864 A. Auer. Der polygraphische Apparat der k, k, Hof- und Staatsdruckerei.
tend, nur eine Council ifletlal und diese
fiirTypographie, verliehen hat; nicht etwa,
als ob die Jury die Vorzüglichkeit und Schönheit
vieler der ausgestellten Muster nicht anerkannt
oder die Kunst und Vollkommenheit, welche das
Buchdruckerfach in vieler Beziehung entfaltete,
übersehen habe, sondern weil kein einziges ande
res Erzeugnis auf Neuheit der Erfindung oder
neue Anwendung eines bekannten Principes An
spruch zu haben schien und daher nur die Er
zeugnisse der k. k. Hof- und Staats
druckerei in Wien eine solche Anempfeh
lung rechtfertigen, da dieselben allein Neuheit der
Erfindung und eine Menge neuer Combinationen im
Typographenfache veranschaulichen.” Dann in
derselben Classe, Seite 399: „Die Buchdrucker
kunst, welche zu Strassburg und Mainz erfunden
und von Kaiser Maximilian , der kurz nach ihrem
Entstehen Meisterstücke ihrer Erzeugnisse erhielt,
beschützt wurde, tritt in dieser Ausstellung mit
einer Pracht auf, die allgemeines Erstaunen erregt
hat. Auch heut zu Tage von dem regierenden Mon
archen nicht weniger ermulhigt, hat die k.österr.
Staatsdruckerei durch ihre Pflichterfüllung sich
dieser Protection würdig erwiesen und den Fort
schritt in der Kunst durch zahlreiche Proben aller
Arten beschleunigt. Wir sehen hier Muster der
Holzschneidekunst, des -Gravirens. der Schrift-
giesserei, der Stereotypie mit Gyps und Gutta-
Percha mittelst desgalvnnoplästischeuVerfahrens,
der Elektro-Metallurgie, durch welche Fossil-
Fische undThiereaus der vorsündflulblichen Zeit
auf dem Papier getreu wiedergegeben werden,
dann die GalVanographie, Galvanotypie und Chemi-
typie — alle diese neuen Methoden in der Anwen
dung auf Kunst undWissensehaft. welche die Vor
läufer einer unbekannten Zukunft sind. Auch die
Lithographie, diese neue Gefährtin der Buch
druckerkunst, erblicken wir in Begleitung ihrer
neuen Gehilfinnen, der Chromotypie und Chromo
lithographie. Die prächtige und reiche Sammlung
orientalischer Typen, deren wir mehr als hundert
verschiedene Sorten zählten, die im Schnitt und
Guss gleich correct sind, beweist, dass in Öster
reich die Gelehrsamkeit nicht minder unterstützt
werde als die Kunst. Neben so vielen anfdie Typo
graphie Bezug habenden Gegenständen, können wir
nicht umhin, die galvanischen Platten zu bewun
dern, deren jede 540 Quadratzoll misst, und die
Buchstaben aller Sprachen enthalten , von denen
Millionen Abzüge gemacht werden können, ohne
dass diese Iben sichtlich abgenützt sind.” Seite 405:
;,p.ie 150 fremden Schriftgatlungen in dem
Schriftprobenbuche der französischen National
druckerei bieten einen interessanten Gegenstand
zuin Vergleich mit der reichhaltigen Sammlung
der kais. österr. Staatsdruckerei.” „Es
wäre zu wünschen, dass die französische National
druckerei , dem Beispiele der kaiserlich-öster
reichischen Staatsdruckerei folgend u. s. w.”
Seite 407: „Die kais. österr. Slaatsdruckerei hat
eine Sammlung aller neuen Anwendungen in der
Buchdruckerkunst ausgestellt, so z. B. das galva
noplastische Verfahren, die Galvanographie, Gal-
vanoglyphik und Chemitypie; diese Verfahrungs-
weisen, indem sie der Typographie Hülfe leisten,
setzen dieselbe in den Stand gewissermassen die
Natur wieder zu erzeugen. Man kann daher mit
Recht behaupten, dass diese neuen Zweige der
Typographie denselben Dienst leisten, den die Pho
tographie der Zeichenkunst leistet.” Das galva
nische Verfuhren. — „Wir haben in dieser Aus
stellung z. B. vorsündflutbliche Fische auf das
Papier Überträgen gesehen, deren Genauig-keit mit
der Natur beinahe wetteiferte. Die Gutta-Percha
wird im aufgelösten Zustande nach und nach auf den
den Fisch enthaltenden Stein aufgetragen und so
eine Form erzeugt, die, wenn sie später dem Ein
fluss einer galvanischen Batterie ausgesetzt wird,
schnell von einem Kupferüberzuge bedeckt ist,wel
cher eine Platte bildet, auf der alle Zeichen des Fi
sches en relief erscheinen ; diese Platte, auf der
Kupferdrückpresse, gedruckt, liefert auf dem Pa
pier ein Resultat, das dem Originalgegenstande
ganz gleichkömmt.” Galvanographie. „Die kais.
