Krem er. Ueber die grossen Seuchen des Orients nach arabischen Quellen. 69
Ueber die grossen Seuchen des Orients
nach arabischen Quellen.
Von
A. v. Kr einer,
wirkl. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften.
Vorwort.
Vor dritthalb Jahren gelang es mir, in Kairo eine Ab
schrift der ziemlich seltenen Abhandlung des ägyptischen Ge
lehrten Sojuty aufzutreiben, welche ausschliesslich die Geschichte
der Pest zum Gegenstände Jiat.
Diese Monographie zeichnet sich durch die grosse Be
lesenheit des Verfassers und die sorgfältige Benützung alter,
seitdem meistens in Verlust gerathener Fachschriften aus, die
er mit ausserordentlicher Aufmerksamkeit für seine Arbeit
ausbeutete. Seine Abhandlung führt den Titel: ,Was die
Wohlunterrichteten erzählen von den Kunden der Pest‘ (ma
rawäho-lwä'un fy achbäri-ltä'un). Man findet darin eine Zu
sammenstellung der grossen Seuchen vom Beginne des Islams
bis zum Jahre H. 897 (1492 n. Chr.), in welchem der Ver
fasser schrieb. Wie immer bei orientalischen Autoren, muss
man die historischen Nachrichten zugleich mit einem Wüste
ziemlich ermüdender Zusätze und Abschweifungen hinnehmen,
obgleich auch unter diesen bei näherer Prüfung sich manches
Wissenswerthe vorfindet.
Schon geraume Zeit, bevor ich Sojufy’s Monographie
kennen lernte, hatte ich auf die Bedeutung aufmerksam ge
macht, welche die grossen Seuchen für die Culturgeschichte
des Orients haben. 1 Ich fühlte mich daher um so lebhafter
1 Culturgeschichte des Orients unter den Chalifen II, S. 489 ff.