Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 9. Band, (Jahrgang 1852)

Theoplianis chronographia. 
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— richtiger Georgias Scylitza — um unsere Belehrung verdienter 
gemacht hat, indem dieser uns über das von ihm gebrauchte 
Material eben so wenig im Dunkeln lässt, als der vor wenigen Jahren 
zum erstenmal in französischem Auszuge veröffentlichte Chronograph 
des zwölften Jahrhunderts, Michael Syrus (Journal Asiatique, 
quatr. ser., T. XII ff.). 
Im Vorhergehenden ist eine Seite der byzantinischen Studien 
berührt worden, welche, kaum je ernstlich zur Sprache gebracht, 
dennoch einer tiefern Erwägung würdig scheint: es ist die weitgrei 
fende Frage nach den Quellen der ganzen nationalen Geschicht 
schreibung von Konstantin dem Grossen bis zur Eroberung Konstan 
tinopels durch die Türken. Man weiss, dass hiervon diejenigen 
Gelehrten am wenigsten handeln, welche sich mit dem Gegenstände 
literarhistorisch und bibliographisch beschäftigt haben. Was wir 
von ihnen erhalten, sind biographische Notizen über die einzelnen 
Autoren, etwa noch eine sogenannte Notitia literaria über Ausgaben 
und Handschriften, meist dürftig und oberflächlich. Will man Ge 
naueres , namentlich über Form und Gehalt einer Schrift, ihre 
urkundlichen Grundlagen und dergleichen, so ist man auf gelegent 
liche Winke der Editoren in ihren Commentaren verwiesen, wo u. a. 
von Parallelstellen die Rede ist. Ausser Bredow’s oben angeführ 
ter, der neuen Ausgabe des G. Syncellus vorangeschickter Schrift 
über Georgius Syncellus, die jedoch fast ausschliesslich nur von den 
jüdischen Quellen des Chronographen handelt, undW. A. Schmidt’s 
Untersuchungen über die Geschichtsquellen des Johannes Zonaras 
(auch sie hätte der Ausgabe des Letzteren in der Bonner Sammlung 
vorangeschickt werden sollen) sieht heute noch die ganze Historio 
graphie des mehr als tausendjährigen Reiches am Bosporus ähnlichen 
Forschungen entgegen, wie die sind, welche den meisten Geschicht 
schreibern des classischen Alterthums längst zu Theil geworden sind. 
Sage man nicht, dass bei mehrern der mittelgriechischen Historiker 
an der Nachweisung ihrer Quellen wohl für immer verzweifelt werden 
müsse, bei anderen eine solche Mühe sich kaum lohnen dürfte, was 
jedenfalls nur mit Einschränkung gesagt werden kann. Genug: an 
die Arbeit, wie wir sie im Auge haben, ist nie, namentlich nicht in 
Bezug auf einzelne Schriftstellergruppen ernstlich gedacht worden. 
Zu den wichtigsten dieser Gruppen gehört die Abtheilung der 
Annalisten und Chronographen, die auf einem grösseren
	        
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