Über den Dutenkalk.
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sind nämlich nicht nur selbst fest, körnig-krystallinisch, sondern
stecken auch in einem festen eben so krystallinisch-körnigen Kalk
stein. Tiefer herab ist die Textur lockerer, die Basen der Kegel
sind mit Kalkpulver ausgefüllt. Aber so wie das Pulver gegen oben
zu etwas Festigkeit gewinnt, zeigt sich auch faserige Structur,
die Richtung der Fasern, die noch im festen Kalkstein übrig bleibt,
senkrecht auf die Auflagerungsfläche. Man darf also wohl annehmen,
dass sich erst Kalkpulver abgelagert, dass dieses dann sich faserig
angeordnet habe, endlich die Krystallisation eingetreten sei. Das
Aufeinanderfolgen der Zustände ist genau entsprechend der in
einer früheren Mittheilung über die Tropfsteine der Galmei- und
Frauenhöhle bei Neuberg in Steiermark gegebenen Deutung. Auch
dort wird Kalkmehl abgesetzt, ordnet sich in Fasern an, und
krystallisirt endlich zur festen theilbaren Masse. Ein gleiches
Verhalten wurde bei der Bildung der Kalkrinden auf den fossilen
Resten in Knochenhöhlen aus Bergmilch aus der Hermaneczer
Holde angeführt.
Für den geologischen Vorgang stellt Haidinger folgendes
Schema auf:
1. Das Gestein ist schichtenweise abgesetzt. Zwischen zwei
der Schichten wird aus der Gebirgsfeuchtigkeit pulveriger, kohlen
saurer Kalk gefällt. Die Feuchtigkeit dringt zu gewissen Punkten
aus der unteren Schicht heraus, woselbst später die Mittelpunkte
der Basen der Kegel sind.
2. Aus dem Pulver bildet sich eine dünne Lage lcrystallini-
schen Kalksteins, am dünnsten wo der Ausfluss ist.
3. Fortsetzung des Vorganges. Eine zweite Schicht lässt schon
mehr Raum für den Strom der Gebirgsfeuchtigkeit.
4. Fortwährend gefällter kohlensaurer Kalk wird von unten
in die hohlen Kegel eingepresst.
5. Das Pulver gewinnt an Festigkeit, schliesst in Fasern,
endlich zu Krystall-Individuen zusammen.
An diese übersichtliche Darstellung wurde die Reihe der ein
zelnen Varietäten angeschlossen.
Dem Dutenkalk in mancher Beziehung nahe stehend ist der
Faserkalk. Der von Radoboj mit von der obern Seite in die Kalk-
schichte hineinragenden Mergelkegeln, wurde zuerst von S tu der
beschrieben. Diese Mergelkegel haben eine staffelartige Oberfläche,