478
Joseph Ohme 1.
Der oder die Schreiber waren untergeordnete aber jedenfalls
geübte Personen, denen übrigens dam als die Nachahmung der pas
senden Schriftzüge weit weniger Schwierigkeit bot, als es in so viel
späterer Zeit der Fall gewesen wäre.
Und nun noch Einiges über die angebliche Schöpfung dieser
Privilegienbriefe und Documente durch Herzog Rudolf IV. — Also
früher wäre keine Spur? Erst durch ihn seien alle diese Ansprüche
und Behauptungen erdacht und formulirt worden!
Ich muss gestehen, ich bin von einer so unhistorischen
Behauptung überrascht. — Ich finde nicht die geringste Ähnlichkeit
der Geschichte Rudolfs IV. mit Ottokarischen Verhältnissen, und nur
diese passen auf das „Majus,” wie wir gesehen haben.
Herr Böhmer sagt in der angeführten Stelle seiner Regesten
(Seite 199) weiter: „Es war dies (die Verunechtung des „Minus” näm
lich) allerdings eine sehr ungehörige weise um jene Vorzüge zu er
setzen, um welche Österreich thatsächlich seit dem aussterben
der Babenberger, und nun auch gesetzlich durch Karl’s IV. goldene
bulle gekommen war. Näheren aufschluss gibt herzog Rudolfs
geschichte durch noch andere hiemit verwandte versuche.” —
Da ich in meinen habsburgischen Excursen die Verhältnisse des
Hauses Habsburg sowohl nach aussen als nach innen fortwährend
einer kritischen Beleuchtung zu unterziehen denke, so bemerke ich
hier nur, dass ich gerade den entgegengesetzten Schluss
mache. —
und das Reich wandten) „n u 11 i alteri aliquid Juris o b e di an t, excepto
„enim sibimet ipso nostro praedilecto Friderico Principi Duci Austriae, aut
„suas Vices supplentibus, sive potestatem.’’ — Auch die zwei andern Punkte
„concedimus enim nostro illustri Principi Duci Austriae, Crucem cum
„dyademate, suo principali Pilleo su ff er endo. Volumus etiam, ut
„dilectus noster Dux Austriae, omnia sua feudalia sive Jura 1 ib er ali t er sus-
„cipiat, datione sine omni’’ — zeigen auf die Herrlichkeit Ottokar’s
hin, der königliche Ehren auch in seinen Nebenländern verlangte und gänz
liche Unabhängigkeit selbst — in den Taxen. Ich halte dafür, dass diese Ur
kunde nicht ganz zugleich mit den zwei andern, sondern etwas später, viel
leicht im Jahre 1275 (gegen das Ende) nachträglich gemacht wurde, um dien
lich zu sein, wenn es etwa zu einer Ausgleichung mit König Rudolf käme und
die österreichischen Lehen doch empfangen werden müssten. — Die ansehn
liche Pön von 1000 Pfund Goldes sollte jegliche Verletzung dieser Privilegien
sehr bedenklich machen.