Ueber v vor den Casusendungen im Slawischen.
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Bedeutung gewann. Hätten wir nur ältere slawische Denkmäler, ge
wiss würde von unserem Flexions-ß nicht viel darin zu finden sein.
Im Genitiv Plural setzte sich in der späteren Sprache B ohne
Rücksicht auf die Beziehung fest, weil die Endung dieses Casus, Ti,
namentlich bei kurzen Worten eine Erweiterung der Form begün
stigte. Im Accusativ, Instrumentalis, Locativ kam sie gänzlich ab.
Im Plural war ß von besonderer Bedeutung, weil es ihn als einen
Complex Einzelner erscheinen Hess, was im Dual wegfiel, weil hier
schon die genaue Beziehung auf Zwei in der Form gegeben ist,
woraus ich mir erkläre, dass es im Dual nicht in Anwendung kam.
Die Betrachtung der einzelnen Dialekte wird die Bedeutung des
besprochenen Elementes in klarem Lichte zeigen.
Weniger scharf tritt die Bedeutung von ß im Kirchen-Slawischen
hervor. Es ist natürlich, dass eine spätere Sprachform , für welche
wir die Casusendungen mit ß erklären müssen, erst mit der Zeit
festen Gebrauch und Bedeutung erhält; auch muss man sich hierbei
erinnern, dass in Übersetzungen der originelle Geist einer Sprache
sich weniger entfalten kann. Zumal solche Feinheiten in der Auffas
sung der Beziehung leiden leicht. Wir möchten eine Parallele hier
ziehen zwischen der eigenthümlichen Auffassung der Beziehung beim
Nomen mit der beim Verbum im Slawischen. Wie sich im Zeitworte
vorzüglich die Sonderung des Einmomentigen und in mehr Momente
Zerlegbaren auf der einen Seite vom ununterscheidbar Dauernden
auf der andern ausspricht, so wird hier im Plural geschieden zwi
schen einer Mehrzahl von einzelnen Individuen und einer mehr ab-
stract empfundenen ununterschiedenen Menge. Stromove im Böhmi
schen z. B. sind einzelne Bäume, jeder tritt gleichsam persönlich
für sich heraus, daher werden diese Formen den belebten gleich
geachtet, stromy sind Bäume schlechthin. Im Singular verhält es sich
ähnlich, -ovi bezeichnet bestimmt den Einzelnen als Individuum,
daher für die belebten im Böhmischen ausschliesslich in Gebrauch —
vgl. padnouti, -— die gewöhnliche Endung gibt schlechthin nur die
Dativbezeichnung ohne solche Hervorhebung — padati. — Im Kir
chen-Slawischen sind es im Plural besonders einsylbige Substantiva,
denen auf diese Weise mehr Gewicht verliehen wird, im Dativ Sin
gular vor allem civiH'h. in der Bedeutung von Gottes Sohn. Fremden
Wörtern wird obh mit Vorliebe gegeben, weil es Nomina propria
von Personen, seltener Bezeichnungen von Beamten u. dgl. sind,