Haidinger. Die Galmei- und die Fiauen-IIöhle.
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SITZUNG VOM 13. APRIL 1848.
Herr Bergrath Haidinger berichtete über die Galmei
höhle und die Frauenhöhle bei Neuberg in Steier-
m a r k.
Ich verdanke meinem hochverehrten Freunde, dem k. k. Herrn
Bergrathund Oberverweser Hampe in Neuberg diejenigen Nach
richten, Abbildungen und Schaustufen für unser montanistisches
Museum, welche zu der heutigen Mittheilung Veranlassung gegeben,
und von welchen ich Mehreres hier der mathematisch-naturwissen
schaftlichen Classe vorzuzeigen die Ehre habe.
Obwohl schon länger bekannt, haben die beiden Höhlen erst
neuerdings wieder die Aufmerksamkeit der Anwohner auf sich gezogen,
aber insbesondere der grosse Massstab, in welchem Hr. Bergrath
Hampe die sonst in Kalkhöhlen für so alltäglich gehaltenen Stalak
titen sammeln Hess, und unserem Museo mittheilte, war es, der es
erlaubte, einige Eigenthümlichkeiten genauer zu erforschen, die man
bisher weniger beachtet hat, und auf welchen ich insbesondere die
Aufmerksamkeit der hochverehrten Classe festhalten möchte, indem
sie ein schönes Beispiel für die allmähliche Bildung fester krystallini-
scher Massen aus ursprünglich nicht krystallinischen darstellen.
Über die Lage der Höhlen und ihre Gestalt liegt ein Bericht
des k. k. Eisenwerks - Praktikanten Karl Egger in Neuberg, nebst
den von demselben markscheiderisch aufgenommenen Grund- und
Saigerissen vor, so wie drei Abbildungen von dem dortigen Kohl
factor A. Russ.
Beide Höhlen befinden sich am linken Ufer der Mürz, nächst
der Ortschaft Kapellen, zwei Stunden von Neuberg in östlicher Rich
tung entfernt, an dem links von dem dort ausmündenden Raxenthale
ansteigenden Gehänge des blaugrauen älteren Alpenkalks, der daselbst
in mächtigen Wänden über dem grünen und grauen Thonschiefer
liegt. Es ist dies der nördliche Abhang des Gebirgskammes. Etwa
20 Klafter unter dem höchsten Punkte liegt das Mundloch der soge
nannten Galmeihöhle. Es steht im festen, ganzen Kalkstein an.
Die ersten zehn Klafter geht man nahe wagerecht fort, dann senkt
sich der Boden allmählich unter etwa 30 Grad, steigt und fällt, und