G e or g Z ap p er t. Über Stab und Ruthe im Mittelalter.
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Über Stab und Ruthe im Mittelalter.
Yon dem c. M., Hrn. Georg Zappert.
Veranlassung zu näherem Eingehen auf Stab und Ruthe gaben
zunächst die jüngst erschienenen Schriften: v. Karajan „Über zwei
Gedichte Walther’s von der Vogelweide,” und W. Grimm „Über
Freidank. Nachtrag.”
Untersuchungen über die Wirksamkeit beider Objecte als Straf
werkzeuge peinlichen Rechtsverfahrens, sind liier, als unserem Ziele
abseits liegend, umgangen worden. Es suchen sich folgende Rlätter
einzig in ihrem ersten Tlieile als ein kleiner Reitrag zur Archäologie
des Mittelalters, in ihrem andern als gleicher zur Geschichte der
Erziehung einzuführen.
Wir Heutigen, Freunde unbeengter leichtfügiger Körperbewe
gung, haben unsere Gewandung und das zu ihr Zählende alles dessen
entkleidet, was sie als schwerfällig erscheinen lassen könnte. Den Jetzt
lebenden und in Sonderheit dem grossstädtischen Theile derselben tritt
der Stab nur mehr noch in Gestalt einer schlanken schmucken Gerte,
etwa in der Linken des einen oder andern Zierlings unter die Augen.
In mittelalterlicher Zeit hingegen begaben sich Fussgänger nie ohne
Regleitung eines stämmig-kräftigen Stockes nach Auswärts.
Man ging mit dem Stock zur Kirche, und legte ihn nur wäh
rend der Lesung des Evangeliums aus den Händen ’), oder stellte
<) Sed et baculi omnium cleponuntur de manibus, et in ipsa hora neque corona,
nequc aliud operimentum super capita eorum habetur. Ordo Roman, ap.
Hittorp. d. divin. offic. 1, p. 3, cl. 1.
Judaei namque arundinem in dextra Jesu dabant — et salutabant eum. —
Nos vero fugientes consensum eorum, deponamus b a c u 1 u m, quem Uli erexe-
runt ob superbiam. Amalar. (c. 825) Eglog. c. 14. ap. Mabil. Mus. Ital. 2,
533. cnf. ibid. p. 46.
Quicumque etiam de multitudine vulgi de adportatis b aculis in manus
suas acceperunt, ut inter sacra mysteria se super eos inclmarent, ut
facilius finem mysterii cxpectarent, repentina invasione febris quassati sunt.
Gerhardi (c. 983) de signis. S. Oudalric. ap. P. M. Germ. 6, 420, cl. 1,
1. 32. cnf. ibd. p. 419, cl. 2, 1. 52. p. 420, cl. 1, 1. 41.
Inde sinistrorsum Domini sacra verba leguntur
Plebs baculos ponit, stat, retegitque caput.
Hildebert. (f 1136) op. 1137, v. 49. edit. Beäugend, vergl. Anmerk. 13.