Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 93. Band, (Jahrgang 1879)

lbn Chaldun und seine Culturgeschichte der islamischen Reiche. 
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Abu Bakr Sa'yd, der jedoch nur unter Bevormundung des 
Grosswezyrs die Herrschaft führte. 
Unterdessen erfolgte seitens des Königs von Granada eine 
Einmischung in die innern Angelegenheiten des Meryniden- 
Staates, indem er gegen den unmündigen Sultan sich erklärte 
und einen Kronprätendenten aufstellte; es entbrannte der Krieg 
zwischen Granada und den Meryniden. Der Kampf endete 
damit, dass Abu Bakr Sa'yd der Herrschaft entsetzt ward und 
an seiner Stelle ein anderer Prinz desselben Hauses den Thron 
bestieg. 
Unter diesen Verhältnissen erbat sich Ihn Chaldun die 
Erlaubniss zur Rückkehr nach Spanien (1374), erlitt aber das 
Missgeschick, auf Befehl seines früheren Gönners, des Königs 
von Granada, ausgewiesen zu werden. In Afrika angekommen, 
befand er sich in einer misslichen Lage. Die Staaten der 
Meryniden wollte er nicht betreten und im Gebiete des Sultans 
von Telmesan, den er früher ziemlich schnöde verlassen hatte, 
fühlte er sich nicht ganz sicher. Zwar fügte er sich dem Rufe 
des Sultans und begab sich nach Telmesan, suchte aber dort 
in einem Derwischkloster Sicherheit und benützte die erste 
Gelegenheit, sich dem Machtbereiche des Sultans zu entziehen. 
Er Hess sich mit seiner Familie in Kal'ät lbn Saläma nieder, 
einem abgelegenen Städtchen der heutigen Provinz Oran. Hier 
blieb er vier Jahre in dem alten Schlosse, dessen Ruinen noch 
jetzt sichtbar sind, und hier vollendete er seine Culturgeschichte. 
Um Quellenstudien für seine allgemeine Geschichte zu 
machen, begab er sich gegen Ende 1378 nach Tunis, wo damals 
unter der Herrschaft der Hafsiden ein reges wissenschaftliches 
Leben herrschte und in den Moscheen und Lehranstalten 
reiche Büchersammlungen angehäuft waren. Der Sultan Abul- 
'Abbäs selbst nahm lebhaften Antheil an dem Zustandekommen 
seines Geschichtswerkes. Er vollendete hier auch den Theil 
desselben, welcher die Berberen und die Zenäta-Stämme, dann 
die beiden Dynastien der Omajjaden und Abbasiden, die vor 
islamische Geschichte behandelt und überreichte ein Exemplar 
der Bibliothek des Sultans. Nach vierjährigem Aufenthalte 
musste er aber wieder scheiden: um einer bei dem Sultan 
gegen ihn eingeleiteten Intrigue auszuweichen, erbat er sich 
die Erlaubniss zur Pilgerfahrt nach Mekka und segelte, seine
	        
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