Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 8. Band, (Jahrgang 1852)

Bericht über die Leistungen der historischen Commission. 
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demselben, so finden wir auch diesen Theil im Archive wie Notizen 
blatte reichlich vertreten. Es zeigen sich nicht weniger als neun ver 
schiedene Beiträge, welche die Schicksale und rechtlichen Verhält 
nisse von fünf verschiedenen städtischen Gemeinden dieses Kron- 
landes beleuchten. 
Um mit der Hauptstadt zu beginnen, so lieferte unser corre- 
spondirendes Mitglied Friedrich Blumberger zu Göttweih für die 
älteste Geschichte derselben eine kritische Untersuchung, nämlich 
„Bedenken gegen die gewöhnliche Ansicht von Wiens Identität mit 
dem alten Faviana.” Archiv 3, 353—366. Die Hauptgründe gegen die 
dem Bischöfe Otto von Freisingen, somit dem zwölften Jahrhunderte 
zugeschriebene Behauptung, der Identität Favianas und Wiens, wer 
den aus der „Vita S. Severini,” dem „Itinerarium Antonini” und der 
„Notitia utriusque imperii” geschöpft, und namentlich aus der letz 
teren, erst in neuester Zeit kritisch herausgegebenen Quelle gefestigt. 
Den Schicksalen späterer Zeit, dem Glanzpuncte der Geschichte 
Wiens, nämlich seiner zweiten Belagerung durch die Türken im 
Jahre 1683, sind zwei wichtige Beiträge gewidmet, beide um so 
willkommener, weil sie uns neue Quellen zuführen. Den ersten lieferte 
der Capitular des Benedictiner-Stiftes Raigern in Mähren, P. Beda 
Dudik, nämlich „des P. Bernard Brulig, Ord. S. Ben., Bericht über 
die Belagerung der Stadt Wien im Jahre 1683.” Archiv 4, 255-—296, 
dann 397-—495. Er ist, wie man schon aus dem Umfange sieht, ein 
sehr ausführlicher, zudem aber auch ein sehr werthvoller, da er 
ein gleichzeitiger ist, und abwechselnd Geschäftsstücke, Briefe, Kund 
machungen u. s. w. der Erzählung einflicht. Nicht minder wichtig ist 
das vom Archivar des geh. Haus- und Staats-Archives, Friedrich 
Firnhaher, im Archive 4, 496—508 veröffentlichte „Diarium, was 
sich vom 7. Juni anno 1683 bis zu Ende der Belagerung Wiens bei der 
türkischen Armee zugetragen.” Dieses Tagebuch ist von einem Augen 
zeugen verfasst und beschreibt den Anzug des türkischen Heeres 
durch Ungern mit vielen Einzelheiten. Der Verfasser nennt das 
türkische Heer, S. 507, „vnser kriegsheer,” war somit nicht etwa ein 
Gefangener aus dem Heere Leopold’s. Das Tagebuch scheint mir 
Übersetzung, etwa eines italienischen Originals zu sein. Wenn mich 
mein Gedächtniss nicht trügt, so sah ich auch vor Jahren einen 
gleichzeitigen sehr seltenen Druck dieser Übertragung, was natür 
lich ihrem Werthe keinen Eintrag thut.
	        
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