Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 96. Band, (Jahrgang 1880)

Der Ausgang des medischen Reiches. 
481 
gleicher Weise von einer Mehrzahl von Königen anderer 
Staaten, wie in Elam, die notorisch nicht bestanden hat, ge 
sprochen wird, so wird man aus dieser Redeweise Schlüsse 
überhaupt nicht ziehen dürfen. An der zweiten Stelle werden 
neben den Königen Mediens ,ihre Statthalter und alle ihre 
Machthaber' 1 erwähnt, so dass man versucht wäre, hier eine 
Andeutung von Satrapen und Beamten zu vermuthen, wenn 
man nicht auch dies vielmehr für eine Redefigur halten müsste. 
Erheblicher ist, dass auch hier, in der Rachevision gegen Babel, 
welcher Stadt Jeremias, freilich irrig, das Geschick Niniveh’s 
prophezeit, neben den Medern andere ihnen benachbarte Völker 
als selbständig erwähnt werden: die Königreiche Urartu, d. h. 
Nordostarmenien, Minni, d. h. Südostarmenien, und Aschkenäz, 
dessen Lage freilich zweifelhaft ist. 2 Gewiss ist, dass Jeremias 
von einer Theilung Vorderasiens oder doch des assyrischen 
Erbes zwischen Babyloniern und Medern nichts sagt oder weiss. 
Als chronologisch auf Jeremias folgend möchte man die 
Grundschrift des Buches Daniel verwerthen können, welche 
dem auf uns gekommenen, in der Makkabäerzeit abgefassten 
Werkchen als Rahmen gedient haben dürfte; denn schwerlich 
war doch damals sonst noch der Name des bei der Eroberung 
Babylons im Jahre 538 in der Stadt residierenden Königs oder 
besser Königssohnes 3 bekannt. Den neuen Herrn Babylons 
nennt das Buch mit dem unmöglichen 4 Namen Darius, der 
bei der Einnahme 62 Jahre alt gewesen und auf den Cyrus 
erst gefolgt sei. 5 Wenn nun neuerlich 0 bemerkt worden ist, 
dass eben Cyrus selbst bei der Einnahme Babylons das jenem 
Darius zugeschriebene Alter gehabt habe, so ist doch auch 
1 So nach Schräder, KAT. S. 88 zu I Könige 10, 15 und S. 270 zu Je- 
saias 41, 25. 
2 Die Identificierung mit Bithynien wird durch die Zuweisung nach Norden 
im Capitel 51, Vers 48 nicht widerlegt, wie Sehrader (Keilinschriften 
und Geschichtsforschung 161) anführt: 46, 20 kommt gar Nebueadnezar 
von Norden nach Egypten. Aber man erwartet eher bei Jeremias eine 
Kenntniss des Lyder- oder des Phrygerreiehes. 
3 Schräder KAT. 278—280. 
4 De Wette-Schrader S. 487, Anm. c. 
5 X, 1 dessen drittes Jahr. I, 21 stirbt freilich Daniel schon in Cyrus’ 
erstem Jahre, wohl nach der Grundschrift. 
6 Oppert 168, 161. 
Sitznngsber. d. pliil.-hist. CI. XCVI. Bd. II. Hft. 31
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.