Über die Belagerung und den Entsatz der Stadt Bregenz etc.
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Hanns Stöckli, Goswin und Wilhelm von Ems u. s. w. mit einem Tlieile
ihrer Mannschaft erschlagen wurden. Die siegestrunkenen Appenzeller
setzten in wildem Ungestüm über den Rhein und bildeten durch den
„ B u n d o b dem See” einen Kern zu einer neuen Eidgenossenschaft, der
sich diesseits des Rheins bis an den Arlberg erstreckte. Er umfasste
jenseits des Rheins: die Stadt St. Gallen, das leitende Haupt des
Bundes, Appenzell, das Rheinthal, einen grossen Theil von Toggen-
burg, Gaster; diesseits: den Eschemberg, Feldkirch (am IS. Sept.
1405), Bludenz mit dem Thale Montavon, den Walgau, die Ange
hörigen des Banners von Rankweil, den innern Bregenzerwald, Höchst
und Fussach, welche vier letzten zur Grafschaft Feldkirch gehörten.
Feldkirch war auf dem rechten Rheinufer der Hauptpunct
aller Unternehmungen durch’s Rheinthal hinab, in dem die Bündischen
und Graf Wilhelm IV. von Monfort-Bregenz zum Verderben des
Landes sich gegenseitig schädigten und bekriegten. Dieser Graf, seit
dem 17. März 1406 österreichischer Rath und Diener, wie auch
Pfandinhaber des Bregenzerwaldes 1 ) und von Torenbüren, drang
landaufwärts über Götzis vor, musste sich aber bald zurückziehen,
seine Verfolger verbrannten das Dorf Ems, Lutrach und kamen bis
zur Aachbrücke. Im Jahre 1406 nahmen die Bündischen dem Grafen
Wilhelm den Bregenzerwald ab, besetzten Staufen, lieferten ein
Scharmützel bei Ellhofen unweit Weiler, durchstreiften das Allgäu
bis über Kempten nach der damals von Schellenbergischen Veste
Wagegg. Die Appenzeller ergossen sich wie ein wilder Strom über
den Arlberg nach Landeck, Zams und Imst, von wo sie über den Fern
und das Hindelanger Joch vor Immenstadt und Rothenfels sich zurück
zogen, und mit den Ihrigen vereinigten.
Die beiden Vesten Alt- und Neuems wurden von den Bün
dischen mit den Feldkirchern und Walgauern vom 24. Mai bis
20. Juli 1407 belagert, durch Hunger und St. Gallische Donner
büchsen zur Übergabe gezwungen und niedergerissen 3 ).
Bregenz, besonders die feste obere Stadt, mit der Klause
im Rücken, war der Hauptpunct, auf den sowohl die Appenzeller,
*) Wohl nur des innern, der zur Grafschaft Feldkirch gehörte, der äussere
Bregenzerwald war ohnehin ein Besitzthum der Grafen von Montfort-Bregenz.
2 ) Vgl. Gabr. Bucelini: Rhaetia sacra et profana, Ulmae 1666, pag. 291,