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Prof. Dr. Karl Odo.
stempelt. Er sagt in einer berühmten Stelle seiner zweiten Apolo
gie >) : die Person Christi bestehe aus oüfxa, \6yog, <Wenn
nun Justinus seine Anthropologie auf die platonisirende Annahme
von der Trichotomie der menschlichen Natur gestützt hätte, so würde
er allerdings anstatt des Pneuma (der Vernunftseele) in Christus
den göttlichen Logos gesetzt haben und apollinaristisch lehren. Aber
vom Standpunkte der Dichotomie ist in jener Stelle die Zusammen
stellung von aco/za und ■■pv^v als Bezeichnung der vollständigen
Menschheit Christi zu fassen und Xoyog als Ausdruck seiner Gottheit.
Demnach behauptet der Märtyrer im kirchlichen Sinne: in Christus
sei Göttliches und Menschliches zur persönlichen Einheit verbunden
erschienen.
Über das Verhältnis» Justin’s zum Ebionitismus ist erst in
neuerer Zeit verhandelt worden. Am Weitesten ging Schwegler,
welcher geradezu behauptete 2 ), der dogmatische Standpunkt Ju
stin’s müsse wesentlich als eigenthüiiiliche Entwickelungsphase des
akatholischen, d. i. ebionitischen Judenchristenthums aufgefasst wer
den. Die Annahme einer solchen Hinneigung Justin’s zum Ebionitis
mus ging von der Voraussetzung aus, dass das Judenchristenthum
schon damals als Secte aus der Kirche ausgewiesen gewesen und
dennoch von Justinus mit grosser Milde beurtheilt werde. Dabei
kommt die vielbesprochene Stelle des Dialogs mit Tryphon c. 47
in Frage. Justinus unterscheidet dort zwei Arten von Judenchristen:
die eine mildere, deren Anhänger nur für sich am mosaischen Ge
setze festhalten wollten, ohne dessen Beobachtung von den Christen
heidnischer Abstammung zu verlangen; die andere strengere (ebio-
nitisch gesinnte), welche das Gesetz auch für die Heidenchristen
als absolut verbindlich betrachtete. Wenn er die milden Juden
christen nicht von der Seligkeit ausgeschlossen sein, sondern sie,
obschon als schwache, doch als christliche Mitbrüder gelten lässt,
so gibt er damit zu verstehen, dass dieselben damals noch nicht als
Secte aus dem kirchlichen Verbände ausgeschieden worden waren.
Gleichwohl verschweigt er nicht, dass Manche seiner Richtung in
sofern anderer Meinung seien, als sie auch mit ihnen keine Kirchen
gemeinschaft haben mochten, Doch hatte diese Meinung Einzelner
*) h. C. c. 10.
2 ) Das nachapostol. Zeitalter. 1. Bd. (Tiib. 1846) S. 659 ff.