Pfizmaier. Über einige Eigenschaften der japanischen Volkspoesie. 377
SITZUNG VOM 28. APRIL 1852.
Die Classe empfangt von dem h. Ministerium des Äussern mit
gebührendem Danke die durch dessen gütige Verwendung einge
langten , für Herrn Prof. D u d i k zur Benützung erbetenen zwei
Handschriften aus der k. Bibliothek zu Stockholm: 1. Diplomatarium
monasterii Zarensis inMoravia; — 2. Pulkawa e Historia Bohemiae.
Sie nimmt mit Vergnügen das von Hrn. Fas sei, Ober-Rabbiner
zu Gross-Kanischa, eingesandte Dedications-Exemplar des ersten
Bandes seines der k. Akademie gewidmeten Werkes: „Mosaisch-
rabbinisches Civilrecht,” entgegen.
Gelesen:
Über einiye Eigenschaften der japanischen Volkspoesie.
Von Dr. August Pfizniaier.
Die merkwürdige Erscheinung einer Sprache, welche in ihren
poetischen Erzeugnissen den Reim nicht kennt, und auch keinerlei
Art von Prosodie, weder Sylbenmaass noch Zeitmaass angenommen
hat, ist von dem Verfasser schon in seinem in den Sitzungsberichten
der kais. Akademie erschienenen „Beitrage zurKenntniss der ältesten
japanischen Poesie” etwas näher beleuchtet worden. Da unter den
in Wien vorhandenen japanischen Werken Poesie leider nicht ver
treten ist, so konnte er seine Kenntniss derselben bisher nur aus
den in Werken anderen Inhalts zerstreuten Bruchstücken schöpfen,
von denen ein grosser Tlieil der populären oder, insofern als ihre
Verfasser nicht genannt werden, der Volkspoesie angehörte. Damit
seine auf diesem Gebiete gemachten Beobachtungen nicht völlig ver
loren gehen, glaubt er bis zu der Zeit, wo ihm vielleicht die Be
nützung einiger in Holland aufbewahrten Bücher gestattet sein dürfte,
nicht unrecht zu thun, wenn er dieselben, so wenig erheblich sie
auch sein mögen, durch die gegenwärtige kleine Abhandlung zur
Kenntniss bringt.