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H a r t e 1
wollen wir nicht erst verweilen. Sie sind rein äusserlich und
streifen das Wesen der Sache kaum. Die Begegnung' zweier
Vocale in den Versen avBpa p.oi evveite oder -Xdjyß-^ eitet ist nicht
mit Verschlussbildung des Organs vei'bunden, es ist nicht eine
Trennung, sondern eine Verschmelzung zwischen ot und e, r t
und £ wahrnehmbar. Hingegen wurde der Zusammenstoss des
elisionsfähigen e mit s in dem Verse
aiixap s-fiov ’Dcbajvce eXeicop.at, c<ppa ot utov
an dieser Stelle wohl ertragen und zählt zu den allergewöhn
lichsten Erscheinungen. Man sieht, die Beantwortung der Frage,
der Zusammenstoss welcher Vocale und an welcher Versstelle
mit Rücksicht auf die Homerischen Gedichte als ein unleid
licher zu betrachten sei, ist von mannigfachen Vorfragen ab
hängig und wird nach dem Ausfall dieser verschieden lauten.
Indem wir uns mit diesen Vorfragen beschäftigen, sei zunächst
bemerkt, dass wir aus methodischen Erwägungen hier jene Fälle
zum Theil vorläufig ausscheiden, wo vocalischer Auslaut mit voca-
lischem Anlaut solcher Wörter zusammentrifft, die nachweisbar
oder wahrscheinlich einen Consonanten eingebüsst haben. Dass
ich in dieser Hinsicht mit den verbreiteten Ansichten nicht
durchaus übereinstimme, soll hier gleich erwähnt sein und wird
im Laufe dieser Untersuchungen seine Rechtfertigung finden.
Der mit vocaliscliem Anlaut zusammentreffende Auslaut
kann eine prosodische Länge oder Kürze darstellen und
als Länge in die Thesis (Senkung) oder in die Arsis
(Hebung) zu stehen kommen. Der erste Fall, dass ein langer Vocal
oder Diphthong in der Thesis vor vocalischem Anlaut erscheint,
ist ein so ungemein häufiger, dass eine sorgfältige Beobachtung
dieser Erscheinung durch die vier ersten Bücher der Ilias und
Odyssee, wie sie von mir angestellt wurde, über die Bedin
gungen derselben hinreichenden Aufschluss zu bieten schien.
\Vo es zweckdienlich war, sind ausser den bezeichneten acht
Büchern die anderen nicht unberücksichtigt geblieben. In der
überwiegenden Anzahl der Fälle schrumpft die prosodische
Länge unter dem Einfluss des vocalischen Anlautes zur Kürze
zusammen (Lopa ptot' evveite-TiXayyßr, eitel), nur in einigen wenigen
Fällen, die an anderer Stelle verzeichnet und untersucht werden
müssen, erhält sich die Länge. An diesen Verkürzungen parti-