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Scherer.
Wil si daz ich von ir scheide den muot
unde min herze von ir minne kere,
so sol si läzen ir schcene und ir ere.
ob si der beider verzilien wil sich,
da mite mac si von ir scheiden mich,
swar so daz keret, so muoz ich beliben
unde iemer dienen dar vor allen wiben.
wcere der schcenen min dienest so leit
als si nu lange mir hat geseit, <
so mohte si mich wol von ir vertriben.
Blicken wir zurück auf die sieben betrachteten Strophen.
Ein ganz bestimmtes Charakterbild des Dichters erhebt sich
vor uns. Er ist ein sanguinischer Optimist. Er sucht sich sein
Unglück so lange zurecht zu legen, als es irgend geht. Er
deutet seine traurigen Erlebnisse so lange ins Milde um, bis
er ganz unzweideutige Beweise vom Gegentheil bekommt und
ihm keine Ausflucht mehr übrig bleibt. Tiefgehender Schmerz
ist nicht vorhanden. Er nimmt Abschied mit dem Gedanken:
ich werde ewig an dich gefesselt bleiben.
Die Sitte des Frauen di en stes hat bei unserem Dichter
ihren zweiten, Beleg. Den ersten gewährte uns Meinloh. An
seine Doppelreime wie 13, 6. 8 erinnert hier fröuden rieh:
fröuwen mich 18, 15. 16.
Das Vorbild des älteren Regensburgers haben wir bereits
erkannt. Ausserdem meint man zu bemerken, dass der Ver
fasser aus epischen Dichtern gelernt habe: 18, 25 beginnt wie
eine epische Erzählung ich horte wilent sagen ein meere, und in
19, 24 swaz ich singe, daz ist war, erkennen wir die Ver
sicherungsformel epischer Erzähler, übrigens auch Spervogels
22, 2. 23, 23.
Dass er auch der biblischen Bildung Eingang gestattet
in den Stoff und Anschauungskreis seiner Poesie, das ergibt
der Vergleich mit der Läuterung durch Feuer 19, 17 ff.
Daneben hat er noch seine ganz individuelle Bedeutung.
Er ist der erste in Deutschland, der unglückliche Liebe als
ein poetisches Motiv empfindet. Die spätere conventionelle
Situation eines Liebhabers, der die Dame schmachten lässt,
tritt uns hier zum ersten Male entgegen. Auch die Sprödigkeit