Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 92. Band, (Jahrgang 1878)

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Die Urkunden Karle III. 351 
Namen recognoscirten Urkunde 1 den Titel cancellarius. Wenn 
Liutward, der zuerst im März 878 in Originalen als archi- 
canceUarius erscheint, 2 nochmal im Juli desselben Jahres can- 
cellarius genannt wird, 3 so ist dies wohl nur ein Versehen des 
Schreibers; noch weniger Gewicht darf man darauf legen, 
wenn ihm auch später in Copien derselbe Titel beigelegt wird. 4 
Die Erscheinung, dass in derselben Kanzlei der Titel 
cancellarius gleichzeitig von zwei Persönlichkeiten geführt wird, 
tritt zuerst in der Kanzlei Ludwigs II. und Karls des Kahlen 
entgegen; hier ist es Gauzlen und Hildebold, dort Adalbert 
und Herincus. Sie wiederholt sich in der Kanzlei Karls III. 
Von Ernust abgesehen, trägt nach Waldos Austritt Amalbert 
in der Regel den Titel cancellarius, doch daneben auch Salo- 
mon, 6 der bisher natarius hiess; unter Liutbert werden die 
beiden Recognoscenten Friedebold 1 ’ und Amalbert als Kanzler 
bezeichnet. 
Ergibt sich aus dem Schwanken der Titulatur, dass diese 
für die Einreihung datirungsloser Urkunden keine feste Norm 
Aspert, der nur in der Recog’nition eines Originals B. 1095, Dronke 295, 
archicancellarius genannt wird, diesen Titel auch im Text des Originals 
B. 1068 trägt. 
1 Recognoscent ist ein Diakon Gaidulf, der nur dies einemal auftritt, also 
wahrscheinlich nicht zum ständigen Kanzleipersonal zählte. 
2 nr. 9; nr. 5 Copie ist nicht authentisch. 
3 nr. 11 Orig. Als Beleg für die mechanische und gedankenlose Schreiberei, 
von der auch die Recognition ihren Th eil erhielt, verweise ich auf die 
beiden Originale Konrads 1. B. 1265, 1266 in München mit archiep- 
capellani und archiarchicapellani. Weitere Belege bei Ficker, Urkunden 
lehre 1, 56; 2, 478. 
4 nr. 101, 107, 122, 141. 
Dasselbe Schwanken zeigt die Kanzlei Arnolfs. Wiching heisst 
B. 1110 (Wartmann U. B. von St. Gallen 2, 295) Orig, zum ersten 
Male archicancellarius und führt diesen Titel als Recognoscent in den 
Orig. B. 1111, Dümmler, Ostfränk. Reich, 2, 678; daneben heisst er 
wieder cancellarius in den Orig. B. 1117, 1119 (Orig, in Mailand), 1121 
(Orig, in Parma), 1122, 1139 (Orig, in Klagenfurt), 1146, 1147. Dem Auf 
treten des arcldcancellarius scheint es zu entsprechen, dass kurz darauf 
der Notar Ernust den Titel cancellarius zu führen beginnt, zuerst Orig. 
B. 1116, 1123; doch in einer Urkunde von 896 August 13, Wiirdtwein 
Subs. 3, 300, Orig, in Marburg, heisst er wieder notarius. 
5 nr. 134 Orig., früher nur in nr. 123 Copie. 
6 Dieser heisst nur notarius im Orig. nr. 177.
	        
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