Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

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Scherer. 
statuiren müssen, bestätigt sich dadurch. Der Name Spervogel 
ist der Kolmarer Handschrift gänzlich unbekannt geworden, 
die Tradition der Meistersinger vergass ihn, während der 
Name Stolle noch lange lebendig blieb. Bartsch S. 73. 168. 523. 
Das Citat eines Spervogelschen Gedichtes mit Lesarten, 
die zu der Hs. C stimmen, aus der Zimmerischen Chronik, 
wurde Deutsche Studien 1, 355 beigebracht. 
In dem Münchener Cod. lat. 4612 in 4°, Gedichte des 
vierzehnten Jahrhunderts enthaltend, steht (nach Steinmeyers 
Mittheilung) Fol. 46 b in nicht abgesetzten Verszeilen: 
Swer ze holz get spuren so der sne zergat 
vn suchet sinen guten urivnt do er eheinen hat. 
vn chavfet ungesehene vil 
vnde haltet gar verlorniv spil 
■ und dienet einem hoesem man 
daz an Ion heleibet 
dem wirt wol ajfterriwe chvnt 
oh erz die lenge trihet. 
Das ist wieder Spervogel, MF. 21, 13—20. 
Aus dem im MF. gleich folgenden Gedichte 21, 21 Siver 
lange dienet da man dienstes niht verstät, ist wohl MF. 172, 30 
geschöpft: Siver dienet da mans niht verstät, der verliuset al 
sin areheit. 
Die Melodie des echten Tones Spervogels ist bekanntlich 
in der Jenaer Handschrift erhalten (HMS. 4, 790 b ) und bei 
Liliencron-Stade Lieder und Sprüche aus der letzten Zeit des 
Minnesanges S. 28 vierstimmig bearbeitet. Liliencron hat sie 
in der Vorrede S. 8 Note näher charakterisirt, wie folgt: ,Der 
Spervogelsche Spruch gehört zu den ausnahmsweise zwei 
theiligen Strophengattungen; man kann aber kaum sagen, dass 
er melodisch wesentlich von den dreitheiligen abweiclit. Auch 
hier folgt dem ersten Theil „Tritt ein reines — Sittsamkeit“ 
zunächst ein zweiter („dass ihr — Sonne gleicht“), der zwar 
dem ersten nicht gleich ist, aber sich an ihn durch Wieder 
holungen aus seiner Melodie auf das engste anschliesst. Dann 
folgt mit einer auch harmonisch neuen Wendung der dritte 
Theil, der endlich von „kein Aug’ erfreut“ an wieder in die 
Periode des ersten Theiles zurückkehrt/
	        
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