österr. Staatsdruckerei hat bemerkenswerthe Re
sultate dieses Verfahrens geliefert. Der Künstler
malt auf einer Platte von versilbertem Kupfer mit
einer aus irgend einem Oxyd zusammengesetzten
Farbe,wie z. B. Eisen-Oxyd,gebrannte terra sienna
oder Reissblei, das mitLeinöl abgerieben wird. Die
Farbe wird verhältnissmässig dick oder dünn auf
getragen, je nachdem es Licht und Schatten erfor
dern. Die Platte wird dann in dengalvanischenAppa-
rat gelegt, und eine andere Platte erzeugt, welche
die Original-Zeichnungmit allen ihren Unebenhei
ten wiedergibl. Dies ist nun eine wirkliche Kupfer-
platte,die einem Aquatint gleicht und ohne Beihülfe
einesGraveurs erzeug t wird.”Chemitypie. „Gleich
sinnreich ist das Verfahren der Chemitypie, um ans
einer Gravirung eine Platte en relief zu erzeugen.
Eine Zinkplatte wird mit Aelzgrund überzogen, die
Zeichnung mit einer Nadel radirt und mit Scheide
wasser geätzt, hierauf der Aetzgrund beseitigt und
jede Spur der Säure sorgfältig weggewischt. Zu
diesem Zwecke werden die Vertiefungen in dem Ku
pferstiche zuerst mit Olivenöl, dann mit Wasser ge
waschen und abgewischt, damit nicht die kleinste
Spur der Säure daran kleben bleibe. Die Platte, auf
welche Feilspäne von flüssigem Metall gelegtwer-
den, wird dann vermittelst einerSpirituslampe oder
auf andere Weise erhitzt, bis das flüssige Metall
den ganzen Kupferstich ausfüllt; wenn das Metall
kalt ist,wird es von derFlächc derZinkplatte in sol
cher Weise abgekratzt, dass nur dasjenige auf der
Platte bleibt, das in die Vertiefungen des Kupfer
stichs eingedrungen ist. DieZinkplatte,mit welcher
sich das flüssige Metall nun vereinigt hat, wird dann
der Wirkung einer schwachen Auflösung von salz
saurer Säure ausgesetst, und da das eine dieser Me
talle ein negatives, das andere ein positives ist,wird
bloss das Zink von der Säure angegriffen und das
flüssige Metall, welches in die Vertiefungen desKu-
pferstiches eingedrungen war, bleibt erhaben und
man kann dann vermittelst derBnchdruckpresseAb-
drücke von der auf dieseWeise erhaltenen Plntte er
zeugen.” Seite410: „In der k. öst. Staatsdruckerei
istjedes chinesischeWort in so vieleTheile zerlegt,
als es Federstriche enthält, diese werden dann aus
den systematisch gegossenenSlückchen zusammen
gesetzt. Die Anzahl der zu diesem Zwecke beste
henden Puncte und Striche beläuft sich auf
ungefähr 400 und es erscheint uns dieses das voll
kommenste System für den Druck des Chinesi
schen.” Seite 451 : „Die Jury hat der k. österr«
Hof- und Staatsdruekerei In Wien
eine Council Itfedal zuerkannt für ihr neues
Verfahren in der Typographie, Galvanoplastik und
Chemitypie, ferner für die Verschiedenheit ihrer
orientalischen Typen, für die Vollkommenheit ihrer
Letternstämpel sowohl als für die Vorzüglichkeit
der zahlreichen ausgestellten Proben der Stereo
typie, Elektrotypie, der Bucbdruckpresse und der
Buchbinderei.” Endlich in der XXX. Classe, Sei
te 703 : „Lithochromy. Die k. öst. Staatsdruckerei
in Wien. Das von dieser Anstalt ausgestellte Werk
„ParadisusVindobonensis” enthält einegrosse An
zahl lithographirter Blunienund Pflanzen, welche
in Form , Farbe und in jeder anderen Beziehung
besonders naturgetreu dargestellt sind. Prisse
Uledal.”