Nalurbistoriche Fragmente. 69 So wie der Boden aller Lieblichkeit, aller Anmuth entbehrt, so scheint auch der Himmel jede Labung zu verweigern, und es ist ein eigentümliches Gefühl, wenn drohende, tiefhängende Gewitter wolken schwer daher sich wälzen, dass man ängstlich vor der Wutli der entfesselten Elemente, der herabströmenden Wässer sich bergen zu müssen glaubt, diese trocken über dem Haupte hinwegziehen, ohne die kühlende, erquickende Fluth herabzuschütten, indem die durstige Luft gierig die fallenden Tropfen hinwegtrinkt, dass sie nimmer zur Erde gelangen. Das Gewitter zieht vorüber, keine Spur von Wasser, der Sonnenbrand derselbe, der glühende Boden schmachtet wie vorher, die heisse Luft streicht wieder sengend über den erhitzten Sand hinweg. Es muss daher wohl überraschen, wenn man bei näherer Betrachtung doch verhältnissmässig reiches Leben entdeckt, das sich in flüchtiger Eile auf der dürren, versengten Fläche ümhertreibt. Schon in der Wüste von Kairo nach Suez, die weitgedehnte, flacli- hügelige Ebenen darbietet, sammelte ich an den Blüthen der verein zelten Pflanzen vorzüglich Hymenoptern und Fliegen, sowie des Nachts, gelagert im Sande, beim Scheine des Lichtes reichlich Schmetterlinge. Zahlreicher noch fanden sie sieh in Wadi Musa bei Tor und in den Felsenthälern des Sinaigebirges, und namentlich waren es hier Pflanzenauswüchse, von denen ich unerwartet vieles auffand. Ich habe hier die ersten echten Gallengebilde, von Schmet terlingen erzeugt, aufgefunden, über welche zu berichten ich mir für spätere Gelegenheit Vorbehalte, sowie ich dann auch die Zahl und Arten der von mir gesammelten niederen Thiere näher bezeichnen werde. Verdienen auch die Säugethiere keine besondere Erwähnung, so sind doch Vögel und Reptilien eine ebenso liebliche und nirgends fehlende Erscheinung. In den wenigen zerstreuten Sträuchern der Retama, wie der Tarfabüsche huschen Sylvien rasch hin und her, und traf ich in der Wüste zwischen Kairo und Suez Schaaren der kurz- zehigen, der Isabell-Lerche, so waren die Felsenwände jener zwischen Kossehr und Kenne in der Nähe der Beduinenzelte von ganzen Flügen der Felsentaube belebt, sowie, gleichfalls an den Menschen sich anschliessend, bei den Lagern der Dschebelije, und dem Kloster Kate- rina im Sinaigebirge der schöne dunkle Steinschmätzer unser Roth- schwänzehen vertritt.