Engel. Die Bildung der Wirbel- und Exlremitiitsknochen.
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Die Bildung der Wirbel- und Extremitätsknochen.
Von Prof. Engel in Prag.
(Mit II Tafeln.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 22. Juni 1854.)
Die Untersuchung der Knochenentwickelung hat etwas ungernein
Anziehendes. Die starren und regelmässigen Formen, die scharfen
Begrenzungsflächen, die verhältnissmässig frühzeitige Ausbildung
erleichtern das Studium einerseits, andererseits stellen sie die Ent
wickelungsschemen in prägnanterer Weise dar und sind daher vor
Allem geeignet, den bisher eingehaltenen Gang der Beobachtung
so wie das von mir nachgewiesene Entwickelungsprincip noch fester
zu begründen.
Nicht die histologische Entwickelung der Knochen, von der be
reits in einer früheren Abhandlung die Rede war, sondern die Bildung
und Umformung ganzer Knochen und Skeletabschnitte wird der
Gegenstand der nachfolgenden Darstellung sein; ich glaube mit der
Entwickelung der Wirbelsäule beginnen zu sollen, weil sich diese
Untersuchung an meine frühere über die Bildung der Schädelknochen
am natürlichsten anschliesst. Ich werde mit der Entwickelung des
Kreuzbeines beginnen.
Untersucht man das Kreuzbeinblastem eines zarten Schwein-
Embryos, wenn die verschiedenen Theile desselben sich von einander
abzuscheiden und abzugrenzen beginnen, so gewährt die vordere
Fläche das in der ersten Figur dargestellte Bild. An demselben lässt
sich die Entwickelung in der Richtung von unten nach oben ganz
deutlich verfolgen.
Zum Beliufe der Erklärung denke man sich eine Reihe hinter
(oder über) einander liegender Blasteme (Figur 2), die ihre ursprüng
lich kugelförmige Gestalt durch eine leichte Abplattung der Berüh
rungsstellen verändert haben. Das Blastem 1 spaltet sich nun zuerst
der Länge nach in zwei gleiche und symmetrische Hälften, wodurch
das Blastem 2 (Fig. 2) entsteht. Dasselbe entwickelt ferner zwei
neben einander liegende Keime und erhält dadurch die Form 3 (der
selben Figur). Indem sich diese anfangs getrennten Keime wieder
mit einander verbinden, entsteht die Form 4 (derselben Figur) und
nach abermaliger Furchung der beiden neben einander liegenden