Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 8. Band, (Jahrgang 1852)

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Joseph Ohme 1. 
Der oder die Schreiber waren untergeordnete aber jedenfalls 
geübte Personen, denen übrigens dam als die Nachahmung der pas 
senden Schriftzüge weit weniger Schwierigkeit bot, als es in so viel 
späterer Zeit der Fall gewesen wäre. 
Und nun noch Einiges über die angebliche Schöpfung dieser 
Privilegienbriefe und Documente durch Herzog Rudolf IV. — Also 
früher wäre keine Spur? Erst durch ihn seien alle diese Ansprüche 
und Behauptungen erdacht und formulirt worden! 
Ich muss gestehen, ich bin von einer so unhistorischen 
Behauptung überrascht. — Ich finde nicht die geringste Ähnlichkeit 
der Geschichte Rudolfs IV. mit Ottokarischen Verhältnissen, und nur 
diese passen auf das „Majus,” wie wir gesehen haben. 
Herr Böhmer sagt in der angeführten Stelle seiner Regesten 
(Seite 199) weiter: „Es war dies (die Verunechtung des „Minus” näm 
lich) allerdings eine sehr ungehörige weise um jene Vorzüge zu er 
setzen, um welche Österreich thatsächlich seit dem aussterben 
der Babenberger, und nun auch gesetzlich durch Karl’s IV. goldene 
bulle gekommen war. Näheren aufschluss gibt herzog Rudolfs 
geschichte durch noch andere hiemit verwandte versuche.” — 
Da ich in meinen habsburgischen Excursen die Verhältnisse des 
Hauses Habsburg sowohl nach aussen als nach innen fortwährend 
einer kritischen Beleuchtung zu unterziehen denke, so bemerke ich 
hier nur, dass ich gerade den entgegengesetzten Schluss 
mache. — 
und das Reich wandten) „n u 11 i alteri aliquid Juris o b e di an t, excepto 
„enim sibimet ipso nostro praedilecto Friderico Principi Duci Austriae, aut 
„suas Vices supplentibus, sive potestatem.’’ — Auch die zwei andern Punkte 
„concedimus enim nostro illustri Principi Duci Austriae, Crucem cum 
„dyademate, suo principali Pilleo su ff er endo. Volumus etiam, ut 
„dilectus noster Dux Austriae, omnia sua feudalia sive Jura 1 ib er ali t er sus- 
„cipiat, datione sine omni’’ — zeigen auf die Herrlichkeit Ottokar’s 
hin, der königliche Ehren auch in seinen Nebenländern verlangte und gänz 
liche Unabhängigkeit selbst — in den Taxen. Ich halte dafür, dass diese Ur 
kunde nicht ganz zugleich mit den zwei andern, sondern etwas später, viel 
leicht im Jahre 1275 (gegen das Ende) nachträglich gemacht wurde, um dien 
lich zu sein, wenn es etwa zu einer Ausgleichung mit König Rudolf käme und 
die österreichischen Lehen doch empfangen werden müssten. — Die ansehn 
liche Pön von 1000 Pfund Goldes sollte jegliche Verletzung dieser Privilegien 
sehr bedenklich machen.
	        
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