Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 8. Band, (Jahrgang 1852)

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Prof. Schleicher. 
welchen beiden das Suffix vermöge seiner Bedeutung zukommt. Eine 
genauere Untersuchung, in wie weit aut die Wahl dieser Endung 
ausser der Einsylbiglceit die Bedeutung und die jeweilige Fassung 
der Beziehung Einfluss nimmt, geht mir zur Zeit noch ab. Die be 
lebten scheinen vorzüglich mit diesen Endungen bedacht zu sein, 
doch findet sie auch bei zahlreichen einsylbigen unbelebten statt. 
Im Russischen liegt die definirende Bedeutung unserer Endung 
schon klar vor. Sie wird hier sparsam gebraucht, nur im Plural bei 
Verwandtschafts Wörtern, wenn sie nicht im übertragenen Sinne ge 
nommen werden, d. h. wenn man die einzelnen Individuen bezeichnen 
will; bei cuan, beschränkt sie die Bedeutung auf den Cßar-B xar' 
iqoyr,v, den Schwiegervater der eigenen Kinder, bei Myrn-B unter 
scheidet sie den Ehemann vom Manne schlechthin. 
Im Serbisch-Illyrischen ist v ebenfalls dem Singular fremd, 
desto häufiger zeigt es der Plural; die zwei Auftässungsweisen sind 
freilich oft gleich gut möglich, nur bei einigen Substantiven hat die 
Sprache sich für eine der beiden entschieden. Sehr belehrend sind 
die Fälle, in welchen der Pronominalzusatz die Bedeutung des Sub 
stantivs ändert: zübi die Zahnreihe des Menschen, zubovi die ein 
zelnen Zähne der Maschine. Mjeseci die leblosen in einander ver- 
fliessenden Monate, mjesecevi die einzelnen, gleichsam belebt ein 
herwandelnden Monde. Listovi, evjetovi die übertragen so genannten 
oder künstlich verfertigten Blätter, Blumen, im Gegensätze zum 
natürlichen Laub- und Blumenwerke. 
Das Altböhmische zeigt, wie sich die Endungen mit v erst spä 
ter entwickeln; sie kommen hier vor allem den belebten zu, im Sin 
gular hat sie der Dativ, selten der Locativ, der Accusativ, Instrumen 
tal, Locativ Plural nie, selten der Dativ, am häufigsten der Genitiv, in 
welchem Casus die Form mit v sich später ganz festsetzte, aus pho 
netischen Gründen s. o. Im Nom. Flur, begünstigte das schwächer 
hervortretende Casusverhältniss die Nebenbeziehung, dem Vocativ 
müsste sie besonders erwünscht sein. Im Neuböhmischen haben die 
belebten, aber nur diese, mit Vorliebe die längere Endung; bei 
Eigennamen ist sie die allein gebräuchliche, ganz im Einklänge mit 
derBedeutung des Zusatzes. Mehrmals hintereinander, bei zusammen 
gehörigen Wörtern setzt man die Formen mit v nicht: panu doktoru 
Pavlovi, was ebenfalls in der Bedeutung des v begründet ist. buh 
kann, anscheinend ausnahmsweise, nur boliu haben: da es kein nomen
	        
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