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Werner.
stand erkannt und begriffen wird, während das Schöne un
mittelbar durch sich selbst gefällt und anzieht, ohne und bevor
die Gründe des subjectiven Gefallens erkannt und begriffen
worden sind. Daraus folgt, dass für das Gefallen am Schönen
ein besonderer, vom rationalen Denken specifisch verschiedener
Seelensinn postulirt werden muss, mittelst dessen das Schöne
als solches, so wie auch das vom Schönen Abweichende oder
in sein Gegentheil sich Verkehrende an empfunden werden
muss. Nur wird man sofort nicht auch sogleich behaupten
dürfen, dass dieser Sinn etwas schlechthin Einfaches sei, was
sich nicht in seine besonderen, constitutiven Elemente auf-
lösen Hesse; im Gegentheile, am Gefallen am Schönen wird
zufolge der tiefstgreifenden Macht des wahrhaft Schönen der
ganze innere Seelenmensch betheiliget sein, wie derselbe be
theiliget ist im Gefallen am moralisch Guten das selber eigentlich
nur eine besondere Art oder Gattung des Schönen ist, ohne
indess mit dem Begriffe des Schönen als solchen sich zu
decken. Denn Gegenstand des moralischen Gefallens kann
nur dasjenige sein, was in irgend einer Weise unter die Kate
gorie des sittlichen Handelns fällt; das als schön Erscheinende
aber steht oft genug ausser aller Relation zur sittlichen Idee,
obschon es andererseits niemals mit derselben im Widerspruch
stehen kann, weil ein solcher Widerspruch einen Defect am
Schönen selber involviren würde. Das Schöne und das Gute
können einander nicht widerstreiten; die specifische Wesens
form des Schönen ist jedoch eine andere als jene des Guten
als solchen. Der Gegenstand des Gefallens ist im Schönen
das Erscheinende als solches, im Guten dasjenige, was durch
das Erscheinende sich kundgibt; identificirt sich aber im Guten
das Erscheinende mit demjenigen, was durch das Erscheinende
offenbar wird, so sehr, dass das Erscheinende als solches um
seiner selbst willen gefällt, so geht das Gute selbst auch un
mittelbar in das Schöne über, ohne desshalb aufzuhüren, seiner
Natur nach etwas vom Schönen als solchem specifisch Ver
schiedenes zu sein.
Das Wesen des Schönen ist, unmittelbar durch seine
Erscheinung und mittelst seiner Erscheinung zu gefallen;
dadurch unterscheidet es sich vom Wahren, dessen Gründe
oft tief verborgen sind, und selbst wenn sie augenfällig daliegen,