Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 88. Band, (Jahrgang 1877)

Die Idee des deutschen Erhreichs und die ersten Habsburger. 
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ging-, war er (1er Anführer der Gegner des sicilischen Königs 
gegen die französischen Cardinäle gewesen. 1 
Mit Nicolaus III. bestieg nun wieder ein Realpolitiker 
vom Schlage Innocenz III. und Innocenz IV. den päpstlichen 
Stuhl — das gerade Gegentheil Gregor X.! Ein Mann, keines 
wegs frei von Fehlern — schlimmer Nepotismus wurde ihm 
mit Grund vorgeworfen — aber ein Meister der Staatskunst 
ersten Ranges, von einer Kühnheit der Entwürfe, die ihn den 
grössten Päpsten aller Zeiten an die Seite stellt, namentlich — 
wie ich mich zu zeigen bemühen will — ein durchaus selbst 
ständiger, bahnbrechender Geist, der veraltete Ansichten und 
Ideen ruhig zu den Todten warf, wie fest auch noch die grosse 
Menge der Zeitgenossen in denselben befangen war. Ein 
neidisches Geschick, das den gewaltigen Mann mitten in den 
Vorbereitungen für die Ausführung grosser Pläne dahin raffte, 
ehe er die Realisirung derselben sichern konnte, hat Nico 
laus III. zugleich auch die rechte Würdigung seiner Bedeutung 
bis auf den heutigen Tag vorenthalten. 
Es liegt uns eine vereinzelte Nachricht eines Mitlebenden 
Nicolaus III. vor, nach welcher derselbe nichts Geringeres 
beabsichtigt hätte, als mit totaler Beseitigung der staatsrecht 
lichen Ideen, die bisher das Mittelalter beherrschten, eine Neu 
gestaltung der Verhältnisse vorzunehmen, die gleichbedeutend 
gewesen wäre mit einer sehr eingreifenden Revision der euro 
päischen Karte. Der Kirchenhistoriker Ptolomäus 2 von Lucca 
1 Diese Nachrichten über die Wandelungen des Cardinais verdanken wil 
den immer gut unterrichteten und in seltener Weise zuverlässigen Ann. 
Plac. Gibell. M. G. Scr. XVIII, 553, 554. S. Kopp’s ßeichsgeschiclite II, 
3 S. 161, 162. 
- Ich behalte diese einmal herkömmliche Schreibart des Namens bei aus 
demselben Grunde wie Krüger des Ptolomäus Lucensis Leben und 
Werke S. 9, obwohl ich durchaus nicht so bestimmt wie dieser behaupten 
möchte, dass unser Kirchenhistoriker den Namen Bartholomäus nicht 
geführt habe, schon mit Rücksicht auf Krüger S. 13 n. 4. Mir erscheint 
das, wofür in der Vorrede der neuen Ausgabe der Annales in den Do- 
cumenti di Storia Italiana tom. VI, Cronache dei secoli XIII e XIV, 
Firenze, 1876, plädirt wird, dass nämlich Tholomaeus, Tolommeo nur 
Vezzeggiativfornvfür Bartholomaeus ist, recht wahrscheinlich; 1340 
finden wir in der Familie Fiadoni auch eine Tholomäa, s. a. a. O. pref.
	        
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