Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 90. Band, (Jahrgang 1878)

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Keller. 
verblendeten Cultus des Bland, vetust. sind manche sonst sein- 
besonnen vorgehende Herausgeber veranlasst worden, hier ohne 
alle Noth vom Archetyp abzugehen. Ja es entsteht sogar durch 
Aufnahme der falschen Ablative eine empfindliche Kakophonie, 
indem dann V. 20. 22. 23. 24 auf ä ausgehen: citreä, Bere- 
cynthid, tibid, fistulä. Man sollte doch ähnliche Beispiele bei 
Horaz suchen, ehe man etwas derartiges dem so viel auf die 
Form, die Abwechslung und den schönen Klang der Worte 
haltenden Odendichter imputiert. Sehr richtig bemerkt Schütz: 
,Lyrae und Berecynthiae tibiae sind Dative, von mixtis ab 
hängig; statt eines dritten Dativs ist dann in veränderter 
Structur non sine fistula gesetzt: also ein Concert von Leier, 
Flöte, Schalmei, dazu noch V. 24 Gesang und V. 25 ff. Tanz. 
Der . . . Ablativ lyra und tibia lässt sich freilich mit delecta- 
bere leichter vereinigen, aber dann müsste man mixtis carmini- 
bus unbeholfen als ablativus absolutus fassen. Vgl. c. IV 15, 30‘. 
Also auch diese Erwägungen sprechen gegen die Bentley- 
Meineke’sche Lesart. 
IV 2. 
1. Pindarum quisquis studet aemulari, 
Iide, ceratis ope Daedalea 
3. Nititur pinnis, vitreo daturus 
Nomina ponto. 
2. Für die Lesart des Archetyps Iule (lulle steht nur in 
der III. Classe) setzen Peerlkamp, Meineke, Müller, Lehrs, 
Eckstein Ille. Allein man kann sich schwer vorstellen, wie 
aus dem ordinären Ille durch einen Schreibfehler Iule geworden 
sein sollte, also die entschiedenste lectio facilior in die ent 
schiedenste lectio difficilior sich verwandelt hätte. Zweitens 
kommt mir diese Anwendung von ille ganz unpassend, un- 
lateinisch und speciell unhorazisch vor: Pindarum quisquis 
studet aemulari, ille . . . Ich kann diese Verwendung von ille 
absolut nicht begreifen; gut lateinisch ist bloss nichts zu 
zu setzen, wie es auch Horaz nach dem Archetyp gemacht 
hat; ille scheint mir stilistisch unmöglich. Jedenfalls müssen 
wir verlangen, dass Peerlkamp’s Anhänger Beweise für eine
	        
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