weiss man freilich nicht, ob sie eleu schiefen Ausdruck Stadt
rath gewählt haben, weil sie das Wesen der Rathsverfassung
falsch auffassten, oder ob sie den Rath falsch beurtheilten,
, weil sie durch den Ausdruck Stadtrath von vorneherein irre
geführt waren. Aber das weiss man, dass jetzt die ,Stadträthe‘
selbst in der preussischen Städteordnung keine Regierungs
behörden sind, dass man heut zu Tage unwillkürlich mit dem
Wort Stadtrath den Begriff eines blossen Gemeinderathes ver
bindet, dass dagegen den Räthen der freien und Reichsstädte
des Mittelalters die landesherrlichen Rechte zustanden, also
eine souveräne Staatsgewalt zukam, soweit eine solche damals
überhaupt in Deutschland ausgebildet war, und dass es daher
verkehrt ist, sie Stadträthe zu nennen, um so verkehrter, als
sie selber sich nie so betitelt haben, und es uns nicht ansteht,
sie anders als mit ihrem officiell geführten Namen zu betiteln'.
Was hier vom Rath und seiner Bedeutung im Mittelalter
gesagt ist, gilt aber auch von der Stadt und ihrem Charakter
überhaupt, und es ist klar, dass die Macht, Eigenartigkeit und
Bedeutung einer grossen Gruppe von Städten nicht zu vergleichen
ist mit der Entwicklung anderer Städte, deren äusserer Umfang
keineswegs geringer zu sein brauchte, als jener der ersteren
Gattung, deren innere Selbständigkeit aber gar keinen Vergleich
zulässt mit den Städten der ersten Ordnung, seihst wenn diese
äusserlich klein und gering an Bevölkerung waren. Je unsicherer
im Allgemeinen der Begriff dessen was man unter einer Stadt
verstehen will, erscheint, desto nothwendiger ist es, eine strenge
Unterscheidung der Arten aufrechtzuhalten, in welche der
ziemlich vage Gattungsbegriff zerfällt. Auch im Alterthum findet
man Städte im persischen Reiche, wie in Griechenland, aber
es hätte wenig Nutzen für die Erkenntniss ihres Wesens, wollte
man sie alle auf eine Linie stellen, und wenn der oft gemachte
Versuch die römischen Municipien mit dem deutschen Städte
wesen in Zusammenhang zu setzen, etwas unläugbar verlockendes
hat, so wurde schon von anderer Seite die richtige Bemerkung
gemacht, dass diese Betrachtungsweise nur dadurch erklärbar
ist, dass eben die äussere Aehnlichkeit von alledem, was sich
jemals Stadt nannte, zu allen Zeiten sehr gross war. Eben
diese Zusammenstellungen und Vergleichungen der äusseren
Erscheinungen des Städtewesens können aber niemals einen
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