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Scherer.
statuiren müssen, bestätigt sich dadurch. Der Name Spervogel
ist der Kolmarer Handschrift gänzlich unbekannt geworden,
die Tradition der Meistersinger vergass ihn, während der
Name Stolle noch lange lebendig blieb. Bartsch S. 73. 168. 523.
Das Citat eines Spervogelschen Gedichtes mit Lesarten,
die zu der Hs. C stimmen, aus der Zimmerischen Chronik,
wurde Deutsche Studien 1, 355 beigebracht.
In dem Münchener Cod. lat. 4612 in 4°, Gedichte des
vierzehnten Jahrhunderts enthaltend, steht (nach Steinmeyers
Mittheilung) Fol. 46 b in nicht abgesetzten Verszeilen:
Swer ze holz get spuren so der sne zergat
vn suchet sinen guten urivnt do er eheinen hat.
vn chavfet ungesehene vil
vnde haltet gar verlorniv spil
■ und dienet einem hoesem man
daz an Ion heleibet
dem wirt wol ajfterriwe chvnt
oh erz die lenge trihet.
Das ist wieder Spervogel, MF. 21, 13—20.
Aus dem im MF. gleich folgenden Gedichte 21, 21 Siver
lange dienet da man dienstes niht verstät, ist wohl MF. 172, 30
geschöpft: Siver dienet da mans niht verstät, der verliuset al
sin areheit.
Die Melodie des echten Tones Spervogels ist bekanntlich
in der Jenaer Handschrift erhalten (HMS. 4, 790 b ) und bei
Liliencron-Stade Lieder und Sprüche aus der letzten Zeit des
Minnesanges S. 28 vierstimmig bearbeitet. Liliencron hat sie
in der Vorrede S. 8 Note näher charakterisirt, wie folgt: ,Der
Spervogelsche Spruch gehört zu den ausnahmsweise zwei
theiligen Strophengattungen; man kann aber kaum sagen, dass
er melodisch wesentlich von den dreitheiligen abweiclit. Auch
hier folgt dem ersten Theil „Tritt ein reines — Sittsamkeit“
zunächst ein zweiter („dass ihr — Sonne gleicht“), der zwar
dem ersten nicht gleich ist, aber sich an ihn durch Wieder
holungen aus seiner Melodie auf das engste anschliesst. Dann
folgt mit einer auch harmonisch neuen Wendung der dritte
Theil, der endlich von „kein Aug’ erfreut“ an wieder in die
Periode des ersten Theiles zurückkehrt/