Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 88. Band, (Jahrgang 1877)

Ueber die possessiven Adjectiva auf ovb (uv), ova, ovo im Slavischen. 
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deutlich zeigt, dass man liier den Genit. ,svateho Kristova‘ 
männlich fassen muss. Chelöicky hielt sich eben an die Volks 
sprache und schrieb hie und da statt vse, coz jest Kristovo 55 b 
auch profi vSemu, coz jest Kristova 55 a. Denkt man sich nun die 
Genitive auf ova in Verbindung mit weiblichen Substantiven, 
z. B. zahrada Subkova, dcera Kamaritova, und den pluralischen 
Complexiv-Ausdruck in Verbindung mit männlichen Substan 
tiven, z. B. düm Kamaritöv (uv), so sieht man, dass — wie 
einmal der Pluralbegriff bei dem Complexiv-Ausdruck sich ab 
schwächte, und der attributiv gebrauchte Genitiv Plur. auch 
adjectivisch gefühlt wurde — um so mehr der Genitiv auf ova 
in Verbindung mit weiblichen Substantiven als Adjectiv ge 
fühlt werden musste, wodurch es geschah, dass die Form auf 
ova im Genitiv immer mehr aus dem Gebrauche kam und der 
Form auf a wich. Waren die Formen auf ovi, ova für das 
männliche und weibliche Geschlecht da, so musste sich, als 
man diese Genitive zu decliniren begann, das Neutrum auf ovo 
von selbst entwickeln, obwohl es in der Volkssprache in der 
Declination nicht überall durchdrang. 
Es entsteht nun die Frage, ob auch der syntaktische 
Gebrauch den genitivischen Ursprung der Possessiva auf ovo, 
ova, ovo bestätigt. 
Der syntaktische Gebrauch des possessiven Genitivs im 
Slavischen ist derart erwiesen, dass es ganz überflüssig wäre, 
wenn ich da eine Reihe von Beispielen aufzählen sollte. Im 
Altböhmischen sieht man auch, wie die Sprache im Gebrauche 
des Possessiv-Adjectivs mit dem Genitiv ringt, wie sich der 
Genitiv neben dem Gebrauche des Possessiv-Adjectivs erhält 
und mit ihm abwechselt, wie — was ja die Hauptsache ist — 
die Sprache beim Possessiv-Adjectiv des genitivischen Ursprungs 
sich bewusst geblieben ist und es mit dem Genitiv verbindet. 
Damit der genitivische Ursprung des Possessiv-Adjectivs hier 
klar hervortrete, will ich aus Pulkava’s Chronik einige Bei 
spiele anführen: pojal Kunhuntu, dceru Rastislavovu vevody 
Bulgarskeho — sestrenci jeho synu Kunratovu, syna Fridrikova 
nekdajSieho ciesafe — dceru krdle fisskeho Rudolfovu — Jitka, 
dcera Rudolfova krdle fisskeho — zpösobenim Vdclavovym krdle 
ieskeho — sestru Albrechtovu vevody raküskeko — rnezi Jitkü, 
dceru krdle Vdclavovu — Agneska, dcera Otakarova, sestra krdle
	        
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