5U0 Rochierter. Übei' die Bildung der Kohlehydrate in den Pflanzen.
Beobachtung vor, dass einmal producirte ätherische Öle mit Kohle
hydraten in den Pflanzen sich zu derlei Verbindungen vereinigen.
Die gebildeten ätherischen Öle werden entweder als solche in
den Pflanzen aufbewahrt oder sie gehen durch Sauerstoffaufnahme in
Harze über, theilweise wohl auch in fette Säuren von niederer Zu
sammensetzung, wie z. B. das Terpentinöl in Ameisensäure u. s. w.
Eine weitere Theilnahme an dem Stoffwechsel in den Pflanzen hat
man keinen haltbaren Grund, den ätherischen Ölen zuzugestehen.
Da aus den erwähnten Verbindungen Zucker entsteht, der Zucker
aber, wie die Entwicklung der Samen zeigt, in Cellulose überzugehen
fähig ist, so können wir sagen, dass in einer zahlreichen Menge von
Pflanzen die Erzeugung der Cellulose, die Zellenbildung in der Weise
vor sich geht, dass ein in Wasser löslicher, folglich der Bewegung
fähiger Bestandteil der Pflanzen sich in ein Kohlehydrat zerlegt,
welches in Cellulose übergeht, während ein Tlxeil seiner Elemente
als ätherisches Öl abgeschieden wird und unter geeigneten Verhält
nissen zur Erzeugung von Harzen und niederzusammengesetzten fetten
Säuren Veranlassung gibt. Die Bildung von Harzen aus ätherischen
Ölen wird bei Gegenwart von Sauerstoff um so leichter und schneller
vor sich gehen, als hier die ätherischen Öle im Abscheidungsmomente,
im sogenannten Status nascens mit Sauerstoff Zusammentreffen; der
status nascens ist aber bekanntlich derjenige Zustand, in dem ein
Körper die grösste Neigung besitzt, sich mit einem anderen zu ver
binden.
Pflanzen, die keine ätherischen Öle enthalten, produeiren andere
Substanzen, die durch Fermente in ein Kohlehydrat, das der Um
wandlung in Cellulose fähig ist, und einen Stoff zerfallen, der nicht die
Eigenschaften eines ätherischen Öles besitzt. So enthalten die Salix-
und Populus-Arten Salicin und Populin, Aesculus Hippocastanum
das Aesculin, Materien, die durch Einwirkung von Fermenten neben
einem Kohlehydrate einen anderen nicht flüchtigen Stoff erzeugen.
Während das durch Spaltung entstandene Kohlehydrat in Cellulose
übergeht und zur Zellenbildung den Anstoss gibt, wird das zweite,
neben dem Kohlehydrat gebildete Product, wenn es in Wasser lös
lich ist, weiter geführt und zu verschiedenen Functionen verwendet
werden, während cs sich, wenn es in Wasser unlöslich ist, an der
Stelle, wo es entstanden ist, ablagern und keine weiteren Metamor
phosen erleiden wird. So finden wir das Alizarin in der Wurzel der