Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

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Wolf. 
Endlich sehe ich Land bei meinem Wörterbuche zu Floris 
ende Blancefloer. Sobald es vollendet, beginne ich die Vor 
rede und dann stosse ich dies Schiff ab. Ich wollte Sie wären 
hier, oder ich wäre dort, Sie hätten mir in Erklärung der 
romfanischen] Wörter wesentlich nützen können. Was heisst: 
Hi entrimeerde an een sant? 1 
Wenn ich auch encrimeerde lese, kommt doch nichts 
heraus, der Sinn ist wol: er ankerte. Wissen Sie kein roma 
nisches] Wort, was ähnlich klingt? 
Auf den 2. Theil der Fundgruben bin ich selbst sehr be 
gierig. Wie es damit werden soll, weiss Gott. Der Stoff ist 
kaum zu überwältigen und Amts- und andere Arbeiten treten 
meist immer wieder störend dazwischen, wenn ich einmal im 
Zuge bin. Ich muss ein neues Collegium ausarbeiten: Ency- 
klopädie und Geschichte der deutschen Philologie. Diesmal 
sollte ich es schon lesen, es hatten sich aber zu wenig ge 
meldet, und das war Grund für mich, es aufzuschieben. | Ihr 
Anerbieten in Bezug auf Gräz ist sehr freundlich. Ehe ich 
Sie, lieber Freund, um bestimmte Dienstleistungen ersuche, 
muss ich erst meine Papiere genau durchmustern. Uebrigens 
schreiben wir uns ja noch vor Ihrer Abreise. Meine Monat 
schrift soll mit der ersten Gelegenheit abgehen, ein Exfemplar] 
für Sie, eines für den gnädigen] Herren. 
Bewegen Sie doch E[ndlicher], dass er mir auf meine An 
fragen antwortet. Er schreibt immer so hastig und beklagt sich, 
dass er nicht wisse, was ich wünsche, und ich habe mir die 
Seele schon ausgewunschen. Sollten auch 3 oder 4 Briefe ver 
loren gegangen sein, so ist doch des Gewünschten noch so 
viel, dass er mit dem Erfüllen alle Hände voll zu thun haben 
kann. Nun ich ihm geschrieben habe, dass ich komme, 2 nun 
wird er erst gar nicht schreiben. Sagen Sie ihm, ich läge tödt- 
lich danieder an der Sehnsucht nach Wien und meine Schmerzen 
könnten nur gelindert werden durch ein kleines Brieflein an 
Ihren und seinen 
der k. k. Hofbibl[iothek| verpflichteten 
R. A. U. S. C. H. E. N. Nr. 44. 
1 Siehe Horae Belgicae, p. III, Vers 97, und die Anm. zu diesem Verse. 
2 Hoffmann kam aber erst 1839 wieder nach Wien.
	        
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