zu versinnlichen. r\ sind die Nebenwurzeln erster
Ordnung, r II die der zweiten; v bedeutet vorn, h hinten, s seitlich,
d. h. unter den Cotyledonen.
Als die typische Wurzelstellung einer Species kann man die
Anordnung im oberen Theile der Wurzel betrachten; dieser entsteht
und zweiten Ordnung' bei verschiedenen Dicotyledonen-Gattungen.
343
durch blosse Ausdehnung der Keimwurzel, seine Gefässbiindel sind
schon in dieser als Cambiumstränge vorhanden, und die Anzahl der
Orthostichen ist somit eine Folge der im Keim vorhandenen Anord
nung. Mit der Verlängerung der Hauptwurzel hören zuweilen ein
zelne Orthostichen auf, indem zugleich innerlich ein anderes Arrange
ment der Gefässbiindel auftritt. Man hat an der Stellung der Neben
wurzeln ein äusseres Kennzeichen für den inneren Bau der Haupt
wurzel; die Anordnung der Gefässbiindel im ersten Stengelglied ist
aber schon eine wesentlich andere.
Wenn man bedenkt, dass unter jedem Cotyledon jederzeit
wenigstens eine Orthostrehe verläuft, dass ferner unter dein ersten
Blatte des Keimes ebenfalls wenigstens eine verläuft, so wird man
nicht zweifeln, dass in diesen morphologischen Verhältnissen ein
physiologischer Zusammenhang zwischen der Wurzel und den ersten
Blattgebilden zu erkennen ist.
Erklärung der Abbildungen.
TAFEL I.
Die gleichen Zahlen bei den Nebenwurzeln bezeichnen die derselben
Orthostiche angehörigen Glieder.
1. Eine im Wasser erzogene, sechs Tage alte Erbse.
2. Ein eben solcher Keim von Phaseolus multiflorus.
3. Vi'eia Faba ebenso.
4. Ein acht Tage alter im Wasser gewachsener Kürbis.
5. Dolichos Lablab ebenso, zehn Tage alt.
6. Mirabilis Jalappa ebenso, 14 Tage alt.
7. Helianthus annus ebenso, zehn Tage alt.
8. Oberer Theil der Wurzel von Aesculus Hippocaslänum von einer ein
jährigen Pflanze, welche in dem Moder eines Astloches einer Linde gewachsen
war. Nur die Basaltheile der Nebenwurzeln und die Knospen in den Axeln der
abgefallenen Cotyledonen sind gezeichnet.
TAFFL II.
Schematische Darstellung der Keimaxen und Keimwurzeln mit den Quer
schnitten derselben in verschiedenen Höhen. Die gleichen Buchstaben bedeuten
344 Sachs. Über die gesetzmiissige Stellung der Nebenwurzeln etc.
überall dasselbe. D Stelle des ersten Blattes, cot-Cotyledon, a, b, c, d Quer
schnitte; r/Nebenwurzeln erster Ordnung, r //Nebenwurzeln zweiter Ordnung;
v bedeutet vorn, h hinten, s seitlich. Das Graue in den Querschnitten ist Rinde
und Mark, das Weisse cambiales Gewebe, das schwarze sind die Gefässhiindel,
das mit ß bezeiehnete Grau im cambialen Gewebe sind Bastbündel, oder andere
Gruppen von gestreckten Zellen, welche an deren Stelle stehen. Bei den Neben
wurzel u zweiter Ordnung bedeutet o oben, u unten.
1. Erbse.
2. Gilt für Phaseolus muldflorus und vulgaris, und für Dolichos Lablab.
3. Kürbis.
4. Helianthus annuus.
5. Vicia Faha.
0. Aus dem Keime von Aesculus Hippocaslanum.
-''■irh imWa-lscr erzogenen Pflanzen geieicliuet von 1K Julius Sachs
Sitziingsb. (I. k./lkail lUV’. maftt. naturw.Cl.XXWBd.1 lieft. 18.51.
Taft
SartiR. lleticr dir g'esetamälsig'e Stellung der A'cbenn-uraeln bei yerscluehbaren dicotyledonen Gattungen.
Schematische Darstellung' geneiclmet von DT Julius Sachs. Au, ' /.k.Hsf u uru.v-tci
SitKung’sl). (üt.Akad.iLU'. maflinalurw. CIXXVIBd.1 llei'l 1852.
Böhm. Über Pendel mit Quecksilber-Compensation.
345
Über Pendel mit Quecltsilber-Compensation.
Von Dr. J. Böhm.
(Vorgelegt in der Sitzung vom 23. April 1857.)
i.
Die mir übertragene Prüfung zweier, von unserem ausgezeich
neten Kossek verfertigten Pendeluhren, gab mir Anlass — da diese
Uhren mit Quecksilber-Pendeln versehen sind — mich mit dieser
Compensation etwas eindringlicher zu beschäftigen.
Diese Compensations-Form gehört, ungeachtet mannigfacher
Einwendungen die man gegen dieselbe macht, doch noch immer zu
den einfachsten und besten, und steht desshalb in häufiger Anwen
dung hei astronomischen Uhren. Wie noch so vieles dem Praktiker
ganz allein zur Ausführung überlassen wird, was vom Theoretiker
genau vorgezeichnet sein sollte, d. h. wie noch immer gar zu häufig
Theorie und Praxis ihre Wege abgesondert wandern, während doch
nur deren Vereinigung den Höhepunkt im Betriebe zu erklimmen
vermag, so ist es auch noch in der Uhrmacherkunst. Für die An
ordnung des Pendels (und für manches andere) bestehen wenig voll
ständige Vorschriften, sie ist, so zu sagen, der Einsicht des Künstlers
allein anheimgestellt. Dass man unter solchen Umständen nicht er
warten darf, die Uhr werde so vollkommen aus der Hand des Er
zeugers hervorgehen, dass an ihr weiter nichts zu reguliren wäre,
versteht sich von selbst.
Glücklicher Weise hat dies keine Folgen, wenn nur die Ver
hältnisse nahezu getroffen sind und das Werk so eingerichtet ist,
•lass es kleine, die Regulirung des Ganges der Uhr ermöglichende
Correctionen leicht zulässt.
Bei Quecksilber-Pendeln, auf deren Betrachtung wir uns hier
beschränken, wird die Regulirung der Compensation durch Zugabe
oder durch Wegnahme kleiner Quantitäten von Quecksilber vollführt.
So findet inan die Sache gewöhnlich dargestellt. Allein diese kleinen
Quantitäten Quecksilber setzen voraus, dass die absolute Quantität
Quecksilber, von Anfang her schon sehr nahe getroffen sei, da sich
346
Böhm.
sonst, wie wir unzweifelhaft zeigen werden, die kleinen Quantitäten
in ziemlich grosse verwandeln.
Um die absolute zur Compensation nothwendige Menge Queck
silber zu ermitteln , werden Berechnungen angestellt die, um recht
einfache und gefällige Formeln zu erhalten, von Voraussetzungen
ausgehen, die der Wirklichkeit ferne stehen und die daher auch zu
wesentlich unbrauchbaren Resultaten führen müssen, und thatsächlich
auch führen.
Was dieZugabe oder Wegnahme von kleinen Quantitäten Queck
silber betrifft, so erscheint diese Operation an sich sehr einfach,
während sie in der That sehr mühevoll und langwierig wird , wenn
es sich um vollste Schärfe, die man doch stets vor Augen haben soll,
handelt. Jedem, der sich mit der Behandlung von Uhren befasst hat,
ist bekannt, dass es eines längeren Zeitraumes bedarf, um sich der
Abhängigkeit des täglichen Ganges der Uhr von der Temperatur zu
versichern. Man muss den Gang der Uhr bei niedriger und bei be
deutend höherer Temperatur erprobt, man muss, mit andern Worten,
Winter und Sommer oder doch Frühjahr und Sommer etc. benützen,
um zu einem verlässlichen Resultate zu gelangen. Hat man nun, um
die Compensation zu reguliren, eine kleine Quantität Quecksilber zu
gegeben oder weggenommen, so wird man wieder lange Zeit ab-
warten müssen, um sich zu überzeugen, oh man das richtige Quantum
getroffen habe oder nicht u. s. w.
Ein solches Vorgehen mag dort Anwendung finden , wo keine
anderen Wege zum Ziele führen, in anderem Falle ist es vortheilhaft
auf directem Wege vorzugehen. Es lässt sich vermuthen , dass dies
bei dem vorliegenden Gegenstände angehen, und dass eine genauere
Betrachtung eines solchen Pendels auf directem Wege zum Ziele
führen werde.
Zwei Dinge sind es, um die es sich hier handelt, und zwar:
1. um die sehr genäherte Bestimmung der zur vollständigen
Compensation nöthigen absoluten Quecksilbermenge, und
dann
2. um die Ermittlung der Abhängigkeit des Compensations-
Verhältnisses von kleinen Änderungen der absoluten Queck
silbermenge.
Betrachten wir ein Quecksilber-Pendel vorerst in seiner ein
fachsten Form. In solcher wird es repräsentirt durch eine Stahl-
Über Pendel mit Quecksilber - Compensation.
347
w Stange w v , die bei w aufgeliängt ist, und eine Queck
silbermasse p v, die von der Stange durchdrungen und
in v mit ihr fest verbunden ist. Jedes anders geformte
Pendel dieser Kategorie wird sich auf die vorliegende
Form ohne Anstand zurückführen lassen. Dabei darf man
von dem Umstande, dass das Quecksilber in einem Ge-
fiisse eingeschlossen sein müsse, gänzlich absehen und
sich p v als eine starre Masse vorstellen.
Es seien die Längen
SU) = l
LI JT
pv — h
für die Temperatur von 0° R.
Ferner sei
g das Gewicht der Stange,
q „ „ des Quecksilbers,
p und n
seien die Ausdehnungs-Coefficienten für Stahl und Quecksilber für
einen Grad Reaumur.
Reziehen wir alle Momente auf den Punkt w, so ist vorerst das
statische Moment der Stange
l
und dessen Änderung
S = g.—
J 2
dS — g —. p = S. p.
Bezeichnen wir das statische Moment des Quecksilbeis
durch S", so ist dagegen
s'-jF-t)
und
dS' = q(lp — j»).
Um die Momente der Trägheit zu entwickeln, hätte man auf
die Durchmesser der Stange und des Quecksilbers — wenn man sich
beide Objecte cylindrisch vorstellt — Rücksicht zu nehmen. Da aber
an der Sache dadurch verhältnissmässig nur wenig geändert wird,
und es sich hier nur um eine allgemeine Übersicht der Verhältnisse
der Compensation handelt, so wird es erlaubt sein hievon vorläufig
348
Böhm.
ganz abzusehen. Bezeichnen wir die Momente der Trägheit der
Stange und des Quecksilbers durch K und IC, so ist unter der ge
nannten Beschränkung
(2)
1*
/f= « —
y 3
dK = jgl*g = 2 Kg.
Für das Quecksilber ist aber
K=Q l l- Q ^t±I ä ;
3 3
wo Q dasjenige Gewicht vorstellt, welches eine mit der Pendel
stange gleich lange Quecksilbermasse hätte, Q' das Gewicht von der
Länge w p. Da nun offenbar
ist, so wird auch
K*=q\l*-lh+j
und
dK = q ]2 l 2 g — lli (g -f- n) -f- y n
(3)
(4)
Ist nun L die Länge desjenigen mathematischen Pendels, das
mit dem vorliegenden physischen isochron schwingt, so ist be
kanntlich
r JT+ K 1
und daher auch
S + S'
dK+dK 1 (dS+dS')
. L.
GO
(6)
S + S' S + S'
Soll das Pendel vollkommen compensirt sein, so darf L in
Folge der Temperatur keine Änderung erleiden, d. li. es muss
sein.
(dK + dK) — (dS -+ dS') L = 0
(7)
Setzen wir für dk und d lc' u. s. w. ihre Werthe, so erhalten
wir für die Compensation die Bedingungsgleichung
(8)
ql 2 g + q |2 l» g — lh (g + n) -+ — h*7i\ =
Über Pendel mit Quecksilber - Compensatio».
349
Die Gleichung (8) zeigt, dass eine Compensation in voller All
gemeinheit nicht möglich ist; was übrigens auch für jede andere Com-
pensations-Form gilt. Wenn eine exacte Compensation möglich ist,
so ist sie dies jedenfalls nur für einen bestimmten Werth von L.
Es ist jedoch nicht schwer einzusehen, dass eine massige Än
derung des Werthes von L, selbst für die genaueste Praxis, keinen
merklichen Einfluss auf die Compensation ausiiben werde , so dass die
berührte Beschränkung nur eine theoretische Bedeutung erhält. In
Folge dieses günstigen Umstandes ist eine der zu untersuchenden
Grössen , nämlich L, durch die Natur der Sache oder, besser gesagt,
dadurch gegeben, dass man sich für eine bestimmte Zeit ent
scheidet, nach welcher die Uhr gehen soll.
Nehmen wir L als gegeben an, so haben wir es noch mit den
Grössen g, q, li und l zu thun, von denen nur eine durch die Glei
chung (8) bestimmt werden kann. Da aber gleichzeitig auch die
Gleichung (8) zu bestehen hat, so lassen sich zwei der vorbenannten
Grössen bestimmen, während die zwei anderen unbestimmt,
respective dem Ermessen des Künstlers überlassen bleiben. Für diese
letzteren wird man füglich g und q nehmen dürfen.
Diese Gewichte stehen inzwischen zu einander und zu dem Gan
zen nicht ausser aller Beziehung. Vorerst ist es ein unabweisbares
Erforderniss, der Pendellinse ein angemessenes Gewicht zu gehen.
Das Pendel muss hinreichende Kraft haben zur Beherrschung der
sich seiner Bewegung in den Weg stellenden mannigfachen Einflüsse,
und um die Hemmung unter allen Umständen mit Sicherheit zu
vollbringen. Je nach der Beschaffenheit des Werkes wird die Linse
ein grösseres oder ein kleineres Gewicht haben müssen , was der
Künstler zu beurtheilen hat und auch zu heurtheilen vermag.
Wir können somit q, das Gewicht des Quecksilbers als gegeben
ansehen. Von der Grösse dieses Gewichtes wird andererseits die,
ad minimum nöthige Stärke, also das Gewicht g der Pendelstange
abhängen; indem sie einerseits stark genug sein muss die schwin
gende Last zu ertragen, dann aber wieder eine mehr als nothwendige
Stärke derselben zu vermeiden ist. Man wird , ohne dadurch eine
störende Beschränkung in unsere Betrachtungen einzuführen, zwi
schen den Gewichten q und g ein bestimmtes Verhältnis annehmen
können; wofür bei einem factisch vorliegenden Pendel das that-
sächliche Verhältnis zu nehmen sein wird.
3S0
Böhm.
Setzen wir nun der Kürze wegen
9 =
so entfallen g und q gänzlich aus den Gleichungen (5) und (8) und
diese werden:
3 {(2 + p)Z—h}L = 2 { (3 + p) l~—3ZZ« + Zt 2 } (9)
und
2 (y+l x — (l J - + n ) + — |(y+1) h 1 - ^ j L (13)
Setzt man der leichteren Übersicht wegen, in der ersteren dieser
Gleichungen
2 (p + 3) = <%
bli + 3 (p + 2) L = ß
(3L+2Ä) h = 7
und
so wird sofort
- = ß»;
7«<
l __ Po , VP a 0—4 7 q
O » o
2 — ' 2
Setzt man ebenso in der Gleichung (10)
P
2 (y + l) M == «
A (ra -f- p.) -f- i + l) P- = A
(f + T Ä ) /iW =c
und
- = So
a
(ii)
so wird auch
— = Co
a
j _ bo_ Yb 2 o — 4 c 0
~ 2 ~ 2
(12)
Dadurch gelangt man zu der Endgleichung
b 0 ±Vb 2 0 — 4c 0 = |3 0 ± Vß%—4-7o O 3 )
in welcher blos die Variable h enthalten ist, die daher auch aus ihr
gefunden werden kann. Eine direete Auflösung der Gleichung (H)
Über Pendel mit Quecksilber-Compensation.
351
dürfte inzwischen ziemlich umständlich werden, auf indirectem Wege
hietet die Auffindung des Werthes von li keine Schwierigkeiten dar.
Nehmen wir zu diesem Ende an, es sei x ein genäherter Werth von
h und x-\-dx der wahre. Setzen wir dann die mit dem Werthe von
li—x
berechneten Ausdrücke
b 0 + V b~ a — 4 c 0 = A
ßo ± V ß*0 — 4'/o == B
und überdies
so erhalten wir sofort
dA — dB
dh
dx —
(B-Ä)
M
(14)
Ist der für dx gefundene Werth gross, so werden die Aus
drücke
Ä + (Ti) ix = Ä '
einander nicht gleich sein. Man erhält aber sofort eine fernere Cor-
rection von dx durch den Ausdruck
und es ist dann
h = x + dx -f- dx'. (15)
Ist dx nicht allzugross, so wird man für M, in dieser zweiten
Rechnung, den aus der ersten Rechnung resultirenden Werth behal
ten können.
Um das Gesagte an einem Beispiele zu erläutern, nehme ich an,
es sei bei einem Pendel
p = 030.
Soll die Uhr nahezu nach Sternzeit gehen, so wird
L = 450'"0 Wiener Klafter
zu nehmen sein. Ferner ist
jul = 0-0000144
n = 0-0002252.
31)2 B ö h m.
Als genäherten Werth von h nehme ich /t=73”0 an. Damit finde ich
A = 1014-90
B = 1007-99
= 1337 h
[—) = 0-889,
\dh)
mithin auch
dx = —0-478.
Mit diesem Werthe von dx erhält man ferner
Ä = 1008-42
B' = 1007-S7,
daher auch
dx' = — 0-039.
Hieraus ergibt sich der vollständige Werth von h
h = 72-46. (16)
Mit diesem Werthe findet man
A' = 1007-6
B' = 1007-5,
was der Rechnung zur Controle dient.
Da aber
A = B = 21
ist, so erhält man gleichzeitig unmittelbar
l = 503-8 W. M. (17)
Berechnet man mit den für h und l gefundenen Werthen die Ände
rungen dK, dK', dS und dS', so erhält man
dK+ dK = 0-0824
(dS + dS')L = 0-0827,
wodurch die ßedingungsgleichung (7), da nur mit östelligen Loga
rithmen gerechnet wurde, — hinreichend genau erfüllt wird.
Hätten wir die Rechnung mit der Annahme
p = 00
die gewöhnlich gemacht zu werden pflegt, durchgeführt, so würden
wir sehr nahe
h - 64-8
l = 481-6
(18)
Über Pendel mit Quecksilber-Compensation.
353
erhalten haben; was mit der eingangs besprochenen gewöhnlichen
Anschauungsweise übereinkömmt. Wir sehen hieraus aber ganz klar,
in welchem Grade die Vernachlässigung des Gewichtes der Stange
störend auf das gesuchte Resultat einwirken kann, indem ihr allein
die Differenz der beiden für h gefundenen Werthe (16) und (18),
die
VI
beträgt, zur Last fällt. Eine solche Differenz wird aber keines
wegs durch kleine Quecksilbermengen ausgeglichen; dazu wird
bei den gewöhnlichen Dimensionen solcher Pendel, etwa ein ganzes
Pfund Quecksilber erfordert, das in der That nicht einige, son
dern einige tausende Tropfen beträgt.
II.
Die eben geschlossenen Betrachtungen werden, wo es sich um
Construction eines Quecksilber Pendels handelt, sichere Anhalts
punkte zur Bestimmung der geeigneten Dimensionen gewähren. Ein
darnach eingerichtetes Pendel wird bezüglich der Compensation nur
wenig zu wünschen übrig lassen. Anders wird sich die Sache aber
mit einem bereits fertigen Pendel verhalten unter der Annahme, dass
es nicht vollständig compensirt sei. Hier wird die Frage entstehen,
wie der mangelhaften Compensation nachzuhelfen sei. Dass dies am
einfachsten durch Regulirung der Quecksilbermenge geschehen wird,
ist für sich selbst klar, und es wird sich nur darum handeln die dazu
benöthigte Quecksilber-Quantität durch Rechnung zu bestimmen , so
wie auch die Wirkung zu untersuchen, die dies auf den Gang der
Uhr ausüben werde.
Nehmen wir an, es seien für ein bestimmtes Pendel die Grössen
U h und p gegeben, und N sei die Anzahl der Schwingungen, die
das Pendel in einem mittleren Tage macht.
Da bekanntlich überhaupt, wenn g die Schwere, t die Dauer
einer Schwingung, L die Länge des mathematischen Pendels aus
drückt,
ist, so ist auch
Sitzl). d. mathem.-natunv. CI. XXVI. Bd. I. Ilft.
23
3S4
und zugleich
Böhm.
dL = ^ . dN
N
oder (19)
N
dN — — — . dL.
u Lj
Hier drückt dN die Änderung des täglichen Ganges der Uhr,
und insbesondere + dN die Zunahme der täglichen Acceleration aus.
Die Unterscheidung zwischen Acceleration und Retardation ist
in der Praxis sehr umbequem und störend; bequemer ist es sich der
sogenannten Correction der Uhr und ihrer täglichen Änderung (?)
zu bedienen. Nehmen wir die Correction der Uhr immer so, dass sie
mit ihrem Zeichen zur Uhrzeit addirt die richtige Zeit gibt, und
bezeichnen wir die Änderung derselben durch dt;, so ist offenbar
daher auch
dL = 2 — . di
N
d£= ■ dL.
(20)
Setzen wir nun voraus, dass (für 1 Grad Temperatur-Zu
nahme) durch Beobachtungen genau bekannt sei, so ist durch Gl. (20)
so fort auch die factische Änderung von L gegeben, die zur Erzie
lung der vollständigen Compensation auf 0 gebracht werden muss.
Unter diesen Verhältnissen wird die Gleichung (6)
n L dK+dK' (rfS + rfS')
2 — d c = — . /y.
N s S+S 1 OS + S')
Sind nun S 0 , K ü , . . . dS 0 , dK 0 , ... die Änderungen der
GrössenN, K, . . . dS, dK, . . . , die dadurch entstehen, dass l und
h in l-\-dl und in A-f- dh übergehen, so erhalten wir die Bedin
gungsgleichung
dK 0 + dK 0 ‘
(5 + ST)
Setzt man der leichteren Übersicht wegen
( 7s + + d sT + (21)
4 (i + 4 ) l ~ (i + 4 ) L \ v— h c^+ w ) = u ( s + s ')
(j h + y ~~ l ) n ~ l v- = w ( Ä + s '}
Über Pendel mit Quecksilber-Compensation.
355
und
24-•<*£ = c,
N
so geht die Gl. (21) über in
udl -[- wdh -f- C = 0. (22)
Da nun aber durch die Änderungen von h und l der Gang der
Uhr, d. h. L nicht geändert werden soll, so erhalten wir aus (5) die
zweite Bedingungsgleichung
(K 0 + Ko) - (S 0 + So') • L = 0; (23)
oder wenn
(2 A L \
iT + T-O-"'
gesetzt wird,
11 dl -f- w'dh — 0. (24)
Die Bedingungsgleichungen (22) und (24) geben unmittelbar
dh = —
dl = —
(wu' — w'u)
10'
(25)
10 U 10 U
. C-,
wodurch die Aufgabe gelöst ist.
Um auch diesen Fall durch ein Zahlen-Beispiel zu beleuchten,
nehmen wir an es seien bei einem Pendel, für welches
p = 0-30
L = 450-00
sein soll,
h = 74-00
l =4 504-40
gemacht worden. Dabei sei durch Beobachtungen gefunden worden,
dass dieses Pendel für jeden Grad der Temperatur-Zunahme täg
lich um 0-0152 Schläge accelerire, so dass
— 0-0152
wird, wie dies in der Wirklichkeit nahezu der Fall sein würde.
Unter diesen Annahmen finden wir
u = 0-00001248
w = — 0-00008831
23
356
Böhm.
£= — 0-0001598,
v! = 518-2
w' = —230-1;
daher auch aus Gl. (25)
dh = —1-9
dl = —0-8.
(26)
Man wird also, um die Compensation zu vervollständigen, die
Quecksilberhöhe um 1”9 vermindern und gleichzeitig die Pendel
stange um 0"8 verkürzen müssen. Man erhält dann
h = 72-1
l = 503-6
was sehr nahe die früher (16) und (17), für ein unter ähnlichen
Verhältnissen stehendes Pendel, gefundenen Werthe sind.
Eine Quecksilbersäule von 1”9 Höhe entspricht, bei den gewöhn
lichen Dimensionen der Gefässe solcher Pendel, einer Quecksilber-
Menge von beiläufig
8-34 Wiener Loth,
Wenn man nun bedenkt dass diese keineswegs gar so unerhebliche
Quecksilber-Quantität in dem vorliegenden Falle, wo die Compen
sation bis auf die sehr kleine Grösse von
CP015
täglicher Änderung für 1 Tag und 1 Grad Temperatur-Änderung
schon hergestellt war — zur gänzlichen Regulirung der Compen
sation erfordert wird, so kann man sich leicht eine Vorstellung von
den Quecksilber-Massen machen, deren man benöthiget, um eine von
vorne herein weniger gelungene Compensation zu reguliren.
III.
Auf diese Weise wird es möglich die genaue Regulirung der
Compensation mit Sicherheit und in aller Kürze zu vollbringen.
Allein man darf dabei nicht vergessen, dass wir die einfachste Form
des Pendels zur Vorlage unserer Betrachtungen genommen, und von
den besonderen Formen der einzelnen Bestandtheile desselben gänz
lich abgesehen haben. Diese Formen mit ihren ungleich vertheilten
Massen werden zwar auf den Gang der Betrachtungen keinen Ein
fluss haben, aber sie werden gewisse Änderungen in den Momenten
mit sich bringen, die nicht vernachlässiget werden dürfen.
Über Pendel mit Quecksilber-Compensation.
357
Wollte man diese Formen in aller Schärfe berücksichtigen, so
würde die Rechnung dadurch ungemein verwickelt werden, wesshalb
es unerlässlich wird hierin, aber auch nur hierin, gewisse Verein
fachungen eintreten zu lassen. Diese werden mit Umsicht erwählt,
einen nur sehr untergeordneten Einfluss auf das Resultat ausühen ;
einen grösseren wird die nicht genaue Kenntniss der Ausdehrmngs-
Coefficienten nach sich ziehen.
Man hat in der Regel kein Mittel die factisehen Werthe dieser
Coefficienten in vorhinein kennen zu lernen, dies gilt insbesondere
von den Ausdehnungs-Coefficienten des Quecksilbers. Die Versuche
die man darüber gemacht hat, beziehen sich alle auf luftleeres
Quecksilber, während jenes in den Pendeln sieh keinesweges in
diesem Zustande befindet.
Alle diese Ursachen zusammengenommen werden als die Ur
sache zu betrachten sein von den Differenzen, die sich, in einem
vorliegenden Falle, zwischen der Rechnung und der Beobachtung
ergeben, und es wird nicht uninteressant sein dies an einem that-
sächlich vorliegenden Pendel zu erproben. Als solches erwähle ich
jenes von der Uhr „Kossek Nr. II,“ und zwar desshalb, weil mir
dieses Pendel, ehevor die Uhr im Gange
war, zur Hand kam, wodurch es mir möglich
wurde die meisten seiner Bestandtheile
abzumessen und abzuwägen, so dass ich
dessen Dimensionen als nahe genug bekannt
ansehen darf; die Einrichtung dieses Pen
dels weicht von der gewöhnlichen Einrich
tung solcher Pendel, wie man sie vorzüglich
hei englischen Uhren trifft, nicht ab, und
sind auch die Dimensionen der wichtigsten
Bestandtheile den hei bereits bestehenden
guten Pendeln entnommen. Des leichteren
Verständnisses wegen ist es hier in seinen
allgemeinen Umrissen abgebildet.
Es bezeichnet w den Aufhängepunkt
des Pendels; wo ist, mit Ausnahme der sehr
kurzen Feder an welcher das Pendel hängt,
eine runde Stahlstange, mit welcher der
Bügel aß77 in Verbindung steht. Diese
358
ß ö h in.
Stange gebt bei o durch das massive Messingstück aß, und wird
durch die Schraubenmutter n verkürzt oder verlängert. Das benannte
Messingstück aß ist von wenig bestimmbarer Form und steht mit
der cylindrischenMessing-Fassung 7c, durch Hilfe der zwei schwa
chen Stahlstangen ec 7 und ß$, in fester Verbindung.
Die Fassung 70 ist etwa eine Linie tief ausgedreht, um dem
cylindrischen Glase einen sicherem Stand zu gewähren, und
das Glasgefäss wird durch eine analoge Fassung ii geschlossen. Im
Gefässe selbst ist das Quecksilber durch Punktirung angedeutet.
Bei diesen Form-Verschiedenheiten werden die Momente der
einzelnen Bestandtheile separat berechnet werden müssen, wodurch
die Sache ziemlich verwickelt und beschwerlich wird.
Beziehen wir alles auf die Aufhängungsaxe des Pendels, die wir
zur Axe der Z, ihre Mitte als Anfangspunkt der Coordinaten betrach
ten ; nehmen wir ferner die durch die Mitte der Stange wo gehenden
Grade als Axe der x, eine darauf senkrechte als Axe der y an, so ist,
wenn y das Gewicht eines Massen - Theilchens dessen Lage durch
x, y, z gegeben ist, bezeichnet, das statische Moment dieses
Elementes
= f.X.
Das Moment der Trägheit aber («)
= y>(o? a -f-y 2 ) dx.dy .dz.
Während nun für den ganzen Körpertheil, dem dieses Element
angehört, das statische Moment durch
<p2(.r) oder bequemer durch <p\x\ (A)
ausgedrückt werden kann, wo der Kürze wegen
[0?] statt x -}- x' -f- x" -J- . . .
geschrieben wurde, erhalten wir für das Moment der Trägheit
den Ausdruck
<p fff(x 2 + y 2 ) dx dy dz, (e)
wo die Integrationen innerhalb der Grenzen der Ausdehnung des Kör-
pertheiles zu erstrecken sind. Wenden wir diese allgemeinen For
meln auf die einzelnen Bestandtheile unseres Pendels an, so erhalten
wir die folgenden besonderen Resultate.
Über Pendel mit Queeksilber-Compensation.
359
1. Die Pendelstange wo. Die Länge derselben sei a, deren
halbe Breite b, die halbe Dicke c, und ihr Gewicht m. Es ist dann
offenbar ihr
a
statisches Moment s = m —
hi
1TI
Mom. der Trägheit k = y (ft 2 + 6 2 ).
Ich fand nun nahezu
m = 0-742 Pfund, b = 1-60,
daher wird auch
s = 0-371 -a
k = 0-2473 .« + 0-633.
2. Das Querstück des Bügels «oß. Dieser ßestandtheil
hat eine zur Berechnung sehr ungute Form. Man wird sich jedoch
von der Wahrheit nicht allzuviel entfernen, wenn man dieses Stück
in ein Parallelopiped von einer etwa 2”'0 grösseren Höhe als on ist,
verwandelt. Thut man dieses, so erhält man mit Rücksicht auf die
gemessenen Dimensionen: Die Höhe des Prisma = 24T), dessen
halbe Breite b = 20"0. Es wird dann nach (o) das statische
Moment
hl
und das Moment der Trägheit
( -i 2 i 2 )
K = m ja 2 + aty -f — + j | •
Da nun das Gewicht m — 0-6S1 Pfd. ist, so wird
s = 0-651 .a + 7-812
K = 0-651 « 2 + 15-624 a + 211-78.
3. Die Schraubenmutter k sammt Schraube kann als ein
Massen-Element angesehen werden, dessen Abstand vom Punkte w
= ci + o n ist. Setzen wie ok = so wird sofort
s = m (r< -f-
K = m (ft -j- ?) 3 .
Nun ist aber
m — 0-071 Pfund, £= 23-5
gefunden worden, demnach wird auch
360
Böhm.
s = 0 071 ,a + 1-668
K = 0 071 .a 2 + 3-337. a + 39-200.
4. Die ey lind rischen Fassungen ii und yd. Diese
Scheiben sind Cylinder von geringer Höhe und etwa bis über die halbe
Höhe ausgedreht. Ohne sich einer wesentlichen Ungenauigkeit aus
zusetzen, kann man den Schwerpunkt derselben nahezu in der Mitte
ihres massiven Theiles annehmen. Bezeichnen wir den Abstand die
ses Punktes von o durch £, so haben wir wieder
s = m (« -f- £').
Die Auffindung des Moments der Trägheit bedarf inzwischen
einer kleinen Erwägung. Betrachten wir das Integrale
f + 2/ 3 ) dx.cly .dz,
so sind, wenn wir durch r den Halbmesser der genannten Cylinder
bezeichnen, die Grössen y und * durch die Bedingung
2/ 3 —|- « 3 = v 2
verbunden. Die erste Integration muss desshalb innerhalb der
Grenzen
Z = + V r 2 — y*
ausgeführt werden. Geschieht dies und integrirt man dann von
y — — r bis y — + r, so wie von x — o bis x = u -f- £ -j- h,
wo h die Höhe des Cylinders, £ den Abstand seiner oberen Basis
vom Punkte o ausdrückt, so erhält man
!(« + £ + hy
E = <p K r 2
(« + ? + A) j »
oder wenn man bedenkt, dass
n r 3 li = m
das Gewicht des Cylinders ist, auch
K=m j(«+0 3 +(« + 0 + Y + Tj-
Da wir aber in dem vorliegenden Falle wegen der geringen
wirksamen Höhe dieser Cylinder li — o setzen, dagegen aber £ bis
zur Mitte der Scheibe ausdehnen dürfen, so erhalten wir für das Moment
der Trägheit ganz einfach
K=m j(fl + £') + jJ ;
Über Pendel mit Quecksilber-Coinpensation.
361
für den oberen Cylinder fand ich
m = 0-270 Pfund, £' = 38-9 r = 15-8,
für den unteren
m = 0-390 Pfund, £' = 130*0 r = 15-8.
Daher wird für die obere Scheibe
« = 0-270.« + 10-30
K = 0-270. «^ + 21 -006.« + 423-42,
für die untere:
s = 0-390.« + 30-70
K = 0-390.«= + 101-400.« + 3784-08.
3. Die zwei Seitenstangen des Bügels a. y und ß d.
Ist m das Gewicht beider, X ihre innere Länge und £ die Höhe
OTT, so ist
.9 = rn (« + £ + --) •
Das Moment der Trägheit erhält man aus dem Ausdrucke (c),
wenn man ihn innerhalb der Grenzen
«= + c, «/=+(& + «) und von / ==«-(-£ bis x=«+£+X
integrirt. Hier bezeichnet n die Breite der Stangen und li den Ab
stand ihrer inneren Seite von der Axe der X. Führt man die ange
deuteten Operationen aus, so erhält man, wenn der Kürze wegen
2£ + X = A
^ + tt+j + t>*+ b -^ + j = B
gesetzt wird,
K — m {«= + A a + B\.
Da nun bei unserem Pendel
m = 0-273 Pfund, £ = 22-0 X = 104-0
b = 18-0 und 11 = 1-8
ist, so wird
s = 0-273-« + 20-20
K = 0-273.«=+ 148-00.«+ 6733-3.
6. Der Boden des Glasgefässes wird nach (Nr. 4) zu
behandeln sein. Da
m = 0-132 Pfund, £ = 127-3 r = 13’'0
362 ß 8 h m.
gefunden wurde, so erhält man
s = 0132.« + 16-83
K = 0-132. a* + 33.66.« + 2151-4.
7. Die cylindrische Glaswand. Ist li die Höhe des Cylin-
ders, « -f- £ der Abstand seiner oberen Basis von dem Punkte co,
m das Gewicht der Masse, so ist das statische Moment
s = m (« + £ + ~);
für das Moment der Trägheit eines Cylinders ähnlicher Dimensionen
erhielten wir früher (Nr. 4)
K = n <f r*h | (« + £) 3 + 0 + 0 A + + jj •
Differentiiren wir diesen Ausdruck in Beziehung auf r, so erhalten
wir offenbar das Mom. inertiae der Wandung. Bedenken wir dabei
dass
2 ’<j ~ r k clr — m
das Gewicht der Glaswandung ist, so erhalten wir für das Moment
der Trägheit den Ausdruck
K = m j(« + £) 3 + O + 0 A + y + yj •
In unserem Falle ist aber
m = 0-813 Pfund, li — 90' ! '8
£ = 38-9 r = 13-0
daher auch
3 = 0-813.« + 68-54
I{ = 0-813. « a -f 137-08.« + 6405-0.
8. Das Quecksilber. Das statische Moment dieser Masse
ist durch
s — Q + £ + y) ’
das Moment der Trägheit durch
K = Q j(«-H) a + 0 + £) A +y -+—
gegeben.
Die Höhe des Quecksilbers ist durch/«, dessen Gewicht durch Q
ausgedrückt, und £ bezeichnet den Abstand der oberen Quecksilber
fläche vom Punkte o. Nun ist aber £ selbst wiederum von li abhängig
3
Über Pendel mit Quecksilber-Compensation.
363
und es ist, wenn 6 den Abstand der inneren Bodenfläche des Glas
gelasses vom Punkte o ausdrückt
£ = 0 — h.
Führen wir die Werthe in die oberen Ausdrücke ein, so wird
h-
~2.
und
= (« + 9 — Q
K = Q « 2 + (2 0 — li) a — 0 h + 0 3 +
A 2
+ Tf 5
für unser Pendel ist sehr nahe
0 = 10-557 Pfund 0 = 125'1
r = 13-0 h = 77-7,
daher auch
s = 10-537.« -f 910-54 =
K= 10-557. «2+ 1821-18.«+ 84290-0
oder auch wenn wir Q und h besonders auszeichnen, was dieBerech-
nung der Änderungen der Momente erleichtert:
« = Q j« + 125-1 — |
/i 2 )
126-1.A + — + 15692-0 .
9. Bringt man die Momente der angeführten Bestandtheile in
eine Summe, so erhält man das statische Moment, sowie auch das
Trägheits-Moment desganzenParallels.In diesen Ausdrücken erscheint
ioo = « noch unbestimmt und zwar desshalb, weil ich keine Mittel
hatte, diese Länge mit annähernder Genauigkeit zu messen. Sie lässt
sieh übrigens aus dem beobachteten Gange der Uhr den bestehen
den Verhältnissen angemessen bestimmen. Denn da der beobachtete
tägliche Gang der Uhr der Länge eines mathem. Pendels von 450”3
W. M. entsprach, so hat man nach I Gl. (5) die Bedingungsgleichung
a 2 -)- 162-16.a + 7347-ä
K= Q ]«*+ (250-2 — h) a
1-0093.« + 81-081
= 450-3,
woraus man sofort
findet.
a = 370-49
10. Um nun den Grad der Vollkommenheit der Compensation
beurtheilen zu können, werden die Änderungen die die Momente
364
B ö h m.
des Pendels in Folge der Änderungen der Temperatur erfahren,
entwickelt werden müssen. Bezeichnet man durch S° und K° das
statische und das Trägheits-Moment des ganzen Pendels und durch
fdS<>s ( dK °\
W*") ’ \dt)
die Änderungen derselben für einen Grad der Temperatur-Änderung,
so ist, wenn man
0-000041683 = <x 0-0001126 = ß
0-00001440 = p. 0-0016041 = 7
0-0017553 = o'-
setzt,
fdS\
(-77) = ( Ä + P-Ö)a — ßQ-h + SQ + y- (2T)
Ebenso ist, wenn
0-00008200 = «o 0-007042 = 7» 0-00015013 = e«
0-011714 = ß<> 0-0002396 =6« 0-5430 = *«
0-029291 = X» und 0-8609 = p.«
gesetzt wird,
(dK\
(77) = (a ° + a2 + + o° - °' 0/ o Q\ • a
+ {s»Ä —X«} Qh (28)
+ (x° + p» Q).
Da wir nun früher
Q = 10-557
h= 77-7
a = 370-49
gefunden haben, so erhalten wir auch durch geeignete Substitution
dieser Zahlenwerthe
S» = 6098-8
(—) = — 0-000469
v dt )
und
br) - 7 ' 228;
welche Werthe in die Gleichung I (6) eingeführt, sofort
dL = + 0-00122
geben.
(29)
Über Pendel mit Quecksilber-Compensation.
365
Diese Verlängerung erfährt somit das Pendel für jeden Grad der
Temperatur-Zunahme, was, da die Uhr sehr nahe nach Sternzeit geht,
nach II. Gl. (20)
rf£= + 0-117 (30)
d. h. eine tägliche Retardation der Uhr von 0117 Secunden gibt.
Dieses Resultat stimmt mit der Beobachtung in der That besser
überein, als ich erwarten durfte. Die Beobachtung gibt nämlich, für
einen Grad der Temperatur-Zunahme eine tägliche Retardation von
0-103
Secunden, was von dem durch Rechnung gefundenen Wertlie nur um
0"014 abweicht.
11. Es wird sich nunmehr darum handeln, diejenige Quecksil
bermenge und diejenige Grösse zu berechnen, um welche Q und a
geändert werden müssen, um dieCompensation vollständig zu machen;
wobei überdies der Gang der Uhr unberührt bleiben soll. Zu diesem
Ende wird man die Ausdrücke (27) und (28), als auch die Momente
S und K in Beziehung auf a und h zu Differentiiren haben. Thut
man dies und setzt man
a + P Q = <P
([xa -f- d — 2ß h')~ = < p',
so wird das Differentiale von (27),
= fda -f- <?'dli (31)
und wenn man
2-971 + Q =
a + 12S-1 — (^-^) = <P</
setzt, ebenso das Differentiale des statischen Momentes
dS° = <p 0 da -j- <f 0 'dli. (32)
Setzt man ferner
{2(«° + 2[xQ)a + [j3° -f 7° — ^°A)Ö]}
{2ft 3 /z -j- (-yo — d°h)a -j- (s 0 h — X°) h -f- [x°j .j =
{2 e°/t — (X° + «*•)} . Q = <p"
so wird, erhält man für das Differentiale von (28) den Ausdruck:
366
Böhm.
ffl K°\
d (yy) — { pd' a + + &") dh ,
setzt man dagegen
2 a {Q + 2-8473} + {Q (250-2 - li) + 352-51} = <f>°
j[^ - (a + 125-161 J Q = P’ a
und
ja* + (250-2 — A)a+ jy — 125 16 \h + 15692-0 | .j = p\
so wird das Differentiale des Trägheits-Momentes
dK° = p 0 da + (p 0 ' = jJ 0 ") dh (34)
Führt man die Rechnung mit den gegebenen Werthen von a,
h... aus, so findet man für unseren vorliegenden Fall
<p = 0-00019370 )
<p' = — 0-00141407 )
jj = 0-17556 ]
</>'= — 0-11470 [
ijj" = _ 1-00010 )
ferner
y 0 = 13-528 )
To' = 56-781 )
p 0 = 12105-4 )
<p« = — 4685-9 [
$V' = 28413-0 J
12. Kehren wir nun zu unseren Gleichungen (5) und (6) zurück,
so kömmt es darauf an, die Werthe von da und dh so zu bestimmen,
dass die Änderung die das rechte Glied vom Gleichheitszeichen in
Gl. (5) erfährt = 0, und die Änderung die das gleichnamige Glied
in Gl. (6) erfährt, gleich dem von uns berechneten Werthe von
— dL (29) werde. Nimmt man auf dieseBedingungen Rücksicht und
führt man die nöthigen Substitutionen durch, so führt dies, wenn
überdies
<p — t L — u
(<P’ + jj") — (p‘ L — w
S°dL = C,
Über Pendel mit Quecksilber-Compensation.
367
u da -|- w dh -f- C = o
v! da -f- iv' dh — o.
(38)
Aus diesen ergibt sich unmittelbar
(36)
und endlich ist
dQ = ®-.dh.
Il
Führt man die Rechnung vollständig durch, so findet man für
das in Rede stehende Pendel
dh = 16-498
(37)
da = 5-051
dQ = 2-242 Pfund.
13. Bei der ziemlichen Umständlichkeit der Rechnung wird es
wünschenswerth, das erhaltene Resultat einer Prüfung zu unterwerfen.
Auch sind die erhaltenen Werthe von dh und da keineswegs so klein,
wie sie in den zu Grunde gelegten Betrachtungen nothwendig vor
ausgesetzt werden mussten, und es wird auch schon desshalb wün
schenswerth, die Rechnung mit den neuen, mit den verbesserten
Werthen so weit nöthig zu wiederholen, was eben nicht sehr beschwer
lich wird. Die verbesserten Werthe von h, a, Q, die wir von den
ursprünglichen Werthen durch Striche ober den Buchstaben unter
scheiden wollen, sind
h' = 94-198
a' = 375-54
0 = 12-799 Pfund.
Mit diesen Werthen erhalten wir für die Momente des ganzen Pendels
die Grössen
£<>= 7096-82
^0 = 3193410-3,
368
daher auch
Böhm.
L = 449”94
was, von der ursprünglichen Länge 450"'3 nur um 0"36 abweicht
und, da alles nur mit Sstelligen Logaritlimen gerechnet wurde, als
eine ganz nahe Übereinstimmung angesehen werden darf.
Ferner erhält man
fi s o
— 0-02681
dt
dK°
dl
= — 13-393,
mithin auch nach I. Gleichung (6)
dL = — 0-000187
d£ = — 0 0180;
wodurch die Compensation bedeutend verbessert erscheint.
Berechnet man mit diesen verbesserten Werthen A',a neuerdings
die an dieselben anzubringenden Correctionen, so findet man , den
letzt entwickelten Ausdrücken folgend:
dh' = — 2-190
da' — — 0-750 (38)
dQ = — 0-297 Pfund.
Addiren wir diese Verbesserungen zu den früher gefundenen 111.(37)
Werthen, so erhalten wir als Endresultat für die vorzunehmenden
Änderungen
dh!' = 14-308
da" = 5 031 (39)
dQ"= 1-944
womit die Rechnung abgeschlossen erscheint.
Um alles zu controliren, kann man die Rechnung, so weit nöthig,
mit den zwei verbesserten Werthen, nämlich mit
h" = 92-008
a" = 374-49
Q" = 12-302
durchführen. Timt man dies, so findet man
S° = 6964-3 K» = 3133792-3
und
L = 449-98
wie früher. Eben so erhält man ferner
d S°
d t
= —0-022879 und
dK°
d t
= —10-310
Über Pendel mit Quecksilber-Compensation,
369
mithin
und
dL = — 0"’000002J
= —0-000202.
Oie Compensation erscheint also durch diese neuen Werthe bis
auf zwei Zehn tausendstel einer Secunde hergestellt, was wohl
für alle Fülle ausreicht.
Die hier gefundenen Correctionen der Queeksilberinenge und
der Länge der Pendelstange, sind der Rechnungen so vollkommen
als thunlich angepasst. Inzwischen stimmt, wie wir gesehen haben
(III. 30), die Rechnung mit der Reohaehtung nicht vollkommen über
ein. Da wir aber durch die Rechnung einen sicheren Massstab für
das Verhältniss zwischen der Grösse dieser Correctionen und den
Variationen des Ganges der Uhr erhalten haben, so wird es nicht
schwer werden, diese Verbesserungen so zu modificiren, dass
dadurch den Ergebnissen der Reobachtung vollständige Rücksicht
getragen werde.
In unserem Falle erhielten wir aus der Beobachtung
dZ = 0-103,
während die Rechnung
di = 0117
gab. Da nun die Correctionen dh, da auf Grund des letzteren Wer-
thes berechnet sind, so werden wir sie in dem Verhältnisse von
103:117 zu vermindern haben, um der factischen Unvollständigkeit
der Compensation des Pendels abzuhelfen.
Man wird also, um die Compensation des genannten Pendels so
viel möglich vollständig herzustellen, die Höhe der Quecksilbersäule um
12-SS3 Wiener Mass
vergrössern oder was dasselbe ist (40)
1’706 Pfund
Quecksilber zugiessen , gleichzeitig aber auch, durch Hilfe der
Schraubenmutter n die Pendelstange um
3'773
verlängern müssen.
Auf diesem oder einem ähnlichen Wege wird man, wie ich
glaube, die Regulirung der Compensation mit Sicherheit bewerk
stelligen können, und wenn auch die Durchführung derselben nicht
ganz gering ist, so wird die darauf verwendete Mühe doch durch die
SiUb. (1. mathem.-nafunv. CI. XXVI. Bd. I. Mit. 24
370
Böhm. Über Pendel mit Quecksilber-Compensation.
kurze Zeit, in welcher man mit diesem Geschäfte fertig wird und die
Beruhigung die darin liegt, dass man sich jedes Schrittes, den man
tliut, vollkommen bewusst ist, mehr als hinreichend entschädiget. In
der Praxis endlich wird man noch eine untrügliche Prüfung des Gan
zen schnell dadurch erhalten, dass man den täglichen Gang der Öhr
nach vollbrachter Zugabe oder Wegnahme der berechneten Queck
silber-Menge und nach vollzogener Verlängerung oder Verkürzung
der Pendelstange, mit dem ursprünglichen Gange der Uhr vergleicht.
Findet man in beiden Fällen, für diesen täglichen Gang der Uhr, die
selben oder sehr nahe dieselben Werthe, so darf man mit allein
Rechte annehmen, dass alles in bester Ordnung sei.
So unzweifelhaft die Sache auch an sich ist, so haben mich
doch die grossen Werthe der nöthigen Correctionen überrascht, und
cs war mir sehr daran gelegen mich, bei den Erfüllungen anderer
Ratlics zu erholen. Es war mir daher sehr erwünscht inBode’s Jahr
buch auf das Jahr 1810, die Beschreibung eines Mercurial-Pendels
von Thomas Blaekcr aus London zu finden. Die Dimensionen dieses
Pendels stimmen mit jenen des unseren so nahe überein, als dies bei
Copien die durch mehrere Hände gegangen sind, nur immer der Fall
ist. „Falls dieses Pendel“, so heisst es dort pag. 223, „in 30 Grad
„Fahrenheit sehr richtig geht, aber in 90 Grad eine Secunde in
„24 Stunden verliert, so müssen 20 Loth Quecksilber mehr in das
„Glas gethan werden, und so umgekehrt. Es folgt also daraus,
„dass das Zuthun oder Wegnehmen von 2 Loth Quecksilber dieses
„Pendel auf y 10 einer Secunde in 24 Stunden compensirt, wenn es
„entweder zu langsam oder zu geschwind in verschiedenen Tempera-
„turen vibrirt.“
Nun diese Folgerung (Bode’s) ist nicht präcis, jene 20 Loth
beziehen sich auf die Temperatur-Differenz von 60 Grad Fahrenheit
oder 26-7 Reaumur. Wenn der Gang der Uhr bei einer Temperatur-
Änderung von einem Grad Reaumur um 1 Zoll variirt, so wird
26-7mal mehr Quecksilber zur Herstellung der Compensation verwen
det werden müssen, was für eine Variation des Ganges die Uhr von
0" 103
für 1 Grad R., wie dies hier der Fall ist, ein Quecksilber-Quantum von
1-72 Pfund
ausmacht, was überaus gut mit demResultate näherer Rechnung (40)
übereinstimmt.
Hyrtl. Anatomische Untersuchnng des Clarotes Heuglini.
371
V « r t r ii g e.
Anatomische Untersuchung des Clarotes Heuglini,
Von dem vv. M. Prof. J. Dyrtl.
(Auszug - aus einer für die Denkschriften bestimmten Abhandlung.)
Die Untersuchung dieses neuen Geschlechtes wies keine Organe
nach, welche den Aufenthalt des Thieres ausser Wasser durch län
gere Zeit hindurch ermöglichen könnten. Clarotes besitzt weder lun
genähnliche Athmungssäcke wie Saccobranchus, noch accessorisehe
Respirationsorgane an den Kiemen, wie Heterotis und H'eterobranchus,
noch eine als Respirationswerkzeug verwendbare Lunge, wie Gym-
narchus. Seine Anatomie stimmt mit jener der Pimelodus und Synodus
in der Hauptsache derart überein, dass seine Stellung im Systeme
zwischen den beiden genannten Gattungen anzuweisen ist. Den
brasilischen Phractocephalus, dessen Verwandtschaft mit Clarotes
Professor Kn er berührt, habe ich nicht untersucht. Da nur ein ein
ziges Exemplar dieses Fisches von dem Entdecker desselben, Herrn
Consul Th. v. Heuglin in Chartum, dem Verfasser zukam, so wurde,
nachdem Herr Professor Kn er dasselbe in dem Julihefte der akade
mischen Sitzungsberichte, 18SS, beschrieb, und benannte, das
Skelet des Fisches mit Sorgfalt ausgearbeitet, und in vorliegender
Abhandlung mit Rücksicht auf die Osteologie der übrigen Siluroiden
geschildert. Auffallende oder bedeutungsvolle Verschiedenheiten kom
men an demselben nicht vor. Die erheblichsten sind noch:
1. Die Einlagerung knöcherner Strahlen in der zweiten Rücken
flosse (bisher nur bei Phractocephalus von Kn er beobachtet).
2. Die Synostose zweier Schwanzwirbel, deren nur Erd 1 bei
Polypterus, und Stannius bei Anna erwähnen. Letztere gab
mir Veranlassung, über dieses interessante Vorkommen in dem
reichen Materiale meiner Privatsammlung von Fischskeleten nähere
24*
372
Hyrtl. Anatomische Untersuchung' des Clarotes Heuylini.
Erhebungen zu pflegen, deren Ergebnisse in einer besonderen Schrift
nachträglich veröffentlicht werden sollen.
3. Verwachsung des Occipitale laterale mit dem Occipitale
basale.
4. Verschmelzung des Supraoccipitale mit dem Parietale.
5. Eine einseitige Natli an der Knickungsstelle des Stirn
beines.
6. Der hintere Zahnbogen des Oberkiefergerüstes wird durch
den Vomer, das Palatinum und Pterygoideum gebildet.
7. Zusammensetzung des Kiefersuspensoriums aus einem Epi-
uni Hypotympanicum mit Ausschluss eines Meso- und Praetym-
panicum.
8. Fehlen der Scapula.
Die meisten dieser Daten linden sich einzeln oder vereint bei
anderen Siluroiden.
In dem Baue der inneren Organe findet sich ebenfalls wenig
Abweichendes von der Anatomie der dem Clarotes formverwandten
Welse. Getrennte Kopf- und Bauchnieren, ein Diverticulum am
Ductus choledochus-, eine unsymmetrische, mehrzellige Schwimm
blase, kommen auch bei anderen Siluroiden vor.
Eine in natürlicher Grösse ausgeführte Abbildung des Kopfes
mit dem Schultergürtel, dem ersten Wirbel und der ersten Rücken
flosse, veranschaulicht das sonderbare, winkelig nach abwärts geknickte
Profd desselben, bei dessen erstem Anblicke man unwillkürlich an
eine consolidirte Fractur des Vorderkopfes denken würde, wenn
nicht die anatomische Untersuchung es als entschieden herausstellte,
dass diese Knickung etwas normales sei.
Um die Bedeutung der kurzen anatomischen Beschreibung eines
für die Familie der Siluroidei so werthvollen Fundes zu erhöhen, ist
der Abhandlung eine Tabelle beigegeben, welche die Zahlen der
Wirbel, der Flossen- und Kiemenstrahlen, so wie der Zungenbein-
copulae bei 31 Gattungen der Welse übersichtlich zusammenstellt.
Kner. Ichthyologische Beiträge.
373
Ich t h jj o I o (] i s c he Beil r ii (/ e.
II. ABTHEILUNG.
Von dem c. M. Prof. Rud. Rn er.
(Mit IX Tafeln.)
(Yorgelegt in der Sitzung vom 23. April 1857.)
Die hier folgenden Mittheilungen scliliessen sich jenen an, welche
im Juni- und Juli-Hefte der Sitzungs-Berichte der kais. Akad. der
Wissensch., Jahrg. 1855 , veröffentlicht wurden. Sie beziehen sich
gleichfalls auf die grosse Familie der Welse (Siluroiden) und um
fassen alle in meinen früheren Arbeiten bisher noch nicht bespro
chenen Gattungen dieser Familie, die jedoch fast ausschliesslich nur
aus Brasilien stammen. Ich beschränke mich diesmal nur aut
diese, da einerseits der Reichthum des kais. Museums an brasiliani
schen Siluroiden ansehnlich genug ist und es andererseits vor allem
geboten erscheint, die lange Jahre hindurch wie Lagerobst behan
delten Früchte des Sammelfleisses unsers verdienstvollen J. Natter er
endlich zu verwerthen. — Das ausgedehnte Stromgebiet des mäch
tigen Amazonenstromes mit seinen zahlreichen Nebenflüssen wurde
wohl nie noch mit grösserer Ausdauer, als von diesem Manne ausge
beutet und wie er zu sammeln, zu conserviren verstand, mag Jeder aus
den nachfolgenden Beobachtungen allein entnehmen, die sich über
Verhältnisse des inneren Baues an Fischen noch anstellen Hessen,
welche, in derGlut derTropensonne gesammelt und dann zumTheile
mehr als ein Vierteljahrhundert lang in Spiritus aufbewahrt lagen.—
Vergleicht man die ichthyologische Ausbeute, welch Rieh. Schom-
burgk, unbezweifelt einer der eifrigsten Forscher, in den nachbar
lichen Flussgebieten desOrinoco und Essequibo machte, so erscheint
selbst diese noch im Vergleiche zu jener Natter er’s gering und dies
um so mehr, als sich bei genauer Vergleichung herausstellt, dass in
allen diesen genannten Strömen eine grosse Übereinstimmung
bezüglich der vorlindlichen Gattungen und Arten herrschen muss.
