Langer. Einleit. e. Arbeit über den Haarwechsel bei Thieren und Menschen. 433
Herr Karl Langer, Dr. der Medicin und Prosector an der
Wiener Universität, überreichte eine Arbeit über den Haarwechsel
bei Thieren und Menschen. In derselben wird der Vorgang bei dem
alljährlich wiederkehrenden Wechsel der Behaarung an den
meisten einheimischen S äu geth i erge sc hie clitern verfolgt, und
auch am m ens clili c hen Ha ar e nachgewiesen. Es war dies der
einzige auf die Anatomie der Haare bezügliche Gegenstand, der bisher
nach dem neuen Standpunkte der Mikroskopie noch nicht erörtert
wurde. Es ergab sich:
1) dass das untere Haar-Ende nach Beendigung des Haar
wuchses sich vom Keime ablöst, zugleich inFormundBauein
a n der es A u ss elien gewinnt; es wird spitzig, mark- und pig
mentlos, daher durchsichtig, in Fasern zerklüftet. Mit Beeilt sind
daher die verschiedenen Formen der Haarzwiebel als Alters ver
schieden beiten aufzufassen (Kohlrausch);
2) Der Haarkeim zieht sich in eine knospenartige
Ausstülpung des Follikels zurück und ist mit dunklen
P i g in e n t k ö r n e r n über kleidet, womit zugleich die erste V or-
kehrung zur Bildung eines Ersatzhaares getroffen ist;
3) diese Vorbereitungen zur Bildung eines Ersatzhaares sind
schon einige Monatevo rein tretendem Mausen eingeleitet;
4) bei eintretendem Mausen ist die Häutung des Folli
kels der erste Grund der Lockerung und des Ausfallens des alten
Haares;
b) durch Anhäufung von Pigmentkörnern über dem Keime und
ihre Entwickelung zu Zellen geschieht die Bildung des Ersatz
haares, die auf dieselbe Weise, wie in Embryonen vor sich geht,
und hiemit
6) von derselben Papille ausgeht, welche für das eben
ausgefallene Haar das Bildungsmaterial lieferte;
7) die innere Wurzelscheide, die ein selbstständiges, in
der Nähe des Haarkeims entstehendes Gebilde ist, umgibt das neu
keimende Härchen, gleich bei seinem ersten Auftreten, als eine
eigenthümliche Kapsel;
8) auch beim Menschen ist ein theilweiser und unregel
mässiger Haarwechsel zu beobachten; der Vorgang ist wesentlich
derselbe wie bei den Säugethieren.
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