Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 96. Band, (Jahrgang 1880)

Ueber die grossen Seuchen des Orients nach arabischen Quellen. 
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Die Kreuzziige begannen allerdings erst gegen das Ende 
dieses Jahrhunderts, aber der Verkehr der italienischen See 
städte mit dem Oriente war geraume Zeit früher schon ausser 
ordentlich lebhaft. Es hätte also doch nach Italien leicht eine 
Uebertragung stattfinden können. Für eine Pest in Italien zu 
jener Zeit fehlen aber die Nachrichten bis auf 1094. Die 
Pest herrschte 1016 zu Prag, 1 1038 war Pestilenz in Deutsch 
land und im westlichen Europa, 1054 Pest in Deutschland, 
1055 Seuche im westlichen Europa, 1094 aber grosse Seuche 
oder Pest in Italien, Frankreich, Burgund und Deutschland. 
Die nächsten grösseren Pestepidemien im Oriente sind 
die von 537 (1142), 552 (1157), 558 (1163), 575 (1179), wovon 
die erste in Syrien und Aegypten gemeinsam, die zweite nur 
in Arabien, und zwar ganz ausschliesslich in einem Gebirgs- 
distrikte herrschte. Das Jahr 1142 ist aber für Europa pest 
frei. 2 Für das Jahr 1157 haben wir keine allgemeine Pest in 
Europa, besonders nicht in Italien, hingegen eine vereinzelte 
Notiz, 3 nach welcher Sterben in der Normandie, Pest auch 
durch den Winter herrschte. 
Hingegen berichten europäische Quellen von der Pest im 
Jahre 1154, dann 1156 in Böhmen, 1167 in Italien, wo sie 
fast ganz das siegreiche Heer Friedrich des Rothbartes ver 
nichtete; 1168 erschien die Pest in Böhmen und kam wieder 
von 1185—1187. 4 
Sollten alle diese Epidemien eingeschleppt worden sein? 
Es ist schwer daran zu glauben. Ln nächstfolgenden Jahr 
hunderte ist Aegypten der eigentliche Sitz der Pest, und zwar 
zweifellos der echten orientalischen Pest. Sie grassirte da 
selbst 633 H. (1236 n. dir.), 656 H. (1258 n. Chr.), 672 H. 
(1273 n. Chr.), 694 II. (1295 n. Chr.), 695 H. (1296 n. Chr.); 
ausserdem auch einmal in Syrien, 656 H. (1258 n. Chr.). 
1 Schnurrer: Chronik der Seuchen. Vgl. Peinlich II, S. 394, 395. Nach 
Schnurrer verheerte eine Pest im Jahre 1031 von Indien aus Ghazna, 
Choräsän, Gorgän, Armenien, Kleinasien und Syrien und kam bis in die 
Nähe von Constantinopel. Es ist dies offenbar dieselbe Epidemie, die 
nach meinen Quellen im Jahre 423 H. den Orient verheerte. 
2 So nach Schnurrer, doch Peinlich: Geschichte der Pest in Steiermark 
II, 396, gibt zu diesem Jahre ,grosses Sterben in Reate‘ an. 
3 Peinlich: II, 396. 
4 Peinlich: I, 299. 
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. XCVl. Bd. I. Hffc. 6
	        
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