Friedrich Christoph Schlosser.
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Wie aber min der Historiker dieser Ideenwelt habhaft zu
werden vermöchte, darüber gehen die Methoden allerdings sehr
stark auseinander und Schlosser sucht sich in diesem Punkte
deutlich von seinen philosophirenden Gesinnungsgenossen zu
unterscheiden; wenn man aber aufrichtig sein soll, so muss man
gestehen, dass auch er im ungewissen Dunkel mehr die Ideen
umhertappend zu fangen, als zu erforschen weiss, und dass ihn
eben deshalb nicht selten ein Missbehagen über die ,durch-
lesenen Folianten* ergreift, welche am Ende nichts sagen, als
,dass im Leben stets ein Schatten dem andern weicht, um
endlich dem Nichts den Platz zu lassen*. 1 Es wäre nicht schwer
eine ganze Reihe von Stellen zu finden, aus denen man glauben
machen könnte, der eifrige Vertreter der Principien in der
Geschichte sei eigentlich Nihilist gewesen, und hätte sich in
die unendliche Masse von Einzelnheiten nur hineingestürzt, um
den eigentlich ungestillten Drang nach den in der Gottheit
ruhenden Ideen der Weltgeschichte zu begraben. Aber eine
Ansicht solcher Art über Schlosser wäre sicherlich falsch. Was
obwohl die heutige Geschichtschreibung wenig- damit gemein hat. Anders
steht es noch bei Schlosser. Nicht von Humboldt angeregt, aber aus
denselben Anregungen Kant-Schiller’seher Gedanken heraus hat Schlosser
den Versuch gemacht, praktisch zu losen, was theoretisch aufgestellt
worden war. Was von Humboldt über die Kunst der Geschichtschreibung
gesagt wird, wird sehr gerne wiederholt; einige Bemerkungen über die
Natur des Geschichtschreibers wie über die erforderliche Feststellung der
Ideen, die zu erkennen seien, werden niemals besser gesagt werden, doch
ist es merkwürdig, dass ausser in Tomaseliek, Schiller S. 130, nirgends
der trefflichen Kritik gedacht ist, durch welche Alexander v. Humboldt
die Abhandlung fast mit einigen Worten vernichten konnte. A. v. Hum
boldt an Varnhagen S. 40. Man kann übrigens desselben Bemerkung
gegen Hegel ebd. 43 ,damit erfüllet werde, was der Philosoph verheisst*,
wohl auch schon gegen die Naturabsicht Kant’s und gegen die ,Ideen 1
seines Bruders anwenden.
1 Merkwürdig ist übrigens, dass sich in Schlosser’s allgemeinen Sätzen die
unbewussten Reminiseenzen an seine Philosophen bis zur Wörtlichkeit
einstellen. So spielt ihm in dieser Vorrede Herder, den er doch gar
nicht zu mögen versicherte, offenbar einen Streich : ,Vorübergehend ist also
Alles in der Geschichte; die Aufschrift ihres Tempels heisst: Nichtigkeit
und Verwesung. Wir treten den Staub unserer Vorfahren und wandeln
auf dem eingesunkenen Schutt zerstörter Menscheuverfassungen und
Königreiche; wie Schatten steigen sie aus den Gräbern hervor und zeigen
sich in der Geschichte.* Ideen III. lö.