In neuester Zeit scheint allerdings Wa 11 ace auf seiner Reise am
374
K n e r.
Amazonenstrome und dem Rio negro den Fischen besondere Auf
merksamkeit gewidmet zu haben, wie sich aus seiner Angabe, er
habe blos im Rio negro allein 34 Arten von Siluroiden gesammelt,
entnehmen lässt; doch blieb mir leider bisher unbekannt, ob die
wissenschaftlichen Resultate seiner Reise bereits in einem grösseren
Werke niedergelegt sind >).
Bevor ich mich zu den hier in Betracht kommenden Gattungen
wende, glaube ich noch einige Bemerkungen vorausschicken zu
müssen. Was zunächst die Reihenfolge derselben betrifft, so erkläre
ich, dass sie durchaus nicht als eine natürli cheGruppirung gelten
soll. Allerdings erscheint mir die Gliederung der Siluroiden-Familie,
wie sie in der grossen Histoiredespoissons enthalten ist, in manchen
Punkten nicht natürlich, doch halte ich mich nicht für berechtigt,
eine andere Gruppirung vorzuschlagen, so lange ich nicht die ganze
Familie einem gleichmässigen Studium unterworfen habe; da mir
aber hiezu tlieils noch Zeit, theils noch hinreichendes Material
(namentlich an indischen und afrikanischen Siluroiden) mangelte, so
bezwecke ich vorläufig auch nur, die nähere Kenntniss dieser inter
essanten Familie überhaupt zu fördern.
Demzufolge befassen sich die folgenden Blätter vorzüglich mit
Beschreibungen von Gattungen und Arten, die ich in keinem mir
bekannten Werke enthalten finde, ferner mit Ergänzungen, die zur
vollständigeren Kenntniss bereits bekannter, aber meist zu flüchtig
untersuchter Arten dienen. Ich gebe hiebei gerne zu, dass vielleicht
manche meiner „neuen“ Arten anderen Ichthyologen als ihnen bereits
bekannte erscheinen mögen und werde über derartige Nachweise
nicht nur nicht betrübt, sondern vielmehr erfreut sein, indem ich
dadurch dem Systeme ein Paar unnöthiger Species erspart sehen
werde und sicher Niemand weiter davon entfernt ist, artenwüthig zu
sein, als ich. Es ist aber einem Systematiker oft schwer und geradezu
unmöglich, die Grenzlinien zwischen Arten zu finden, die nur durch
immer wiederkehrende „etwas mehr, vielleicht etwas weniger“ und der
gleichen angedeutet erscheinen oder Arten nach Diagnosen zu bestim
men, in welchen Eigenschaften als Merkmale angegeben werden,
*) Die Proceed. of zool. Soc. 1883, p. 70, enthalten nur eine kurze Anzeige und dessen
Narrative of travels on the Amazon and Hin negro , Land. 1883, gibt auch nicht die
erwünschten Auskünfte.
Ichthyologische Beitrüge.
375
deren Veränderlichkeit ihm aus Erfahrung bekannt ist und dies um
so mehr, wenn nebstbei keine Abbildungen vorliegen. — Ich beab
sichtige durch diese Bemerkungen weniger, mich im Voraus bezüg
lich etwaiger Verstösse zu verwahren, als vielmehr dem lebhaft ge
fühlten Wunsche einen Ausdruck zu verleihen, dass Publicationen
neuer Gattungen oder Arten immer seltener mögen in solcher Weise
geschehen, die es Andern unmöglich macht, ohne Autopsie sieh eine
ausreichende Vorstellung des Objectes zu verschaffen *).
gatt. PHRACTOCEPHALUS Val.
Ich erwähne diese Gattung zuerst, da sie an die von mir im
citirten Juli-Hefte beschriebene neue Gattung Clarotes (oder Gonoce-
plialus) sich zunächst anreiht und auch mit den folgenden Gattungen
(Bagrus, Arius, Pimelodus) die meiste Verwandtschaft zeigt. Sie steht
durch das Vorhandensein einer zweiten strahligen Rücken-, statt einer
Fettflosse nebst Clarotes vor allen Siluroiden ausgezeichnet da,
unterscheidet sich aber von jener leicht durch die Kopfform und den
Mangel von Nasalbarteln. Die nähere Beschreibung der einzigen
bekannten Art Phract. liemiliopterus übergehe ich, da die in der
Histoire des poissons enthaltene zu den ausführlicheren dieses um
fassenden Werkes gehört und das kais. Museum nur ausgestopfte
Exemplare derselben besitzt, von denen aber die grössten bis vier
Fuss lang sind. Natter er belegte sie mit dem Namen Silurus Pira-
rara und bezeiclmete sie theils als Männchen, theils als Weibchen;
äussere Geschlechtsunterschiede lassen sich zwischen ihnen jedoch
in keiner Weise wahrnehmen.
gatt. BAGRUS Val.
Während Val e ncien nes diese Gattung in mehrere zu trennen
I ür nüthig fand, räumen dagegen M ü 11er und T r o s c h e 1 (in den Hör.
ichthyol.) ihr als solcher einen grossem Umfang ein. Indem sie
l ) Bei einem so riesigen Unternehmen, wie das ist, welches Valenciennes sich zur
Aufgabe stellte, ist es allerdings unmöglich, jede Art gleich gründlich zu behandeln
und cs kann auch seinen Huhm nicht schmälern, wenn Ergänzungen und Berichtigun
gen m vielen Fällen möglich und nöthig erscheinen oder wenn Seufzer über die
Schwierigkeit, sich in seinem grossen Werke zurecht zu finden, laut werden, jedoch
bei Arbeiten von geringerem Umfange wird sicher jeder Systematiker obige/«« desi-
deria mit mir (heilen.
376
K n e r.
jedoch einerseits erklären, dass die verchiedenenGattungen Valen-
ciennes’ unmerklich in einander übergehen, stellen sie andererseits
dafür noch mehr sogenannte Untergattungen auf, als der berühmte
französische Ichthyolog unterschied. Was nun dadurch gewonnen
sein soll, vermag ich nicht wohl einzusehen, da mir überhaupt das
Verständniss des Begriffes von Untergattung, Unterart und der
gleichen fehlt und ich von derlei Untergöttern in unserm ohnehin
nicht sehr einheitlichen wissenschaftlichen Olymp kein rechtes Heil
erwarten kann. ■—Da ich mich selbst, wie erwähnt, mit Untersuchung
der in Ostindien^ heimischen Arten dieser Gattung (die dort beson
ders zahlreich vertreten scheint) noch nicht befasste, so beschränke
ich mich vorläufig hier darauf, den Charakter anzugeben, welcher
allen mir bekannten brasilianischen Siluroiden zukommt, die ich als
der Gattung Bagrus angehörig betrachte. Dieser Charakter lässt
sich in folgende Worte zusammenfassen: Kopf mehr oder min
der depress mit überhäutetem oder freiem Helme, Mund
endständig mit sechs (oder acht 1 ) Barteln, Binden von
Hechel- oder Sammtzähneu in Zwischen- und Unter
kiefer und ähnliche, einen zusammenhängendenBogen
bildende am Vom er und den Gaumenbeinen; Brust-und
Rückenflosse mit einem Stachel, eine Fettflosse der kurzen
Anale gegenüber; Haut nackt.
Von den diesen Charakter an sich tragenden Arten des kais.
Museums hebe ich zuerst die beiden folgenden hervor, die ich für
unbeschrieben halten muss, da das so ausgezeichnete Merkmal, wel
ches ihre Haut darbietet, andern Beobachtern sicher nicht entgangen
wäre, wenn sie Exemplare derselben vor sich gehabt hätten.
1. Art. B. reticulatus, m.
Helm überhäutet, Augen massig gross, Maxillarbarteln lang, der
Dorsalstachel nicht gezähnt und fadig verlängert, Schwanz,
lang und dünn, Analbasis kürzer als jene der Fettflosse, die
ganze Haut von einem mehr oder minder feinmaschigen Netze
durchzogen.
1 ) Aus Südamerika ist bisher keine Art init 8 Bartfäden bekannt, diese gehören sämrnt-
lich der alten Welt, namentlich Ostindien an, und sie können somit hier nicht in
Anbetracht kommen.
Ichthyologische Beiträge.
Q rj r-r
O i (
Die Länge des Kopfes (bis zur Kiemenspalte) beträgt nahezu 1/4 des
Körpers, die Breite ist (4 geringer als seine Länge, öbertrifFt aber die
Höhe am Hinterhaupte bedeutend, der Kopf erscheint daher stark plattge
drückt und breit. Die Mundspalte nimmt die ganze Breite der im Um
fang halbkreisförmigen Schnauze ein und diese Breite kommt zwischen
den Mundwinkeln der halben Kopflänge gleich. Der Zwischenkiefer
ragt über den untern vor; beidesindmit breitenBinden hechelförmiger
Zähne besetzt und etwas feinere Zähnebilden eine bogenförmige Binde
an denGaumenbeinen und dem Vomerkörper, die beiderseits nach rück
wärts an Breite abnimmt. -— Die Maxillarbarteln reichen noch im
getrockneten Zustande über die Basis der Bauchflossen zurück, die
äussern und hintern Kehlbarteln bis an die Brustflossen, die vor
dem und innern sind nur halb so lang.—Das Auge steht dem Oper-
culum näher als dem Rande der Schnauze und nabe am Scheitel-
protile; es ist querlänglich und liegt fünf längere Durchmesser von
der Mitte des Intermaxillarrandes und 3% vom andern Auge entfernt.
Der unter ihm verlaufende Ast der Kopfcanäle ist dick und tritt stark vor.
Der völlig überhäutete Helm bildet zwischen den Augen eine weit
zurückreichende breite, spitz endende Fontanelle. Der Occipitalfortsatz
reicht nicht bis an das Stützschild der weit zurück befindlichen
Rückenflosse; der Deckel erscheint durch strahlig auslaufende Fur
chen rauh i).
D. 1/6, A. 12, V. 1/5, P. 1/9, C. 19.
Die Dorsale beginnt den zurückgelegten Spitzen der Brustflossen
gegenüber, ihre längsten weichen Strahlen erreichen an Länge die
Körperhöhe unter ihr; der vorne glatte und rückwärts nur nach oben
gezähnte Stachel endet in einen compressen, dem Blatte eines Gras
halmes ähnlichen Faden von einer eigenthümlichen Structur (die
später bei Galeichtkys näher angegeben wird). Der starke, fein längs
gefurchte Pectoralstachel ist am Innenrande der ganzen Länge nach
dicht bezahnt. Die Bauchflossen sind unter dem letzten Strahle der
Dorsale eingelenkt, und reichen mit ihren Spitzen etwas über
O Dies mag- vielleicht meinen verstorbenen FreundIIecke 1 veranlasst haben, in dieser
Art den Bagr. pemecus V a I. zu vermuthen , mindestens war sie bisher als solcher
• m kais. Museum benannt; vielleicht hatte er sogar Recht, wer darf sich aber des
Scharfsinnes rühmen , blos nach der Beschreibung wie sie Tom. XIV, pag. 456 von
ihm gibt, irgend einen Bagrus als pemecus erkennen zu wollen.
378
K n e r.
die Sexualmündung zurück. Die Anal- stellt der Fetlflosse gegen
über, ist höher als lang und ihre Basis kürzer als bei letzterer; die
Lappen der tief gabligen Caudale enden zugespitzt, der obere, etwas
längere kommt mit seinem längsten Endstrahle der Kopflänge fast
gleich. — Der ziemlich hoch über der Brustflosse befindliche Scapu-
larfortsatz ist überhäutet, kurz und endet mit einer Spitze. EinPoras
pectoralis fehlt; die Zahl der Kiemenstrahlen beträgt zwölf.
Ein schönes, meist aus Pentagonen bestehendes Netz überzieht
die Seiten des Kopfes, namentlich die Wangen und ein aus kleineren
Maschen zusammengesetztes auch den Oberkopf bis zur Schnauze.
Legt man die Helmschilder bloss, so zeigt sich ihre ganze Ober
fläche von Grübcheu und Rinnen durchzogen, in welche das Hautnetz
eingesenkt ist. Auch die ganze Haut des Rumpfes und Schwanzes
ist selbst an der Bauchseite mit einem ähnlichen Nelze geziert und
zwar am Vorderrumpfe über und unter der Seitenlinie mitgrösseren
Polygonalmaschen, weiter zurück nur unterhalb des Seitencanals,
über ihm aber mit einem äusserst feinen Netze bedeckt (Tafel 1,
Figur 1 zeigt ein Stück der Haut von dieser Gegend, und zwar in
natürlicher Grösse). Gegen den Schwanz nimmt die Haut fast kör
niges Ansehen an, indem das Netz gleichinässig fein erscheint, so
wie auch an der ganzen Bauchseite. Bios die Mitte des Rückens, eine
Strecke weit hinter der Dorsale, die Fettflosse und das Ende des
Schwanzes bleiben frei von diesen Netzgebilden und sind völlig glatt
häutig. Der ansehnlich weite Seitencanal bildet nur nach abwärts
Nebenröhrchen und an deren Abgangsstelle stets eine knotige An
schwellung. Am Schwanzstiele verdickt sich der Canal beträchtlich
und tritt förmlich als rundliche Leiste vor, die beiderseits eine Strecke
weit von dem hier sehr dichten Hautnetze bis zur Caudale einge
säumt wird.—-Dieses so eigentümliche Hautnetz stellt ohne Zweifel
die höchste Entwiklungsstufe der sogenannten Hautvenen V a 1 en-
ciennes’ vor, die bei so vielen Siluroiden an Kopf und Vorderrumpf
mehr oder minder ausgebildet Vorkommen, nirgends jedoch in sol
cher Ausdehnung wie bei dieser und der folgenden Art.Leider besitzt
das kais. Museum nur trockene, allerdings grosse Exemplare von bei
den Arten, die eine feinere Untersuchung des Hautgewebes nicht
zulassen. Dass nicht etwa die bedeutende Grösse oder der getrocknete
Zustand der Exemplare das Hervortreten dieses Hautnetzes veran
lassen, ergibt sich aus dem, weil noch grössere Exemplare anderer
Iohthyologische Beitrüge.
379
gleichfalls ausgestopfter Arten keine Spur einer ähnlichen Bildung
zeigen.
Die Färbung erscheint im trockenen Zustande gieichmässig
braun, am Oberkopfe dunkler, an Wangen und Vorderdeckel grosse
schwärzliche Wolkenflecke; alle Flossen ungefleckt.
Total länge des beschriebenen und von Natter er als Männ
chen bezeichneten Exemplares drei Fuss.
Fundorte: Salto Theotonio am Flusse Araguay, Forte do Rio
branco und Rio Madeira.
Triviale amen nach Natterer: Pirahiba, Piratinga.
2. Art. B. Goliath H e c k. in Manuscr.
Schnauze schmäler, Mundspalte enger, Maxillarharteln kürzer,
Augen kleiner, Stirnfontanelle schwächer, Dorsale niedriger
als hei der vorigen Art.
Mit letzterer stimmt sie übrigens bezüglich des Hautnetzes,
nackthäutigen Kopfes, überhäuteten Stützschildes der Dorsale, deren
Stachel gleichfalls nicht gezähnt und in eine halmähnliche Spitze
verlängert ist, ferner in Bildung der übrigen Flossen, Zahl der
Kiemenstrahlen (zwölf) und auch im Mangel eines Porus pectoralis
überein.
Die Kopflänge ist 3*/ 3 mal in der Körperlänge enthalten, seine
Breite zwischen den Deckeln beträgt a / 3 der Länge oder kommt
dem Abstande von der Schnauzenmitte bis zum Vordeckel gleich, die
Breite der Mundspalte erreicht fast halbe Kopflänge, die Höhe des
Kopfes am Hinterhaupte ist geringer als seine Breite daselbst; das
Profil steigt bis zur Dorsale flach an. Beide Kiefer sind gleich
lang. Die quere Zahnbinde am Vomer besteht aus Zähnen, die um
die Hälfte kleiner als jene des Zwischen- und Unterkiefers sind und
hängt jederseits mit der schmäleren Zahnbinde der Gaumenbeine
zusammen. Die Maxillarharteln reichen nur bis auf den Deckel
zurück, die hinteren Kehlbarteln aber bis an die Brustflossen, die
vorderen dagegen nicht bis an die hinteren. Die Augen stehen in
halber Kopflänge, sind länglich oval, fast ganz nach aufwärts
gerichtet und fünf Längsdurchmesser von einander und S*/ 3 vom
Schnauzenrande entfernt. Der abgerundet endende Occipitalfortsatz
des Helmes reicht lange nicht bis an das überhäutete Stützschild der
Rückenflosse.
380
K n e r.
D. 1/6, A. 11—12, V. 1/S u. s. w.
Die Dorsale ist niederer als bei B. reticulatus, ihre längsten
Strahlen, die halmähnliche Spitze nicht gerechnet, erreichen lange
nicht die Höhe des Körpers unter ihr; auch die Brustflossen sind
kürzer, ihr nach innen gesägter Stachel reicht nur bis unter den
Beginn der Dorsale zurück, unter deren Ende die Bauchflossen einge
lenkt sind. Die Basis der Fettflosse ist nur wenig länger als die der
gegenüberstehenden Anale. Der Schwanzstiel ist kürzerund die Cau-
dale schwächer entwickelt, da selbst der verlängerte obere Lappen
um */ 4 hinter der Kopflänge zurückhleiht. — Das die gesummte Haut
durchziehende Netz setzt sich hier sogar über die ganze Fettflosse
fort und lässt überhaupt nur die nächste Umgehung der Basis beider
Caudallappen frei. Die Färbung stimmt mit jener der vorigen Art
überein.
Das kais. Museum besitzt auch von dieser Art nur trockene
Exemplare aber bis zu 6 Fuss Länge, und zwar nach Natterer’s
Angabe Individuen beiderlei Geschlechtes; das hier beschriebene
als Männchen bezeichnete Exemplar misst 26 Zoll Totallänge.
Fundort: Salto Theotonio.
Trivial namen nach Natterer: Dourada, Pira rnoeii.
3. Art. B. punctulatns, m.
Helm überhäutet, alle 6 Barteln bandartig platt in einen Faden
auslaufend, die breiten Zahnbinden der Kiefern bis nach
ausse?i übergreifend'; Kopf, Rumpf und Schwanz bis gegen
die Unterseite ziemlich regelmässig mit rundlichen schwar
zen Flechen geziert.
Die Länge des Kopfes ist — */ 5 der Totallänge, die Breite zwi
schen den Deckeln — der Länge vom Schnauzenrande bis zum Vor
deckel , und die grösste Höbe vor der Dorsale nahezu der Kopflänge.
Der Umfang der Schnauze bis zu den Maxillarbarteln ist fast halb
kreisförmig, die Mundwinkel reichen bis unter den vordem Augen
rand, beide Kiefern sind gleich lang und die Zahnbinden derselben,
besonders in der Mitte sehr breit (volle 10 Linien); die des Zwi
schenkiefers ist confinuirlich, jene des Unterkiefers aber in der Mit
tellinie getheilt; in beiden, namentlich jedoch im letztem, greifen sie
derart nach aussen über, dass der Mundrand auch äusserlich bezalmt
lehthyologisclie Beiträge.
381
erscheint. Der Zahnbogen querüber am Vomer ist selbst rückwärts,
wo er am breitesten ist, fast um die Hälfte schmäler (6 Linien breit)
als die Binde des Zwischenkiefers und von dieser nur durch eine
schmaleFurche getrennt; die Gaumenbeine sind zahnlos. — Das Auge
steht mit seinem Vorderrande eben so weit vom Ende der Schnauze
wie vom Vordeckel ab (seine Mitte daher diesem näher), ist seitlich
fast senkrecht gestellt, längsoval und beiläufig 2 Diameter vomKiefer-
rande, 4 bis 4 1 / 3 vom andern Auge entfernt. — Die Maxillarbarteln
noch im eingetrockneten Zustande V 4 Zoll breit, reichen bis über die
halbe Länge der Brustflossen zurück, die äussern oder hintern lvehl-
barteln etwas weniger weit, die vordem, nur halb so langen stellen
zugleich die schmälsten Bänder vor; alle laufen in einen dünnen
Faden aus und sind an der Innenseite mit einem gegen die Basis
breiter werdenden Haulsaume besetzt. Beide Narinen sind rundlich,
die hintere liegt nahe dem Auge, die vordere und kleinere nahe dem
Schnauzenrande. — Die Helmschilder erscheinen durch die Haut
durchschimmernd grob, längs gefurcht, dessgleichen der bis an das
stumpf gekielte Stützschild der Dorsale reichende Occipitalfortsatz,
der fast bis zum Ende gleich breit bleibt und herzförmig eingeschnitten
endet; das gleichfalls überhäutete und gefurchte dorsale Stützschild
ist dreieckig und länger als breit. Der Deckel zeigt strahlig auslau
fende Furchen und Leisten, sein hinterer Rand ist eingebuchtet.
Kiemenstrahlen sind nur 8—9 zählbar.
D. 1/6, A. 4/12, V. 1/5, P. 1/9, C. 19.
Der säbelförmig gebogene Dorsalstachel erreicht trotz der bei
uns ern Exemplaren abgebrochenen Spitze noch die Körperhöhe und
zeigt ähnliche Structur wie bei der später zu beschreibenden Gattung
Galeichthys; der Rand dieser Flosse ist wie jener der Anale halb
mondförmig ausgeschweift; die Basis der beinahe dreieckigen Fett
flosse bleibt etwas kürzer als jene der Anale. Die relativ kleinen
Bauchflossen reichen nur wenig hinter die Aftergrube zurück, ihr
innerster Strahl ist kürzer, aber kräftig. Am stärksten sind die Brust
flossen entwickelt, ihr dicker Stachel, mit dem folgenden gelheilten
Strahle von gleicher Länge, reicht bis unter das Ende der Dorsale
zurück und ist am äussern Rande schwach, am innern aber gegen die
Spitze dicht gezähnt. Das dreieckige Scapularschild ist nur wenig
langer als hoch; ein Poms pectoralis fehlt. ■— DieCaudale ist gablig
eingeschnitten, der untere breitere Lappen abgerundet, der obere
382
K n e r.
zugespitzt und verlängert (obwohl an unsern Exemplaren verletzt und
kaum mehr als 2 / 3 der Kopflänge betragend).
Der Seitencanal sendet meist nach abwärts Nebenröhrcben,
seltener und mehr gegen den Schwanz zu auch aufwärts, das Netz, in
welches sie sich zertheilen, breitet sich daher mehr unterhalb der
Seitenlinie aus (blos stellenweise auch über ihr) , und lässt den
grössten Theil der Haut frei.
Die Färbung erscheint bis gegen die Unterseite gleichmässig
braun, an dieser aber weisslich; so weit die bräunliche Färbung reicht,
ist der ganze Fisch mit ziemlich gleich grossen und regulär ver
theilten rundlichen schwarzen Flecken geziert, die jedoch an sämmt-
lichen Flossen fehlen. Hiedurch allein schon zeichnet sich diese Art
von allen mir bekannten Dagrus-Arten aus.
Totallänge des grossem Exemplars über 3Fuss, des kleinern
2 Fuss; beide befinden sich im ausgestopften Zustande und sind als
Weibchen bezeichnet.
Fundorte: Forte do Principe am Rio Guapord und Rio
branco.
Trivialnamen nach Natterer: Mestifo, Caravatay.
4. Art. U. piramnta, m.
Helm frei, bis vor die Augen rauh gefurcht und gekörnt, so wie
der Occipitalfortsatz, das Stützschild der Dorsale und der
Scapulardorn, Maxillarbarteln bis unter die Fettflosse, die
hintern Kehlbarteln bis über die halbe Länge der Brust
flossen reichend, der obere Caudallappen in einen Faden
verlängert, Haut grösstentlieils glatt.
Da daskais. Museum von dieser Art nur trockene Exemplare besitzt,
bei welchen der Zalmbogen an Pflugschaar und Gaumenbeinen schlecht
erhalten ist; so gebe ich die Beschreibung derselben, in so ferne sie
sich von allen übrigen mir vorliegenden Bagrus-Arten unterscheidet,
lege aber auf ihre Neuheit durchaus kein Gewicht, indem ich es für
sehr möglich halte, dass schon Valenciennes, oder Müller und
Troschel diese Art mögen vor sich gehabt haben.
Die Länge des Kopfes ist etwas über 3mal in der des Körpers
enthalten, wird aber von jener des obern Caudallappcns sammt Faden
übertroffen; die Kopfbreite zwischen den Deckeln ist nahezu gleich
föhtliyo logische Beiträge.
383
der Höhe am Hinterhaupte oder ~/ 3 der Kopflänge, von welcher die
Breite der Mundspalte die Hälfte beträgt. Die beiden Kiefer sind
gleich lang, die Zahnbinden (soweit sie am Gaumenbogen sichtbar)
wie beiß. Goliath beschaffen. Das Auge steht in halber Kopflänge fast
ganz nach aufwärts gerichtet und ist klein; mit dem längeren Diameter
gemessen beträgt der gegenseitige Abstand der Augen 4, jener vom
Schnauzenrande nahe an 7 solcher Durchmesser. Die Fontanelle
zwischen den Augen nimmt fast die ganze Länge der Stirn und des
Scheitels ein. Der Occipital fo rtsa tz erstreckt sich um
% der Kopflänge weiter zurück als die Seitenränder
des Hinterhauptschildes, erreicht beinahe das Stützschild der Dorsale
und bleibt bis zuletzt fast gleichbreit. Er ist wie alle
übrigen freien Schilder der Länge nach grob gefurcht und an den
erhabenen Linien gekörnt; seitlich endet das halbmondförmig ausge
schweifte Occipitalschild in eine Spitze. Der Scapulardorn ist länger
als hoch, durch Längsfurchen und Körnchen ebenfalls sehr rauh und
dessgleichen der Deckel, von dessen Gelenkkopfe die Furchen strahlig
auslaufen. — Die Zahl der Kiemenstrahlen ist 12—13, ein Porus
pectoralis ist hier knapp unter dem Scapularfortsatze sichtbar.
D. 1/6, A. 4/10, V. 1/5, P. 1/10, C. 19.
Die Dorsale beginnt im 2. Drittel der Totallänge (den Caudal-
faden nicht gerechnet), ihr blos längs gefurchter, nicht gezähnter
Stachel ist kürzer als die folgenden getheilten Strahlen, die aber
auch nur 2 / 3 der Körperhöhe erreichen. Der ebenso gefurchte Pecto-
ralstachel ist gleichlang mit den folgenden getheilten Strahlen, die
der Höhe der Dorsale gleichkommen, und am inneren Rande schwach
gezähnt. Die unter dem Ende der Dorsale sitzenden Bauch- sind mit
den Brustflossen von gleicher Länge; die Basis der Fettflosse beträgt
fast das Doppelte jener der Anale, und sie reicht auch am Schwänze
weiter zurück als diese. DieCaudale ist so tief gablig eingeschnitten,
dass ihre mittleren Strahlen über Smal kürzer sind, als die dem
baden des obern Lappens zunächst gelegenen Strahlen. — Die Haut
erscheint durchaus glatt, mit Ausnahme der Wangen und Deckel
stücke, woselbst sie von einem grossmaschigen Netze durchzogen
•st, und des Vorderrumpfes über und unterhalb der Seitenlinie, wo
dieses mehr dendritisch sich verzweigt und bald endet.
Färbung wie bei den früheren Arten.
384
K ii e !■■
Totallänge des beschriebenen Exemplares: 28 Zoll stimmt
Candalfaden.
Fundorte: Barra do Rio negro und Borba Rio Madeira.
Trivialname nach Natterer: Pirä mutä, Piramutana.
5. Art. B. mesops Val. — Taf. I, Fig. 2.
Helm frei, schwach (jewölbt, gekörnt, Zwischenldefer länger als
der untere, das Auge in der Mitte zwischen dem Rande der
Schnauze und des Vorderdeckels stehend. Dorsalstachel
vorne rauhkörnig, hinten nicht gezähnt, Maxillarbarteln bis
unter ihn reichend, alle Strahlen der Bauchflossen fast gleich-
lang, an der hintern (innern) Seite knotig.
Die wenigen Merkmale, welche Valenciennes von dieser Art
anführt, erscheinen hinreichend, um den hier abgebildeten Bagrus
mit ziemlicher Sicherheit als ihr angehörig zu bestimmen. Doch
dürfte es nicht unnöthig sein, die Beschreibung derselben nach einem
wohlerhaltenen Spiritus-Exemplare in folgender Weise zu ergänzen.
Die Kopflänge beträgt */ 4 der Köperlänge, die Breite zwischen
den Deckeln ist nur um kleiner, jene der Mundspalte aber der
halben Kopflänge fast gleich. Das Auge steht kaum 2 Längsdurch
messer vom Mundrande, Z 1 /-,, vom anderen Auge und 4 von der
Kiemenspalte entfernt. Die Maxillarbarteln reichen bis über die Spitze
des Seapularfortsatzes, die äussern und hintern Kehlbarteln nicht ganz
bis zur Basis der Brustflossen, die vordem sind um die Hälfte kürzer.
Die hintere Narine bildet einen langen, von Haut klappenförmig über
deckten Querschlitz (wie bei der später folgenden Gatt. Galeichtliys)•
Vomer und Gaumenbeine tragen breite Binden ähnlicher Sammtzähne
wie die Kiefern (Taf. I, Fig. 2 a). Der ganze, schwach gewölbte
Helm ist gleich den übrigen freien Schildern und dem Deckel ziem
lich gleichmässig grob granulirt, der Oecipitalfortsatz breiter als lang,
in der Mitte längs gekielt, nach rückwärts abgestutzt; das Stützschild
vor der Dorsale halbmondförmig, der Scapulardorn fast so hoch wie
lang und nach hinten zugespitzt. Ein Porus pectoralis fehlt.
D. 1/6. A - V. 1/5, P. 1/10, C. 19.
Der Dorsalstachel ist an der Vorderseite ebenfalls gekörnt, nach
hinten nicht gezähnt, jener der Brustflosse aber nach vorne nur mit
einer einfachen Reihe von Körnchen besetzt und am Innenrande stark
gezähnt. Die Fetttlosse ist gleich hoch wie lang, ihre Basis aber
Ichthyologische Beiträge.
38«
nahezu um die Hälfte kürzer als die der Anale. Der obere längere
Lappen der tief gabeligen Caudale erreicht keine ganze Kopflänge.
Eine starke und eigentliümlieb e Entwickelung z eigen die
Bauchflossen. Sie sind fast so lang wie die Brustflossen und zwar
alle 6 Strahlen von gleicher Länge, daher ihr Band gerade abgestutzt
erscheint, und der innerste (letzte) Strahl ist fast so dick
und steif als der erste. Sie scheinen als Haltapparat bei der
hier wahrscheinlich stattlindenden Paarung zu dienen, denn eine
verdickte Haut überzieht noch die Oberseite der Flossen, indem sie
vor der Basis an schief gegen die Spitze der Flosse bis an den inner
sten Strahl sich fortsetzt. Die mittleren getheilten Strahlen sind noch
iiberdiess mit starken Knoten versehen, so dass diese Flossen zum
Festhalten und Anklammern recht brauchbar sein können. (Taf. I,
Fig. 2 b). Eine ähnliche Bildung findet sich noch bei der folgenden
Gattung Ar ins vor, woselbst deren noch weiter Erwähnung ge
schehen wird. Noch scheint aber nöthig anzuführen, dass das hier
beschriebene Exemplar ein offenbar ausser der Laichzeit be
findliches Weibchen war, wie die kleinen unentwickelten Eier
beweisen.
Der Seitencanal bildet nur nach abwärts Nebenröhrchen, die
schief nach hinten laufen und öfters noch Seitenzweige abgeben, die
sich durch Anastomosen vereinigen; der nackteTheil des Kopfes zeigt
ein schönes sogenanntes Venennetz.
Färbung. Rücken graubraun, Seiten und Bauch silberig, alle
Flossen ungefleckt, gelblich, die Maxillarharteln braun, die übrigen
weiss.
Anatomische Notizen. Die obern Schlundknochen tragen
ovale Packete mit ähnlichen Sammt- und feinen Hechelzähnen, wie
der Gaumenzahnbögen. After-, Sexual- und Harnmündung liegen
getrennt hinter einander, letztere an der Spitze einer kurzen Papille,
die vor ihr befindliche Ges'chlechtsöfTnung stellt eine breite, von
einer Hautfalte überdeckte Querspalle dar. Die Eierstöcke sind wie
bei Arius gebildet (siehe Ar. luniscutis). Die Nieren sind gross,
namentlich zeichnet sich das hinter der Schwimmblase quer liegende
hufeisenförmige Ende durch Dicke aus; der einfache Harnleiter senkt
sich im Hintergründe (der Basis) der länglichen Harnblase gegen-
iiher der Urethra ein. Die fast so breite als lange Schwimmblase ist
einfach, innen aber grosszellig.
Silib. d. mathem.-natunv. CI. XXVI. Bd. I. Hfl. 25
386
K n e p.
Ausser dem beschriebenen Weingeistexemplare besitzt das kai
serliche Museum noch mehrere ausgestopfte bis zu 2 Fuss Lange,
die vonNatterer theils als Männchen, theils als Weibchen bezeichnet
sind, äusserlich aber keine Unterschiede darbieten.
Fundort: Para.
Trivialname nach Natterer: Jahü (sprich Schahu).
Nebst den angeführten Arten befinden sich im trockenen Zu
stande noch die beiden folgenden im Besitze des kaiserl. Museums.
6. B. proopsVal. durch die Stellung der Augen kenntlich; und
7. B. flnvcsccns Val. durch das grosse granulirte herzförmige
Stützschild vor der Rückenflosse ausgezeichnet, wie auch durch den
wie genetzt aussehenden Scapularfortsatz, der überdies höher als
lang ist; besitzt einen deutlichen Poms pectoralis, die Seitenlinie
sendet nur nach abwärts kurze Nebenröhrchen. Totallänge 3 Fuss.
Ferners sind noch in Weingeist aufbewahrt vorhanden:
8. B. Commcrsonii Val. Die Beschreibung dieser Art bei Va-
lenciennes passt auf unsere Exemplare ganz gut, ich glaube daher
nur folgende Punkte erwähnen zu müssen. Der Poms pectoralis
ist gross; die Form der sehr derbwandigen Schwimmblase zeigt
Fig. 3 auf Taf. II und es ist daraus ersichtlich, dass sie durch ihre
zungenförmig auslaufende Spitze einen Übergang zu solchen Formen
bildet, wie sie bei einigen der nachfolgenden Gattungen Vorkommen.
Ihr weiter Luftgang mündet in den untern Theil des Ösophagus; der
Magensack ist doppelt so lang als die Schwimmblase und reicht bis
hinter die Bauchflossen zurück. — Die Totallänge unserer grössten,
aus Rio Janeiro stammenden Exemplare beträgt 17 Zoll.
9. B. Hcrzbcrgii Val. stimmt ebenfalls mit Valenciennes
Beschreibung völlig überein und wurde schon von Natterer als
Silurus Herzbergii Bloch tab. 3G7 erkannt. Der Poms pectoralis
ist hier klein, die Schwimmblase von Form wie bei der vorigen Art,
innen nicht zellig.
Stammt aus Para.
10. Bagrus (Sciades) pictus Mil. et Trosch.
Diese in den Hör. Ichthyol. III. Heft auf Taf. 1 in Fig. 1 vor
trefflich abgebildete schöne Art ist durch die hohe, an jene von
Thymallus erinnernde Rückenflosse und die charakteristische Färbung
Ichthyologische Beiträge.
387
leicht kenntlich. Den zwar kleinen, aber deutlichen Poms pectoralis
scheinen jedoch Müller und Trosehel übersehen zu haben; auch
ist in der citirten Figur nicht angedeutet, dass der obere Caudal-
lappen länger als der untere ist, was wenigstens bei unserem Exem
plare statlhat. — In Bezahnung des Gaumens weicht diese Art in der
That von den übrigen echten Arten der Gattung Bagrus ab, indem
die Gaumenbeine ein von der queren Vomerbinde getrenntes, weiter
zurück stehendes kleines Häufchen jederseits tragen. Dieses ver-
anlasste auch die genannten Autoren zur Aufstellung ihrer Unter
gattung Sei ad es.
Das einzige Exemplar des kaiserlichen Museums ist nahe an
8 Zoll lang, aber leider ohne Eingeweide und stammt von Barra do
Bio negro.
fiATT. ARIUS Val.
Valenciennes hebt als Charakter dieser Gattung das Vor
handensein von zwei getrennten Zahnpacketen am Gaumen hervor, die
zugleich gewöhnlich die einzigen Zähne am Gaumen seien, fügt
aber sogleich bei: „Cependant je les vois s’avancer quelquefois sur
les angles lateraux du clievron du vomer,“ und erklärt sie daher
selbst hlos für eines des sous-genres assez nettement tranche's. Die
grosse Zahl der Arten, welche demzufolge dieser Untergattung zufällt,
macht es jedoch überdies noch nöthig, sie nach der verschiedenen
Weise der Bezahnung der Gaumenbeine abermals in Untergruppen
zu trennen. Valenciennes unterscheidet Arten mit Sammt- oder
Heehelzähnen am Gaumen und solche mit rundlichen oder
Pflasterzähnen. Müller und Trosehel hingegen bilden aus
dem Subgenus Anus Val. zwei Untergattungen: Arius wnüAriodes
und zählen der erstem solche Arten zu, deren Gaumenzahnplatten
sich in der Mitte berühren, der letztem aber solche, bei denen sie
von einander getrennt bleiben. Nach all dem dürfte im Vorhanden
sein von Zähnen an den Gaumenbeinen und dem Mangel
solcher in der Mitte der Vomer p 1 a tte allerdings der Charakter
liegen, durch den sich die Gattung Arius (und Ariodes) auszeichnet
und namentlich von Bagrus Val. unterscheidet. In wie weit aber dieser
verlässlich ist und ob für die scheinbar in einander übergehenden
I ntergattungen nicht anderweitige bezeichnende Merkmale (die nicht
2ö a
388
K n e r.
blos von der Bezahnung des Gaumens *) entnommen sind) sieh auf
finden lassen und welche diese sein mögen, darüber enthalte ich mich
derzeit jeder Ansicht, da Ostindien gerade die zahlreichsten Arten
aus dieser fraglichen Gruppe zu besitzen scheint und erst nach
genauer Untersuchung derselben an eine Beantwortung obiger fragen
gedacht werden kann.
Von brasilianischen Arten dieser Gattung, im Sinne Valen-
ciennes' besitzt das kaiserliche Museum folgende vier: Artus rugi-
spinis, quadriscutis, luniscutis und Spixii, unter diesen die drei erst
genannten in Weingeist aufbewahrt; nur sie kommen hier auch in
mehrfacher Beziehung zur Sprache.
1. Art. A. rugispinls C. V.
Durch die an ihrer ganzen Oberfläche rauhkörnigen, dicken
Stachel an der Bücken- und den Brustflossen, kleinen Augen, fast
hechelförmigen Zähne in den Kiefern und die kl ei n en ovale n,
von einander getrennten Packete ähnlicher Zähne an den
Gaumenbeinen von den übrigen Arten unterschieden. Letzteres Merk
mal bringt sie bei Valenciennes in die Gruppe der Arius-Arten
mit Sammt- oder Hechelzähnen; fasst man aber die Charaktere von
Müller nnd T ros chefs Untergattungen ins Auge, so schliesst sie
sich zunächst an deren Ariodes an.
Der wohlerhaltene Zustand unserer Exemplare, welche auch in
alle übrigen Punkten mit Valenciennes’ Beschreibung dieser Art
völlig übereinstimmen, gestattet einige ergänzende Angaben hier
folgen zu lassen. — Der obere Caudallappen ist verlängert, die
Bauchflossen sind stark entwickelt, fast gerade abgestutzt und ihr
innerer (letzter) Strahl steif und beinahe gleich lang mit den übrigen;
sie mahnen daher an die bei Bagr. mesops beschriebene Bildung.
After-, Geschlechts- und Harnmündung liegen jedoch hier in einer
gemeinsamen länglichen Grube. — Ein Porus pectoralis fehlt.
Die Schwimmblase (Fig. 4, in natürlicher Grösse) zeigt einen
besonders an ihrem Umfange und in der hintern Hälfte schönen und
feinzeiligen Bau, wie aus der beigefügten Abbildung ersichtlich ist,
welche die durch die Haut durchschimmernden Scheidewände der
Denn diese dürfte liier keineswegs allein massgebend sein; schon hei der folgenden
Art“ Ar. luniscutis trägt der Vomer auch querüber eine Binde von Pflasterzähnen.
Ichthyologischc Beiträge.
389
Haupt- und sich verästelnden Neben-Zellräume zeigt. Die Blase legt
sich an ihrer Riickenseite besonders fest und tief in die seitliche
Ausbreitung des „grossen“ Wirbels an und diese beträgt bei dem
beschriebenen Exemplare beinahe 14 Linien. Am vordem Ende erhebt
sich dieser Wirbel in einen zuerst senkrecht absteigenden dicken
Knochenhaken, dessen stumpfe Spitze sich zurückkrümmt und auf
die Mitte der Schwimmblase bis zunächst vor deren Luftgang sich
auflegt, wie Fig. ä zeigt, welche die Seitenansicht dieses Wirbels
sainint Fortsatz in natürlicher Grösse gibt. Dieser Fortsatz hat offen
bar dieselbe Bedeutung, wie die bei andern Siluroiden sich vor-
tindenden seitlichen Drückplatten, doch fand ich Ähnliches sonst bei
keiner von mir bisher untersuchten Art. — Sexual- und Verdauungs
organe fehlen leider unseren Exemplaren, die beide aus Para stam
men und bis 13 Zoll lang sind ‘).
2. Art. A. quadriscutis C. V.
Diese Art besitzt grosse ovale Pflaster zahnplatten an
(len Gaumenbeinen, die sich in der Mittellinie der ganzen Länge
nach berühren und gehört daher der Untergattung Arnis Müller
et T ros che 1 im engern Sinne an. Die ganz gute Beschreibung,
welche Valencienne's von ihr gibt, ergänze ich nur durch folgende
Zusätze :
Die beiden einander genäherten Narinen sind gross, die hintere
grössere bildet eine Querspalte, indem eine klappenförmige Hautfalte
sie in ähnlicher Weise überdeckt, wie dies bei der später zu erwäh
nenden Gattung Galeichthys der Fall ist. An den nacktenSeitentheilen
des Kopfes breitet sich ein dichtes sogenanntes Venennetz aus und
desgleichen hinter dem Schultergürtel über- und unterhalb der Seiten
linie; — ein Porus pectoralis fehlt auch hier. Die Bauchflossen
sind wie hei der vorigen Art gebildet und es scheint überhaupt, dass
sie hei allen Arten, wo sie ähnlich geformt sind, als Halt- oder
Klammerorgane hei der Paarung dienen, die hier wahrscheinlich
*) Durch ähnliche kleine Zahngruppen an den Gaumenbeinen erweist sich auch Pime-
lodlts Blochii Va I. in der That wie Müller und T rose hei zuerst bemerkten als
ein Aricdes; das Nähere hierüber bei Pimelodus maculaius L a c.
390
K ii e r.
vor sich geht. — Die fast so breite als lange Schwimmblase besitzt
fast knorplig dicke Wandungen, ist innen jederseits in vier quere
Hauptfächer abgetheilt und rings im Umkreise bilden vorspringende
Querleistenzwischen sich zahlreiche taschenförmige Vertiefungen oder
Zellräume wie bei Fig. 4; der Luftgang ist weit, ein seitlicher Muskel
beleg am Vorderende der Schwimmblase fehlt.
Das untersuchte Exemplar ist ein Weibchen, welches offenbar
zur Fortpflanzungszeit gefangen wurde, wie sich aus dem Inhalte
der Eiersäcke ergibt, der sich völlig so wie bei der nachfolgenden
Art verhielt.
Totallänge 14 Zoll; — Fundort: Para.
3. Art. A. luniscutis C. V.
Diese aus Valencienne's Beschreibung ebenfalls ganz gut
erkennbare Art steht zwar im Totalhabitus der vorigen sehr nahe,
unterscheidet sich aber leicht durch die geringere Ausdehnung des
halbmondförmigen Sfützschildes vor der Dorsale, insbesondere
aber durch die kleineren Packete von Pilasterzähnen an den Gaumen
beinen, die überdies durch eine Binde ähnlicher Zähne quer
über an der Vornerplatte vereinigt sind, so dass hiedurch diese
Art weder der Untergattung Arius Müller etTroschel, noch deren
Ariodes entspricht. Von A. quadriscutis unterscheidet sich diese Art
noch überdies durch eine kürzere Caudale, deren oberer Lappen nur
bei Männchen etwas länger ist und durch dunklere schwarzgraue
Färbung, indem selbst der Bauch fein schwarz pigmentirt ist. In allen
übrigen Punkten verhalten sich hingegen beide Arten ganz gleich.
Fig. 6 zeigt die Eiersäcke des Weibchens in natürlicher Grösse
und zwar den linken theilvveise aufgeschlitzt, um die bereits ent
wickelten grossen und die noch unreifen an den Wandungen fest
hängenden Eier zur Ansicht zu bringen. Sie enthalten 12—14 aus
gebildete Eier, die grössten darunter im Durchmesser von 3 Linien,
die aber gleichwohl noch, so wie die kleinen mit einem Stiele, wie
mit einer Nabelschnur am Eisacke festsitzen und durch die Dotterhaut
noch keine Anlage eines Embryo durchschimmern lassen. — Diese so
auffallend verschiedene Grösse der Eier zur selben Zeit und in einem
Eisacke bringt um so mehr auf die Vermuthung, dass, wenn auch kein
Lebendgebären, doch eine innere Befruchtung stattfinden möge, wenn
man zugleich die Bauchflossen berücksichtigt, die die gleiche eigen-
Ichthyologische Beiträge. 391
thümliche Bildung wie bei den früher erwähnten Arten zeigen, und
bei beiden Geschlechtern sich gleich verhalten 1 ).
GATT. GALEICHTHYS C. V.
Der Charakter, welchen Valenciennes für diese Gattung
aufstellt, lautet:
Kopf rund, überbautet, ohne deutlichen Helm, nur 6 Kiemen
strahlen, übrigens „voisins des Bagres.“ Die Unbestimmtheit, welche
in diesem Begriffe fühlbar vortritt, erklärt sich wahrscheinlich nur
dadurch, dass Valenciennes ihn auch für eine Art anpassen wollte,
die offenbar nicht hieher gehört. Denn ich gestehe unumwunden,
jenen Ichthyologen mich anzureihen, von denen er pag, 32 sagt: „es
würde ihn nicht wundern, wenn die amerikanischen Arten jener
Gattung Galeiohthys für eine von seinem Gal. feliceps verschiedene
Gattung erklärt würden.“ Vergleicht man jene nur mit der Beschrei
bung und Abbildung des letztem (auf pl.424), so wird man so wenig
Übereinstimmendes finden, dass wohl Jeder sich geneigt fühlt, die
Art feliceps von den übrigen Galeicldhys-Arten auszuschliessen, und
jene viel eher der Gattung Bagrus zuzuweisen. Letzteres geschah
auch bereits durch Müller und Trosehel in den Hör. ichthyol. und
ihnen schliesse ich mich insoferne unbedingt an, als ich die Art
feliceps nicht für einen Galeichthys halten kann. Der Charakter dieser
l ) Im vorigen Jahre erhielt ich aus Hamburg eine Sendung von Fischen , um deren
systematische Bestimmungen ich ersucht wurde, und die ich, nachdem selbe erfolgt
war, leider wieder zurückschicken musste. Unter ihnen befand sich ein Artus aus
Ostindien, der sich durch wahre k n o rp e 1 i g-h äu t ig e Anhänge an der
Innenseite der Bauch flössen auszeichnete , welche geradezu an jene erin
nerten, die bekanntlich bei den Männchen so vieler Sclachier Vorkommen, hier aber
allerdings nicht den dort muthmasslichen Zweck, der Übertragung des Sperma,
sondern nur die Bedeutung von Klammerorganen haben können. Diese ostindische
Art steht zwar dem A. acutus B l e ck. nahe, doch ist sie wohl schon desshalh von ihr
verschieden , weil ein so sorgsamer Beobachter wie Bleeker schwerlich derartige
Anhänge übersehen hätte. Überdies war ihre Totalgestalt gedrungener, der Helm
bildete bis zur Dorsale eine nach beiden Seiten steil abfallende Kante , war rauh-
körnig-, reichte aber nur bis über die Deckelhöhe; Stirn, Scheitel, Wangen und
Schnauze waren nackthäutig und gleich den Seiten des Vorderrumpfes von zahlreichen
sog. Venen durchzogen ; auch besass sie einen sehr grossen Poms pcctoralis. —
Diese Notiz hat blos den Zweck, in dieser Hinsicht vorläufig auf die zahlreichen
ostindischen Arten von Artus aufmerksam zu machen, da sich wahrscheinlich noch
bei mehreren (vielleicht auch hei einigen Bagrus - Arten) ähnliche Vorrichtung*en
an den Bauchflossen vorlinden werden.
392
K n e r.
Gattung lässt sich dann auch viel präciser geben und sie erscheint
zugleich geographisch schärfer begrenzt, indem alle bisher bekannten
Arten Südamerika zur Heimat haben. Das wahrhaft bezeichnende
Merkmal der Gattung beruht sodann in den dem Blatte eines
Grases ähnlich geformten Anhängen des Dorsal- und
Pectoralstachels und den ebenso gebi 1 deten Maxi11 ar-
bartein; ausserdem besitzen alle einen end ständigen Mund,
Binden von Sammtzähnen in den Kiefern, und ähnliche
jederseits an d er Vomerplatte, zwei Kinnbarteln, einen
grösstentheils überhäuteten Helm und blos sechs Kiemenstrahlen.
Die beiden im kaiserlichen Museum aufbewahrten Arten sind:
Gal. Parrae und Gronovii Val.; von ersterer, die allerdings bei
Parra auf Lam. 31, Fig. 1 als Bagre dargestellt scheint (wie auch
Valenciennes vennuthet) besitzt selbes nur ausgestopfte Exemplare,
von letzterer dagegen wohlerhaltene in Weingeist. Ich glaube nur
die Beschreibung dieser geben zu müssen, da sich einerseits Valen
ciennes über diese Art ziemlich kurz fasst und andererseits namentlich
dessen Angaben über die Schwimmblase mit den Resultaten meiner
Untersuchung nicht ganz im Einklänge stehen.
Gal. Gronovii C. V.
Der Unterkiefer ist etivas kürzer als der Zwischenkiefer, die
Maxillarbarteln reichen bis zur halben Lange der Bauch
flossen, die Grasblatt ähnliche Verlängerung des Pectoral
stachels, bis zur halben Länge der Analbasis, jene der
Rückenflosse mindestens bis zum Beginne der Caudale rei
chend, die tief gablig und gleichlappig ist.
Die Länge des Kopfes ist G 1 /., mal in der Gesammtlänge begrif
fen, seine Breite nur wenig geringer als die Länge und der grössten
Körperhöhe vor der Dorsale nahezu gleich. Der Querdurchmesser des
Auges beträgt */„ der Kopflänge, der Abstand des Auges von der
Schnauzenmitte 2, von der Kiemenspalte nahezu 4, vom andern Auge
über S (bis iD/g) Diameter. Der Oberkiefer bildet eine bis unter den
hintern Augenrand reichende knöcherne Stütze für das darüber sich
festsetzende, grasblattförmige, in einen Faden endende Bartel: die
Kinnbarteln reichen nur bis zu den mittleren Kiemenstrahlen zurück,
die Kehlfalte stellt eine breite, sehr tiefe Tasche vor. Die schmale
Zahnbinde am Vomer setzt sich jederseits nach rückwärts in einen
Ichthyologische Beiträge.
393
Bogen fort, der weiter zurück als die Zahnbinde des Zwiscb’en-
kiefers reicht. Die beiden Narinen liegen einander genähert, die
hintere erscheint als ein noch kürzerer Querschlitz, wie bei Arius
quadriscutis. Der Oberkopf ist grösstentheils überhäutet; der Porus
pectoralis oval und ziemlich gross. Die Rechenzähne an den Kiemen
bögen sind spitz, ziemlich kurz und stehen sehr entfernt von
einander.
D. 1/7, A. 29—30, P. 1/12, V. 1/5, C. 17.
Der eigentliche Stachel der Brustflossen ist kürzer als die folgen
den getheilten Strahlen breit, flach und am Aussenrande fein gekerbt
zufolge seiner eigenthümlichen Structur. Fig. 7 gibt die Abbildung
desselben in natürlicher Grösse, um letztere an jenem sowohl wie an
der blattförmigen Verlängerung desselben zu zeigen. Diese besteht
nämlich aus zwei Hälften von ungleicher Structur, die äussere bildet
gleichsam die Fortsetzung des Stachels und legt sich an die schmälere
innere und mehr häutige an mittelst senkrecht von ihrem Rande abste
hender Zähnchen. Den ganz gleichen Bau zeigt auch der Dorsalsta
chel sammt Blattanhang; nur ist die Zähnelung an letzterer bis zu Ende
viel stärker. Die Bauchflossen sind fast quer abgestutzt, wie bei Arius
und reichen bis an den Beginn der Anale zurück. Die Endstrahlen der
Caudale kommen nahezu der Länge von der Schnauze bis zum
Stützstrahle der Dorsale gleich; die Fettflosse ist klein. — Die Sei
tenlinie ist in ihrem ganzen Verlaufe noch deutlich und bildet beson
ders nach vorne starke Venennetze.
Fig. 8 zeigt die Schwimmblase in ihrer natürlichen Grösse.
Sie ist allerdings fast herzförmig, zugespitzt und ziemlich platt, wie
auch VaIenciennes angibt, die beiden Seitenhörnchen am
vorderen Ende scheint aber dieser Forscher nicht bemerkt zu haben,
so wie er auch über den ausgezeichneten zeiligen Bau der
selben nichts erwähnt. Und in dieser Beziehung übertrifft diese Art
alle mir bekannten Siluroiden, denn schon im breiten Vorderende
bildet das Innere nicht wie gewöhnlich grosse Höhlungen, sondern
ist bereits in Zellen abgetheilt und diese nehmen nicht nur gegen den
Umkreis und die Spitze an Zahl und Kleinheit zu, sondern ziehen
sich selbst bis in die Hörnchen hinein fort, so dass die Blase sowohl
im Längs- als Querdurehschnitte dicht gedrängte Zellen mit derben
^ andungen zeigt. Die Ovarien bilden wie bei Arius dickwandige Säcke,
die sich in einen weiten Eigang vereinigen, welcher durch ein eigenes
394
K n e r.
Ostium zwischen Anus und Urethra mündet. Die ziemlich kleine Harn
blase stellt blos eine Erweiterung des vereinigten Harnleiters vor,
dessen Einsenkungsstelle gegenüber sie sich zur Harnröhre verengt.
Die beiden untersuchten Exemplare sind Weibchen von 17 und
18 Zoll Totallänge.
Fundorte: Cajutuba und Para.
Ihr Trivialname ist nach Na tterer: Sarasari.
gatt. PLATYSTOMA Agas.
Den vorhergehenden Gattungen reiht sich diese noch durch
mehr oder minder breite Zahnbinden in den Kiefern, am
Vom er- und den Gaumenbeinen an, unterscheidet sich aber
durch platt gedrückte, verlängerte Schnauze und eine
bedeutendere Anzahl von 9 bis 19 Kiemenstrahlen. Alle
besitzen ferner sechs Barteln, einen beiderseits gezähnelten Dor
sal- und Pectoralstachel, eine mittellange Afterflosse (mit 11 bis 22
Strahlen), einen deutlichen Porus pectoralis und eine innen zellige
mit dickem Muskelbelege jederseits überdeckte Schwimmblase.
Die Stirnfontanelle ist stets lang und schmal, die vordere der
beiden weit von einander entfernten Narinen liegt einwärts der
Maxillarbarteln nahe dem Schnauzenrande. Die Kiemenspalte ist an
der Kehle weit nach vorne offen: die queren Äste der Kiemenspalte
sind daher sehr gestreckt und nach einwärts mit einfach spitzen dünn
stehenden Rechenzähnen besetzt; die Schlundknochen tragen ebenfalls
verschieden geformte Packete von Sammt- oder Hechelzähnen; eine
freie Zunge fehlt. Das mediane Hinterhauptschild reicht bis an das
bald freiliegende, bald überhäutete Stützschild der Dorsale, der Sca-
pularfortsatz ist nie stark ausgebildet. Die Bauchflossen sind unter
dem Ende der Dorsale eingelenkt, der After liegt nahe hinter ihnen,
somit weit vor der Anale.
