v. K l* em e r. Description de 1’ Afrique.
389
Blüthen entfaltet, trafen gleichzeitig Kirchenlehrer jene Gefühlvollen,
die sich auch von den Producten weltlicher Dichtkunst Thränen ent
locken zu lassen keine Scheu trugen. Sie verweisen ihnen diese
fabelhaften Thränen, sie eifern wider das Dichtervolk, wider diese
lügenhaften Scribenten, die statt der Elaborate profunder Gelehrt
heit die Schöpfungen ihres dichterischen Genius den Gläubigen zum
Besten geben. Aber vergebens. Die Cultur der religiösen Zähre
hatte auch die der rein menschlichen und mit ihr die Empfänglich
keit für das Rührende fördern helfen. Die Enkel Hermanns, deren
Ahnen den Schmerz um ihre oft blutigen Todten mit einer kurzen
Tliräne abfertigten, die Enkel des Kriegsfürsten Arminius vergiessen
jetzt heisse Zähren über die romantischen Leiden der Paladine
König Arthurs.
Vortrag des Herrn Prof. v. Krem er über sein vorgelegtes
Druckwerk: „Description de VAfrique par un arcibe anonyme
du 6" siecle de l'Hegire.
Das Werk, von dem ich hier die erste arabische Text-Ausgabe
vorzulegen die Ehre habe, enthält unter dem Titel: Kitäb-el-Istibsär-
fi-Adschäib-el-Amsär eine geographische und topographische Schil
derung des den Arabern bekannten Theiles von Afrika, nämlich: des
Gebietes der Paschalike von Tripolis und Tunis, dann der jetzt fran
zösischen Colonie Algier und des marocanischen Reiches bis an die
Gestade des atlantischen Oceans; — es werden die von diesen Län
dern ins Innere von Afrika ausgehenden, durch die Sahara führenden
Handelsstrassen beschrieben und dabei auch die spärlichen Nach
richten arabischer Reisender über die Städte und Völker des inneren
Afrika’s angeführt, worunter sich besonders der den Oasen gewidmete
Artikel durch neue Angaben auszeichnet.
Bei der Mangelhaftigkeit unserer Nachrichten über diesen Theil
Afrika’s dürfte die Herausgabe dieses Textes allein schon hinreichend
gerechtfertiget erscheinen, um so mehr, da diese Gegenden sowohl
durch die Eroberung Algiers von den Franzosen ein erhöhtes Interesse
gewonnen haben, als auch dadurch, dass der Handel Österreichs in
jene Gegenden im stäten Zunehmen begriffen ist.
Ein anderer Grund aber noch war es, der mich zur Herausgabe
dieses Textes bestimmte: es ist bekannt, dass gerade der geographi-