Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 8. Band, (Jahrgang 1852)

Bericht über eine kunst-archäologische Bereisung Böhmens. 7 
Die Kirche zum heil. Jakob dem Gr. in Rudig (Vrou- 
tek) im Egerer Kreise, Bezirkshauptmannschaft Saaz. Dieses Kirchen 
gebäude, in dem seit mehr als 100 Jahren kein Gottesdienst mehr 
gehalten wird, erscheint in seiner Structur und äusseren Ausschmük- 
kung der vorbeschriebenen Kirche zu Potvorov ähnlich, nur ist es 
bedeutend kleiner und in einem sehr verwahrlosten Zustande. Wür 
felverzierung, Halbkreisbogen und die stark vortretenden Lissenen 
sind sowohl am halbrunden Presbyterium wie auch unter dem Gesimse 
der übrigen Wandflächen gut erhalten. Der erhöhte Sockel, auf dem 
die Hauptmauer ruht, die pilasterförmigen Lissenen und die gesammte 
Bauart der Kirche beweisen, dass dieselbe derselben Periode und 
derselben Kunstrichtung wie die Kirche zu Potvorov angehört. Leider 
haben Menschenhände weit mehr als die Zeit an der Verwüstung die 
ses schönen Baudenkmals gearbeitet. Besonders wahrnehmbar ist die 
ses am Portale der Kirche, von dem nur zwei Säulen, deren Schäfte 
schneckenförmig gekerbt sind, mit dem darauf ruhenden Rundbogen 
sich erhalten haben. Uebrigens sind die Mauern des Gebäudes sowohl, 
als auch die Wölbung desselben fest und können noch manches Jahr 
hundert überdauern. Durch Freimachung der Kirche von den daran 
geklebten Bienenstöcken und durch einige wenig kostspielige Repa 
raturen würde dieses interessante Denkmal der ältesten Kirchenbau 
kunst dem Vaterlande erhalten werden. Der Patron der Expositur- 
Pfarre zu Rudig ist Se.Excellenz Graf Eugen Czernin. 
Die Pfarrkirche zu Liebshausen, Egerer Kreis, Be 
zirkshauptmannschaft Teplitz. Ein ansehnliches, im Rundbogenstyl, 
wahrscheinlich am Schlüsse des XII. Jahrhunderts i.ufgefül.i tes K.r- 
chengebäude. Es ist in seiner ursprünglichen Form erhalten, bis aut 
das gothische Presbyterium und die zwei Säulen, welche die Empore 
stützen; diese sind nämlich von Holz, zum Theile mit Mauerwerk 
verkleidet. Der an der Westseite befindliche Thurm ist der ur 
sprüngliche, byzantinische. Die Fensteröffnungen sind durch eigen 
tümlich geformte, aus zwei sich verschlingenden Rundstäben gebil 
dete, mit einem Blättercapitäl gekrönte Säulen in zwei Abtheilungen 
geschieden. Das Portal, wiewohl durch eine Vorhalle zum Tlioile ver 
baut, ist ein schönes, nach den strengen Regeln des Rundbogenstylcs 
ausgeführtes Werk. Das Halbkreisfeld über dem Eingänge ist durch 
eine aus dreifachen Halbkreisen gefügte Bordüre eingefasst. Unter 
dem Gesimse des Thurmes ist die Würfelreihe, unter jenem des Kir-
	        
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