Als Merkmale zur Unterscheidung der ziemlich zahlreichen
Arten dieser nur in Südamerika einheimischen Gattung erscheinen
vorzugweise brauchbar: Die Verhältnisse der Schnauze, die relative
Länge und Breite der Kiefern, die Bezahnung, Stellung der Augen,
Länge der Barteln und endlich die Färbung.
Ichthyologisehe Beiträge.
395
1. Art. Flat, sturio in. — Fig. 9 in */ a nat. Grösse.
Schnauze rüsselförmig verlängert, in eine abgerundete Spitze
endend, an der ganzen Unterseite raspelähnlich bezahnt,
die Maxillarbarteln übertreffen mindestens um 1 / 3 oder die
Hälfte die Totallänge, beiderseits vier grosse schwärzliche
Augenflecken.
Diese ausgezeichnete Art verdient mit Recht vorausgeschickt zu
werden, da alle übrigen einander viel näher als ihr stehen. Die Länge
des Kopfes beträgt 1 / 3 der Körperlänge, seine Breite zwischen den
Deckeln gleicht nahezu der Länge des Schnauzenvorsprunges über
den Unterkiefer; der Kopf läuft daher von der Kiemenspalte bis zur
Spitze des Rüssels konisch zu. Die Augen sind quer oval und stehen
sehr weit zurück (zu Ende des dritten Viertels der Kopflänge), ganz
nahe dem Stirnprofil, weniger als zwei Diameter von einander, etwas
weiter von der Kiemenspalte, drei von der hintern Narine und sie
ben von der Schnauzenspitze entfernt.' Zufolge des vorgezogenen
Rüssels stehen hier ausnahmsweise auch die vorderen Narinen noch
2y 2 Augendurchmesser von der Spitze desselben ab. Die Stirnmitte
ist tief concav und wird von der breiten und langen Fontanelle ein
genommen; der Helm hinter den Augen ist granulirt, das gefurchte
mediane Occipitalschild reicht bis an das Stützschild der Dorsale
zurück; die mittleren Stirn- und vorderen Augenschilder sind schmal
lang und längs gefurcht. In die Rüsselspitze setzt sich ebenfalls wie
bei Stören ein gefurchtes, nach vorne die Breite desselben einneh
mendes Nasenschild fort. Die Maxillarbarteln entspringen fast genau
in der Mitte zwischen der Schnauzenspitze und den Augen und wer
den durch ein dickes Basalstück (den Oberkiefer) gestützt. Die hin
tern und äusseru Kehlbarteln reichen nur wenig über die Basis der
Brustflossen zurück, die vordem sind kürzer. Die Unterseite des Rüs
sels ist, wie Fig. 9 a zeigt, der ganzen Länge und Breite nach raspel
ähnlich mit spitzen Zähnen besetzt; Idos unterhalb der Maxillarbar
teln bleibt jederseits ein dreieckiger breiter und an der Spitze ein
ganz schmaler Saum frei. Die Zähne des Rüsselvorsprunges schlies-
seu sich an die breiten Zahnbinden des Zwischenkiefers eng an; die
Vomerplatte trägt eine massig breite, quer nierenförmige einfache
Zahnbinde, die von den ähnlichen Binden an den Gaumenbeinen
396
K n e r.
getrennt bleibt. DieZahnbinde des Unterkiefers ist hier breiter als bei
andern Arten und in der Mittellinie getrennt. Die Zahl der Kiemen
strahlen beträgt nur neun.
D. 1/6, A. IS, V. 1/5, P. 1/9, C. 20.
Die Dorsale beginnt vor halber Körperlänge, ihr dünner, aber
vor- und rückwärts gesägter Stachel ist so hoch, als ihre Basis lang;
sie ist nach hinten mässig abgestutzt. Die Fettflosse hat unter allen
die längste Basis und steigt rasch zu einer Höhe an, die der des
Schwanzendes gleichkommt. Die zugespitzte und stark abgestutzte
Anale reicht fast so weit wie jene zurück. Der ziemlich schwache
Pectoralstachel ist flach und am innern Bande der ganzen Länge
nach gesägt; der in eine Spitze endende Scapularfortsatz klein, der
Porus pectoralis mässig weit, die Caudale tiefgablig, zugespitzt, an
beiden Lappen gleichlang.
Der Seitencanal sendet am Schwänze und Hinterbauch nach ab
wärts Nebenröhrchen ab, unterhalb der Dorsale erheben sich aber
förmliche rauhe Höcker und die Haut wird von einem bis an das
Baucbprofil herabreichenden feinen viel verzweigten Gefässnetz
(Venen) durchzogen, welches zuletzt auch über die Seitenlinie
sich fortsetzt, so dass diese Gegend der Haut das Ansehen einer
dikotyledonen Blattfläche gewährt. Unter den Kupfcariälen ist der
Suborbilalast der stärkste, er überzieht die ganzen Wangen mit
einem schönen Netze, setzt sich weiter als Stamm bis gegen die
Maxillarbarteln fort und theilt sich dann wieder in Zweige, die bis an
die Rüsselspitze verlaufen.
Färbung. Rücken röthlich-braun, Seiten und Bauch silberig,
unter dem Ende der Dorsale ein grosser schwärzlicher Augenfleck
an und ein zweiter vor der Fettflosse über der Seitenlinie, zwei
kleinere einander genäherte, intensiv schwarze vor und an der Basis
des oberen Caudallappens; alle Flossen ungefleckt und auch die
mächtigen Maxillarbarteln schon von der Basis an gelblich-weiss.
Die Gesammtlänge unseres einzigen Exemplares, eines Männ
chens, beträgt 12" 3"', die Länge derMaxillarbarteln allein aber über
20 Zoll.
Die Schwimmblase ist wie bei den übrigen Arten jederseits mit
einem starken Muskelbeleg bedeckt, einfach, länglich, ihr Luftgang
weit; im Innern bildet sie vorne beiderseits eine weite Höhlung, ist
aber nach hinten durch vorspringende Querleisten in zahlreiche
Ichthyologisclie Beiträge.
397
Fächer abgetheilt, zwischen denen eine Communication der linken
und rechten Hälfte stattfindet. Die Hoden liegen der vordem Fläche
der Schwimmblase auf und haben ein lappiges oder vielmehr dickge-
franstes Ansehen.
Stammt von Rio branco und wurde von Natterer mit dem Na
men Sorubim niena bezeichnet.
Da die übrigen Arten, welche das kaiserliche Museum von die
ser Gattung besitzt, bereits beschriebene sind, so beschränke ich
mich bezüglich ihrer blos auf Angabe solcher Verhältnisse, die ich
bisher nicht erwähnt finde oder die mir zur schärferen Charakteri
stik derselben dienlich scheinen. Ich beginne hiebei mit der folgen
den Art, da sich diese durch eine geringe Zahl der Kiemen
strahlen (11) der vorhergehenden anreiht.
2. Art. I'lat. Taillantii Val. Hist. d. poiss. pl. 423.
Die breite halbkreisförmige Schnauze mit wenig vorragendem
Zwischenkiefer, die ziemlich lange und hohe Fettflosse, die bis zur
Schwanzflosse reichenden Maxi 11 ar- und ebenfalls langen
Kehlbarteln, vorzüglich aber die in sehr lange Fäden (fast von
Körperlänge) ausgezogenenEndstrahlenbeiderCaudallap-
pen lassen diese Art nicht verkennen und ich füge zu Val encien-
nes" Beschreibung des äusseren Baues auch nur hinzu, dass sich
ein sehr kleiner Poms pectoralis vorfindet. Die Verhältnisse des
inneren Baues, namentlich der Schwimmblase, erheischen hingegen
eine nähere Darstellung, da sie Valenciennes zu oberflächlich
behandelt.
Die Schwimmblase (Fig. 10) nimmt die ganze Länge und Breite
der Bauchhöhle ein und ist, wie auch Valenciennes angibt, der
Quere nach in zwei Hälften abgetheilt, die eng an einander stossen,
wie sie Fig. 10 a ersichtlich macht; sie erinnert somit durch ihre
Form an jene von Doras dorsalis (s. Juniheft 1833 d. Sizber. der
k. Aliad. Fig. 9) andererseits auch an Doras Heckelii (Fig. 8 eben
daselbst). Die vordere und grössere Hälfte ist auf zwei Drittel ihrer
Länge nach vorne beiderseits bis gegen die Mittellinie mit dicken
Muskelschichten belegt (die in Fig. 10 b weggenommen sind), die
sich an das Hinterhaupt und den Schultergürtel festsetzen, zwischen
398
K ii e r.
ihnen bleibt vorne nur die Umgebung des Luftganges von ihnen frei
und das abgerundete Ende dieser Hälfte, die hintere und kürzere,
zungenförmige Abtheilung der Schwimmblase bängt mit der vor
deren durch zwei weite Communications-Gänge (Fig. 10 b und c)
zusammenf), die sowohl von der fibrösen als mucösen Hautscbicbte
derBlase gebildet werden und sich nicht am vorderen Rande, sondern
erst weiter zurück an der hinteren Wand der zweiten Abtheilung
(Fig. 10 c) einsenken. (In Fig. b und c sind vorsätzlich beide Hälften
der Blase auseinander gezerrt, um die Verbindungscanäle zu zeigen.)
Die hintere Hälfte der Schwimmblase ist innen durchaus von fein-
zelligein Baue, so dass die Zellen durchschimmern (Fig. 6), die vor
dere aber nur in ihrem hinteren Drittel, während weiter vorne die
fibröse Haut blos seitlich vorspringende Querleisten und zwischen
diesen taschenförmige Vertiefungen und Zellräume bildet. Die Wan
dungen dieser Abtheilung sind aber so derb, dass sie beim Durch
schneiden fast wie Knorpel Widerstand leisten. Entfernt man, wie
dies bei Fig. 10 b der Fall ist, den aufliegenden Muskelbeleg (was
Valenciennes wahrscheinlich unterlassen hat), so zeigen sich dann
erst die kurzen Blinddärmchen, mit denen das Vorderende jederseits
am Rande und weiter einwärts behängt ist; die Blase legt sich rechts
und links mit einer kurzen Verlängerung fest an das Hinterhaupt an.
Die Harnblase liegt vor dem hinteren Ende der Schwimmblase,
der Harnleiter mündet erst nabe bei ihrem Ausgange an der Rücken
seite ein (Fig. 10 d); die Nieren liegen theils im Raume zwischen
und hinter den beiden Abtheilungen der Schwimmblase, theils in
einen Körper vereinigt rückwärts der hintern Hälfte derselben. —
Verdauungs- und Sexual-Organe fehlen unseren aus Para stammen
den Exemplaren.
3. Art. Plat. platyrhynchus C. V.
Schliesst sich durch Zahl der Kiemenstrahlen, die 10 — 11
beträgt, noch den frühem Arten an, zeichnet sich aber vor allen da
durch aus, dass der Unterkiefer an Länge den Zwischen
kiefer üb er trifft, welcher quer abgestutzt ist und nur seitwärts
*) Hiedurch erinnert diese Art zunächst un meinen Dorax Heckclii\ siehe Juniheft 1853
und 185!» der Sitzb. der kais. Akad. d. Wiss., im Texte als D. Han e ocki, auf der
Tafel fälschlich mit Fig-. 7 (statt 8) bezeichnet.
lehthyologische Beiträge.
399
eine breitere Zahnbinde trägt. Die Zahnbinde des Vomer ist unge
teilt und von allen die grösste und breiteste, jene der Gaumenbeine
nehmen nach rückwärts an Breite ah. Die Länge des Kopfes kommt
einem Drittel der Körperlänge, seine Breite zwischen den Deckeln
fast drei Viertel seiner Länge gleich. Die Maxillarbarteln reichen
bis an oder hinter die Spitzen der Bauchflossen , die inneren und
kürzesten stehen ganz an der Symphyse des Unterkiefers, das
quer-ovale, schief gestellte Auge liegt nahe dem Stirnprofile; genau
in halber Kopflänge. Der Helm ist grob gefurcht, der Occipitalfort-
satz reicht bis an das freie Stützschild der Rückenflosse.
D. 1/6. A. 4/6—7, V. 1/5, P. 1/9, C. 19.
Die Dorsale besitzt von allen Flossen die längsten Strahlen, ihr
Stachel ist dünn, schwach bezahnt, jener der Brustflossen aber stark
und der ganzen Länge nach am äusseren und inneren Bande gesägt;
die Fettflosse ist lang, sie beginnt vor der Anale und übertrifft (bei
unseren Exemplaren) letztere an Länge der Basis. Ein kleiner Poms
pectoralis ist vorhanden, der Seitencanal zeigt dicht gedrängte Poren,
sendet aber nur an der vorderen Hälfte nach abwärts Nebenröhr
chen ab.
In Färbung mahnt diese Art an PL sturio, indem auf hellbrau
nem Grunde jederseits 5 — 6 grosse, schwärzliche Augenflecken
stehen, von denen der letzte die Basis des oberen Caudallappens
besetzt hält, doch sind auch die Strahlen der Dorsale und die Fett
flossen schwarzbraun gefleckt, die übrigen Flossen einfarbig.
Fig. 11 zeigt die zum Theile eingeschnittene Schwimmblase in
natürlicher Grösse. Ihr vorderes Ende wird jederseits von einem
ziemlich schwachen Muskelbelege überdeckt; im Innern ist sie durch
eine mediane Längsscheidewand in zwei seitliche Hälften getrennt,
deren jede durch fibröse Querleisten in Fächer oder Taschen abge-
theilt ist, die nach hinten an Zahl zu, an Grösse aber abnehmen und
mit Schleimhaut ausgekleidet sind.
Unsere Exemplare, sämmtlich Weibchen, stammen von Barra do
Rio negro und sind von Natterer mit dem Namen Silurus Gempocrt
bezeichnet.
4. Art. Plat. lim» Agas.
Syn. et Citat: Silurus linia Bl. —Sorubim infrnocularis
Spix, Tab. 15. — Silurus Gerupensis Natt, in Mscrpt.
400
K n e r.
Mit dieser beginnt die Gruppe der Arten mit zahlreicheren
(12—19) Kiemenstrahlen und mehr oder minder weit vor
stehendem Z wischen kiefe r. Bei dieser Art ragt er so weit vor,
dass die Spitze des Unterkiefers von seinem Bande nur
etwas weniger absteht als das Auge vom M u ndw in ke I.
Ausserdem zeichnet sie sich durch das runde senkrecht gestellte
Auge aus, das mit s ei n er gr ö sser en H ä 1 ft e t ie fer a 1 s der
Mundwinkel zu stehen kommt. Die Strahlenzahl der Flossen
ist unseren Exemplaren zufolge:
D. 1/6—7, A. 21—22, V. 1/5, P. 1/7—8, C. 20.
Die Dorsale beginnt in halber Körperlänge, ihr dünner Stachel
ist v o r- und r ii c k w ä r t s g e s ägt (nach Valenciennesohne Zäh-
nelung), der Pectoralstachel aber nur am Innenrande. Der obere ver
längerte und zugespitzte Caudallappen enthält hlos 8, der breitere
und abgerundete untere 12 Strahlen. Ein kleiner Porus pectoralis
ist vorhanden. Im Übrigen passt Valen ciennes'Beschreibung voll
ständig auf unsere Exemplare. Die Schwimmblase ist gestreckter,
nach hinten mehr zugespitzt als bei PL platyrhyncluis und innen
in noch zahlreichere Querfächer abgetheilt.
Unsere Exemplare, darunter ganz junge, stammen von Rio Gua-
pore. Rio branco und Rio negro.
5. Art. PI. planiceps Agass.
Syn. Sorubim piravaca Spix. Tab. 12.
Agass iz beschreibt diese Art so gut, dass nur wenige Zu
sätze erforderlich scheinen, minder gut ist aber die citirte Abbildung.
Der Kopf erscheint daselbst nicht breit und flach genug, denn seine
Höhe am Hinterhaupte macht kaum mehr als ein Fünftel der Kopf
länge aus, die Breite der Schnauze aber zwischen den Maxillarbar-
teln fast die halbe Kopflänge, die Stirnbreite zwischen den Augen
beträgt volle fünf Augendurchmesser. Auch sind in der angeführten
Figur die Spitzen der Caudallappen viel zu kurz, indem ihre Länge
in Wirklichkeit dem Abstand des Schnauzenrandes vom Operculum
gleiehkornmt. Überdies ist der untere Lappen ganz schwarz, der
obere aber weiss gesäumt; nebst der Brust- und Rückenflosse an
unserem Exemplare auch die Fettflosse schwarz gefleckt, nur After-
urid Bauchflossen sind hellfarbig.
Ichihyologische Beiträge.
401
Besondere Erwähnung verdienen noch die Schlundknochen
und der Porus pectoralis. Die oberen Schlundknochen bilden schöne
ovale, dicht mit Hechelzähnen besetzte Hügel, die unteren aber fast
rechtwinkelige Dreiecke, die mit den Spitzen nach vorwärts gerich
tet (Fig. 12) und mit feinen Sammtzähnen bedeckt sind, welche
nach rückwärts gegen die Basis der Dreiecke, an Grösse zunehmen.
Was den Porus •pectoralis anbelangt, so zeichnet sich diese Art vor
allen mir bekannten Fischen durch Grösse desselben aus,
denn er stellt eine unter der halben Länge des Scapularfortsatzes
befindliche halbmondförmige Spalte von mehr als einer Linie Länge
dar und führt in eine weite Höhlung, deren Wandung in schon von
aussen sichtbare Zellräume abgetheiit ist.
Fundort: Rio negro, zugleich mit Plat. lima gefangen.
6. Art. PI. fasciatum Val.
Syn. Silurus fasciatus Bl. Tab. 366.
Durch grössere Anzahl der Kiemenstrahlen und breiten, sehr
platten Kopf reiht sich diese Art den beiden vorhergehenden an,
unterscheidet sich aber leicht durch folgende Merkmale. Der Zwi
schenkiefer überragt den unteren nur wenig, die Länge
des Kopfes beträgt beinahe */ 3 der Totallänge, die Breite vor den
Augen y 3 seiner Länge, das Auge liegt nahe dem Scheitel halb nach
aufwärts gerichtet; die Maxillarbarteln reichen bis an die
Bauchflossen, die äusseren Kehlbarteln noch weiter
zurück undselbstdie inneren bis andieBasis der Brus t-
ilossen. Der Helm ist fein gestreift, das Stützscliild vorder Dorsale
ist überhäutet; die Binde der Gaumenzähne stösst an die des Vomers
an. Der Porus pectoralis ist länglich und allerdings gross, daher
leicht erklärlich, dass schon Schneid e r ihn bemerkte, doch erreicht
er bei weitem nicht die Grösse wie bei PI. planiceps.
D. 1/7, A. 3/10, V. 1/S, P. 1/9, C. 17.
Alle Flossen sind zugespitzt, der dünne Dorsalstachel läuft in
einen Faden aus. Brust- und Bauchflossen haben gleich lange Strah
len, die Anale kürzere, die Caudale ist gleichlappig, tief gablig, die
Fettflosse kurz und niedrig.
Färbung. Die bräunliche Grundfarbe des Rückens und der
Seiten wird von zahlreichen, zum Theile undeutlichen schwärzlichen
SUzh. d. mathem.-natnrw. CI. XXVI. Rd. I. Hfl. 20
402
K n e r.
Querbinden durchsetzt, eine Längsreihe eben su gefärbter Augen
flecke besetzt die Seiten unterhalb der linea lateralis und über ihnen ver
läuft eine gekerbt erscheinende weissliche Längsbinde; dieUnterseiteist
silberig, die Maxillarbarteln sind braunschwarz, die übrigen weisslioju
Die Schwimmblase reicht bis zu den Bauchflossen zurück, ist
übrigens von Form und Bau wie bei den vorhergehenden Arten. —
Dass sich diese Fische vom Raube anderer nähren, lässt schon die
Weite des Magensackes und die Kürze des nur einige Schlängelun
gen bildenden Darmeanales vermuthen; im Magen eines blos 8 Zoll
langen Männchens fanden sich in der That auch zwei junge noch
unverdaute Curimates vor. Fundort: Surinam.
Das kaiserliche Museum bewahrt überdies trockene Exemplare
der beiden Arten Plat. tigrinum und partiale Val. auf, die jedenfalls
der zuletzt besprochenen Art nabe stehen (und noch einer dritten,
dem Plat. Orbignianurn Va 1.), wie dies auch Valenciennes selbst
anerkennt. Natt er er bezeichnet sie in seinen Notizen geradezu
blos als Varietäten des Silurus fasciatus Bl. und führt für die
gestreifte Varietät (oder Plat. tigrinum) als Trivialnamen Piram-
bucu, für die gefleckte (PI. partiale) die BenennungPiracajiara
an. So sehr ich auch geneigt bin, dem Ausspruche dieses erfahrenen
und scharfen Beobachters beizutreten, so muss ich dennoch diese
Frage unentschieden lassen, da das kaiserliche Museum von den frag
lichen Arten zu wenige Exemplare besitzt, um durch Vergleichung
derselben hierüber zu sicheren Resultaten gelangen zu können.
gatt. ASTEROPHYSUS n. g.
Char. Kopf nackthäutig, gleich breit und lang, Unterkiefer
vorstehend, Mundspalte sehr weit, breite Binden grober
Sammt- (oder Hechel-) Zähne in den Kiefern und an der
ganzen Länge der Gaumenbeine, Vomerplatte zahnlos.
G Barteln, Dorsale nackenständig, Fettflosse klein, Zahl der
Kiemenstrahlen gering (4—SJ, Kiemenspalte nur bis an die
Basis der Brustflossen offen. Die Urogenitalmündung bet
Männchen an der Spitze des ersten Analstrahles; die rund
liche Schwimmblase ringsum mit fast gleichlangen Blind-
därmchen behängt.
Wenn ich diese ausgezeichnete Gattung hier einschalte, so
geschieht dies nur, um sie nicht ausser die Reibe jener Siluroiden zu
lehlhyologische Beiträge.
403
bringen, welche nebst Zahnbinden in den Kiefern deren auch noch
am Gaumen besitzen. In Hinsicht der Bezahnung würde sie allerdings
der Gattung Arins zunächst zu stellen sein, doch schliesst diesen
höchst originellen Fisch sein Totalhabitus nebst zahlreichen anderen
Eigenthümlichkeiten von jener als nächst verwandter Gattung aus,
aber diese ist auch unter allen übrigen Siluroiden sehr schwer auf
zufinden. Bezüglich der Stellung der Rückenflosse und des den Männ
chen zukommenden Urogenitalrohres zeigt sie mit den folgenden
Gattungen Auchenipterus und Centromochlus die meiste Übereinstim
mung, mit der Gattung Callophysus M ü 11. dagegen scheint sie in Bil
dung der Schwimmblase am ähnlichsten zu sein. Und also bestä
tigt sich an ihr die Wahrheit des Satzes, dass es keine, wenn auch
noch so auffallende Eigenschaft gibt, die für sich allein den Systema
tiker berechtigen dürfte, ihr unbedingt einen entscheidenden Werth
für die Charakteristik beizulegen.
Das kaiserliche Museum besitzt zwar nur zwei Repräsentanten
dieser Gattung, aber glücklicher Weise ein wohlerhaltenes Männchen
und Weibchen von derselben Art.
Art. Ast. batrachus m. Fig. 13.
Die überhäuteten Augen über der Basis der Maxillarbarteln stehend,
diese etwas über die Kiemenspalte zurückreichend, Pcctoral-
und Dorsalstachel kurz in eine biegsame Spitze endend, Cau-
dale gleichlappig, die Haut der Bauchseite mit dichten Längs
und noch feineren Querrunzeln besetzt.
Die Totalgestalt ist gedrungen und der Kopf erscheint darum
um so grosser und breiter; seine Länge von der Mitte des Unter
kiefers bis zu dem Ende des Kiemendeckels beträgt bei Männchen
und Weibchen nahezu % der Körperlänge und gleicht der Breite
hinter den Mundwinkeln, woselbst die Wangen wie geschwollen
sieh ausnehmen, fast genau; die grösste Höhe unter dem Dorsal
stachel ist etwas geringer und kommt der Länge des Kopfes am
Rande des Zwischenkiefers bis an das Stützschild der Dorsale gleich.
Die ausnehmend grosse Mundspalte nimmt fast die ganze Breite und
Va der Kopflänge ein. Der stark nach aufwärts gebogene Unterkiefer
überragt beinahe um die ganze Breite seiner Zahnbinde den Zwi
schenkiefer und kommt bei geschlossenem Munde vor und über
diesen zu stehen. DieZahnbinden in beiden Kiefern sind in der Mittel-
2ß
404
K n e p.
linie durch eine Furche getrennt, die des Zwischenkiefers ist fast
um das Doppelte breiter als die des unteren und reicht bis an die
Mundwinkel zurück. Die eben so breiten Zahnbinden der Gaumen
beine sind bei viermal länger als breit und divergiren nach hinten.
Der Vomer ist völlig zahnlos, ebenso auch die breite abgerundete
Zunge, der eine freie Spitze fehlt, indem der erste Kiemenbogen
seitlich bis an den vorderen Rand des Zungenbeines reicht. Die Ma-
xillarbarteln entspringen über halber Länge der Zwischenkiefer und
sind bis zur Basis häutig, von den vier Kehlbarteln stehen die vorde
ren und kürzeren nahe der Symphyse, die hinteren bis an die Basis
der Brustflossen reichenden näher den Mundwinkeln. Die überhäu
teten Augen sind queroval und liegen seitlich, schief nach aufwärts
gerichtet; ihr Abstand vom Kieferrande beträgt einen, ihr gegensei
tiger vier Längsdurchmesser. Die hintern kleineren Narinen liegen
fast über der Mitte des Auges, die vorderen nahe dem Kieferrande, beide
sind in kurze Röhrchen verlängert. Der den Oberkopf bedeckende
Helm fühlt sich durch die überliegende Haut etwas raubkörnig an,
die Stirnfontanelle reicht bis zwischen die hinteren Narinen, der
Scheitel ist flach, der Occipitalfortsatz stösst an das Stützschild vor der
Rückenflosse an. Der Kiemendeckel trägt am hintern Rande einen
breiten Hautsaum, durch den die Spalte fest verschlossen wird und
der sich auch in die Concavität des oberen Schulterschildes hinein
legt, welches an den rauhkörnigen, nach aufwärts gerichteten Sca-
pularfortsatz sich anschliesst. Zufolge der nicht an die Kehlseite
hinabreichenden Kiemenspalte und der dicken Kehlhaut sind die
Kiemenstrahlen ohne Verletzung der Exemplare nicht genau zählbar,
doch schwerlich mehr als fünf vorhanden.
D. 1/S, A. 13, V. 10, P. 1/7, C. 17.
Die Dorsale beginnt über der Kiemenspalte, das Sperrgelenk
vor ihr ist dick, ihr Stachel aber kurz, nach vorne gekörnt, längs der
Seiten gefurcht und die ihm aufgesetzte weiche Spilze wie bei Ga-
leichthys blattähnlich compress und von gleicher Struetur; sammt ihr
bleibt er aber niederer als die folgenden getheilten Strahlen, von
denen der zweite am längsten ist, daher der Rand der Flosse abge
rundet erscheint. Die Fettflosse steht dem Ende der Anale gegenüber,
und ist rundlich und etwas höher als lang. Die Bauchflossen, die sich
durch grössere Anzahl von Strahlen vor der Rücken- und Brustflosse
auszeichnen, reichen bis auf die vorragende Analpapille zurück, die
Ichtliyolog’ische Beiträge.
405
kürzeren Brustflossen aber nur wenig hinter das Ende der Dorsale,
ihr noch kürzerer, jedoch breiter Stachel ist am äusseren und inneren
Rande grob gesägt, übrigens längs gefurcht. Die mittleren Strahlen
der breiten abgerundeten Caudale sind drei- bis viermal dichotomisch
getheilt. Die Strahlen der Afterflosse sind längs ihrer Basis von
dicker Haut umhüllt; beim Weibchen ist ihr erster Strahl der
kürzeste und kaum */ s so lang als der folgende, der bios von dem
3. und 4. noch an Länge übertroffen wird; beim Männchen setzt
siehderUrogenitalcanalanihmfortunddieser erreicht
mit seiner Spitze, an wel cber die Mündun g angebracht
ist (s. die Fig.), die Länge des folgenden Strahles oder
übertrifft sie vielmehr noch etwas. Vor der Anale mündet daher hei
Männchen nur der After für sich allein auf einer vorragenden Papille,
hei Weibchen hingegen befindet sich hinter letzterer eine tiefe Grube,
in welcher die kleinere durchbohrte Urogenitalpapille liegt.
Der Verlauf des Seitencanales ist nur am Schwänze sichtbar
und er sendet daselbst nach auf- und abwärts kurze gebogene Neben
röhrchen ab, weiter vorne erscheint aber die ganze Haut so run
zelig und uneben, stellenweise sogar wie mit feinen kurzen Zotten
dicht behängt, dass sein Verlauf nicht wieder erkennbar ist. Auch
von den Kopfcanälen ist nur der Unterkieferast durch grosse Poren
sichtbar. Das gleiche, feinrunzelige Ansehen zeigt sich nicht hlos am
ganzen Vorderrumpfe bis auf den Rücken, sondern am stärksten an der
Bauchseite bis zur Kehle, indem daselbst gedrängt stehende Längs
falten sich erheben, die durch noch feinere und zahlreichere Quer-
fältchen zu einer Art von erhabenem Netz- und Maschenwerk ver
bunden werden, welches an das Hautnetz bei Bagrus reticulatus und
Goliath erinnern würde, wenn es eben hier nicht aufstehende Fältchen
wären, die somit die Oberfläche zugleich uneben machen.
Die Färbung unserer Weingeist-Exemplare ist hellbräunlich,
Bauchseite weiss, alle Flossen sind ungefleckt.
Auch der innere Bau bietet einige nicht minder interessante
Eigenthümlichkeiten, wie der äussere dar. Vor allen verdient hier die
Höhlung, zu welcher der Porus pectoralis führt, Erwähnung. Die
ser liegt in einer tiefen Grube eingesenkt, wie gewöhnlich unter dem
Scapularfortsatze, ist rundlich und ziemlich gross, führt aber in eine
kugelförmige Höhlung, die weithinein in die Bauchhöhle ragt und
deren natürliche Grösse und Umfang bei a in Fig. 14 ersichtlich ist.
406
K n e r.
Diese Höhlungen sind von zahlreichen cylindrischen oder prismati
schen Zellräumen durchsetzt und diese mit einer bräunlichen Masse
gefüllt, welche getrocknet hellgelb wird und in ein feines, erdig sieh
anfühlendes Pulver zerfällt. Die ganze Höhlung ist von dieser Masse
derart strotzend ausgefüllt, dass hei einem äusseren Drucke auf die
Wandung ein Widerstand geleistet wird, als drücke man auf einen
derben Knorpel *).
Fig. 14 zeigt nach Entfernung der Bauchwand und der Verdau
ungs-Organe in b die noch vomPeritonaeum überdeckteschwimm
blase, welche in Fig. IS« dann frei und mit abgeschnittenem Luft-
gang (in natürlicher Grösse) dargestellt ist. Da ich die Schwimm
blase von Callophysus macropterus Mil. und Tr. aus eigener An
schauung nicht kenne, so kann ich blos vermuthen, dass diese mit der
hier abgebildeten die meiste Ähnlichkeit zeige; doch würde sie sich
durch den Mangel von zwei längeren ßlinddärmchen am Vorderende
von jener bei Callophysus unterscheiden, indem sie gerade am hin
teren Ende etwas längere ßlinddärmchen besitzt. Lit. c in Fig. 14
zeigt das quere Verbindungsstück der Nieren, Fig. IS b die Harn
blase mit der Einsenkung des Harnleiters an ihrer hinteren Wand
und der Urethra. Den lappigen Bau der Hoden des Männchens macht
Fig. 14 d ersichtlich, der strotzende Zustand derselben erlaubt
ohne Zweifel den Schluss, dass selbes zur Laichzeit gefangen wurde;
die Eiersäcke des Weibchens hingegen sind klein und die Eier noch
wenig entwickelt.
Total länge des grösseren Männchens 9 Zoll.
Fundort: Marabitanos.
gatt. CETOPSIS Agas.
Chur. Schnauze kurz, abgerundet, die kleinen Augen wie der
übrige stark gewölbte Kopf überhäutet, Mund endständig,
Kiefer bezahlt, eine einfache Reihe spitzer Zähne querüber
am Vomer, sechs Barteln, kein Dorsal- und Pectoralstachel,
keine Fettflosse, Anale vielstrahlig.
V alenciennes lässt diese Gattung zunächst auf Silurus (und
Schübe) folgen, ohne diese Stellung näher zu begründen, wahrschein-
*) Es unterliegt keinem Zweifel, dass die physiologische Bedeutung der Höhle, zu
welcher ein Porus pectoralis stets führt, hei dieser Art, wo sie eine Entwickelung
zeigt, die ihres Gleichen nirgends findet, am ersten zu ermitteln sein dürfte, doch
Ichthyologische Beiträge.
407
lieh hat ihn hiezu der Mangel eines Dorsalstachels und einer Fettflosse
veranlasst. Indem ich sie hier einreihe, geschieht dies hlos aus dern
Grunde, um damit die Reihe der Siluroiden abzuschliessen, welche
nebst Zähnen in den Kiefern deren auch noch am Gaumen besitzen,
jedoch verwahre ich mich nochmals dagegen, etwa hiedurch eine
natürliche Reihenfolge andeuten zu wollen, vielmehr bin ich der An
sicht, dass in einer solchen die genannten Gattungen keine nachbar
liche Stellung einnehmen können. Da aber der Zweck dieser Mitthei
lungen nicht darin besteht, schon jetzt den Versuch einpr natürlichen
Gruppirung zu wagen, so wende ich mich zunächst sogleich an die
Beschreibung einer bisher meines Wissens nicht veröffentlichten Art,
die sich von denbeiden bereits seit Spix bekannten wesentlich unter
scheidet, und beiläufig vor 30 Jahren vonNatterer dem kaiser
lichen Museum eingesendet wurde.
Art. C. gobioides m. — Fig. 16 in nat. Gr.
Binden feiner Sammtzähne im Zwischen- und Unterkiefer, die
Bauchflossen mitsammen (wie hei Gobius) verwachsen ; der
erste Dorsal- und Pectoralstrahl bei Männchen fadig ver
längert.
Die Kopflänge ist S */ 3 — 1 / 2 mal in der Totallänge enthalten
und der grössten Körperhöhe über den Bauchflossen nahezu gleich,
die Breite des Kopfes = 3 / 4 seiner Länge, die Mundwinkel reichen
bis unter die Mitte der Augen , der Unterkiefer wird von der gewölb
ten Schnauze etwas überragt. Der Unterkiefer trägt wie der Zwischen
kiefer eine schmale Binde feiner Sammtzähne und die Vomerplatte
eine quer bogenförmige einfache Reihe spitzer Zähne (wie letzteres
auch hei den zwei anderen Arten der Fall ist); die Zunge ist an der
Spitzenicht frei oder fehlt vielmehr. Die Maxillarharteln entspringen in
einer länglichen Grube unter dem Auge und reichen mit fein faden
förmiger Spitze bis an den vorderen Rand des Deckels zurück; von
den vier Kehlbarteln stehen die inneren und etwas kürzeren der Sym
physe des Unterkiefers näher als die äusseren, welche zurückgelegt
bis nahe an den Rand der Kiemenhaut reichen. Das Auge ist wie bei
scheint die mehr als 20 jährige Einwirkung - des Spiritus, durch welchen Zellenwan
dungen und Inhalt verändert werden mussten , mir nicht geeignet, um etwa durch
nähere histologische oder chemische Untersuchung - eine befriedigende Beantwortung
jener Frage noch hoffen zu lassen.
408
K n (i r.
den anderen Arten glatt überhäutet, aber ziemlich gross, sein Durch
messer nur etwas über sechsmal in der Kopflänge enthalten; sein
Abstand von der Schnauze beträgt l 1 / a , von anderem Auge zwei
Diameter. Die hinteren und grösseren Narinen liegen genau zwischen
den Augen, die vorderen nahe dem Schnauzenrande. Alle Deckel
stücke sind, wie der übrige Kopf, glatt und dick überhäutet, die Kie
menspalte ist eben so weit über als un ter der Brustflossenbasis ollen.
Die Dorsale beginnt am Ende des ersten Drittels der Körper
länge, ihr erster gleich den folgenden biegsamer Strahl verlängert
sich beim Männchen in einen Faden, so dass er Vs der Körperlänge
misst; beim Weibchen endet er zwar auch in eine fadendünne Spitze,
die aber nur wenig den zweiten Strahl an Länge über trifft. Die Basis
der Anale nimmt 1 / a der Körperlänge ein und beginnt nahe hinter der
Genitalpapille, ihre Strahlen sind von dicker Haut umhüllt. Die
Bauchflossen besitzen von allen Flossen die kürzesten Strahlen und
sind an den inneren durch Haut mit einander verwachsen (bei den
anderen Arten hingegen entschieden getrennt). Der erste und auch
biegsame Pectoralstrahl ist beim Männchen gleichfalls in einen bis
über die Bauchflossen zurückreichenden Faden verlängert, beim
Weibchen aber kaum länger als der zweite Strahl. Die Lappen
der gablig eingeschnittenen Caudale sind gleichlang, mässig zuge
spitzt. Der Porus pectoralis ist bei beiden Geschlechtern länglich,
beim Männchen aber bedeutend grösser und übertrifft daselbst an
Grösse jenen bei Cet. coecutiens und candiru.
Der Seitencanal bildet eine einfache Linie, von Kopfcanälen sind
nur der Unterkieferast und einige Poren an der Schnauze wahrzu
nehmen. Die hinter dem After befindliche Urogenital-Papille ist beim
Männchen breit und gross.
Die Färbung erscheint wie bei den anderen Arten, die Grund
farbe am Rücken graubraun mit feinen schwarzen Punkten, die Sei
ten hell silberglänzend, alle Flossen ungefleckt.
Der Magensack ist sehr gross, der Darm ohne Windungen,
die weit vorne liegende Leber klein, die Harnblase gross.
Total länge des Weibchens 3</ a Zoll, das abgebildete Männ
chen um ein Paar Linien kleiner und im Ganzen etwas schlanker.
Natterer gibt als Fundort Irisanga an und bezeiclmete sie als
Siluriis pygmaeus.
Ichthyologische Beitrüge.
409
Über die von Agassiz gut beschriebenen und leicht kenntli
chen Arten: Cet. coecutiens und candiru lasse ich nur einige ergän
zende Notizen folgen. Von beiden besitzt das kaiserliche Museum
wohlerhaltene und grosse Exemplare (bis 11 Zoll Länge) und zwar
sowohl Männchen als Weibchen. Aus der Vergleichung derselben
ergibt sich, dass auch die Männchen dieser zwei Arten sich durch
fadenförmige Verlängerung des ersten Dorsal- und meist auch des
Pectoralstraldes auszeichnen; überdies erweisen sich unsere grössten
Exemplare durchaus (vielleicht zufällig) als Weibchen. Beson
dere Erwähnung verdient die in der Hist, des poiss. XIV. p. 387
enthaltene Angabe, Agassiz habe bei Untersuchung von Cet. can
diru eine grosse Schwimmblase mit langem Luftgange gefunden.
Agassiz erwähnt jedoch im Text kein Wort davon und auch die
Fig. 5 und 6 auf Tafel A im Atlas zu Spix’ Reise, woselbst die Ein
geweide von Candiru abgebildet sind, machen keine ersichtlich.
Von allen unseren Exemplaren beider Arten zeigt auch keines eine
Spur von einer Schwimmblase und es kann (obwohl ihnen die Ein
geweide grösstentheils fehlen) auch füglich keine vorhanden sein,
denn die Sexualorgane könnten nicht, wie es doch hier der Fall ist,
die Mittellinie einnehmen, sondern würden sich wie bei allen Silu-
roiden, die eine Schwimmblase besitzen, gablig theilen und letzte
gleichsam umarmen. Übrigens beschreibt auch Agassiz die Sexual
organe von Candiru mangelhaft, indem er p. 11 sagt: „Ovaria et
testis funiculi praelongi fimbriati figura adparent, qui ad medium
cavum abdominale prolongatur“. Denn hiebei hatte er nur ein Männ
chen vor Augen, während bei Weibchen beider Arten die Ovarien
geschlossene lauge Säcke bilden, die nach rückwärts fast ihrer gan
zen Länge nach in der Mittellinie durch Haut vereinigt sind. Zur
Laichzeit, deren Nähe sich aus den grossen Eiern einiger unserer
W eibchen von 10 und 11 Zoll Länge verräth, reichen sie nach vorne bis
zur halben Länge der Bauchhöhle. Der Hoden bildet stets ein unpaa
riges medianes durch abstehende Blindsäcke doppelt befiedert erschei
nendes Organ (Fig. 17 c zeigt ihn von Cet. candiru und 17 d von
von einem grossen Männchen von coecutiens in natürlicher Grösse),
welches ebenso weit wie die Ovarien nach vorne reicht und an der
vorragenden Urogenitalpapille mündet. Harnleiter und Blase liegen
stets hinter den Sexualorganen, letzte ist aber bei beiden Arten ver
schieden geformt. Bei Cet. coecutiens liegt die Harnblase nach
410
K n e r.
rechts und zeichnet sich, wie Fig. 17 a zeigt, durch zweierlei Diver
tikeln aus; ein grosses an der Basis, wo von hinten der Urether sich
einsenkt, welches wie die Vorkammer eines Herzens sich ausnimmt,
und ein kleines blinddarmähnliches (bei x), das nahe dem Blasen
ausgange an der Vorderfläche herabhängt. Bei Cet. candiru geht hin
gegen (Fig. 17 6) der Urether in gerader Richtung zuerst in eine
kleinere Erweiterung (Vorblase) über, auf welche dann erst nach
einer halsförmigen Einschnürung die eigentliche Blase folgt.
Unsere Exemplare stammen aus dem Rio branco.
<;att. PIMELODUS Lacep.
Ckar. Kopf depress, Mund endständig, Zwischen- und Unterkiefer
mit Summt- oder Hechelzähnen, Gaumen und Vomer zahnlos,
6—8 Barteln, Rücken- und Brustflosse mit meist gesägtem
Stachel, eine Fettflosse über der wenig strahligen Anale,
Kiemenspalte weit, 6—12 Kiemenstrahlen.
Diese Gattung, welche Valenciennes zunächst auf Arius
folgen lässt, mag hier die Reihe der S iluroiden ohne Zähne
an Vomer und Gaumen eröffnen, da sie in vielfacher Beziehung
zur Gattung Bagrus und deren nächsten Verwandten in der Reihe der
Siluroiden mit Zähnen am Gaumen eine ziemlich natürliche Paral
lele zu bilden scheint. Auch sie umfasst eine grosse Anzahl von Arten,
die mitunter so abweichende Verhältnisse darbieten, dass vielleicht
eine in der Folge vorzunehmende Trennung in mehrere Gattungen
nicht minder als bei der Gattung Bagrus der älteren Autoren gerecht
fertigt erscheinen dürfte. Ob sie nöthig sein werde und auf welcher
Grundlage sie etwa vorzunehmen sei, kann sich jedoch erst aus den
Ergebnissen einer sorgfältigeren Untersuchung aller Arten heraus-
stellen, als dies bisher derFall war (). Vorläufig behalte ich demnach
die Gesichtspunkte bei, nach denen Valenciennes die zahlreichen
Arten gruppirte, beginne aber mit jener, die blos sechs Barteln
und einen mehr oder minder fr e i liegenden Hel m besitzen.
l ) Hass die in der Hist, des poiss. enthaltenen Angaben nicht durchwegs Anspruch auf
wiinschenswerthe Genauigkeit haben , ergibt sich einerseits schon aus der Kürze,
mit welcher so viele Arten mehr skizzirt als beschrieben sind, und anderseits aus dem
Nachweise , dass sich darunter Arten befinden , die nicht der Gattung Pimclodus in
obigein Sinne angehören; z. II. der schon früher erwähnte Pimelod. Blochii. der ein
Aviodcs und Pimcl. Colts, der ein Arius ist.
Ichthyologische Beiträge.
411
1. Art. Piuiel. ornatus m. — Fig. 18.
Kopf gross, Schnauze breit, Zwischenkiefer den untern überragend,
Eckbarteln lang, die Mitte der Dorsale mit einem grossen
schwärzlichen Augenflecke, eine helle Binde läuft schief vom
1. Dorsalstrahle gegen dieBauchflossen herab, an jedem Cau-
dallappen eine schwarze Längsbinde.
Von dieser schön gefärbten Art schicke ich die Beschreibung
eines, in natürlicher Grösse hier abgebildeten jugendlichen In
dividuums voraus und lasse darauf die Unterschiede folgen, welche
sich aus der Vergleichung mit älteren Exemplaren ergeben. — Die Länge
des Kopfes ist über 4mal, die grösste Körperhöhe über 6mal in der
Totallänge enthalten ; die grösste Breite zwischen den Kiemendeckeln
gleicht der Höhe des Körpers. Das grosse, querovale Auge liegt nahe
dem Stirnprofile, sein längerer Durchmesser ist 4 1 / 3 mal in der Kopf
länge begriffen, sein Abstand vom Kieferrande 2, vom andern Auge
nur 1 Diameter. Der obere Mundrand bildet einen sehr flachen Bogen ;
der Zwischenkiefer ist, so weit er über den untern vorragt, mit einer
breiten Binde ziemlich langer, der Unterkiefer mit einer schmalen
kurzer Sammtzähne besetzt. Die Maxillarbarteln reichen bis über die
Anale, bei einem andern Exemplare fast bis an die Spitzen der Cau-
dale zurück, die hintern oder äussern Kehlbarteln bis zur halben
Länge der Brustflossen, die vordem bis hinter das Auge. Der Ober
kopf ist ziemlich flach, die Stirnfontanelle lang, nach rückwärts
breiter; der theils granulirt, theils runzlig aussehende Helm reicht
beiderseits derselben nach vorne bis gegen die hintere Narine und
steigt erst gegen den Occipitalfortsatz stärker an, welcher bis gegen
die Spitze des dreieckigen Stützschildes der Dorsale reicht, ohne
aber mit diesem verwachsen zu sein. Der Helm setzt sich seit- und
abwärts mit einem Scapularfortsatze fort, der sich an das fast gleich
hohe, wie lange, mit scharfer Spitze endende Scapularschild anlehnt.
Die Kiemenspalte ist bis zu den hintern Kehlbarteln offen, die Zahl
der Kiemenstrahlen 10, ein knöcherner Suborbitalring fehlt, der
lanal läuft allein als dünne knöcherne Röhre unter dem Auge fort bis
zu den Maxillarbarteln; der Porus pectoralis ist klein, der Seiten
canal bildet keine sogenannten Venennetze.
D. 1/6, A. 13, V. 6, P. 1/10, C. 17.
412
K n e r.
Der Dorsalstachel ist vorne körnig rauh, hinten schwach gezähnt
und endet in eine biegsame, mit den beiden folgenden Strahlen fast
gleich hohe Spitze; die Höhe dieser Flosse übertrifft bedeutend jene
des Körpers und kommt der Länge vom Schnauzenrande bis an den
hintern Rand des Auges gleich. Die Bauchflossen sind dem Ende der
Dorsale gegenüber eingelenkt, zugespitzt und ihre längsten Strahlen
denen der Anale gleich, welche erst unter der Mitte der Fettflosse
beginnt, und soweit als diese zurückreicht. Die Basis der Fettflosse
ist so lang als die Anale hoch, aber um die Hälfte niederer; der After
liegt nahe hinter den Bauchflossen. Die Brustflossen reichen nur bis
unter die Mitte der Dorsale, ihr breiter, flacher Stachel ist kürzer als
die folgenden getheilten Strahlen und an beiden Rändern grob
gesägt; die Caudale tief gablig, die zugespitzten fast gleichen Lappen
erreichen die Länge des Kopfes.
Färbung. Rücken bräunlich, Seiten und Bauch silberig oder
ins Messinggelbe, der Vorderrumpf bis über die Brustflossen dunkel
braun, hierauf folgt das helle Band, welches schief von der Basis des
Dorsalstachels gegen die Bauchflossen herabläuft, und hinter dem
längs der Seitenlinie ein anfangs breiter schwärzlicher Streifen ver
läuft, der am Schwänze als feine Linie endet; der grosse schwarze
Augenfleck in Mitte der Dorsale erstreckt sich vom 1. bis zum 6.
Strahle; die Mitte jedes Caudallappens ziert eine schwärzliche
Längsbinde; die übrigen Flossen sind wie die Barteln hell und
ungefleckt.
Ältere Exemplare stimmen in Färbung und Zeichnung ganz
mit den jüngern überein, zeigen aber folgende Alterverschieden
heiten. Die Länge des Kopfes ist 3y s mal in der Körperlänge (ohne
Caudale) begriffen, die Breite = seiner Länge von der Schnauzenmitte
bis an den Rand des Vordeckels und dessgleichen der Körperhöhe vor
der Dorsale. Vom Ilinterhaupte bis zur Rückenflosse steigt das Profil
rascher an, als bei Jungen, die Stirnbreite ist bedeutend grösser, der
Abstand beider Augen beträgt nämlich 2 1 /;, Diameter; der Hehn tritt
stärker und rauhkörniger vor, die Stirnfontanelle bleibt aber so lang,
wie bei Jungen und nimmt nach hinten noch an Breite zu. Der Unter
kiefer tritt hingegen weniger hinter den Zwischenkiefer zurück, die
Barteln, namentlich die maxillaren sind kürzer und reichen kaum bis
an die Bauchflossen. Humeral- und Scapularfortsatz ändern ihreForm
nicht, der Poms pectoralis erscheint gross, der Dorsalstachel dick
Ichtnyologische Beiträge.
413
aber ungezähnt, der Pectorale flach, breit, ein- und auswärts gesägt.
Die Brustflossen reichen nicht so weit gegen die Ventralen zurück
wie bei Jungen, die Fettflosse bleibt relativ eben so gross, die Cau-
dallappen erscheinen aber abgerundet, da sich wie gewöhnlich ihre
Spitzen auch hier abnützen und die Lappen zurunden, jedoch gleich
lang bleiben.
Der Magen bildet einen bis an das Ende der Schwimmblase
zurückreichenden grossen Sack und nimmt somit den grössten Theil
der Länge der Bauchhöhle ein; ihn übertrifFt an Breite noch die
sehr dickwandige Schwimmblase, welche äusseriich einfach, innen
aber in 3 grosse communicirende Zellräume getheilt ist, von denen die
beiden hintern , ähnlich wie bei Arius- und Platystoma-Arten durch
leistenartig vorspringende Falten in kleinere Fächer geschieden; am
vordem Ende ist sie äusseriich jederseits mit einem massig starken
Muskelbelege überdeckt. Die Eiersäcke der Weibchen reichen nur
bis zum Beginne des 2. Drittheils der Schwimmblasenlänge; die Harn
blase ist klein und rechts gelegen.
Das kais. Museum besitzt trockene und Weingeistexemplare von
S Zoll bis über 1 Fuss Länge, von Surinam, dem Rio negro und
Cujaba. Natterer bezeichnete sie als Silurus megacephalus und
mit dem Provinzialnamen : Cabe$udo.
2. Art. Pim. mnculatus Lacep.
Bezüglich dieser, bei d’Orbigny pl. I. Fig. 1 gut abgebil
deten Art, äusserst sich Valenciennes: „Ses formes et tous ses
details sont exactement comme clans Vespece que nons venons de
decrire“, wobei er offenbar nicht den unmittelbar vorhergehenden,
ganz kurz beschriebenen Pim. manillensis, sondern den vor diesem
ausführlicher behandelten Pim. Blocliii gemeint haben kann. Der
Unterschied liege, fährt er fort, in der Färbung, bemerkt aber zu
gleich, dass Rücken und Seiten bald mit schwärzlichen Flecken wie
besät, bald nur in einfacher oder doppelter Reihe besetzt seien, so
dass diese ganz verwaschen und kaum sichtbar sein können.—-Aller
dings stehen die beiden Arten einander in Totalhabitus, Färbung und
vielen andern Punkten einander sehr nahe, unterscheiden sich jedoch
auf das Bestimmteste von einander, wurden bereits auch von Nat
terer als verschiedenartig erkannt und werden ebenfalls in trivi
aler Nomenclatur von den Eingebornen unterschieden. Ich halte es
414
K n e r.
demnach nicht für unnöthig, die charakteristischen Merkmale vonPim.
maculatus hier kurz zusammenzufassen. Der Hehn ist grösstentheils
fein granulirt, nur die die Fontanelle begrenzenden Stirnschilder
sind längs gefurcht, der 0 ccipitalfortsatz ist m äs sig breit
und verschmälert sich nach hinten , das Stützschild vor der
Dorsale ziemlich schmal und klein. Die Maxillarbarteln
reichen bis hinter die Bauchflossen, der Gaumen ist zahnlos;
die Dorsale erreicht nicht Körperhöhe, ihr Stachel ist dünn,
nicht länger als die folgenden getheilten Strahlen sanft gebogen,
und nur rückwärts schwach bezahnt, auch der Pectoralstachel ist
blos von mässiger Stärke; die Basis der an sich langen Fettflosse
übertrifft jene der Anale um das Doppelte. Ein Poms pec-
toralis ist vorhanden, der Seitencanal bildet blos nach abwärts
kurze Nebenröhrchen und über dem vordem Ende schwache Venen.
— Die Hoden der Männchen sind schön gefiedert, der rechte er
scheint stärker entwickelt. — Rumpf, Dorsal-, Caudal- und Fett
flosse können schwarz gefleckt sein, Brust-, Bauch- und Afterflosse
sind es aber an keinem unserer Exemplare.
Totallänge von 6 — 16 y 2 Zoll. — Fundorte: Irisanga, Rio
branco, und Barra do Rio negro.
Natterer bezeichnete diese Art als Silurus lima und führt
als Trivialnamen au: Mandii, Mandyis, Mandii tinga; auch Valen-
ciennes gibt einen ähnlichen Namen: Mandii Saigu an 1 ).
3. Art. Pim. multiradiatus m.
Rückenflosse mit 10 getheilten Strahlen, Helm rauhkörnig, Occi-
pitalfortsatz am Ende in der Mittellinie getheilt, Stiitzschild
der Dorsale überhäutet, Maxillarbarteln bis zur Anale rei
chend, Unterkiefer etwas kürzer als der obere, Fettflosse lang.
Von dieser Art besitzt das kais. Museum nur zwei trockene Exem
plare und da diese keine Spur von Gaumenzähnen zeigen, kann ich
*) Ariodes (Bagrus) clarias Mil. Tr. (Pimelodus Blochii Va\.) unterscheidet sieb
ausser den kleinen Zahngruppen an den Gaumenbeinen die ihn von Pimelodus tren
nen, noch durch folgende Merkmale: der Helm ist stärker entwickelt, der Occi-
pitalfortsatz breiter und insbesondere das Stützschild vor de«'
Dor sale grösser, der Dorsalstachel e r r e i c h t in i n d e s t e n s d i e K o r-
p e r h ö h e, ist dicker und meist völlig gerade, auch der Pectoralstachel liinge«*
und stärker, die Fettflosse bedeutend kürzer; das Stiitzschild vor der Dorsale
Ichthvologische Beiträge.
415
sie nur für einenPimelodus halten, der sich dann schon durch die
Strahlenanzahl der Rükenflosse allein von allen (ihrigen Arten unter
scheidet. — Die Länge des Kopfes beträgt ‘/ 5 , die Breite kaum %
der Totallänge; der Umfang der Schnauze ist halbkreisförmig. Der
längere Durchmesser des Auges macht kaum % der Kopflänge aus, die
Augen stehen genau in halber Kopflänge, 2 solcher Diameter von
einander entfernt. Die hintere, quer gespaltene Narine liegt weit vor
dem Auge, die Fontanelle zwischen denselben ist länglich. Die
äusseren Kehlbarteln reichen bis unter die Rückenflosse, die inneren
oder vorderen bis über die Basis der Brustflossen.
D. 1/10, A. 10, V. 6 . . .
Alle Strahlen der Dorsale sind fast gleich hoch, ihr Stachel
ist längs gefurcht, nicht gezähnt; stärker als gewöhnlich entwickelt
erscheinen die Brustflossen, deren Strahlen die längsten von allen
Flossen sind, ihr fast eben so langer Stachel ist dick, längs gefurcht,
am äusseren Bande knotig, am inneren gesägt. Die Bauchflossen
stehen unter den letzten Strahlen der Dorsale, besitzen kürzere
Strahlen als die vorigen, aber längere als die Anale, die überhaupt
die kürzesten hat; die Caudale ist tief gablig, der obere (jedoch
vorletzte) Lappen scheint etwas länger zu sein; die Basis der
Fettllosse übertrifft um % die der Dorsale an Länge.
