Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 9. Band, (Jahrgang 1852)

G e or g Z ap p er t. Über Stab und Ruthe im Mittelalter. 
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Über Stab und Ruthe im Mittelalter. 
Yon dem c. M., Hrn. Georg Zappert. 
Veranlassung zu näherem Eingehen auf Stab und Ruthe gaben 
zunächst die jüngst erschienenen Schriften: v. Karajan „Über zwei 
Gedichte Walther’s von der Vogelweide,” und W. Grimm „Über 
Freidank. Nachtrag.” 
Untersuchungen über die Wirksamkeit beider Objecte als Straf 
werkzeuge peinlichen Rechtsverfahrens, sind liier, als unserem Ziele 
abseits liegend, umgangen worden. Es suchen sich folgende Rlätter 
einzig in ihrem ersten Tlieile als ein kleiner Reitrag zur Archäologie 
des Mittelalters, in ihrem andern als gleicher zur Geschichte der 
Erziehung einzuführen. 
Wir Heutigen, Freunde unbeengter leichtfügiger Körperbewe 
gung, haben unsere Gewandung und das zu ihr Zählende alles dessen 
entkleidet, was sie als schwerfällig erscheinen lassen könnte. Den Jetzt 
lebenden und in Sonderheit dem grossstädtischen Theile derselben tritt 
der Stab nur mehr noch in Gestalt einer schlanken schmucken Gerte, 
etwa in der Linken des einen oder andern Zierlings unter die Augen. 
In mittelalterlicher Zeit hingegen begaben sich Fussgänger nie ohne 
Regleitung eines stämmig-kräftigen Stockes nach Auswärts. 
Man ging mit dem Stock zur Kirche, und legte ihn nur wäh 
rend der Lesung des Evangeliums aus den Händen ’), oder stellte 
<) Sed et baculi omnium cleponuntur de manibus, et in ipsa hora neque corona, 
nequc aliud operimentum super capita eorum habetur. Ordo Roman, ap. 
Hittorp. d. divin. offic. 1, p. 3, cl. 1. 
Judaei namque arundinem in dextra Jesu dabant — et salutabant eum. — 
Nos vero fugientes consensum eorum, deponamus b a c u 1 u m, quem Uli erexe- 
runt ob superbiam. Amalar. (c. 825) Eglog. c. 14. ap. Mabil. Mus. Ital. 2, 
533. cnf. ibid. p. 46. 
Quicumque etiam de multitudine vulgi de adportatis b aculis in manus 
suas acceperunt, ut inter sacra mysteria se super eos inclmarent, ut 
facilius finem mysterii cxpectarent, repentina invasione febris quassati sunt. 
Gerhardi (c. 983) de signis. S. Oudalric. ap. P. M. Germ. 6, 420, cl. 1, 
1. 32. cnf. ibd. p. 419, cl. 2, 1. 52. p. 420, cl. 1, 1. 41. 
Inde sinistrorsum Domini sacra verba leguntur 
Plebs baculos ponit, stat, retegitque caput. 
Hildebert. (f 1136) op. 1137, v. 49. edit. Beäugend, vergl. Anmerk. 13.
	        
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