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M o rl o t. Über künstliche Darstellung von Dolomit.
Dann erst ist das Werk gekrönt und der Schlussstein zum festen
Gewölbe gelegt, über welchem man sichern Fusses zu weiteren Ent
deckungen schreiten wird.
Der Versuch, der die chemische Reaction nachwies, war sehr
leicht und einfach auszuführen; es genügte, die zur gegenseitigen
Reaction bestimmten Körper in ein Stück Glasröhre einzuschmelzen
und diese zu erhitzen; allein zur Darstellung des Dolomites, wie ihn
die Natur, gemacht hat, braucht es auch, wie in der Natur, einen
durchziehenden Strom der umwandelnden Flüssigkeit, und dazu
gehört ungefähr folgender Apparat: Ein Stück Flintenlauf, zur
Aufnahme des umzuwandelnden Körpers, in Verbindung gesetzt mit
einer kleinen Druckpumpe, um die umwandelnde Lösung langsam
aber mit grosser Gewalt durch den umzuwandelnden Körper durch
zupressen, dazu noch ein Reservoir zur anzuwendenden Lösung, ein
Manometer und ein Sicherheitsventil, das Ganze so gearbeitet, dass
es einen Druck von hundert Atmosphären auslialten kann. Dass dabei
Einfachheit in der Construetion, mit leichter Handhabung und Unab
hängigkeit der einzelnen Ilaupttheile verbunden sein muss, ver
steht sich wohl von selbst, und der vorgelegte Entwurf dürfte diesen
Bedingungen entsprechen. Ein Umstand von hervorragender Wich
tigkeit dabei ist, dass dieser Apparat nicht nur ein einziges Mal zu
einem einzelnen Versuche brauchbar ist, sondern dass er zu einer
ganzen Reihe von ähnlichen Versuchen dienen wird, und dadurch
zu den schönsten und interessantesten Resultaten zu führen ver
spricht. So lässt sich z. B. erwarten, dass, wenn man den Kalk-
spath durch Basalt ersetzt und im Übrigen die ganz identische
Manipulation vornimmt, sich Serpentin oder Talk bilden wird,
indem die Basen des Basaltes mit der Schwefelsäure des Bittersal
zes fortgehen und nur die Kieselerde mit der Talkerde Zurück
bleiben müssten, wie es auch wirklich in der Natur der Fall gewesen
zu sein scheint.
Es ist nun leicht, sich einen Begriff von dem Folgenreichthum
des einzuschlagenden experimentellen Weges zu machen; die Wissen
schaft erleidet dadurch, wie es Fournet bereits anerkannt, einen
gänzlichen Umschwung, und durch eine solche Behandlung der grossen
Frage über die Entstehung des Dolomites schreitet man direct auf
die Entwickelung der Gebirgsmetamorphose los, die so lange ein
unauflöslicher gordischer Knoten blieb.