Der Seitencanal sendet nach abwärts Nebenröhrchen, ein
schwaches Venennetz ist aber nur an den Wangen sichtbar, ein
Porus pectoralis vorhanden; die Analgrube liegt fast in der Mitte
zwischen der After- und den Bauchflossen. Die Färbung erscheint
an Rücken und Seiten braun mit helleren Wolkenflecken , am Bauche
weisslich.
Die beiden Exemplare sind von Natter er als Männchen
und Weibchen bezeichnet, ersteres von 2 Fuss Länge; sie stammen
von Borba am Rio Madeira und Forte do Rio branco am Rio Facutu,
und wurden von ihm als Silurus Schandid unterschieden.
ist stets mit einem mehr weniger t i e f s c li w a r z e n , meist von einem weissen
hinge umgebenen Flecke geziert. Er scheint auch nicht die Grösse von
1 uncl. maculatus zu erreichen, wenigstens misst keines unserer Exemplare 1 Fuss.—
Sie stammen vonBarra do Bio negro , und aus dem Guaporc und Cujaba. Natt er er
unterschied diese Art. als Silurus vitut/a und bezeicbnete sie nebstbei als Bagrc
amarello.
416
K n e v.
4. Art. l'im. pirinampns Agas. (Spix tab. 8, Pirirampu).
Diese Art bildet den Übergang zu den folgenden mit iiber-
bäutetem Helme, indem er nur zwischen den Augen frei liegt und
fein granulirt erscheint, während er weiter zurück, so wie das
breite Stützschild vor der Dorsale, von Haut überdeckt ist. Als
Punkte, die aus der citirten Abbildung und Beschreibung nicht er
sichtlich sind, erwähne ich nur folgende : Es sind in der Tliat
6 Barteln vorhanden , von denen die maxillaren die längsten und
die vorderen oder inneren Kehlbarteln die kürzesten sind, alle breit
gedrückt und durch Hautsäume von Grasblattform, ähnlich wie bei
Galeichthys, jedoch nicht von gleicher Structur; auch der Dorsal
stachel ist in einen Faden verlängert; ein Scapularfortsatz fehlt,
wie auch ein Poms pectoralis.
Totallänge unserer trockenen Exemplare bis über 2 Fuss.
Zwischen den als Männchen und Weibchen bezeichneten Indivi
duen ist kein äusserlicher Unterschied wahrzunehmen; ihr Trivial
name nach Natterer ist Barbado.
5. Art. Pim, pati Val. — D’Orb. Voy. pl. I, Fig. 7—9.
Da mir auch von dieser Art nur trockene Exemplare vorliegen,
so beschränke ich mich nur auf die Mittheilung einiger ergänzender
oder von denen Valenciennes" abweichender Angaben. — Die
Länge des Kopfes beträgt l / 6 der Körper - oder !/„ der Totallänge,
die Breite ist gleich seiner Länge vom Schnauzenrande bis zum
Deckel und etwas geringer als die Höhe vor der Dorsale. Das
Auge steht hinter halber Kopflänge und ist fast ganz nach
aufwärts gerichtet, der Helm völlig überhäutet, wie ingleichen
das kl ei ne Stützschild der Dorsale. Das Schnauzenprofil rundlich;
die Maxillarbarteln sind auflallend dick aber nicht compress, die
hinteren Kehlbarteln reichen bis gegen die Spitze der Brustflosse.
Der Dorsalstachel ist dünn, nicht gezähnt, und auch an dem gleich
falls dünnen der Brustflossen bei unsern Exemplaren keine Zähne-
lung bemerkbar; die Spitzen der Flossen reichen fast bis unter das
Ende der Dorsale und eben so lang sind die Bauchflossen; die Anale,
ander ich nur 10 Strahlen zähle, ist dagegen niedrig; die Fett
flosse beginnt bald nach der Dorsale und endet erst kurz vor der
Schwanzflosse, bleibt aber durchaus niedrig. — Der Seitencanal
Ichthyologische Beiträge.
417
bildet an seiner vordem Hälfte nach auf- und abwärts schöne, aber
nicht weit verzweigte Netze; ein Poms pectoralis scheint vor
handen, aber hoch über der Brustflosse, da ein Scapularfortsatz
fehlt. — Grosse schwarze Augenflecken stehen ziemlich zerstreut
an den Seiten des Rumpfes, Kopf und Flossen erscheinen ungedeckt.
Das beschriebene Exemplar misst 16 Zoll und stammt vom
Forte de S. Joaquim am Rio branco; Natterer bezeichnete diese
Art als Silurus Pird catirigci.
6. Art. Pim. sapo Val. — D’Orb. pl. II, Fig. 6—8.
Steht in Totalgestalt der vorigen Art nahe, zeigt auch dasselbe
Verhültniss der Kopf- zur Gesammtlänge, doch unterscheidet sie
sich leicht durch folgende Merkmale. Der Unterkiefer ist etwas
länger als der Zwischenkiefer, der Hehn überbautet, aber rauh, längs
gefurcht, der Occipitalfortsatz stellt nur eine ganz kurze Spitze vor,
ein Stützschild der Dorsale ist nicht wahrnehmbar. Die Augen
stehen s eitlich und v o r halber Kopflänge, die Zahnbinden
sind breiter als hei Pim. pati, die Maxillarbarteln reichen nur bis
an die Bauchflossen und sind somit jedenfalls kürzer als bei pati.
Der Dorsalstachel ist so dünn und biegsam, wie die folgenden 7
Stacheln, die fast alle gleich hoc h sind; die Brustflossen reichen
mit ihren Spitzen kaum unter den Anfang der Dorsale, ihr noch kür
zerer Stachel ist aber dick, rundlich und nach aussen gesägt. Ein
spitzer Scapularfortsatz ist hier vorhanden, ein Poruspectoralis aber
nicht sichtbar, die Fettflosse kürzer als bei Pim. pati und zu Ende
am höchsten. Der Seitencanal bildet kein Venennetz. Der ganze
Rumpf erscheint ungefleckt, die Dorsale aber längs ihrer Basis bis
zur halben Höhe schwärzlich und in der obern Hälfte auf lichtem
Grunde zwischen je zwei Strahlen mit einem länglichen schwarzen
Flecke geziert, die übrigen Flössen einfärbig.
Die Fundorte unserer Exemplare von 8 bis über 12 Zoll Länge
sind nicht angegeben.
7. Art. Pim. Sebae Val.
Von dieser, ohne Zweifel der vorigen zunächst stehenden Art
gebe ich in Fig. 19 blos die Ansicht der Hoden eines Männchens in
etwas verkleinertem Massstabe und füge noch hinzu, dass die Eier
sacke der Weibchen zur Laichzeit die ganze Länge der Bauchhöhle
Sitzb. (]. raathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hit. 27
418
K n e r.
einnehmeu und mit durchaus grossen Eiern erfüllt sind. Dieser Art
fehlt ein Porus pectornlis, und der Seitencanal bildet kein
verzweigtes Netz. — Unsere bis über 1 Fuss langen Exemplare
stammen aus Marabitanos, wurden von Natt er er als Silurus sapi-
poca unterschieden und mit den Provinzialnamen: Bagre das Lagoas
und Mandii cliordo bezeichnet.
8. Art. Pim. gracilis Val. — D'Orb. pl. II, Fig. 2.
Die schlanke Gestalt, lange Fetttlosse, der hohe Dorsal-und
stark gezähnte Pectoralstaehel, der fadig verlängerte obere Caudal-
lappen, die langen Barteln, von denen die Maxillaren bis an dasEnde
der Fettflosse zurückreichen , der etwas kürzere Unterkiefer, die
schwache Bezahnung, die grossen, schiefgestellten Augen, der
Mangel eines freien Helmes und die lange, bis an das Hinterhaupt
reichende Fontanelle machen diese Art ebenso kenntlich, wie die
schwärzliche Binde längs des Seitencanales, die vorne am breitesten
ist. — Alle unsere jungen Exemplare zeigen unter dem bis zur
halben Länge des Pectoralstachels reichenden Scapularfortsatz einen
Porus pectornlis, den ich aber bei solchen von mehr als 10 Zoll
Länge vermisse. Der auffallend grosse Magen ist hei den meisten
so wie der Darm durch Nahrungsstoffe zum Theile enorm ausge
dehnt, und die aus Fischschuppen und Pflanzenstielen u. dgl. beste
henden Reste deuten auf gemischte Nahrung hin. Die Schwimmblase
ist einfach, fast gleich breit wie lang, ihr äusserer Muskelbeleg
schwach, ihr innerer Bau nicht zellig; die Hoden stellen einfache,
längliche Lappen dar ; der Harnleiter senkt sich in die hornähnlich
umgebogene Harnblase erst nahe ihrem Ausgange ein.
Das kais. Museum besitzt Exemplare von 4 bis gegen 12 Zoll
Länge von Caigara in Matogrosso, vom Rio Guapore und Cujaba;
Natterer bezeichnete sie mit dem Namen: Silurus clundu.
9. Art. Pim. Iircviceps m.
Kopf (P/■_, mal in der Gesammtlänge, Schnauze schmal, kein freier
Helm, Augen gross, seitenständig, Dorsale fast doppelt so
hoch als der Körper, Fettjlossc sehr lang, Maxillarbarteln bis
zur Analflosse reichend.
Diese Art muss ich leider auf ein einziges Exemplar gründen, da
ich es mit keiner der beschriebenen Arten übereinstimmend finde, noch
Ichthyologische Beiträge.
419
auch einer der von Müller undTroschel leider z« flüchtig skizzirten
anpassen kann. Die Totalgestalt gleicht am meisten jener von Pim.
gracilis; die Breite zwischen den Deckeln kommt der Länge vom
Ende der Schnauze bis an den hinteren Augenrand gleich, die Höhe
daselbst ist etwas kleiner, die Breite der Schnauze zwischem dem
Ursprünge der Maxillarbarteln beiläufig 2'/ 2 mal in der Länge des
Kopfes enthalten. Die Schnauze erscheint etwas zugespitzt, ihr
Umkreis parabolisch, die Stirn sanft gewölbt, das Profil steigt bis
zur Dorsale in flachem Bogen an. Der Querdurchmesser des Auges
beträgt >/ 5 der Kopflänge, der gegenseitige Abstand weniger als 2,
vom Schnauzenrande mehr als 2 Diameter. Die hintere Narine liegt
dem Mundrande noch näherals dem Auge, die vordere ist in einkurzes
Röhrchen verlängert. Der Zwischenkiefer überragt etwas den untern,
die Mundspalte ist ziemlich klein, beide Kiefer tragen schmale Binden
spitzer Sammt- oder hechelförmiger Zähne; die äussern Kehlbarteln
reichen bis zum letzten Drittel der Brustflossen, die innern, nur
wenig weiter nach vorne entspringenden kaum bis an die Basis
jener Flossen. Der ganze Kopf ist dick und glatt überhäutet und
weder ein Helm noch eine Stirnfontanelle äusserlich sichtbar, nicht
minder fehlt auch ein freies Stutzschild vor der Dorsale. Die Kiemen
spalte ist bis an den Isthmus offen.
D. 1/6, A 12, V. 1/S, P. 1/8, C. 17.
Die Dorsale ist mehr als doppelt so hoch als lang und nach
hinten mässig abgestutzt, ihr 1. und längster Strahl endet an seinem
obern Drittel in eine weiche biegsame Spitze, ist längs gefurcht
und ungezähnelt; die Fettflosse beginnt bald hinter ihr, erhebt sich
allmählich, bleibt aber dann gleichhoch bis zuihremsenkrecht abge
stutzten Ende, welches sie erst kurz vor der Caudale erreicht. Die
beiläufig unter der Mitte der Fetfflosse beginnende Anale ist gleich
hoch wie lang und abgerundet. Die Bauchflossen sitzen gegenüber dem
Ende der Dorsale, sind ebenfalls rundlich, und reichen kaum unter den
Anfang der Fetlflosse zurück; zwischen ihnen liegt in ihrer halben
Länge der After, in einigem Abstande hinter ihm die Urogenitalpapille,
daher auch letztere noch weit vor der Anale. Der Pectoralstachel
'eicht nur bis unter den Beginn der Dorsale, ist flach, am Innen-
lande gesägt, am äussern mit einem Hautsaume versehen und blos
nahe der Spitze mit einigen Zähnen besetzt. Der Scapularfortsatz
'st unter allen Schildern allein zum Theile nicht überhäutet, dorn-
27
420
K n e r.
förmig, längs gefurcht und länger als hoch (er reicht his zur halben
Länge des Pectoralstachels); unter ihm ist ein kleiner Porus pecto-
ralis sichtbar. Die Caudale ist tief gablig, der obere etwas längere
Lappen beträgt mehr als */ 5 der Totallänge. — Weder Seiten- noch
Kopfcanäle bilden sogenannte Venennetze. Die Färbung erscheint
gleichmässig braun. — Die Eingeweide fehlen gänzlich.
Totallänge lö </, Zoll. —Fundort: Marabitanos, durch Nat-
terer.
10. Art. -Pim. laticaudus Heck, in Manusc.
Kopf klein, völlig überhäutet, Unterkiefer kürzer als der obere,
Maxillarbarteln bis an die Bauchflossen reichend, Schwanz
stark compress und seine Höhe nur wenig geringer als die
Körperhöhe über den Bauchflossen.
Obwohl diese Art nicht aus Brasilien stammt, so glaube ich sie
doch hier einschalten zu dürfen, da sie die einzige ist, die wir aus
Mexico besitzen , und schon von meinem verstorbenen Freunde als
neu anerkannt wurde. Sie scheint keiner Abbildung zu bedürfen, da
das ausgezeichnete Merkmal des so compressen und hohen Schwan
zes, durch welches sie an Bunocephalus hypsiurus m. erinnert, sie
Jedermann sicher leicht kenntlich macht.
Die Länge des Kopfes ist 3 ‘/.mal in der Gesammtlänge ent
halten und etwas grösser als seine Breite, das Profil steigt bis zur
Dorsale in einem sehr flachen Bogen an. Das Auge ist 3 seiner
Längsdurchmesser von der Kiemenspalte, etwas über 2 vom Schnau
zenrande und 2 i/ 2 vom andern Auge entfernt; die Breite der Mund
spalte 2 1 / s mal in der Kopflänge begriffen, die Zahnbinden in bei
den Kiefern sind ziemlich breit. Die vier Kehlbarteln stehen last
neben einander, die innern sind beinahe um die Hälfte kürzer als
die äussern, welche bis unter die Basis der Brustflossen reichen.
Der überhäutete Occipitalfortsatz ist spitz, aber kurz und reicht bei
weitem nicht bis an das kleine, ebenfalls von Haut überdeckte Stütz
schild der Dorsale; auch der Scapulardorn ist überhäutet und endet
spitz in halber Länge des Pectoralstachels. Die Kiemenspalte ist bis
an die Mitte der Kehle offen.
D. 1/6, A. 13, V. 1/6, P. 1/8, C. 17.
Der Dorsalstachel ist dünn, ungezähnt, jener der Brustflossen
nur halb so lang als die getheilten Strahlen, längs gefurcht, dick.
Ichthyologische Beiträge.
421
aussen glatt, am innern Rande dicht gesägt und endet in eine biegsame,
blattähnliche Spitze von Form und Structur wie bei Gal eicht hys,
ohne aber die Länge der folgenden Strahlen völlig zu erreichen. Die
Basis der Fettflosse ist 3 ‘/ 2 mal in der Körperlänge begriffen, ihrer
Mitte steht die Anale gegenüber; die Bauchflossen sind hinter dem
Ende der Dorsale eingelenkt. Die Schwanzflosse ist nur wenig ein
gebuchtet, fast gerade abgestutzt. —Die stark ausgesprochene Seiten
linie verläuft am Vorderrumpfe über, am Schwänze unter halber
Höhe; Porus pectoralis klein. — Die Schwimmblase ist einfach.
Die Färbung erscheint an Rücken und Seiten gleichmässig
dunkelbraun, Bauch graulichweiss, alle Flossen ungefleckt, nur die
Caudale an der Basis mit einem dunkleren Verticalbande.
Das grösste unserer Exemplare ist ein 9 Zoll langes Weibchen,
das zur Laichzeit gefangen wurde, wie aus den sehr grossen, mit
reifen Eiern erfüllten Ovarien und der stark turgescirenden Urogenital
papille ersichtlich ist. Daskais. Museum erhielt diese Art durch Herrn
Heller, derzeit Gymnasiallehrer in Olmütz.
11. Art. Fim. bufonius Val.
Von dieser Art besitzt das kais. Museum grosse Exemplare bis
11 Zoll Länge, darunter legreife Weibchen mit grossen Eiersäcken
und Männchen', als solche durch dickfransige Hoden kenntlich. Die
einfache Schwimmblase ist kurz und liegt sehr tief eingesenkt; ein
Porus pectoralis fehlt.
Fundort: Cujaba - Fluss; Provinzialname nach Natterer
Brecumbucu.
12. Art. Fim. raninus Val.
Diese durch Grösse und Totalgestalt an unsern Cottas gobio
flüchtig erinnernde Art besitzen wir in mehren Farben-Varietäten aus
Barra do Rio negro, Guapore und Matogrosso.
13. Art. Fim. furcifcr Val.
Die einzige bekannte südamerikanische Art mit 8 Barteln,
nämlich noch 2 nasalen und überdies durch vielstrahlige After
flosse (mit2G—27Strahlen) ausgezeichnet. Sie besitzt einen sehr
kleinen Porus pectoralis unter dem Scapularfortsatze; der Seiten
canal sendet nur am Vorderrumpfe nach abwärts Nebenröhrchen,
422
K n e r.
bildet aber, wie auch die Kopfcanäle, keine Netzverzweigungen. Die
Schwimmblase ist einfach, gross, reicht bis zu den Bauchflossen zu
rück und endet daselbst mit einer abgerundeten Spitze, ist dickwandig,
ihr Luftgang weit und ihr Muskelbeleg schwach; innen erscheint sie wie
bei den meisten Pimelodus-Arten durch ein medianes Längs- und ein
unvollständiges Querseptum abgetheilt.
Aus Surinam.
gatt. CALLOPHYSUS MIL Tr.
Von den beiden Arten, welche die Verfasser der Ilorae ichthyo-
logicae dieser von ihnen begründeten und nach der Form der
Schwimmblase benannten Gattung beizählen, besitzt das kais.
Museum nur die
Art. Calloph. ctenodus, welche bei Spix auf Tab. 8 «als
Pimelodus ctenodus Ag as. ganz gut, nur mit kürzern und mehr abge
rundeten Caudallappen, als unsere Exemplare zeigen, abgebildet
ist. Leider befindet sich unter ihnen nur ein in Weingeist aufbe
wahrtes Exemplar ohne Schwimmblase und ich erwähne daher von
dieser Art blos, dass sie hoch über den Brustflossen einen sehr
kleinen Porus pectoralis zeigt. —Natterer unterschied diese Art
als Silurus nobilis und bezeichnete sie mit dem Provinzialnamen
Fülalgo.
gatt. AUCHENIPTERUS Val.
Char. Der meist freie Helm bis unter die weit vorne befindliche,
nackenständige Dorsale ausgedehnt, das Auge hinter dem
Mundwinkel, 6 Barteln, schwache Zahnbinden nur im Zwi
schen- und Unterkiefer, Fettflosse klein, Analbasis lang,
Totalgestalt gedrungen, gegen den Schwanz stark compress■
1. Ai’t. Auch, nnchnlis Val. (Hypoplithahnus nuchalis Agas. Spix.)
Indem ich mit Valen ci enn es diese Art hieran die Spitze
stelle, geschieht dies nicht desshalb, weil ich sie gleichsam als die
typische betrachte, sondern weil sie vielmehr durch ihren über
häuteten Helm von den übrigen sich mehr entfernt, bei denen er
sämmtlich frei liegt und durch körniges Ansehen und seine Zusam
mensetzung der Helmbildung sich anreiht, die auch den folgenden
Gattungen Centromochlus und Trachelyopterus noch eigen ist und
Ichthyologische Beiträge.
423
durch welche sie insgesammt zumeist an die Gattung Callichthys
erinnern.
Diese Art stellt jedenfalls dem Euanemus colymbetes Mil. Tr.
sehr nahe, wie ich aus der hievon in den Hör. Ichthyol, gegebenen
Abbildung entnehme; in wie fern sich aber beide wesentlich und gene
risch unterscheiden, vermag ich nicht zu beurtheilen, da mir aus den
für Euanemus hervorgehobenen Merkmalen nicht klar ist, wodurch
sich diese Gattung von Auchenipterus charakteristisch abtrennt *)•
Unsere Exemplare stimmen übrigens mit Valcncien n es’ Beschrei
bung grösstentheils genau überein. Die Länge des Kopfes ist 6V 2 mal
in der Gesammtlänge begriffen, die grösste Körperhöhe fällt zu Anfang
der Afterflosse und kommt der Kopflänge gleich. Der Durchmesser
der grossen glatt überhäuteten Augen beträgt fast ‘/ 3 der Kopflänge,
ihr Abstand von der Schnauze t, ihr gegenseitiger mindestens 2 Dia-
meter. Die Narinen sind doppelt, klein, die vorderen dem Kiefer
rande nahen noch kleiner. Die Maxillarharteln reichen bis zur halben
Länge der Brustflossen, die 4 nahe neben einander am Unterkiefer
stehenden sind nur wenig kürzer; die Zahnbinden der Kiefer kaum
dem Gefühle wahrnehmbar; die Zunge bildet eine kurze rundliche
Sjiitze, die Kiemenspalte ist an der ganzen Kehlseite geschlossen, die
^ahl der Kiemenstrahlen 5; Helm- und Deckelstücke sind völlig
überhäutet, ein Suborbitalring fehlt, die Stirnfontanelle ist sehr
lang.
D. 1/G, A. 44—42, V. 1/13, P. 1/11—12, C. 17.
Die Dorsale steht über den Brustflossen, ihr Stachel ist dünn,
rückwärts schwach gezähnt, der Pectoralstachel hingegen stark und
am innern Rande grob gezähnt. Die vordem Strahlen der Anale sind
länger, an den letzten s / 4 ihrer Basis aber alle gleich kurz und nur
mit den Spitzen frei aus der umhüllenden dicken Haut vorragend.
Hie Bauchflossen übertreffen an Länge die Dorsal-, Pectoral- und auch
die längsten Strahlen der Analflosse. Die Caudale ist halbmondförmig
eingeschnitten, gleichlappig, an den Enden zugespitzt.-—Der Seiten
canal verläuft im Zikzak und sendet nach auf- und abwärts astartig
Die für Euanemus angegebenen Merkmale: „Helm häutig, Körper compress, Kiemen-
spalte eng, Vomerund Gaumen zahnlos, erster Rücken-und Brustflossenstrahl stachlig,
Fettflosse sehr klein , Anale lang (44 Strahlen) , Bauchflossen vielstrahlig (14),
Augen überhäutet, sechs Barteln; — Schwimmblase mit Druckplatten“ finde ich
auch für Anchcniptcnis und namentlich „Helm häutig“ für A. nucfialis giltig.
424
K n e r.
abgehende Nebenröhrchen aus; — der Porus pectoralis ist
gross.
Färbung: Rücken schwäzlich, Seiten hellbraun, Caudale,
Brust- und Bauchflossen schwarz gesäumt, Rücken- und Afterflosse
hell, alle aber ungefleckt.
Die Schwimmblase reicht weiter als der Magensack zurück,
ist einfach, bimförmig, ohne Muskelbeleg, innen von zelligem Bau.
F u n dort nicht angegeben.
2. Art. Auch, nodosus Müll. Tr.
Syn. Silurus nodosus, Bl. tab. 368, Fig 1. — Auchenipt. fur-
catus Val.
Zwei Exemplare aus Surinam, unter denen ein 9 Zoll langes
Weibchen, geboren ohneZweifel dieser Art an undzeigen nurfolgende
geringe Abweichungen:
D. 1/5, A. 19.
Der Dorsalstachel ist nach hinten deutlich gezähnelt, dieSpitzen
der Caudallappen sind etwas kürzer, dessgleichen dieMaxillarbarteln,
der Durchmesser der glatt überhäuteten Augen beträgt weniger als
Y 4 der Kopflänge; der Seitencanal verläuft wie bei der vorigen Art
imZikzak, sendet aber nur vorne einige Nebenäste ab; der unter dem
Scapulardorne liegende Porus pectoralis ist sehr gross. — Über
dies glaube ich nachfolgende Beobachtungen anführen zu dürfen.
Die Höhlung zu welcher der Porus pectoralis führt, ist weit nach
hinten verlängert und ihre Wandung mit einer grossen lappigen
Drüse besetzt, welche in Fig. 20 a in natürlicher Grösse und Lage
dargestellt ist; das traubige Vorderende derselben sieht gegen den
Kopf, die Spitze nach rückwärts. — Die Schwimmblase ist fast
so breit als lang, einfach; Valenciennes vergleicht sie jener von
Pimel. biscutatus, doch zeigt sie in derThat innen einen viel weniger
zelligen Bau, als die Mehrzahl der im Frühem beschriebenen Pimel-
odus - Arten. Statt einfacher Muskeln legt sich aber jederseits vorne
eine grosse elliptische, schwach concave knöcherne Drückplatte an,
die nach aussen mit einem starken kegelförmigen Muskel besetzt ist,
dessen sehnige Spitze seitwärts gegen das Hinterhaupt läuft und
durch den die Platte von der Schwimmblase abgehoben werden kann,
um ihr Raum zu geben sich weiter auszudehnen; in der Richtung
gegen die Blase sind hingegen diese Platten völlig unbeweglich. Ihre
Ichthyologische Beiträge.
425
Länge betrügt bei unserem grossem Exemplare fast 6 Linien, die
Breite 4 Linien, die Länge des grossen Wirbels, auf welchem die
Schwimmblase aufliegt, 8 Linien. — Die Eiersäcke des Weibchens
nehmen bei naher Laichzeit die Länge der Bauchhöhle bis zur Basis
der Brustflossen ein, sind fast cylindrisch, erst kurz vor ihrem Ende
durch Haut mitsammen verbunden und münden dann in einen sehr
weiten gemeinsamen Eigang, welcher von dünnen, an der Bauchwand
angehefteten Knochenplättchen umlagert wird, die mir sonst bei
keiner Art vorkamen. — Die in einen unpaaren Körper verwach
sene Niere sendet einen einfachen Harnleiter ab, der hinter dem
Mastdarme sich in eine Blase erweitert und dann wieder in eine
kurze Urethra verengt (Fig. 20 b).
3. Art. Auch, maculosus Val.
Von dieser durch ihre Färbung und schief abgestutzte Schwanz
flosse leicht kenntlichen Artbesitzt das kais. Museum durchNatte rer
nur ein etwas über 3 Zoll langes Exemplar aus Marabitanos. Es stellt
eine Farbenvarietät vor mit blos zwei Längsreihen grosser schwarz
brauner Flecken, zu denen nur hinter dem Kopfe eine dritte sich hinzu
gesellt; dieFlossen sind regellos schwarz gefleckt, dieMaxillarbarteln
nicht dunkel geringelt.
4. Art. Auch, punctatus Val.
Wie die vorige Art mit schief abgestutzter Caudale, aber fein
körnigem Helme, länglicher Stirnfontanelle und ohne schwärzliche
Augenflecke. -— Fig. 21 zeigt die Schwimmblase dieser Art in
natürlicher Grösse; durch ihr zipfelförmiges Ende erinnert sie an
jene von Doras asterifrons (s. Juniheft 1853 der Sitzb. der kais.
Akad. — Fig. 4), unterscheidet sich aber durch innen zelligen Bau.
Zwei Exemplare von Rio branco, gleichfalls durch Natterer.
5. Art. Auch, thoracatus m. — Fig. 22 in nat. Gr.
bangg es treckte ovale, gleich dem Helme feinkörnige Platten ragen
beiderseits an der Brust aus der Haut vor.
Der vorne gewölbte, in der Mittellinie des Hinterhauptes fast
schneidige, fein granulirte Helm, der bis an das Stützschild der Dor
sale reicht und beiderseits unter dieser mit einem fast halbmondför
migen Fortsatz endet, die breite runde Schnauze, die enge Mundspalte
426
K n e l*.
mit schmalen Binden sehr kurzer Zähne, die längliche Stirnfontanelle,
die gedrungene Totalgestalt und die (bei Weibchen) schief abgestutzte
Schwanzflosse so wie auch die Beschaffenheit der übrigen Flossen
bringen diese Art der vorhergehenden sehr nahe, doch zeichnet sie
sich durch die freien Brustplatten vor allen aus und mahnt hiedurch
an Callichthys-Arten.
Die Länge des Kopfes ist S'/ 2 maI in der Totallänge enthalten,
seiner Breite gleich aber kleiner als die Höhe am Hinterhaupte, die
grösste Körperhöhe ist 4>/ a mal in der Gesammtlänge begriffen und
die kleinste am Schwänze noch gleich der halben grössten. Der
Längsdurchmesser des Auges beträgt 1 / 3 der Kopflänge, die Stirn
breite zwischen den Augen etwas über 2, der Abstand letzterer vom
Schnauzenrande (4 Diameter. Der Unterkiefer ist kaum kürzer als
der obere, die Maxillarbarteln reichen nur wenig über die Basis der
Brustflossen zurück, die hintern und äussern Kinnbarteln bis hinter
das Auge, die vordem, nahe dem Kieferrande stehenden nicht bis zur
Kehlspalte zurück. Die Kiemenspalte ist nur bis zur Brustflossenbasis
offen und durch einen Hautlappen fest verscliliessbar. Die Schilder des
Schultergürtels stossen an den Helm an und sind wie dieser fein gra-
nulirt, der Scapularfortsatz ist viel länger als hoch, reicht bis gegen
das Ende desPectoralstachels zurück und endet abgerundet unterhalb
der Rückenflosse.
D. 1/5, A. 26—27, V. 9, P. 1/8, C. 17.
Die Dorsale ist niederer als der Körper unter ihr und ihr Sta
chel kürzer als jener der Brustflosse, vorne nur schwach gekerbt,
hinten aber deutlich gezähnt; der stärkere, platt gedrückte und wie
jener fein längsgefurchte Peetoralstachel ist an beiden Rändern stark
gesägt und reicht fast bis an die Bauchflossen, diese aber nur bis
an die Anale, deren grösstentheils von dicker Haut umhüllte Strahlen
nur allmählich und gleichmässig nach hinten an Länge abnehmen.
Die kleine Fettflosse steht dem letzten Drittel der vorigen gegenüber.
Die Caudale ist bei Weibchen ziemlich geradlinig schief abgestutzt,
bei Männchen hingegen eingebuchtet, indem der obere Lappen sich
bis zur Kopflänge verlängert und spitz endet. — Der Seitencanal
verläuft auch hier im Zikzak und sendet kurze Nebenröhrchen nach
auf- und abwärts, wird aber vorne in der Bucht zwischen Helm und
Schulterfortsatz undeutlich; unter halber Länge des letztem ist ein
kleiner Poms pectoralis sichtbar.
Iehthyologisehe Beiträge.
427
Die Schwimmblase läuft nach hinten in kein Blindzipfel aus,
der Darmcanal zeigte sich mit Insecten und Pflanzenresten erfüllt.
Färbung. Hellbraun, gegen die Seiten und den Bauch weiss-
lich, Rücken- und Schwanzflosse mit breitem, Anale mit schmalem
schwarzen Saume, an letzterer und an der Caudale folgt auf den
schwarzen Saum eine hellere noch breitere Binde, die Basis des Stütz
gelenkes vor der Dorsale ist mit einem schwarzen Flecke geziert,
Bauch- und Brustflossen sind hell gefärbt, Kopf und Rumpf ungefleckt;
nur in der Bucht hinter dem Helme bemerkt man stets feine weisse
Punkte, die sich öfters auch längs der Seiten des Rumpfes und
Schwanzes fortsetzen, so dass manche Individuen wie mit blassen
Sternchen besät aussehen.
Totallänge der grössten Exemplare 3—6 Zoll; die Mehrzahl
besteht aus Weibchen. Natterer erhielt sie aus dem Rio Guapore.
Fig. 22 n zeigt die Hoden, b die Eiersäcke nebst dem Harn
leiter und der Harnblase in natürlicher Grösse.
6. Art. Auch, cerntophysus m. — Fig. 23.
Helm bis zu Ende rundlich gewölbt, ohne unterhalb der Dorsale
absteigende Fortsätze, Unterkiefer etwas vorstehend, Kopf
und Rumpf mit länglichen grossen, alle Flossen mit klei
neren schwärzlichen Flecken dicht besetzt; das Männchen
mit einem an den ersten Strahl der Anale anliegenden Uro
genitalrohre.
Valenciennes beschreibt als Auch, trachycorgstes eine Art,
die in vielen Eigenschaften mit der hier vorliegenden iiberein-
stimmt. Vergleicht man aber die Abbildung jener auf PI. 437 mit
unserer Fig. 23, so fällt es schwer, sich der Ansicht hinzugeben,
dass beide etwa gleichartig seien; der lange dünne Schwanz und die
gleichmässig helle Färbung von trachycorgstes scheinen eine solche
' Reinigung geradezu unmöglich zu machen. Bedenkt man hingegen
wieder, dass Valenciennes nur ein trockenes, vielleicht schlecht
ausgestopftes Exemplar vor sich hatte, von dem er überdies sagt:
»nous le croyons du Bre'sil“ und erwägt man zugleich, das die der
Histoire des poissons beigegebenen Abbildungen häufig nicht auf
grosse Genauigkeit Anspruch haben, so wird man zugeben, dass
möglicher Weise doch beide gleichartig sein können. Da sich jedoch
hierüber nicht sicher entscheiden lässt, so begnüge ich mich mit
428
K n e r.
dieser Andeutung, durch welche vielleicht dem Systeme eine neue
Art erspart würde, glaube sie aber vorläufig als solche betrachten zu
müssen, indem ich keine der interessanten Eigenthümliclikeiten,
die sie darbietet, von irgend einer Auchenipterus-Art erwähnt
finde.
Die Breite des Kopfes zwischen den Kiemenspalten kommt
seiner Länge nahezu gleich und letztere beträgt beiläufig i / i der
Gesammtlänge, die grösste Körperhöhe unter der Dorsale bleibt etwas
hinter der Kopflänge zurück und beträgt nur das Doppelte von der
kleinsten am Schwänze. Die ziemlich kleinen Augen liegen höher als
die Mundspaltc und weiter zurück als bei den früheren Arten, ihr
Durchmesser beträgt kaum y 7 der Kopflänge, ihr Abstand vom Mund
rande 1 */a Diameter. Die Maxillarbarteln reichen bis über die Basis
der Brustflossen zurück, die äussern und hintern Kehlbarteln bis an
dieselbe, die vordem sehr kurzen kaum bis zu den hintern. Der
gleichmässig granulirte Helm erstreckt sich fast vom Rande des
Zwischenkiefers bis zur Dorsale, umgibt die obere Hälfte des Auges,
endet nach hinten nur in eine kurze Spitze jederseits, setzt sich aber
durch einen der Omolita entsprechenden Fortsatz mit dem schief
aufsteigenden, hoch über die Brustflossen sich erhebenden Scapular-
sehilde in Verbindung. Der Helm ist bis zu Ende sanft gewölbt und
bildet im Profil einen bis zur Rückenflosse gleichmässig ansteigenden
Bogen.
D. 1/5, A. 20, V. 1/5.
Die Dorsale ist niedrig, ihr Stachel dick vorne gezähnt und
kürzer als die folgenden getheilten Strahlen, deren Rand scharf
bogenförmig abfällt. Der Stachel der Brustflossen übertrifft an Länge
und Stärke den vorigen und ist an beiden Rändern gesägt; die sehr
kleine Fettflosse sitzt dem Ende der Anale gegenüber, derenStrahlen
nach hinten nur wenig an Länge abnehmen und an der Basis sämmt-
lich von dicker Haut umhüllt sind. Bei Weibchen liegt nahe vor
ihr, hinter dem Anus die Urogenilalpapille, bei Männchen hingegen
fehlt letztere und statt ihr legt sich ein Urogenitalrohr an den
1. A nalstrahl an, das bis über dessen halbe Länge reicht und
eigentlich ein Doppelrohr darstellt mit 2 Mündungen an seinem
Ende, von denen die vordere Samen-, die hintere Harn
mündung ist; Fig. 23 a zeigt diese Verhältnisse in natürlicher
Ichthyologische Beitrüge.
429
Grösse von einem 11 Zoll langen Männchen entnommen und zwar bei
a den Anus, bei ß das Urogenitalrohr nebst den ersten Strahlen der
Afterflosse. — Die ä gethcilten Strahlen der Bauchflossen sind bis
zu ihrer Basis gablig gespalten und jeder Gabelzweig wieder dicho-
tomisch getheilt, so dass man bei flüchtiger Betrachtung leicht
10 Strahlen zählen kann. DieCaudale ist fast senkrecht abgestutzt, an
den Ecken aber zugerundet. —- Die Seitenlinie sendet nur nach ab
wärts einige Nebenröbrchen; ein Porus pectorulis fehlt.
Färbung: Die ganze Rückenseite dunkelbraun, mit schwarz
braunen länglichen Flecken; die Grundfarbe des Bauches und der
Kehle weisslich, aber oft dicht mit feinen braunen Punkten besät, alle
Flossen mehr oder minder dicht braunschwarz gefleckt.
Der Magensack ist rundlich, gross, der Darm mehrfach gewunden,
unter den Nahrungsresten Hess sich noch eine Schlangenhaut erken
nen. Die Harnblase ist lang, weit und wie gewöhnlich links gelegen;
der einfache Harnleiter senkt sich nahe ihrem obern Ende an der
Hinterseite ein (siebe Fig. 23 b, sc). Die Ovarien bilden 2 geschlos
sene Säcke, welche bis zur halben Länge der Schwimmblase reichen
und in einen langen und weiten Eigang sich hinter dieser vereinigen.
Ähnliche Anordnung zeigen die Hoden der Männchen (Fig. 23
l>, ß), doch erscheinen sie nach ihrer Verschmelzung in einen
Körper bei einigen noch beiderseits gefledert oder mit dicken Lappen
besetzt (sie wurden offenbar zur Laichzeit gefangen), bei andern
aber nur zum Theile, indem sie weiter zurück dann jederseits eine
rundliche Anschwellung bilden, wie aus Fig. 23 b bei ß' in natür
licher Grösse ersichtlich ist. — Fig. 23 c zeigt die Schwimm
blase eines kleineren Exemplares. Sie läuft nach hinten in 2 Hörner
aus, die jederseits umbiegend nach vorne bis gegen das Hinterhaupt
verlaufen und abermals nach einwärts sich krümmend vor der
Schwimmblase blind enden. Etwas Ähnliches findet sich unter den
mir bekannten Siluroiden nur wieder bei Doras vor und zwar den
Arten D. punctatus und brevis (I. c. Fig. 5 und S), jedoch nur in
schwacher Andeutung. Innerlich bildet die Schwimmblase bis zu 3 / s
ihrer Länge einfache weite Höhlungen, im letzten Drittel hingegen
wird ihr Bau zöllig.
Das grösste unserer Exemplare, ein Männchen, misst 11 Zoll in der
Länge und 3 Zoll in der Breite, im Ganzen besitzt das kais. Museum
4 Weibchen und 3 Männchen. — Sie wurden von Natterer in
430
K n e r.
Matogrosso am Rio Guapore, R. branco und R. negro gesammelt und
auf der Etiquette mit dem Namen Enoch? bezeichnet.
gatt. CENTROMOCHLUS m.
Chcir. Mit freiem körnigen Helme, vier sehr kurzen Kehlbarteln,
kleiner Fettflosse und wenig strahliger Anale, einfache,
nicht zeitige Schwimmblase mit Muskelbeleg.
In Hinsicht der Behelmung, der Rinden von Sammtzähnen
blos im Zwischen- und Unterkiefer, der nackenständigen
Dorsale, des starken gezähnten Stachels in ihr und den Brust
flossen, der engenKiemenspalte, der langen Maxillarbarteln und
endlich der kleinen Fetttlosse stimmt diese Gattung völlig mit Auche-
nipterusüherein, und ich würde mich nicht zur Aufstellung derselben
veranlasst sehen, wenn nicht die auffallend geringe Entwicklung der
Afterflosse und der nicht zellige Bau der Schwimmblase mir eine
genügende Scheidewand zwischen beiden Gattungen zu bilden schie
nen. — Beide hieher gehörigen Arten zeichnen sich überdies durch
Kleinheit aus und sind in dieser Hinsicht unsern Pfrillen fPho.vinus)
zu vergleichen.
1. Art. Cent, megnlops m. — Fig. 24, in nat. Gr.
Auge ausnehmend gross, Rückenflosse höher als der Körper,
Schivanz dünn, Caudale tief gablig mit spitzen Lappen.
Die Länge des Kopfes betrügt i / b der Totallänge, die Breite
zwischen den Deckelnkommt seiner Höhe eben daselbst nahezugleich.
Der Durchmesser des kreisrunden Auges übertrifft beinahe i / 3 der
Kopflänge, es nimmt die ganze Seite des Kopfes vom Stirnprofil bis
etwas unter dem Mundwinkel ein, steht vertical und weniger als einen
halben Diameter vom Kieferrande, dagegen etwas über l 1 /* vom
andern Auge ab. Die Mundspalte ist hufeisenförmig, und reicht fast
bis unter die Mitte des Auges; der etwas kürzere Unterkiefer wird
von der gewölbten Nase nur wenig überragt; die Zahnbinden in
den beiden Kiefern sind sehr schmal, dieZähnchen steif und spitz, die
kurze Zunge ragt mit rundlicher freier Spitze über das Zungenbein
vor. Die Maxillarbarteln reichen bis zur halben Länge des Pectoral-
stachels zurück und legen sich in eine Rinne unterhalb des Auges,
dessen Rand daselbst blos von einer schmalen Leiste, als Rudiment
Ichthyologische Beiträge.
431
des verkümmerten Suborbitalringes, begrenzt wird. Die 4 sehr kurzen
Keblbartein stehen nahe hinter einander, das hintere Paar neben der
Keldfalte. Die Narinen sind doppelt, die vorderen liegen dem Kiefer
rande, die hinteren dem Auge genähert. Der schön gewölbte Helm
reicht bis an die Schnauzenspitze, nur zwischen und über den Augen
ist eine längliche Fontanelle vorhanden (s. den Kopf von oben), die
nach rückwärts breit endet. Alle Helmschilder schliessen mit kaum
sichtbaren Näthen fest an einander, auch das Hinterhaupt ist mit
dem Stützschilde vor der Dorsale innig verbunden und der Helm
bildet unterhalb der Basis dieser Flosse breite Fortsätze, dessgleichen
einen der Omolita entsprechenden, der nicht ganz bis an den Scapu-
lardorn hinabreicht. Alle diese Schilder sind gleichmässig fein gra-
nulirt, nur die vordersten des Helmes haben in ihre glatte Oberfläche
feine Grübchen eingesenkt. — Die Kiemenspalte ist nach abwärts nur
bis zur Höhe der Brustflossenbasis offen, die Zahl der Kiemenstrahlen
daher nicht genau anzugeben, jedenfalls aber gering (5—6), ein
Hautsaum am Rande des Deckels bezweckt einen genauem Verschluss
der Kiemenöffnung.
D. 1/5, A. 7, P. 1/6, V. 6, C. 17.
Die Rückenflosse beginnt mit dem 2. Drittel der Körperlänge,
ihr vor-und rückwärts gezähnter Stachel übertrifft den Körper bedeu
tend an Höhe, nach hinten fällt sie beinahe senkrecht ab. Die äusserst
kleine Fettflosse steht der Mitte des Raumes zwischen After- und
Schwanzflosse gegenüber und stellt nur einen kurzen, schmal lan
zettförmigen Lappen vor. Die Anale stellt näher den Bauchflossen als
der Caudale und ist von allen wahren Flossen am wenigsten ent
wickelt; die Analgrube liegt in der Mitte zwischen ihr und den gleich
falls kurzen Bauchflossen, die mit ihren Spitzen kaum über jene zu
rückreichen. Dagegen übertrifft der nach einwärts stark gesägte
Pectoralstaehel an Länge noch den dorsalen und erreicht ein volles
Vs der Körperlänge; der über ihm befindliche spitz auslaufende
Scapulardorn ist mehr als um die Hälfte kürzer. Die gleichlangen
schmalen Spitzen der Caudale betragen über eine Kopflänge, die
kleinste HöheamSchwanzekommtder halben Körperhöhe kaum gleich.
Der Seitencanal verläuft wellenförmig und sendet abwechselnd
nach auf- und abwärts Nebenröhrchen, die sich aber nicht weiter
432
K n e r.
sichtbar verzweigen; Kopfcanäle sind nicht wahrnehmbar, aber ein
grosser Porus pectoralis.
Färbung: Rücken bräunlich, Seiten und Bauch silberig, alle
Flossen ungefleckt.
Die Schwimmblase ist fast so breit wie lang, rundlich mit seit
lichem Muskelbelege und weitem Luftgange versehen, innen nur
durch ein Längs- und Querseptum unvollständig abgetheilt.
Die beiden, kaum 3 Zoll langen Exemplare des kais. Museums
stammen aus Bogota.
2. Art. Cent, anlopygins m. — Fig. 25 in nat. Gr.
Auge massig gross, Dorsalstachel niederer als der Körper, Schwanz
hoch, das Männchen mit einem Urogenitalrohre an der
Afterflosse.
Durch das letzt erwähnte Merkmal steht diese Art der Gattung
Auchenipterus noch näher als die vorige, von der sie sich überdies
vielfach unterscheidet. — Die grösste Körperhöhe bei Beginn der
Rückenflosse kommt der grössten Breite vor den Bruslflossen fast
gleich und ist nur wenig geringer als die Kopflänge, welche kaum
über viermal in der Körper- und 5*/ 4 —Vs mal in der Gesammtlänge
enthalten ist. Der Körper nimmt an Höhe nach hinten nur wenig ab
und die Totalgestalt erscheint dadurch gedrungener als bei C.megalops,
die kleinste Höhe am Schwänze beträgt noch 2 / 3 der grössten. — Das
Auge liegt durchaus höher als die Mundwinkel und ist glatt über
häutet, sein Durchmesser nahezu = 1 / 4 der Kopflänge; es steht bei
läufig '/ 2 Diameter vom Mundrande und 2 von dem die Kiemenspalte
schliessenden Hautlappen ab. Die Mundspalte reicht bis unter den
vorderen Augenrand, beide Kiefer sind gleichlang und tragen ziem
lich breite Binden nicht spitzer sondern höckerig abgerundeter Zähne.
Die vorderen, nahe dem Kieferrande gelegenen Narinen bilden kurze
aufstehende Röhrchen, die hintern und kleinern liegen über den
Augen und zwischen ihnen die hier eirunde Fontanelle. Die Maxillar-
barteln legen sich wie bei C. megalops, in der Ruhe ebenfalls in eine
Furche unter dem Auge und reichen bis zur Hälfte des Brustflossen-
staehels zurück, die vordem haarfeinen und sehr kurzen Kinnbarteln
nur bis zum Ursprünge der hinteren und diese auch blos bis unter
den hintern Augenrand. Der Helm verhält sich fast ganz wie bei
Ichthyologische Beiträge.
433
megalops, ist gleiclimässig gewölbt, von körnigein Ansehen und
bildet ebenfalls unter der Dorsalbasis einen breit endenden Fortsatz.
Der Suprascapulardorn (Omolita) erstreckt sieb bis zum schief nach
aufwärts gerichteten Scapularfortsatz, welcher in seiner ganzen
Länge gleich breit bleibt und mit stumpfer Spitze endet.
D. 1/4—5, A. 9—10, P. 1/4, V 6, C. 17.
Die Rückenflosse beginnt über der Spitze des Scapulardornes zu
Ende des ersten Viertels der Totallänge, ihr Stachel ist kürzer als
der folgende getheilte Strahl, aber dicker als bei C. megalops und
nur vorne gezähnt. Die Fettflosse erhebt sich dem Ende der Anale
gegenüber und ist bedeutend grösser als bei der vorigen Art. Der
Stachel der Brustflossen übertrifFt zwar den dorsalen an Länge, doch
kommt diese nur der des Kopfes gleich; er ist an beiden Rändern
scharf gesägt, längs gefurcht und in der Mitte fast in einen Kiel
erhoben. Die Bauchttossen reichen über die Analmündung zurück,
hinter weicher sogleich die fleischige Verdickung des Urogenital—
rohres (bei Männchen) beginnt, das mit dem ersten Strahle der After
flosse verwachsen ist und an halber Höhe mündet. Bei Weibchen
liegt dagegen die kurze Urogenitalpapille unmittelbar vor und an der
Basis dieser Flosse, die daher bei ihnen grösser und mehrstrahlig
erscheint als bei Männchen, bei denen nur ihre hinteren Strahlen frei
und zählbar sind. — Die mächtigste Entwickelung von allen Flossen
zeigt die Caudale, die nur halbmondförmig eingebuchtet ist und an
ihren Endstrahlen mehr als Kopflänge misst, ihr oberer Lappen ist
etwas länger.
Der weite, dickwandige Seitencanal sendet kurze, abstehende
Nebenröhrchen nach abwärts, von den Kopfcanälen macht sich nur
der Unterkieferast durch grosse Poren kenntlich; ein Porus pectomlis
ist nicht aufzufinden.
Die Kiemenspalte verhält sich wie bei megalops.
Färbung: Rücken und Seiten braun mit schwärzlichen Flecken
und Punkten bis an den Bauch und die Kehle, so dass nur die Mitte
der Unterseite weisslich und ungetleckt erscheint; Dorsale schwarz
gesäumt und gefleckt, die Strahlen der Schwanzflosse ihrer Länge
nach abwechselnd bell und schwarzbraun gefleckt.
Die Männchen unterscheiden sich von den Weibchen, mitAusnahme
der Urogenitalmündung, äusserlich vielleicht nur noch durch die tiefer
eingeschnittene Schwanzflosse und deren etwas längeren obern Lappen.
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Hft. 28
434
K n e r.
Totallänge der grössten Individuen kaum 3 Zoll.
Trotz ihrer Kleinheit erwiesen sie sich als entwickelte,
gesclilechtsreife Thiere, die überdies sämmtlieh durch eine starke
Fettanhäufung in der Bauchhöhle auflielen. — Der Magensack ist
ziemlich kurz, die Leber klein, die Schwimmblase wie bei C. megalops
beschaffen; die an ihr hinteres Ende sich anlegenden Nieren ent
leeren ihr Secret durch einen gemeinsamen Urether in eine lange
und weite Harnblase. Die Sexualorgane zeigen dieselben wesent
lichen Verhältnisse wie bei Auchenipterus (und zwar ceratoplvysus),
die Eiersäcke reichen aber (ausserhalb der Laichzeit) nur bis zur
Schwimmblase, die Hoden hingegen umfassen diese beiderseits bis
an ihr Vorderende und sind von lappigem oder fransigem Baue.
Die zahlreichen Exemplare des kaiserlichen Museums wurden
von Natterer aus dem Bio Guapore erhalten.
gatt. TRACHELYOPTERUS Val.
Chur. Kopf klein, körnig behelmt, Snmmtzähne blos im Zwisclien-
und Unterkiefer, 6 Barteln, Dorsale kurz und nackenstän
dig, keine Fett flösse, Anale vielstrahlig.
Diese Gattung steht den Leiden vorhergehenden sehr nahe,
unterscheidet sich aber durch gänzlichen Mangel einer Fettflosse
leicht von ihnen, Valenciennes beschreibt nur eine Art aus
Cayenne und zwar nach einem einzigen 3 Zoll langen Exemplare und
gibt auf pl. 438 die Abbildung desselben. Wahrscheinlich früher als
dieser Tr ach. coriaceus Val. wurde die hier zu beschreibende
Art durch Natterer aufgefunden, da sie ebenfalls im kaiserlichen
Museum seit mehr als 25 Jahren ihrer endlichen Bestimmung harrte.
Art. Track, taeniatus m. — Fig. 26 in nat. Gr.
Dorsalstachel dick und wie der Helm rauhkörnig, Pectoralstachel
sehr flach, an beiden Rändern gesägt, Bauchflossen gross
und vielstrahlig; längs des Rumpfes 2 breite dunkelbraune
Binden von schmäleren hellen eingesäumt.
Die Länge des Kopfes bis zu Ende des die Kiernenspalte schhes-
senden Hautlappens beträgt kaum */, der Gesammtlänge und ist der
Höhe am Occiput gleich, aber kleiner als die grösste Breite vor dei
Basis der Brustflossen, die 6(4 mal in der Totallänge begriffen ist-
Ichtliyologisehe Beiträge.
435
Die grösste Körperhöhe vor dem Beginne der Anale ist in derselben
Länge 5 s / 4 mal enthalten, die kleinste vor der Caudale über zweimal
in der grössten. Die unmittelbar hinter und über den Maxillarbarteln
liegenden Augen sind drei ihrer Durchmesser vom hintern Rande der
Kiemenspalte und beiläufig 2/4 von einander entfernt. Die Breite des
Mundes beträgt etwas mehr als die Hälfte jener vor den Brustflossen,
der Unterkiefer steht etwas vor dem Zwischenkiefer vor, die Zahn
binden in beiden sind ziemlich schmal, die Zähnchen kurz und fein.
Die hinteren kleinern Narinen liegen über, die vorderen grossem
vor dem Auge und Eckbartel. Das Profil der Schnauze ist abgestutzt
und geht dann mit starker Curve in den gewölbten Helm über; dieser
endet mit einem jederseits unter dem Dorsalstachel sich nach abwärts
erstreckenden Fortsatze beinahe X förmig und schliesst sich an das
kleine Stützschild vor der Rückenflosse an, gegen die Seiten setzt
sich der Helm bis an den ebenfalls körnigen Scapulardorn fort, der
über die halbe Länge der Brustflossen zurückreicht; auch hinter den
Augen bildet der Helm einen fast senkrecht nach abwärts steigenden
schmalen Fortsatz, welcher die nackthäutigen Wangen und lang
gestreckten Deckelstücke von einander trennt. Die Maxillarbarteln
reichen über die Basis der Brustflossen zurück, die hintern und lan
gem Kehlbarteln kaum bis zu dieser, die vordem oder innere faden
dünnen nur bis zu den hintern, zwischen welchen die kleine Kehlfalte
liegt. Die Kiemenspalte ist eng und wird wie bei den vorigen Gat
tungen durch einen Hautlappen fest verschlossen.
D. 1/4, A. 51, V. 16, P. 1/6, C. 17 <).
Die Rückenflosse beginnt zu Anfang des zweiten Fünftels der
lotallänge, ihr Stachel ist breit, dick und sowohl vorne als beider
seits mit rauhen, fast spitzen Körnchen besetzt, er erreicht kaum
mehr als halbe Kopflänge und wird hierin von den zwei folgenden
Setheilten Strahlen übertroffen. Die L änge des Pectoralstachels über
steigt hingegen die Kopflänge, er ist überdies sehr breit und flach
gedrückt, längs gefurcht und am äussern Rande mit langen, recht-
winkelig abstehenden, am innern mit kürzern nach vorne gebogenen
) 'alenciennes gibt für Trach. coriuceus folgende Strablenzahl an: I). 1/5, A. 32,
■ 0, P. 1/7 , C. 21; obige Art weicht demnach allerdings schon bezüglich der viel
längeren Anale bedeutend ab , fallt aber insbesondere durch die grosse Zahl der
Strahlen in den ßauchflossen auf.
28
436
K n e r.
Zähnen besetzt und trägt an seiner Spitze einen kleinen Haut
lappen; die folgenden Gliederstrahlen sind mit ihm von gleicher
Länge. Die Basis der Anale nimmt die halbe Körperlänge ein und
reicht fast bis zur Schwanzflosse, ihre Strahlen bleiben bis zu ihrem
Ende fast gleich hoch. Eigenthümlich sind die Bauchflossen ent
wickelt und eben hiedurch weicht diese Art wesentlich von Tr.
coriaceus, aber auch zugleich von den übrigen Siluroiden ab.
Sie sitzen zufolge ihrer grossen Strahlenanzahl auf sehr langer
und breiter Basis fest; die Länge dieser beträgt nämlich eben
so viel als ihr Abstand von den Brustflossen und sie reicht
fast bis an den After zurück, überdies nehmen sie fast die ganze
Breite der Bauchseite ein, liegen mit ihrem innern Rande nabe
an einander und ihre längsten Strahlen erstrecken sich über den
Beginn der Afterflosse hinaus. Die fast gerade abgestutzte Caudale
ist dagegen kaum von Kopfeslänge. Der noch hinter der Dorsale
breite und abgerundete Rücken verschmälert sich gegen das Schwanz
ende nur allmählich und bildet erst vor der Caudale beinahe eine
Schneide. Der Seitencanal verläuft fast geradlinig und ist wenig
markirt; einen Poms pectoralis nahm ich nicht wahr.
