Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 93. Band, (Jahrgang 1879)

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Sickel. 
Angelegenheiten, ja selbst die Leiter derselben. 1 Mögen nun 
einzelne Kanzler sich auch später noch um die eigentliche 
Geschäftsführung oder wenigstens um die Zusammensetzung 
des zur Arbeit berufenen Personals gekümmert haben, oder 
mögen bei Hofe neben den Kanzlern neue Beamte zur Be 
sorgung des Urkundenwesens bestellt worden sein, so hat sich 
zu jeder Zeit letzteres Geschäft fast im Verborgenen abgespielt 
und hat sich den Augen der Zeitgenossen entzogen. Daher 
begegnen uns in den erzählenden Quellen nur wenige und ver 
einzelte diesbezügliche Bemerkungen. Selbst Hincmar in seiner 
Schrift über die Pfalzordnung geht auf das Wirken der Kanzlei 
nach dieser Seite nicht ein. So ist denn auch von den späteren 
Geschichtschreibern die Geschäftsgebahrung als minder glänzend 
und als minder bekannt so gut wie gar nicht berücksichtigt 
worden oder doch erst von der Zeit an, wo sie sich etwa an 
der Hand noch erhaltener Kanzleiordnungen darlegen liess. 
Indem ich in diesen Beiträgen mich auf das Zeitalter der 
Karolinger und der Ottonen beschränken werde, will ich an 
zwei neueren denselben Jahrhunderten gewidmeten Werken 
zeigen, was für Geschichte der Kanzler und der Kanzlei bisher 
geleistet worden ist und was noch zu leisten ist. In den Jahr 
büchern des ostfränkischen Reiches und in denen Otto I. hat 
Dümmler sehr eingehend von den damaligen Erzkanzlern, 
Kanzlern und Notaren gehandelt. Alle Notizen, welche das 
gesummte Quellenmaterial bietet, sind von ihm, man kann 
sagen zu Biographien zusammengestellt worden. Jedem dieser 
Männer ist der Platz angewiesen, den er in der Kanzlei, bei 
Hofe, in Staat und Kirche, in der Gelehrtenwelt seiner Zeit 
eingenommen hat. Aber welchen Einfluss auf oder welchen 
Antheil an den Geschäften dieser oder jener Kanzler, dieser 
oder jener Notar gehabt hat, das wird nicht einmal berührt. 
Das gleiche Interesse für den Gegenstand hat Waitz be 
kundet. Nachdem er schon in den Ranke’schen Jahrbüchern- 
1 Das hat Lorenz recht anschaulich gemacht in dem allerdings nicht streng 
wissenschaftlichen und deshalb mit Vorsicht zu benutzenden Aufsatze: 
Reichskanzler und Reichskanzlei in Deutschland (Preussische Jahrbücher, 
29. Band, wiederholt in Drei Bücher Geschichte und Politik 1, 52—86). 
2 Otto I. in den Jahren 951—973, bearbeitet von Dönniges; aber Excurs 16, 
S. 228 ff. von Waitz.
	        
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