Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 7. Band, (Jahrgang 1851)

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mit dem Gesetze vom 27. October in Ansehung der Normalschu- 
len zur Ausführung geschritten. 
Die Früchte dieses Institutes brauchten Zeit zu reifen. In 
zwischen erfolgte im Jahre 1773 die Aufhebung des Jesuiten 
ordens. Dieser Orden passte nämlich nicht mehr zu dem so sehr 
veränderten Zeitgeiste; aber das Verschwinden der Jesuiten gab 
derNetierühgspärtei sogleich Gelegenheit, eine Menge von Lehrkan 
zeln in den Cursen der Philosophie und Theologie zu besetzen 
und 'für die Gymnasien und die Philosophie weltliche Lehrer als 
die am meisten wünschenswerthen zu erklären. Da aber die Fi 
nanzverwaltung den ehemaligen Jesuiten Pensionen gab und man 
an dieser Ausgabe sparen wollte, so blieb es Regel , diejeni 
gen Jesuiten, welche inan brauchbar fände, bei den Gymnasien und 
den Lehrstühlen der Physik und Mathematik anzustellen. 
Diese finanzielle Massregel machte, dass man an den öster 
reichischen Gymnasien, deren Mehrzahl unter Jesuiten gestanden, 
die stattgefundene Veränderung weniger fühlte; um so fühlbarer 
aber wurde sie an den hohen Schulen. Geistliche und weltliche $ 
Gegner der Jesuiten kamen auf die erledigten Lehrstühle. Diese 
Lehrstühle waren daher auch meistens im Besitze von Gallicanern 
oder Deisten. 
Bald trat auch der Gedanke der Staatsverwaltung in Anse 
hung der Volksschulen in der Verordnung vom 5. December 1774 
hervor. Er bestand darin, dass es Volksschulen verschiedener Art, 
bei denen die Verbreitung der deutschen Sprache ein Hauptge- 
sichtspunct sein müsse, geben soll. Die höchste Classe dieser 
Schulen bestand aus den Normalschulen, auf sie kamen für alle 
etwas grösseren Städte die sogenannten Hauptschulen, und an sie 
reihten sich die Volksschulen, von denen einige Classon hatten, 
andere nicht. Nur einige der Volksschulen wurden vom Staate 
erhalten, die andern waren auf die vorhandenen Stiftungen, das 
Schulgeld und oft auch auf die Einkünfte, welche der Schullehrer 
als Küster bezog, angewiesen. 
Diese Einrichtungen schufen eine Menge von Volksschulen, 
aber ihr Werth war, da bei den meisten Volksschulen die Do 
tation gering war und meistens die früher angestellten Lehrer 
im Amte blieben, ungleich. Doch war dies eine dem Volke 
keineswegs sehr anstössige Sache. Aber anstössig fand man, dass
	        
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