Färbung. Die Mitte des Rückens bis zur Schwanzflosse ist
dunkelbraun, hierauf folgt nach abwärts eine vom Ende der Dorsale
bis zur Caudale reichende, ziemlich schmale und zackig geränderte
helle Längsbinde, sodann eine breite dunkelbraune, die nur durch die
heller gefärbte Seitenlinie abgetbeilt erscheint; unterhalb folgt aber
mals eine lichte fast weisse Binde und endlich über und längs der
Analbasis eine Reihe dunkelbrauner, verschwimmender Flecken. Die
Anale selbst trägt einen breiten schwarzen Saum, dessgleichen die
Schwanzflosse; Brust und Bauchflossen sind an der ganzen Oberseite
schwärzlich, an der unteren aber gegen die Basis weisslich, gegen
das Ende schwarz. Kopf, Schnauze und Kehle sind braun, die Barteln
noch dunkler, Brust und Bauch hingegen weisslich.
Bezüglich des inneren Baues zeigte sich die meiste Überein
stimmung mit der Gattung Centromochlus. Die Schwimmblase ist wie
bei dieser einfach, kurz und breit, mit einem Muskelbelege versehen
und nicht von zelligem Baue: Nieren, Harnleiter und Blase weichen
ebenfalls nicht wesentlich ab, wahrscheinlich auch die Sexualorgane
beider Geschlechter, denn die Eiersäcke des Weibchens, des einzigen
Exemplares, welches das kais. Museum besitzt, sind wenigstens
Ichthyoiogisclie Beiträge. 437
vorne ebenfalls paarig und vereinigen sich hinter der Schwimmblase
in einen langen und weiten gemeinsamen Oviduct.
Das 6 Zoll lange Exemplar stammt aus dem Rio Guapore.
uatt. AGENEIOSUS Lacep.
Char. Kopf vorne sehr flach und breit, am Hinterhaupte rasch
aufsteigend, Maxillarbarteln knöchern stachlig oder ver
kümmert, ohne Kehlbarteln oder nur ein Paar sehr kurzer,
Zahnbinden blos im Zwischen- und Unterkiefer, Auge hinter
dem Mundwinkel, Dorsale nackenständig, Fettflosse klein,
Analbasis lang.
Durch Bezahnung, nackenständige Dorsale, kurze, kleine Fett-
und sehr lange Analflosse sehliesst sich diese Gattung zunächst an
Auchcnipterus an, unterscheidet sich aber leicht durch die flache
breite Schnauze, das concave Stirnprofil, die Stellung der Augen
und die Umbildung oder Verkümmerung der Barteln, innerlich aber
durch abweichende Bildung der Schwimmblase.
Ich erwähne zuerst die am längsten und meisten bekannte
1. Art. Agcn. militaris Val. (Silurus militaris Bl. Tab. 362).
Sie ist bei d'Orbigny auf pl. 4, Fig. 1 ziemlich gut abgebildet,
nur der Dorsalstachel zu kurz und schwach, der Stützstachel vor
ihm nicht angedeutet, und das Auge zu weit vom Mundwinkel ent
fernt. Diese Art ist durch die aufstellbaren nach aus-und
aufwärts hakig bezahl) ten Bögen, in welche die Ober
kiefer, statt wie gewöhnlich Barteln darzustellen, umgebildet sind,
so ausgezeichnet, dass ich ihre ausführliche Beschreibung übergehe
und nur einige Verhältnisse hier hervorhebe. An allen mir vorliegen
den Exemplaren finde ich den Dorsalstachel länger und stärker als
ihn Valenciennes beschreibt und d’Orbigny abbildet, auch ist
er beiderseits, so wie der kurze, aber dicke Stützstrahl vor ihm mit
Widerhaken besetzt, mit einem mächtigen Sperrgelenke versehen
und nach vorne bis über die Stirn umlegbar. Der Brustflossenstachel
ist verhältnissmässig schwach und fein bezahnt, die Zahl der Anal
strahlen schwankt zwischen 36 und 38; die Caudale ist tief gablig
438
K n e r.
gleichlappig, der in einem unregelmässigen Zikzak verlaufende Sei
tencanal sendet nach auf- und abwärts Nebenröhrchen ah und ähnelt
hiedurch einem verästelten Stamme, wird aber nach vorne undeutlich.
Ein kleiner Porus pectoralis ist vorhanden, die bei Siluroiden gewöhn
liche Kehlfalte wird aber hlos durch ein Grübchen vertreten.
In Fig. 27 a gebe ich die Abbildung der knöchernen Schwimm-
blasenkapsel, in natürlicher Grösse, da Valenciennes sie
ziemlich undeutlich beschreibt; sie stimmt mit .1. Müller’s Angaben
völlig überein und bildet, ähnlich wie bei Cobitis, zwei durch ein
Septum von einander getrennte blasige Auftreibungen, die jede seit
lich der knöchernen Wandung entbehren und daselbst nur mit fibrö
ser Haut überkleidet sind. An das hintere Ende dieser Knochenkapsel
legt sich die in einen Körper verwachsene Niere mit breiter, herz
förmig eingebuchteter Basis an (s. Fig. 27 b, Ii) und geht nach
hinten in einen einfachen langen Harnleiter über, der in die links
gelegene längliche Harnblase an deren Hinterseite einmündet. In der
Medianlinie liegt das unpaarige, vom Beginne des Harnleiters bis
zur Urethra reichende Sexualorgan; es stellt einen dickwandigen,
innen mit körniger Masse angefüllten Sack vor, der wohl nur als Ova-
rium (Fig. 27 b, 0) gedeutet werden kann und nach aussen zugleich
mit der Urethra durch eine Art von Cloake mündet.
Das hier beschriebene Exemplar zeigt noch nach so vieljäh
riger Aufbewahrung in Weingeist an allen Flossen eine röthliche
Färbung, besonders an der Anale, den schwarzen Saum an der
Schwanzflosse und die schwärzlichen, vom dunkelbraunen Rücken
sich herabziehenden Wolkenflecke, so wie dies d’Orbigrry angibt.
Ausserdem besitzt das kais. Museum trockene Exemplare bis gegen
1 Y 2 Fuss Länge. — Natt er er fand sie im Cujaba und bezeichnete
sie mit dem Trivialnamen Palmito de Ferrao.
2. Art. Agen. brevifilis V a I.
So skizzenhaft auch die Beschreibung ist, welche Valen
ciennes von dieser Art gibt, so glaube ich doch mehrere Exem
plare des kais. Museums mit grösserem Rechte ihr zuzuweisen, als
dem Agen. inermis Lacep. Das Verhältniss der Kopf- zur Total
länge, die Kürze der Maxillarbarteln und die Strahlenzahl der Anale
sprechen wenigstens zu Gunsten dieser Ansicht. Doch sind eben die
drei genannten Punkte die einzigen, deren Valenciennes bei
Ichthyologisehe Beiträge.
439
brevifilis erwähnt, und die als Unterscheidungsmerkmale von inermis
dienen sollen. Alle drei scheinen mir aber keinen hohen Grad von Ver
lässlichkeit zu besitzen; das Verhältniss der Kopf- und Totallänge ist,
wie bekannt, nach dem Alter veränderlich, nicht minder die um
1 Linie grössere oder kleinere Länge der jedenfalls sehr kurzen
Barteln und eben so kann bei einer so vielstrahligen Flosse ein Plus
oder Minus von 2—3 Strahlen als Unterschied kaum mit Glück be
nützt werden. Die Unsicherheit bezüglich der Abgrenzung der beiden
genannten Arten steigert sich aber noch ungleich höher, wenn man
liest, was Valenciennes p. 239 über die angeblichen Weibchen
von Agen. militaris sagt; daselbst heisst es: „M. d’Orbigny, avee
l’individu que nous venons de decrire, nous en a adresse deux autres
queles habitans des bords de la Plata regardent commedes femelies
de la mcme espece, et qui, avec les meines formes, les niemes nom-
bres, les inemos couleurs, n’ont pour maxillaire qu’un petit stylet
pointu, comprime, sanscrochets, qui ne depassepasla commissure et se
cache entierement dans la rainure. Leur epine dorsale est aussi grele,
que la pectorale, et n’a au bord anterieur qu'un leger grenetis.“
Valenciennes spricht zwar hier allerdings nur die Ansicht der
Anwohner des La Plata aus, scheint sie aber zu adoptiren und gibt
dadurch Anlass zu der Vermuthung, ob nicht etwa die alsMi/. inermis
und brevifilis beschriebenen Individuen, über deren Sexualverhält
nisse weiter keine Erwähnung geschieht, blos Weibchen von Ag.
militaris oder vielleicht einer 2. Art sein dürften.
Diese Vermuthung drängte sich wenigstens mir auf und wurde
mir sogar zur Wahrscheinlichkeit, als ich die hier als brevifilis zu
beschreibende Art in Natterer’s Notizen ebenfalls mit dem Namen
Pulmito bezeichnet fand und darunter die Worte: „vielleicht Ge-
sehlechtsunterschied von Palmito de Ferräo. “ Es scheint demnach
die Ansicht der Fischer vom La Plata auch am Cujaba zu herrschen,
dass sie aber eine irrige ist, wie es deren weit verbreitete und tief
eingewurzelte auch hier zu Lande gibt, erwies sich bei der näheren
Untersuchung der vorhandenen Exemplare, die ich als brevifilis an
sehe, indem sich hiebei entschiedene Männchen und
Weibchen herausstellten, die sich aber mit Ausnahme der
Sexualorgane äusserlich nicht unterscheiden lassen.
Die Länge des Kopfes ist 4mal, die grösste Breite S J / 2 — 2 / 3 mal
m der fotallänge enthalten, der Umkreis der Schnauze parabolisch,
440
K n e r.
von den Mundwinkeln bis zur Kiemenspalte gleichbreit, der Unter
kiefer etwas kürzer als der obere (bei einem Irockenen, 20 Zoll
langen Exemplare sind beide gleich lang) ; die Mundspalte reicht bis
zur halben Kopflänge zurück, hinter ihr liegt das glatt überbäutete
Auge. Die flachen, in eine Spitze endenden Maxillarbarteln reichen
nie bis an die Mundwinkel zurück und liegen in einer Rinne ver
borgen. Bei alten Individuen beträgt die Stirnbreite zwischen den
Augen mehr als 8 Augendiameter; der ganze Kopf ist überhäutet,
die Stirnschilder des darunter befindlichen Helmes sind längs gefurcht,
die zwischen ihnen liegende Fontanelle bleibt bis an das Hinterhaupt
gleicbbreit. Kiemenstrahlen sind 11 vorhanden.
D. 1/5—6, A. 34—36, V. 1/7—8, P. 14—15, C. 19.
Die Dorsale steht über den Brustflossen, ihr Stachel ist nach
vorne mehr gekörnt als gezähnt, nach hinten glatt, mit den ge-
theilten Strahlen gleich lang und im Vergleich zu Aff. militaris dünn
und kurz. Der Stachel der Brustflossen ist mit dem dorsalen und den
folgenden Gliederstrahlen von gleicher Länge, ebenfalls dünn und
ohne Spur von Zähnelung; die Spitzen dieser Flossen reichen
bis zu den ventralen und diese bis an die Anale (bei Alten nicht so
weit). Die Fettflosse stellt einen mässig hohen zungenförmigen
Lappen vor. Die Caudale ist schief von oben und hinten nach
vorne und unten abgestutzt und durch zahlreiche Pseudostrahlen
gestützt.
Die Seitenlinie bildet ein Zikzak mit alternirend abgebenden
langenSeitenästen; am Deckel breitet sieb ein starkes„Venen-Netz“
aus. Der hoch über den Brustflossen liegende Poms pectoralis ist
rund und ziemlich klein.
Färbung. An Weingeist-Exemplaren erscheint die Rückenseite
dunkelbraun, der Bauch weisslich, die Strahlen der Dorsale abwech
selnd hell und schwarz gebändert, ebenso die Oberseite der Brust-
und Bauchflossen bis gegen ihre Spitzen, welche so wie die Unter
seite hell und ungefleckt bleiben, die Caudale trägt einen breiten
schwarzen Saum.
Die Schwimmblase (Fig. 28) ist in eine ähnlich geformte
Knochenkapsel wie bei Aff. militaris eingeschlossen und läuft nach
hinten in zwei divergirende Blindzipfel aus. Die Ovarien bilden
schmale, lange, bis gegen die Schwimmblase reichende Säcke, die
Ichthyologische Beiträge.
441
im letzten Drittel sieh erst vereinigen; die Hoden eben so lange
lappige (halbgefiederte) Organe, wie bei den meisten der hier beschrie
benen Siluroiden.
Das kais. Museum besitzt Weingeist-Exemplare bis zu 12 und
trockene bis zu 20 Zoll Länge aus dem R. Cujaba.
3. Art. Agcn. dcntntus m. an nov. sp. ?
Unter vorstehendem Namen bezeichne ich vorläufig mehrere
Exemplare von 3 — 6 Zoll Länge aus Surinam, die allerdings dem
Aff. brevifilis sehr nahe stehen, anderseits durch mehre Merkmale
wieder an Aff. militaris sich anschliessen. Da sie zum ßehufe einer
Abbildung in ihren Umrissen zu schlecht erhalten sind, so gebe ich
nur eine kurze Beschreibung derselben und stehe auch keineswegs
dafür ein, dass sie wirklich einer noch unbekannten Species ange
boren, sondern halte es vielmehr für möglich, dass sie mit Bloch’s
Silurus inermis des Berliner Museums zusammenfallen.
Der Kopf ist kürzer als hei Aff. inermis und brevifilis, indem
er nur i/ t der Körperlänge (ohne Caudale) beträgt, der Unterkiefer
bedeutend kürzer als der im Umkreis halbzirkelförmige Zwischen
kiefer. Die Zahnbinden enthalten auffallend lange und spitze
Zähne, die mehr h ec h ei - als sammtartig zu nennen sind (wäh
rend sie bei viel grösseren Exemplaren der früheren Arten ungleich
zarter sind). Das Maxillarbartel ist plattgedrückt und endet in eine
haarfeine Spitze, die aber nicht einmal bis zum Mundwinkel reicht;
Kehlbarteln fehlen. Das Auge ist grösser als hei A. inermis ange
geben wird und reicht bis an die Kehlseite herab. Der Helm ist grob,
längs gefurcht, die Fontanelle länglich; das Suprascapularschild bil
det eine dicke, nach abwärts gerichtete vorstehende Spitze , unter
welcher der kleine Porus pectoralis liegt.
D. 1/6, A. 40, V. 7, P. 1/13, C. 19.
Der Dorsalstachel ist dünn, aber vor- und rückwärts fein
gezähnelt, der Pectorale kürzer als die folgenden Gliederstrahlen,
die bis gegen die Bauchflossen reichen und nach innen stark ge
zähnt (hei inermis und brevifilis aber völlig glatt); die Spitzen der
Bauchflossen sind bis über den Beginn der Anale zurückleghar, letz
tere endet kurz vor der tief gahligen gleichlappigen Caudale; die
442
K n e r.
Fettflosse ist lanzettförmig. Der nur vorne deutliche Seitencanal ver
läuft oberhalb des Scapulardornes gegen den Kopf.
Färbung: Rücken schwärzlich, Oberkopf und Seiten des
selben mit grossen braunen Flecken und kleinen Punkten besetzt,
alle Flossen ungefärbt.
Der Darmcanal bildet rechts hinter dem grossen Magensacke
einen Knäuel schöner Windungen; Schwimmblase und Harnwerk
zeuge verhalten sich wie bei Ag. militaris; die Sexualorgane sind
noch zu wenig entwickelt.
4. Art. Agcn. quadrifilis m. — Fig. 29 in nat. Gr.
Unter dem Mundwinkel jederseits ein längeres Bartel, als die
maxillaren sindj Helm rauhkörnig, Dorsalstachel dünn, unge
zähnt, Caudale senkrecht abgestutzt; die lange Schwimmblase
in zwei Hälften abgeschnürt.
Diese Art, von der mir leider nur ein Unicum vorliegt, erweist
sich ohne Zweifel durch den ganzen Habitus als Ageneiosus, unter
scheidet sich aber noch bedeutender als durch das Vorhandensein
von 4 Barteln durch die nicht in eine Knochenkapsel eingeschossene
und abgeschnürte Schwimmblase von den übrigen Arten.
Die Kopflänge ist 4mal in der Gesammtlänge begriffen, die
Breite vor den Brustflossen nur weniger geringer, die grösste Höhe
unter dem Beginne der Dorsale beträgt fast nur */ 6 der Totallänge.
Der Schnauzenumfang ist halbkreisförmig, der Mund nimmt die
ganze Breite derselben ein, der Zwischenkiefer überragt kaum den
unteren etwas, beide mit schmalen Binden äusserst feiner, kaum spür
barer Zähne besetzt; die haarfeinen Maxillarbarteln liegen in der
Falte ober dem Mundwinkel verborgen und sind kürzer als die unter
diesem stehenden Kehlbarteln, welche bis unter das Auge zurück
reichen. Letzteres steht genau hinter dem Mundwinkel, ist massig
gross und wie bei den andern Arten glatt überhäutet, der rauhkörnige
Helm hingegen nicht; die zwischen den Augen liegenden Narinen
sind äusserst klein. Die oberen Schlundknochen tragen längliche
Packete grober Sammt- oder Hechelzähne.
D. 1/6, A. 41, V. 7, P. 1/10, C. 19.
Der dünne ungezähnelte Dorsalstachel ist um */, kürzer als
der folgende Gliederstrahl, der gleichwohl nicht die Körperhöhe
Iehthyologische Beiträge.
443
daselbst erreicht; das Sperrgelenk der Flosse, bis unter welche der
Helm reicht, ist bedeutend dick; der Stachel der Brustflosse kürzer
als jener und als die folgenden getheilten Strahlen, aber am äussern
Rande schwach, am inneren stärker gezähnelt. Die Brustflossen rei
chen über den Beginn der Anale zurück , deren Basis mehr als (4
der Totallänge einnimmt, bis an die Stützstrahlen der Caudale,
deren Strahlen nach hinten nur wenig an Höhe abnehmen. Die kleine
zugespitzte Fettflosse steht unter dem Ende der Anale.
Der Seitencanal ist einfach, ein Porus pectoralis kaum sicht
bar.
Die Färbung erscheint gleichmässig braun, die Afterflosse
schwarz gesäumt, längs des Seitencanales ein schwärzlicher Strich.
Die in Fig. 29 et in natürlicher Grösse ahgebildete Sch wimm
blase ist durch eine halsförmige Einschnürung in 2 Hälften getheilt,
einevordere rundliche und eine hintere längere und spitz endende; sie
nimmt die ganze Länge der Bauchhöhle ein und stösst nach vorne
jederseits an ein Säckchen, das wahrscheinlich mit dem Gehörorgane
in Verbindung steht. Die mediane Längsscheidewand erstreckt sich
durch beide Abtheilungen der Schwimmblase, nur in der hintern
gehen aber von ihr Quersepta ab, durch welche ihre Höhlung in
ziemlich zahlreiche Fächer abgetheilt wird. — Der Magensack ist
gross, der Darmcanal verläuft rechts, die Harnblase liegt nach links,
die Sexualorgane bilden paarige, geschlossene Säcke (oh Ovarien,
lässt sich aus ihrem Inhalte nicht mit Sicherheit entnehmen).
Natterer erhielt das beiläufig 3 */ 8 Zoll lange Exemplar aus
dem Rio Guapore.
gatt. HYPOPHTHALMUS Spix.
Der Kopf compress, überhäufet, Mund völlig unbezahnt, Zwischen-
ldefer häutig diinn , das Auge tiefer als der Mundwinkel
stehend; G Barteln, kleine Fett- und sehr lange Afterflosse;
kerne Schwimmblase.
So entschiedene Merkmale von Siluroiden die Fische dieser
Gattung auch an sich tragen, eben so entfernen sie sich wieder
durch auffallende Eigenthümlichkeiten von ihnen und hiezu
gehören namentlich die stark com presse Kopfform, die voll-
444
K n e r.
ständige Zahnlosigkeit des Mundes und die Verkümmerung
des Zwischenkiefers und der angrenzenden Gesichtsknochen, so
dass diesen zufolge ihreNahrung und Lebensweise jedenfalls eine von
den bezahlten und behelmten Siluroiden verschiedene sein muss. —
Unter den 3 Arten , welche V al e ncien n es beschreibt, findeich
keine mit der hier zunächst folgenden übereinstimmend; jedenfalls
unterscheidet sie sich von Hyp.marginatus und Spixii und steht dem
longifilis noch zunächst, doch geschieht in der kurzen Beschreibung
desselben keines der Merkmale Erwähnung, durch welche die fol
gende Art sich auszeichnet.
1. Art. Hyp. fimbriatus m. — big. 30, etwas verkl.
Die vorderen Kinnbarteln die längsten von allen, wie die anderen
plattgedrückt und nach innen mit einem breiten Hautsaume
besetzt, Dorsale kurz und niedrig, der obere Caiulallappen
fadig verlängert.
Der ganze Fisch ist sehr compress, am stärksten aber das
Vorderende des Kopfes, so dass er hiedurch an Clupeoiden erinnert.
DieLänge des Kopfes beträgt V 4 derKörper- oder J / 5 der Totallänge
(so wie bei longifilis), die Höhe am Hinterhaupte nahezu seine halbe
Länge, die grösste Breite zwischen den Augen kaum mehr als
Vs derselben, die grösste Körperhöhe vor der Dorsale bleibt nur
wenig hinter der Kopflänge zurück. Das Auge liegt hinter halber
Kopflänge; durchaus tiefer als der Mundwinkel und 1 % Diameter
hinter diesem, fast 4 von der Spitze des Unterkiefers, nahezu 3 von
der Spitze des Deckels und (über die Wölbung der Stirn hinüber
gemessen) 4 vom andern Auge entfernt. Die Kopfhaut geht nicht
glatt über selbes hinweg, sondern bildet eine Einfalzung, wodurch
der Bulbus von einem vordem kleineren und hintern grösseren Fett
augenliede abgegrenzt erscheint (diese Fettaugenlieder mahnen
ebenfalls tlieils an Clupeoiden, tlieils an Salmoniden). Der obere
Rand der weiten Mundspalte wird zufolge der Verkümmerung der
Gesichtsknochen scheinbar nur von einer biegsamen Hautschneide,
die kaum jdicker als ein Blatt Papier ist, gebildet. Die Maxillarbarteln
stehen ganz am Rande des Mundes, reichen bis an die Spitze des
Brustflossenstachels zurück, sind platt und nach innen und oben von
ihrer Basis an mit einem schmalen Hautsaume besetzt, der sich
Ichthyologische Beiträge*.
445
gegen die Spitze verliert. Der Unterkiefer ist länger und ragt bei
geschlossenem Munde vor und über den Zwischenkiefer hinauf. Die
4 Kehlbarteln sind gleichfalls alle platt und gesäumt, die äussern
oder hintern kürzer als die maxillaren, die vordem hingegen er
reichen die halbe Totallänge, sind auch dicker und mit besonders
breitem Hautsaume, der leicht einreisst (wie auch die Abbildung
zeigt), bis nahe zur Spitze behängt. Kiefer, Vomer und Gaumenbeine
sind völlig zahnlos , eine freie Zunge fehlt, das Zungenbein ist aber
sehr kurz und die sehr verlängerten Kiemenbögen ragen so weit in
die Mundhöhle vor, dass ihr vorderes Ende in einer Querlinie mit den
Maxillarbarteln liegt. Sie sind mit langen, steifen, borstenähnlichen
Rechenzähnen dicht besetzt, die im Grunde des Mundes beiderseits
aufragen und den Abschluss der Mund- von der sehr weiten Kiemen-
höhlc bewirken; Schlundzähne fehlen. Die Kiemenspalte ist bis nahe
hinter die Kehlbarteln offen, die Zahl der Kiemenstrahlen 13 —14.
Die Narinen sind doppelt, die vordem, kleineren liegen nahe dem
Mundrande vor den Maxillarbarteln. Ein eigentlicher Helm fehlt, da
der ganze Kopf mit weicher Haut überkleidet ist, dennoch reicht die
den Siluroiden eigene Stirnfontanelle bis an das Hinterhaupt; auch die
kleinen Deckelstücke sind grösstentheils weich biegsam und zum
Theile häutig.
D. 1/6, A. 67, 68, V. 6, P. 17, C. 19.
Die Dorsale beginnt erst dem 9. — 10. Strahle der Afterflosse
gegenüber und ist vom Schnauzenrande gleichweit wie vom Ende der
Fettflosse entfernt; sie ist so nieder, dass selbst ihr 1. und längster,
obwohl auch biegsamer Strahl 2 y 2 mal in der Körperhöhe unterhalb
enthalten ist. Die Basis der Anale kommt der halben Totallänge
(ohne obern Caudallappen) gleich, die Höhe ihrer Strahlen nimmt
nur gegen ihr Ende rasch ab. Die Brustflossen reichen bis unter den
Anfang der Dorsale zurück, ihr 1. Strahl ist ebenfalls weich und
biegsam, aber kürzer als die folgenden. Die Spitzen der sehr kleinen
ßauchflossen erreichen kaum die Anale. Die Fettflosse steht vor dem
Ende des letztem, der obere Caudallappen ist um a / 8 länger als der
untere; beide, besonders der untere Lappen, werden durch zahlreiche
Pseudostrahlen gestützt. — Der Seitencanal bildet nach auf- und ab
wärts meist gegenständige schief abgehende Nebenäste, die sich
unter spitzen Winkeln oft noch mehr verzweigen. Über dem Oper-
446
K n e r.
culum breitet sich ein den Vorderrücken überziehendes starkes Gefäss-
netz aus, dessgleichen am Scheitel und oberhalb des Auges gegen
den Vorderdeckel herab. Auch der Unterkielerast ist bis zu den Barteln
deutlich und zeigt zahlreiche rechts und links abgehende Queräste;
am Schwanzende theilt sich die Seitenlinie in einen obern und untern
Caudallappenast; — ein Porus pectoralis fehlt.
Rücken und Oberkopf sind braun, die Seiten silberig, alle
Flossen ungefleckt und ungesäumt, die Kehlbarteln, besonders deren
Hautsäume schwärzlich.
Eine Schwimmblase findet sich in der That nicht vor, die
Ovarien der Weibchen sind kurze, dicke, mitsammen nicht durch
Haut verbundene Säcke; der Mehrzahl der Exemplare fehlen die Ein
geweide gänzlich.
Das kais. Museum besitzt Exemplare von 9 — 12 Zoll Länge
durch Natterer, der sie im Rio negro auffand.
2. Art. Hyp. Spixii Val. (Hyp. edentulus Spix. tab. 9).
Bezüglich der Totalgestalt, des überhäuteten Helmes, der
Strahlenzahl in der Anale und namentlich der kurzen Barteln
stimmen mehrere Exemplare des kais. Museums aus dem Rio branco
mit der citirten Abbildung völlig überein, nur ist bei einigen die
kurze Caudale schief abgestutzt, bei anderen dagegen der obere
Lappen etwas verlängert; es scheint aber dies blos Geschlechts
unterschied zu sein und ersteres bei Weibchen vorzukommen, soweit
die allein noch vorhandenen Überreste von Sexualorganen dies beur-
theilen lassen.
Hiemit schliesst die Reihe der brasilischen Siluroiden, welche
das kais. Museum durch Natterer erhielt; noch erscheint sie statt
lich genug, um den im Eingänge dieser Mittheilungen gemachten
Ausspruch zu rechtfertigen, wie stolz aber hätte sie sich ausge
nommen vor einem Vierteljahrhundert!
Iohfchyologische Beiträge.
447
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1. Ein Stück Haut längs der Seitenlinie von Bagrus reticulatus, in natür
licher Grösse.
„ 2. Bagrus mesops Val., verkleinert, a Gaumenzahnbinden; b Bauch
flossen von der Innenfläche.
„ 3. Schwimmblase von Bagr. Commersonii Val.
„ 4. „ „ Arius rugispinü Val.
,, S. Seitenansicht des grossen Wirbels, welchem die Schwimmblase bei
voriger Art aufliegt; natürliche Grösse.
6. Eiersäcke von Arius luniscutis Val.
„ 7. Stachelstrahl der Brustflosse sammt Anhang bei Galeichthys Gronovii
Val.
„ 8. Schwimmblase desselben, in natürlicher Grösse.
„ 9. Platystoma sturio n. sp., in halber natürlicher Grösse. — a Kopf von
unten.
„ 10. Schwimmblase von Platystoma VaillantüY al. Bei b und c die beiden
anliegenden Abtheilungen (a) derselben etwas von einander gezogen,
um den doppelten Vcrbindungscanal zu sehen; d Harnleiter und Blase
dieser Art.
» 11- Schwimmblase von Plat. platyrhynchus, eingeschnitten, in natürlicher
Grösse.
,, 12. Untere Schlundknoehen von Plat. planiceps Ag.
» 13. Asteropliysus batrachus n. g. et sp.
i! 14. „ „ a die kugligen Höhlungen, in welche der Porus
pectoralis führt; b Schwimmblase, zum Theile sichtbar; c Nieren;
d Hoden.
„ IS. a Schwimmblase desselben; b Harnleiter und Blase.
» 16. Cetopsis gobioides n. sp. in natürlicher Grösse.
” 17. a Har n lei t er und B 1 a s e mit ihren Divertikeln von Cetopsis eoeeu-
tiens; b dieselben von Cet. candiru; c Hoden von Cet. candiru;
d von Cet. coecutiens, sämmtlich in natürlicher Grösse.
,, 18. Pimelodus ornatus n. sp.
” 19. „ Seine Val. Männchen.
n 20. n Drüsenglomerulus in der Höhlung des Porus pectoralis bei Auche-
nipterus nodosus Mil. Tr.; b Harnleiter und Blase.
21 Schwimmblase von Auchenipt. punctatus Val.; natürliche Grösse.
Kn er. Ichthyologische Beiträge.
448
Fig. 22. Auchenipt. ihoracatus; a Hoden und b Eiersücke nebst Harnleiter
und Blase desselben.
„ 23. Auchenipt. ceralophysus n. sp.; a Anfang der Analflosse, a After,
ß Urogenitalrohr, b Hoden und Harnblase (a), c Schwimmblase.
„ 24. Centromochlus megalops. n. gen. et spec. in natürlicher Grösse; «Kopf
von oben.
„ 25. Centromochlus aulopygius nov. spec. in natürlicher Grösse.
„ 26. Trachelyopterus taeniatus n. s.
„ 27. a Knöcherne Schwimmblasenkapsel von Ageneiosus militaris Val..
b Urogenitalsystem.
„ 28. Scliwimmhlasenkapsel von Agen. brevi/ilis Val.
„ 29. Ageneiosus quadrifilis n. sp., natürliche Grösse; a Schwimmblase
desselben.
„ 30. Hypophthalmus fimbriatus n. sp. verkleinert.
Kncr. Ichdivologisclic Beiträge.
Taf.I.
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Fiy. Z. /.
Fiff.Z. b
Aus d ~k kHo£u Staats druckeref
SitÄimgsT>.ik.Akad-4.Wrmäth.ivatupvr.ClJCXVr.Ba.l.Mefl.l857.
A.v's J k k Liof.u ^t2,ufcilnrcke; ei
SitKimtf.sl). (1 .k.Akad.d.W.miith.natuLMr.l’LAW’I B<L I 37.
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Sit*ungsl>.(LUbia.a'.W'Mi»ft;twtunr. CLXXVTB (LtlMt Üfel
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Kncr. lentliyologische Beiträge.
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Klier. Ichthyol oii’i sehe Beiträgt*.
Taf.VII
ii. Staatsdrucicerei.
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nt?.Fio. .
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Sitt.un
Spitzer. Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen. 449
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen,.
Von Simon Spitzer.
(Vorgetragen in der Sitzung am 16. Juli 1857.)
Wir übergeben hiemit der kaiserlichen Akademie der Wissen
schaften eine kleine Sammlung von Beispielen über die Integration
linearer Differentialgleichungen, und wünschen, dass dieselbe als
Anhang dienen möge zu unserer Abhandlung, die wir über Integration
linearer Differentialgleichungen geschrieben. (Siehe Bd. XXV, S. 31
der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe.)
Integration der Gleichung
(1) a 3 x-y'" -f- a % x y" -f a t y' +a 0 y= f(x).
Differentiirt man diese Gleichung ij.mal, so erhält man:
(2) ce 8 _|- (« 3 -j- 2 a 3 u.) x _|_ [« 3 p 3 -j- (a 2 —
+ «i ] y^ +1) -f «o (*')
und setzt man:
yfr) = *
und führt eine neue, unabhängige Variable £ in Rechnung ein, mittelst
der Substitution:
£ 3 = x
wodurch
dz 1 —| dz
dx 3 °° di
dH _ 2 —f-d* 1
dx z 9 di 9 di~
dH 10 — f dz 2 —I d 2 z 1 —t dH
Ix*— 27 X di 9 X di 2 ' 27 di*
wird, so erhält man:
Sitzb. d. mathem.-naturw. 01. XXVI. Bd. I. Ilft.
29
450
Spitzer.
d^z d 2 z 1
a s ? + '’> [«2 + 3a s (>—1)] +j [9« a p 2 +3(3 a 2 —7« 3 ) fz +
dz
-J- 10«s — 6«2 + 9«,] — -f- 27« 0 1* = f (0
wenn man der Kürze halber 27 (x) = y (£) setzt. Wählt
man nun /z dermassen, dass
(3) 9a s jz- -f- 3 (3«2 — 7« 3 ) /z -j- 1 ü« 3 -— 6a 2 + 9n, = 0
wird, so hat man :
d^z d 2 z
«*£^+3(«a + 2aafz —2« s )—+ 27« 0 4* = (p(4),
welche Gleichung ganz einfach nach unserer Methode integrirt zu
werden vermag. Zerlegt man nämlich den Bruch
3 (02 -f~ — 2ß 3 )
ß 3 -{~ 27^0
in Partialbrüche, so erhält man, nie leicht zu sehen, einen Ausdruck
von der Form:
— 1 1 !_
u—a u—ka. u—lc"a
woselbst
4 =
a 2 4~2®3 (2 2flj
3
*__!.+iY-S
2 2
bedeutet. Es ist somit, falls ^(£) = 0 gesetzt wird,
,i A — 1 ( rf' 1-1 iV ra(Ä *1^11
: Ci ^ ~~~Ä~T \ e * {k -' y ' 3—I +
d^- 1 | d^“ 1 L Jj
d?
A—1
; d A -'
1 L J
+f'-i e ‘
r- «e.
d? A—1
^«(4-oe
d?^- 1 L
+
dr
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
4SI
unter Ci, C,, C 3 willkürliche Constante verstanden, und jetzt ergibt
sich hieraus leicht der Werth von y, man hat nämlich:
(rlL \ n c dA ~' [ n oe ^ I" /■(‘"-'Jh )
Ci e< —— V(*-Df [ +
dx~v- L d^ A -' \ d£ A ~'Y £ A J)^
(4)
4 C 3 e k “5 d
A— i
dV
^ ,,s —l—Jk
. „ .. , fZ 4-1 ( „ ,, d 4—1 r e ®(*—06-. 1 -i
de~ l \ d£ A ~' L | 4 Jj J
und dies ist das vollständige Integrale der Gleichung:
«3 x*y'" + <h xy" + ci\ y' 4 «o V = 0.
Es ist wohl von selbst verständlich, dass man, bevor die —p. le
Differentiation nach x vorgenommen werden kann, überall £ durch
\ x zu ersetzen sei.
Der speeielle Fall, wo ,4 = 0 ist, verdient wohl auch eine
Erwähnung, es ist nämlich alsdann * von der Form:
z=C,e“ ' /x 4 Co e 4a ^- T 4 C 3 e* 3 “ % x
und somit:
r 3/— 3,— 3.— "I
y = —— C, e* Vx 4 C 2 e akVx 4 C a e k2 ^ x .
dx 11 L J
Beispiel. Die unendliche Reihe:
y=i4^4,
1
1131 1 4!4M
2! 2!2 ! 3!3!3! 4!4!4!
genügt der Differentialgleichung:
(S) x*y"' + 3xy" + y'—y = 0-
Differentiirt man diese, wie es die Gleichung (3) erfordert
r tel inal, und setzt hernach:
C-o)
y = *
ferner:
29*
452
Spitzer.
so erhält man :
4 3
Nun ist:
u 3 —27 «—3 1 w—3* ' u—34-“’
somit hat man, um das Integrale der Gleichung (5) anzugehen, in
(4) die Substitutionen :
zu machen.
Integration der Gleichung
(6) x'y'"— a 3 y = 0.
Diese Gleichung wurde in dem speciellen Falle, wo r — — 3
ist, von Professor Petzval mittelst bestimmter Integrale integrirt,
man sehe hierüber dessen Werk „Integration der linearen Differen
tialgleichungen“ Band I, pag. 110; ferner für den Fall, wo r irgend
eine ganze negative Zahl ist, von Kummer in Liouville’s Journal
Tom IV. Wir wollen nun ganz allgemein das Integrale der Gleichung
(6) angeben. Führen wir zu diesem Behufe in diese Gleichung eine
neue Variable u ein, mittelst der Substitution:
u = x.
so haben wir, da
d V dy
dx du
— m (m — l)x m ~~ + m? x 2m ~~ —-
dx 3 du du”
—- — mim— 1) im— 2)x"‘~ : * -f- 3m'~ (m — 1)a, ,2 "*~ 3 -\-
dx 3 du du”
d s y
-f- m s x 3m ~ 3
du 3
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
453
ist, folgende Gleichung:
m s x''+ 3 3 ^ -4- 3?n~ (m — 1) ,v r +'~ m ~ 3 —^ 4-
du* ' ^ J du 2 '
i )(m— 2) x r + m — :3 — a» y = 0
und setzen wir in dieselbe für x seinen Werth:
i
x — u m ,
so erhalten wir:
3+IHÜ d s i/ . , 24-Szl cPy
m 3 x m ——1- 3m- Cm — 1) u m —- 4-
du 3 du 2
t | r—S ^
-f-w(?ra—l)(»i — 2) u m y a : y — 0.
Da nun m bisher noch willkürlich gelassen wurde, so steht die Wahl
desselben uns zur Disposition, wirsetzen:
m — 3 — r,
wodurch wir erhalten:
( 3- r)Su *^ + 3(3-r) 8 (2-,)«S +
+ (3 -r) (2-r) (1 = 0
und diese Gleichung ist ganz von der Form der Gleichung (1), lässt
sich daher auch genau so behandeln. (Malmsten hat im 39. Bande
von Crelle’s Journal pag. 106 dieselbe Substitution, wie wir gemacht,
aber die Integration der Gleichung, worauf man durch diese Sub
stitution gelangt, ist nach den von ihm gegebenen Methoden nicht
durchführbar.)
Anmerkung. Der Weg, den wir jetzt eben eingeschlagen
haben, lässt sich im Allgemeinen nicht verfolgen bei Gleichungen von
höherem als dritten Grade, denn gesetzt den Fall, man hätte zu
integriren die Gleichung:
(?) a i x a y"" -j- « 3 x 2 y’" + a s xy" -f- a, y 1 -j- a 0 y = 0
454 Spitzer.
so gibt ein /jl maliges Differentiiren derselben
(8) « 4 x 3 tß+^ + (3 « 4 \k + a 3 )x*yV+^ + [3« 4 y (y — 1) +
+ 2a s iJ.-j-a 2 ]xy( 2 +^+[a ij u(iJ. — i )(ß--2) +
+a 3 p. (fi— 1) + « 3 [j. + «i] 2/G+i*) + a„ 2/^) = 0
und setzt man hierein
i/fr) = z
£ 4 = o?,
so hat man, da
dz 1
dx
d 2 z
d x'~
dH
dx 3
d^z
dx 11
X~
4
3
— x~
16
21
64
231
236
dz
~d£
dz 1
~1J 16 X
dH
W
x r
x~ir
dz
"dl
dz
9 L » d~z 1 d 3 z
64 ' l +2 ^ 64 a ‘ 4 Tip
111 _i_4 d~z 9 d 3 z
d? ‘ Tip 128 % 4 d|s +
. 1 , s d 4 *
-I x T
~ 236 d4 4
ist, wenn man ferner der Kürze halber die Coefl'icienten der Glei
chung (8) mit Z» 4 , b 3 , b 3 , b,, b 0 bezeichnet, folgende Gleichung:
h-— _l JL r/
(9) 256 d? 4 + 64? ( h
+ b 2 I
l rfs * i 1 n
JrfT» + 4r* (Ä, ‘
9 d** 1 rill 9
2 ^ d?« + 16C 3 L 16 ' 4 4 ^
231 / 1^*1 / n
-bJ-^ + boZ^O
3 / , 21 ,
t b °+r6 bs
64
und diese wird eine leicht auflösbare, in dem speciellen Falle,
wo die Coefficienten von —\ und verschwinden, d. h. in dem
d£ dC a
Falle, wo zugleich die beiden Gleichungen:
— 231 ft t + 846 3 — 48 A. + 64ÄJ = 0
llli 4 — 36ö 3 -fl66 a =0
stattfinden, oder wenn man zu den Buchstaben « 4 , n 3 , a 2 , (t\ , «o
wiederkehrt:
Integration verschiedener linearer Diti'erentialgleichungen.
455
64« 4 ,u 3 -f 16 ju 3 (4 « 3 — 21 ein) -j- 4pi(131 « 4 — 40 « 3 -f- 16««) —
(10) — 231 « 4 + 84 a s — 48 « 3 + 64 «, = 0
48 « 4 fx 3 4 (8 « 3 — 39 « 4 ) [j. -J- 111 ein —36 « 3 -f- 16 « 3 = 0.
Zu dieser Gattung von Gleichungen gehören mehrere, die
specielle Fälle von Folgender sind:
(11) x r y""— a^y — 0,
die wir daher näher in Betracht ziehen wollen. Führen wir, analog
unserer früheren Vorgangsweise in seihe eine neue unabhängige
Variable:
ein, so erhalten wir:
u =
dy
dx
— (4—r) x' i ~ r
dy
du
— = (4—r)(3 -»•) a? 2 ~ r — + (4—r)*a?®—* r —-
dx 2 ) > du du-
~ = (4—v)(3—r)(2—}')o? 1_r ^ + 3 (4-r).(3-r)^
du 3
|j=(4-r)(3-r)(2-r)(l-,)^^ +
+(4 r) 2 (3 r)(17—7r) a: 4 - 2 ' j^+ 6 (4 r)» (3-r) ^
+ ( 4 -»0^ 12 - 4r ^
und somit nimmt die Gleichung (11) die Gestalt an:
(12) (4—,.)*«»g + 6(4—r)*(3—r)«*^ + (4—r)*(3—r).
. (17-7r)«2 + (4—r) (3-r) (2-r)(1 -r)g — = 0.
welche ihrer Form nach übereinstimmend mit der Gleichung (7) ist.
Lassen sich daher für r und // solche Zahlen finden, welche die
Gleichungen (10) identificiren . so hat man eben hiedurch jene
456
Spitzer.
specielle Fälle der Gleichung- (11) aufgefunden, welche leicht auf
unsere Weise integrirbar sind.
Die Gleichungen (10) lassen sich, wenn man statt , a 3 , « 3 ,
a, , «o ihre, der Gleichung (12) entsprechenden Werthe einführt, so
schreiben
64(4—r)*j**—48f**(4—r)»(4+r)+4fi(4—r)*(32+24r+3r*)—
— (4—r) r (r+4) (r+8) = 0
48 (4—pi a — 12 (4—»•)» (4+3r) p + (4—r)»(l Gr+ 7r 2 ) = 0
oder auch folgendermassen:
(4—r) [64(4—r) s p. 3 —48 (4—?-) 2 (4-f-r) jx 2 -)-4(4—r) (3r a +
+ 24r + 32)/ji — r (r + 4) (r + 8)] = 0
(4 — ry~ [48 (4 — r)-y—12(4 — r) (4 -f 3r) y. + 16r + 7r a ] = 0
oder endlich so:
(4 —r) [4p. (4—r) —r]. [4p.(4—r) —r— 4] .[4p (4—?■)—r — 8] - 0
(4—r) 2 [48 (4—»■) 2 p. 8 —12(4—r) (4+3r)fi+16r+ 7r 8 ] = 0
und beiden wird genügt:
l les für r — 4 und p. willkürlich,
2 te8 „ r= — 4 „ p= — -J-
3 tes „ r = 8 „ p = — ±
4 tes „ r= 8 „ p. = — 1
5 lcs „ »■= 12 „ p = ~4
somit sind (den Fall r = 4 ausgeschlossen, weil die Gleichung:
x'*y""— a^y — 0
leicht nach Legendre’s Methode integrirt werden kann) folgende
Gleichungen auf dem jetzt gezeigten Wege lösbar :
y"" —a k x i y= 0
x s y"" —a'*y =0
x l z y"" — a^y =0
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
45?
Integration der Gleichung
y""— y = 0.
Wir führen also in selbe eine neue unabhängige Variable u ein,
mittelst der Substitution
u = ,-tf 8
und erhalten dadurch:
409G u 3 d ~ + 21504u~ — + 20160 u — + 1680 - — a>y = 0.
du' 1 1 du 3 1 du» 1 du J
Differentiirt man diese Gleichung tel mal, so erhält man, wenn man
d~ s y
- = z
du
setzt,
/74# /73 a- /72 aj /7a;
4096«* —4. 1 9968 m 2 —- -f- 16512?« -—(- 060- = 0
rf« 4 rfe 3 <t« 2
und diese geht wieder durch Einführung einer neuen unabhängig
Variablen £ mittelst der Substitution
£ 4 — u
über in
. „ * d^z . d 3 z , y
16? äF +24 7e _ “ •
deren Integration nach der in unserem Memoire: „Integration der
Differentialgleichung“ :
(« 2 + h,x)y" + («, + bi x)y'-\- (a 0 +b B x)y = 0
gezeigten Methode, äusserst einfach durchzuführen ist.
Integration der Gleichung
a? 8 y"" — « 4 y = 0.
Setzen wir hierein:
u =
so erhalten wir:
I
458
Spitzer.
(13) 2S6«> d p- -f 1920 k 2 — 7 + 3 [20« -- + 840 — a“y = 0.
v 7 tf« 4 1 d« 3 ^ dw 2 ^ rf« J
3
Wird diese Gleichung —— tel mal differentiirt, so gewinnt man die
Gleichung:
2S6 m 3 p- + 1 344m 2 — -f 1248 m— -f 96 — — a'*z = 0
du“ du 3 1 du* 1 du
d—\y
(woselbst z — bedeutet), welche für
du~w
übergeht in:
t , o d3z
df»
-« 4 C* = o.
Hätte man aber die Gleichung (13) — Imal differentiirt, so würde
man erhalten haben:
-a“z = 0
236 m 3 P■ + 1132 m 2 — -f 81 (i u — + 24 - -
du“ ' du 3 1 du 2 1 du
unter z = fydn verstanden. Setzt man hier:
£ 4 = m,
so erhält man:
d“z
— a“z = 0
woraus folgendes Integrale hervorgeht:
* = C x e k < -f C 2 + C 3 + (\ e k ^
oder:
« = CiC a C 3 e 4 ’W’ r -|- C 4 e 44 '*'“"
unter /c eine imaginäre vierte Wurzel der Einheit verstanden. Es ist
dann weiter:
y = P [C, e 4a ^ ,r + C 3 + C 3 e 43 “^" -f C 4 e 44 “*''“]
und hier hat man nach gemachter Differentiation m
Dies gibt:
i
— zu setzen.
x“
[ ka Ic 2 a fr 3 a /c'al
ß, o* + B 2 e* + ß 3 e* -f ß 4 <?* I
unter ß, . B, , B. , ß 4 willkürliche Constante verstanden
♦
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
459
Integration der Gleichung
a,’ 13 y"" — a'* y = 0.
Wir setzen hierein:
und erhalten:
1
8
4096 — + 27648 m 3 ^ + 38S92m— + 7920 d l — a^y= 0.
du 4 £?M S f//< 3 du
Sie gibt — — “‘‘mal differentiirt:
4096 m 3 -—4- 19968m 3 — + 16812«^+ 96Ü~ — «** = 0
M« 4 1 du 3 du 3 rf«
T 1
(woselbst % = —— ist) und verwandelt sich nach Einführung einer
du T
neuen unabhängig Variablen u mittelst der Substitution:
| 4 = M
in die leicht zu integrirende Gleichung:
Integration der linearen Differentialgleichung
(14) x 3 (« 3 -f b a x)y" -f x (« t -f *i a?) y' -f (« 0 + #)IJ = 9-
Die Integration dieser Gleichung war Gegenstand der Bemühungen
Euler’s, PfafFs und Malmstens. Erstere suchten obige Gleichung
durch bestimmte Integrale und durch unendliche Reihen zu integriren,
letzterer, der sich in Crelle’s Journal Band 39 mit der viel allgemei
neren Gleichung:
x'“-' (a, n + b m x) y<-"0 -f x m ~'‘(a m -i + x) 2/ c "* —0 + ■ • •
+ («i +b l x)y , -\- a o y = 0
beschäftigt, durch Difierentialquotienten mit allgemeiner Ordnungs
zahl. Aber Malmsten scheint übersehen zu haben, dass der von ihm
460
Spitze r.
gezeigte Weg nicht in allen Fallen zum Ziele führt, wir wollen daher
mit dieser Analyse die seinige completiren.
Setzen wir nach Malmsten in (14)
y = x k z,
so erhalten wir:
d2 g (l Z
x~ (« 2 + b, x) — + [2k (ff 3 + L x) + di + b i x] x — +
+ [* ( k — 1 ) («2 + lh x) + k (di + 6, x) + «o + b 0 a?] 2 = 0,
welche Gleichung von derselben Form, wie die Gleichung (14) ist,
sich aber vereinfacht, wenn man k so wählt, auf dass:
(15) «3 k (k—1) -f «, k -|- d 0 = 0
wird, denn alsdann kann man durch x abkürzen, und erhält:
x (di + bi x) ^ + [dy -f 2k r< 2 -f x (bi + 2k b 2 ) ] ^ +
itit"' (ICC
+ [ö a k (k—1) + bi k -f 6„] « = 0.
Wird diese Gleichung p.mal differentiirt, so erhält man:
x (« 3 + x) *(a+ 2 ) -f [« 2 n -f a, + 2/i a 2 -j- x (2 h , y. 6, +
+ 2/i / h ) ] »(H-O + [bi /JtOx—1)+/* (bi + 2/i bi) + bi k (7c— 1) +
4~ k + 6 0 ] = 0
und diese vereinfacht sich, wenn man y. so wählt, auf dass:
b 2 ft([J.— 1) -p ft ( k i 4” 2,kbi) 4~ b 2 k (k—1) 4- by k 4~ 6 0 = 0
wird. Diese Gleichung lässt sich auch so schreiben:
(IC) b-i (fx4-/i) (p-4-6—4) 4" bi (p. 4~ k) 4- 6 0 = Ö.
Man hat dann:
x (di b 2 x) «O+O 4- [«2 [x 4- di 4- 2/i di 4- x (2b 2 y. 4- b, 4-
4-2Ä6 a )]^+O = 0,
welche Gleichung bezüglich «(H-D von der ersten Ordnung, somit
sehr leicht zu integriren ist.
Da die Integration der Gleichung (14) von der Auflösung der
beiden Gleichungen:
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
461
(15) a 2 Ic(Jc—k -|- a o =m,0
(16) b 2 (p.-|-/0 —1) "f - O+A) + b 0 — 0
abhängt; die erste dieser beiden Gleichungen aber für
a 2 = «„ = 0 , « 0 s? 0,
hingegen die zweite für
b 2 =b l — 0 , b 0 ^ 0
einen Widerspruch in sich enthält, so ist das eben vorgetragene
Integrationsverfahren unzulässig:
erstens, wenn a 2 = Ui = 0 , « 0 ^ 0 und
zweitens, wenn b 2 — bi = 0 , b 0 ^ 0 ist.
Wir müssen daher folgende zwei Gleichungen, welche specielle
Fälle von der Gleichung (14) sind, einer eigenen Untersuchung
unterziehen:
(17) b 2 x 3 y" -f b t x*y' + (ß 0 + b 0 x)y = ü
(18) ih x 3 y" + ßi x y' + (« 0 + b 0 x) y = 0.
Vorerst ist leicht zu zeigen, dass die Gleichung (17) durch Einfüh
rung einer neuen, unabhängig Variablen:
1
u — —
, X
genau die Form der Gleichung (18) annimmt, denn man hat:
dy dy 1
dx du x 3
_ 2 — 1 | dSy JL
dx 3 du x 3 du % &' 4
was in (17) substituirt:
b 2 u~ + (2b 2 — bi) u y u + ft + «o«) V = 0
gibt, welche Gleichung in der That die Form der Gleichung (18)
hat. Setzt man nun in (18)
y = x k %
462
Spitzer.
unter 4 eine Wurzel der Gleichung:
« 2 k (4—1) 4 «, k -f- <7 0 = 0
verstanden, so hat man:
x j 4 («i 4 2k (tn) — 4 b 0 z — 0,
welche Gleichung wir Seite [47] unseres früher citirten Memoires
integrirten.
Integration der linearen Differentialgleichung
(1!)) x 3 («a -)- bs x) y'" 4 x 2 (« a 4 b 2 x) y" -f x («, + 4 t a?) y' 4
4( ß o 4" 4o = 6.
Wir setzen wieder:
und erhalten:
y = a? 4 «;
a? s («s 4 b-i x)z'" 4- x- [34(« 3 4 b 3 x) -f <h 4 b 2 x\z" 4
4- x [34 (4— 1) (« 3 4- b 3 a?) 4- 24 (a t 4 4 a a?) 4 a x -f b x a?] z! 4
(20) 4- [4 (4—1) (4—2) (a 3 4 b 3 x ) 4- 4 (4—1) (a 2 -f 4, x) 4
4- 4 («, 4- 4, x)4- «o 4- 4 0 x ] 2 = 0.
Wählt man 4 so, auf dass:
(21) « 3 4 (4—1) (4—2) 4- 4 (4—1) 4 (, \ 4 -|- m> = 0
ist, und dividirt man alsdann die Gleichung (20) durclnr.so erhält man:
x 2 (« 3 4- b-,x)z"-(-a?[34(a 3 4 4 3 x) 4- 4 4 x] z" 4
4- [34 (4—1) (a 3 4- a?) 4 24 (« 2 4 4 2 4) 4 «i 4 *' 4
4 [4 a 4|(4—1) (4-2) 4 b 2 4 (4—1) 4 Ä, 4 4 6„] * = 0.
Wird dieselbe y mal differenfiirt, so erhält man:
x' 1 (« 3 4 *3 x )4 x [«2 + 2a 3 ij. 4 3« s 4 4 x (b'i 4 34 s ij. 4
4 34 4) ] 4 [«g /j. 2 4 fJ- («2—«s—3« s 4) 4 3«3 4 2 —3« 3 4 4
(22) 4 2«2 4 4 a i “I - x(3b 3 (f/.44) (/j-4^—1) 4" 24* (fj-44) 4
4 4)]* (!t+1) 4 [Ä. (/t+i) (M-4-1HM-4-2) +
4 4a 44^0 (/j-44— 1) 4 4i (/j-44) 4 4 0 ] = 0
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen. 463
und wählt man in dieser Gleichung ;j. dermassen, auf dass:
(23) + +
"I“ Öl (p.-)-Ö) -J- l>0 — 0
stattfindet, so vereinfacht sich die Gleichung (22), und nimmt
genau die Form der Gleichung (14) an, lässt sich daher auch ganz
so behandeln. Wir haben nun wieder die beiden Ausnahmsfälle zu
discutiren:
erstens, wenn « 3 — n 2 =«, = 0 , « 0 ^ 0 und
zweitens, wenn b s = b 3 — b t == 0 , b 0 ^ Ö ist.
Die Gleichung (19) nimmt in diesen Fällen die Formen an:
(24) b 3 x'*y" -f b 2 x 3 y" -f bi x-y' + («„ + b 0 x)y = 0
(25) a 3 cc 3 y'" + <h x 2 y" + a 2 x y' + (« 0 + b 0 x) y = 0.
Die erste dieser beiden Gleichungen, nämlich die Gleichung (24)
nimmt die Form der Gleichung (25) an, wenn man statt der unab
hängig Variablen x eine neue unabhängig Variable u einführt, mittelst
der Substitution:
1
x = —
n
denn alsdann ist:
dy i dy
dx x 2 du
dhy 2 dy 1 d 2 y
dx 2 x 3 du a: 4 du 2
d s y 6 dy 6 d 2 y 1 dß y
dx 3 .x -4 du x 5 du 3 a: 6 du 3
und man erhält:
— ö 3 « 3 -y^ +M a ( 6 * — ß ö 3 ) -y4 +«(2öa — 6ö 3 — b^-:~ +
du 3 du
+ (ö. + «o«) y = 0,
welche wirklich die Gestalt der Gleichung (25) hat.
