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Seiten entsprechende Formel bei der späteren Verhandlung zu
suchen war.
Es liess sich hoffen, wenn auch nicht das in einem un
glücklichen Kriege Verlorene zu retten, so doch reine und
gesunde Verhältnisse für die Zukunft zu schaffen, wenn nur
die Bürgerschaft festen und einmüthigen Sinnes den rechten
Standpunkt gegenüber den Gesandten Philipps, die mit seinen
Vollmachten versehen in Athen erwartet wurden, behauptete.
Demosthenes verzweifelte noch nicht an der loyalen und patrio
tischen Gesinnung seiner Collegen und war für seine Person
bemüht, so lange es ging, die Eintracht zu erhalten und zu
fordern. Hatte auch die Majorität der Gesandtschaft seine
Ansichten nicht getheilt, so war er guten Muthes die Bürger
schaft dafür zu gewinnen. Aus solchen Gedanken erklären sich
die nächsten Handlungen des Redners. Diese sind nicht blosse
Supposition, sondern sie liegen in der ausdrücklichen und
feierlichen Erklärung, welche er gegenüber der Verdächtigung
des Aeschines abgab, dass er es war, der den Frieden wie er
später zu Stande kam in erster Reihe gefördert, die athenischen
Gesandten belobt und den makedonischen alle möglichen Ehren
erwiesen habe. Demosthenes erwidert darauf in seiner RvdGes.
§ 235: xauxa ofj TxapeEjexa! vuv oüxo? (Aw/tvvjs) Xej'cov üq »aux'o? eTurjveaev
r^.äq zai auxb? etaxfa xouq xpscßei?« x'o troxe ou Stopf^tov. saxt oe xauxa
zpo xou xfjV toXiv vjStxTjoOai xt y.a! <pavspou? xoüxou? xeixpaxbxa? aüxou?
YeveoOai, ox’ äpxi p.sv r}V.o~j ot zpecrßet? x'o TxpSxov (d. h. kurz nach ihrer
Ankunft in Athen, vor der entscheidenden Verhandlung), eSst
o’ ay.oucrat xbv Svjp,ov x! Asyouaiv, ouosixü) oe ouO’ ouxo? auvepwv §yjXo?
vjv x£> d'iAoy.päxcC oux’ exeÜvoq xoiaüxa ypa^wv (d. i. die Ausschliessung
war so völlig von seinem Eifer wider Philipp bekehrt, dass er fortan nur
die makedonischen Interessen vertrat 1 . Es sind dies eine Reihe kühner
Vennuthungen aus dem späteren Verlauf, den die Dinge nahmen, abge
leitet, welche dem diplomatischen Scharfsinn Demosthenes’ ein sehr
ungünstiges Zeugniss ausstellen. Dieser muss bei seinem eingewurzelten
Misstrauen gegen Philipp doch wohl andere Anhaltspunkte gehabt haben,
um mit solchem Eifer die Politik der Versöhnung zu betreiben, und damals
wird er sich wenigstens nicht daran gestossen haben, dass Philipp mit
bindenden Zusagen an sich hielt, so lange er des Symmachie-Vertrages
mit Athen nicht sicher war. Um den Frieden zu erlangen, brauchte
Philipp nichts zu versprechen. Eine Symmachie aber war ohne Abmachungen
für die Zukunft undenkbar.