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Hinter Koͤflach, einem Marktflecken von 90 Haͤusern und fast 900 Seelen,
erhebt sich der steile vielfach durchkluͤftete Zigöller <span class="ner-person">Kogel </span>mit einer merkwuürdigen,
groößtentheils in den Felsen gehauenen Räuberhöhle.
Der kleine Markt <span class="ner-location"><i></i>Lanko</span> </span>witz, mit nicht mehr als 300 Bewohnern, liegt
auf einer breiten, das Gradner Thal weitüberragenden, fruchtbaren Bergterrafse,
von welcher eine Fahrstraße über Edelschrott und Pack nach <span class="ner-location">Kärnthen </span>führt.
In dem alterthuͤmlichen, dem Verfall nahen Schlosse wird ein Staatsgut verwal—
tet; die Kirche und das hier vorhandene <span class="ner-miscellaneous">Franciskaner </span>Kloster verdanken, erstere
einem von Hirten zwischen Dorngebüsch aufgefundenen Muttergottesbilde, für
welches Kaiser <span class="ner-person">Sigmund </span>1437 eine Kapelle erbauen ließ, letzteres unter dem Ein—⸗
flusse des beruͤhmten Predigers und Türkenbezwingers Joh ann Capistran der
Stiftung des Gutsherrn Hans Gradner 1453 den Ursprung. Das werthvolle
Gemälde in der Votiv-Kapelle des Friedhofes, Sigmund Franz von Herberstein
mit seinen Söhnen darstellend, hohe ritterliche Gestalten mit blondem Haupthaar,
läͤßt deutlich den Familientypus erkennen, der die Sprossen des uralten Stammes
aoch heute charakterisirt.
Vom Kainachthale, dessen Bewohner sich durch Fleiß, Sinn fuͤr Ordnung
und Reinlichkeit, so wie durch ziemlich vorgeschrittene Intelligenz bemerkbar ma—
hen, ist noch zweierlei zu erwähnen.
Durch Belehrung und Prämien des verstorbenen Handelsmannes Anton
Süß in Gratz aufgemuntert, hat der große Aufmerksamkeit erfordernde, aber loh—
aende Anbau der Weberkarde Mipsacus fullonum) hier kräftige Wurzel gefaßt
und den Wohlstand der Gegend jedenfalls gehoben; eine weit ergiebigere Quelle
desselben ist jedoch die Industrie des weiblichen Geschlechtes, das in den, von
häuslicher Beschäftigung und dem Feldbau nicht in Anspruch genommenen Stun—⸗
den, beim Hüten des Viehes, auf der Wanderung zur Hauptstadt uͤber die stei—
len, labyrinthischen Fußpfade der sogenannten steben Huͤgel, schwere Koͤrbe frei
auf dem Kopfe tragend, sich unausgesetzt mit dem Flechten des feinen, zähen, im
Mittelgebirge gewonnenen Roggenstrohes befaßt. Die Arbeit wandert größten⸗
cheils nach <span class="ner-location"><i></i>Italien</span> </span>von wo sie, zu Damenhuͤten geformt und häufig als Floren⸗
tiner⸗Product bezahlt, in alle Welt versendet wird. Der Ertrag, den die Gegend
aus dieser harm⸗ und muͤhelosen Beschäftigung zieht, wurde, obschon ihr nur
der kleinste Theil des Gewinnes rückfließen mag, von einem sehr wohl unterrich—
teten Gewährsmanne schon 1836 auf jährliche 12—14,000 Gulden Conv. Mje.
herechnet.