Setzt man in (25):
y = x k %
I
464
Spitzer.
und wählt k dermassen, dass:
(21) a 3 k(k— 1)(&— 2)+02*(ä:— 1)+ «i*+«o =0
ist, so erhält man:
«3 x 2 z"-f (rt 2 -f 3 «3 k) x z"+[3 « 3 k(k — 1) -f- 2 a, k-{- «j ] z'-f-b 0 z=0
welche Gleichung wir vorhin integrirten.
Wir können nicht unterlassen, auf die auffallende Analogie,
welche zwischen dem Integrale der Gleichung:
(«n + b n x)f/0> -f («„_i + b n -i x)y( n — 1 ) -f ... -f («j -f 6, x)y' -f
+ («o + &o«02/=0
und dem Integrale der Gleichung:
x n (a„ -f b n x) t/00-f x n ~ l («„_i + 6„_i ot) yO»-0 +...+
+ a; («, + 6, x) y' + («„ + b 0 y) y = 0
stattfindet, aufmerksam zu machen. Ersterer genügt man, abgesehen
von den Ausnahmsfällen, durch einen Ausdruck folgender Form:
hingegen letzterer durch einen Ausdruck, der die Form hat:
welcher sich also von dem ersten Ausdruck blos dadurch unter
scheidet, dass statt den Exponentialgrössen Potenzen erscheinen.
Integration der Gleichung
t/OO = x m (Axy' -|- By)
(26)
mittelst bestimmter Integrale.
Wir setzen das Integrale obiger Differentialgleichung in folgender
Form voraus:
(27)
«1
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
465
unter V und (ux) Functionen von u und ux, und unter u t und u z
constante Zahlen verstanden.
Aus (27) folgen:
/*■
y' =Juty(ux) Vdu
«i
r %
y ( A)= / u n tpOO (u x) Vclu
und werden diese Werthe in (26) substituirt, so erhält man:
r z
j V|u n <pW (ux) — Ax m + l uty' (ux) — Bx m <p(ux) | du = 0.
«i
Das mittlere Glied des links stehenden Ausdruckes lässt sich trans-
formiren, es ist nämlich:
«2
r «2
—J A Vx m + l uy (ux) du = — Ax m | Vu<p (u x) j -|-
«1 «1
«2
+ A f v m *p (u x) u ^ du.
J du
tt,
Man hat demnach:
M, J,*» ^
— Ax m | Vu ty(u x) | + /(ux) V-\-Ax m ip(ux) ‘llll
— B Vx"‘ (u x) | du—0.
Setzt man nun:
(28) ipC’O (u x) = u m x"‘ $ (u x),
so geht obige Gleichung über in:
“2 A 3
— A x"‘ | Vu (u x) j -|- x"‘ (•]> (u x) | Fm”‘+ k _|~ a
'«)
M 1 u,
-5Fj du = 0
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. ßd. I. Ilft.
30
466 Spitzer,
und dieser genügt man, wenn man V so wählt, dass
(29)
Vu m + n -f A — BV—0
du
und die Integrationsgrenzen so, dass
u,
(30) | Vu'p (ux) | =0
«i
wird. Aus (29) folgt:
I)
-r — i
„ m + n
V—ti Ä e A(m+ri)
und dies in (30) substituirt, gibt die Gleichung:
n u m + n
U A e A(m.+») ^ (ux) — 0
der man, falls A und B und m + n positiv sind, genügt für u = 0 und
u = oo. Es ist somit das Integral der vorgelegten Gleichung:
(
y= yi (« x) « T ~ 1 e~ A 0»+'0 dx,
0
wobei zu bemerken ist, dass <p(x) aus der Gleichung:
ipOO (x) = x m p ( x)
bestimmt werden muss, welche für ganze positive Werthe von m und
n durch Kummer in Crelle’s Journal, Band 16, integrirt wurde.
Integration der Gleichung
(31) i/W = x m (Ax~y" + Bxy' + Cy).
Wir setzen auch hier das Integrale obiger Differentialgleichung
in folgender Form voraus:
1)
— i
y
«2
=/Hux)
Vdu
unter Vund p (ux) Functionen von u und ux, und unter u y und u z
constante Zahlen verstanden.
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
467
Werden die Werthe:
Vdu
lj — J'u p' (u x)
»1
r
y" = / u~ p" (ux) Vdu
n,
u 2
y (n J = m” pOO(ux) Vdu
«I
in die Gleichung (31) substituirt, so erhält man:
J p('0 (ux)—a? m + 2 m 2 tf/' (?«a?) —Bx m d i up' (ux)-
— Cx m p (ux) | Vdu = 0.
Die beiden hier vorkommenden Integrale:
«2
— aJ^x" 1 ^ 2 u 3 p"(ux) Vdu
«j
«2
—Bj'x m + i u p' (ux) Vdu
u t
gehen nach der Methode des theilweisen Integrirens behandelt,
respective die Ausdrücke:
Ax m |—u 3 x Vp' (ux) -[- ll ^"-D..p(ux)|—Ax m Jp(ux) ^ ^ JP'du
«, K,
«a «a
— Bx m | u V p (u a?)j -j- Bx m J^p (ux) ~~f~du
,i, «,
und führt man diese Werthe in (31) ein, so erhält man:
»2 "l
(32) — | m 2 Ftp' (u x) | + jp (war) [ A —— -Bw k J -j-
30»
468
Spitzer.
+f\u” F* W («*) + *» [- A^-P- +
«1
— CV^'pfcix) I du — 0.
Setzt man jetzt:
tJ/t’O (u x) — u”‘ x”‘ rp (u ,r),
so gestaltet sich die Gleichung (32) folgendermassen:
— Ax m+i |« 2 V’p'(ux)^ x m |p (ux)[ä—^— Bu fJ| -j-
«i «i
+x”jl(ux) |u m + n F— A (P ( ^ r) + B C ^~ — cf} du= 0
und dieser genügt man, wenn man F so wählt, auf dass folgende
Differentialgleichung:
(33)
u m + n V—A
(P ('«2 v)
du 2
d(u V)
du
CV= 0
erfüllt wird, ferner die Integrationsgrenzen und u z so, dass zu
gleicher Zeit die beiden Gleichungen:
%
(34) jzt»Ff (?<aOj =0
«1
«i
stattfinden.
Hat man daher eine Gleichung von der Form:
(31) yW= x m [Ax z y"-\-Bxy'
zu integriren, so setze man:
«2
«1
bestimme dann 'p(x) und Faus folgenden 2 Differentialgleichungen:
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
469
(33)
u"'+ n V—A
p('0 (,t?) = x”‘p(x)
cr~(u~ V) T d(uV)
du 3
B-
du
<77=0,
die in der Regel einfacher gebaut sind, als die vorgelegte, und deren
Integration uns, somit ineistentlieils weniger Schwierigkeiten dar
bieten wird.
Sei das Integrale der ersten dieser beiden Gleichungen:
P (v) = C, p, (x) + C,, p, (x) + ....+ C„p n (x)
und das Integrale der zweiten Gleichung:
V=A, 7+4,7,
unter , C, ,C n , A t , A z willkürliche Constante verstanden, so
kann man das Product Vp (ux) und folglich auch y als einen, mit
n-\-1 willkürlichen Constanten versehenen Ausdruck betrachten.
Führt man alsdann die gefundenen Werthe von 7 und p (x) in
die beiden Gleichungen:
u 2 Vp' (ux) = 0
[ A Bu 7] p (ux) = 0
ein, und lassen sich für «< solche 2 constante Zahlen auffinden, die, etwa
durch Specialisirung einiger der willkürlichen Constanten, beiden
Gleichungen zugleich genügen, so kann man diese 2 Zahlen als Inte
grationsgrenzen U) und u ä des Integrales betrachten, und hat somit
die vorgelegte Aufgabe gelöst, falls das gewonnene Integrale innerhalb
der Integrationsgrenzen weder unbestimmt noch unendlich wird.
Die Gleichung (33) gibt geordnet:
(34) Au-—- + (4J— B)u^-+(2A — B + C—u m + n ) 7=0.
du 2 v du
Setzt man hierein:
u m + n = t,
so ist:
dV , , ^ , . dV
— = ( m+w ) M ».+»- , __
d -j~~ = (m+zz) s m 2 "*+ s ’* 2 + (m + n) ( m + n — 1)
■
470
Spitzer.
und durch dies geht die Gleichung (34) über in:
A ^~- 3 r («+») \A ( m +») + 3 A — B] +
(ll* cl t
+ (2A — B-\- C—0 V— 0
die mit der von uns bereits integrirten Gleichung (18) übereinstimmt.
Integration der Gleichung
(33) 2/1") = x m (Ax 3 y'" -f-13 x~ y" Cx y' -f- D y).
Wir setzen wieder y in folgender Form voraus:
r
7 J— rp(ux)Vdu
«1
und erhalten, dies in (33) substituirend:
« 2
(36)^|u n <p00 (ux) — Ax m + 3 u 3 Y" (ux) — Bx m + 2 u 2 Y'( UiV ) —
«i
— Cx m + l u Y (ux) — D x m <[) (ux) | Vdu — 0.
Die drei in diesem Ausdrucke vorkommenden Integrale:
« 2
—Aßv m + 3 u 3 Y"(ux) Vdu
«1
r
— B lx m + 2 u"Y' (ux) Vdu
«2
— Cjx m + l u Y (ux) Vdu
geben, nach der Methode des theihveisen Integrirens behandelt,
respective die Ausdrücke:
Ax m |—x 2 u 3 VY'(ux) -f- xY (ux)
d(u 8 F)
die
,<lHu 3 V) \ ,
, /f, N r/ s O« s F),
+ Ax m lp (ux) ~ du
J du 3
"
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
471
Bx m |—xu"~ V'Y|—Bx m j\(ux) ^ — du
du • 1 d
«1 ”1
«2 «2
— Cx m |« F<p (« o?) j + Cx m Jp(ux) — — du
«1 «1
und führt man dieselben in (36) ein, so erhält man:
« 2 m 2
Ax' n + 2 |« 3 F’p" (lix) | + «7 m +‘ |’P'( M ^)[ 4 ■■ " -.Bu 3 F| j -f-
«1 u i
(37) +x m ^(ux)[—Ä A ( jJ^+ b ^-J~-— CuV ]} +
+
«2
■ /j u H V'p W (ii x) + x m <p (u x) ^ A
d 3 (u 3 V) 10
du 3
du*
+ Cd_0^Vl_ D y^ du=s Q m
Setzt man jetzt:
tpC’O («07) = M m 07’“ Ip (?< 07),
so gestaltet sich die Gleichung (37) folgendermassen:
-Bu*v}) +
■ Ax m + 2 {u 3 Ff'(ux)}+07’“+' ft(u07) [ l ■
<z«
+ o?“ | tp («o?) j — A
d~(u s F) , ß d(u»V)
du s
■ c«f]}+
+ v m J]> (« 07) | M m + n F+ ,4 -yyi 5
«1
< —-D F}
d 3 O 3 F) „ tf 3 («MO , c d ( u F) _
cl u~ d u
du = 0
und dieser genügt man, wenn man Fso wählt, auf dass folgende Diffe
rentialgleichung:
472
S p it z er.
(38) «”■+’■ F+ A
d 3 (« 3 F) tf 3 ( K 3 F) d(«F)
du 3
B
du 3
.D F= 0
erfüllt wird, ferner die Integrationsgrenzen zi, und zz 3 so, dass zu
gleicher Zeit die drei Gleichungen:
n z
\ u 3 |=0
w i
rf(« 3 F)
«i
stattfinden.
Hat inan daher eine Gleichung der Form:
yOO = (Ax 3 y"' + Bx 2 y" + Cxy' -j- D y)
zu integriren, so setze man:
“i
bestimme dann $(x) und Faus folgenden 2 Differentialgleichungen
(38) u m + n V+A
■p ( A (x) = x"‘<p (x)
d 3 (t/ s F) d 3 (« 3 F)
du 8
B
du 3
, d (u V)
du
- D V— 0
die offenbar einfacher gebaut sind, als die Vorgelegte. Seien die
Integrale der beiden eben angegebenen Gleichungen:
xjj (x =) C, (x) + C 2 (x) + ....+ C„<p„(x)
V=A t V i +A 2 V, + A s V 3
unter C x , C 2 ,C n , A, , A 2 , A 3 willkürliche Constante ver
standen, so kann man das Product V<p(ux) und folglich auch y als
einen, mit n 2 willkürlichen Constanten versehenen Ausdruck
betrachten. Führt man alsdann die gefundenen Werthe von F und
•^(a?) in die 3 Gleichungen:
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
473
M 3 V'-p" (u x) = 0
f (ux)[a — (m 3 F) — B u* f] = 0
H^[-A^o>‘V) + B?^P—c»r] - o
ein, und lassen sich für u solche 2 constante Zahlen auffinden, die
allen 3 Gleichungen zugleich genügen (eine Specialisirung einiger
der willkürlichen Constanten dürfte hiezu zweckentsprechend sein),
so kann man diese Zahlen als Integrationsgrenzen Ui und w 3 des
Integrales betrachten, und hat somit die vorgelegte Aufgabe gelöst,
falls das gewonnene Integrale innerhalb der Integrationsgrenzen
weder unbestimmt noch unendlich wird.
Die Gleichung (38) gibt geordnet:
,7S v rfä v d V
(39) Au*~+(9A-B)u* — +(18A~4B+C) U -^ +
+ (64 — 2B+C— D + F— 0.
Setzt man:
«»+»=-#,
so ist:
— = (m 4- ii) u m+n ~ i ——
du v J dt
,n v d 2 v d V
—- = (m + zz) 3 zt 3 ”*+ 2n — 2 1- (m-\-ii)(m-\-n—1)u m+n ~ 3 ——.
du? y 1 J dt» 1 K J dt
,13 V d3 v d 2 V
—— = (jh + w) 3 M 3m + 3n — 3 —_- + 3(jw+w) 3 (»i+m—-l) 2m + 2n— *—- +
dV
+ (m -(- n) (m-\-n — 1) (in n — 2) «“+"—* — ,
Durch Einführung dieser Werthe geht die Gleichung (39) über in:
fi3 v d 2 V
A(m-\- w) 3 ^ 3 1- (jw+ra) 3 [3 A(m-\-n—l)+94—H] t 2 ——- +
dt 3 ul
-f- (jm + ii) [A (m-\-n — 1) (m-\-n — 2)+(94 — B) (m -\-n—I) +
+ 184—4Z? + C]f^ + (G4—2B + C—D + t)V=Q
und diese stimmt der Form nach ganz mit der Gleichung (25) über
ein, deren Integration uns gelungen.
Die Differentialgleichung :
474 Spitzer.
f/O) = x m [.Ar x r y^ + A r ~ i x''* 1 -f- • ■ ■ • + Ai xy' -j- A 0 y]
gestattet eine ähnliche Vorgangsweise, setzt man nämlich das Inte
grale derselben in der Form:
voraus, so kömmt man, den früheren Weg betretend, zu einer Diffe
rentialgleichung n tc " Grades, welche zur Bestimmung von p (a?);
und zu einer Differentialgleichung » -len Grades, welche zur Bestim
mung von Vdient, und welche durch die beiden Substitutionen:
u m + n = t, V=t k z
bei schicklicher Wahl von k die Gestalt annimmt:
Integration der Gleichung
(40) +a m -iX m ~ :> y(- m -^+ .. . + a % xy" + u t y' +
+ «o y — 0.
Bei gar mannigfachen Gelegenheiten kamen wir auf Gleichungen
der eben jetzt angeschriebenen Form; uns gelang auch in den beiden
Fällen, wo m — 2 und m =3 ist, ferner für m = 4 in mehreren
speciellen Fällen die Integration derselben mittelst Ditferentiahjuo-
tienten von allgemeiner Ordnungszahl; aber für grössere Werthe von
m ist dieser Weg im Allgemeinen nicht anwendbar, wir sind daher
genöthigt, die Integration dieser Gleichungen auf andere Weise zu
versuchen, und liefern hier die Resultate, zu denen wir gekommen.
Wir setzen das Integrale obiger Gleichung voraus in der Gestalt:
wo V eine, einstweilen noch unbestimmte Function von u, ferner ?<j
und m 2 constante Zahlen bedeuten: und erhalten, wenn wir die, von
Professor Petzval in seinem Werke: „Integration der linearen
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen. 475
Differentialgleichungen Band 1, pag. 335 gebrauchten Bezeichnungen
annehmen, und demnach:
U„ = «i u + a 0
U = a a u~
U % = « 3 ?< 3
= a m u m
setzen, folgende Gleichung zur Bestimmung von V:
Um (u m F)( M-1 > — « M _, (m’“- 1 F)f nl — 2 - ) + • •. + ( —1)"‘- 3 «3 (m 3 V)" +
+ (— 1)C"‘- 2 ) Ö 3 («- F)' + (—-1)«*— 1 (« 4 « + « 0 ) F= 0,
und diese lässt sich, wie leicht einzusehen, auf folgende Weise
schreiben:
(41) b m u m Vt m ~O + Ä m _,u m ~ l Ff”' -2 ) + &,„-2F ( "‘ -3) + • • • •
+ b 3 m» V" + b 2 u* V + (bi u + b 0 ) V= 0,
wobei b 0 bi b a ... b m bestimmte (konstante bedeuten, die aus den
gegebenen Constanten n 0 «, a a .. . n m leicht abgeleitet werden können.
Ist das Integrale derselben:
F= Ci Vi + C 3 F a + C, F 3 + . . . • Fh-i
gefunden, so kann man zur Berechnung der constanten Grenzen u it
u z des Integrales schreiten, man hat nämlich folgende, gleichzeitig
bestehende Gleichungen zur Bestimmung derselben:
e ux u m y = o
e' ,x 0« m _iM m—1 F—a m (u m F)'j = 0
** 2 w”‘ -2 F— («— 1 F)' + a m (u m F)"] - 0
e’“' [« 3 ?t 3 F— « 4 (m 4 F)' 4* fl 5 («5 F)"— . . .
+ (—F)f”‘— 3 >] = 0
e nx [«„ F — « 3 (w 3 F)' + «4 (w 4 F)"— .... 4-
4- ( F)(”‘- 3 » 4- (—l)” -2 « m (u m F)f”‘ -!) ] = 0.
Die Gleichung (41) lässt sich vereinfachen, führt man nämlich
in dieselbe eine neue, unabhängige Variable w ein, durch die Substi
tution :
476
Spitzer.
so nimmt dieselbe folgende Form an:
(42) c m w”
d m ~ l V
dw m
+ C, n _i2ü”
<T
n—2
dw"
V , d 2 V
r +...+•*«>—? +
F
+ W ~ + (c, w -f- Co) F= 0,
wo c 0 , c, , c a ,. . . c„, bestimmte Constante bedeuten.
Es ist klar, dass wir auch direct zu dieser Gleichung hätten
kommen können, wenn wir nämlich das Integrale der Gleichung (40)
gleich in folgender Form vorausgesetzt hätten:
V\ dw,
wo V, = — ist.
w 2
Aber die Gleichung (42) gestattet noch eine weitere Verein
fachung, setzt man nämlich in dieselbe:
V= w k W,
so nimmt sie die Form:
d m -'w
(43) g n w m - 1 w n
dw’ n ~ l
dW
rf”*- 2 w
dw"
f • • • +?3i» S
d 2 W
dw 2
+ <j* w ~ dw + G/i w + </») w = o
an, und man kann jetzt 1c dermassen wählen, dass g 0 — 0 und folglich
die Gleichung (43) durch io ahkürzbar wird. Thut man dies in der
That, so kömmt man zu folgender Gleichung:
g,n w m
. d m ~ l W
div m
— + Qm-i W
m—3
d m - 2 W
dw m ~ 2
I _L * W i
+ W ~°-
welche genau von derselben Form, wie die Gleichung (40) ist, nur
um eine Ordnung niedriger.
Wenn man daher in die Gleichung:
■
—
Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen. 477
(40)a„ i a? m—1 j/M -f- -\- .. . + « 2 xy"-\-u i y'-\-a l) y=0
die Substitution:
macht, unter W eine Function von w, unter k , icj , w z aber, be
stimmte constante Zahlen verstanden, so erhält man zur Bestimmung
von W eine lineare Differentialgleichung der m—l lt ” Ordnung, die
genau von der Form der Gleichung (40) ist, und die daher wieder
eine genau eben solche Behandlungsweise zulässt.
Thut man nun dies wiederholte Male, so kömmt man endlich zu
einer Gleichung, die so aussieht:
x 2 y'" -J- a x y" -f- b y' -f- c y — 0
und deren Integrale uns bekannt ist.
Wir können daher in der Regel die Gleichung (40) als eine
solche betrachten, deren Integrale wir anzugeben vermögen; wir
sagen in der Regel, weil es auch denkbar ist, und nur zu oft wirklich
vorkömmt, dass wir entweder keine, oder solche Integrationsgrenzen
finden, zwischen denen das Integrale durch unendlich geht, oder un
bestimmt wird, dass wir somit in diesen Fällen zu unbrauchbaren
Formen geführt werden.
Integration der Gleichnng
Setzen wir in dieselbe:
v = x r ,
so erhalten wir:
r . . m —*
+ r + ( r —1)
U r r —
und diese vereinfacht sich für:
r — 1 — m,
denn man hat dann :
478 Spitzer. Integration verschiedener linearer Differentialgleichungen.
0 —t’, + O~”0 v-- r)| + “s - 0.
welche geordnet sich so stellt: {
u( 1 — m) 2 — + (1 —»0 (-4 m—m) — -f- Bvy = 0
du 2 du
und dies ist eine, nach unserer Methode leicht zu integrireude Glei
chung.
Integration der (Hcichung
x 2 y" + x (4 -f- Bi logx)y' + {A 0 -\-B 0 logx-f C 0 (logx) 2 ]y = 0.
Setzen wir in dieselbe:
log x =* t
so kommen wir auf die Gleichung:
(4—1 + 4 0 ^ + (-4) + B 0 1 + C*| a ) y = 0,
welche von Liouville integrirt wurde. (Man siehe „Journal de l’ecole
polytechnique,“ tom. XIII.)
Spitzer. Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 479
Bemerkungen über die Integration linearer Differential
gleichungen mit Coefficienten, die bezüglich der unabhängig
Variablen von der ersten Potenz sind.
Von Simon Spitzer.
(Vorgetragen in der Sitzung am 7. October 1857.)
In unserem ersten Memoire, das wir unter dem Titel: „Integra
tion der Differentialgleichung“:
(« 2 + b, x) y" + («, + b l x) y' + (« 0 + b 0 x) y= 0
in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissen
schaften im Mai d. J. veröffentlichten, haben wir mehrere Differen
tialgleichungen, die specielle Fälle folgender Gleichung sind:
(«s+b s x) y"' -f (rt 3 -f b z x) y" + (a, + b, x) y' +( «o + b„x)y=0
nicht in geschlossener Form zu integriren vermocht; wir wollen nun
durch diesen Aufsatz einige Lücken des erwähnten Memoires ausfül
len, und zu gleicher Zeit die Integration mehrerer anderer Differen
tialgleichungen, die sich auf solche von der eben besprochenen Form
zurückführen lassen, hier anfügen.
Integration der Gleichung
(0 xy" + ay' + by=F(x).
Die Integration dieser Gleichung gelang uns vollkommen, wir
wollen jedoch dieselbe hier auf eine directe Weise^ vollführen, und
nicht, wie wir es in unserem ersten Memoire thaten, durch ein glück
liches Errathen der Form des Genüge leistenden Ausdruckes.
Diflferentiirt man nämlich die Gleichung (1) ft mal, so erhält
man:
(2) x + O + a) y(*+0 + b y<$ = Fty (a?)
und setzt man in dieselbe:
480
Spitzer.
T/Crt - z
und führt statt x eine neue, unabhängig Variable £ ein, so dass:
£ = Vcc
ist, so hat man, da
dz 1 dz
dx dZ
d 2 z 1 dz 1 d 2 z
dx 2 ^—
ist, für die Gleichung (2) folgende andere:
d 2 z
di 2
+ j (P- + a '
r)^ + 46 * = ?(0
wenn man nämlich das Resultat der Substitution von x — £ 3
in 4jFfr)(a?) durch y (£) bezeichnet. Eine Vereinfachung ergibt
sich nun für:
P- + « = 7,
man hat nämlich dann:
(3) — +4ft*-?($)•
Um nun diese zu integriren, betrachtet man in der Regel zuerst die
reducirte Gleichung:
(4)
und erhebt sich dann, mittelst der Methode der Variation der will
kürlichen Constanten, von dem Integrale der redueirten Gleichung
zum Integrale der completen.
Der redueirten Gleichung (4) genügt man für:
z = A e+ 2 ^~^ -f B e~ 2( y~ b
unter A und B willkürliche Constante verstanden, der completen (3)
genügt man durch denselben Ausdruck, nur sind dann A und B nicht
mehr Constante, sondern Functionen von £, die aus folgenden
Gleichungen zu bestimmen sind:
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 481
dA
d% d?
und für y ergibt sich somit:
d
dB -4
2 V—b
?(0
(8)
y = -—- \A e+*V- bx -\- B e ~^~ bx 1.
dx“~i L J
Integration der Gleichung
(6) x y'" + ay" ±b y = F (a?).
Diese Gleichung, von welcher die Gleichung:
x y'" — y — 0
deren Integration in geschlossener Form uns bisher so viel Schwie
rigkeiten bereitete, ein specieller Fall ist, lässt sich auf eine ganz
ähnliche Weise bewältigen, wie die eben behandelte.
Differentiirt man dieselbe y.mal, so erhält man:
x 2/(e+ 3 ) -j- (ix -f- a) ± b y(Y) = jFW (x)
und setzt man:
V
O)
z,
ferner:
Yx — £
und nimmt Rücksicht auf die Gleichungen:
dz
dx
d»z
1 dz
i dz 1 d»z
dx» = ~ 4|« di 4|» dp
d s z 3 dz 3 d»z 1 d*z
dx* = S^dk^H^df-W 3 ^
d% d^ 1 z d s z
vermöge welcher die Differentialquotienten — , —- , — in Diffe-
dx dx» dx 3
rentialquotienten von * bezüglich £ umgesetzt werden, so erhält man :
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Ilft. 31
l
482
Spitzer.
£+}&+—i)
d 2 z
W
~(f* + «- f)^±86£* = y(0
wenn man unter f (£) diejenige Function von c versteht, die man
erhält, wenn man in 8 V x F ({,) (af) statt x , £ a setzt.
Diese Gleichung wird wesentlich vereinfacht, wenn man:
« + P = T
setzt, denn man erhält dann:
d 3 *
(?)
^ s ±86£* = cp(0
und ihre Integration erfordert wieder vorerst die Integration der
reducirten Gleichung:
g ± 8K, = 0 -
Man hat nämlich liiefür (siehe Petzval’s Integration der linearen
Differentialgleichungen I. Band, pag. 55)
e 324 [Bi e^< -f 1L + B 3 + J? 4 ] du,
0
wo [x t [x 2 [x s p. 4 die Wurzeln der Gleichung
[x' 1 -f- 1 = 0 oder jo. 4 — 1=0
bedeuten, je nachdem nämlich:
%+8*5—0 oder.g-8ö£*=0
die zu integrirende Gleichung ist, und wo B, B° B 3 Bi willkürliche,
blos durch die Gleichung:
(9)
Bi . B ä U 3 Bi
1 1 1— = U
ix i tx s n
verknüpfte Constante sind. Erhebt man sich nun von dem Integrale der
reducirten Gleichung zu dem Integrale der completen, so kann man
den Ausdruck (8) auch als das Integrale der completen Gleichung
ansehen, nur sind dann B t , B z , B 3 , Bi nicht mehr als Constante,
sondern als Functionen von £ zu betrachten, zwischen denen nebst
der Gleichung (9) noch folgende Gleichungen stattfinden:
■
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 4:83
/* I*+f ^+f ■’'*•'+S ] *> -»
o
——i r dB\ t dB% y cffl $ „ dBu -i
3 L^ 1 ~d£ eH< + f** e[h< +^ jr e^+ix 4 ewt]du=0
/ oo w 4
u*e 334 j^ (
f^3 dB4
.. „ E , ..... . .tfß.
^ “ 7/>“ el4 “ f + P* :3 ^ ^ + /*« 2 ^ « w,e +
dBi
+ ^~ e ^\du= ? ^);
für y ergibt sich somit folgender Werth:
/ “ u'‘ ja—4
e j ßj+ß a e^‘1 / -x -f B 3 e^ uVx
Integration der Gleichung
xy"' + ay" + by'+cy=F(x).
Genau so, wie wir die vorhergehende Gleichung integrirten,
lässt sich auch diese integriren. Ein y maliges Dilferentiiren derselben
gibt nämlich:
x f/fr+ 3 ) -)- (/uc —f- a) -f- b j/tf+O cyü') — F^\x)
und setzen wir wieder:
yM == z
Y x — £,
so erhalten wir:
wenn man wieder unter <p{£) diejenige Function von £ versteht, die
man erhält, wenn man in 8YxF^ (x) statt x, £ 3 setzt, und welche
sich vereinfacht für:
F + a = T»
denn wir haben dadurch :
% + *%+8 C £,= f (0
3t*
I
484
Spitzer.
und dies ist, falls sie reducirt wird, eine jener Gleichungen, deren
Integrale Petzval nach der L apla ce'schen Methode im l.Bd. seines
oftgenannten Werkes pag. S6 bestimmte.
Liouvillehat im Journal de l’ecole polytechnique, tom. XV.
folgende 4 merkwürdige Formeln aufgestellt:
e— 1 M- 1
00
tC)
d*y
d(VxY
dfy
d(Y x ) *
&y
d(VxY
d*y
2V--
d
dx 4
2 r
£-1 L ” ܱ*J
dx
2v-Vx
r r
dx'
a+»
dx“
v-i
JL d 2
:2t‘■Yx- \x* -
t±l L fc! vF x) J
dx
dx
tt 1 d 2
d (Y x y
d 2 r £±1 (l 2 ( y \1
- 2, “P ’ — (fJj
dx‘
dx’
und namentlich hievon Gebrauch gemacht bei Gelegenheit der Inte
gration der Gleichung:
A dTz
x
dx 11
+ hz = F(x).
Er setzt nämlich:
* =
und erhält dadurch:
x
.4 d 2 y
d 2 y
i-e
dx 2
i-r-
■f -=~F(x)
i-e
dx
dx
welche ^mal differentiirt, zu folgender Gleichung führt:
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 48S
1,-1
X
H-+ 1 J '
dx 2 dx 1 dx
v-i
d 2 F(x)
h— *
2
und sich nach Anwendung der Formel (J) auch so schreiben lässt:
M* 1
2 [J ’ d(Yxf
Diese Gleichung geht für:
<i-y . 7 d F(x)
+ hy =
e—*
d x
2^
Yx — £
a-i
d 2 F(x)
d x
2
■y(0
über in :
dYy
■21**2/ = cp (O
dg«*
welche Gleichung, da sie constante Coefficienten hat, zu den leicht
integrirbaren gehört.
Wir wollen nun noch andere Anwendungen der Liouville’schen
Formeln machen.
(10)
Integration der Gleichung
(i—i
x 2 *00 -}- hz — F(x).
Wir setzen:
*.= -
d 2 y
2
dx
und erhalten dadurch:
Ü=1 d 2 v
x 2 —
d y
F(x)
dy ‘
dx
I
486
Spitzer.
Wird diese Gleichung —mal dilFerentiirt, so kömmt man zu folgen
der Gleichung:
e
dx 2
d 2 F (a)
dx 2
welche sich, vermöge der Gleichung (J5) auch so schreiben lässt:
_e_
1 d'- l y , , d 2 F (a)
—J- li y =
2 v-Yx d(Yxf ±.
dx 2
, Setzt man nun:
2v-Vx
d 2 F(x)
dx
: ?0D>
so erhält man:
dYy
di%*■
welche Gleichung bekanntlich für ganze pos. Werthe von u. und für
f(Ji)=0 in die von Scheck (siehe Crelle’s Journal 10. Bd.) betrach
tete übergeht, welche sich aber am schnellsten, wie es Lobatto und
Petzval gezeigt, mittelst der Laplace’schen Methode behandeln lässt.
Integration der Gleichung
H--M
(11) x 2 *GO+/t* = jF(a0.
Auch diese Gleichung können wir auf eine einfache, leicht zu
integrirende zurückführen.
Setzen wir nämlich:
a
dx 2
so erhalten wir:
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 487
J^_
£±i d 2
X
dx
dx
und wird diese Gleichung mit 2^ multiplicirt, und-^mal differentiirt,
so kömmt man zu:
2h-
d '
K±1 d 2
x 2
V x
dx 2 rfx 2 dx
Durch Benützung der Formel (D) erhält man aber:
dV y
d(VxY
+
Why
Vx
= 2^
<2 2 jF (x)
dx
und wenn man:
2 v-Vx
Vx — £
_ü
d 2 F (x)
<?x
= f(0
setzt:
£ + 2H- A y = <P (£),
d£<“
welche Gleichung von einfacherer Form als die vorgelegte ist, und
für ganze Werthe von p. leicht zu integriren ist.
Integration der Gleichung
x 2m y(" 1 ) — a" 1 y
für ganze und positive Werthe von m und beliebige Werthe der Con-
stanten a.
Schon in unseren beiden früheren Memoiren war es uns gelun
gen, Gleichungen zu integriren, von denen specielle Fälle in der hier
vorgelegten Gleichung enthalten waren; so ist namentlich das Inte
grale der Gleichung:
488
Spitze r.
x 2 y' = a. y
a
y — A e~ ~x
das Integrale der Gleichung:
x'* y" = a 2 y,
welche als specieller Fall in der Riccati'schen enthalten ist:
y — x(Ae~~x Be + ~x)
dann das Integrale der Gleichung:
x* y'" = a s y,
welche als specieller Fall in der von uns integrirten x r y"' = oc 3 y
enthalten ist:
U k<x k~a A 3 cu
c -Be x -(- C e
woselbst k eine imaginäre dritte Wurzel der Einheit bedeutet.
Endlich fanden wir noch für die Gleichung:
j
x s y"" = a 4 y
folgendes Integral:
i Xa X 2 a X 3 a X 4 a»
y — x a [Aß x Be C e x D e x )
woselbst X eine imaginäre vierte Wurzel der Einheit ist.
Geleitet durch diese Wahrnehmungen, fanden wir uns ver
anlasst, das Integral der Gleichung:
x 2m T/t” 1 ) = a"‘ y
in der Form:
y = a? m—1 e x
vorauszusetzen, unter jx eine primitive wi lc Wurzel der Einheit ver
standen, und zu sehen, oh dieser Ausdruck wirklich ein, der Glei
chung Genüge leistender Werth ist. Entwickeln wir denselben in
eine Reihe, so erhalten wir:
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 489
y = &
,m—1
1!
m—3 o o m—4
V. II o «ö o»
2!
3!
in m \ m-4-1 771-4-1 \
[x a 1 [x r a 1 1
4. i:— u(— i) ,
' ^ ^ (m—1)! ^ } | m\ x (m+l)! x 2
j/'‘+V»+ 2 l
(m + 2)! ,t s
und wird dies »i mal dilferentiirt, und auf die Gleichungen:
fj. m = 1; (—1)2"‘= 1
dM =f *
^ ^ ('•“O ! x'+ m
Rücksicht genommen, so findet man:
•3 +
V'
Ol
P-*
m-f- i
(j. 2 a'
»i+2
/‘+ 1 l!a;"‘+ 2 2! x' n+i
folglich ist:
X imy{m) _ a ». .
m—2 o o „ m—3
[XCtX (X 3 OS 3 #
1!
2!
oder:
x~ m y( m ) — « m y
was nachzuweisen war. Es ist somit das Integrale dieser Gleichung:
f ji.a p. 2 a \)- 3 a p-”*«
Ci e x -)- C-i e x + C 3 e C m e x
Entwickelung vou
tP,
dxV-
in Reihen.
Wir gehen aus von der Liouville'schen Formel:
a
(*)
d?j
2i x Yz
H- r l 1-1 j 2 t
f]
dz 2
dz
d{Vzf
490
Spitzer.
und setzen in selbe:
alsdann ist:
y = e w
df- e mz „ i d- r
d{ v*y
und diese geht für:
über in:
= 2e Yz m 2
dz '
Yz — x
d?>
dx*
„ ±. d 2 r t=i i
= 2^m 2 x \z 2 e m * •
IL
dz
Man hat daher behufs der Entwickelung von
H-i
d* e mX ' , g*»
- den — Diffe-
da? 2
rentialquotienten von dem Producte * 2 e”' 1 zu bilden, alsdann bier-
r
ein z = x 2 zu setzen, und das erhaltene Resultat mit 2^-m 2 x za
multipliciren.
Nun erhält man:
[«T* <: m \ =
_e_ e-i
m 2 z 2 e m *
[* +
Kt*—t)
4m*
+
dz '
l* (t*—l) (t*—2) —3) g (g—1) (g—2) (g—3) (g—4) (g—5)
2! (4m*) 2 1 3! (4m*) s
wenn man in die bekannte Formel:
rf'(Pö)
H
(12)
<£a: r
=PW Q + (0 0' + (0 K r - 2 ) {?"+..
P = e mz
g-i
Ö = * 2
die Substitutionen:
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 491
vollführt; man hat somit:
dv e mx *
dxv
= (2mx'y- e"‘ x ~ [1 -f-
(f^—1) , 1*0—1)0—'2) (n—3)
+
imx 2 2 ! (bmx 2 )'-
f*0~l) O-*) ((*-3)0-4) 0—5)
+
3! (4ma; 2 ) 3
welche Reihe für jedes ganze und positive p. abbricht und für
jedes andere pi zu einer divergenten, folglich unbrauchbaren Reihe
führt.
Gleichwohl ist es leicht, auch für andere, als ganze und positive
p. den p. ten Differentialquotienten von e mxS in convergente Reihen zu
entwickeln, und zwar wieder durch Benützung derselben Formel (12),
nur setzen wir jetzt in dieselbe:
H—1
P= Z 2
Q = e m \
Da aber die Rechnung weiters keine Schwierigkeiten darbietet, auch
sonst für den Augenblick für uns von zu wenig Interesse ist, so unter
lassen wir die Ausführung derselben.
d[i. ßinx 2 -\-nx
Nun lässt sich auch leicht
dxv
bestimmen, denn man hat
identisch:
und folglich:
mx * + nx = m (x + ^) 3 — £;
dV _?t_dV C
• = C 4 m
i (*+£y
dxv
dxv
oder wenn man eine neue unabhängig Variable x-i einführt, mittelst
der Substitution:
so erhält man:
*1 = 37 + Tn’
dy. e mx*-\-nx _ n?_ dv- e mx,*
■ e im .
dxv
dx, V
oder entwickelt:
■
492
dV- e mx ~+ nx
dxv-
S p i t z e l*.
/'Q Xu mr r 1 1 I J - , (*((*—'* )C( J -— 2 )CfJ-— 3 _) p
= (2mx^e'"^ -x;;. h
imx t a 2! (4««(*)*
O p 2) 0-3) 0-4) O-S)
....]
3! (4mXf 2 ) 3
und führt man hierein wieder statt x, seinen Werth, so erhält man:
dv- e mx *+"*
dxv-
— ( < lmx-\-n) v - e mx ‘+” x \ 1 -4-
L. (2m.i
m [a p. I)
(2»i.r+Ji) a
+
V- 0—1) 0—2) O— 3 )
+
2! (2ma:+«) 4
m 3 u. O— 1) 0—2) 0-3) O— 4 ) ;i )
3! (Zmx-^n)®
was für ganze und positive Werthe von p. giltig ist.
+ ••■]
Integration der linearen Differentialgleichung
(! 3) (m -f x) y" -f [A -f B — (cc + ß) (m + x)~\ y' -f
+ [— Aß — B u a ß (m #)] y — 9
mittelst bestimmter Integrale.
Nach der Laplace’schen Methode (Lacroix Traite du calcul
differentiel et du calcul integral toin III, pag. S72), welche Prof.
Petzval in seinem Werke: „Integration der linearen Differential
gleichungen“ vervollständigte, ergibt sich für das Integrale der obigen
Gleichung, unter Voraussetzung positiver, oder imaginärer Werthe
von A und B mit positiven reellen Bestandteilen folgender Ausdruck:
/
y — I <?«("*+ x ) (u—«) A — 1 (u—ß) B ~ 1 du.
cc
Ich habe bei Gelegenheit des Studiums der Poisson’schen Arbeit
„Memoire sur l’integration des equations lineaires aux differences
partielles“ (Journal de l’ecole polytechnique *) tom XII) gefunden,
und in meinem früheren Memoire auch mitgetheilt, dass in dem spe-
ciellen Falle, wo nebst der oben angegebenen Bedingung noch
*) S. Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. ßd. XXVI, Hft, , S, 476.
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 493
A + B = 1
ist, das zweite particuläre Integrale der Gleichung (13) in folgender
Form erscheint:
/
y — / e «O»+a0( M —a) A ~ l (ii—ß) B ~ 1 lo(j\[m-\-x)(u—a)(w—ß)]du.
a
In diesem Memoire will ich die Form des Integrales der Gleichung
(13) in demjenigen Falle angeben, wo A und B positive Brüche
sind, deren Summe eine ganze Zahl ist, oder aber, wo A und B ima
ginär sind, mit reellen Bestandtheilen, welche die eben genannten
Eigenschaften besitzen; mit anderen Worten, ich will das Integrale
der Gleichung (13) für den Fall angeben, wo
A = Ai -j- (i
B = Bi + b
ist, unter a und b ganze positive Zahlen verstanden, wo ferner Ai
Bi positive Zahlen, oder imaginäre, mit positiven reellen Bestand
theilen, deren Summe gleich 1 ist, bedeuten.
Ist also:
Ai -f- Bi — 1,
so hat man für das Integrale der Gleichung:
(14) (»i+n;)z/"+ [Ai+Bi— (a+|3)(»n-f:»)]?/'-f [—Aiß—Bi<x+
-\-aß(m+x)]y=0
folgender Ausdruck:
y = Ci je n (. m + x ) («,—a) A >~‘ (u—ß) 11 ' l du-\-
+ C 2 /e“0+- T )(w—«)- 4 i— 1 (u—ß) a >- 1 loy[(m-\-x)(u—a)(«—ß)]«?«
a
den ich der Kürze halber mit:
(13)
y — f (x)
bezeichne.
494
Spitzer.
Ich setze in (14) lind (15) :
y — e~~ ax z,
dadurch erhalte ich:
(lß) (»i-\-x) z" + [A t +(«—ß) (»i+a?)J z' -|- Ai (cc—ß) z= 0
und ihr genügt:
z — e av <p (x);
durch ein «maliges Differentiiren der Gleichung (16) erhält man:
(m -J- x) *(“+ 3 ) 4- [« -j- Ai -f- fli -f- (a — ß) (m x)\ *(“+*) 4-
4- (« 4- Ai) (x — ß)z(«) = 0
und ihr Integrale ist auch:
Setzt man nun:
so erhält man:
* = 6 X1 cp (x).
{m 4- «?) F 4- [« 4- Ai 4- 2?! 4- (a—ß) (m 4- «)] V +
4-(a4-^)(«-ß)F=0
und für das Integrale derselben:
da
V — ■— \e~ ax <p (ff?)].
dx« L 1
Setzt man endlich:
F = «-“* W,
so erhält man die Gleichung:
(17) (m4-a) W' 4- [a-\-Ai-\-Bi —(a-\-ß)(m+x)'] W +
4- [—ß (ff-\-Ai~) — aBi 4-«ß(»ra4-a:) ] TF—0
<
(
der folgender Ausdruck genügt:
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 495
d a
W — e ax — [ e~ JX cp (x ) I,
dx a
woraus man deutlich den Einfluss sieht, den die Änderung von auf
das Integrale ausübt.
Lässt man nun in (17) auch B { um b wachsen, unter b ebenfalls
eine ganze positive Zahl verstanden, so hat man für das Integrale der
Gleichung :
(18) (m+x)y" + [«+ A t -\-b+B l — («+ß) (?«+#)]?/' +
+ [- ß («+ Ai)— « (Ä+J?0 + a ß(»+»)] y = 0
folgenden Werth:
(19) y = eP* y- [eP“-P)' T ^ (e~' x ?(«))]
und es lässt sich leicht nachweisen, dass dieser Ausdruck auch für
beliebige Werthe von a und b stattfindet, nur dürfen die, bei den
Differentiationen eingeführten Constanten nicht willkürlich sein,
sondern müssen vielmehr so gewählt werden, dass der Gleichung
(18) Genüge geleistet wird.
Bleibt man bei der Voraussetzung von ganzen und positiven
Werthen von a und b stehen, so erhält man, wenn man in (19) statt
<p (a?) seinen Werth setzt:
p
y = C x eP' r |y.“—ß> T j(u—(u—+
a
b a r*
(' ß?x Ä?lr e (a-ß)x JÜ Lum+X (u-a.) f n a y,-l ( u ß\B t - i .
dx h L dx a J
a
■ lo 9 [(« — «) («—,ß)¥ u \ + a - eßx yy ] e ( *~ ß)x ■
. ^ 1lofj (m-f-.'u) fe nm+x (u—a) (u — ß) n '~ [ du]^|
Die zwei ersten Theile dieses dreitheiligen Ausdruckes lassen
sich sehr einfach entwickeln, sie nehmen nämlich successive folgende
Formen an:
496
Spitzer.
ßb ■- Ä -■
C\ e? v —- ßO-K)W e ."»+x(«-a)( M — u y+ A >- l (u—ß) B >- 1 ( i n
'/ r ' /
+ C 2 e$ x —— «O-ß)* / e «m+a-(u-c) _ a y+A,-i ( u — ßy,-i _
a
. £09 (?(— a) (w — ß) oh« j
oder:
j6 J
d r
Ci e9x ~^~rl e ' m+!C( - n ~ 9 K u — oi y +Al ~ l (. u —ß) s ’~ i dti+
a
d b r''
+ Ca e' 1x /e nm +-< u -V(ti—a) a + A <- , (u—-ßy>- 1 .
dx b J
. log (u — a) (u — ß) du
oder endlich:
/
Ct j ß u i m + x ) (11—&y+ A i— 1 (u—ßy+ B i— 1 du -f-
a
r*
+ Ca I e n <- m +*) ( u — ay+A,~i ( u _ Ug (u—cc) (u—ß) du
somit hat man für y folgenden Werth:
J
y = Ci l Je< m + x \u—ci) a + A ‘- i (u—ßy+ B i- i du-\-
a
+ cjdO“+*) (u — «y+ A ,-i (u — ßy+Vt-' log (u—a) (u—ß) du +
CI
+ Ca e'‘ ,x —— | gO—ß)*.—.. T log (m-\-x) fe
dx | dx L ,/
e um+x(u-a) #
. (?< — ß) ß i —1 du J |
und jetzt wollen wir uns mit der Entwickelung des 3. Theiles von y
beschäftigen.
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 497
Es ist:
d‘
dx
— £ log (m-\-x)—«)A—*( M —ß) 5 ' -1 du j =
a
log (m-\-x) I g“»+*(“—“)(«—a)"+^i — '(«—ß) n — l du -f-
a
1 /
+ (“) . e vm +< u - a 0(u—ex) a + A i- 2 (u—ß) B ^du—
in -j~ xj
a
11 r p
-— (o) . — / e" ffl + x C“—“)(«— :s (w — ß) B ‘~'du 4-
a
ß
2 ? r
+ ©•7^1 - e um + x (- u ~ a l(u—a)®+ yl i —4 (z<—ß} B '~ 1 rfw -
(in-\-xyj
folglich:
ß
e (a—ß>- [ofj )J^e um + x (. u —'*) (u—«) ll—l —ß) Bl ~ 1 du j
a
log(m -f- x) Ie^+^C“ - P)(m— a )«+^i—^*(w—_|_
a
_j_ ßj j _ I e um + x ( u —P)(u—a)“+ A i —2 (?<—ß) B i— 1 du —
m -\- x J
a
i ' r ß
f") . 1 e nm+x(tl-ß)( H «)«+'<]—3( m ß) 5 *— 1 </?(-)-
(m+aOV
a
2- /
-J_ (?) . l e um+x(u—ß)( M —cc) n + ' 4 i- 4 (M ßY'~ l du —
(m+xyj
und wenn man diese Gleichung 6mal nach tc differentiirt, dann mit
eP x multiplicirt, ferner der Kürze halber folgende Bezeichnungsweise
einführt:
Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVI. Bd. I. Heft.
32
T
498
S p-i tzer.
(20) J'e , ‘(. m + X ^ (u — oi) a+A . _r (w — ß) b + Bi_ä du == (r , s),
CC
so hat man:
o
,7* ( rf“ r r
cP* — j et®—P)* — log (m + x) j e «".+*0<-«) ( M —a)^«- 1 .
rfa; 4 / rfa-“ L J
a
. (m—ß) B ‘~ l du J | = log(m-f-a)(H) +
+ G)- = p(« ) -G)-ö^( 13) + (“)-•••
+ (“)-i©) -©(D-^cw + (“OCÖ-ö^C“)—
+eoa).^(**)--
+ (“©ö^C 41 )---
Es ist somit das Integrale der Gleichung:
(»i-|- a?)?/" + [A -\-B— (a -f- ß) (»i+ x )]g' + [—-dß — Ba-\-
-\-<xß (m -j- £c)] y = 0
in dem Falle, wo:
A = A\ -|- ei
B = B l +b
ist, in welchen Gleichungen a und b ganze positive Zahlen bedeuten,
und A, und B, positive Zahlen oder imaginäre, deren reeller Be-
standtheil positiv ist, welche der Gleichung:
A t + J?i = 1
genügen, Folgendes:
= CtJ'e“0 M +*) (u—oi) A - 1 (u-ßy-'du +
a
+ c 2 e u t" l +*?,(u—ay-^u—ßy- l log[(m+x)(u- «)(“—ßy\du-\-
(21) y
J
+iÄW)( 12 )+('0( 2i )J-
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 499
- ft (ife CG) (13) + (?) (?) (22) + (?) (31)] +
+ ft tö)( 14 ) + G) (?) (23) + (?) (?) (32) + (1) (41)] -..
wobei der Kürze halber:
e u i m + x ) (u—a) A ~ r (u — ß) B ~ s dw
a
angenommen wurde.
Integration der linearen Differentialgleichung
(22) (m-\-x)y"-\-\B—2a(wi+as)]y' [A—Bc/.-\-c/.~(m-\-x)\y=0
mittelst bcstimniter Integrale.
Setzt man in dieselbe:
y = e' JX z,
so erhält man:
(m-\-x) *" -f- B%' + A » = 0
und durch Einführung einer neuen unabhängig Variablen f mittelst
der Substitution:
£ä = m-\-x
nimmt dieselbe die Form an:
(23)
Ihre Integration erfordert die Zerlegung folgenden Bruches:
(2 5 — \)u
u 3 -j- 4 ^1
in Partialbrüche. Nun hat man:
(2 5— 1) u _ B — j B — i
«s+4.4 u + 2V — A U—2V — A
32*
500
Spitzer.
folglich wird die Gleichung (23) durch einen Ausdruck von der Form
(21) genügt, so oft 5 eine ganze positive Zahl ist.
Um das Integrale der Gleichung (23) aufzustellen, hat man in
(21) statt:
A,B,a,b,m,a,ß,x,y
der Reihe nach zu setzen:
B—i , B—i , 5—1,5—1 , 0 , —2V—A , 2V—A, £ , *
somit ist:
+2 F=r
Z = Ci . I e'"’(M-++l)'++« +
*'. 2 /=r
+2 Y^k
+ C z . C—jtA) D ~ilo(/ [£(m 2 +4+)] du +
+ ^[(V)(12) + (V)(21)]-
- C 2 .^ C(V)(13) + (V) (V) (22) + (V) (31)] +
+ c z .|j[(V) (14)+ (V) (V) (23) + rr) (V) (32) +
+ (V)(41)]....
und folglich hat man für das Integral der Gleichung (22) für den
Fall, dass 5 eine ganze positive Zahl ist; folgenden Ausdruck:
+2 |/^X
r = Ci e ax /(tC + 4 A) B -% clu +
r +2V zL ,
+ C z e ax Ie u ( M 2 _|_ bÄ) B —% log [(« 2 + 4 A)F x | du +
—’i.C— A
+ -^c-[(V) (12) + ( ß 7‘) (21)] -
V m-\-x
— c % e“. ~ f(V) (13) + (V) ("70 (22) + (V) (31)] +
m -J- x
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 501
+ C 2 **. —[(V) (14) + (V) (V) (23) +
(m-f-ic)T
+ (V) (V) (32)+ rr) (4i)]-....
hiebei wird unter (rs) folgender Ausdruck verstanden:
+2t / -A
Integration partieller Differentialgleichungen.
Wir beginnen mit folgender, bei den Untersuchungen über die
Ausbreitung des Schalls vorkommenden Gleichung:
(24)
deren Integration uns auf eine höchst einfache Weise gelang. Wir
setzen:
ip — e at /■(«) , u = m 2 -f- y 2
und denken uns hierbei a als eine constante Zahl; alsdann ist:
— = a 2 e at f(u)
dt 2
diß
und substituirt man diese Werthe in (24) so erhält man:
a 2 f (?<) = 4 a~ [ f («) -f- uf" («)]
oder in geordneter Form:
— = 2 > [f 00 + 2x*f" 001
rfx 2
fl 2e «‘\r (u) +2 y*f" 00]
du*
uf oo+roo-^z’oo=°-
Das Integrale dieser Gleichung ist:
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. SO3
m *»-£[*© + *'(-?)]
Aus den beiden Gleichungen (25) und (26) folgen:
(27)
(r) + *Hr>
V u
(VU\ , , ( VU\
^'(t) + ^ (~ t) :
d-'i F, (u)
du~\
d-T F, QQ
du—i
Nun ist:
#i (~f) 1
" du 2
folglich erhält man, wenn man die zweite der Gleichungen (27) mit
multiplieirt, und alsdann integrirt:
t Vu\ ( Vu\ 1 r d—i F 2 (u) d u
du
,_4-
und diese Gleichung mit der ersten, der Gleichungen (27) verknüpft,
gibt:
. ( \ 1 d~iF, 00 ,
M t )“> +
—1 F 2 00 du
T
<Pt
1 f d ~‘ F ~
du v
/ t^1 t( -\ l‘\ (ff) 1 r d v F 2 (ff)
' « ^ 2 rf«—t- du—i
du
Tu
welche Gleichungen die Form der willkürlichen Functionen <p x und
(p % bestimmen.
Ganz auf dieselbe Weise lässt sich auch folgende Gleichung
d*<? . d°~f d<f
n z — = — -f « —-
dt z K dx a
da;
integriren, in welcher a, m und n cons.tante Zahlen sind, und zu wel
cher man kömmt, wenn man die Gesetze sucht, nach welchen die
kleinen Schwingungen einer gleichmässig schweren homogenen Seite,
die an einem Ende aufgehangen, am andern Ende belastet ist,
vor sich gehen.
Setzt man nämlich :
<p = e at f (x)
504
Spitzer.
so erhält man:
(pi-\-x)f (x) -f-nf(x) — a-a.~f(x) = 0,
deren Integrale folgendes ist:
f(sc) = I"Ci e °- M ^ m + x -f C % e ~ 2aa ^ m + x 1
dx n —\ L J
somit hat man:
<p = — 1 TC, e «(<+2"1 / «+*) -j- C 3 e a((-ä«l/m+.r)l
dx^ 2 L J
unter Ci, C 2 ,« willkürliche Constanten verstanden. Hieraus ergibt sich
leicht für das allgemeine Integrale folgender Werth:
<p — ——- l~^i (t -j- 2a^m-j-x) -(- <p z (t — 2 a
do: n —i L
in welchem <pi und willkürliche Functionen bezeichnen, die sich
aus den Bedingungen für den initialen Zustand genau so, wie bei
dem früheren Probleme bestimmen lassen.
Integration der partiellen Differentialgleichung
d z u (d 2 u , X du , u \
—— = a-1 u I.
d t z \dx* x dx x z J
Mit dieser Gleichung in welcher a , p. , X constante Zahlen be
deuten, beschäftigte sich Poisson im „Journal de l'ecole polytech-
nique tom. XII. pag. 215“; ihre Integration lässt sich leicht auf fol
gende Weise bewerkstelligen.
Setzt man:
u— e at f (m),
so erhält man:
a*f(x) = cC f + £/(»]
und diese gibt geordnet:
f' O) + * Bf (a) -f (pi — ~ ®» ) f(x) = 0.
