Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 88. Band, (Jahrgang 1877)

TJcTjor den Ursprung des Nominalstunnnes im Noupersisclion. 22F) 
fudrahe ,die Hand (Accus.), welche des Sohnes' u. s. w. Durch 
dieses Verfahren ist einerseits eine bestimmte feste Stellung 
innerhalb des Satzes für den Genitiv geschaffen, andererseits 
ein ursprünglich pleonastisches Element (das Relativ-Pronomen) 
gewonnen, welche beide die Sprache in späterer Zeit, wo Nomi 
nativ, Accusativ und Genitiv in Folge der Zerrüttung der End 
silbe in eine einzige Form zusammenfallen, ganz gut zum Aus 
drucke des Genitivverhältnisses zu verwenden vermag. 
Untersucht man nach dieser Richtung die beiden Kate 
gorien Verbum und Nomen, so findet man, dass das letztere 
von der lautlichen Zerrüttung ungleich mehr betroffen wurde 
als das erstere. Der Grund für diese Erscheinung liegt haupt 
sächlich darin, dass in den wichtigsten Zeitformen in der 
letzten Silbe meistens ein i sich findet, dem vielfach ein fester, 
nicht leicht zu verflüchtigender Consonant vorangeht, z. B.: 
—mi (1. Pers. sing.), —ti (3. Pers. sing.), —nti (3. Pers. plur.). 
Dadurch ist der Charakter der betreffenden Person hinlänglich 
gewahrt. Wenn aber in einzelnen Fällen, wie —a-mi und 
—a-mahi, beide = —a-m, und ebenso —a-ti und —a-iha, beide 
= a-d, zwei Formen zusammenfallen, besitzt die Sprache in 
den gleichbedeutenden Parallelformen (starke und schwache 
Flexion) ein geeignetes Mittel, um den ursprünglichen Unter 
schied aufrecht zu erhalten, daher —a-m (1. Pers. sing.) = 
—a-mi, dagegen —i-m (1. Pers. plur.) = —dya-mahi, und 
ebenso —a-d (3. Pers. sing.) = —a-ti, dagegen —e-d (2. Pers. 
plur.) = —aya-tha. 
Eine ungleich bedeutendere Nivellirung der Formen ist, 
wie schon bemerkt worden, beim Nomen eingetreten. Schon 
in der alten Sprache, welche die grammatischen Formen in 
ihrer unverkümmerten Gestalt noch kannte, scheinen bereits 
einzelne derselben aufgegeben und durch andere ersetzt worden 
zu sein. So lässt sich im Altpersischen (der Sprache der 
achämenidischen Keilinschriften) der Dativ des Singular nicht 
belegen, woraus zu scldiessen ist, dass die Sprache ihn ganz auf 
gegeben hat, eine Tendenz, der wir auch auf indischem Boden 
begegnen, wo uns der Dativ Singular nur noch im Pali ent 
gegentritt, dagegen in den Prakrit-Dialekten ganz verschwindet. 
Eine ungleich grössere Verwirrung richtete dagegen der 
gänzliche Schwund des Auslautes der letzten Silbe unter den 
Sitznngsber. <1. phil.-liist. CI. LXXXVIII. Bd. II. Hft. 15
	        
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