Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 87. Band, (Jahrgang 1877)

lieber die Endsilben der altnordischen Sprache. 
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Aber möglicherweise hatten die ostgermanischen Sprachen 
die secundäre Endung dhäs. Dann ist es wieder zweifelhaft, 
ob das « als übermässig betrachtet wurde oder nicht. In 
letzterem Falle hätten wir in I tamidar wie fcidar, in III tam- 
dir wie faäir, — im ersten lalle müssten wir wie früher dar 
als Entsprechung eines vorgermanischen dhäs ansetzen, was 
ja bei dieser eigentümlichen Endung wohl möglich wäre. 
Immer wäre die Uebereinstimmung zwischen gotisch und 
nordisch -des, -dar oder -dar I, -dir III gegenüber lid. alts. 
neritöst, neridos bemerkenswert. 
Aber auch an die Analogie der Praesensformen lang- 
silbiger schwacher Verba könnte man denken, die sich im 
Praes. so mancher starken geltend macht. 
Nur augon (N. A. PI.) I erklärt augu in III, und führt auf 
vorgermanisches -äna. Augan in I aus augana wäre auga III 
geworden wie D. Sg. hana aus hanani III. Auga stimmt dem 
nach bis auf die Voraussetzung eines «-Stammes zu got. augona 
und steht den westgermanischen Formen gegenüber wie N. A. 
Sg. auga III, got. augo, dem hd. ouga. Es wird kein Zufall 
sein, dass die beiden germanischen Sprachen, welche eine Form 
des N. A. Sg. der neut. cm-Stämme, sowie des N. Sg. der än- 
Stämme auf an voraussetzen — s. oben S. 373, — im N. A. PI. 
der neut. an-Stämme auch Länge des Ableitungsvocales zeigen. 
Dadurch entfällt die Analogie der nur ostarischen Endung 
-dni; s. Scherer GDS. S. 432 und Zs. f. Österreich. Gymn. 
1874, S. 258. 
Genau aber entsprechen den got. Formen die ältesten 
dänischen und schwedischen öghon, örun, Lyngby Tidskrift f. 
phil. 6, 47, Wimmer Navneordenes böjning S. 113. Hier liegt 
ein Stamm auf -äna zu Grunde, wie im got. — Die nordische 
Urform in I wäre augonu. 
Deutliche Analogieform in III ist tungur (N. A. PI.) nach 
vakar, sottir. Das Gesetzmässige wäre tungu, wie G. Sg.; s. oben 
über hanar S. 377. Lyngby Tidskrift f. phil. 6, 48 hat richtig 
gesehen, dass die eigentliche Form des N. A. PI. der aw-Stämme 
im schwachen Adj. erhalten ist, spöku, die, weil sie auch dem 
N. A. Neut. zukam, erst auf N. A. Masc. übertragen wurde, um 
dann allmälig alle Casus des Plural zu erobern. 
Sitzuugsber. d. pliil.-hist. CI. LXXXVII. bd. I. Hit. 
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