Setzt man hierein:
f(x) = x k y
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 505
so erhält man, da:
f (a?) = x k y' -f- k x k ~ 1 y
f (x) = x k y" -\-2kx k ~ 1 y' -|- k(k—1) x k ~ 2 y
ist, folgende Gleichung:
x*y"-\-(2k+X)xy'+ [ä(ä— l^ + U + y.— *-x^y= 0,
die sich vereinfacht, wenn man für k eine Wurzel der Gleichung:
k (Je—1) + lk + \J- = 0
wählt. Führt man dann für x eine neue unabhängig Variable iv ein:
mittelst der Gleichung:
x 2 = w,
so hat man, da:
y-2*
J dw
y" = &X 2 — -(- 2 —
' dw 2 dw
ist, folgende Gleichung zur Bestimmung von y:
dw* K J dw a 2 J
und hieraus folgt:
j k 4~ o r ct , a -■
y = ^— T \A e* Vw + B e~ ^'J
somit ist:
dw
, kJ r~jr r a
f(x) — X k — I Ap.o, F
dw
\
4 + 2
Je“ Vw + Be
— 1/
a • tt
erner:
/+T r )l
= — \ 4 e { “ J 4- Re ' a J \
u = x‘
Ae K a > + Be
und endlich das allgemeine Integrale ohiger Differentialgleichung:
k+—
dw 2
“
506
Spitze r.
u — x k
fl T 2
*+-L
(ho 2
[& ( # +~r) + M* r)]
unter ^ und aus den initialen Bedingungen leicht zu bestimmende
willkürliche Functionen verstanden, unter w , k Grössen, die sich aus
folgenden Gleichungen ergeben:
w — x~
k (k— 1) -f- X A- /l*. = 0.
Integration der partiellen Differentialgleichung
' dx^
d*e it d>>
nV- — x 2 .
dtv-
Setzt man:
<jf> = e at f (x),
so erhält man zur Bestimmung von f (x) folgende Gleichung:
(aa)v-f(x) = x 3 ■ —
deren Integration wir früher schon, nach Liouville durchführten.
Man hat nämlich:
1—|A
2
f{x) -
d i F(x)
t-v-
dx
setzend:
(«a)e
■-e
d 2 F(x)
FIJT
<+i*
1 d 2 F(x)
x
l+n
dx 2 dx
und wenn man diese jetzt mal differentiirt:
e— 1 e+ 1
d 2 r ü d 2 f(x)
d 3 r i d F(x) 1
(a«)^(«)— irj
dx
dx
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. Jj()7
und durch Anwendung der Liouvill'schen Formel (A) vereinfacht:
, , . 1 dV-Fix)
(a <xYF (.r) = —
iv-diVxY
Diese Gleichung hat particuläre Integrale von folgender Gestalt:
F (x) — e-
piany' 1 V.T
somit ist:
l-H-
2
und
dx
lj-JA
2
cp O) = d [_ : - Je“ V'rj
dx ‘
und da ot. willkürlich ist, und eine Summe solcher Ausdrücke ebenfalls
genügt, so hat man:
1—H-
d ~ 4/1 (t + 2 al^Vx)
cp (a,) = — b
dx *
d 2 4ä 0 + ^ a *2 ^ x ) |
”b 1 .. — b
i-H-
dx
+
+
1—jr
d ~ cpn ^ ß x)
1-|X
dx
unter <p x <p 3 . . . cjj n willkürliche Functionen und unter /r, fc* ... k n
Wurzeln der Gleichung:
hv-= 1
verstanden.
308
Spitzer.
Integration der Differentialgleichung
fl = a »rf!i + ül + ... + f!i\
dl v/.T) 2 rf.-Co 3 dxn*J
Wir setzen:
tp = e*** f(u)
woselbst:
M = #1 S -f ^2 3 + • ■ • + -^n 3
ist, und erhalten:
— = <x»e a>t f(u);
dt ■
ferner:
= 2 [/“(«) + 2 *.T00]
CLX\
fl? 2 ^ [/•'(«) + 2 *,»/*' («)]
dx.fi
d*<f
dxifi
= 2 e° 3 ' [/■' (k) + 2.‘p»Y , '(m)].
Werden diese Werthe in die vorgelegte Differentialgleichung
substituirt, so erhält man nach gehöriger Reduction:
«roo+^-f oooo = o
und folglich ist:
f 00 = ~zr La e “ + e
[
-41«
unter A a und B a willkürliche Constante verstanden. Es ist daher:
n—i
2~
9 = ■
L a
ct“4-J——« . a 2 < 'K«!
ft I Tl ft I •
G -j- B a t' J
du
Nun ist bekanntlich:
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. SO 9
folglich:
«-1 +
le~^)A a e
i d * r-
12wY a (2wVt-—)
“ +2f.«
dw
du
2 — oo
oder endlich
n—1
—**— 00 ^ y'
(p = ' l n-ij" S ~'°" | W —) + ^2 (2 ~) | W
unter und solche willkürliche Functionen verstanden, welche
das Integrale zwischen den Grenzen — oo und -f- oo weder unbe
stimmt noch unendlich machen.
Anhang.
Bestimmung des Werthes folgenden unendlichen Kettenbruehes :
i
x +
a;+l -t-
1
*+2+ •
a-'+3 _ h ...
In den Zusätzen zu Legendre’s Geometrie findet man als Werth
desselben :
x <? (.r)
V O + 1 j
wo:
<P O) = 1 + t + o lilln +
+ •••
x 1 2 ! a;(.T-(-l) 1 3 !.r(.x- + i) (.r +2)
ist. Da nun f (x) auch folgendermassen geschrieben werden kann:
9 O) = 0~ 1 ) ! f +1^7 + 2! : (ig)i + 3!(.v+2)! + ' 1
so hat man als Werth des unendlichen Kettenbruches, den wir der
Kürze halber mit <p (a?) bezeichnen:
510
Spitzer.
<p o)
Nun ist aber:
1 1 1
+ ~r. r •+ 7
+ ■
(a:—1)! 1 Ja:! 2!(a:+t)! 3!(a: + 2)!
+ ...
+
+ :
1
x\ l'(a;+l)! 2 ! (a;+2)! 3!(a-H-3)!
7t
|/ y /"* , y2 yS j»4
— cos zv e 2 ' rc03W dw — r -j 1 -| — + . • •
Tr / n 1 !2! 2! 3! 3! 4!
<r
somit, wenn man beiderseits mmal differentiirt (unter x eine ganze
positive Zahl verstanden):
~7~\ Vr )
ir dr x L /
cos zv e
,2 Yr cos w
dw J
1
(*—i)
1 1!*!
2 ! (#+1) ! 1 3! (a; + 2) !
! + •••
folglich ist:
x +
TZ
—— JVr jcos zv. e‘ i 'l /r ^ 0ä "V/?cj
a ’+ i +"
a: + 2 -j—
i
a-’+3+. .
d x + l
dr*+ l
1Vn
cosiv,
. e ^ rcoaw dw
]
nur muss man noch, nach verrichteter Differentiation, r — 1 setzen.
Es erscheint also dieser unendliche Kettenbruch in der merk
würdigen Form eines Bruches, dessen Zähler und Nenner Differen
tialquotienten sind mit veränderlichem Differentiationsindexe.
Setzt man:
rr + :
i
(a; — 1) ! ' 1 ! x ! 1 2 ! (»+ 1) ! ' 3 ! (a,-+ 2) !
so ist:
f(x)
7 + • •.=/’(•»>
<P 0*0 =
/'(*+*)
Da aber auch, wie leicht einzusehen:
Bemerkungen über die Integration linearer Differentialgleichungen etc. 511
ist, so hat man, als nothwendige Folge dieser beiden letzten
Gleichungen
f(+> = */■(>+!)+70*+*)
oder, wenn man
/“(>) = 2/
/■(>+1) = 2/ + A 2/
/•(.r+2) = y + 2 A?/ + A s 2/
setzt, folgende Differenzengleichung:
(28) A~y + (a?+2) Ay + xy=0,
deren Integrale:
v 71
y —A £ YrJ'cosw <f+ r c0, w clivjj
o
ist, wenn man unter A eine solche willkürliche periodische Function
von x versteht, die, wenn x um 1 wächst, ungeändert bleibt, und r
eine Zahl ist, die nach verrichteter, a? maliger Differentiation durch 1
ersetzt werden muss.
Wir bemerken hierbei, dass die Gleichung (28) eine solche
ist, die sich nach den bisher bekannten Integrationsmethoden nicht
integriren lässt.
Integration der Dilfcreuzen-Gleiehung
(29) (m'x* + nx +p) + (7* + »0 4t + s 2/=7'0*>
Diese Gleichung lässt sich ganz so behandeln, wie Liouville
mit der ähnlich gebauten Differentialgleichung verfuhr.
Macht man nämlich von folgenden 2 Formeln:
A 1 ' e mx = e mx (e mAx — 1)’'
A’’ (P Q) = PA r Q+ (!) A P [A-- 1 Q + A r Q\ +
+ OE) A» P [A-- 2 Q + 2 A'— 1 Q + A'- <?]+...
(siehe Petzval’s Werk I. ßd., pag. 117) Gebrauch, von denen die
erste von Prof. Petzval als allgemein gütig vorausgesetzt, und die
512
Spitzer.
zweite von demselben als unmittelbare Folge hievon, abgeleitet
wurde, so bat man &x = h setzend, und von der Gleichung (29)
p mal die endliche Differenz nehmend:
\mx~ -f-n x -\-p-\-ph (2 mx-\- u -|-mli) -f-p (p—i)mh~ ] Ah-+ 8 y
-f- h [// (2mx4- n-^mh) -}-2p(p—i)mh + qx -\-r-\-pqli\ Ai J + 1 ?/ —|-
-(- li" [p (p—1) m -f- p q -f- s] y = li~ At* f (x).
Wählt man nun p so, auf dass:
p (p—1 )m-\-pq-\-s = 0
wird, was, so lange nicht m und q gleich Null sind, angeht, und setzt
man:
A^ 1 y = AM“ 1 z,
so erhält man eine Differenzen-Gleichung erster Ordnung, die somit
leicht zu integriren ist.
Liouville gibt folgende merkwürdige Formel:
J / X f —X \ J_
d*\e J e ydx) f d 2 y
dx 2 J d x~
an, deren Richtigkeit sich dadurch darthun lässt, dass man in seihe
y—S(A m e mx ~\ setzt; wir fanden folgende viel allgemeinere Formeln:
A m [e rx A n (e~ rx y)] = e rx A n (e~ rx A m y)
unter m , r , n beliebige Constante verstanden, deren Richtigkeit
genau so, wie hei der speciellen von Liouville herrührende For
mel dargethan werden kann.
Und nun schliessen wir, mit derselben Bemerkung mit der wir
unser erstes Memoire geschlossen. Da wir nämlich die Function
complementaire in der Regel ausser Acht Hessen, so bleibt uns zur
Verificirung der gewonnenen Integrale, nichts anderes übrig, als eine
directe Substitution in die vorgelegte Gleichung.
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften.
513
VERZEICHNIS»
DER
EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(AUGUST, SEPTEMBER, OCTOBEH.)
Abhandlungen der naturwiss.-technischen Commission hei der
k. bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. I, 1857.
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, herausgegeben
von der deutschen morgenländischen Gesellschaft. Bd. I, Hft. 2.
Leipzig 1857.
Academy american of arts and Sciences; proceedings, Bd. II,
Nr. 24—31. Boston 1857.
Academie helgique. Memoires couronnees. Vol. 27, 28.
— Memoires de l’academie royale des Sciences, des lettres et des
beaux arts. Vol. 30.
— Bulletin de l’academie royale etc. Vol. 23, livr. 1, 2.
— Annuaire. 1856, 1857.
— Compte rendu des seances de Ia commission r. d’histoire des
Sciences, arts et helles lettres.
— de Dijon. Memoire. Vol. 5, 1856.
Accademia R. de Napoli. Memorie Bd. I. 1852.
A ccademia pontifica de nuovi Lincei. Atti, Bd. 7, Hft. 1 und 2;
Bd. 10, Hft. 4, 5. Rom 1856.
Akademie, k. preussische, der Wissenschaften. Monatsberichte:
Juni, Juli, August, September.
Akademie der Wissenschaften zu Stockholm. Abhandlungen. 1854.
— Übersicht der Verhandlungen. 1856.
Sitzb. d. mathem.-nalunv. CI. XXVI. ßd. I. Ilft.
33
** * ** Verzeichniss der
A1 b r i z z i, G. B., Relazione di Bergamo letta in senato il di' 9 giugno
1745. Venezia 1856.
Annales de 1’observatoire royale de Bruxelles. Vol. 12.
Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. 104, Hft. 1. Heidel
berg 1857.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Nr. 6, 7, 8, 9. Nürn
berg 1857.
Archiv für die Geschichte der Republik Graubünden. 18—23.
Chur 1857.
Argeiander, Atlas des nördlichen gestirnten Himmels für den
Anfang des Jahres 1855. 1. Lieferung. Bonn 1857.
Baschei, A., les archives de la serenissime Republique de Venise.
Paris 1857.
Bellavitis, G., Sulla teoria della probabilitä. Venezia 1857.
Brauer, Fr. und Löw Fr., Neuroptera austriaca. Wien 1857.
Brown, Sim. Esq., a few thoughts on commission, divisions of
profit, selection of lives, the mortality in India. London 1849.
— Sketch of the recent progress of the assurance of live etc.
properti on the continent. London 1851.
Cosmos, 16, 17, 18, 19.
Dufresnoy, Discours prononce aux funerailles de Mr. de Bonnard.
Paris 1857.
Förster, Christ., Allgemeine Bauzeitung. Hft. 5, 6, 7.
Frisiani, P., nobile, sulle livellazione barometriche. Mailand 1857.
Gazette medicale d’Orient. 7, 8, 9. Constantinople 1857.
Genootschap, Bataviaasch, von Künsten en Wetenschappen.
Verhandelingen. Bd. 23.
Gesellschaft, antiquarische, in Zürich. Mittheilungen. Bd. 11,
Hft. 2, 3, 4, 6. Zürich 1857.
— Berichte. 12 für 1856.
— k. k. mährisch-schlesische, des Ackerbaues, der Natur- und
Landeskunde. Mittheilungen. Bog. 1—26. Brünn 1857.
— oberhess., für Natur- und Heilkunde. Berichte 6. Giessen 1856.
— die morgenländische, Zeitschrift Bd. 11, Hft. 3. Leipzig 1857.
Ge wer b-Verein, Verhandlungen des niederösterreichischen. Hft. 7, 8.
Grunert, Joh., Archiv der Mathematik und Physik. Bd. 29. Greifs
wald 1857.
Hanus, J. ,1. Sv., Kyril nepsal kyrilsky nez hlacholsky. Praha 1857.
4
eingegangenen Druckschriften.
515
Hegel, K., Geschichte der mecklenburgischen Landstände bis zum
Jahre 1555. Rostock 1856.
Hendriks, Fr., on the statistics of the british land-tax assessement,
and particulary of England and Wales, from 1636 to 1856.
London 1857.
lstituto, I. R. Lombardo. Vol. 7.
Istituto, I. R. Veneto. Vol. 7, 8.
Jäger, Georg von, Über einen durch ringförmige Erhöhungen
ausgezeichneten, höchst wahrscheinlich fossilen Stosszahn des
Elephanten. Moskau 1857.
— Osteologische Bemerkungen. Moskau 1857.
Jahrbuch, neues, für Pharmaeie und verwandte Fächer. Bd. VII,
Hft. 5, 6; Bd. VIII, Hft. I. Speyer 1857.
Jahresbericht, VII, über die wissenschaftlichen Leistungen des
Doctoren-Collegiums der medicinischenFacultätzn Wien. (4 Ex.)
Koehne, de B„ description du musee de feu le prince Basile Kot-
schoubey. Vol. in fol. II. Petersbourg 1857.
Kupffer, A. F., compte rendu annuel adresse ä S. Ex. M. de Brock
par le directeur de l’observatoire physique central. Annee 1855.
St. Petersbourg 1856.
Landwirtschaftliche Gesellschaft, k. k. allgemeine land- und
forstwirtschaftliche Zeitung Nr. 37, 38, 39, 40, 41, 42.
Beiblatt Nr. 16, 17, 18, 19.
Leipzig, Universitätsschriften für 1856.
Lotos, 1857, 7—9.
Mayr, G., Ungarns Ameisen. Wien 1857.
Meinhard, Ad. P., Gedenkbuch der Wiener Vorstadtpfarre zum
heiligen Ägid in Gumpendorf.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale. Hft. 8, 9, 10.
— aus Justus Perthes geographischer Anstalt, von Dr. Petermann.
Hft. 4, 5, 6, 7. Gotha 1857.
Münster, akademische Schriften 1857.
Museum, Francisco-Carolinum. Bericht Nr. 17. Linz 1857.
Nodot, L., description d’un nouveau genre d'edente fossile. Atlas
in fol. Dijon 1857.
Observations made at the magnetical and ineteorol. observatorv
at Toronto in Canada. Vol. III. London 1856.
33
51G Verzeichniss der
Padiglione, Carlo, memorie storiche artisticlie del tempio di S.
Maria delle Grazie maggiore a Capo Napoli con cenni l)iografici
di alcuni illustri, che vi furono sepolti. Napoli 1855.
Paschkewitsch, J., Ansichten über die Rinderpest. St. Peters
burg 1857.
Pesch eck, Chr. Ä., die böhmischen Exulanten in Sachsen. Preis
schrift der fürstlich Jahlonovvsky’schen Gesellschaft in Leipzig.
Planta, P. C., Die letzten Wirren der Freistaaten der drei Bünde.
Chur 1857.
Programme für das Schuljahr 1856/57 der Gymnasien und Ober
realschulen zu Bistritz, Böhmisch-Leippa, Brixen, Klagenfurt,
Krems, Neuhaus, Neusohl, Ofen, Schässburg, Tarnow, Trient,
Troppau, Zara, Zeug.
Quellen zur bayerischen Geschichte. Herausgegeben aufBefehl und
Kosten S. M. des Königs Maximilian II. Bd. IV. München 1855.
Quetelet, A., sur le climat de la Belgique. Bd. II. Bruxelles 1856.
Radclife, Observatory (Oxford) astronomical and meteorolog.
observations made at the . . . Under the superintendence of
Manuel J. Johnson. Oxford 1856.
Rain, Fr. X., Synopsis actorum ecclesiae antverpiensis et ejusdem
dioeceseos status hierarchicus ab episcopatus erectione usfpie ad
ipsius suppressionem. Bruxelles 1856.
Ricoy Sinobas, I). M., resumen de los trabajos meteorologicos
correspondientes al anno 1854 verilicados en el real observatorio
de Madrid. Madrid 1857.
Rive, A. de la, des experiences de M. P. Volpicelli sur la polarite
electrostatique. (Note extraite de la bibliotheque universelle de
Geneve.) 1855.
Rostock, Universitätsschriften für 1856—1857.
Schi mp er, D. K. F., Moosloh. Mainz 1857.
Schleicher, Aug., litauische Märchen, Sprichwörter, Räthsel und
Lieder. Weimar 1857.
Societä, R. Borbonica, Accademia delle scienze. Rendiconto delle
adunanze e de’ lavori. 1856 Jänner und Februar. Napoli 1857.
Society, Cambridge, philosophical, transactions. Bd. IX, Hft. 4.
Cambridge 1857.
Societe, R., des Sciences de Liege. Memoires Bd. XII. Liege 1857.
Society, geographical of London. Proceedings Av. 9. London 1856.
eingegangenen Druckschriften.
517
Societe, I., des naturalistes de Moscou. Bulletins, Bd.XXX, Hft. 1,2.
Moscou 1857.
Strafrechtspflege, Darstellung der Ergebnisse der, in sämrat-
liehenKronländern des oster. Kaiserstaates bei den Strafgerichten
des Civilstandes während des Jahres 1856. Veröffentlicht mit
Genehmigung des k. k. Justizministeriums. Wien 1857.
Stuben rauch, Mor. von, Dr., statistische Darstellung des Vereins
wesens im Kaiserthume Österreich. Verfasst im Aufträge des
k. k. Ministeriums des Innern. Wien 1857.
Svanberg, J., expositions des operations faites en Lapponie pour
la determination d’un arc du Meridien en 1801, 1802 et 1803.
Stockholm 1805.
Te tm a y er d e Pr z e c wa, principes fondamentaux du calcul trascen-
dant. Paris 1857.
Thierarznei-Institut, k. k., Vierteljahrsschrift für wissenschaft
liche Veterinärkunde. Bd. IX, Hft. 2. Wien 1857.
Verein, historischer, für Niederbayern. Verhandlungen, Bd. 5,
Hft. 2. Landshut 1857.
— naturforschender, zu Riga. Correspondenzblatt.
■— historischer, für Steiermark. Jahresbericht, Hft. 5. Gratz 1857.
— Mittheilungen. Hft. 7.
— für Kunst und Alterthuin in Ulm und Oberschwaben. Hft. 11.
Ulm 1857. Bd. VIII, Hft. 1, 2. Stuttgart 1857.
— österreichischer Ingenieurs. Zeitschrift Nr. 13, 14. Wien 1857.
— Alterthums- zu Wien. Bd. II, Hft. 1.
Vol p icelli, P., sullispezzamenti diversi, chepuosubireundato numero
tutti ad una stessa legge di partizione subordinati. Roma 1857.
— Alcune ricerchi relative alla teorica dei numcri. Roma 1855.
— Rettiticazione delle formale per assegnare il numero dolle somme
ognuna di due quadrati nelle quali un intero puö spezzarsi.
Roma 1854.
Wikström, Job. Ern., Jahresberichte über die botanischen Arbeiten
und Entdeckungen (k. Akademie der Wissenschaften zu Stock
holm). Stockholm 1852, 1853, 1854.
Wolny, Gr. P. Dr., Kirchliche Topographie von Mähren. 1. Abth.,
Bd. 11. Brünn 1857.
Zer ni kow, Dr., Die Theorie der Dampfmaschinen. Braunschweig 1857.
ibersicht der Witterung ins Juni 1857.
Von A. U. Burkhardt, Assistenten an der k. k. Central-Anstalt.
Beobachtungsort.
Mittlere
Tem
peratur
Reaumur
Maximum
Tag
Temp.
Minimum
Tag Temp.
Mittlerer
Luft
druck
Par. Liu.
Maximum
Tag Luftdr.
Minimum
Tag Luftdr
Mittlerer
Dunst
druck
Par. Lin.
Nieder
schlag
Herr
schender
Wind
Anmerkungen
und
secumlärc Extreme.
Beobachtungsort.
(Nach der mittl.
Teinp. geordnet.)
Mittlere
Tem
peratur
Reaumnr
Admont . . .
Agram . . .
Althofen. . .
Ancona . . .
Aussee (Markt)
Aussee (Alt-)
Bludenz . .
Bodenbach.
Bologna . .
Botzen . .
Brünn. . .
Buchenstem
Bukarest .
Comorn . .
Curzola . .
Czernowitz
Debreczin .
Deutschbrod
Ferrara . .
Frauenherg
Gastein . .
Gran . . .
Gratz . . .
Gresten . .
Gurgl . . .
Hermannstadt
Jaslo ...
Inner-Yillgratten
Innichen. .
Kahlenberg
Kalkstein .
Kaschau. .
Kesmark .
Kirchdorf .
Klagenfurt.
Krakau . .
Kremsmiinstei
Kremsiev .
Kronstadt .
Laibach . .
Lemberg
Leutschau .
Lienz . . .
Linz . . .
Lissa . . .
+ 11 ? 29
+ 15-68
+ 12-40
+ 15-70
+ 10-62
+ 10-29
+ 12-14
+ 12-90
+ 17-18
+ 17-14
+ 14-47
+ 10-41
+ 14-53
+14-02
+ 17-87
+ 13-29
+ 14-98
+ 12-22
+ 16-58
+ 13-14
+ 10-01
+ 15-60
+14-83
+ 13-03
+ 6-20
+ 12-62
+13-00
+'8-28
+ 10-89
+ 13-87
+ 8-13
+ 14-13
+ 11-80
+ 11-92
+ 12-81
+ 13-07
+ 12-61
+ 14-39
+ 11-35
+ 14-08
+ 13-93
+ 11-90
+ 13-54
+ 13-86
+ 16-77
29-6
21-6
29- 6
30-
J4 • fi
2 9 ■ fi
20-6
29-0
290
28-6
29-6
29-6
29- 6
30- 6
29-6
21-6
29-6
10-6
3 o • fi
29- 0
30-
29-6
29-6
29-6
29-0
29- 0
26-6
30- 0
8 • H
9 . (i
29-6
19-6
29-0
7-6
29 6
29-6
29-6
29-
29-6
29-6
29- 6
11-5
2 1 • 0
2 9 • R
100
30- 6
28-6
29-6
28-6
+ 20”0
+ 26-2
+ 22-0
+22-.2
+ 22-6
+ 21-0
+ 23-3
+20-0
+ 25-3
+ 25-2
+ 27-2
+ 17-0
+ 24-4
+ 24 - o
+ 21-7
+ 24-4
+ 22-8
1-24-4
+ 26-0
+ 26-4
+21-0
+ 26-6
+25 • I
+ 24-5
+ 16-6
+ 22-9
+24-4
+ 19-1
+ 21 -0
+ 23-4
+ 18-0
+22-8
+ 22-6
+ 22-8
+ 2.7 * 0
+ 23-5
+ 22-5
+ 28-0
+ 19-0
+ 24-2
+ 24-6
+ 22-0
+ 22-5
+ 23-2
+ 23-7
3-3
3 3
15-3
18-
1 * - 4
15-4
14-9
14- 3
15- 3
I 4 ■
14-
2- 3
3 * 9
14*9
13- 9
14- 3
1 ft • 3
13- 3
14-
16-3
15- 3
1-9
1-9
13- 9
15 ■ 3
14- 3
15- 3
15-3
15-3
1-9
14-3
14-9
14- 9
16 3
15-
13-3
13-9
13- 3
16- 3
3- 3
14- 9
14- 9
15- 3
1-9
15-3
3"3
7-8
3- 0
9-8
4- 0
2-6
+ 2-9
+ 4-1
+ 8-0
+ 11-0
+ 7
+ 4
+
+
+ 14-0
0
9-5
7-3
6- 4
8-6
4-0
7- 6
2-6
0-8
7-8
7-6
4-2
3-0
+ 64
+ 5-8
— 2-2
+ 1-0
+ 5-4
— 1-2
+ 6-8
+ 4-2
2
+ 0-4
+ 5-6
+ 4-7
+ 6-7
+ 6-0
+ 4-4
+ 7-4
+ 5-0
+ 4-0
+ 3-6
+ 12-5
312 63
331- 20
309-16
335-83
312-18
302-38
315-55
332*70
333-49
326-69
329-40
322-59
337-93
326-52
332- 05
321- 58
335-70
322- 75
301-15
332-95
320-92
322-60
320-84
328-23
293-57
320- 34
328- 98
313-53
321- 15
320-34
329- 20
323-42
314-78
326-64
325-81
312-08
323-64
337-45
25-3
15-3
25-3
6-
25-4
25- 4
26- 3
25-3
25-3
25-3
25-3
20-3
28-9
25-3
25-6
25-3
6-
25-3
25-9
25-3
25-3
25-3
25-3
25-3
25-9
25-6
25 - 3
25 • 3
25 6
25 • 3
25-3
25 • 6
25-3
25 - 3
25-3
25-3
20-3
315 ”59
333-62
313- 17
337-92
314- 66
305-15
318-29
336- 36
335-57
330-00
333-04
326-07
339-21
330-41
335 -16
324- 78
337- 92
325- 78
304-54
326- 27
323-81
325-77
323-65
332-12
296-19
323- 64
332- 62
31718
324- 01
323-43
333- 35
326-64
317-69
329 10
329-78
314-76
326-74
339-32
1-3
13
10-6
29- 9
1-6
1-3
13
1-
1-3
1-6
1-6
30- 9
1-
30-9
13
1-3
1 -3
30.9
1-6
1-3
1-6
25-6
1-3
1-3
30-9
1-3
1-3
30-8
1 -6
1-3
1-3
1-6
30-6
1-3
309”’76
327- 14
306-03
332-20
309-73
299-80
312-64
328- 84
329- 02
323-26
326- 17
319-76
332-66
322-68
327- 87
318- 83
332-12
319- 87
299■02
328- 37
31704
319-44
310-61
324-12
289-99
317- 05
324- 83
309-56
318- 12
317-46
325- 24
319- 79
310-70
322-79
321-86
308 08
320-25
333-44
2' r 28
4-65
3-63
3-57
3-54
3-96
4-08
4-34
3-98
3- 79
4- 75
4-19
4-32
4-51
2- 59
4 • 56
4-06
4-13
4 43
3- 92
5-40
3- 52
4- 34
5- 12
26-97
41-58
9-80
2-66
36-22
58-36
49-58
13-3S
17-01
6-53
29-90
NO.
N. NO
0.
ONO.
O. W.
W. O.
w.
N.
NO.
NO.
NW.
NW.
27-08 NW. O,
4 * 55
55-00
6-88
29-00
5 ■ 58
33-16
17-04
10-86
27-55
40-81
61 -63
16-13
19-25
28-96
21- 40
28-41
16-47
54-02
22- 80
N.
N.
N. NW,
O.
NO. N.
N. S.
NW.
NW.
NW.
NW.
SW.
NW. SO.
S.
WNW.
O. w.
NW.
N.
ONO.
WNW.
W. N.
SW. NO.
w.sw.
101-88
15-36
48-64
34-82 —
7• 981 NW.
40-09 W.
7-53 NO.
Am 20. 20 9 0, am 6. 3IS r 28.
Am 25. 3. 333”56.
Am 14. 6. +2 8 und Schnee;
am 6. 304"6.
Am 20. 22 9 4. am 7. 21 9 8.
Am 21. 23 ? 2, am 1. 331”’ 18,
am 10. 329”’45.
Am 6. 3. 335 ■ 53.
Am 21. um 4 h +24 9 4.
Am 8. 24 9 6.
Am 21.6. 23 9 7.
Am 29. 21 9 2.
Am 9. 22 ? 7.
Am 21. 21 ? 2.
Am 1. 3. 319”'12, am 21. 21 ? 2.
Am 8. 22 ? 8.
Am 8. 18 ? 6, am 20. 18 9 4.
Am 15. 9. 7 ? 9, am 21. 24 9 7.
Am 21. 23 9 0.
Am 1. 9. 5 9 0.
Am 2. —2 9 7, am 8. I5 9 3, am
29. I6 ? 4. am 8. 15 9 3.
Am 11. 22 9 2.
Am 30. 24 ? 0.
Am 28. 6. 21 9 0.
Am 20. 22°.
Am 29. 17 9 0.
Am 10. 22 9 o, am 30. 22 9 4.
Am 9. 21 9 4.
Am 9. 21 9 8, am 30. 22 9 2.
Am 15. um 4 1 ' M. + 3 9 6.
Extreme einer graphischen Dar
stellung entnommen.
Am 21. 15 ? 6. am 30. 18 9 0.
Am 8. 23 9 0. am 15. S ? l.
Am 30. 23 9 8.
Am 9. 21 9 5.
Am 9. u. 20. 21 9 Ö.
Am 8. 21 9 8, am i4. 7 ? 6.
Am 21. 21 ? 6, am 25. 9. 309”09.
Smyrna
Rom .
Triest
Curzola
Venedig
Bologna
Botzen
Trient.
Lissa .
Udine .
F errara
Mailand
Ragusa
Ofen .
Meran.
Szegedin
Pressburg
Semlin
Ancona
Agra m
Gran .
Valona
Debreczin
Prag
Gratz
Melk
Luino
Wien
Bukarest
Brünn
Kremsmünstei
Olmütz
Kaschau
Wiener-Neust
Laibach
Tirnau
Mediascl
Comorn
Martinsberg
Lemberg .
Odenburg .
Kahlenb‘erg
Linz . . .
Wallendorf
Salzburg .
Trautenau .
Scliössl . .
- + 1S 9 40;
.+17-94
.+17-92
.+17-871
. +17-20
• +17-18
• | +17-14
. j + 17- 13j
. I + 16-77;
.] + 16-67;
. +I6■58
. +16-50
. +16-41
. 4 16-20
+ 16-15
+ 16 • 04|
+ 15-88;
+ 15-83
+ 13 • 70[
+ 15-68
+ 15-60
+ 15-51]
+ 14-98
+ 14-86
+ 14-83
+ 14-70
+ 14-67
+14-54
+ 14-53
+ 14-43,
+ 14-39|
+ 14-34
+ 14-
+ 14-12
+ 14-08
+ 14-07
+ 14-04
+ 14-02
+14-00
+ 13-93
+ 13-89
+ 13-87
+ 13-86
+ 13-74
+ 13-55
+ 13-55
+ 13-53
»dt
Silzh. d. mathem.-natiirw. CI. XXVI. Bd. I. Illt.
>
II
Übersicht der Witterung im Juni 1857.
Beobachtungsort.
Mittlere
Tem
peratur
Reaamur
Maximum
Tag Temp.
Minimum
Tag Temp.
Mittlerer
Luft
druck
Par. Lin.
Maximum
Tag
Luftdr.
Minimum
Tag Luftdr
Mittlerer
Dunst
druck
Par. Lin.
Nieder
schlag
Par. Lin
Herr
schender
Wind
Anmerkungen
und
seciiiidärc Extreme.
Bcobachliingsort.
(Nach der mittl.
Temp. geordnet.)
Mittlere
Tem
peratur
Reaumur
Luino . . . .
St. Magdalena
Mailand . .
Marienberg
Martinsberg
Mediaseli
Melk . .
Meran
Obervellaeli
Obirl. .
Obir III. .
Oderberg
Ödenburg
Ofen . .
Olmiilz .
St. Paul .
Perugia .
St. Peter
Pilsen. .
Plan - .
Prag . .
Pregratten
Pressburg
Pürglitz .
Raggaberg
Ragusa .
Reichenau
Rom . .
Rosenau.
Rzeszow
Saclisenburg
Saifnitz .
Salzburg
Schemnitz
Scbössl .
Senilin .
Senflenberg
Sexten .
Smyrna .
Stelzing.
Suhlen .
Szeged in
Tyrnau .
Trautenau
Trient .
Triest. .
Udine. .
Unter-Tilliaeh
Valona .
Venedig.
Wallendorf
AVeissbriach
+14 ? 67
+ 12-
+ 16'
+ 11
+ 14'
+ 14-04
-70
■ IS
•02
•13
+ 14
+ 16
+ 12-27
+ 10-80
+ 4
+ 12
+ 13-89
+ 16-20
+ 14-34
+ 12-20
+ 10-54
+ 9-46
+ 13"43
+ 10-33
+ 14-86
+ 9-33
+ 15-88
+ 12-42
+ 7-37
+ 16-41
+ 11-41
+ 17-94
+ 12*78
+ 13-33
+ 12-91
+ 12-11
+ 13-55
+ 11-99
+ 13* o3
+ 15-83
+ 10-70
+ 9-75
+ 18-40
+ 8-15
+ 7-17
+ 16-04
+ 14-07
+ 13-55
+ 17-13
+ 18-33
+16-67
+ 9-09
+15-51
+ 17-20
+ 13-74
+ 12-19
29-6
28-6
28-6
28-6
29-6
11.6,
■10-6
29-6
29-6
9-6
21-6
21-6
29-6
2 0 • 6
29 ; 6
29-6
29-6
20-
29-6
29-6
29-6
29-6
29 6
29-6
29-6
29-6
20-6
29-6
21-
29-6
9-6
29-6
29-6
29-6
29-0
29-6
21-6
29-6
29- 6
21-6
30- 6
28-6
30-6
29-6
29-6
6-6
5 7*6
2 8 • 6
29-6
21-6
26-6
10-6
29-ö
+ 22 ? 0
+ 19-0
+ 24-4
+ 17-4
+ 24-3
+ 25-3
+ 24-4
+ 24-8
+ 24-7
+ 22-0
+ 17-0
+ 24-8
+ 23-0
+ 26-4
+ 26-8
+23 - S
+ 18-6
+20-0
+ 24-1
+ 15
+ 26
+ 22
+ 26
+ 23
+ 16-0
+ 20-3
+ 27-9
+ 22-6
+ 25-2
+ 23-5
+ 21-4
+23-0
+ 21-8
+ 2o - 2
+ 26-3
+ 230
+ 17-0
+ 25-5
+ 20-0
+ 18-0
+ 26 ■ 2
+ 26-4
+ 26-5
+ 23-7
+ 24-0
+ 18-2
+ 25*3
+ 23-8
+ 23-0
+ 21-8
2- 3
13-9
10-3
13- 3
14- 3
14- 9
3- 3
15- 3
15-3
15-3
23-3
1 • 9
15-9
3- 9
2-3
15-9
15-3
2 -
15-3
46-3
15-3
15-2
15-3
2-3
2-3
15-3
15 3
15- 3
15 •
16- 3
14- 0
15- 3
15-3
14- 9
15- 3
1-3
15- 3
13- 3
14- 3
16- 9
15- 3
1-9
13-9
2 • 8
13- 8
1- 3
15-3
2- 3
15-3
14- 3
4-
13- 3
14- 3
14-3
+ 9 ? 0
+ 4-4
| +10-0
i + 3-2
5-6
+ 7-7
+ 5-9
+ 9-U
+ 4-5
+ 1-0
+ 0-0
+ 6-5
+ 4-0
+ 8-3
+ 6*5
+ 0-0
+ 8-5
+ 1-0
+
+
+
4-4
1.6
6-4
0-4
+ 7-2
+ 4-8
- 0-5
+ 11-9
+ o*0
+ 6-7
4- 4
ä-0
6-7
5- 0
+ 5 - 0
8-3
3- 6
4- 0
+12-5
0-0
— 3-0
+ 9-6
+ 7-0
+ 4-3
+ 10-0
+ 11.7
+ 11-3
+ 0-2
+ 7.0
+ 11-8
+ 7-8
+ 3-5
330”45
305-94
331•59
326-63
325-13
328-39
325-81
330-26
329-37
333- 36
329- 01
322-18
320- 92
291-98
326-00
278-99
330- 46
331- 85
325-00
335-19
315-02
334- 81
325-34
329-04
31603
321- 21
314-59
325-69
334-19
321-21
339-15
333-93
331-87
320-63
331-01
336-68
337-44
322-40
26-3
25-9
25-3
6-3
25-9
25-3
23-3
25-3
25-6
25-3
25-3
25-3
28-
25-3
25-3
25.3
2 6-3
25-4
25-3
25-3
19-9
25-3
28-
25-3
25 • 3
25-3
24- 3
25- 3
24- 3
26- 3
25- 3
7-0
25-9
25-3
25- 3
26- 3
25-6
4-9
25-3
333”08
308-30
334* 66
329-33
327-58
331-61
329-18
334-80
331- 77
336-63
332- 60
324-81
321-97
294-40
329-35
281•35
334- 20
335- 06
328-75
336- 99
318- 22
336-86
328- 59
333- 12
319- 51
324-32
317-72
329- 30
336-45
324-75
341-63
336-56
335•35
325-43
333-80
338-58
340-04
325•60
1-6
1-3
1-3
1-3
1.6
30-9
1-3
30-9
1-3
1-3
30-9
1- 3
2-
1-3
30-9
1-3
30-7
1-3
30-9
1-3
30-9
1-
1-6
1 -3
1-3
30-6
1-3
30-9
1-9
30-9
1-6
1-6
1-3
9-6
1-6
1-3
1-3
1-6
326”75
302-05
327-33
322-38
321- 34
324.87
322- 45
327-17
327- 79
328- 95
325- 70
318 13
316- 30
288-69
322-48
275-37
326- 68
328- 19
321-40
331-50
312- 19
331-50
321- 31
325-15
313- 33
318-26
310-76
322- 69
329- 01
317- 98
337-39
329-33
328-04
316-43
326-80
333-01
333-28
318-40
3”69
4-54
4-06
4-52
5-18
3-85
2- 91
3 • 91
3- 96
5-30
4-23
4-19
4-41
3-72
3-94
4-99
5-49
4-82
26-28
32-40
5-10
15-08
37-64
19-35
18-18
9-30
26-46
6-06
14-27
29-68
25-82
13- 63
59-01
1017
14- 88
41-70
2-20
3-50
15- 25
20-33
20- 53
23-20
50-50
9-44
14-31
55 -70
12-66
18-50
53-38
18-54
7-81
39-70
21- 50
43-88
11-35
38-26
8-20
NO. SW.
SW.
NO.
N. WXW.
O. N.AV.
SW.
N.
O.
NW.W,
NO.
SO.
S. NO.
NO. S.
NO.
N.
W.
NO. NW.
NO. N.
NO.
NO. NW.
O. N.
SW.
NW. N.
sw.
NW.
O.
0.
N. NW.
SW. NW.
W.NW.
NO.
NO.
NW.
SO. SW.
O.
SW.
w.
NO.
W.
sw. so.
SO.ONO.
w.
nw.
SSO.
W. NO.
S.
Am 8. 2J "0.
Am 21. 19 ? 8.
Am 14. 10 ? 6, Nachts Min. 7 9 9.
Am 25. 329"17.
Am 14. 7°1.
Am 20. 23 9 5.
Am 9. 22 ? 6.
Am 21. 25°2.
Am 21. 24 9 7.
Am 8. 22 ? 8.
Am 8. 19. 20.28. über 15 ? 2.
Am 20. 22 ? 8.
Am 21. 19 ? 4.
Am 6. u. 21. 20 9 2, am 29. 19 9 6.
Am 9. 21 9 5.
Am 30. 24 ? 4.
Am 20. 22 9 0.
Am 9. 19 9 4.
Am 10. 9. 322”57.
Am 30.26 9 1, am 29. erst24 ? 3.
') Min. 1 9 7.
Am 30. 6. 24 ? 5.
Am 14.— 2 ? 0.
Am 21. 24 9 8.
Am 20. 22 9 2.
Am 21. 25 9 0.
Am 28. 23 ? 6.
Am 8. 23 9 0.
Am 30. 24 9 5.
Am 26. 9. 339"80.
Am 30. 21 9 1.
Am 20. 21 9 5, am 15. 3 ? 7.
Lienz . .
Pilsen. .
Zavalje .
Rzeszow.
Czernowitz
Frauenberg
Krakau
Gresten
Jaslo .
Saclisenburg
Bodenbach
Wüten .
Klagenfurt
Rosenau .
Hermannstadt
Kremsmünstei
Pürglitz . .
Altholen. .
Obervellaeli
Den tschbrod
St. Paul . .
Weissbriach
Bludenz . .
Oderberg .
Saifnitz . .
St. Magdalena
Schemnitz
Leutschau
Kirchdorf
Kesmark.
Reichenau
Kronstadt
Admont .
Marienberg
Innielien. .
Obir 1. . .
Senftenberg
Aussee (Markt) .
Perugia . .
Buchenstein
Plan . . .
Alt-Aussee.
Gastein . ,
Sexten . .
St. Peter. .
Pregratten .
Unter-Tilliaeh .
Inner-Villgratten
Stelzing. . . .
Kalkstein . . .
+13 ? 54
+ 13-43
+ 13-40
+ 13-33
+ 13-29
+ 13-14
+ 13-07
+ 13-03
+ 13-00
+ 12-91
+ 12-90
+ 12-88
+ 12-81
+ 12-78
+ 12-62
+12-61
+ 12-42
+ 12-40
+ 12-29
+ 12-22
+ 12-20
+ 12-19
+ 12-14
+ 12
+ 12
+ 12-01
+ 11-99
+ 11-96
+ 11-92
+ 11
+ 11
+ 11
■80
•41
•35
+11-29
+ 11-03
+ 10-89
+ 10-80
+ 10-70
+ 10-62
+ 10-54
+ 10-41
+ 10-33
+ 10-29
+ 10-01
+ 9-75
+ 9-46
+ 9-33
+ 9-09
+ 8-28
+ 8-15
+ 8-13
ibersicht der Witterung im Juni 1857.
hi
ßcobaclüungsort.
Mittlere
Tem
peratur
Itea umur
Maximum
Minimum
rag Temp. Tag Temp.
Mittlerer
Luft
druck
Par. Lin.
Maximum
Tag
Luftdr.
Minimum
Tag Luftdr.
Mittlerer
Dunst
druck
Par. Lin.
Nieder
schlag
Par. Lin.
Herr
schender
Wind
Anmerkungen
und
secundärc Extreme.
Beobachtungsort.
(Nach der mittl.
Temp. geordnet.)
Mittlere
Tem
peratur
Reu umur
Wien
Wiener-Neustadt
Wüten ....
Zavnlje ....
+ 14 9 54
+ 14-12
+ 12-88
+ 13-40
29-6
29-6
29-G
21-G
+ 2ü"3
+ 24-Ü
+ 24-0
+ 24-9
1-7
lo-3
+ 7-4
+ 7-3
+ 3-1
+ 6-G
330-27
327-25
315-03
321-67
23-G
25 - 3
23-3
333"80
330-14
318 02
323■68
30-7
9-G
30-9
1-3
32G"'38
323-97
312-48
317-43
3"'79
3-83
11”92
31-95
52 ■ 53
NO.NW. N.
NO. SW.
Am 20. 22 2.
Am 20. 23 ? 8.
Am 29. 22 9 8.
Riiggiiberg.
Sölden . .
Gurgl . . .
Obir 111. . .
+ 7 ? 37
+ 7-17
+ 6-26
+ 4-02
Verlauf der Witterung im Juni 1857.
Die Wärme erreichte am 2. und 3. ein Minimum, vorzüglich im Osten, der Luftdruck ein secundäres Maximum am 5., das Temperatur - Minimum am 14. und 15. hatte in den
Alpen schädliche Nachtfröste, das Maximum des Luftdruckes am 25. nur ein secundäres Minimum der Wärme voraus.
Die Regenmenge war in ganz Mitteleuropa gering, dagegen in Siebenbürgen und dem Östlichen Galizien so gross, dass zahlreiche Überschwemmungen verursacht wurden. Am 28.
und im O. am 29. und 30. trat mit wenigen Ausnahmen das absolute Maximum der Wärme über ganz Europa ein, von welchen Tagen an die dauernde Hitze des diesjährigen Sommers
begann.
Admont. Regen am 1. 2. 5. 10. 11. 13. 14. 21. bis 25. 27., am 10. 4*26, Nebel an den Bergen am 3. 6. 7. 8. 9. 10. 10. 18. 21. 24. 25., Gewitter am 20. und 21., Blitze
am 29., am 25. NO 9 .
Agram. Regen am 1. 4. 10. 11. 12. 21. 24. 25. 26. 27. 30., am 11. 20'59 mit Hagel, am 21. 10*40 mit Hagel, am 22. NW 7 .
Ancona. Am 1. um 9 h Ab. Platzregen mit starkem SW. Winde, am 26. ebenfalls von 3 bis 5 Uhr Ab.
Aussee (Markt). Regen am 1. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 20. bis 24. 26. 27., am 21. 7' 7 60.
Am 1. 2. Nebel, am 3. Blitze, am 12. Schnee im Gebirge (siehe Alt-Aussee), am 15. und 16. Reif, am 13. und 14. Nebel, am 21. Blitze, am 24. Gewitter und Nebel, am 29.
Gewitter.
Au3see (Alt-). Regen am 1. 2. 4. 10. bis 14. 21. bis 26., am 22. 16*33, am 14. mit Schnee und Nebel 6 7 14, die häufigen Regen vom 9. bis 14. gingen endlich am 14. in
Schnee über, der bei -f-2°8 fiel, am 20. um 3 h Ab. Gussregen und Gewitter iin Süden, am 21. mn 7 h Morg. im W., um 6 h Ah. Regen mit Donner, am 22. um 6 h im O., am 23. um 2 h
und 6 h etwas Regen aus O., am 24. um 3 h Donner im O., am 26. um 8 h Regen mit Gewitter aus Osten.
Bludenz. Regen am 1. 5. 9. bis 13. 17. 18. 21. 22. 23. 25. 30., am 12. 7*84, am 1. Regen bis 10 1 * Morg., seit 1 l h heftiger NNW 6 , Höhennebcl, am 2. Morgens ziemlich
allgemeiner Reif, Nebel in der Niederung, am 3. war der in der Alpenregion gefallene Schnee wieder verschwunden, vom 4. bis 8. grösstentheils heiter, am 5. viel Thau, am 8. seit 12 h
heftiger W 7 , am 9. Landregen, bis 14. veränderliche Wechselwitterung, es fällt Schnee bis 4500', ain 14. starker, am 15. schwacher Reif, bis 20. Wärinezunahme, am 17. scheint in der
Höhe der Föhn zu herrschen, da das Wasser, welches bei 3000' gefasst wird, wärmer wird; am 19. von 5 h 45' Gewitter mit Regen bei O 6 — 8 , dauert bis 6 h 30' mit 7 V 06, am 21. um
9 1 ' Wetterleuchten im W., am 21. um ll h Morg. Gewitter südlich von Bludenz, am 22. Landregen bis 2\ am 23. schöne Abendröthe, dann gänzliche Auslieferung, die bis 29. jeden
Morgen grösstentheils ^inhielt, und nur von periodischen Wolkenzügen Mittags unterbrochen wird, am 29. Abends Trübung, am 30. seit ll h Morg. Regen bei W. Wolkenzug. Am 16. wurden
die Hochalpen bezogen.
Rodenbach. Regen am 9. 10. 11. 12. 30., am 8. Gewitter von 1 bis 2 Uhr Ab., am 15. Morgens (dann Tage des starken Reifes in den Alpen) starker Nebel, am 16. Nebel,
am 3 0. Gewitter.
Bologna. Regen am 1. 11. 13. 22. 30., am 4. Blitze, am 5. Regen mit Sturm, am 10. Blitze, am 11. Regen und Sturm, am 14. Blitze, am 21. und 22. Gewittersturm, am 24.
Blitze, am 30. Blitze.
Botzen. Regen am 9. 10. 11. 19. 2t. 22. 24. 30., am 10. 11^68. am 8. Ab. Blitze und drohendes Gewitter, am 19. um 3 h 30' schwacher Donner, am 24. um 5 h 45' Gewitter,
am 30. um 9 1 ' 15' Gewitter im SW.
Brünn. Regen am 1. 2. 11. 12. 15. 16. 18. 21. 30., am 12. 2*33, am 3. schwacher Mondhof, am 6. Feuermeteor um 9 h Ab. durch 2 Secunden bei 45° hoch von O. nach W.
(gleichzeitig in Wien, Krakau und Braunnau am Inn gesehen), am 9. Mondhof und Wetterleuchten im NNW. bis NNO., am 10. Blitze, am 21. um 8 1 ' 45' Ah. Gewitter im WNW. und S.,
am 30. von l h 30' bis 2 h 30' Morgens Gewitter mit langen Pausen im WSW., Abends Blitze im WNW.
Buchenstein. Regen am 7. 8. 9. 19. 21. 22. 25. 30., am 2. 3. 4. und 7. Thau, am 7. Gewitter, am 9. Höhennebel, Blitze; am 11. Thau am 13. Ilöheunebel, Blitze, am 14. und
15. nur schwacher Reif, am 16. Thau, am 17. Höhennebel, am 19. Thau, Gewitter, am 21. Mittags und Abends Gewitter, am 30. Gewitter.
Am 9. SO 7 , am 13. N 6 .
Bukarest. Am 1. und 2. Regen (?).
Comorn. Regen am 1. 2. 3. 11. 26. 27., am 2. 13 7 82, am 25. um 7 h ferne Gewitter und Sturm aus NO. bis 7 h 40' Ab.
Am 26. von 6 h bis 6 h 46' Ab. Gewitter von NO., welches sich sehr heftig am Telegraphen-Apparate äusserte, insbesonders an der Blitzplatte, wo durch einen elektrischen Funken
eine Schmelzung stattfand, verbunden mit einem Knalle wie der eines Zündhütchens.
Am 27. um 2 h 15' Ab. Gewitter aus N. bis 3 h .
Über die hier häufigen, und wie es scheint, nur localen von der Bodenbeschaffenheit der Umgebung Comorns abhängigen Erdbeben hat Herr Andr. Kögl, k. k. Telegraphenamtsleiter,
folgende Aufzeichnungen gemacht. Am 2. Juni Erdbeben von NO. um 10 1 * Ab., am 5. Erderschütterungen von NO., um 4 h und 5 h Morgens, sowie um 7 h Ab.; am 6. um 8 h 15' Erderschütterung
IV
Verlauf der Witterung im Juni 1857.
von N., am 9. um 4 h 47' Ab. Erdbeben von O. bedeutend stark und schwingend mit unterirdischem dumpfen Donner, die Schwankung war der Art, dass man so zu sagen den Boden
unter den Fussen zu verlieren glaubte. An Gebäuden bemerkte man übrigens wenige Sprünge, nur dass hie und da etwas Mörtel herab fiel.
Das Thermometer stand auf 23 5, die Windrichtung SO ö , Gewitterwolken von S. nach N. ziehend.
Aus den Erdöffnungen im Jahre 1763 soll nach mündlicher Mittheilung am Rosalienplatz und auf der Zigeunerwiese sogenannter Goldsand (dürfte etwa Schwefelkies gewesen sein)
ausgeworfen worden sein.
Herr Kögl glaubt in den hierortigen Archiven über die in früheren Zeiten stattgefundenen Erdbeben verlässliche Daten sammeln zu können.
Curzola. Regen am 1. 11. 22. 24.. am 1. 6 "70, am tl. 12. und 22. Ab. Blitze.
Czernowitz. Regen am 1. 2. 3. 4. 5. 13. 1 4. 18. 22. 23. 27.
Debreczin. Regen am 1. 2. 3., dann vom 10. bis 18., am 11. mit grossem Hagel, am 2. 13 n/ 20.
D eutschbr od. Regen am 1. 9. 10. 12. 22. 25. 28., am 1. 6"89, am 8. um 9 h 30' Ab. Blitze im NW., am 10. um 3 h 45' Gewitter im SO., am 20. um 10 h 30' Gewitter im
SW., am 28. um 10 h im SW., am 29. um 3 h -j-25°3, am 30. um 1 l h Ab. Gewitter.
Frauenberg. Regen am t. 9. 10. 23. 26. 30., am 30. 2 V 14, am 9. fernes Gewitter, Abends Blitze, am 15. und 16. Reif, am 23. Gewitterregen von ü., vom 29. auf 30. Sturm
aus SW.; am 30. um 8 h 30' Ab. Gewitter von S. gegen W.
Gastein. Regen am 1. 2. 3. 4. 5. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 16. 17. 21. 22. 24. 26. 27. 30., am 22. 4 "62, am 14. Schnee, am 4. von 4 h 30'—45', dann 7 h 30' Ab., am 10.
feueriges Abendroth, am 14. um 10 h 45' Hagel, seit 6 h 15' Morg. aber schon Schnee, der bis 5000' herab liegen blieb, am 15. und 16. Reif, am 17. ist der Schnee bis 7800' wieder weg.
Ara 19. um 8 h 45' Blitze im SO., am 29. häufige Blitze.
Gran. Regen am 1. 2. 3. 4. 10. 12. 25. 26. 27., am 1. 4 ”IS, Blitze am 26. und 27., am 26. um 4 h Gewitter aus S.; am 27. um 2 h wenig bedeutender Gewitterregen, das
Gewitter zog sich über die östlichen Gebirge in nördlicher Richtung fort.
Grat z. Regen am 1. 2. 10. 12. 19. 23. 24. 27., am 27. 5‘ 27, am 14 schwacher, am 15. und 16. starker Reif, an höher gelegenen Punkten der Stadt zeigte das Thermometer
um 5 h Morg. +3 und -f 2 , und auf den die Stadl begrenzenden Bergen sogar 0°, der Reif erstreckte sich gegen S. und O., und vorzüglich über die Niederungen der Mur. Gurken,
Kürbisse, junge Kleefelder wurden ganz versengt, Erdäpfel, Hülsenfrüchte und Mais erholten sich grösstentheils wieder.
Am 17. um 4 h 45' Ab. heftiges Gewitter von WNW.; dauerte 20 Minuten mit 6maligem Donner und Blitz. Zug nach O.
Am 21. um 4 h 30' Nachm. Gewitter von W. nach O. und SO., geringe Explosionen, eine Stunde hörbar.
Höchster Wasserstand der Mur am 2. 4' 0", tiefster am 30. 2' 0" über Null.
Greslen. Regen am 1. 2. 4. 9. bis 14. 21. bis 23. 26.. am 1. 9"68.
Am 2. fiel auf dem Ötscher Schnee, am 3. um 3 h 45' fernes Gewitter im S.; am 8. um ll h 30' fernes Gewitter im SO., am 11. um 6 h 30 / Ab. Gewitterregen; am 12. um ll h
30' plötzlicher Sturm aus NW., am 13. öftere Regengüsse um 3 h Ab. mit Hagel, bei 2700' Höhe ist der Regen mit Schneeflocken vermischt, im Hochgebirge starker Schneefall, ebenso am 14.,
am 15. lag der Schnee bis 3600' herab, dann Aufheiterung und sehr starker Reif, um 5 h Morg. aber war die Temperatur schon wieder auf -|-3 9 6 gestiegen, der Klee war fest gefroren,
kleine stehende Gewässer haben eine förmliche Eisdecke.
Am 17. Spuren von Reif, der Schnee schwand erst am 20. wieder, um 5 h Ab. fernes Gewitter im SO., am 21. um 8 b Morg. Gewitter im SO., um 8 h Ab. im N. mit 3 starken
Explosionen mit 10" Intervalle.
Am 23. um 12 h Gewitter im S. mit Unterbrechung bis l h , 3 Stunden von hier zündend, um 5 h Ab. Gewitter im S., von O. nach W. ziehend, gleichzeitig eines im N.
