374
Ar n et h.
dem Aufsatze bis in die ersten Jahre Karl’s V. fortgeführt und dessen
anfängliche Stellung zu den Reichsstädten erörtert. Es ist da von
nicht bloss historischem Interesse zu sehen, wie die materiellen
Fragen jener Zeit vielfach genau mit denjenigen übereinstimmen,
welche in den letzten Jahren und Monaten den Gegenstand der wich
tigsten Berathungen der mitteleuropäischen Grossmächte bildeten,
somit, ohne eine Parallele ziehen und Zeitfragen mit historischen
Erörterungen vermengen zu wollen, ein Parallelismus sich von selbst
ergibt. Der Verfasser glaubte es daher der Sache schuldig zu sein,
alles dasjenige, worin die Geschichte früherer Tage der Gegen
wart ähnlich ward, diese belehren kann, ruhig und unbefangen her
vorzuheben, es dem Leser überlassend, die Schlussfolgerungen nach
besserem Ermessen herauszunehmen. Es galt auch damals, dass
deutsche Freiheit, Recht und Verfassung als Aushängschild für Ten
denzen gelten mussten, die mit den schönen Ausdrücken im grellen
Widerspruche standen; die Politik aber, welche der Kaiser einschlug,
bezeiclinete den einzig möglichen Weg zu etwas Tüchtigem zu ge
langen und wenn dieses, aller Bemühungen ungeachtet, nicht erreicht
wurde, war wieder nicht der Kaiser anzuklagen, sondern neben
den vielen Sonderinteressen, die im Laufe weniger Jahre den Deut
schen in Fleisch und Blut gedrungene neue Spaltung, welche bis
zum gegenwärtigen Augenblicke Ursache ist, dass in Deutsch
land auch nicht die einfachste politische oder mercantilische Frage
vom politischen oder mercantilischen Standpuncte allein aufgefasst
oder gelöst werden kann, sondern jeder sich das confessionelle
Interesse beigesellt. Der mit dem Jahre 152S eingetretene blutige
Ausbruch des neuen bis zum Sitze der Seele gedrungenen Haders,
vertagte die angeregten Fragen ad calendas graecas, und erst
einem andern Karl V. war es Vorbehalten sie wieder aufzunehmen.
Fortsetzung der Auszüge aus: „Der Feldmarschall
Starhemberg
Von Arncth, Hof-Concipisten im Ministerium des Äussern.
Herr Arneth vollendet die in der letzten Sitzung begonnene
Lesung eines Bruchstückes aus dem Leben des Feldmarschalls Guido
Starhemberg. Er schildert die missliche Lage des Heeres der Ver-