Saͤmmtliche 4 Locomotive leisteten mehr als das Programm gefordert hatte.
Das durchschnittliche Resultat der Probefahrten war jedoch mit Ruͤcksicht auf die
Beförderung einer größern Last mit Verwendung der mindesten Quantität von
Brennstoff, dann auf die küͤrzere Fahrzeit, bei der Locomotive Bavaria entschieden
das günstigste, daher ihr auch der erste Preis zuerkannt wurde.
Ihr zunächst stand die Maschine Wiener-Neustadt die überdies das Neue
und Sinnreiche ihrer Construction, sowie das Zusammendraͤngen des groͤßten für
Adhäsion wirkenden Gewichtes im kleinsten Raume für sich hatte. Sie waͤre
wohl als die vorzüglichste anerkannt worden, hätte sich zur Zeit, als das Preis⸗
vertheilungs-Comité seine Entscheidung fällte, schon herausgestellt, daß die, wiewohl
sehr starke, Kette zur Kuppelung der 14 Raäder der Bavaria und ihres Tenders
sich auf die Dauer nicht bewaäͤhren würde.
Die Preisausschreibung hatte nun allerdings nicht den Erfolg, daß die An—
fertigung der für den Semmering nöthigen Betriebsmittel nach dem Muster einer
oder der anderen der concurrirenden Locomotive sogleich eingeleitet werden konnte.
Bei jeder einzelnen ergaben sich mehr oder minder wichtige Bedenken ruͤcksichtlich
der Dauerhaftigkeit der Einwirkung auf den Oberbau, oder des gefahrlosen Zu⸗
cücklegens der zahlreichen stark gekrümmten Strecken, doch hatte jede einzelne irgend
ein neues Princip oder doch ein werthvolles Detail in der Construction entwi—
kelt, die, combinirt und vervollkommnet, eine dem Zwecke ganz zusagende Leistung
anhoffen ließen.
Dem k.k. Rathe Wilhelm Engerth, technischen Rathe der Section des Han⸗
dels-Ministeriums für Communicationen war es vorbehalten, diese Aufgabe zu loͤsen.
Den Vorzug der Locomotive Wiener-Neustadt, das Gewicht der Maschine
and der sonst auf den Tender verlegten Vorraͤthe vereint für die Adhaͤsion wir⸗
ken zu lassen, im vollsten Maße würdigend, hatte er bei seinen abermals nach
einem neuen Princip ausgeführten Berglocomotiven die Fähigkeit der Leistung,
sowie die Beweglichkeit dadurch wesentlich gesteigert, daß er von zweien mit je 4 Raͤ—⸗
dern versehenen, unter sich verbundenen, jedoch beweglichen Gestellen das erste
für die Maschine und die Wasserbehaͤlter, das zweite zur Unterlage für den ruͤck⸗
seitigen Theil des Dampfkessels und zur Aufbewahrung des Brennstoffes be⸗
stimmte, den Triebradern jedoch in der Räderreihe den vordersten Platz anwies,
and sie mit einem Gewichte von beiläufig 120 Centner belastete, wodurch dem
Entgleisen bei Weitem mehr, als es bei allen bisherigen Constructionen der Fall
war, vorgebeugt wurde.
Die Beweglichkeit der Untergestelle, vollkommen hinreichend, um die an sich
kurze Maschine jede der vorhandenen Krümmungen ohne alle Schwierigkeit und
Gefahr durchlaufen zu lassen, hat jedoch ihre unüberschreitbare Grenze, und eben
hierin liegt der nicht genug zu beherzigende Werth von Engerth's Erfindung, daß
selbst im Falle des Entgleisens der ersten Räderpaare die Maschine stets in einer