290 Kenngott. Mineralogische Notizen. Von Dr. Adolf Renngott. (Vierte Folge.) 1. Kalkspath und Aragonit inChalcedon. Ein Stück rothen Clialcedons aus Ungarn, angeschliffen, zeigte in seinem Inneren an verschiedenen Stellen und in unregelmässiger Vertheilung gelblichweisse verästelte Gebilde, gerade so, wie sie der Aragonit in seinen schönen Abänderungen der sogenannten Eisen- blüthe aufweist, von der man hier ein Miniaturgebilde zu sehen glaubt. Bei der Musterung dieser netten Gestalten unter der Loupe entdeckte ich viele kleine, stumpfe Rhomboeder, welche farblos bis gelblichweiss sind und wie die Knospen auf den Ästen hie und da auf den ästigen Gestalten aufsitzen. Die Erscheinung ist eine schöne und interessante zugleich, wenn man auf den schlanken, runden Ästchen die aufsitzenden Krystalle in vollkommener Ausbildung sieht, welche in der ursprünglich gelatinösen Kieselsäure sich frei und ungehindert bildeten, durch ihr Erstarren für späte Zeiten aufbe wahrt wurden. Nebenbei erhielt sich durch die ganze gelatinöse Kieselmasse pulverulentes Eisenoxyd als Pigment schwebend, dessen Pulverkörn- chen mit dem blossen Auge als solche erkenntlich sind, unter der Loupe aber, sich als Kügelchen verschiedener Grösse erweisen, welche als rothe, dem schwachgelb tingirten Chaleedon eine etwas bräunlichrothe Färbung verleihen. Oh die verästelten Gestalten wie die Rhomboeder, Kalkspath sind, oder wegen der Ähnlichkeit dem Aragonit angehören dürften, lässt sich füglich nicht entscheiden; das Letztere wäre jedoch leicht möglich. Angeregt durch obiges Exemplar durchsuchte ich die Chalcedone in den Sammlungen des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes und fand ein hiass-smalteblaues, angeschliffenes Stück aus Ostindien, welches, ohne nähere Betrachtung, in seinem Inneren Gruppen stengliger Gebilde mit zerstreuten einzelnen weissen Punkten zeigte. Unter der Loupe ergab sich jedoch ein ganz anderer Anblick, indem die einzelnen weissen zahlreichen Punkte sich als Kalkspathkryställchen in der