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daher durch die Schlucht die Bruͤcke der Länge nach geworfen
ist. Wir betreten nun das Reisthal, eine der interessante—
sten Partien des Naßwaldes, anfangs ein Waldthal, später
sich immer mehr zur großartigsten Felswildniß gestaltend.
Der letzte Theil des Thales bis zur Einsattlung des Naß⸗
kamps, hat an Wildheit und grotesker Form der Felsmassen
nicht seines Gleichen in Oesterreich. Es ist eine Alpenwildniß
im größten Style. — Für feste Alpensteiger führt hier rechts
auch ein Steig über den Ameiskogel auf die Schneealpe.
Die Einsattlung des Naßkamps, auf der Naß genannt,
zieht gerade zwischen den Klippenwänden der Schneealpe
rechts (im Westen) und der Raxalpe links (im Osten)
durch. Der Pfad auf die Naß ist steil. Von der Saurüssel—
brücke bis auf die Höhe der Einsattlung wird man wohl
21/3 — 3 Stunden wandern. Die Erhebung der Einsattlung
mag auf viertehalbtausend Fuß steigen. Die Aussicht auf
der Einsattlung ist beschränkt, aber höchst malerisch. Jenseits
hinab gelangt man an das Gehöft des Stögerbauers
(von wo man auch in 4 Stunden über den Gsollriegel die
Raxalpe ersteigen kann), dann durch das Altenbergthal in
einer Stunde nach Kapellen und von da in 113/Stunde
nach Neuberg
und die Schneealpe.
Neuberg zählt an 40 Häuser mit etwa 330 Einwoh—
nern. Die Scehoͤhe ist 2286. Das ehemalige Cistercienser—
stift Neuberg ward in Folge einer Dispensverpflichtung Her⸗
zogs Otto des Freudigen, wegen seiner Heirath mit der ihm
nahe verwandten Prinzessin Elisabeth von Bayern, im Jahre
1337 begründet, 1786 aufgehoben. Die alte Stiftskirche ist
ein herrlicher altdeutscher Bau. Schoͤne Ornamente. Pracht⸗
volle Fensterrose. Marienbildsäule von Steinguß. Eine
andere alte Madonnenbildsäule aus Holz geschnitzt von Mei—
sterhand. An den ersten Pfeilern Altaͤre mit trefflichem
Schnitzwerke aus dem 16. Jahrhundert. Zwei schoͤne Altar⸗