Zweile Ablheisung.
Der Semmereng.
Aus der Personenhalle des Bahnhofes zu Gloggnitz vortretend, gewahren
wir fast unmittelbar üͤber der Thurmspitze der Schloßkirche das Gebäude der
Station Eichberg vor uns in gerader Luftlinie kaum mehr als 1100 Klafter ent⸗
fernt, waͤhrend die Höhe über dem Meeresspiegel bei Triest auf unserem Stand—
puncte fast 223, jene bei Eichberg über 313, der Unterschied also uüͤber 80 Klaf—
ter betraͤgt.
Unwillkürlich drängt sich die Frage auf, ob es keine, die Wirkung des
Dampfes überbietenden, oder sie ergänzenden mechanischen Mittel gäbe, um mit einem
Bahnzuge jenen Punct auf geradem Wege zu erreichen, und doch war es gerade
die Ueberzeugung, daß alle derlei Mittel sich als ungenügend, unsicher und zugleich
als überaus kostspielig bewährt haben, daß anderseits der Bau atmosphaͤrischer
Bahnen hinter den glänzenden Erwartungen, die man an ihn knüpfte, weit zu—
rückblieb, welche dafür entschied, den Höhenunterschied, der sich gleich anfangs der
Semmeringbahn so wie die in ihrer Fortsetzung so anschaulich macht, durch Aus⸗
dehnung der Trace in jenem Verhältniß zu erreichen, daß die Anwendung einer
eigens für stärkere Steigungen construirten Locomotive unerlaͤßlich wurde.
Der Ausspruch des Monarchen, daß die von Wien nach Triest führende
Staatsbahn, die Steiermark durchziehend, ihre Hauptstadt berühren müsse, und die
nördlich von Wien bis Gloggnitz, im Süden von Mürzzuschlag bis Gratz bereits
vollendete Schienenstraße wies der Verbindung dieser Bahnen einen ziemlich be—⸗
grenzten Spielraum an. — Es lag — um mit den Roͤmern zu sprechen, die auf
dem Schlachtfelde wie im Gebiete der Baukunst so Großes geleistet haben —
der Adler in Feindesreihen; er mußte, was es auch koste, geholt werden. Die
Schwierigkeit der Uebersteigung einer compacten, nur hie und da durch enge, wirk—
liche, mitunter ganz ungangbare Schluchten eingefurchten Masse gewaltiger Berge