Am 24. Morgens Nebel im Thale, am 29. um 9 h Ab. Blitze im W., um ll h 15' Gewitter mit 12" Intervalle und Sturmwind.
Am 30. um 9 h Ab. Blitze im NW.
Gurgl. Am 13. um 2 h Ab. nur +0°7, um 10 h Ab. —1°5, am 14. um 6 h Morg. — 2°2.
Hermannstadt. Regen am 1. 2. 3. 5. 8. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 21. 22. 27., äm 2. 14'"69, am 10. Blitze gegen SW., am 11. im W., am 12. um 7 h Ab. aus N. Gewitter,
am 24. grosser Sonnenhof.
Herr Prof. Reichenberger bemerkt: auch in diesem Monate blieb die Witterung vorherrschend kühl und regnerisch, das Monat-Mittel der Temperatur war das niedrigste unter den
Monat-Mitteln der letzten 7 Jahre, es ist um 16 niedriger als das siebenjährige.
St. Jakob (Gurk). Gewitter am 8. 13. 20. 21. 24. 30.
Jaslo. Regen am 1. 11. bis 19. 21. 23. 25., am 2. 7 66, am 15- und 16. jedesmal über 9 ! ’00. ebenso am 12. Gewitter am 10. 11., vom 13. bis 15. auch Nebel, am 15. Reif,
der alle Gurkenpflanzen tödtet, am 17. Hochwasser, am 23. Gewitter, am 25. Hagel, am 28. Höhenrauch, am 30. Gewitter. Ab. Blitze.
Inner-Vill gratten. Regen am 8. 9. 10. 1 1. 17. 19. 21. 22. 24. 30.. am 13. Schnee.
Am 1. Nebel, an» 2. 3. Reif, am 3. Ab. Blitze, am 4. 5. Thau, am 5. Abendroth, am 6. 7. Thau, am 7. Abendroth, am 9. Thau, am 10. Höhennebel, am 12. Thau, am 14. 15. und
16. Reif, am 18. Abendroth, am 19. Gewitter, am 21. 23. Thau, am 24. Reif, am 25. 26. 28. Thau und Abendroth, am 27. Abendroth; am 29. Gewitter mit unschädlichem Hagel,
am 30. Thau.
Am 2. 14. 15. war der Reif von Frost begleitet. Alle Herren Beobachter von Osttirol melden übereinstimmend, dass die Reife um den 15. weniger den Feldfrüchten geschadet
haben, als die grosse Trockenheit, in Folge deren die Heuernte eine sehr spärliche ist, das Getreide steht übrigens gut. Die Almen konnten erst Ende Juni befahren werden, da sie
früher gar kein Futter boten.
Innichen. Regen vom 9. bis 11. 13. 17. 19. 21. 22. 29., am 22. 6 16, am 1. Nebel und Abendroth, am 2. 3. Reif, am 5. 6. 7. Abendroth; am 8. um 8 h 30' Gewitter gegen
N., am 9. 0°, vom 9. bis 11. Nebel, ebenso am 13. 15. bis 24. 29. 30., am 13. Abendroth, ebenso am 15. 17. 18. 22. bis 28., am 13. 14. 15., dann 24. W 4 — 5 , am 21. Nachts Gewitter,
am 29. Mondhof. Am 14. Minimum der Temperatur ausser den Beobachtungsstunden —1 9 8, am 15. —2 ? 1, am 2. —0 ? 4. Der Hauptcharakter des Monates war trocken.
Kahlenberg. Regen am 1. 2. 10. 22. 24. 30., am t. 6 58, am 6. dichter Nebel über Wien, ebenso am 8., am 10. 11. 14. reine Luft, am 20. dichter Nebel über die Stadt und
südliche und südwestliche Gegend, ebenso am 21., doch sind die Berge rein; am 21. von 1 bis 2 Uhr Gewitter, Abends Blitze im SO., am 23. und 25. war die südöstliche, am 24.
die südwestliche Gegend in Nebel, am 23. um l h ferner Donner, am 27. im SW. Blitze, am 30. ferner Donner, vom 29. auf 30. sehr stürmisch.
Kalkstein. Regen am 8. 9. 10. 17. 19. 21. 22. 24. 29. 30., am 13. Schnee. Am 2. 3. Reif, am 4. 5. 6. 7. Thau; am 7. Abendroth, am 8. Blitze, am 9. Thau, Höhennebel,
am 10. Hagel, am 12. 14. 15. Reif, am 16. 18. Ihau, am 19. Höhennebel, am 22. 23. Abendroth, am 24. Thau, Hagel, letzterer unschädlich wie am 10.. am 25. Thau, ebenso am 20. 28
29., am 28. Abend- am 29. und 30. Morgenroth, am 29. Gewitter, vom 11. bis 15. waren hier keine Stürme (vergl. Innichen).
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Verlauf der Witterung im Juni 1857.
Kusch au. Regen am 1. 2. 3. 4. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 25. 27. 29., am 15. 5"00, am 9. und 10. Gewitter, ebenso am 25. und 28., bei letzteren schlug der Blitz, in dem
nahen Tikang (Neudorf) ein
Kesmark. Regen am 11. 12. 13. 15. 16. 26., am 1. und 2. N 7 — 8 , am 3. fiel in den Karpathen bis 4700', am 15. bis 3100' herab Schnee (Seehöhe von Kesmark 1913 P. F.).
Kirchdorf. Regen am 1. 3. 8. bis 14. täglich, 21. bis 23. 26. 29., am 1. 7 "*55, am 21. 7 ! 10.
Am 1. Schnee bis unter die Region der Alpenhütten (5000'?), am 3. starker Thau, über 2000' Reif, am 4. um l h 30' Gewitterregen, am 6. Höhenrauch, am 8. fernes Gewitter,
von W. nach NO. ziehend, am 9. Höhennebel.
Am 11. 12. und 13. Schnee bis 2800' herabreichend, am 15. schönes Abendroth.
Am 18. Blitze im S., der Schnee im Hochgebirge grösstentheils aufgelöst.
Am 19. um 4 b Gewitterwolken, Sonnenhof, am 20. fernes Gewitter, von W. nach SW. strahlendes Abendroth, um 1 l h Blitze im SW., am 21. um 7 h fernes Gewitter von W. nach
SW., starker W. Wind, um 7 b fernes Gewitter im W., am 22. strahlendes Abendroth, am 23. um 5 h fernes Gewitter im W., um 7 h 15' von O. nach W. über das Thal ziehend, am 26 um
ll h nahes Gewitter aus W., nur einige Minuten dauernd, am 27. fernes Gewitter von NO. nach SO., um 10 h 45' Sturm aus W., am 30. Sonnenhof, um ll b Ab. Blitze im W.
Klagenfurt. Gewitter am 13. 16. 18. 21. 22. 24.
Ergänzung zum vieljährigen Mittel: Luftdruck +6*45, Luftwärme +2*22, Feuchtigkeit 10 Pr., Niederschlag 33*57, also alles unter dem Durchschnitte. Seit 1813 hatten nur
die Jahre 1813, 1814, 1820, 1821, 1824, 1825, 1832 und 1847 kältere Juni, die Jahre 1818 und 1822 Juni mit weniger Niederschlag.
Am 1. Sturm aus NW., Schnee bis 4000', am 13. Sturm aus O., am 3. und 14. schwacher, am 15. starker Reif, welcher Hirse, Mais, Fisolen und Roggen stark beschädigte.
Krakau. Regen am 1. 3. 10. 11. bis 18. 23. 27., am 15. 16"l4, am 1. 6 : 69, am 5. Nebel, am 11. Blitze, am 12. Gewitter, am 18. Nebel, am 26. 29. 30. Blitze, am '! Hagel.
Kremsmünster. Regen am 1. 4. 8. 10. 1 1. 12. 13. 14. 23. 29., am 8. 5'"70.
Am 1. schwacher Regen, kalt, die Hoch- und Vorberge bis tief herab beschneit, am 2. war der Schnee in den Vorbergen wieder grösstentheils weg, am 3. Reif im Thale, am 6.
während des ganzen Tages sehr dunstige Luft, wie mit Höhenrauch gesättigt, am 9. sehr warme Temperatur, Maximum 21*5, um 9 h Ab. Gewitter im N. und NO., um 10 b Gewitter im S.
mit Gussregen, Blitze bis Mitternacht.
Am 13. kalt 4-4*7, Hochberge und die Spitzen der Vorberge dicht beschneit, am 14. und 15. Morgens kühl, Minimum 4*2, am 16. Morgens an der Krems schwacher Reif, am
17. ist der Schnee in den Vorbergen wieder aufgelöst, am 19. im W. öfteres Blitzen, am 19. gegen 7 h Ab. im O. fernes kurzes Gewitter.
Am 23. um l h Ab. im NW. Donner; um 5 b 30' Gewitter im O., zieht gegen S. bis S h Ab., am 26. um 10 b Ab. Blitze im N., gegen 1 l h Donner im N. und NO., aber schwach,
am 27. um 5 h Ab. im N. schnell vorüberziehendes Gewitter.
Am 29. nach einem sehr warmen Tage um 8 b 30' Ab. Gewitter im NW., welches auf der Nordseite vorüberzieht, um 9 h Ab. ein neues Gewitter im W., kommt gegen 10 b ziemlich
nahe, und geht nördlich bei heftigem Westwinde und Regen vorüber, im NO. Blitze bis Mitternacht.
Am 30. Blitze im NO., der Schnee ist in den Hochgebirgen grösstentheils aufgelöst.
Der Gang der Gewitter in diesem Monate war für Kremsmünster ein ziemlich anomaler, meist von N. nach S.
Kronstadt. Regen am 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 13. 14. 15. 16. 18. 19. 21. 22. 24. 25., am 22. 24'"l9, am 2. um 9 h Früh und 8 b Ab. Strichregen, um 4 b Ab. Gewitter aus S., um
9 h Ab. Blitze im N., am 3. den ganzen Tag Regen (19 "' 96), vom 2. auf 3. und am 3. Vorm. Regen, am 4. um 6 h 30'Ab. wenig Regen, vom 4. auf 5. und am 5. Morg., dann um 5 h und
8 b Ab. Regen, am 6. um 1 l h Vorm., am 7. um 5 h Ab. Strichregen.
Am 8. von 12 bis 3 Uhr grosser Sonnenhof von circa 40 Durchmesser, um 5 h Ab. Gewitter im W-, am 11. Blitze aus S., lim 10 h Ab., am 12. aus W. um 9 h Ab., am 13. von
9 h Morg. bis in die Nacht hinein liegen, am 14. Vor- und Nachmittags feiner Landregen, am 15. Tag und Nacht ununterbrochener Landregen, am 16. den ganzen Tag bis Ab. Regen.
Am 18. um 9 h Ab. Blitze im N. und Regen, am 19. um l 1 ' 6 b 8 h Ab. Regen.
Am 21. um 4 h Ab. Gewitter und Regen aus NW., um 9 b Ab. Blitze im N.
Am 22. um 5 h 30' bis 7 h 30' Früh Gewitter aus W., mit wolkenbruchartigem Regen, um ll h Vorm. Gewitter und Regen aus W., dann um 4 h und 8 h Ab. Regen.
Am 24. um 4 h Ab. wenig Regen, am 25. um 1 ü h und ll h Vorm. Regen, am 28. um 10 1 ' Ab. Blitze im SO.
Laibach. Regen am 1. 10. 11. 12. 21. 22. 26. 30., am 11. 4 "22.
Lemberg. Regen am 1. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 18. 22. 23. 25. 27. 28., am 14. 2l'"l0. der Regen fiel am 1. von 4 b 45' bis 8 h 15' Ab., am 11. von l h bis l b 5' Ab. und von
3 h 2' bis 3 h 10', am 12. Nachts, am 13. von 3 b bis 3 b 13' unrnessbar, am 14. Nachts bis 10 b Ab., am 15. Nachts bis 2 h 30' Ab., am 16. 18. Nachts, am 22. Strichregen um l h 3 b und
6 h Ab., am 23. von l b 30' bis 4 h 8', am 25. von 1 bis 6 Uhr Ab., am 27. von 5 b 30' bis 6 h 30' Ab., am 28. um 7 b 30' Morgens.
Am 11. Blitze im W., am 12. Gewitter von 2 b 30' bis 3 h 30', mit Hagel von 3 b 2' bis 3 b 4' aus SW., der Hagel war eliptisch, durchsichtig, die Oberfläche glatt, mit milchweissem
runden, 2"' im Durchmesser grossem Kern, das grösste Stück hatte 5*9 Längen- und 5*4 Quer-Durchmesser.
Leutschau. Regen am 2. 3. 10. 11. 12. 14. 15. 16. 17. 18. 22. 25. 26. 27. 28., am 12. 6"'78.
Am l. N 8 — 9 , am 10. SSW 7 , am 10. um 5 h 30' Ab. Gewitter mit plötzlich sich entladendem Regen, der in 4 bis 5 Minuten 2'*43 gab, am 11. um ll b 20' Mittags gegen O., am
12. N 7 , am 13. NNW 7 , am 14. N 8 — 9 , den ganzen Tag und bis 15. 9 b Morg. wellenförmig, dann stossförmig und abnehmend bis NVV4— Schnee bis 3500', einen Fuss tief, so dass am 14.
Schafe, Kälber und Lämmer erfroren.
Am 21. um 12 b Mittags Gewitter gegen W.; am 26. um 3 h im NO., am 28. um 3 b gegen NNO., am 30. Blitze im NW.
Lienz. Regen am 10. 1 1. 13. 19. 21. 22. 30., am 21. 3*62.
Am 1. Abendroth, am 2. starker Morgenthau und schwacher Reif, am 3. starker Thau, am 3. und 4. Wolkenzug aus N 5 ~ 6 , das Hochgebirge bis 8000' herab schwach beschneit,
am 5. purpurnes Abendroth.
Am 6. starker Thau, tagsüber etwas Höhenrauch, schwaches Alpenglühen ohne Abendroth, am 7. ebenso, aber herrliches Abendroth. Die Isel war sehr wasserreich, am 8. starker
Thau, drohendes Gewitter im W., von SW. nach NO. ziehend, von 5 bis 6 Uhr Ab. NW 7 , am 9. von 10 bis 5 Uhr Ab. NW 5 — 7 , stossweiser Spritzregen, schwacher Schnee bis 8000'
herab, am 10. tagsüber sehr reine Luft, um 6 b und 10 h Ab. Platzregen.
Am II. um 6 b 30' prachtvolle Nebensonne durch eine halbe Stunde sichtbar, sehr reine Luft, Sturm im Hochgebirge, Abendroth, am 13. von 8 h Morg. an NW 6 — 7 , Hochgebirgs-
sturm, tagsüber sehr reine Luft, Schnee bis 7000' herab, Windwolken, ebenso am 14. bis ll b Morg., dann Aufheiterung aus N. und Aufhören des Hochgebirgssturmes, am 15. starker
Reif, sehr reine Luft., um 2 b Psychrometer 4-16°8, -f-7°8, Dunstdruck 1*20, Feuchtigkeit 16 Proc., Abendroth.
Am 16. Thau, dann trübe Luft, am 17. oft Strichregen, Abendroth, am 19. um 7 h Gewitterregen, Abendroth, am 20. etwas Höhenrauch, Abends Blitze im NO. Abendroth.
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Verlauf der Witterung im Juni 1857.
Am 21. starker Thau, um 12 h schwaches Gewitter, um 2 1 ' Ah. im SO. Drehung des Windes, am 22. Spritzregen, dann Strichregen, um 7 h prächtiges Abendroth und doppelter
Regenbogen, am 23. sehr reine Luft, Abendroth, am 24. seit t b 45' 0 7 — 8 , staubige Luft, Strichregen, am 25. Thau, herrliches Abendroth.
Am 26. 27. 28. herrliches Abendroth, das (Gletscher-) Wasser des Isel rasch steigend, am 29. starker Thau, von 12 bis 3 Uhr SO 5 — 7 , Abends Mondhof, am 30. Abends
schwacher Strichregen, Schneegrenze auf der Südseite 8200', auf der Nordseite 8000', aber nur noch strichweise.
Herr Keil schreibt: Ein ungemein trockener und dabei ungewöhnlichwindiger Monat, die Trockenheit hat indess den Feldfrüchten (mit Ausnahme von Verbrennung auf einigen
Gründen) weniger geschadet, als der seit langen Jahren (30) unerhört starke Reif am 15., der die jungen Blätter von Mais, Kartoffeln, Fisolen, Kürbisse ganz versengte. Mais und Kartoffel
erholte sich wieder; Winterroggen litt an manchen Stellen so hart, dass er abgemäht werden musste. Die Einkörnung dürfte ebenfalls gelitten haben; am Weizen, der eben in bester Blüthe
stand, ist noch keine üble Wirkung des Reifes sichtbar.
Wie gewöhnlich, waren auch diesmal die Bergabhänge vom Reife verschont, der nur die Ebene, und zwar in sehr verschiedenem Masse traf, am meisten die Äcker der Drau
entlang; auch auf einem und demselben Acker war die Wirkung eine verschiedene, da von oft sehr nahe stehenden Pflanzen einzelne Individuen kaum Spuren derselben trugen, andere ganz
getödtet wurden.
Linz. Regen am 1. 2. 4. 9. 10. 11. 13. 14. 17. 21. 23. 26. 27. 29., am 1. 13*48, am 1. in der Nacht und den ganzen Vormittag anhaltender Regen, am 4. Donner zwischen
3 h 30' und 4 h 30', am 5. und 6. Höhenrauch, am 8. Morg. rauchfarbiger Nebel im Thale, um 9 h Ab. Blitze iin W., so dass der ganze westliche Horizont erleuchtet wurde, später Donner,
am 9. stürmisch aus W 5 — 8 , am 10. deutliches Hervortreten der Gebirge, am 13. von 11 bis 12 Uhr Morg. Platzregen mit Hagel von Erbsengrösse, ebenso am 14. um S h 45', am 15.
schwaches Abendroth.
Am 16. deutliches Hervortreten der Hochgebirge. Im Thale Reif an manchen Stellen; am 17. Höhenrauch, ebenso am 18., am 17. und 20. deutliches Hervortreten der Hochgebirge,
am 21. Wasserziehen der Sonne, stürmiseh aus W., am 23. von 6 bis 7 Uhr Ab. Gewitter im SO., Morgens dichter Nebel, am 25. Höhenrauch und Abendroth.
Am 26. Nachts auf 27. Gewitter, am 27. von 5 bis 6 Uhr Ab. Gewitter, am 28. Höhenrauch, Abendroth, am 29. Morgenrotli, Höhenrauch*), am 29. Nachts Gewitter mit Sturm
und Hagel, am 30. um 9 1 ' Ab. Blitze im NO.
Lissa. Regen am 1. 2. 13. 14. 22. 24., am 1. 3 04, am 11. 12. 21. 22. Gewitter. Herr Franz Krema, k. k. Militärarzt, schreibt: der heurige Sommer gleicht mehr einem Herbste,
mit Ausnahme einiger wenigen Tage ist die Temperatur für Lissa, und im Vergleiche zu anderen Jahren sehr niedrig.
Unter den Winden war in diesem Monate die Bora vorherrschend, was sonst im Sommer eine grosse Seltenheit ist. Nur an 10 Tagen stieg die Temperatur auf 20 bis 23 .
St. Magdalena. Regen am 1. 4. 10. 11. 13. 14. 23. 27. 28., am 1. 8*86, am 3. Blitze im SW., am 4. im S., am 30. im W., am 4. Donner mit Hagel. Am 10. 11. 12. 21. 27.
Gewitter mit Hagel.
Häufiger Strichregen, Ende des Monates bedeutende Dürre.
Mailand. Regen am 9. 11. 19. 23. 24. 30., am 30. 22*00, am 11. um 2 h 30' Donner, am 30. um 12 b Gewitter, Sturm und Gussregen, um 6 h 15' Regen mit Donner, um 7 h 15'
mit Hagel.
Martinsberg. Regen arn 1. 2. 3. 10. 21. 22. 23. 25. 26., am 1. 4'90, am 11. um 3 h 26' Ab. grosser Sonnenhof, Nachts Blitze, am 18. Thau und Abendroth, am 21. um 3 h 30'
Ab. Gewitter, am 25. um 7 h 45' Ab. Sturm, am 26. von 4 bis 8 Uhr Gewitter, am 30. Mondhof.
Vom 1. auf 2. Wolkenbruch im ßakonyer Waldgebiete, besonders beim Orte Bärsoyos, durch den Bach Bakonyfolyas, zerstörend.
Mediasch. Regen am 2. 3, 4. 5. 13. bis 16. 18. 24. 28., vom 2. auf 3. 13*88, am 6. Nebel, am 11. Blitze, am 12. Gewitter, am 19. Blitze, am 22. Gewitter, am 23. Nebel.
Melk. Regen am 1. 2. 9. 10. 12. 13. 17. 21. 22. 23. 24. 29., am 1. 9*86.
Am 1. dauerte der Regen bis Vormittags, Abends von 5 bis 11 Uhr wieder ferner Regen, bis 4. wechselnde Bewölkung, um ll h viermaliger Donner, am 5. Spritzregen, Abends
Mondhof.
Am 6. nach 9 h Ab. Lichtmeteor von SO. nach NW. ziehend, einen dunklen Punkt mit langem lichten Schweife vorstellend, am 8. Nebel im Thale, später höhenrauchartiger Nebel,
um l h Gewitter, Intervalle 10 bis 16 Secunden, Ab. Blitze im NW., am 9. um 1 '* 2' Gewitter, das eine im O., das andere im W. bis in die Nacht hinein dauernd, dabei SW. Wind bis zum
Sturm, im Bereiche Melks wenig Regen.
Am 10. Abkühlung nach dem gestrigen Wolkensturz, am 11. um 6 1 ' Ab. alpenförmige Haufenwolken im W., dann häufige Blitze, gewitterdrohende Wolken im Zenithe von Melk
wurden bald wieder aufgelöst, bis 20. sehr wechselnde Bewölkung mit kleinern Spritzregen, am 21. Sturm aus SW., um 8 h Donner, um 4 h etwas Hagel, Donner in Intervallen von 6",
Windstille, um 8 h Abends wieder Sturm durch die ganze Nacht; am 22. und 23. sehr wechselnde Bewölkung, am 23. Nachmittags oft Donner, am 24. von 5 bis 10 Uhr dichter Nebel
von 2 bis 4 Uhr Ab. Gussregen in Melk, am 26. staubführender SW. Wind, am 29. Blitze im WNW., um 10 1 * Sturm, aus W. Gewitter.
Meran. Regen am 9. 10. 11. 22. 24. 30., am 10. ll y 90, am 21. um 6 h Ab. grosser Sturm aus W. Auf den Bergen Hagel.
Oderberg. Regen am 1. 2. 3. 10. 12. 15. bis 18. 21. 23. 28., am 15. 7*60, am 1. 6*41, am 1. dauerte der Regen hier bis 3 h 48' Früh mit Unterbrechung bis 6 h 12' Morg.,
um 12 h 30' Sturm aus N., am 2. um 5 h 30' Sturm, am 3. um l h 46', am 4. und 5. Morg. dichter Nehel.
Um 1 !| Mittags Zug der Libellen in grossen Schaaren von W. nach O., vom 8. bis 11. oft starke Winde aus NW., am 11. Nachts starker Frost, der die Kartoffelpflanze versengte,
dauernd rauhe NW. Winde, am 23. um 10 h 18' Mittags Gewitter, um 5 h 5' Ab. im NW., am 24. Morgens starker Thau (Mehlthau durch Blattläuse), am 27. um l h 30' Gewitter in der
Ferne, am 29. um 8 h 30' Ab. Blitze im N., am 30. um 3 h 30' Morgens Gewitter gegen W. (Wetterleuchten in Wien).
Ödenburg. Regen am 1. 9. 10. 26., am 1. von Morgen bis Abend dauernder Regen bei +6°, kalt, unfreundlich bis 4., ebenso am 13. (dem Tage der Schneefälle und folgender
Reife in den Alpen), vom 7. bis 30. täglich von 8 h Morg. bis 5 h Ab. sehr windig.
Ofen. Regen am 1. 2. 3. 4., am 1. 2*93.
Olmütz. Regen am 1. 15. 18. 21. 26. 30.
Am 19. prachtvolle Abenddämmerung, am 21. war um 11 h Mittags Gewitter östlich von Olmütz, am 26. um 6 h Gewitter, Abends Blitze, am 27. nach 10 b fernes Gewitter, am 28.
um ll h 16' fernes Gewitter im SW., am 29. um 10 1 ' 48' Blitze im N., am 30. um 2 h 3' Morg. grosses Gewitter im S.
St. Paul. Regen am 1. 10. 11. 13. 17. 21. bis 24., am 21. 8*26, Nebel, am 14. und 15. starker Reif, Gewitter am 8. 17. 21. (24. ?) 30., am 21. mit SO. Sturm und Hagel.
St. Peter. Am 1. Schnee.
Pilsen. Regen am 3. 9. 10. 12. 13. 27. 29., am 21. um 4 h Ab. Gewitter im NO., um 8 h Ab. Blitze im S. und W.
*) Es scheint, «lass «las häufige Vorkommen «les Höhenrauches identisch sei mit einem rauchartigen Dunstnebel in der Nähe grösserer Städte , sich aber ganz, von jenem eigentlichen über ganze Länderstrecken ziehenden Höhenrauch«,
wie z. B. im Mai «1. J., unterscheide, ich möchte ersteren daher lieber Itauchnehel nennen. Bt.
VH
Verlauf der Witterung im Juni 1857.
Plan. Regen am 10. 11. 17. 22. 24. 20., am 10. 16'70, am 13. NO 7 und Schneegestöber, die Flocken gleichen mehr einem leisen Hagel als dem Schnee, am 15. starker Reif,
am 21. um 5 h 30' Ab. Gewitter mit Hagel.
Prag. Regen am 1. 4. S. 9. 10. 11 12. 13. 14. 18. 23. 30., Nebel am 2. 5* 6. 7. 19. 24. und 25., am 2. schwach gefärbter Sonnenhof von circa 20° Radius, am 8. von 3 b Ab.
Sturm aus NW., um 4 h Gewitter aus W.; am 26. um l h Morg. häufige Sternschnuppen im Perseus und Delphin, um tl h Ab. Blitze im SSO., am 29. um 10 h Ab. Gewitter im S., um
ll h Sturm aus WSW., am 30. um 10 1 ’ Ab. Gewitter im S.
Preg rat teil. Regen am 8. 10. 11. 19. 21. 22. 30., Schnee am 13., am 2. Reif und Frost, am 3. Reif, am 5. und 6. Höhenrauch, am 6. Abendroth, am 8. Gewitter, am 9.
Höhenrauch, am 13. Schnecsturm, am 14. 15. 16. Reif, am 19. Gewitter, am 22. 23. 24. Abendroth, am 27. Höhenrauch.
Pressburg. Regen am 1. 2. 10. 22. 23. 27., am 27. 3"’90, am 5. 6. 7. 19. 26. 27. 28. 29. war die Luft rauchig, am 4. schwacher Mondhof, am 23. fernes Gewitter, am 27.
gegen l h starkes Gewitter, im N. und NO. Gewitterstreifen.
Pürglitz. Regen am 8. 9. 11. 12. 13. 24. 29., am 9. 6‘90, am 2. und 4. Reif, am 2. Gewitter im NW. um l h , hier um 2 b , am 14. Frost, der die Gurken versengt, am 15. um
l h Donner, am 22. von 3 bis 4 Uhr im SW. Gewitter, am 26. Mittags Dunstnebel, vom 29. auf 30. Blitze im W. und SW.
Ragusa. Regen am 1. 2. 4. 6. 7. 8. 11. 23. 24. 25., am 7. am 1. um 8 h Ab. sehr helle Blitze aus NO. bis SO., am 3. um 6 h Ab. stürmisch aus N., am 26. starker
NO. Wind.
Am 30. sehr warmer SSO. Wind, so, dass um 10 h Ab. die Wärme (19°3) höher war als um 2 h Ab. (19 ? 0).
Reichenau. Regen ist angemerkt am 29. (nur ?), am 8. fernes Gewitter, am 14. und 15. starker Reif, am 21. Morg. starker Nebel, um 5 h Ab. Gewitter, am 24. Morg. starker
Nebel, am 29. von 10 h bis 12 h 30' Mittags Gewitter. Die beiden Reife am 15. und 16. Juni haben das blühende Korn ganz vernichtet, die Kartoffel trieben wiederholt, weil das erste Kraut
ganz versengt wurde.
Rom. Am 3. Juni um 12 b Mittags fernes Gewitter im O., Gewitter in der Nähe, am 12. um 2 h Ab. schwaches Gewitter, am 22. um 6 h Ab. fernes Gewitter im NO.
Rosenau. Regen am 2. und 3. 13. 17. 25. 26., am 13. 5‘76, am 21. Donner.
ltzeszow. Regen am 1. 2. 10. 11. 13. 14. 15. 16. 18. 23. 30.
Am 10. Gewitter, aus SSW. gegen N. ziehend, um 3 b 30' mit einmaligem Donner, um 4 1 ' 40' ein zweites aus S. nach N., dauert bis 5 h , um 7 b Ab. ein drittes aus SSW. nach N..
im Anfänge mit Sturm durch 5 Minnten, endet um 8 h 45'.
Am 11. um 4 h 15' Gewitter im S. SW’, und W., gleichzeitig Gewitterwolken gegen W. ziehend, seit 4 h 25' begann ein fortdauernd mittelmässiges starkes Donnern ohne Intervalle,
auch war kein Blitz sichtbar, um 4 1 ' 35' starkes Blitzen und Donnern, 3 bis 4 Secunden Intervalle, die ganze Gewittermasse zog nach S. um 4 h 50', später plötzlich nach O., wo eine
ungemein heftige Entladung stattfand, um 4 h 55' Sturm mit Hagel bis 5 h dauernd, die Eisstücke waren 5 bis 5% und 6 Loth schwer und schlugen schwächere Äste von den Bäumen, um
5 1 ' 5' eine zweite Entladung, aber nur mit erbsengrossem Hagel, vermischt mit Regen bis 5 h 8', um 5 b 10' nochmals eine Entladung, das Gewitter dauerte bis 5 h 30' und verlor sich gegen
NO., Niederschlag waren 5 r 7, das Hagelwetter war auf 1 Meile im Umkreise Rzeszows.
Am 30. um 6 b 15' Gewitter aus SW. bis 7 h , ein zweites von 10 1 ' 30' bis ll h 15' Nachts im W., ebenfalls schwach.
Sc hass bürg. Regen am 2. 3. 4. 5. 8. 9. 16. 18. 22., am 3. 9 "32, am 14. 8*12.
Salzburg. Regen am 1. 4. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 21. 22. 23., am 1. 11*66, am 21. 11*64.
Am 1. die ganze Nacht hindurch. Morgens und Abends Regen, am 4. zwischen 5 und 7 Uhr Ab. heftiges Gewitter von O.; am 8. von 7 bis 8 Uhr Ab. Gewitter mit Platzregen,
am 9. die ganze Nacht, Nachmittags und Abends, am 10. die ganze Nacht, am 11. Nachts und Morgens, am 12. Morgens, am 13. die ganze Nacht, dann von 1 bis 2 Uhr Nachmittags
Regen mit Hagel.
Am 14. Nachts Regen und Riesel (kleiner Hagel), auch Morgens, auf den hohen Bergen (Untersberg, Göll) Schnee, am 17. um 9 h 30' Ab. Sternschnuppe in der Wage, am 21. von
5 bis 7 Uhr Morgens Gewitter aus SW. mit Regen, Abends Donner und Regen, am 23. die ganze Nacht und Morgens Regen, auch bei Tage etwas, am 23. von 2 bis 4 Uhr etwas, am 29.
von 9 bis 10 Uhr heftige Blitze aus allen Richtungen.
Schemnitz. Regen am 1. 2. 3. 10. 26. 27., am 3. 3*72. am 10. Mittags Gewitter, ebenso am 21.
Schössl. Regen am 4. 8. 9. 10. 11. 14. 22. 29., am 9. 6‘49.
Am 7. um 3 h 10' Ab. schwache Erderschütterung von W. bis O. Dauer 2", dieses Erdbeben wurde auch in einem weiteren Kreise bis über das Erz- und Mittelgebirge hinaus
wahrgenommen, am 8. stieg die Wärme um 10 h 30' Früh schon auf -f-24 , von 11 bis 2 Uhr war Gewitter am Horizonte, ebenso am 29. und 30.
Semlin. Regen am 1. 2. 4. 6. 7. 11. 12. 14. 15. 23. 25., am 15. 7*46.
An» 1. von 2 h 30' bis 5 1 ’ Ab. Gewitter aus NO., am 6. von 4 h 45' bis 7 h 10' heftiges Gewitter aus S. gegen N. mit Sturm und Platzregen, am 10. um 10 b 45' Ab. Gewitter.
Herr Amtsleiter W. bemerkt noch :
Am 21. von 8 b 30' starke elektrische Schläge am Relais, ringsum am Horizonte heftiges Wetterleuchten, von 10 h 50' Nachts ungewöhnlich heftiges Gewitter mit Sturm und Platz
regen von N. nach S. bis 2 h Morgens, Blitze und Donner fast ununterbrochen dauernd, um 12 h unter alles erschütternden Schlägen, von 12 1 ' 45' waren die Explosionen nur mehr nach
12 —15' Zwischenräumen zu hören, der Stürm dauerte von ll b 40' Nachts bis l b Morgens aus NO 10 , am 21. 19*51, am 23. 24. 25. Gewitter.
Sexten. Regen am 8. 9. 10. 11. 17. 19. 21. 22. 30., Reif am 2., Höhennebel und Nebel am 10., am 11. Nebel, ain 12. 13. 14. 15. 16. Reif, am 21. Gewitter mit ziemlich
starkem Hagel, am 25. Abendroth, am 31. Gewitter.
Smyrna, liegen am 5. 13. 14. 15. 16., am 21. sehr wenig, vom 13. auf 14. 7*35, am 13. von 7 bis 1 Uhr Ab. Gewitter, am 21. von 10 b bis ll b 30' leichtes Gewitter, am 22.
um 4 b Ab., am 17. Nebel gegen W.
Salden. Regen am 4. 8. 9. 10. 11. 12. 16. 17. 19. 21. 22. 30., am 10. 3*72, am 11. Schnee mit Hagel, am 12. Schnee, am 13. Hagel.
Herr Alois Grisseinann hat über den Salden ferner unter andern mitgetheilt, dass derselbe im Wachsen begriffen sei, und schon manche Strecke fruchtbaren Landes bedeckt habe,
das Wachsen des Fromers sei am stärksten bei einem Witterungs-Wechsel oder- bei Südwind.
Szeged in. Regen am 1. 2. 3. 4. 11. 12, 24., am 3. 5 02, am 22. O 6
Ty mau. Regen am 1. 2. 3. 10. 21. 22. 27., am 9. Blitze, am 21. Gewitter mit Hagel, am 23. Gewitter mit doppeltem Regenbogen, um 6 b Ab. fortdauernde Dürre, der Wasser
stand sehr tief, am 21. begann die Ernte des Roggens, das Heuerträgniss ist schlecht, die Hutweiden, auf denen das Vieh vor Hunger brüllte, sind zu braungelben Plätzen verbrannt.
Trauten au. Regen am 1. 2. 3. 8. 9. 10. 11. 15* 16* 23., am 10. und 23. Gewitter.
Trient. Regen am 9. 10. 11. 12. 19. 22., am 9. Gewitter, am 21. um 10 b Ab., am 24. um 2 b stürmisch, ebenso am 16. und 30.
Triest. Regen am 1. 11. 12. 13. 22., am 4. Ab. Blitze aus W.
VIII
Verlauf der Witterung Im Juni 1857.
\
Udine. Regen ain 9. 10. 11. 21., am 11. und 21. Gewitter.
Un ter-Till iach. Regen am 8. 9. 10. 11. 17. 21. 24. 30., am 2. Reif, am 7. Höhenrauch, am 8. Gewitter im S.. am 9. Morgenroth und Höhennebel, am 10. und 11. Höhennebel,
am 13. 14. 15. Reif, am 21. Gewitter mit Hagel, am 25. und 26. Abendroth, am 29. Höhenrauch.
Valona. Regen am 1 6. 7. 8. 13. 15. 24., am 24. 23'46.
Venedig. Regen am 1. 9. 11. 13. 14. 21. 24., am 21. 3 n 54, am 4. etwas Nebel, Abends Blitze, am 9. fernes Gewitter um 6 h Ab. mit Regen, am 10. Ab. Blitze, so auch Nachts,
am 12. um 5 h Ab. drohendes Gewitter aus SW., am 13. Ab. schwaches Gewitter, am 14. drohender Sturm, am 24. stürmisch aus SO. mit Regen, am 26. starker S. Wind.
Wallendorf. Regen am 1. 2. 3. 4. 5. 13. 14. 15. 16. 18. 19. 22. 28., am 4. 11*’20, am 1. Gewitter, am 8. in der Ferne, am 11. 12. 13. vorüberziehende Gewitter, am 27.
nach 9 h , am 28. um 10*' Ab. Gewitter. m
Weissbriach. Regen am 10. 11. 16. 21. 22. 23. 24. 30.. am 10. 3 "'80, am 20. Blitze, am 21. Gewitter.
Am 14. und 15. Juni Reif, Herr Pfarrer Kohlniaier bemerkt: der Reif am 14. und 15. hat sich hier an den Feldfrüchten kaum bemerkbar gemacht, am nahen, höher gelegenen
Weissensee hat derselbe den Mais stark versengt Im benachbarten Drauthale hat er Fisolen und Kürbisse ganz zerstört, auch Mais und blühenden Klee hart getroffen.
Am 21. um ll h Morgens Temperatur + 22 9 5, um l h -}-12 9 7, in Folge eines fernen Hagelwetters.
Wien. Regen am 1. 2. 11. 22. 23. 24. 27.. am 2. 3"'64.
Wiener-Neustadt. Regen am 1. um 7 h Ab., am 10. um 9 1 ’ Morgens und 3 h Ab., am 21. um 7 h 30', am 23. um ll h 30', am 26. um 10 h und 12 h 30'.
Am 2. 3. Abendroth, am 4. glühend, am 10. Abendroth, am 16 schönes Abendroth, am 21. um 9 h Gewitter im SW. ohne Regen, am 23. Regen mit Donner um 1 l h 30', am 28.
Abendroth.
Wüten. Regen am 1. 9. 10. 11. 13. 21. 22. 23. 26., am 9. lü"’48.
Am 1. Schnee bis 5500' über der Thalsohle, am 4. kurze Strichregen, am 8. Blitze im NO., am 10. Schnee bis 3500' ober der Thalsohle, am 12. und 13. Gewitter, Schnee bis
3500', ein Gewitterzug folgte dem anderen, dabei schneite es auf den Bergen, am 14. lag der Schnee bis 1000' ober der Thalsohle.
Am 19. starke Morgenröthe, am 21. fernes schwaches Gewitter, am 22. Gewitterwolkenzüge, am 24. doppelter Regenbogen, am 30. starker Südwind.
Zavalje. Regen am 1. 2. 12. 23. 25. 26. 27., am 1 23"'98, am 13. 14. 15. war hier kein Frost.
Mittlere Temperatur aus 24stiindigen Beobachtungen in Wien 14 ? 81, aus 18 h 2 h 10 h 14 9 54, aus 19 h 2 1 ' 9 h 15 9 45, aus 18 h 2 h 8 h 15 9 37, aus 18 h l 1 ' 8 h 15 9 25, aus 20 h 2 h 8 h 15 9 98,
aus 19 h 3 h ll h 14 9 78.
Magnetische Störung: am 15., Störungen des Luftdruckes am 16., der Temperatur vom 1. bis 3. und am 29., der Feuchtigkeit am 19. und 23.
Magnetische Declination, am 15. und 16. Juni 12°38'19, Horizontale Intensität: 2'01037, Inclination 64°9'61.
Veränderungen.
Durch die Bemühung des Herrn F. Keil ist in Buchenstein eine Beobachtungsstation errichtet worden. Herr Gustav Rassl, k. k. Bezirksförster, leitet daselbst die Beobachtungen;
Buchenstein (Pieve) liegt unter dem 4 6°29' n. B. und 29 37' ö. Länge von Ferro, 4681' (Wiener Fuss) hoch, am südwestlichen Abhange des Col di Lana im Livinal Longo Thule, das
von SO. nach NW. ansteigt und seine Gewässer der Piave zuführt.
In Comorn hat der k. k. Telegrafenamtsleiter Herr And. Kögl freiwillig die Beobachtungen übernommen.
Gesundheitszustände im Juni 1857.
Herr Dr. Krzisch, Ober-Neutraer k. k. Comitats-Physicus, schreibt aus Tirnau: die am häufigsten beobachteten Krankheiten waren Magen- und Darmkatarrhe, entzündliche katarrhalische
Hals- und Brust-Affectationen, Fortdauer der Masern-Epidemie in allen Gegenden. Sehr selten Wechselfieber, noch seltener Typhen.
Unter den nützlichen Hausthieren: Sporadischer Milzbrand unter den Rindern in allen Gegenden, gutartige Drüse hei den Pferden, Epizotien keine.
Herr Dr. Kruesz sagt von Martinsberg, der Gesundheitszustand war ziemlich gut, vorherrschende Krankheiten sind gastrische und Wechseltieber.
IX
Herr Dr. Rohrer hat seit Jahren mit sehr gutem Erfolge das im folgenden Aufsatze beschriebene Verfahren befolgt, um zur autographen Darstellung der Regentropfen und Schnee-
Hocken zu gelangen, und wünscht dasselbe nun zu veröffentlichen, wozu ich ihn, damit auch Andere sich an diesen Untersuchungen betheiligen können, aufgefordert habe. Es schienen mir
hiezu diese Übersichten ein um so mehr geeigneter Platz zu sein, weil auf diesem Wege das Verfahren vorzugsweise zur Kenntniss der mit Meteorologie sich beschäftigenden Leser kömmt
für welche es zunächst bestimmt ist.
Krei 1.
Darstcllungsweise Ton Abbildungen der Regentropfen und Schneefiguren.
Das Interesse , welches Untersuchungen über den Regen in Betreff der Grösse, Entfernung u. s. w. seiner einzelnen Tropfen, sowie über die in ihrer Form so wechselnden Schnee-
Hocken haben, veranlasste mich, eine bleibende Darstellungsweise derselben zu versuchen, welche ich, da sie sich seit mehr als 2 Jahren bewährte, in der Hoffnung mittheile, auch andere
Beobachter zu derlei Forschungen anzuregen.
Die einfachste Bereitungsweise des hiezu nöthigen Papieres ist folgende: 5 bis 6 grobgestossene Galläpfel werden mit ungefähr 1 Wiener Mass reinem Regenwasser übergossen, nach
24 Stunden wird die tiefgelb gefärbte Flüssigkeit abgegossen oder filtrirt, und in selbe reines weisses Schreibpapier eingetaucht, welches am bequemsten durch Aufhängen getrocknet wird.
Das so zubereitete Papier kann beliebig lange aufbewahrt werden. Um Abbildungen der Regentropfen zu erhalten, wird es auf einer flachen Unterlage mit Stecknadeln befestiget und horizontal
dem Regen ausgesetzt, wobei selbstverständlich Dachtropfen oder abprallender Regen vermieden werden müssen. Dann wird fein gepulverter Eisenvitriol (schwefelsaures Eisenoxydul) darüber
gestäubt, worauf die Tropfen in schwarzer Farbe zum Vorschein kommen. Nach dem Trocknen wird der überflüssige Eisenvitriol entfernt.
Um die Schneefiguren möglichst scharf darzustellen, muss man ein sehr glattes Papier wählen, und thut besser, es nicht mit dem Eisenvitriol zu bestäuben, sondern vor dem Gebrauche
das mit dem Galläpfel-Aufguss tingirte Papier mit möglichst fein geriebenem trockenen Eisenvitriol mittelst eines Baumwollbäuschchens leicht einzureiben. So zubereitetes Papier lässt sich
ebenfalls aufbewahren, jedoch nur an einem trockenen Orte, und darf nicht mit feuchten Fingern berührt werden; auch muss selbes, nachdem die Schneefiguren sichtlich und trocken
geworden sind, mit einem Federbart gut abgestaubt werden, um allen überflüssigen Eisenvitriol zu entfernen und dadurch späteren Flecken vorzubeugen.
Übrigens scheinen die Abbildungen der Schneefiguren schärfer auszufallen, wenn das vorbereitete, auf einem Brettchen befestigte Papier einige Minuten der Kälte und dann erst dem
Schneefall ausgesetzt, und ebenso nicht unmittelbar in das warme Zimmer gebracht wird.
Die Zeit, welche ich das Papier aussetze, ist beim Regen 3, beim Schnee 6 Secunden, doch hängt solches von der Stärke des Niederschlages ab; so war ich beim Regen manchmal
auf 1 Secunde beschränkt, während ich beim Schnee auch bis 18 in einzelnen Fällen zählte, um erkennbare Entfernungen der Tropfen oder Flocken von einander zu erhalten. Natürlich
bemerke ich solche Abweichungen von der gewöhnlichen Zeit auf dem betreffenden Papiere, welchem ich immer die gleichzeitige Beobachtung der Lufttemperatur und des Windes beifüge,
später aber Dauer und Höhe des Niederschlages hinzusetze.
Um den Durchmesser der fallenden Tropfen zu berechnen , setze ich gleichzeitig mit dem Papiere eine mattgeschliffene, mit Kreide abgeputzte Glastafel dem Regen aus, und messe
unmittelbar darnach die Höhe der aufgefangenen Tropfen mittelst eines Kartenblattes, dessen unterer wagrechter Rand genau eine Pariser Linie hoch und beliebig lang, so ausgeschnitten
ist, dass an beiden Enden des hiedurch entfallenden Dreieckes ein Stück der horizontalen Linie als Aufsatz auf die Glastafel zurückbleibt. Die lange Seite des Dreieckes ist in 10 gleiche
Theile getheilt, wodurch, wenn das Blatt senkrecht auf die Mitte des Tropfens aufgese-tzt und bis zur Berührung des schiefen Randes verschoben wird, die Höhe des Tropfens sich in Zehntel-
Linien ergibt.
Dr. Rohre r.
Sit/.l». il. mathem.-naturw. CI. XXVI. Utk I. Hef.
Phänologische Übersichten von Österreich im Juni 1857.
Von Karl Fritsch und Franz L ö w.
Phytophänologische Beobachtungen.
Die Zeiten gelten für die ersten Blüthen an den günstigsten Standorten.
Die ersten Blüthen:
Admont
Agram
Botzen
Brünn
Cilli
Grcstcn
Hermann
stadt
Inns
bruck
St. Jakob
Itaschaii
Kirch
dorf
Hlagen-
furt
Kremsicr
Krems-
münstcr
Kronstadt
Laibach
Achillea Millefolium . . .
Aconitum Lycoctonum . . .
Agrostcmma Githago . . .
Arnica montana
Atropa Belladonna ....
Campanula persicifolia . . .
„ Trachelium . .
Castanea «ativa
Centaurea Jacea .....
„ Seabiosa ....
Chrysanthemum corymbosuin
Clematis recta
Convolvulus arvensis . . .
„ sepium ....
Coronilla varia
Datura Stramonium ....
Daucus carota
Dclphinium consolida . . .
Dianthus harhatus ....
Digitalis purpurea ....
Ecliium vulgare
Galium verum
Geranium pratense ....
Gladiolus communis ....
Hieracium Pilosella ....
Ligustrum vulgare ....
Lilium hulhiferum ....
„ candidum
„ Martagon
Lythrum Salicaria ....
Medicago sativa
Melilotus officiualis ....
Nymphaea alha
Ocnothera hiennis ....
14/G
21/6
15/5
7/7
7/6
17/6
5/6
27/5
18/5
22/5
25/5
n/6 ;
12/6
25/5
10/6
16/6
18/6
10/6
10/6
14/6
14/6
20/6
6/6
25/6
27/6
10/6
10/7
3/6
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10/6
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23/6
18/6
6/6
W
2/6
3/6
27/6
18/6
23/6
16/6
20/6
21/6
4/6
20/6
10/6
29/6
13/6
16/6
18/6
14/7
16/6
16/6
5/6
18/6
20/6
18/6
14/6
5/6
16/6
14/6
26/6
22/6
27/6
27/6
26/5
2/6
6/6
12/6
13/6
2/6
17/6
7/6
2/6
30/6
3/6
28/6
20/6
6/6
14/5
29/6
1/6
17/6
2/6
28/6
7/6
12/6
3/6
3/5
23/6
22/6
18/6
3/7
10/7
18/6
16/6
25/6
26/6
16/6
18/6
27/6
3/6
4/6
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15/7
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23/6
12/6
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23/6 ;
25/6 |
10/6
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2/6
2/7
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5/7
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24/6
5/6
5/6
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7/7
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3/6
18/6
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27/6
15/6
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24/6
3/6
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24/6
i/7
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7/6
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9/6
24/6
30/6
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9/6
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7/6
30/6
27/6
27/6
23/5
9/6
22/6
30/5
29/6
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30/6
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19/6
14/6
14/6
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23/i
30/6
23/5
20/5
23/5
20/5
Sitzb. tl. mathein.-naturw. CI. XXVI. Lid. 1. Hell.
II
Die ersten Blüthen:
Admont
Agram
Brünn
Cilli
Grestcn
Hermann-
stadt
Inns
bruck
St. Jakob
Kascliau
Kirchdorf
Klagen-
furt
Krcuisicr
Krcms-
münstcr
Kronstadt
Laibach
Ononis spinosa
Papaver Rhoeas
Pastinaca sativa
Philadelphia eoronarius . .
Poleraonium coeruleum . .
Ruta graveolens
Samhucas Ebulus
n nigra
Saponaria officinalis . . . .
Sedum acre
Spiraea lilipendula . . . .
Tilia grandifolia
„ parvifolia
Triticum vulgare hibernum
Vitis vinifera
14/6
13/6
2/7
10/7
14/6
13/5
14/!
3/6
14/6
6/6
30/5
21/6
18/6
12/6
20/5
26/5
3/7
10/6
15/6
6/6
10/6
5/6
15/6
25/6
20/6
26/6
23/5
20/7
24/5
9/7
3/6
24/6
14/6
13/6
15/6
25/5
17/6
25/5
17/6
17/6
25/5
10/6
7/6
2/6
2/6
10/6
27/6
14/8
14/6
28/6
6/6
12/7
20/5
27/6
19/6
2/7
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27/6
17/6
24/6
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3/6
25/6
22/6
19/6
7/6
5/6
12/6
14/6
18/6
26/6
4/6
2/7
3/6
24/6
1/6
28/6
3/6
5/6
21/6
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10/6
20/6
30/6
2/6
9/7
6/6
30/6
9/7
6/6
3/6
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29/6
20/5
Die ersten Blüthen:
Lemberg
Leut-
schau
Lienz
Linz
Freinberg
Mcdiasch
Neusohl
Ncu-
titschcin
Ofen
Prag
Rovercdo
Rzcszow
Schem-
nitz
Wciss-
briach
Wien
Wiltcn
Achillea Millefoliura ....
Aconitum Lycoctonum . . .
Agrostemma Githago ....
Arnica montana
Atropa Belladonna
Campanula persicifolia . . .
„ Trachelium . . .
Castanea sativa
Centaurea Jacea
„ Scabiosa ....
Chrysanthemum corymhosum
Clematis recta
Convolvulus arvensis . . . .
n sepium .
Coronilla varia . . .
Datura Stramonium
Daucus carota . . .
Delphinium consolida
Dianthus barbatus . .
7/6
18/6
18/6
5/7
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11/8
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19/6
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3/7
23/6
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UI
Die ersten Blüthen:
Lemberg
Lcut-
schau
Lienz
Linz
Freinberg
Mediasch
Neusohl
Neutit-
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Ofen
Sclicni-
Prag Rovcredo Rzeszow
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Wciss-
briach
Wien | Wüten
Dig-italis purpurea . . .
Echiura vulgare ....
Galium verum
Geranium pratense . . .
Gladiolus communis . .
Hieracium Pilosella . .
Ligustrum vulgare . . .
Lilium bulbiferura . . .
„ candidum . . .
„ Martagon . . .
Lythrum Salicaria . . .
Medicago sativa ....
Melilothus officinalis . .
Nymphaea alba ....
Ocnotbera biennis . . .
Onouis spinosa ....
Papaver Rhoeas . . . .
Pastinaca sativa . . . .
Philadelphus coronarius
Polemonium coeruleum .
Ruta graveolens . . . .
Sambucus Ebulus . . .
„ nigra
Saponaria officinalis . . .
Sedum acre • .
Spiraea filipendula . . .
Tilia grandifolia
„ parvifolia
Triticum vulgare hibernum
Vitis vinifera
7/6
11/6
29/5
26/6
5/6
7/7
23/6
*/ 7
19/6
11/6
6/6
4/6
20/6
13/7
30/5
11/6
26/6
28/6
28/6
2/6
18/6
4/6
9/7
V 7
24/6
10/7
29/6
31/5
2/7
6/6
3/8
27/6
9/7
2/7
14/6
5/7
1/6
5/7
7/6
9/6
9/6
13/6
13/6
4/7
28/6
16/6
25/6
17/6
22/6
25/5
29/6
30/5
20/6
15/6
2/6
24/6
29/6
30/5
7/6
18/6
13/7
11/6
28/5
15/6
17/6
4/6
24/5
14/7
I 26/5
10/7
20/6
19/6
12/6
8/7
7/6
14/6
27/6
12/7
27/6
14/6
12/6
27/6
1/6
8/6
14/7
10/6
8/7
11/6
12/6
21/6
4/7
19/6
28/6
19/6
10/6
29/:
6/6
30/5
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4/5
25/6
24/5
25/6
1/7 | 25/6
24/6
31/5
1/6
6/6
11/6
11/6 | 30/5
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3/6 16/5
1/6
6/6
12/5
10/5
6/6
21/6 3/6
13/6
| 25/5
6/6
17/6
25/6
5/7
24/6
24/!
30/6
7/6
5/6
6/7
26/6
3/6
4/7
13/7
5/7
20/7
19/6
6/6
1/7
30/6
7/6
15/5
4/6
12/6
20/5
3/6
3/6
23/6
3/6
25/6
16/5
31/5
27/5
18/6
4/6
27/5
26/6
3/6
25/6
22/5
16/6
28/5
27/5
12/6
19/6
8/6
5/6
13/6
23/6
1/7
23/6
23/6
5/7
19/6
23/6
9/7
3/7
19/6
23/6
6/6
13/6
13/6
19/6
22/6
Erste Erscheinung
Adimonia tanaceti
Amphimallus solstitialis . . .
Aporia Crataegi
Arge galathea
Argynnis Latonia (2. Periode)
Aromia moschata
Cossus ligniperda
Deilephila euphorbiae . .
Epinephele Janira
Laiupyris noctiluca
„ splendidula ....
Liparis salicis
Lucanus cervus
Macroglossa stellatarura , . .
Plusia gamma
Sargus cuprarius
Sphinx convolvuli
Syntomis Phegea
Tabanus bovinus
Trichodes apiarius
Vanessa atalanta (2. Periode)
„ urtieae (2. Periode)
Zoophänologische Beobachtungen.
Die Zeiten gelten für die erste Erscheinung.
Agram
5/6
20/6
27/6
10/6
5/6
20/6
20/6
25/6
Gresten
27/6
25/6
26/6
5/6
23/6
8/6
15/7
4/6
4/6
24/6
16/6
St. Jakob
13/7
14/7
24/6
1/7
20/6
18/6
Kaschau ; Kirchdorf
18/6
26/6
28/6
8/6
12/7
19/6
8/7
20/6
13/6
13/6
17/6
8/6
8/7
26/6
7/7
14/5
11/6
27/6
Kremsmünster
29/6
30/6
24/6
15/6
6/6
Linz
15/6
16/6
25/6
29/6
9/6
19/6
9/6
17/6
18/7
7/6
5/6
Neutitschein
18/6
8/6
4/7
10/7
5/7
5/6
26/6
21/6
24/6
7/7
29/6
7/6
11/6
15/7
25/6
Prag
15/6
17/6
30/6
21/6
10/7
20/7
30/5
10/7
- 20/6
Täufers
6/6
11/6
16/6
4/6
31/7
24/6
2/6
Wien
5/6
18/6
27/5
22/6
25/5
3/6
29/5
29/6
25/5
5/6
22/6
9/6
13/6
(be
k
(rang der Wärme and des Luftdruckes im Juni 185t.
Die punctirten Linien stellen die-Wärme, die ausgezogenen den Luftdruck dar.
Oie beigeschriebenen Zahlen sind Monatmittel, denen die stärkeren Horizontallinien entsprechen.
Ein Netztheil entspricht bei der Wärme einem Grad Reaumur, beim Luftdrucke einer Pariser Linie.
Sitzungiil. (I. k. Akiltl.<1. W. malh. ualiirw. IiI.VXVIBi 1.1 llrli 18,i7.
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