Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 95. Band, (Jahrgang 1879)

Voltaire-Studien. 
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verabscheuungswürdigen Gebrauch von der Freiheit, welche das 
erhabene Wesen ihnen gegeben hat und geben musste, nämlich 
von der Macht ihren Willen auszuführen, ohne welche sie blosse 
Maschinen wären, geformt von einem bösen Wesen, um von 
ihm wieder zertrümmert zu werden. ,Ihr werdet mir zugeben, 
dass Gott die Welt mittels allgemeiner Gesetze regiert. Zufolge 
dieser Gesetze beschloss Crom well, dieses Ungeheuer von Fanatis 
mus und Heuchelei, um seines Interesses willen den Tod Carl I. 
Nach den von Gott festgestellten Gesetzen der Bewegung schlug 
der Henker diesem Könige den Kopf ab ; aber sicherlich tödtete 
Gott Carl I. nicht durch einen besonderen Act seines Willens. 
Gott war weder Cromwell, noch Jeffreys, noch Ravaillac. Gott 
verübt, befiehlt, gestattet nicht das Verbrechen; aber er hat den 
Menschen, sowie die Bewegungsgesetze gemacht; diese ewigen 
Gesetze werden gleichermaassen von dem Barmherzigen, der dem 
Armen zu Hilfe kommt, wie von dem Bösewichte, der seinen 
Bruder erwürgt, ausgeführt/ 1 
Wenngleich die Menschennatur nur Eine ist, so bringen 
doch verschiedene Umstände Mannigfaltigkeit und Wechsel in 
die Geschichte. 2 Die Menschen diverser Orte und Zeiten ähneln 
sich, sind aber nicht vollkommen gleich. Wenn Alles schliess 
lich vom Geiste des Menschen, der Höhe seiner Ausbildung- 
abhängig ist, so müssen wir untersuchen, von welchen Factoren 
er hinwiederum beeinflusst wird. ,Drei Dinge üben ohne Unter 
lass Einfluss auf den menschlichen Geist: das Klima, die Re 
gierung und die Religion/ 3 Indem wir Religion und Staats 
wesen auf die nächstfolgenden Abschnitte versparen, fügen wir 
hier noch die Erörterung der Art und Weise bei, wie sich 
Klima und Menschengeschichte zu einander verhalten. 
1 Histoire de Jenni, c. 9. — Tout le physique d’une mauvaise aetion est 
l’effet, des lois generales imprinies par la main de Dieu k la matiere: 
tont le mal moral de l’action criminelle est l’effet de la liberte dont 
l’hommo abuse. (Ibid.) 
2 II resulte de ce tableau que tont ce qui tient intimement k la nature 
hnmaine se ressemble d’un bout de l’univers a l’antre; que tout ce qui 
peut dependre de la eoutume est different . . L’empire de la coutume 
est bien plus vaste que celui.de la nature . . il repand la Variete sur 
la scene de l’univers, la nature y repand l’unite. (Essai, 197.) 
3 Essai, 197.
	        
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